[Grundausbildung] Probatus Tiberius Germanicus Probus

  • Jetzt fing auch noch der Optio an, die Schar der Probati anzutreiben. Die in die Reihen zurückeilenden Probati sorgten für Unruhe in der Marschkolonne. Ich merkte wie mir dadurch mein Hintermann mehrmals in die Hacken trat.


    Kurz entschlossen fiel ich in den Takt der beiden Offiziere laut ein: "Laevum, laevum, laevum,...!" Ich wusste nicht, ob das erlaubt war. Aber die anderen Probati nahmen nacheinander erst leise und dann immer lauter den Takt auf. Ich hatte das Gefühl, dass die Gruppe dadurch den Gleichschritt besser halten konnte. Jedenfalls trat mir jetzt keiner mehr in die Hacken.

  • Na geht doch! Endlich hatten die Probati den Dreh raus, und die beiden Offiziere konnten nun guten Gewissens fortsetzen und die neu erworbene Fähigkeit der Probati festigen.


    "Laevum, laevum, ... und jetzt alle Mann aufgepasst, wir machen eine Runde um das Intervallum! ... Laevum, laevum, ...", befahl der Centurio und steuerte die porta principalis sinistra an... einige Momente später hörte er auf, den Takt vorzugeben und wieß dem Optio mit einer Handbewegung an, dasselbe zu tun. Mal sehen, wie sie das jetzt auf die Reihe bekommen würden.



    Sim-Off:

    Wie du dir das Ganze mit dem Intervallum vorstellen kannst, kannst du im Tabularium sehen! Dort ist alles erläutert.
    Bei dem kleinen Fußmarsch kannst du beschreiben, was du so alles siehst. :)

  • Es machte Drusus schon stolz, als die Probati das Im- Gleichschritt- Marschieren immer besser hinbekamen, durch seine Hilfe! Natürlich gab es da noch einiges zu verbesseren, aber eigentlich machten sie sich schon ganz gut. Unermüdlich rief der Optio weiter, "Laevum, laevum, laevum..." Doch kurz darauf, als es durch das Intervallum einmal um das ganze Castellum gehen sollte stoppte der Centurio das "Laevum, laevum, laevum..." plötzlich und mit ihm natürlich Drusus. Immernoch hinter den Probati tauchte der Iulier in das Intervallum ein.

  • Sim-Off:

    Ich beschreibe jetzt die gesamte Runde im Intervallum, wenn ich es richtig verstanden habe :)


    Die Gruppe der Probati folgte dem Centurio und marschierte Richtung der porta principales sinistra. Als ich kurz meinen Kopf hob, sah ich zu meiner Erleichterung, dass die anderen Gruppen von Soldaten auf dem campus keine Notiz von uns nahmen. Sie waren zu sehr auf ihr eigenes Training konzentriert. Im Lager wird das bestimmt anders sein, dachte ich. Da werden sich bestimmt einige Legionäre finden, die sich über uns lustig machen werden. Aber egal, wir sind Anfänger. Sollen sie sich nur über uns lustig machen! Solange ich mein Bestes gebe, würde mich ihr Spott kalt lassen.


    Doch als wir das Tor passiert hatten und die Gruppe nach rechts in das Intervallum einbog, folgte eine mittlere Katastrophe. Solange es geradeaus ging, marschierten die Probati einigermaßen im Gleichschritt. Nun aber kam die Gruppe in Unordnung. Die Reihe der Probati, die auf der Innenseite der Kurve marschierten, hielten ihre Schrittlänge bei, so dass die Reihen am Außenrand fast rennen mussten, um auf gleicher Höhe zu bleiben. Dadurch kam die gesamte Gruppe aus dem Gleichschritt.


    „Marschiert doch langsamer!“ rief ich verärgert zu den Probati in der inneren Reihe.“ Wir hier außen kommen nicht hinterher und müssen fast rennen!“ Einige von den angesprochenen Probati taten dies und kamen dadurch ihrerseits aus dem Takt. Als ich dies aus den Augenwinkeln sah, ärgerte ich mich über mich selbst. Denn mir wurde klar, dass sie nicht langsamer marschieren mussten, sondern lediglich kleinere Schritte machen mussten, damit die Probati neben ihnen, auf gleicher Höhe die Kurve nehmen konnten. Doch bevor ich etwas sagen konnte, hatte die Gruppe die Kurve passiert und befand sich nun auf einer langen Gerade im Intervallum.


    „Laevum, laevum, laevum...!“ rief ich wieder laut, damit die Gruppe den Takt wiederfinden könnte. Denn zu meinem Erstaunen hatte ich festgestellt, dass sowohl der Centurio als auch der Optio den Takt nicht mehr vorgaben.


    Während wir die Unterkünfte der Reiter und die Ställe passierten, hatte die Gruppe den Takt wiedergefunden. Mir war aufgefallen, dass die Wachen auf dem Wall unsere Gruppe feixend beobachteten. Einige hielten es sogar für notwendig, ihre Meinung über unsere Leistung lauthals in unflätigen Kommentaren kundzutun. Ärgere dich nicht, verscuhte ich mich zu beruhigen. Du tust dein Bestes. Und in der nächsten Kurve bin ich in der inneren Reihe. Da könnte ich zeigen, dass es auch anders geht.


    So näherten wir uns der nächsten Kurve Richtung der porta decuma. Ich zischte meinemVorder- und Hintermann zu, dass wir nun kleine Schritte machen müssten und das sie die Info weitergeben sollten. Und tatsächlich. Die nächste Kurve meisterte die Gruppe schon wesentlich besser. Zwar waren die Linie in den Reihen immer noch ziemlich unordentlich. Aber es herrschte kein allgemeines Chaos wie an der porta pr. Sinistra, auch wenn die Gruppe den Gleichschritt verlor.


