atrium | Alles angetreten!

  • Siv verzog das Gesicht, als sie Matho nun an Sertorio herummeckern hörte. Hatte er an allem und jedem etwas auszusetzen? Außerdem er hatte immer noch nicht gesagt, was er überhaupt wollte – aber darauf mussten sie nicht mehr lange warten. Ein Hausputz, von oben bis unten offenbar. Die Germanin unterdrückte ein Stöhnen und zuckte stattdessen mit den Achseln. Meinetwegen, dachte sie etwas säuerlich. Putzten sie eben das ganze Haus, nur weil irgendjemand etwas in eine Ecke geworfen hatte, in die außer Matho niemand sah – wie der Zustand des Brots bewies. Aber dass Römer eine etwas andere Auffassung davon hatten, wann etwas wirklich sauber war, das hatte sie schon in ihren ersten Tagen hier gelernt. Die Germanin beobachtete Matho, wie auf und ab schritt wie ein Krieger vor seiner Truppe. Wäre sie weniger trotzig veranlagt gewesen, hätte der Maiordomus in diesem Moment einen beeindruckenden und vielleicht sogar furchteinflößenden Eindruck auf sie gemacht, aber Siv ließ sich selten von solchem Gehabe beeindrucken, jedenfalls nicht dann, wenn sie glaubte im Recht zu sein.


    Allerdings musste sogar sie den Kopf schütteln, als sie sah, was im Atrium vor sich ging. Wäre Matho nicht Matho, hätte sie fast Mitleid mit ihm haben können. Sertorio motzte den Maiordomus an, Dhina begann hinter Rollo herzujagen, Hektor brummelte irgendetwas vor sich hin und sogar Tilla schien vor Matho keinen Respekt zu empfinden – sie schnappte sich das Stück Brot und zerbröselte es über dem Wasserbecken. Und im nächsten Augenblick stolperte Dhina, die immer noch hinter Rollo herjagte, über Tilla und landete im Wasserbecken. Und mit ihr Sophia, die das Unheil hatte kommen sehen und hinzugesprungen war, um Dhina noch festzuhalten – aber wie meistens beim Soffchen hatte sie zwar nur die besten Absichten im Sinn, und dennoch ging es schief. Tropfnass kletterten die beiden Sklavinnen wieder aus dem Wasser heraus und standen triefend herum. Und Siv konnte nicht anders als lachen. Es hatte einfach zu komisch ausgesehen, wie Dhina noch einen Moment schwankend und mit rudernden Armen am Beckenrand gestanden hatte, Sophia dazu kam und sie an der Tunika packte, einen Moment beide in der Luft zu schweben schienen und sie schließlich beide fielen. Siv musste so sehr lachen, dass ihr die Tränen kamen.

  • Langsam und langsam wurde das Wasser ruhiger und näherkommende Schritte lauter. Vielleicht kam die fehlende Person, die zur Sklavengemeinschaft noch dazu. Komisch, sonst war Cadhla bei fast überall mit dabei. Tilla wurde von irgendetwas hartem getroffen, bekam einen Stoß an den Kopf und einige weitere Stöße ab. Platsch! Die gestoßenen Stellen auf ihrer Haut reibend entdeckte sie Dina im Wasser. Nanu? Was machte sie denn da drinnen? Es machte noch einmal Platsch!! und Sofia war bei Dina im Wasser. Tilla rutschte beiseite, um ihnen Platz zu machen, rührte keinen Finger im Gegensatz zum Strandabenteuer. Das war auch etwas anderes gewesen. Im Becken war keine Gefahr zu sehen.


    Beim Klang des Gelächters welches an ihr Ohr drang, drehte sie sich um, musterte die fremde Sklavin Fhionn und Siv inmitten der Sklavengruppe. Die lachten, aber worüber? Bei Tilla bildete sich der Eindruck, dass sie nicht mehr wusste was in den letzten Minuten geschehen war. Das Beobachten des Wasser hatte sie vollends eingenommen. Sie rappelte sich auf, bemerkte, dass ihre Beine zitterten. Blöde Schwäche. Tilla strich über ihre von Tropfen eingenässte Tunika, strich die Falten heraus. Matho hatte gesagt was demnächst anstand und gut war es. Außerdem war sie sowieso gerade dabei mit Dina das Bad gründlich zu reinigen.


