Nachrichten aus dem Osten

  • Im Hafenbecken legten zwei Schiffe an, aus Syria kommend. Während des Krieges war dies schon häufig passiert, doch diesmal eilten gleich nach dem Anlegen mehrere Boten von Bord. Offenbar waren sie keine Soldaten der Flotte, sondern ließen sich rasch den Weg zum Hauptquartier erklären, um sich dort vom Praefectus Classis empfangen zu lassen. Die Nachricht vom Tod des Kaisers erreichte Italia. Auch nach Ostia und zum zweiten italienischen Flottenstützpunkt in Ravenna waren noch Schiffe unterwegs.

  • Natürlich wurde den Männern der Weg zum Hauptquartier sofort erklärt, denn die meisten Nachrichten waren über die Flotte aus Ravenna nach Misenum gelangt. Andere Boten bedeutete äusserst wichtige Nachrichten. Gerüchte fingen an die Runde zu machen, denn Auskunft über ihren Auftrag erteilten oder gar über ihre Nachricht, erteilten die Boten nicht.


    Auf dem Stützpunkt angelangt, liess sich der zuständige Bote auf dem schnellsten Weg zum Praefectus bringen. Dieser war in seinem Officium anzutreffen und dort wurde die Schreckensnachricht dann überbracht.

  • Narrator:


    Ein solcher Bote brachte Unruhe in die Flotte. Zuviele Männer hatten sein Erscheinen bemerkt und Gerüchte machten die Runde. Einzelne Männer versuchten schon bald darauf zu desertieren, andere zeigten ihr wahres Gesicht und machten mit allerlei Greuelgeschichten Stimmung gegen das Imperium und wieder andere stritten sich darum, ob man nun auf Rom marschieren werde oder nicht.


    Eines war klar, der Kaiser musste tot sein, sonst wäre wie früher auch schon, ein Bote der Flotte aus Ravenna angekommen.

  • Der-immer-noch-Probatus Quintius Crispinus:


    Wenigstens durfte er die Probatio wiederholen. Er war noch so betrunken gewesen, dass er knapp an den Normen der Flotte gescheitert war, so knapp immerhin, dass er eine zweite Möglichkeit bekam. Er könnte auch niemals so zu seiner familia zurückkehren. Erst wählt er die Flotte, weil er es bei der Legion eh nicht geschafft hätte, dann fällt auch da durch. Seine Brüder würden ihn verlachen und seine Mutter erst - nein das würde nicht gehen.


    In diesen Gedanken kam er zu einem Gespräch einiger Nautae mit einem Optio oder so etwas ähnlichem dazu.


    ...was soll es denn sonst bedeuten? Etwa, dass der Imperator ein paar Blumen gepflückt hat?


    Zieh doch nicht immer alles ins lächerliche Nauta! Es kann vieles bedeuten und nur weil die Ruderer aus Syrien kamen heißt es nicht dass auch das Schiff..


    Ach rede doch nicht immer alles runter, wir sitzen in der kacke, der Iulianus ist tot, wir sind mit den Vollidioten aus Ravenna die einzige Einheit in Italia und bald marschieren einige Legionen nach Roma, um ihren eigenen Legaten zum Imperator zu machen. Das ist da einzig realistische.


    Rede Du hier mal nicht von realistisch. Wir wissen nichts.


    Ich frage noch einmal - was soll es denn sonst bedeuten. Zuerst ein geheimnisvoller Bote aus Ravenna und dann dieser... Ich bin mir sicher, der Kaiser ist tot. Jetzt kommts drauf an.


    Da schaltete sich der Quintier ein:


    Hört mal Kameraden. Was ist denn eigentlich mit dem Cäsar diesem Valerianus. Der wird doch sicherlich zum Imperator ernannt sein, oder?


    Ach Valerianus, das ist doch auch so ein verweichlichter Mistkerl. Was könnte der schon bringen. Also ich glaube wir laufen direkt in einen Bürgerkrieg. Und gegen andere Römer kämpfen, das werde ich jedenfalls nicht.


    Das klang vernünftig für den Quintier - er war in die flotte gekommen, um Rom zu schützen, nicht um Römer abzuschlachten. Man müsste etwas tun. Desertieren? Vielleicht, oder auch einfach die Probatio nicht wiederholen. Egal, was die anderen sagten. Er könnte sich ja eine Geschichte ausdenken, warum nicht..? Und ein Plan nahm Gestalt an.

  • Der subversive immer-noch-Probatus Quintius Crispinus:


    Der Plan, auch wenn er nicht allzu perfide war, gefiel ihm. Er suchte den ihm ergebenen Egnatius Pulpo, er fand ihn als dieser gerade versuchte das Bogenschießen zu üben, damit er die nächste Probatio bestehe...


    Hey, Pulpo - hast Du schon gehört der Kaiser ist tot. Als nächstes geht es der Flotte an den Kragen.


    Was? Der Kaiser? Vergöttlichter Augustus steh uns bei!


    Wir werden wohl gegen Rom ziehen und gegen die Legionen eines Usurpators kämpfen müssen - wir gegen LEGIONEN!


    Oh nein. Bist Du sicher? Komm zur Flotte, haben sie gesagt, da erlebst Du was, haben sie gesagt.


    Merkst Du denn eigentlich was los ist? Da werden wir hingeschlachtet. Na immerhin sind wir ja durch die Probatio gefallen, da können wir jetzt ja eigentlich auch gehen.


    Das ist doch Desertation?


    Wer hat Dir denn sowas ins Hirn geschissen, dieser Pisser von Lippenfisch, oder sein stuhlfurzender Beamtenoptio? Kapiers doch - wenn wir gegen eine Legion marschieren sterben wir - alle!


    Pulpo wirkte etwas eingeschüchtert, so dass der Quintier fühlte, dass die Taktik gut war:


    Also, was ist jetzt willst Du hier weiter üben, oder gehen wir einen Trinken.


    Da konnte Pulpo kaum nein sagen und sie gingen in eine Kaschemme in der Stadt - wo der Quintier hoffte, dass dem Egnatier nicht nur Wein sondern auch Gerüchte eingeträufelt würden, auf dass er mit ihm desertieren, äh den Dienst quittieren würde. Sie mussten aber zuerst das Lager verlassen und taten dies am Haupttor.

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