hortus | Schlaflos in Rom

  • Fhionn wollte einfach nur der Enge des servitriciuums entkommen. Sie konnte sowieso nicht schlafen. Noch immer war sie innerlich aufgewühlt und in einer gewissen Weise fassungslos. Der Tag, an dem ihr Dorf brannte, an dem man sie ihrer Familie entriß und ihr Leben sich von Grund auf änderte, war der schwärzeste den sie je erlebt hatte. Wochenlang hatte man sie kreuz und quer durch das halbe Imperium getrieben. Viele, die mit ihr das gleiche Schicksal teilen mußten, hatten es nicht geschafft. Sie waren unterwegs aus Erschöpfung gestorben oder man hatte sie einfach sterbend zurückgelassen. Doch Fhionn war eine der stärkeren. Etwas in ihr hatte sie immer weitergetrieben. War es ihre Hoffnung auf Rache oder einfach nur der Drang, zu überleben? Sie wußte es selbst nicht so genau.
    Nun war sie hier, in Rom, in einem römischen Haus, als Sklavin! Welch eine Schmach! Das schlimmste, was eintreffen konnte, war eingetroffen und sie konnte nichts dagegen tun. Wobei sie offenbar noch Glück im Unglück hatte. Man hatte sie in einen reichen Haushalt verkauft. Zumindest müßte sie nicht Hunger leiden. Doch würde sie sich nicht für ein Stück Brot erniedrigen! Lieber würde sie verhungern! Nein, man müßte sie erst zähmen müssen. Freiwillig würde sie sich niemals fügen!
    Im Schein des Mondes schritt sie hinaus in den Garten, um für sich zu sein und um endlich frei atmen zu können. Die Villa und auch der Garten wirkten wie ausgestorben. Jeder schien das zu tun, was man um diese Zeit eben tat! Doch Fhionn fand keinen Schlaf. Zu vieles schwirrte in ihren Gedanken herum. Neben der Frage des warum, drehte sich auch alles um die Frage, wie sollte es jetzt nur weiter gehen? Am liebsten hätte sie all ihren Schmerz laut hinaus geschrien. Doch sie besann sich. Sie wollte sich ruhig verhalten, um nicht aufzufallen. Vielleicht würde man sie auf diese Weise einfach in Ruhe lassen. Sie wollte auf jeden Fall jede Begegnung mit einem der Römer vermeiden. Zu groß waren immer noch der Hass und die Verachtung, die sie für dieses Volk empfand. Wahrscheinlich würde sie sich wieder nicht beherrschen können. Schon immer war sie hitzköpfig und impulsiv gewesen.
    In der Dunkelheit bereitete es ihr anfangs einige Schwierigkeiten, einen Fuß vor den anderen zu setzen, doch bald hatten sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Bald erreichte sie eine Steinbank. Bevor sie sich dort hinsetzte, sah sie sich noch einmal um, um auch sicher zu gehen, daß sie wirklich alleine war. Sehnsüchtig schaute sie auf und ihr Blick traf den Vollmond, dessen fahles Licht ihr Gesicht beschien.


    Sim-Off:

    Offen für alles und jeden! ;)

  • Aaaah, endlich alleine! dachte sich zur selben Zeit und nur wenige Meter weiter auch Prisca. Und das war gut so, denn sie brauchte etwas Zeit für sich um über vieles nachzudenken... über ihre bevorstehende Verbindung, ihren Onkel, über Helenas Tat ... ja sogar über eine kleine Sklavin, die sie insgeheim lieb gewonnen hatte, wollte Prisca so spät noch nachdenken. Doch das konnte sie gerade heute in der villa nicht. Die Räume beengten sie und im ganzen Haus schwebte dieser unangenehme und undefinierbare Reinigungsgeruch, den die Putzaktion der Sklaven hinterlassen hatte.


    Langsam schritt Prisca den Kiesweg entlang und blickte hoch zum Firmament an dem die Sterne heute, angesichts des alles überstrahlenden Vollmondes, regelrecht verblassten. Unvermittelt wurde Prisca wieder an die eine Nacht erinnert. Damals in Germanien, kurz nachdem sie vom Tod ihrer Mutter erfahren hatte. Doch die Erinnerung daran schien schon in so weite Ferne gerrückt...viel zu weit!. Mit einem leisen Seufzer wischte Prisca diese Gedanken beiseite und zog dafür die Decke etwas fester um die Schultern. Endlich erreichte Prisca die Stelle an der die Bank stand, auf der sie - trotz der Kühle der Nacht - etwas verweilen wollte. Umso erstaunter war Prisca, gerade dort jemanden sitzend anzutreffen. "Helena? Du hier?... nein, oder? ...", fragte sie zunächst etwas unsicher, da sie trotz des hellen Mondes nur die Gestalt einer Frau wahrnehmen konnte. Spontan tippte sie zuerst auf ihre Cousine, aber ... Das ist doch nicht Helena?! Nur, wer sonst sollte um diese Zeit hier draußen sein? Duccia Clara oder Minerva vielleicht?. Von der Anwesenheit der beiden Frauen wusste Prisca und daher kam sie erst gar nicht auf die Idee, dass hier eventuelle eine Sklavin sitzen könnte. Also trat sie noch einen Schritt näher und musterte die Frau vor ihr auf der Bank genau. Deren Gesicht war ihr fremd und wirkte im fahlen Licht des Mondes doch irgendwie so vertraut. "Salve, ich bin Prisca. Mit wem hab ich denn das Vergnügen?", stellte sie sich vor und blieb abwartend stehen.