    Letzterer warf sie einen Blick zu, zuckte mit den Schultern und steuerte den Gang an, der zurück zum Bad führte. Die Beule am Kopf tat weh. Bei jedem Schritt spürte sie ihr Amulett am schwarzen Lederband hängend gegen die Schulterknochen schlagen. Seltsamerweise war es heiss. Danke für deine Krümel-Spende. hallte es durch ihren Kopf. Das Mädchen holte es unter ihrer Tunika heraus, umfasste es und drehte sich um. Wasser kann auch sauber machen. In einem Aufguss. meinte der kleine Mann im Ohr. Ja, dann geht es ganz schnell, wenn hier schon sauber ist. Im größten Raum. erwiderte sie ihm in Gedanken. Im impluviuum erhöhte sich der Wasserstand. Das Wasser trat über den Rand. Fasziniert sah Tilla dem steten Vorankommen des Wassers über den Boden zu. Wackelte mit den Zehen, als es ihre Füße erreichte. Und die der anderen Sklaven...

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    Was in den folgenden Minuten passieren sollte, war nicht Mathos Schuld. Zumindest redete er sich das recht erfolgreich ein. Vielmehr waren es jene Sklaven, die weniger bevorteilt waren was die Intelligenz betraf. Die waren es, welche die Sauerei veranstalteten. Zunächst aber nickte Matho nur beflissentlich, als der Bärtige seine Frage stellte. Vielleicht hatte er geglaubt, Matho hätte es nicht gehört. Da hatte er sich allerdings verschätzt. "Genau so ist es", bestätigte er nämlich. "Diese Lotterei hat jetzt ein Ende. Wer sagt uns, dass solcher Unrat nicht im ganzen Hause verteilt ist? Niemand. Außerdem hat die villa ohnehin wieder einen Routinefrühjahrsputz nötig."


    Als ausgerechnet das kleine, stumme Mädchen vortrat und sich des Problems aufgenblicklich annahm, traute Matho seinen Augen nicht, nickte hernach aber wohlwollend. "Seht ihr, genau so sollte...." Er verstummte, als Tilla die Krümel im impluvium versenkte und starrte sie mit offenem Mund an. So eine Dreistigkeit! "Bist du von allen Göttern verlassen!?" fuhr er sie an und zeterte sogleich weiter in einer Manier, die hier besser nicht aufgezeigt wird. Unterbrochen wurde die Litanei nur von Dina, die an Tilla vorbeisegelte und ein Bad im Wasserbecken nahm. Mathos Gesicht hatte nun die Farbe eines überreifen Granatapfels angenommen. Ihm bleib nicht einmal mehr Luft zum Schimpfen. Man hätte es vermutlich ohnehin nicht vernommen bei all dem nun vorherrschenden Gelächter im atrium. Wütend wandte sich Matho um und stapfte eine Runde um die Statue des Aurelius Crassus herum, um wieder ruhiger zu werden.


    "Saubande, elende!" rief er dann. "Zwei Tage. Wenn ihr meint, ihr müsstet sie SO verplempern, gut. Aber Mars sei euch gnädig, wenn übermorgen die villa nicht strahlt wie ein Edelstein!" Und damit rauschte er von dannen.

  • Sertorio schaue genervt auf das Theater. Aua. Kindergartn, blöder. Er nickt Alexandros, Brix un' Saba zu un' macht'ne Handbewegung. "
    Kommtschon, ihr Affn, nu' die Sonne bewegt sich vo' alleine."

  • War´s das jetzt? Können wir jetzt endlich wieder geh´n? Dann fang doch schon ma an, wollte ich Matho noch hinterher rufen. Aber das ließ ich doch lieber! War wahrscheinlich gesünder!
    Sertorio, Brix, Saba und der schöne Alexandros würg macht´n sich schon aus´m Staub.
    "Ja wisst ihr, ich fang dann schon ma an, bei Ursus." Und tschüss!

