Cubiculum | Gäste
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Es war eine sehr lange Nacht geworden. Kaum hatte sie im bett gelegen und war engeschlafen, wurde sie auch schon wieder wach. Ihr Rücken tat ihr weh und sie konnte kaum liegen bleiben. An ein Einschlafen war nicht zu denken. Also war sie aufgestanden, hatte sich etwas übergezogen und war dann barfuß durch die Gänge gelaufen. Die Rückenschmerzen waren fort, aber sie konnte nicht einschlafen. Also suchte sie ein Plätzchen wo sie sich hinsetzen konnte. Sie fühlte sich schlecht. Also machte sie sich wieder auf zurück in ihr Bett wo sie vor Müdigkeit irgendwann wirklich wieder einschlief.
Doch auch dieser Schlaf fand irgendwann sein Ende. Sogar ziemlich jäh als Schmerzen sie aus den Träumen rissen. Sie brauchte nicht lang um zu verstehen was wohl geschah und so ließ sie, wie Marga es gesagt hatte, nach einem Arzt rufen und sämtliche Leute aus dem Zimmer verbannen. Marga hatte gesagt, das sie Ruhe brauche wenn es soweit ist...
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Die ganze Nacht war unruhig, einiges hatte ich mitbekommen, vieles nicht...... ich merkte, wie Venusia immer wieder wach wurde, fragte sie, doch sie tat es immer wieder ab.....
Dass sie aufstand und durch die Gänge wandelte, wieder zurückkam und weiterschlief hatte ich gar nicht mitbekommen, zu tief war mein Schlaf.
Doch dann, früh Morgens wurde ich plötzlich aus dem Bett verbannt und auch aus dem Cubuculum. Noch verdutzt stand ich vor der Türe, bis ich endlich begriff, was da eigentlich vor sich ging..... doch man liess mich nicht mehr ein.
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In einer römischen Villa blieb nichts lange verborgen. Schon gar nicht in dieser. So hatte auch ich nach kurzer Zeit erfahren, was hier vor sich ging.
Natürlich war ich schlagartig hellwach gewesen, die letzte Geburt, die ich mitverfolgt hatte, war schließlich Jahre her und ein solches Ereignis zu verschlafen wäre sträflich gewesen. Allein weil Venusia - oder zumindest ihr Gatte - moralische Unterstützung brauchten, jawohl
Die Sklavin, welche mich über die Geburt informiert hatte, hatte ich umgehend weiter zu Corvus geschickt, welcher ebenfalls in Kenntnis gesetzt werden sollte. Anschließend warf ich mich flink in eine schlichte Tunika, ließ die Haare offen wie sie waren und tappste mit patschenden Lauten, verursacht durch nackte Füße, durch die Gänge zum einzigen derzeit besetzten Gästecubiculum. Vor der Tür entdeckte ich bereits den werdenden Vater, der wohl aus dem Raum verbannt worden war.
"Decimus Magnus.", sprach ich ihn an. "Wann ist es denn los gegangen? Braucht ihr etwas? Soll ich etwas tun? Etwas holen lassen? Oh Iuno, das ist so aufregend."
Fast könnte man meinen, es sei mein Kind, das in dieser Nacht zur Welt kommen sollte, so hibbelig war ich -
Noch immer vedutzt drehte ich mich um....
"ähm.... ja..... nein.....ch glaube...... was weiss ich..... grade habe ich noch geschlafen, jetzt schickt sie mich nach draussen..... ich muss doch bei ihr sein?!"
Ein Mann, ein Römer, ein ehemaliger Kommandant einer militärischen Einheit, doch all dies half nichts, im Angesicht eines solchen Momentes war wohl der stärkste Mann nur noch ein Häufchen Elend
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Marga hatte ihr so viel über alles erzählt, wie sie sich verhalten sollte, was sich machen sollte und beachten und so vieles mehr, doch all die Worte, die guten Ratschläge halfen nur wenig. Der Arzt wuselte um sie herum, gab Anweisungen und wuselte wieder und nahm ihr die von Marga vielgepriesene Ruhe. 'Kind, du brauchst Ruhe. UNruhe schadet mehr denn das sie hilft. Sorge dafür.' Das Problem war nur, dass sie dafür nicht einmal wirklich Zeit hatte. Auch hatte Marga irgendwie vergessen zu sagen, dass die Wehen sich auch nicht an Regeln halten und eher das machen worauf sie Lust haben. Die alte Frau hatte sie als harmlos beschrieben, nicht wirklich schlimm. Sie nahm sich vor Marga in ihrem nächsten Brief auf diesen kleinen Fehler hinzuweisen. Oder sie wollte Venusia vielleicht nur beruhigen und ließ sie nun so ins offene Messser laufen. Irgendwie auch ein wenig ungerecht. Alles in allem war schon der Anfang eine sehr unangenehme Sache und das Ende schwer abzuschätzen. Wie sehr sie das jetzt schon anstrengte konnte man auch vor der Tür hören und man musste nicht einmal wirklich deutlich hinhören.