    Wir marschierten weiter, an den Baracken der einzelnen centuriae vorbei, überquerten die via praetoria und bogen schließlich wieder links ab, um dem Intervallum weiter zu folgen. Der Richtungswechsel brachte die Probati wieder aus dem Gleichschritt. Als die Gruppe an den Thermen vorbei lief, schaute ich kurz sehnsüchtig auf diese, denn ich konnte es kaum abwarten, in einem heißen Bad meine Muskeln zu entspannen. Die sich an den Thermen anschließenden Unterkünfte der I. Cohorte wurden von allen Probati mit glänzenden Augen betrachtet, denn jeder von ihnen hoffte, eines Tages zu dieser Elite zu gehören. Wir überquerten die via principalis an der porta pr. dextra. Die Unterkünfte der Tribunen, die hier standen, waren selbst mit der Unterkunft des Centurios verglichen riesig. Tja, Tribun müsste man sein, dachte ich, während ich kurz die Häuser betrachtete.


    Danach ging es wieder links Richtung der porta praetoris. Wieder war die Gruppe dadurch ordentlich in Unordnung geraten. Irgendetwas machen wir immer noch falsch, mich wieder auf den Gleichschritt konzentrierend. Denn die körperliche Belastung und der monotone Takt hatten eine fast einschläfernde Wirkung auf mich. Mir war aufgefallen, dass jetzt zwar die Linien am Anfang und in der Mitte eingehalten wurden. Aber wenn die vordersten Linien die Kurve hinter sich gebracht hatten und wieder die normale Schrittlänge aufnahmen, entstanden dadurch Löcher in den Reihen. Ich überlegte, wie man das Rätsel lösen konnte, während ich im Takt dumpf mitmarschierte. Dem Tor gegenüber befand sich das Forum des Lagers. Hier boten Händler ihre Waren an und die Legionäre schienen diese Angebote gerne anzunehmen. Denn es herrschte ein reges Treiben.


    Mittlerweile war ich von dem ungewohnten Marschieren etwas erschöpft. Die Rüstung schien mir immer schwerer zu werden. Ich bemerkte, wie meine Leinentunika klatschnass auf meiner Haut lag. Aber wie bekamen wir eine ordentliche Kurve hin, fragte ich mich immer wieder. Dann hatte ich plötzlich eine Idee. Damit die hinteren Reihen im gleichmäßigen Abstand dem Rest der Gruppe um die Kurve folgen konnte, mussten die Linien, die die Kurve bereits hinter sich gebracht hatten, in den kurzen Schritt der inneren Reihe einfallen, bis alle Reihen die Kurve abgeschlossen hatten. Erst dann konnte die gesamte Gruppe den Gleichschritt in der Schrittlänge zum Marschieren wieder aufnehmen. Wie ich das alles jetzt den anderen Probati klarmachen sollte, wusste ich nicht. Zumal ich die Befehle, die dafür sicher notwendig waren, nicht kannte. Also beließ ich es lieber bei der bisherigen Ausführung. Mir wurde klar, dass der Centurio und der Optio noch eine Menge Arbeit mit uns vor sich hatten. Jedenfalls was das Marschieren im Gleichschritt betraf.


    Nach der letzten Linkskurve näherte sich die Gruppe wieder der porta pr. Sinistra.

  • Sim-Off:

    Richtig. Sehr schöner Post, großes Lob! :)


    "Sehr gut...", dachte sich Reatinus, als er in seiner zu frühen Freude darüber nachdachte, wie schnell die Probati doch lernten. Doch es kam völlig anders, als sich die erste Kurve näherte. Reatinus ahnte nicht, dass bald ein wirres umhergetrete entstehen würde, welches nicht einmal im Entferntesten an einen Gleichschritt erinnerte. Viel eher freute er sich auf den süßen Klang von gleichmäßig marschierenden Probati. "Ronk, ronk, ronk, ronk, ..."
    Er war zutiefst schockiert, als er feststellen musste, dass seine groß vermessene Freue sich schnurstracks in den Weiten des Nichts verpuffte. Das in der Kurve war kein Gleichschritt mehr, definitiv nicht. "Ihr taktloser Haufen, ich will einen Gleichschritt sehen, aber zügig!", folgte eine laute, gnadenlose Schimpfkanonade. Eine von vielen, denn kurzzeitig, zumindest für die gerade Strecke im Intervallum klang das Ganze wieder ein wenig organisierter. Aber jede Kurve das Gleiche. Jeder Freude, dass es jetzt funktionieren würde, verschwand, eine nach der anderen! Das brauchte noch so Einiges an Übung. Reatinus konnte nicht locker lassen, bis ein jeder Rekrut das drauf hatte. Diese Lektion war überlebenswichtig, der Erste Schritt, das ABC des Legionärdaseins.


    Das kleine Übungstrüppchen, welches kein Talent für den Gleichschritt hatte, fand sich wieder an der Porta Principalis Sinistra ein. Sie hatten nun einen großen Teil des Lagers gesehen, von der beeindruckenden via preatoria bis hin zu den Legionsthermen (die den Städtischen in nichts nachstanden) und den unzähligen Baracken, die das Castellum dominierten. Nicht zu vergessen auch das Forum, in welchem sich regelmäßig auch Händler einfanden, um Waren anzubieten. So kam der Otto-normal-legionär schnell an Waren, die so im Lager nicht zu finden waren.


    Der Centurio sah nur eine Alternative... eine weitere, für die Probati antrengende Runde. Sie hatten sie sich selbst zuzuschreiben, doch diesmal sah Reatinus es vor, ihnen Tipps zu geben. Würde es das nicht tun, würde diese Geschichte noch in einem Debakel enden. Na hoffentlich würden sie sich die Ratschläge des Centurios zu Herzen nehmen. Wenn nicht, dann würden so lange "Ausdauerübungen" folgen, bis sie eben das tun würden. Es kam übrigens nicht allzu oft vor, dass sich Reatinus dazu bewegte, spezielle Tipps zu geben.