  • Da Fhionn sich auf der Bank in Sicherheit wähnte, entspannte sie ein wenig und versank in ihren Gedanken. Sie mußte einen Weg finden, sich hier in der Fremde zurechtfinden und somit ihr Überleben zu sichern. Aber alles schien so schwierig und aussichtslos.
    Während sie noch weiter darüber nachdachte, wie ihre Zukunft aussehen konnte, bemerkte sie gar nicht, daß sie mittlerweile nicht mehr alleine im Garten war. Auf leisen Sohlen näherte sich ihr eine weibliche Gestalt, die plötzlich etwas rief. Vom unvermittelten Erschallen der fremden Stimme aufgeschreckt, wurde Fhionn aus ihren Gedanken gerissen und sah auf. Noch bevor sie das Weite suchen konnte, stand schon die geheimnisvolle Person vor ihr und sprach zu ihr. Vor Schreck sprang Fhionn auf. Nun stand sie der fremden Person Auge in Auge gegenüber. Auch sie musterte die Frau von oben bis unten. Nein, sie hatte sie hier noch nicht getroffen. Sie hatte keine Ahnung, met wem sie es hier zu tun hatte. Doch benahm sie sich Fhionn gegenüber nicht feindselig.
    Es bereitete Fhionn erhebliche Schwierigkeiten, zu verstehen, was die Frau sagte. Prisca hieß sie. Das hatte sie verstanden. Wahrscheinlich sollte sie jetzt ihren Namen nennen.
    War diese Prisca eine Römerin? Womöglich ein Mitglied der Familie, deren Eigentum sie nun war. Nie zuvor war sie einer Frau aus dem Volk des Feindes begegnet. Wie sollte sie sich verhalten? Ihre Unsicherheit irritierte sie.
    "Fhionn", sagte sie knapp und deutete auf sich selbst. Eines war sicher! Ihre Sprachkenntnisse waren wirklich sehr ungenügend! Sie mußte unbedingt noch besser werden, ob sie nun wollte oder nicht.

  • "Fhionn??", wiederholte Prisca zunächst ungläubig und fast schien es so, als weiche sie dabei einen Schritt zurück. Eine Sklavin! .. hier? um diese Zeit?... Welche Unverfrorenheit besaß dieses Ding? Alle Zweifel waren wie weggewischt. Der Name und der Klang der Stimme, die Prisca vernahm bestätigte ihre Befürchtung. Prisca stand Auge in Auge mit einer Sklavin. "Was fällt d ...", ir...ein begann Prisca zu schnauben, doch in der nächsten Sekunde brach sie ab und rieb sich mit den Fingern der linken Hand über das Gesicht. Nein...nein ..nein...nich jetzt, nicht hier ... warum nur hab ich nie meine Ruhe? .. Seufzend blickte Prisca sich um und fixierte darauf hin wieder Fhionn vor sich. "Fhionn also ist dein Name ...gut! meinen kennst du ja jetzt auch ... was machst du hier um diese Zeit? Hast du sonst nichts zu tun?", fuhr Prisca die andere Frau an, doch ihre Stimme wirkte weitaus weniger bedrohlich wie der Blick, mit dem sie die Sklavin bedachte. "Du bist noch nicht lange hier, oder? ... los antworte mir! ...", setzte Prisca ungeduldig nach, obwohl sie bereits an der Ausprache gemerkt hatte, dass diese Dienerin das Lateinische nicht sehr gut beherrschen konnte. "...Was machst du überhaupt hier um diese Zeit? ", fragte Prisca ohne Pause weiter nach, doch diesmal klang sie schon nicht mehr so streng. Es war wohl der erste Moment der Überraschung, der sie so gereizt reagieren ließ. Eigentlich war ihr im Augenblick so gar nicht nach Gesellschaft zumute. Andererseits war da die ewige Neugier, die in ihr steckte und schließlich hatte Prisca diese Sklavin hier noch nie zuvor gesehen. "Fhionn, nun rede schon .. woher stammst du und seit wann bist du hier?" Das waren vorerst die letzten Fragen, die Prisca im ruhigen Tonfall an das Mädchen richtete, bevor sie verstummte und ungeduldig auf eine Antwort wartete.

  • Fhionn zweifelte keine Sekunde daran, daß ihr Gegenüber ihr nicht sonderlich wohl gesonnen war. Ihrem Tonfall konnte man ein deutliches Mißfallen entnehmen. Sie hatte zwar nicht jedes Wort verstanden, doch hatte sie den Sinn erfaßt, worum es der Frau, die sie da so unfreundlich begutachtete, ging. Doch statt unterwürfig den Platz zu räumen, kam ihr ureigenster Charakter zu Tage. Im Geiste war sie noch lange keine Sklavin und würde es, wenn es nach ihr ginge, auch niemals sein.
    Fhionns Augen verengten sich und statt die Fragen, die ihr gestellt wurden, zu beantworten, konterte sie mit einer Gegenfrage, die ihrer Meinung nach absolut ihre Berechtigung hatte.
    "Was du machen hier, Bris- ka?!" Noch immer ruhten ihre Augen auf der Römerin. Sie beobachtete genau jede ihrer Regungen, um gegebenenfalls auch einschteiten zu können. Das letzte was Fhionn hier wollte, wäre eine hysterisch herumschreiende Römerin, die ihre ganze Verwandschaft aus dem Schlaf herausschreien würde. Fhionn wollte einfach jeglichen Ärger vermeiden. Nur nicht auffallen, was allerdings nicht heißen sollte, sich alles gefallen lassen mußte!
    Als sie sah, dass die Römerin sich vorerst ruhig verhalten würde, entspannte sich Fhionn langsam.
    "Ich von Albion! Brigantes! Du sagen Britannia! Große römische Stadt, Eburacum."
    Nicht nur ihre Sprachkenntisse, auch ihre Aussprache ließen sehr zu Wünschen übrig. Nur mühsam gingen diese fremden Wörter über ihre Lippen.
    Bald darauf fühlte sie sich so sicher, dass sie sogar etwas lächeln konnte.
    "Du auch nicht schlafen können, Bris-ka?"

