Siv verzog das Gesicht, als sie Matho nun an Sertorio herummeckern hörte. Hatte er an allem und jedem etwas auszusetzen? Außerdem er hatte immer noch nicht gesagt, was er überhaupt wollte – aber darauf mussten sie nicht mehr lange warten. Ein Hausputz, von oben bis unten offenbar. Die Germanin unterdrückte ein Stöhnen und zuckte stattdessen mit den Achseln. Meinetwegen, dachte sie etwas säuerlich. Putzten sie eben das ganze Haus, nur weil irgendjemand etwas in eine Ecke geworfen hatte, in die außer Matho niemand sah – wie der Zustand des Brots bewies. Aber dass Römer eine etwas andere Auffassung davon hatten, wann etwas wirklich sauber war, das hatte sie schon in ihren ersten Tagen hier gelernt. Die Germanin beobachtete Matho, wie auf und ab schritt wie ein Krieger vor seiner Truppe. Wäre sie weniger trotzig veranlagt gewesen, hätte der Maiordomus in diesem Moment einen beeindruckenden und vielleicht sogar furchteinflößenden Eindruck auf sie gemacht, aber Siv ließ sich selten von solchem Gehabe beeindrucken, jedenfalls nicht dann, wenn sie glaubte im Recht zu sein.
Allerdings musste sogar sie den Kopf schütteln, als sie sah, was im Atrium vor sich ging. Wäre Matho nicht Matho, hätte sie fast Mitleid mit ihm haben können. Sertorio motzte den Maiordomus an, Dhina begann hinter Rollo herzujagen, Hektor brummelte irgendetwas vor sich hin und sogar Tilla schien vor Matho keinen Respekt zu empfinden – sie schnappte sich das Stück Brot und zerbröselte es über dem Wasserbecken. Und im nächsten Augenblick stolperte Dhina, die immer noch hinter Rollo herjagte, über Tilla und landete im Wasserbecken. Und mit ihr Sophia, die das Unheil hatte kommen sehen und hinzugesprungen war, um Dhina noch festzuhalten – aber wie meistens beim Soffchen hatte sie zwar nur die besten Absichten im Sinn, und dennoch ging es schief. Tropfnass kletterten die beiden Sklavinnen wieder aus dem Wasser heraus und standen triefend herum. Und Siv konnte nicht anders als lachen. Es hatte einfach zu komisch ausgesehen, wie Dhina noch einen Moment schwankend und mit rudernden Armen am Beckenrand gestanden hatte, Sophia dazu kam und sie an der Tunika packte, einen Moment beide in der Luft zu schweben schienen und sie schließlich beide fielen. Siv musste so sehr lachen, dass ihr die Tränen kamen.