Auf Kisten und Kasten

  • Es war eine angenehme Reise gewesen. Ich fahre gern mit dem Schiff, auch wenn es mal heftiger schaukelt. Diese Reise war aber alles andere als wellig. Eine ruhige, friedliche Überfahrt die ich in vollen Zügen genossen habe. Doch nun war sie vorbei und ich stand mit allerlei Kisten, Kasten und sonstigem Umzugsgut, einschliesslich Sklaven, an einem der Hafenbecken. Ein hispanisches Landei in einer der größten Städte der Welt!


    Der erste Eindruck war aber alles andere als großartig. Aegyptus empfing mich mit Hitze, Staub und Gestank, so wie mich Italia verabschiedet hatte. Scheinbar riechen alle Häfen des Imperiums gleich. Daran änderte die leichte Seebrise offensichtlich nicht viel. Trotzdem gefiel es mir. Nicht das ich den Gestank von fauligem Wasser, Fischen, Pesch, Öl, ranzigem Schweiss und sonstigem Unrat als anregend empfinden würde, doch hier begann ein neues Leben ... ein ganz anderes Leben, als ich es von Hispania gewohnt war.

  • Silanus bahnte sich mühsam seinen Weg durch die Menschenmassen, die sich am Hafengelände rund um Kisten, Fässer und die diversesten Verkaufsstände drängten. Er hatte mit seiner Cousine Varilia vereinbart, sie bei Ihrer Ankunft in Alexandria vom Hafen abzuholen, war jedoch nicht rechtzeitig aus dem Castellum gekommen und nun dementsprechend im Stress. Suchend blickte er in die Menge und ließ auch immer wieder seinen Blick auf die angelegten Schiffe schweifen. Irgendwo hier musste sie doch sein. Immer weiter schob er sich durch das Gedränge, bis es sich schließlich etwas auflockerte und er an einer freuen Stelle Varilia zwischen diversen Kisten erblickte. Schon von Weiten rief und winkte er ihr zu und wurde schneller. Bei ihr angekommen umarmte er sie.


    "Willkommen in Alexandria Varilia! Ich hoffe du hattest eine gute Überfahrt."

  • Erfreut sah ich Silanus. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und winkte heftig. Zum erstenmal sah ich ihn in der Uniform eines Tribuns. Das imponierte mir sehr, schießlich kannte ich ihn nur als kleinen Jungen. Jetzt war er ohne Zweifel ein erwachsener Mann.


    Seine Umarmung freute mich sehr. Sicher war er froh nicht alleine in einer fremden Stadt zu sein. Obwohl ... er konnte im Legionslager wohnen und da war er sicher nie alleine.


    "Ich freue mich so Dich zu sehen, Silanus. Die Überfahrt war schon fast zu gut. Keine hohen Wellen, kein Sturm und schon gar keine Piraten.", ich lächelte, "Ich bin nur etwas müde. Weil ich nicht viel geschlafen habe. So aufregend fand ich die Reise."


    Ermüdent war vor allem das ausladen der Umzugskisten, weil ich nicht wollte, das etwas abhanden kommt, schaute ich den Sklaven genau auf die Finger.


    "Du wohnst noch im Legionslager oder hast Du schon was gefunden, wo all das hier einen würdigen Platz bekommen kann?".


    Grinsend deutete ich mit einer eleganten Handbewegung auf die Berge von Kisten und Kasten.

  • Wie bestellt und nicht abgeholt wartete Lioba brav bei den Kisten mit den Kleidern der neuen Herrin. Dann traf ihr Herr ein. Strahlend sah er aus, auch wenn er nur Augen für seine Cousine hatte, fand Lioba, das er ein gutaussehender Mann ist. Aber solche Gedanken gehörten sich nicht für eine Sklavin. So achtete sie lieber darauf, das sich keine Diebe über den Hausrat der Gens Iunia hermachte.

  • Silanus lachte, als er den letzten Satz seiner Cousine hörte.


    "Nun ich würde das Haus eines Legionstribunen nicht unbedingt als unwürdigen Platz bezeichnen Cousinchen. Außer dem Kommandeur hat in einem Castellum kein anderer eine bessere oder annähernd vergleichbar annehmliche Wohnsituation wie die Stabsoffiziere. Aber dennoch habe ich etwas gefunden, dass dir bestimmt mehr zusagen wird, als ein Haus mitten in einem Legionslager."


    Der Blick des jungen Tribuns schweifte über die ganzen Kisten und Säcke, die seine Cousine aus Roma mitgebracht hatte. Auf dem ersten Blick konnte er schon erkennen, dass es weitaus mehr war, als er selbst bei seinem Umzug nach Alexandria aufweisen konnte. Plötzlich bemerkte Silanus ein neues Gesicht unter den restlichen Haussklaven, die mit Varilia nachgekommen waren. Neben einer der Kisten stand eine hübsche junge Sklavin, die er bisher noch nicht kannte. Fragend wandte er sich an seine Cousine.


    "Eine neue Sklavin? Gehört sie zu dir?"

  • Etwas erstaunt schaute ich meinen Vetter an, als er die Frage nach Lioba stellte.


    "Ich weis ja nicht WO Du sie gekauft hast. Jedenfalls gehört sie Dir, so sagte sie zumindest. Kann sein das Du beim kauf nicht so sehr auf ihr Gesicht geachtet hast."


    Breit grinsend wartete ich auf seine Reaktion. Vielleicht war sie auch nur eine blinde Passagierin die auf diese Weise nach Alexandria kam. Aber nein, wer ist schon so dumm und wird das als Sklavin tun.


    "Ihr Name ist Lioba und sie kommt aus Germanien. Sie machte bisher einen zuverlässigen Eindruck."

  • Natürlich bemerkte Lioba die Blicke die ihr zugedacht waren. Leise hörte sie auch ihren Namen. Was jedoch besprochen wurde, das konnte sie nicht hören. Hoffentlich nichts schlechtes.

  • Silanus sah seine Cousine etwas verwundert an. Danach wanderte sein Blick wieder zu der ihm unbekannten Sklavin. Er konnte sich beim besten willen nicht daran erinnern, dass er sie gekauft hatte. Aber vielleicht hatte sie der Maiordomus gekauft. Er hatte von Silanus vor kurzem ein kleines Budget für derartige Sklavenzukäufe bekommen. Wenn dem so war, dann hatte der Mann wirklich Geschmack. Das musste Silanus sich eingestehen. Wie dem auch war, es hatte keinen Sinn hier weiter herum zu stehen und die Zeit unnötig tot zu schlagen. Daher befahl Silanus den Sklaven die Kisten aufzunehmen und ging voraus.


    "Komm Varilia. Ich zeige dir unser neues Haus."

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