  • Prisca erkannte sehr wohl die stolze Haltung und den taxierenden Blick mit dem die Sklavin ihr gegenüber auftrat. Sekunden verstrichen und statt der geforderten Antwort und dem gebührenden Respekt besaß Fhionn doch glatt die Unverfrorenheit, sie mit einfachem Namen und einer Gegenfrage anzusprechen. Wieder entstand eine Pause zwischen den beiden, welche in dieser mondbeschienenen Szenerie fast schon bedrohlich wirken konnte. Angst verspürte Prisca kaum, während sie Fhionns Blick einfach nur erwiderte. Eher war es Zorn, der langsam in ihr hochzusteigen drohte und den sie mühsam aber erfolgreich wieder unterdrückte. Sie war nahe daran gewesen, die Sklavin für dieses ungebührende Verhalten zurecht zu weisen. ...


    "Was ich hier mache geht dich nichts an, Sklavin ! …Wie mir scheint bist du noch nicht lange genug hier um zu wissen, wie man sich seiner Herrschaft gegenüber benimmt … ", antwortete Prisca lediglich betont langsam und mit strengem Blick, um Fhionn damit klar zu machen, wer und was sie letztendlich war. Im Endeffekt war dies aber nur ein halbherziger Versuch, denn schon einen Herzschlag später entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. Prisca hatte einfach keine Lust jetzt und hier die Erziehung der Sklavin übernehmen zuwollen. Darum sollte sich gefälligst jemand anderes kümmern. Vielmehr erwartete Prisca von der Dienerschaft, dass diese sich zu benehmen wusste. Und wie benahm sich Fhionn? Zumindest anders als von ihr erwartet und vielleicht gerade deshalb, imponierte sie Prisca insgeheim sogar. Verhielt sie sich selbst doch allzu oft ganz anders, als man es eigentlich von einer Patrizierin erwarten würde. …


    Aaah, vergessen wir es … mit einer wegwischenden Handbewegung ließ sich Prisca auf der Bank nieder. Aus Britannia stammt sie? Das liegt ja noch viel weiter im Norden … ob es dort auch so viele Barbaren gibt wie in Germanien? … uh, warum werde ich nur immer wieder an dieses schreckliche Germanien erinnert … naja, wie eine Barbarin wirkt sie jedenfalls nicht… Ein weiteres Mal musterte Prisca Fhionn vor sich gedankenverloren, bevor sie sich entspannt zurück lehnte und leise seufzte. "… Jaaa ... du hast ja recht, ich kann nicht schlafen…. ", gab Prisca schließlich doch auf die Fragen hin zu und konnte sich sogar ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Mit einem Blick zur Seite überzeugte sie sich, dass der nötige Abstand gegeben wäre und deutete dann auf den freien Platz neben sich. Mit einem Seufzer raffte sich Prisca tatsächlich dazu auf, über ihren eigenen Schatten zu springen, wenngleich dieser im Mondlicht nur sehr undeutlich zu erkennen war. Setz dich Fhionn! … Du bist also neu hier und stammst aus Britannia?...dann hast du ja einen weiten Weg hinter dir. Kannst du deshalb nicht schlafen, weil du an deine Heimat denken musst? ... oder wolltest du nur den Anblick des Mondes und der Sterne genießen? ... ist es nicht faszinierend schön anzusehen, wie sie dort oben am Himmel funkeln? ..., begann Prisca von sich aus das Gespräch und betrachtete dabei ganz versonnen das leuchtende Himmelszelt über ihnen. Wirklich faszinierend … Genauso wie die Tatsache, dass sie sich hier mit einer Sklavin unterhielt ...

  • Eine abgrun'tief bescheuerte Taube hatte sich inne Küche vairrt, wo Sertorio schlief, jednfalls, bis das Scheißvieh 'auf Tisch hupfte un' dann 'ne Tonschale runterwarf. Mit einem gezielten Wurf mit 'nem Teigrolla wollte Sertorio die Taube abmurxn, er traf aba innem Halbdunkl danebn un' dann valor er die Lust un' scheuchte 's Tier nu' ausser Küche. Da hörte er dann Schritte aufm Kies im Blumngartn un' kurz darauf auch Stimmn.


    Mit Wut im Bauch, weiler jetzt wach war, wollte Sertorio sich auf die Einbrecha - wer sonst tät nachts hier 'rumgurken? - stürzn un' eine richtige Prüglei anfangn. Aba die Stimmn war leida weiblich, irgn'n ausländisches Mädchn un' ne Lateinarin. Was diese Bris-ka sagt, is' sie diese Lateinarin? Oda die annere?, Sertorio gänt, is' nich' so eindeutig zu vastehn.


    "Du auch nicht schlafen können, Bris-ka?" hörte Sertorio schließlich, alser nahe' genug war.


    "Keina kann schlafn, wenn ihr hier 'rumkwatscht" sagt Sertorio.


    Sertorio tritt aus'm Schattn der Sträucha ins Mondlicht.

  • Für Fhionn war es unschwer zu erkennen, in Prisca auf eine Person ähnlicher Wesensart gestoßen zu sein. Deswegen war sie auch nicht im Mindesten über ihre Reaktion erstaunt. Sie hatte ja förmlich Priscas Aufbrausen herausgefordert. Es amüsierte sie fast, als ihr aufgefallen war, wie die Römerin sich bemühte, langsam, klar und deutlich zu sprechen, so als wolle sie sicher gehen, auch wirklich von der Sklavin verstanden zu werden. Fhionn hatte zwar nicht die Bedeutung jeden Wort es verstanden, doch hatte sie den Sinn erfaßt der dahinter steckte. Sie wollte schon zum verbalen Gegenschlag ausholen, als die Römerin ihr plötzlich den Wind aus den Segeln nahm. Sie winkte ab, so als wolle sie sagen, Schwamm drüber! Dann bot sie ihr sogar den Platz neben sich an. Hatte Fhionn sich soeben verhört oder was war geschehen?
    Sie brauchte einen Moment, um sich auch ganz sicher zu sein, nicht einem Trugbild erlegen zu sein. Nein, sie träumte nicht! Alles war real! Immer noch ungläubig dreinschauend nahm sie vorsichtig neben Prisca, so als könne alles wie eine Seifenblase zerplatzen. Sie traute dem lieben Frieden noch nicht ganz!
    Die Römerin stellte ihr einige Fragen. Es schien, als interessiere sie sich tatsächlich für sie, nicht weil sie die neueste Errungenschaft des Hausherren war, nein weil sie sie war! Wieder einmal wurde bestätigt, was ihr schon oft aufgefallen war! Dieses Volk war einfach eigenartig und unberechenbar!
    Niemals hätte sie geglaubt, einmal mit einer waschechten Römerin auf einer Bank zu sitzen und über die Schönheit der Sterne nachzudenken.