    "Ich bin nicht zufrieden mit euch, Probati! Noch eine Runde, pergite!" ( "Marsch" ), meinte der Centurio ungestüm.


    Schon setzte sich die Kolonne in Bewegung und Reatinus schaute sich nach seinem Optio um. Er war noch da und Reatinus machte mit einem Nicken verständlich, dass er ihn nicht vergessen hat. Es durfte keine Nachzügler geben.
    Im Lauf gab er den Probati also den Tipp des Tages, um die nächste Übung zu meistern.


    "Probati, ihr habt Probleme bei den Kurven, und es kommt selten vor, dass ich Rekruten Tipps gebe, also hört gut her! Wenn ihr in eine Kurve einbiegt, verkleinern die, die sich innerhalb ihrer befinden ihre Schritte, und wer sich außerhalb befindet, vergrößert sie, bis ihr an der Kurve vorbei seid! Vergesst nicht, im Takt marschieren! VERSTANDEN?!".


    Und da kam die nächste Kurve auch schon... Reatinus dachte schon daran, sich die Ohren zuzuhalten.

  • Sim-Off:

    Vielen Dank! :]


    Natürlich gab es vom Centurio, nachdem wir an der porta pr. sinistra angekommen waren, einen ordentlichen Anpfiff. Und als er uns eine neue Runde befahl, hatte ich ihn einfach zum Erdrücken lieb, bis ihm die Luft wegbleiben würde.


    Wütend nahm ich wieder den Takt auf. Natürlich waren wir schlecht gewesen. Aber gleich eine ganze Runde? Und außerdem wären wir nicht so schlecht gewesen, wenn wir gewusst hätten, wie die ganze Sache funktioniert.


    Aber da hörte ich erstaunt, wie der Centurio uns Ratschläge erteilte, wie es richtig funktioniert. Und noch erstaunter war ich darüber, dass ich mit meinen Überlegungen richtig gelegen hatte. Der Zorn war vergessen und Stolz erfüllte meine Brust. Na dann, dachte ich. Es wäre doch gelacht, wenn wir das jetzt nicht schaffen sollten. Ich konzentrierte mich auf das Marschieren und ließ mich durch die Umgebung nicht mehr ablenken. Ich kannte sie ja schon von der ersten Runde. Wichtiger war, dass das hier klappte, um endlich in die Thermen gehen zu können.


    "Jawohl Centurio Artorius!" brüllten die Probati auf die Frage des Centurios. Alle waren hochmotiviert, denn keiner hatte Lust auf eine weitere Runde.


    Und tatsächlich. Schon in der ersten Kurve zeigten die Ratschläge des Centurio bei der Gruppe ihre Wirkung. Zwar war sie immer noch nicht perfekt. Aber sie war um Meilen besser als die in der ersten Runde. Die ganze Gruppe sang fast das "Laevum". Die Beine schienen sich auf den Geraden fast automatisch zum Takt zu bewegen. Und jede der folgenden Kurven gelang der Gruppe besser als die zuvor. Am Ende der Runde war es mir, als wäre die Gruppe durch die verbesserte Ausführung zu einem Tier mit vielen Beinen geworden, die sich mit fast hypnotischer Gleichmäßigkeit im Gleichtakt bewegten. Ich sah die anderen Probati an. Sie schienen ähnliche Gedanken zu haben, denn ihre Augen leuchteten vor Stolz.


    Zwar hatten wir die Runde bei weitem nicht perfekt im Gleichschritt durchmarschiert. Aber da es jetzt keine größeren Stockungen oder Störungen in den Kurven gegeben hatte, war es uns um so leichter gefallen, den Gleichschritt fast durchgehend aufrecht zu halten.

  • Wie sich im Laufe der Runde um das Innere des Castellums zeigte, waren die Gleichschrittfähigkeiten der Probati doch (noch) eher beschränkt. Das war allerdings nicht allzu verwunderlich, immerhin war das ihr erster Tag, aber bestraft wurden sie schon wie richtige Legionäre.


    Als Strafe wurde den Probati für ihre definitiv nicht ausreichende Gleichschrittleistungen in den Kurven eine erneute Rund um das Castellum aufgebrummt. Dass jenes den meisten Rekruten nicht gefiel war auch klar, aber das Ganze musste eben so lange geübt werden bis es saß.


    Drusus indess nahm sich das Nicken des Centurios zu Herzen und achtete noch genauer darauf, dass niemand von der Gruppe der Probati abfiel. Jedoch schonte der Iulier seine Stimme ein wenig und setzte stattdessen seinen langen Optionenstab ein. Dafür schlug er nicht sehr fest zu, manchmal holte er auch einfach nur aus und das zeigte schon seine Wirkung...


    Jedenfalls schien es nachdem Reatinus den Probati überraschenderweise Ratschläge erteilt um einiges besser zu gehen, vor allem in den Kurven.

  • Reatinus hätte sich die Augen zukneifen können, als die erste Kurve immer näher kam. Erwartungsvoll wartete er das wilde, taktlose Gerumpel auf, welches bei dem ersten Rundgang kaum zu überhören war. Dann kam die Überraschung: Die Probati waren wohl doch nicht so lernunfähig, wie sie anfangs zu sein schienen. Zufrieden bog auch Reatinus in die Kurve ein und warf einen Blick auf die angehenden Legionäre, ganz speziell auf ihre Füße. Er war immer wieder zufrieden, einer schwierigen Gruppe etwas beigebracht zu haben. Das war für einen Offizier keine einfache Herausforderung. "Sehr gut!", lobte Reatinus die Truppe erleichtert.
    Auch die restlichen Kurven wurden zur Zufriedenheit der beiden Offiziere gemeistert. Die Trainingseinheit war zum Glück abgeschlossen. Den Probati würde die Verschnaufpause bis morgen sicherlich gut tun. Sie brauchten die Kraft, denn morgen stand so Einiges auf dem Plan.


    "Probati, venite!", rief der Schreihals zum Sammeln.