  • Dem Schauspiel, welches uns Dhina und ihr unsichtbarer Freund bot, konnte ich nur staunend folgen. So bemerkte ich erst gar nicht, dass Tilla sich aus unserer Reihe löste und auf Matho zu ging. Tilla? … was wollte sie denn bei Matho? Kurze Zeit später war ich wohl genauso fassungslos wie er und mein Mund stand weit offen, als die Geschehnisse sich regelrecht überschlugen. Sie kann doch nicht einfach das Brot vor seinen Augen ins impluvium bröseln???!!! … und Dhina? … ups … und Soffchen auch noch … uuuups … . Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete ich Matho und rechnete fest damit, dass er jeden Augenblick explodieren würde wie einst der Vesuv


    Aber - Matho blieb erstaunlich gefasst und ruhig. … Respekt! … Ich verzichtete auf weitere Kommentare und verkniff mir auch das Lachen. Dhina und Soffchen boten zwar wirklich ein lustiges Bild, aber viel eher machte ich mir ernsthaft Sorgen um Tilla. Vor ein paar Tagen noch phantasierte sie ständig was von Möwen … eben die Aktion mit dem Brot … sie wirkte völlig abwesend … was, wenn Matho sie dafür bestrafen ließ! … und überhaupt, wo war sie jetzt schon wieder?? …


    Während sich die Versammlung langsam auflöste blickte ich mich suchend nach dem Mädchen um. "Tilla? … habt ihr Tilla gesehen? … wo ist sie denn? … Fragte ich die umstehenden Sklaven, doch die schienen alle im Moment nur an eines zu denken … schnell weg, bevor Matho zurück kommt.


    …platschiplatschiplatsch…


    Ich spürte, wie es plötzlich nass zwischen meinen Zehen hindurch lief. Ein Blick nach unten genügte auch schon um zu sehen, dass das Wasser im Becken langsam anstieg und über den Rand trat. "Was ist denn das …?" Ich trat auf der Stelle und blickte mich nach allen Seiten um. Da entdeckte ich Tilla, die gerade von irgendwo her zurück ins atrium kam. "TILLA!!! … was sollte das eben mit dem Brot werden? … und hier das Wasser?! … warst du das? … sag mal, willst du das atrium fluten?", schimpfte ich ungewollt und wirkte doch gleichzeitig sehr besorgt um sie. ... was ist denn nur los mit ihr? ...

  • Siv starrte Matho hinterher und wusste nicht so ganz, ob sie weiter lachen oder sich über ihn ärgern sollte. Sie waren dauernd dabei, das Haus zu putzen – jetzt sollten sie die nächsten zwei Tage alles blitzblank kriegen? Wenn ihnen die ganze Zeit Römer zwischen den Beinen herumliefen und alles sofort wieder, nun ja, wenn schon nicht dreckig machen, so doch gebraucht aussehen lassen würden? Das konnte nichts anderes als Ärger geben, wenn die zwei Tage vorbei waren – aber darauf legte Matho es vermutlich ohnehin an, so wie sie ihn einschätzte. Und ihre üblichen Aufgaben würden deswegen auch kaum ruhen, die Römer wollten immerhin trotzdem weiter bedient werden, ihr Essen bekommen, ihre Wäsche, und was sonst noch so anfiel… Oh ja, und Corvinus würde begeistert sein, wenn sie den Garten vernachlässigte. Sie hatte inzwischen gemerkt, dass er ihn nicht nur mochte, sondern dass die verschiedenen Pflanzen aus aller Herren Länder seine Passion waren und der Garten sein Schmuckstück. Das war einer der wenigen Dinge, bei denen er keinen Spaß verstand – wenn sie nicht wusste, wie sie mit die Pflanzen aus den südlichen Ländern pflegen sollte, war das eine Sache, aber wenn er mitbekam, dass sie den Garten bewusst vernachlässigte, aus welchen Gründen auch immer, würde seine Nachlässigkeit ihr gegenüber vermutlich ein Ende haben. Ganz davon abgesehen sah sie auch gar nicht ein, ihre Zeit im Garten kürzen zu müssen, nur weil Matho offenbar von einem wilden Eber gebissen worden war.