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Ich lächelte Magnus aufmunternd zu. Würde sicher nicht soooo schlimm werden...
...dachte ich zumindest, bis wenige Sekunden später ächzende und stöhnende Laute aus dem Cubiculum drangen. Umgehend gefror mein Lächeln. Bei allen Göttern, das klang ja furchtbar. Wie musste die arme Venusia leiden und das nur, um ein Kind auf die Welt zu bringen... ob das die ganze Zeit so bleiben würde? Ich schluckte.
Allerlei Gedanken im Kopf fiel mein Blick schließlich wieder auf den werdenden Vater.
"Du! Du hast ihr das angetan!", zischte ich, wie verwandelt und schüttelte den Kopf.
Männer... nur weil sie ihre Erben haben wollten, mussten seit Jahrtausenden Frauen die Schmerzen einer Geburt über sich ergehen lassen. Es war so ungerecht.
Um mich ein wenig zu beruhigen ging ich auf und ab, zunächst noch leise vor mich hin brummelnd. -
Noch mehr verdutzt sah ich Aelia an...... was ich? natürlich ich? wer denn sonst?
Aber so eine reaktion würde ich mir von meiner Frau erwarten, die in den Schmerzen liegt, aber von ihrer Freundin, die hier genauso unnütz zu sein scheint, wie ich mir selbst vorkam......
Doch ich sagte nichts...... versuchte nur, mich ein wenig abzulenken und ging auch auf und ab..... mehr oder weniger in aelias 'fussstapfen'.
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Das Gewusel um sie herum nahm etwas ab. Scheinbar war nun alles vorbereitet was so gebraucht wurde. dass sie von vor der Tür gedanklich "unterstützt" wurde, das wusste sie nicht und ging auch eigentlich nicht davon aus. Sie war eher der Meinung, dass man sich anders die Zeit vertrieb. Aber all zu viele Gedanken konnte sie sich darüber nicht machen. Sie hat mit sich um dem Kommenden genug zu tun und schnell waren die Gedanken wieder im hier und jetzt und ihren Aufgaben. Zuhören, machen was gesagt wurde und nicht all zu viele Flüche in den ihr bekannten Sprachen von sich geben. Das erforderte schon eines wenn man es genau nahm und die Gedanken an den "bösen" Brief an Marga, die ihr so viele Dinge nicht gesagt hatte egal aus welchen Gründen. Die alte Frau würde sich einiges anhören dürfen oder durchlesen dürfen. Doch diese Gedanken wurden wieder unterbrochen und sie versuchte wie ihr gesagt wurde das mit ruhigen atmen zu überstehen...Manche Leute hatten wirklich leicht reden wenn sie das nicht mitmachten, ging es ihr danach wieder durch den Kopf.
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Die Wanderschaft dauerte nicht allzu lange. Vielleicht der Abstand zwischen einer Wehe, dann blieb ich wieder stehen - und starrte Magnus verwundert an.
"Findest du das witzig?", scharrte ich. "Deine Frau liegt da drin in den Wehen um DEIN Kind zur Welt zu bringen und du machst dir einen Spaß daraus, mich nachzuäffen? Männer!"
Auf die Idee, dass der arme Kerl natürlich selbst nervös war und keineswegs in der Absicht, mich zu karikieren hinter mir herging, kam ich freilich nicht.
"Und Corvus lässt sich natürlich auch nicht blicken... wenn ICH mal schwanger bin, versteckt er sich sicher auch hinter seinem Schreibtisch! Argh!"