    "Für heute beenden wir das Training! Ihr habt euch gut gemacht, doch lasst das kein Grund sein, euch auf euren Lorbeeren auszuruhen! Ich sage euch, ihr steckt noch in den Kinderschuhen, und was ihr heute und in den nächsten Tagen lernt, werdet ihr euer Soldatenleben lang brauchen! Und nun verlasst mein Sichtfeld, morgen seid ihr wieder auf dem Exerzierplatz!".


    Auch von dem Optio verabschiedete sich Reatinus. Drusus entpuppte sich als zuverlässiger und kompetenter Optio. So musste das sein! "Vale, Optio!".

  • Nachdem die Gruppe, wie befohlen, angetreten war, hielt ich die Luft an. Hoffentlich war unsere Leistung ausreichend genug gewesen. Ich blickte den Centurio vor Anspannung starr an.


    Tatsächlich. Der Centurio war mit uns zufrieden. Ich konnte es erst gar nicht fassen. Doch als er das Ende der heutigen Übungen bekannt gab, hätte ich vor Freude in die Luft springen können. Hätten sie mir nicht so wehgetan.


    Schnell verließen die Probati den Campus und gingen ihrer Wege. Ich war froh, dass dieser Tag sein Ende gefunden hatte. Ob der morgige genauso oder noch anstrengender werden würde, interessierte mich nicht. Ich wollte nur noch raus aus meine Rüstung, die durchgeschwitzten Klamotten loswerden und ein angenehm warmes Bad nehmen. Mal sehen, wie die Thermen sind, dachte ich fröhlich.

  • Tatsächlich, die Hinweise des Schreihalses hatten den Probati geholfen... Drusus hatt ja beinahe gedacht, das sei nur eine Methode zur Schikane der Probati, aber Reatinus hatte ihnen wirklich ernst gemeinte Tipps gegeben. Sehr interessant... Gefruchtet hatte das Ganze jedenfalls, in den Kurven gelang den Probati das Marschieren im Gleichschritt schon sehr viel besser als zuvor.


    Schließlich hatten sie den Augangspunkt ihrer Operation wieder erreicht und der Centurio hielt seine allnachmittägliche Ansprache, nach welcher er die Probati abtreten ließ. Und wie immer stand der Nachwuchsschreihals neben seinem Vorgesetzten. Der Gruß des Artoriers war allerdings etwas Neues für den jungen Optio. Ein wenig stolz erwiderte der Iulier den Gruß: "Vale, Centurio!" Dann verließ auch Drusus den Exerzierplatz um in seine Unterkunft zurückzukehren...

  • So verstrichen auch die Stunden in der Nacht, bis ein neuer Morgen anbrach. Und der Morgen brachte einen Tag mit, und der Tag hoffentlich Fortschritte bei der Grundausbildung. Heute auf dem Plan: Ringen!
    Das Wetter war wirklich nicht perfekt. Dunkle Wolken ließen nur hoffen, dass es nicht regnen würde. Die Luft war dünn, es wehte eine mittelstarke Windböhe um den Platz und ließ einem den Wind in den Ohren pfeifen. Doch kalt war es nicht, die Temparatur blieb erträglich.


    Kein schlechtes Wetter der Welt hielt Reatinus dabei auf, eine Grundausbildung zu machen. Mit stolzen Schritten und bewaffnet mit Vitis rückte der Centurio auf dem Exerzierplatz an, ließ wenige Momente später seine Stimmgewaltigkeit spielen. "Probati, venite!", rief er zum antreten. Danach ließ er Optio Iulius an die Sache ran. Er sollte heute selbstständig eine Ausbildung leiten. Natürlich war der Centurio noch anwesend, um ein Auge auf die frischen Rekruten zu werfen.


    "Also gut, Optio! Leg los!".

  • Leicht nervös hatte Drusus an diesem Tag seinen üblichen Platz neben dem Centurio eingenommen. Heute sollte der Iulier eine ganze Lektion leiten! Und eine nicht unwichtige dazu! Nämlich das Ringen! Drusus selbst hatte das Ringen zur Zeit seiner Ausbildung ja überhaupt nicht gemocht und seitdem hatte der Nachwuchsschreihals es allerdings auch nie wieder gebraucht und er hoffte, dass das auch so bleiben würde und er nie in die Verlegenheit kommen würde seine Waffen verloren zu haben und auf seine Ringkünste angewiesen zu sein.


    Mittleweile hatte sich die Nervösität des Iulier um einiges gesteigert und als Drusus nun vortrat um seinen Part zu übernehmen schlotterten ihm beinahe die Knie, allerdings doch nur beinahe.


    "Probati!", donnerte seine Stimme über den Exerzierplatz. "Heute steht das Ringen auf dem Plan! Doch bevor wir dazu kommen lauft ihr noch drei Runden zum Aufwärmen um den Exerzierplatz! Los!"


    Mit scharfen Blick verfolgte der Iulier das anschließende Treiben der Auszubildenden. Langsam, aber sicher setzten sich die ersten seiner Schützlinge in Bewegung und nachdem alle ihre drei Rundne beendet hatten setzte Drusus seine Ansprache fort:


    "Wie bereits gesagt werden wir usn heute dem Ringen zu wenden. Bei dem was wir heute machen werden handelt es sich jedoch um das genaue Gegenteil von den unkoordinierten Rauferein, die man in jeder üblen Spelunke zu sehen bekommt.


    Es gibt einige sehr sensible Stellen wie zum Beispiel den Hals oder den Kopf. Ein gezielter Schlag, Tritt, oder sonstwas kann einen Kampf schneller beenden als man es sich versieht.


    Doch so etwas will ich bei euch nicht sehen! Auch keine Sachen wie Sand ins Gesicht streuen, kratzen, oder sowas! Ihr sollte euch zwar auch nicht mit Samthandschuhen anfassen, allerdings will ich keinen von euch ins Valetudinarium einliefern lassen!