    "Ja, sehr weit Weg, lange und schwer! Viele tot auf Weg!" begann sie. Die Wahl der Worte fiel ihr nicht immer leicht. Es war schwierig, sich in einer fremden Sprache auszudrücken, derer man nicht vollkommen mächtig war.
    "Nein, nicht schlafen, weil denken an Familie!" rief sie aus, so als müsse sie sich verteidigen. "Ist zu eng und fremd. Brauchen Luft für atmen. Doch, auch denken an Familie!" Natürlich war es auch der Verlust der Familie, der ihr jede Nacht, seitdem man sie verschleppt hatte, zu schaffen machte.
    "Warum du nicht können …?" Das plötzliche Erscheinen eines fremden Mannes, dessen Sprache sie nicht verstand, hinderte sie daran, ihre Frage zu Ende zu führen. Erschrocken sah sie erst zu dem Fremden auf, dann wandte sie ihren fragenden Blick zu Prisca.

  • Was mache ich hier eigentlich?, stellte Prisca für sich die berechtigte Frage, da sie im Begriff war sich Gedanken um das Wohlbefinden einer Dienerin zu machen und ihr sogar den Platz neben sich anbot. Wollte Fhionn etwa gerade ausfällig werden, oder was sollte das eben werden? Prisca war eine zu gute Beobachterin, als dass sie nicht bemerkt hätte, wie Fhionn im Halbdunkel vor ihr tief Luft holte und sich bereit machte etwas zu entgegnen. Wollte sie am Ende gar handgreiflich werden? Sie scheint eine Kämpferin zu sein … und eine widerspenstige noch dazu, bemerkte Prisca insgeheim für sich und betrachtete neugierig die Frau. Angst um ihre eigene Gesundheit hatte Prisca jedenfalls nicht. Fühlte sie sich doch hier, in ihrem Zuhause bei ihrer Familie, absolut sicher und letztendlich hätte jeder Widerstand sofortige Konsequenzen für die Sklavin bedeutet.


    Fast schade, dass auch sie irgendwann einmal gezähmt sein würde, dachte sich Prisca weiter da ihr plötzlich bewusst wurde, wie gekünstelt und verlogen allzu unterwürfiges Verhalten dagegen wirken mochte. Fhionn jedoch verhielt sich einfach ganz natürlich. Auch jetzt, da sie sich mit einem Mal ganz schüchtern verhielt und so vorsichtig auf die Bank rutschte, als könne diese jeden Moment unter ihrem Gewicht zusammen brechen. Fast hätte Prisca bei dem Anblick geschmunzelt, doch die Bemerkung über den Tod und die Familie ließen dies nicht mehr zu. Nein - auch wenn sie das Schicksal und die Vergangenheit einer Sklavin nicht weiter interessierten, konnte Prisca es sehr gut nachvollziehen was in Fhionn vorgehen musste. Aber was hätte sie ihr nun darauf erwidern sollen oder können? Ihr etwa Trost zusprechen? ... Ich würde es nicht hören wollen, nicht von meinem Herrn … dazu waren sie sich im Wesen wohl doch zu ähnlich.


    Eher schon hätte Prisca der Sklavin entgegnen können, sie solle sich nicht über ihr Schicksal zu beklagen! Schließlich hatte sie es in einem Patrizierhaushalt mit Sicherheit noch am besten getroffen. … Aber auch das tat sie nicht. Prisca sah Fhionn einfach nur an und vielleicht konnten ihre Augen in diesem Moment mehr mitteilen, als sie es mit Worten je gekonnt hätte. Nachdenklich sah Prisca nur hoch zu den Sternen. Sie erinnerte sich wieder an eine Geschichte aus ihrer Kindheit. Eine Kindergeschichte , welche ihre Mutter ihr immer erzählt hatte, wenn sie nicht einschlafen konnte … Warum ich nicht einschlafen kann? … ob ich ihr davon erzählen soll? …


    Zeit um auf Fhionns Frage zu antworten, oder irgendetwas anderes zu sagen blieb nicht mehr. Auch Prisca hörte das plötzliche Rascheln ganz in ihrer Nähe und fuhr mit einem leisen Aufschrei erschrocken zusammen. Diebe? … Gesindel? … hier??? … , schoss es ihr durch den Kopf während sie mit aufgerissenen Augen zwischen Fhionn und der Gestalt hin und her blickte, welche da gerade aus dem Schatten der Sträucher trat. Sie kannte den Mann nicht und auch seine Stimme und die Sprache klangen völlig fremd. Wer soll das sein? … Wer außer uns kann sich hier um diese Zeit aufhalten? Das kann eigentlich nur ein Sklave sein, oder? "Wer ist …das?", flüsterte Prisca zu Fhionn, aber selbst die Sklavin wirkte augenblicklich zu überrascht, um sofort darauf zu antworten.


    Es muss ein Sklave sein!, redete sich Prisca einfach ein und ohne weiter darüber nachzudenken sprang sie von der Bank auf. "W… was … was soll das? .. W ..wer bist du? … was machst du hier? … um diese Zeit! … Belauscht du uns etwa?", fuhr sie den Eindringling im scharfen Tonfall an. Ihr Herz pochte vor Aufregung wie wild. Wäre dies ein Einbrecher, dann würde es ihnen wohl gleich sehr schlecht ergehen.