    Immer noch schwankend zwischen einem Lachen ob all des Aufruhrs im Atrium und Verstimmung wegen Mathos Gehabe, betrachtete sie, wie die meisten der übrigen Sklaven sich einer nach dem anderen aus dem Staub machten – auch Dina und Soffchen, um sich umzuziehen –, als sie auf einmal spürte, wie ihre Füße nass wurden. Was… Stirnrunzelnd sah sie nach unten und bemerkte, dass Wasser um ihre Zehen spielte. Ein weiterer Blick zeigte, dass das Impluvium gerade überlief. Hektor sprach Tilla darauf an, und Sivs Augenbrauen wanderten nach oben. Tilla? Was sollte Tilla damit zu tun haben? Sie schüttelte kurz den Kopf. "Lass sehen – Wasser, im Wasser. Da muss was sein." Ohne weiter zu zögern, watete die Germanin in das kalte Wasser hinein, bückte sich und fuhr mit ihren Händen darin herum, um zu herauszufinden, was den seitlich angelegten Abfluss verstopfte – und tatsächlich, sowohl die Brotkrümel als auch eine Sandale – Siv vermutete, eine von Soffchen, einfach weil es immer das Soffchen war, wenn etwas schief ging – steckten fest und verhinderten, dass der von oben hereinfallende Regen abfließen konnte, sobald der Stand im Becken eine gewisse Höhe erreicht hatte. Triumphierend hielt sie den Übeltäter hoch, während sie wieder herausgewatet kam. "Da. Und ich mache Atrium sauber. Alle andere ja weg."

  • Siehst du, wir helfen dir. sprach der kleine Mann im Ohr. Tilla nickte bloß, sah dem Wasser zu, welches noch mehr Füße erreichte, die jedoch das atrium verliessen. Sie sah nicht nach wem die Füße gehörten, verfolgte mit bis wohin und wie weit das Wasser floß. Immer noch umfasste sie das warme Amulett, ihren Tränenstein in Form eines Wassertropfens. Mathos Stimme drang kurzzeitig an ihr Ohr. Warum zeterte er denn? Sie arbeitete doch schon, machte wie von ihm verlangt, mit Hilfe des überquellenden Wassers das atrium blitzeblank und krümelfrei. Und noch ein Stückchen, dann steht der Boden unter Wasser. Ein Lächeln zierte ihr Gesicht. Ganz genau.. und dann seid ihr fertig! erwiderte sie stumm.


    Dann war Hektor bei ihr, nannte sie beim Namen. Sie löste ihren Blick vom voranströmenden Wasser, sah ihn blinzelnd an. Was sollte sie ihm 'sagen'? Würde er es denn verstehen? Tilla zog den Kopf ein und löste ihre Faust vom Amulett. Der kristallene Stein war nur noch lauwarm. Ich wollte doch nur.. fing sie an und liess die Hände wieder sinken. Hektor hatte es selbst gesagt. Fluten... mit Wasser. Keine Krümel mehr. Alles sauber. gebärdete sie, trat einen kleinen Schritt von Hektor weg. Sie glaubte wirklich, dass sie es war die die Überschwemmung verursacht hatte, dabei war lediglich eine verlorene Sandale von Sofia schuld. Tilla sah zu Boden, spürte wie das Wasser sich zurückzog und wieder wie gewohnt sich im impluviuum versammelte. Der kleine Mann im Ohr sagte nichts mehr, er war mucksmäuschenstill. Das stumme Mädchen ging vor Hektor in die Hocke, legte die Hände flach auf den Boden und stand wieder auf. Siehst du? Alles sauber! In einem Rutsch fertig. Tilla streckte lächelnd ihre feuchten Hände Hektor entgegen, ahnte nichts von seinen besorgten Gedanken.

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