    Also sucht euch einen zweiten und legt los!"


    Gespannt veroflgte Drusus nun was die Probati aufführen würden.

  • Die ungewohnte Anstrengung des ersten Ausbildungstages hatten mich früh einschlafen lassen. So wachte ich am Morgen aus einem ununterbrochenen Schlaf auf und fühlte mich ausgeruht. Als ich jedoch von meiner Pritsche aufstehen wollte, fühlten sich meine Beine an, als wären an ihnen Gewichte befestigt. Scheinbar hatte mein gestriger Besuch in den Thermen doch nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Wenn das heute wieder so anstrengend wird, kann ich morgen bestimmt nicht mehr Laufen. Unangehm musste ich mich an die Worte des Centurios erinnern. Kriechen würden wir noch. Na, da war ich ja auf dem besten Weg dahin.


    Ich zog mich langsam an und aß bedächtig schweigsam einige Stücke Brot. Die gute Laune meiner Kameraden wollte sich nicht auf mich übertragen. Schließlich verließ ich das Contubernium Richtung Campus. Besorgt sah ich zum Himmel. Hoffentlich wird es nicht regnen, dachte ich und zog den Mantel etwas enger um mich.


    Am Campus angekommen grüßte ich die anwesenden Probati. Alle schienen sich so ähnlich wie ich zu fühlen. Oder noch schlimmer. Jedenfalls war kaum einer von ihnen so gesprächig wie gestern. Kurze Zeit später erschienen der Centurio und der Optio. Kaum auf dem Platz ließ uns der Artorier mit lauter Stimme antreten und übergab das Kommando an den Optio. Vielleicht war das noch eine kleine Lektion für seinen gestrigen Fehler.


    Mit kaum leiserer Stimme als sein Vorgesetzter erklärte uns der Optio, dass heute Ringen auf dem Plan stände. Ich atmete tief durch. Nicht, dass ich es nicht mochte. Als Jugendlicher hatte ich immer gerne mit meinen Kumpels gerungen. Allein meine Statur und mein Gewicht hatten mich oft siegen lassen. Aber mit dem Muskelkater in den Beinen würde es mit schwer fallen, geschmeidig das Gleichgewicht zu halten.


    Als der Optio befahl drei Runden zu laufen, merkte ich, wie ein innerliches Aufstöhnen durch die Reihen der Probati lief. Doch trotzdem einige von ihnen leise vor sich hin schimpften, setzte sich die Gruppe wie befohlen in Marsch. Die erste Runde war für mich einfach nur grausam. Die Muskeln in meinen Beinen schienen mit jedem Schritt fester und fester zu werden. Ich atmete heftig. Wie sollte ich dann noch zwei weitere Runden schaffen? Doch ab der zweiten Runde fiel mir das Laufen immer leichter. Obwohl ich immer noch heftig atmete, fingen die Muskeln an, sich durch die steigende Körperwärme wieder zu lockern. So schaffte ich ,wie die meisten Probati, die dritte Runde auch noch. Einige gingen aber nur noch anstatt zu laufen. Sie hielten sich mit hochroten Köpfen die Seiten. Wahrscheinlich hatte sie es zu schnell angehen lassen. Die Zeit, die wir auf den Rest warten mussten, nutzte ich zur Dehnung und Streckung meiner Muskeln. Ich wusste, dass es beim Ringen auch um Kraft ging. Aber Technik, Reaktionsvermögen, Geschmeidigkeit und der Gleichgewichtssinn waren die entscheidenden Faktoren. Ich fühlte mich nach meiner kleinen Gymnastikeinlage viel besser.


    Nachdem auch die letzten Probati eingetrudelt waren, stellten sie sich wieder auf und hörten den weiteren Anweisungen des Optio zu. Ich war erstaunt darüber, dass wir keine der üblichen schmutzigen Tricks anwenden durften. Aber höchstwahrscheinlich war des Verletzungsrisiko zu hoch. Ob sich aber alle im Eifer des Gefechts darin halten würden, bezweifelte ich.


    Wie aufgefordert gruppierten sich die Probati zu einzelnen Paaren, was natürlich nicht ohne einiges Gelächter und prahlischerischem Getue vor sich ging. Ich sah mich einem um einen Kopf kleineren und ziemlich schmächtigen Gegner gegenüber stehen. Sein Gesicht zeigte zugleich Angst, aber auch wilde Entschlossenheit. Lass dich nicht durch die Körpergröße täuschen, dachte ich. Unterschätze ihn deswegen nicht. Beide nickten wir uns kurz zu und eröffneten damit den Kampf.


    Ich ging in die Grundstellung, in dem ich leicht in die Knie ging, die Beine in etwa Schulterbreit parallel zueinander ausrichtete und meine Arme angewinkelt auf Schulterhöhe vor meinen Körper hob. Mein Gegner tat es mir gleich. Vorsichtig fingen wir an, uns zu umkreisen. Dabei fiel mir auf, dass seine Bewegungen etwas steif waren. Ich grinste. Eins zu Null für mich. Ich konzentrierte mich wieder auf seine Augen. Diese würden mir bei einem ungeübten Gegner verraten, in welche Richtung seine Aktion gehen sollte. Und tatsächlich sah ich, wie er meine rechte Schulter fixierte. Als sein Schlag kam, war es für mich somit ein Leichtes, diesen abzublocken. Ich merkte das er ein ungeübter Kämpfer war. Leider, wie ich fand. Ich beschloss, kurzen Prozess zu machen. Ich schlug mehrmals kurz hintereinander abwechselnd mit der rechten und der linken Hand in Richtung seines Gesichtes. Zwar konnte er alle meine Schläge abfangen. Aber sie sollten ihn lediglich irritieren und beschäftigen. Plötzlich startete ich meinen Angriff. Ohne Vorwarnung warf ich mich mit einem tiefen Knurren nach vorne. Während ich mit angezogenen Armen meinen Oberkörper und Kopf schützte, hakte ich meinen rechten Fuß hinter der Fessel seines rechten Fußes ein. Kaum war das geschehen, ließ ich meine Arme locker nach vorne schnellen und stieß meine Hände mit voller Kraft gegen seine Schultern. Durch die Hebelwirkung hatte mein Gegner keine Chance. Mit rudernden Armen fiel er auf seinen Rücken. Ohne einen Moment zu zögern, wuchtete ich mich auf ihn, nahm einen seiner Arme und verdrehte ihn schmerzhaft. Ich sah in den Augen meines Gegners, wie weit ich gehen konnte, ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Nach kurzem Zögern sah ich, wie er zum Zeichen seiner Aufgabe auf den Boden klopfte. Ich ließ seinen Arm los, stand auf und half ihm beim Aufstehen.