  • Nicht minder erschrocken mußte auch Prisca gewesen sein. Sie war mit einem Aufschrei zusammengezuckt. Ängstlich sah sie zu Fhionn, die allerdings auch nicht den Mann kannte.
    Sie tat es Prisca gleich, die von der Bank aufgesprungen war und sich dem Fremden gegenüber gestellt hatte. Zwar sprach sie in einem scharfen Ton mit dem Fremden, doch konnte Fhionn auch ihre Aufregung erahnen. Schützend stellte sie sich vor Prisca und stand dem Fremden nun Auge in Auge gegenüber. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Sie hatte keine Angst und wollte es notfalls auch mit einem Mann aufnehmen! Es war schließlich nicht das erste mal, daß sie sich einem Mann in den Weg gestellt hatte.
    "Du hast Bris-ka gehört! Wer bist du und was willst du hier? Sprich!" herrschte sie den Eindringling an. Sie mußte in diesem Augenblick sehr bedrohlich ausgesehen haben und genau das hatte sie auch beabsichtigt! Im Eifer des Gefechtes hatte sie nicht bemerkt, daß sie mittlerweile in ihre Muttersprache gewechselt hatte, in der sie sich viel besser und sicherer verständlich machen konnte. Erwartungsvoll blickte sie in seine Augen und wartete auf eine Antwort.

  • Typisch Weiber. Erst große Schißerei un' dann eine große Klappe. Wieso sollte irgn'wer Weiber belauschn? Typisch. Kein SChwein grunzt wegn Weibergeschwätz.


    "Könnt' ich umgekehrt auch fragn, nich?" Fraun un' Logik. Was werd' ich wohl hier machn, nu'?


    "Hab' Stimmn gehört un' gedacht, da will'n Haufn Schlauberger hier was abziehn." Falscher Alarm. Kanner wieda penn'n gehn.


    "Bris-ka? Dann bist Du Aurelia Prisca, nicht?" Die Frau sieht besser aus, als ales, was hier sonst so inner Willa herungackert. 'Ne Aurelia, ganz sicha. Sertorio bemüht sich um Hochlatein.


    "Ich bin Sertorio. Ich mach' die Küche und die Vorratsräume." Falls's wen interessiert.

  • Gehorsam war für Sklaven eigentlich etwas selbstverständliches und Prisca erwartete auch nichts anderes von der Dienerschaft. Dennoch war sie von Fhionns Verhalten sehr überrascht. Die Sklavin trat mit einem Mal ziemlich beherzt und respekteinflößend an ihre Seite, so als wolle sie ihre Herrin verteidigen. Ebenso verblüffte sie die Antwort des Sklaven, der sich anscheinend um die Sicherheit des Anwesens gesorgt hatte. So gesehen verhielten sich die beiden wirklich vorbildlich, das musste sogar Prisca den beiden Sklaven zugestehen. "Ja, ich bin Aurelia Prisca, wieso?", erwiderte Prisca zu allererst auf Sertorios Frage hin und musterte ihn mit erhobenen Augenbrauen. Schon seltsam, dass die Sklaven ihre Herrschaften nicht kennen. Aber noch merkwürdiger ist, dass sie sich scheinbar nicht einmal untereinander kennen.

    Prisca unterlies jedenfalls eine Belehrung, denn das Verhalten der beiden gab nicht wirklich einen Anlass zur Klage. "…nun, dann waren deine Absichten ja ehrenhaft gemeint, Sertorio. … du bist also für die Küche verantwortlich?...Sehr schön!" Was Prisca durchaus wohlwollend zur Kenntnis nahm, denn das Essen schmeckte immer vorzüglich. "Fhionn, ich glaube wir können uns alle wieder entspannen", bemerkte sie nun wieder zu Fhionn und nickte auch ihr anerkennend zu.


    Die Anspannung und Müdigkeit war mit einem Mal verflogen und Prisca kam spontan eine Idee in den Sinn. "Sertorio sag mal, ist die Küche eigentlich schon geschlossen, oder hättest du eine Kleinigkeit für uns zu essen. Was hättest du denn so anzubieten? … Ihr seid doch sicher auch hungrig, oder nicht?", fragte sie scherzend und und sah ihn und Fhionn dabei abwechselnd an. Egal was sich die beiden dabei denken mochten, einen Widerspruch duldete Prisca jedenfalls nicht. Ein kleiner Imbiss im Mondschein hatte schließlich auch seinen Reiz. Zwar könnte sich Prisca dabei eine bessere Gesellschaft vorstellen, aber zur Not taten es eben auch die zwei Sklaven. Aber wer wusste schon, ob nicht um diese Zeit noch andere Personen schlaflos umher irrten … in dieser Nacht, in der alles so völlig anders erschien ...

  • Sertorio zuckt mitte Schultan. Orientierung, was sonst "wieso"? Wurdn ja noch nich' einander vorgestellt, eh? Un' kein Streß hier, entspannt euch ... Sertorio guckt am Boden. Jetzt die zwei Schnalln, ah.


    "Ich habe nur in-der Küche -zu-tun", vasucht Sertorio betont Hochlatein'sch zu re'n."Ich-kenn-e nu-r Dominus Aurelius Ursus im Haus. Da-rum."


    Großes Haus, viele Leute. Nich' grad' Papa-Mama-Kind-Sklave-Reihnhaus bei de' Horti Lolljani, was?


    'Nachts hamwa nu'ne kleine Ka'te, un'im Gartn se'viern wir nach Sonn'untagang eh nich' mehr. Tavernenvaordnung, Gnä'e Frau.' Sertorio grinst. 'N Spaßvogl, diese domina. Als ob ma' die ganze Nacht darauf wartn, daß wer'n Hunger hat.


    "Herd un-d Öf-en sind aus, natü-r-lich." Noch, befürchtet Sertorio. Nich' der erste Gast, der meinte, nachts 'n Menü zu krieg'n. "Kalte Platte geht ab-e-r imm-e-r: Oliv-e-n, Gekochte Eie-r, Verlo-r-ene Eier, eingelegtes Gemüse und sowas" Sertorio grinst. "Aust-e-rn sind auch noch im Bottich." Seit gestern nachmittag, vonner Essigsoße hatter auch noch, Liquamn üba Austan, eh.