Erneut leise grummelnd setzte ich die Wanderschaft fort
"Männer!", wiederholte ich. "IHR solltet die Kinder kriegen, ihr seid ja schließlich auch die, die so scharf auf Erben sind. Was haben wir schon davon? Nichts als Arbeit und Schmerz. Grummelmurmelzeter..." -
Es war wohl müssig auf all das zu antworten und schön langsam wurde ich auch wieder wach und war dann auch bei klarem Verstand.
Man würde mich ohnehin nicht einlassen und dieses Gezeter hier musste ich mir auch nicht anhören.
Von daher winkte mich nur ab, machte am Absatz kehrt und ging. Während dessen sagte ich nur "Gut, dann sagt mir einfach Bescheid, wenn es einen Erben gibt!"
So ging ich den Gang entlang, Richtung Atrium.....
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Zum Glück bekam sie von der Unterhaltung vor der Tür nichts mit, sie hätte mit Sicherheit ihre eigene Meinung gehabt
Vielleicht auch zum Glück, man wusste ja nie, war sie mit anderen Dingen so beschäftigt, dass sie sich nicht einmal Gedanken darüber machen konnte ob noch immer jemand vor der Tür war oder nicht. Die Wehen waren immer stärker geworden und kamen in immer kürzeren Abständen. Erneut breitete sich Betriebsamkeit aus. Der Arzt flitzte umher, die Hebamme ebenso und man fing nun an warmes Wasser herbeischaffen zu lassen und sämtliche Vorbereitungen zu Treffen, die man in froher Erwartung der baldigen Geburt eines Kindes so an den Tag legte. Immer wieder ermunterten sie die Frauen im Raum, sprachen ihr Mut zu, kühlten ihr die von den Anstrengungen schwitzige Stirn, liefen dann wieder fort um endlich das Kind in dieser Welt zu begrüßen.... -
Dass Magnus mittlerweile die Flucht ergriffen hatte, ging gänzlich an mir vorüber. Ich brummelte, grummelte und fluchte weiter - man merkte wohl doch noch, dass ich eine Tochter von Plebejern aus Rom war, egal wie kultiviert ich mich sonst zu geben bemühte
Viel mehr beschäftigte ich mich auch mit den Geräuschen, die aus dem Cubiculum kamen. Arme Venusia... so ging ich zwischen meinen Verwünschungen zu Stoßgebeten an Iuno über. Konnte ja nicht schaden...
Indes fiel mein umherschweifender Blick auf die unzähligen Wandmalereien, bzw. die Hieroglyphen, welche Wände und Säulen überall in der Regia zierten. Ein paar der Symbole kannte ich mittlerweile sogar, wenngleich ich diese sonderbare Sprache niemals lernen würde.
"Isis... hm... ", murmelte ich, als ich das Symbol für die Muttergottheit der Ägypter erkannte. Wir waren in Ägypten... vielleicht betete man bei solchen Gelegenheiten besser zu ihr? Unter Römern war sie schließlich ebenfalls sehr verbreitet... -
Die Sonne hatte ihren Zenit schon längst überschritten, als Iuno, die Göttin der Ehe und der Geburten, sich auch zu dieser Niederkunft bequemte. Oh ja, sie war vielbeschäftigt. Die Frühlingsgefühle des letzten Jahres hinterließen nicht nur bei der Gebärenden hier sondern auch bei vielen, vielen, vielen anderen Frauen ihre Spuren.
Dass der werte Herr Papa nicht zugegen war, verwunderte Iuno keinesfalls. Männer waren bei Geburten ohnehin nur hinderlich. Doch vielleicht war es schade, denn so verpasste er die Geburt seiner Tochter. Und die des zweiten Kindes, das gleich danach sein Recht auf das Licht der Welt einforderte.