    "Nichts für ungut. Aber ich suche mir jetzt besser einen neuen Gegner. Einen in meiner Gewichtsklasse", sagte ich zu ihm. Er nickte nur stumm und rieb sich seine Schulter. Ich schaute mich um. Zwei Paare weiter sah ich einen anderen Probati. Er war nicht viel größer als mein vorheriger Gegner. Aber dafür hatte er mindestens so viele Muskeln wie ich. Ich hatte meinen nächsten Gegner gefunden.

  • Mit aufgesetzt finsterer Miene schritt der der Optio aus dem Geschlecht der Iulier die einzeln Gruppen ab und verfolgte wie sich die Probati im Ringen übten. Wie der Iulier fand machten sich die Probati gar nicht so schlecht. Hier und da gab es bei manchen der Ringer noch etwas zu verbessern, worauf sie der Nachwuchsschreihals auch "freundlich", teilweise auch mit seinem Optionenstab hinwies. mangelnde Härte gab es jedenfalls bei den meisten nicht zu bemängeln.


    Als Drusus seine Runde durch die kämpfenden Probati beendet hatte und wieder am Ausgangspunkt angelangt war überflog der Iulier noch einmal die Reihen der Auszubildenden. Die meisten der Rekruten waren schon mit den ersten Kämpfen fertig. Also galt es die Probati dazu anzuweisen eine zweite Runde mit neune Gegnern auszutragen. Er war schon gespannt wie sich die Prbati beim zweiten Mal schlagen würden. Ob sie sich steigern können würden?


    "Probati!!", donnerte des Iuliers Stimme über die Köpfe der Probati hinweg. Drusus wartete bis alle ihre Kampftätigkeiten eingestellt hatten und setzte seine Miniansprache mit doppelt so lauter Stimme fort:


    "Das war schon gar nicht so schlecht! Allerdings gilt es noch einiges zu verbessern!


    Sucht euch einen anderen Gegner und dann kämpt erneut!"

  • Der Optio machte sich sehr gut. Schnell merkte Reatinus, dass es kein Fehler war, ihn mit der Ausbildung zu betrauen. Im Gegenteil, es war sogar ein guter Schachzug. Denn während der Optio mit kritischem Offiziersgehabe umherstreifte, konnte der Schreihals ungestört beobachten, wie sich seine zukünftigen Legionäre so machen würden. Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht, was er sah. Er blieb kurzzeitig bei Probus und seinem Trainingspartner stehen. Sie legten einen interessanten Kampf hin, doch beide würden noch ein wenig mehr Übung brauchen. Zumal Probus einen kleineren Gegner hatte und sich an jemanden versuchen sollte, der ebenbürtig war. Hoffentlich fand er in der nächsten Runde jemanden, der ihm den Schweiß auf die Stirn treiben konnte. Nur das war wirkliches Training. Wie er sah, befehligte der Optio auch schon die besagte nächste Runde. Gut getimed.

  • Ich ging auf den Probati zu. Von nahem sah ich erst wie muskulös er war. Seine Oberarme schienen den gleichen riesigen Umfang seiner Oberschenkel zu haben. Das wird eine echte Herausforderung, dachte ich.


    "Salve. Mein Name ist Probus. Ich würde gerne mit dir den nächsten Ringkampf bestreiten." Fragend schaute ich ihn an. Der angesprochenen Probati musterte mich kritisch und überlegte kurz. Scheinbar wägte er seine Chancen in einem Kampf gegen mich ab. "In Ordnung", sagte er. "Ich heiße übrigens Fullo." Wir reichten uns die Hände, gingen dann in die Grundstellung und nickten uns kurz zu. Damit war der Kampf eröffnet.


    Wie im vorherigen Kampf umrundeten wir uns anfangs gegenseitig, um mögliche Schwächen des Gegners zu entdecken. Ich sah sofort, dass ich es mit einem geschickten Gegner zu tun hatte. Geschmeidig und sicher bewegte er sich, auf jede kleine Blöße in meiner Deckung lauernd. Aber auch er schien mit meinen Fähigkeiten zufrieden zu sein, denn sonst hätte er mich schon längst angegriffen.


    Gleichzeitig warfen wir uns plötzlich nach vorne. Ich versuchte seinen Kopf fest mit beiden Händen zu umklammern und wehrte gleichzeitg seine Versuche ab, es mir gleichzutun, während jeder von uns den anderen nach hinten zu schieben trachtete. Nach einem kurzen Schlagabtausch lösten wir uns wieder voneinander und gingen ein paar Schritte voneinander entfernt in die Grundstellung, um uns wieder gegenseitig zu belauern.