  • Fhionn war zu allem bereit. Doch als der Fremdling zu sprechen begann, verstand sie mal wieder überhaupt nichts, was allerdings nur an seiner eigenartigen Aussprache lag. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, sich aus dem Gesagten einen Reim zu machen, doch hoffnungslos! Gegen diesen diesen Dialekt hatte sie keine Chance! :D Erst als von Prisca die Entwarnung kam, man könne sich wieder entspannen, ließ sie wieder innerlich los. Im gleichen Moment begann sie aber auch darüber zu grübeln, was sie denn soeben dazu bewogen hatte, so zu reagieren! Sie, die nichts in der Welt mehr haßte, als Römer hatte sich für eine Römerin eingesetzt! Nicht zu fassen! Sie mußte verrückt geworden sein! Oder war es das süße Gift in Priscas Worten, die sie dermaßen von ihren Überzeugungen abschweifen ließen?
    Endlich begann der Fremde in einer für sie verständlichen Sprache zu sprechen. Er war also auch ein Sklave! Aus der Küche. Sertorio hieß er. Nein, den hatte sie noch nicht kennengelernt. Eigentlich hatte sie bislang noch mit niemandem hier gesprochen, außer mir diesem Mann, der sie gekauft hatte, wobei man das auch nicht wirklich als Gespräch bezeichnen konnte. Letztendlich war es der geglückte Versuch, von diesem widerlichen Sklavenhändler wegzukommen. Mehr nicht!


    Trotz allem hegte sie gegen diesen Sertorio immer noch ein Mißtrauen, so wie sie gegen alles und jeden hier in dieser neuen Umgebung ein Mißtrauen hegte. Sie fühlte sich hier als Fremdkörper, als etwas, was hier nicht hingehörte. Ihrer Meinung nach, gehörte sie zu ihrer Familie, zu ihrem Dorf, zu ihrem Mann und nicht hierher!
    Als Prisca dann auch noch die Idee hatte, einen Mitternachtsschmaus einzulegen, war Fhionn völlig verwirrt. "Was? Jetzt essen? Nicht gut! Mitten in Nacht! Dann gar nicht können schlafen!" warf sie ungefragt ein und belehrte die Römerin, so wie sie es früher mit ihren Kindern getan hatte, wenn die noch vor dem Zubettgehen etwas essen wollten. Allerdings, wenn sie länger darüber nachdachte, war sie auch noch etwas hungrig, denn so ergiebig war die abendliche Essensration nicht gewesen. Fhionn hatte einige Probleme mit dem fremden Essen. Auf dem heimatlichen Speiseplan hatten ganz andere Lebensmittel gestanden. Hier wurde sie mit ganz anderen, teilweise fremden Speisen konfrontiert. Natürlich aß sie davon, weil sie essen mußte, um bei Kräften zu bleiben, doch von schmecken oder gar gienießen konnte keine Rede sein. Außerdem hatte in den ersten Tagen auch ihr Magen rebelliert, was dazu geführt hatte, daß sie nur sehr zurückhaltend zugriff, wenn es etwas zu essen gab. Bei der Erwähnung der Austern und dem eingelegten Gemüse drehte sich förmlich ihr Magen um.
    "Du haben einfach nur Brot?" fragte sie schließlich Sertorio.

  • Ungewöhnlich zwar, aber heute Nacht war Prisca sogar dazu bereit über die mangelnden Umgangsformen der Sklaven hinweg zu sehen. Die undeutliche Aussprache zusammen mit dem Schulterzucken, die patzigen und belehrenden Antworten und die fehlende korrekte Anrede hätte sie vielleicht anderenorts gerügt. Was interessierte es Prisca, ob die Öfen nun an oder aus wären und ob man auf das Essen hin schlafen konnte oder nicht. Na und? Ich kann schließlich den ganzen Tag lang schlafen wenn ich will … Fhionn erntete einen missbilligenden Blick, während Prisca einmal tief Luft holte, es dann aber bei dem einen Blick beließ


    "Nun, wie es aussieht können wir auch so nicht schlafen, oder?", erwiderte Prisca lediglich in einem leicht gereiztenTonfall und zuckte nun ebenfalls mit den Schultern. "Ich zumindest fühle mich überhaupt nicht müde und es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass man hier bei uns des nachts etwas zu sich nimmt. Du weißt wohl noch nicht sehr viel über das Leben hier in der Zivilisation? .. Wie sieht es mit dir aus, Sertorio. Von woher stammst du eigentlich? Kennt man dort unsere Sitten, oder hat man dir das kochen erst hier beigebracht? ", fragte Prisca neugierig. Es mochte sich vielleicht kränkend anhören, wie Prisca offensichtlich über anderen Völker dachte. Aber das war nicht einmal ihre Absicht sondern lediglich ihre Überzeugung. Schließlich waren es die Römer, die die Welt beherrschten und letztendlich profitierten die anderen Völker doch nur von der Kultur, welche ihnen die Römer damit brachten. Wenn ich nur an dieses barbarische Germanien denke … igitt …


    Außerdem mussten die Sklaven ja nichts essen, wenn sie nicht wollten. Selber schuld wenn sie sich eine Mahlzeit mehr dadurch entgehen ließen. Bei der reichhaltigen Aufzählung Sertorios winkte aber auch Prisca schließlich ab, denn Austern wären um diese Zeit auch für ihren empfindlichen Magen zuviel. "Schon gut! … soviel brauchen wir gar nicht. Etwas Brot wie Fhionn sagt … dazu garum, ein bisschen Käse, Oliven und Obst sollten reichen", gab sie als Bestellung auf und nahm mit einer eleganten Bewegung wieder auf der Bank Platz. "... und beeil dich! Nimm Fhionn mit wenn du Hilfe brauchst und bring alles hierher …", fügte sie ungeduldig hinzu und lehnte sich derweil zurück, um solange den Anblick des Sternenhimmels zu genießen, bis sich die Sklaven um alles Nötige gekümmert hätten.