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Es dauerte noch eine ganze Weile bis sie ihr Kind zur Welt gebracht hatte und man draußen vor der Tür das Schreien eines Kindes vernehmen konnte. Laut und kräftig so wie es sein sollte. Alle waren froh, das nun hinter sich zu haben. Vor allem natürlich die frisch gebackene Mutter, die sich etwas Ruhe erhofft hatte. Doch weit gefehlt. Die Schmerzen waren nur für einen kurzen Moment verschwunden und schlugen mit voller Wucht erneut zu. Unschhlüssige Blicke der anwesenden Frauen und des Arztes verrieten einen Moment Verwunderung und Erstaunen, was sich jedoch relativ schnell änderte und erneut rege Geschäftigkeit ausbrach. Man eröffnete Venusia, dass es ein zweites Kind geben würde und es brauchte einen Moment bis sie das verstanden hatte. Eine Hebamme erklärte ihr kurz, dass sie das erste Kind dem Vater bringen würde und gleich wieder da sein würde. So ging sie vor die Tür, sah sich um, fand nur Aelia davor, drückte ihr das in Tücher eingewickelte und gesäuberte Kind in den Arm mit den Worten es zum Vater zu bringen, welcher noch eine Überraschung erleben würde und vielleicht wieder zurückkommen sollte. So ließ man dann die Herrin des Hauses stehen, schloß die Tür und kümmerte sich weiter um die arme Venusia im Zimmer.
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Erleichtert war ich stehen geblieben, als die Schreie des Neugeborenen nach Außen drangen. Die Erleichterung wich, als ich plötzlich jenes Neugeborene in Händen hielt. Mehr als unbeholfen, wie ich ergänzen muss.
"Bei allen Göttern...", murmelte ich, das unbeholfen mit den Armen wedelnde Wesen betrachtend. Ich hatte zwar zahlreiche jüngere Geschwister, allerdings hatte ich die, als sie frisch geboren waren, niemals auf den Arm nehmen dürfen. Aus gutem Grund, vermutlich. Sollte ich jemals schwanger werden, würde ich wohl einen Kurs besuchen müssen.
"Nie ist Magnus da, wenn man ihn mal brauchen könnte... [SIZE=7]Himmelherrgottsakra[/SIZE]..."
Da ich es unpassend fand, in Gegenwart des Babys lauthals zu fluchen, reduzierte ich die Lautstärke auf ein absolutes Minimum.
"Ich weiß ja nichtmal, wo der hin ist."
Die verholen grinsenden Sklaven, die sich versammelt hatten, schickte ich daher sogleich auf die Suche nach dem Vater... -
.... den sie auch fanden und sogleich auch wieder, mehr oder weniger, herschleppten.
"Ist es endlich soweit...." stammelte ich, als ich Aelia mit dem Bündel in Händen sah "..... ist es ein Junge?"
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Heilfroh, nun dem richtigen Adressaten das Kind in die Arme drücken zu können, tat ich selbiges umgehend.
"Ein Junge? Äh..."
In der ganzen Hektik hatte ich das gar nicht mitbekommen. Oder hatte die Hebamme nichts gesagt? Ich wusste es nicht mehr.
"Keine Ahnung... äh... aber, die Dingens... Heb... die Frau hat gemeint, es gäbe noch eine Überraschung."
Hilflos zuckte ich mit den Schultern. -
So stand ich dann, dieses Bündel in der Hand...... wie konnte man nur von einem Mann erwarten, dass er wissen sollte, wie man damit umgeht..... und versuchte, es so vorsichtig, wie möglich so hinzudrehen, dass man erkennen konnte, was es ist, doch irgendwie war dies für mich unmöglich, zusehr hatte ich damit zu tun, vorsichtig zu sein und die Stofftücher taten ihren Teil dazu, dass man erst recht nichts erkennen konnte.
So begnügte ich mich damit, dem kleinen Wesen ins gesichtchen zu blicken und da wurde es mir klar..... diese Augen, sie sahen mich an, wie die Mutter und so musste es ein Mädchen sein, es konnte gar nicht anders sein.
Doch just in diesem Moment war es auch egal, ob Man(n) da einen Nachfolger in Händen hielt, oder eine Tochter..... es war egal, denn es war mein Kind, MEINES, ICH war der VATER!Ein unbeschreibliches Glücksgefühl, dass mit Nichts auf der ganzen Welt zu vergleichen war....
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Ein wenig um die Erlösung und die erhoffte Erholung betrogen, fühlte sie sich ja schon. Was hatte man ihr alles vesprochen wenn das durchgestanden war und nun. Nichts davon war eingetreten...Ganz im Gegenteil. Es ging munter weiter. Dieses Mal ging es wesentlich schneller als beim ersten Kind, sodaß die Anstrengungen noch groß waren, aber nicht mehr so langwierig und die eigentlich erschöpfte frischgebackene Mutter noch ihre restlichen Kräfte mobilisieren konnte und auch dem zwieten Kind den Weg auf die Welt bahnen konnte...
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