    Ich atmete heftig, denn dieser kurze, aber explosiv durchgeführte Angriff hatte einiges an Kraft gekostet. Aber Fullo schien es auch nicht besser zu gehen, denn ich hörte ihn leicht schnaufen. Ich entschloss mich, die längere Reichweite meiner Arme und Beine ins Spiel zu bringen. Ich machte einen Schritt mit dem linken Fuß nach vorne und trat mit dem rechten Richtung Schienbein meines Gegners. Wie ich es erwartete hatte, versuchte Fullo meinen Tritt mit dem linken Arm abzublocken. Dadurch war seine Kopf und Oberkörper ohne Deckung. Anstatt den Tritt zu Ende zu führen, setzte ich ihn schnell auf den Boden, wie bei einem Ausfallschritt, und ließ meine rechte Faust ,nach seinem Kopf schlagend, nach vorne schnellen. Doch darauf schien Fullo seinerseits nur gewartet zu hagen. Er duckte sich unter meinem Schlag hinweg und drehte sich auf seinem linken Bein stehend in meine Hüfte ein.


    Verdammt, dachte ich kurz, jetzt hat er mich erwischt. Und schon hebelte mich Fullo aus und warf mich gekonnt über seine rechte Schulter. Ich warf mich mit meinem ganzen Gewicht in den Wurf, denn meine einzige Chance war es, den Schwung zu erhöhen, um Fullo aus dem Gleichgewicht zu bringen. Schwer schlug ich auf den Boden auf. Nun würde sich entscheiden, ob meine Aktion erfolgreich war. Während der Körper von Fullo meinem folgte, rollte ich ich mich weiter nach rechts, damit Fullo nicht auf mir landen würde, sondern seinerseits durch den Schwung unter mir zu liegen käme. Und wirklich es funktionierte. Aber mein Gegner hat dies schnell bemerkt, so dass er seinerseits den Schwung für sich nutzte. So rollten Fullo und ich ein paar Mal, uns gegenseitig hart umschlingend, über den Boden. Ich lockerte den Griff, löste mich von Fullo und brachte mich mit einer Rolle außer Reichweite des Gegners. Kaum war die Rolle beendet, sprang ich hoch, drehte mich um und starrte auf meinen Gegner. Auch Fullo war schon wieder auf seinen Beinen und war kampfbereit. Beide atmeten wir schwer.


    Wieder umkreisten Fullo und ich uns lauernd. Das war knapp gewesen, dachte ich. Fullo taxierend, beschloss ich, dass der nächste Angriff die Entscheidung bringen sollte. Da Fullo wegen seiner geringeren Körpergröße mir gegenüber im Vorteil wäre, wenn ich einen Wurf probieren würde, entschloss ich mich für einen Angriff auf seine Beine, um ihn zu Fall zu bringen.


    Als Ablenkungsmanöver starte ich wieder ein Abfolge von lockeren Schwingern Richtung Fullos Kopf. Ich achtete dabei darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen. Er sollte keine Gelegenheit für einen Wurf bekommen. Plötlich ließ ich mich in die Hocke fallen und trat mit meinem rechten Bein in einem leichten Bogen Richtung Kniekehle des linken Beines von Fullo. Trotzdem es mir vorkam, als brauchte ich eine halbe Ewigkeit für diese Manöver traf ich die gewünschte Stelle. Ich hörte Fullo leises Aufstöhnen, sein linkes Bein knickte leicht ein und brachte ihn somit aus dem Gleichgewicht. Darauf hatte ich nur gewartet. Mit einem Schrei schnellte ich auf meinem linken Bein nach vorne. Schwer prallte ich mit meiner rechten Schulter gegen den Oberkörper von Fullo. Ich hörte, wie der Treffer die Luft aus seinen Lungen trieb. Und tatsächlich er taumelte, mit seinen Armen rudernd nach Halt suchend, nach hinten. Das war meine Chance. Ohne zu zögern, setzte ich ihm nach. Ich versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf die Brust. Mit einem raubtierhaften Grinsen sah ich, wie der Schlag seine Wirkung zeigte. Denn Fullo fiel jetzt rücklings zu Boden. Kaum war er auf dem Boden aufgeschlagen, hockte ich mich auf ihn und rammte ihm mein rechtes Knie auf die Brust. Drohend hob ich meinen rechte Faust und holte zum entscheidenden Schlag aus. Ich wollte Fullo nicht wirklich schlagen. Ihm sollte nur die Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst werden. Fullo sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Erst in mein Gesicht und dann auf meine Faust. Vielleicht sah ich in diesem Moment doch entschlossener aus, als ich glaubte. Denn Fullo zögerte keinen Augenblick und schlug mit seiner rechten Hand zum Zeichen seiner Aufgabe auf den Boden.


    Ich nickte zufrieden, stand auf und half Fullo vom Boden auf. "Alle Achtung", sagte ich zu Fullo, noch etwas atemlos vom Ringen. "Das war ein klasse Kampf. Fast hättest du mich gehabt. Was hälst du davon, wenn wir ab und zu zusammen trainieren würden?" Ich sah Fullo fragend an. Er schnappte noch nach etwas Luft. Scheinbar hatte ich ihn doch schwerer getroffen, als ich gedacht hatte. "Gerne.", antwortete er mir."Und das nächste Mal wirst du mich nicht so einfach überrumpeln." Er grinste mich an. "Das kann ich mir gut vorstellen", sagte ich, meinerseits grinsend. Ich war froh, dass Fullo seine Niederlage scheinbar leicht verkraften konnte.

  • Kurz nachdem der Nachwuchsschreihals den Befehl zum erneuten Ringen gegeben hatte, streifte er wieder zwischen den kämpfenden Rekruten herum um ihnen Verbesserungsvorschläge zu erteilen und wenn es sein musste einem besonders lernunwilligen Probatus auch einen Schlag mit seinem Optionenstab zu verpassen. Doch soweit musste der Iulier glücklicherweise nicht gehen. Mit Adlerblicken beobachtete er die Kampftechnik er Probati. Bei den meisten noch eindeutig verbesserungswürdig, manche allerdings machten sich schon sehr gut. Besonders gefiel dem Nachwuchsschreihals wie sich dieser Germanicer, Probus hieß er soweit Drusus wusste und sein Gegner schlugen. Wenn die so weiter machten würde etwas aus den beiden werden...