  • Fhionn war nicht Priscas mißbilligender Blick entgangen, doch sie machte auch keine Anstalten, sich bei ihr zu entschuldigen.Wofür denn auch? Wer gab dieser Römerin das Recht, über sie zu bestimmen, fragte sich Fhionn. Man hatte ihr zwar die Freiheit genommen, doch in ihrem Herzen war sie noch immer frei und würde es auch immer bleiben.
    "Ich können nicht schlafen, weil zu viele Gedanken, nicht weil nicht müde!" antwortete sie ungefragt. Oh ja, müde war sie, sogar sehr! Der Tag war sehr anstrengend gewesen. Spöttisch sah sie die Römerin bei ihren Worten an und dachte sich ihren Teil. Natürlich bist du nicht müde! Deine Arbeit machen Andere für dich, während du dich den ganzen Tag ausruhst! Was nennst du Zivilisation? Dein Leben hier? Eine Zivilisation, die auf der Unterdrückung unzähliger Völker aufgebaut ist?


    Prisca hatte sich entschieden und sie trug Sertorio ihre Bestellung auf. Ihre arrogante Art, die sie plötzlich zu Tage förderte, bestätigte nur Fhionns Abneigung gegen alles was römisch war. Sie war auch nicht viel besser, als all die anderen Römer, denen sie bislang begegnet war. Erst als sie ihren Namen und die damit verbundene Aufforderung vernahm, wandte sie sich wieder der Römerin zu und sah sie etwas verwirrt an. "Ich nichts essen wollen! Nur etwas Brot", antwortete sie, ebenfalls wieder unaufgefordert. Wenn du etwas zu essen haben möchtest, warum holst du es dir nicht selbst? Doch auch diesen Gedanken ließ sie besser unausgesprochen.

  • Sertorio grinste. Nix essn, nu' Brot. Nich' übaall auffa Welt is' also Brot was zu essn. Im Kopf kramter schon inner Speisekamma rum, sortierte gutn Sachn aus, was muß weg, was für mor'n blei'm?


    "Bom" sagt Sertorio un' dreht sich um un' geht.









    Nach'ner Weile kommter mit 'ner Kiste vorda Brust wieda, auf der 'ne Windlate'ne schwankt. Sertorio stellte Kiste aufn Bodn, tut die Lampe runta, un' nimmt'n Deckl vonner Kiste ab. Ne Platte mit geschnittnem Käse, drei Eckn Restkäse, 'ne Platte mit kaltm Fleisch un' Schinkn, 'ne Schale mit Olivn un' rohm Gemüse, 'n Korb mit Äpfl un' Birnen, 'n Korb mit aufgeschnitt'nem Brot. Un'ne Dose mit garum un eine mit Honig für'n Käse. Drei scha'fe Messa. Ein Krug gemischtn Rotwein un' drei Becha.


    Alser alles raugeräumt hat, tut er'n Deckl wieda auffe Kiste, die Plattn, Schaln unne Dosn unne Becha komm'n auffe geschlossene Kiste, die jetz' 'n Tisch is. Die Windlante'ne stellta aufn frein Platz auffe Bank, den Krug mit Wein nem'de Kiste, nachdemer die Becher gefüllt hat. Fertig.

  • "...Bom?..." Hätte Sertorio jetzt nicht wenigstens diesen Laut von sich gegeben, wäre Prisca wohl zu dem Schluss gekommen, dass er genau so stumm wäre wie Tilla. Nein halt - Im Gegensatz zu ihm war Tilla ja geradezu gesprächig! Prisca sah dem Sklaven mit einem skeptischen Blick hinterher und zweifelte ernsthaft daran, dass er alles von dem verstanden hatte was sie gesagt hatte. Er und Fhionn beherrschten anscheinend kaum Latein. "... oder wollen sie mich nur nicht verstehen? Aber gut, wir werden sehen, was er bringen wird …", dachte sich Prisca nur. Und wehe es würde nicht alles zu ihrer Zufriedenheit sein, dann …


    Zitat

    … "Ich können nicht schlafen, weil zu viele Gedanken, nicht weil nicht müde!" … "Ich nichts essen wollen! Nur etwas Brot" ...


    … während Sertorio irgendwo in der Dunkelheit verschwand streifte Priscas strenger Blick nun Fhionn, die ungefragt diese patzigen Antworten von sich gab. Von der anfänglichen entspannten Atmosphäre war gerade nicht mehr viel übrig."Eigentlich schade", stellte Prisca fest. Aber wie sollte auch zwischen Herrschaft und Sklave ein entspanntes Verhältnis entstehen und durfte man das überhaupt erwarten? Nein - vielmehr glaubte Prisca deutlich die Abneigung der anderen Frau zu spüren. "Ob ich sie dafür maßregeln oder bestrafen lassen soll ?" Wie einfach wäre es doch, dies zu tun. " Du magst die Römer und das zivilisierte Leben hier nicht besonders, hab ich Recht? .... Trotzdem, setz dich wieder hin und erzähl mir von deinen Gedanken! … und ... was willst du eigentlich mit dem Brot anstellen, wenn du es nicht essen willst?", fragte Prisca direkt heraus und sah die Sklavin dabei fordernd an. Sicher tat sie das um so der anderen Frau zu zeigen, wer hier die Befehle gab und weniger, weil es sie tatsächlich interessierte wie Fhionn über die Römer denken mochte. Aber es war wohl auch der Versuch die Situation wieder etwas zu entspannen indem sie ihr erlaubte auszusprechen, was sie eventuell bedrückte. Nur bei der letzten Frage musste Prisca - so wie Sertorio vorhin - ungewollt schmunzeln. Nun war es an Fhionn, darauf zu antworten oder sich in Schweigen zu hüllen, bis Sertorio mit dem Essen zurück käme ...


    Und als dieser einige Zeit später wieder erschien staunte Prisca nicht schlecht. Nicht nur über die Vielfalt der Speisen die er anschleppte, sondern auch über die Schnelligkeit mit der Sertorio diese vor ihr anrichtete. "Sehr schön, Sertorio! Das sieht nicht nur lecker aus, das wird bestimmt auch so schmecken", lobte sie ihn und griff auch schon nach einem Stückchen Schinken um es, zusammen mit einer Olive, zu verspeisen. "Ihr dürft ebenfalls zugreifen, wenn ihr wollt! … ", gab sie die Erlaubnis für die Sklaven. Sicherlich war dies ungewöhnlich, aber was an den Saturnalien selbstverständlich war, konnte in so einer Nacht auch mal die Ausnahme sein. Prisca jedenfalls fand Gefallen an dem nächtlichen Picknick. "Fehlt eigentlich nur noch der passende Mann und etwas Musik", scherzte sie mit sich selbst. Musik, genau! "Kann eigentlich einer von euch ein Musikinstrument spielen? … oder vielleicht sogar singen?" folgte demnach die Frage, die Prisca persönlich auf die ganze Sklavenschaft bezog und dann verspeiste sie genüsslich eine weitere Olive ...

  • Sertorio war alleine zur Küche gegangen. Fhionn hatte erst gar keine Anstalten gemacht, ihn zu begleiten. Stattdessen verharrte sie im Stehen vor der Römerin, die ihr einen äußerst strengen Blick entgegen warf. Doch Fhionn ließ sich davon nicht einschüchtern. Das verbot ihr der eigene Stolz, der noch lange nicht gebrochen war. Im Gegenteil, sie suchte förmlich den Blick der Römerin. Sie war sich auch nicht im Mindesten bewußt, warum sie unterwürfig zu Boden schauen sollte. Bald schon eröffnete Prisca erneut das Gespräch und Fhionn empfand ihre Frage als eine persönliche Herausforderung. Was verstand diese Römerin unter zivilisiertem Leben? Das man sie hier Sklavin betrachtete und sie sich als Herrin aufspielen konnte? Sie kannte sie doch gar nicht und höchstwahrscheinlich wußte sie rein gar nichts über ihr Volk und ihre Lebensweise.
    Prisca hatte sie direkt gefragt, dann sollte sie auch eine direkte Antwort bekommen, dachte sich Fhionn. "Römer haben zerstörrt mein Dorf! Haben mich genommen fort. Haben genommen Freiheit. Römer immer nur kommen und zerstören! Leben hier ist so anders. Alles femd. Vermissen Heimat. Was du meinen mit zivilisiert? Du mich und mein Volk nicht kennen! Warum glauben, wir nicht zivilisiert? Wir anders leben, andere Sprache, andere Geschichten, andere Lieder aber wir deshalb nicht schlechter als Römer." Die Keltin hatte sich richtig in Rage gesprochen und stand immer noch trotz Priscas Aufforderung, sich zu setzen. Langsam beruhigte sie sich wieder. Priscas letzte Frage verwunderte sie etwas und sie mußte genauso wie die Römerin schmunzeln. Besser, sie würde sich nun setzen!
    "Warum ich Brot nicht sollen essen? Was du machen mit Brot? Ich Brot essen! Essen hier machen Schmerzen in Bauch. Nicht gut, aber Brot gut! Ich nicht viel gegessen letzte Tage." Ob sie das verstehen würde oder dies vielleicht sogar als Beleidigung auffaßte? Aber wie sollte Fhionn es ihr plausibel machen, daß sie das hiesige Essen nicht richtig vertrug?
    Kaum hatte sich Fhionn gesetzt, kam auch schon Sertorio mit einer Kiste voller Köstlichkeiten. Sie war selbst erstaunt darüber, wie er es in so kurzer Zeit geschafft hatte, so viele leckere Speisen zusammenzustellen. Daß es tatsächlich Männer gab, die sich in der Küche auskannten, darüber war Fhionn sehr erstaunt. Daher sah sie eher bewundernd zu Sertorio auf. Solche Köstlichkeiten standen natürlich nicht auf der Speisekarte der Sklaven.
    Als Prsica die beiden Sklaven dazu aufforderte, sich auch zu bedienen, griff Fhionn zaghaft nach einem Stückchen Brot, dann nahm sie sich auch eine Scheibe des Schinkens. Kurze Zeit später entfaltete sich in ihrem Mund der angenehme Geschmack des Schinkenbrotes. Lange nicht mehr, hatte sie so etwas Gutes gegessen!
    "Ich spielen Flöte, können auch singen, aber nicht römische Lied", antwortete sie auf Priscas Frage. Dann biß sie erneut in ihr Schinkenbrot und trank etwas Wein. Sie hatte sich gar keine Gedanken darum gemacht, weswegen die Römerin sich nach ihren musikalischen Talenten erkundigt haben könnte.

  • Sertorio nickt un' nimmt'n Becher. Er hatte schon inner Küche 'n paar Scheibn Schinkn gegessn un'n halbn Apfl, aba er wollte höflich sein. Sertorio nimmt eine Scheibe kalten Bratn un'n paar Oliven un' hockt sich auf'n Bodn.


    Der Bratn war wirklich gut, nur durch seine Hände gegagn, vom Kauf übade Schlachtung bis zum fertign Teil. Wenn er's Tier noch zur Welt gebracht, gemästet, gefüttat hätt', dann wär's noch runda, perfekta. Aba das ging auch schon.


    Sertorio schnitt'n Eck Käse ab. "Ich glaub' nicht daß Du mein' Gekrächz hör'n willst, domina" antwortete Sertorio lächlnd. Seit seine Stimme gebrochn war, traf er nich' drei Töne hintananda.
    "Bei uns spieln wir auf Holz. Wir schlagn drauf, unterschiedliche Längen geben unterschiedliche Töne, viel Rütmus" setzt Sertorio nach. Abends am Strand, tompb-tompb-tompb, to-to-tompb-tompb-tompb, völlig zum ausflippn.

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