    Wo war eigentlich der Centurio? Drusus blickte sich kurz um und entdeckte ihn auch schon. Auch der Artorier beobachtete die Probati kritisch. Das hatte für den jungen und noch ziemlich unerfahrenen Optio Drusus etwas beruhigendes an sich.


    Als der Optio aus dem Geschlecht der Iulier alle Probati durchhatte stolzierte er wieder zu dem Punkt zurück, von welchem aus er alle seine Ansprachen hielt, räusperte sich kurz und brüllte dann über die Köpfe der Probati:


    "Probati, venite!"


    Nachdem alle ihre Kamptätigkeiten eingestellt hatten und Drusus fortfahren konnte, tat er das auch.


    "Wir beenden das Training für heute! Ihr habt euch gar nicht so schlecht geschlagen wie ich mir das gedacht habe!


    Abite!"

  • Ein neuer Tag brach an, nachdem sich die Dunkelheit der letzten Nacht verzog. Langsam aber sicher merkte man auch im winterkalten Germanien, dass der Frühling einmarschierte. Und wie immer wappnete sich der Centurio mit Helm (worauf sich die Crista Transversa befand), seinem Vitis und einer gesunden Portion Vorfreude, die Probati durch den Exerzierplatz zu jagen. Der Optio, der Reatinus tatkräftig unter die Arme griff, war bald auch auf dem Exerzierplatz zu finden.


    "Probati, venite!", ertönte die Stimme des Schreihalses, unter derer die weniger hartgesottenen Rekruten erschreckt aufzucken mussten. Reatinus sammelte danach kurz seine Worte. Die nächste Lektion stand unmittelbar bevor und würde von einer verdächtigen Stille angekündigt. Die Ruhe vor dem Sturm!
    Einige Legionäre aus der Centuria IV schleppten schon Kisten mit Holzgladii und Scuta an. Das Letzte, was Reatinus wollte war, jemanden mit schweren Verletzungen dem Medicus übergeben zu müssen. Daher für´s Erste nur Holzwaffen. Die waren außerdem ein wenig schwerer, als die echte Ausrüstung, was nebenbei als gutes Krafttraining her hielt. Ein Nachteil war nur die Abnutzung dieser Waffen, so dass immer wieder Rangeleien entstanden, wer die noch heilsten Übungswaffen bekam.


    "Heute beschäftigen wir uns mit Übungen, die ihr euer gesamtes Legionärsleben brauchen werdet! Der Kampf mit Gladius und Scutum! Prägt euch gut ein, was ihr lernt, denn wer sich schlampig anstellt, ist im Kampf eine lebende Zielscheibe! Ihr müsst den Kampf mit Waffen nicht nur gut können, das reicht mir nicht! Ihr müsst ihn INSTINKTIV und im Schlaf ausführen können! Und wenn es sein muss, übe ich mit euch bis morgen früh!"


    Der Schreihals zeigte im Hintergrund auf die Kisten, die schon von den Legionären abgestellt wurden. Die Männer waren dank guten Trainings kaum erschöpft.


    "Dort hinten befinden sich Übungswaffen. Übungswaffen deshalb, weil ich vermeiden will, dass ihr euch versehentlich gegenseitig verletzt!", man konnte ja nie wissen, "Jeder holt sich jeweils ein Scutum und ein Gladius! Danach: In aciem venite! Ihr habt fünf Minuten!" ( "In Reihe antreten!" )
    Diese fünf Minuten waren sogar noch großzügig bemessen.


    Kurz wartete Reatinus auf den Ansturm und das Gerangel um die besterhaltene Übungsausrüstung, ehe er klammheimlich zum Optio trat. Wie immer flüsterten sie sich den weiteren Verlauf zu.
    "Optio Iulius, willst du ihnen die Grundstellung beibringen?".

  • Hatte ich am gestrigen Tag nur Muskelkater gehabt, so schien mir heute jede Faser des Körpers weh zu tun. So war ich auch morgen wieder maulfaul aufgestanden und hatte einige Brocken Brot mit Wasser runtergewürgt. Ich fühlte mich wie zerschlagen, obwohl ich die Nacht durchgeschlafen hatte. Aber der gestrige Abend war noch lang für mich gewesen.


    Nachdem ich vom Campus ins Contubernium gekommen war, zog ich die Ausrüstung aus und verstaute sie. Schnell hatte ich wieder die Thermen aufgesucht, um anschließend zur Horrea zu gehen, um Brennholz und Getreide zu besorgen. Schließlich war ich von meinen Kameraden als Neuling zum Kochen verdonnert worden. Somit musste ich noch den Weizen schroten und daraus einen Puls kochen. Die Zeit ,bis er fertig war, nutzte ich, um die Ausrüstung zu putzen und zu pflegen. Bis ich damit und schließlich mit dem Essen fertig geworden war, war die Nacht hereingebrochen.


    So stand ich zwar müde, aber begierig auf die nächste Übung wieder auf dem Campus und grüßte die anderen Probati. Kaum war ich da, brüllte der Centurio in seiner unnachahmlichen Art über den Übungsplatz zum Antreten. Die Probati kamen dem Befehl sofort nach. Ich sah, wie einige von ihnen erschreckt zusammenzuckten. Scheinbar hatten sie sich immer noch nicht an den rauen Ton gewöhnt.


    Einige mir fremde Legionäre schleppten Kisten auf den Campus. Das schien heute interessant zu werden. Nach einer kurzen Pause löste der Centurio das Rätsel. Heute stand der Kampf mit Gladius und Scutum auf dem Programm. Ein Raunen ging durch die Reihen der Probati. Ich atmete tief durch, denn ich wusste, dass dieser Tag nicht so erfolgreich sein würde wie der gestrige. Ich hatte noch nie mit Schwert und Schild gekämpft. Als Jungen hatten wir uns natürlich mit Knüppeln Schwertkämpfe geliefert. Aber das, was heute folgen sollte, hätte bestimmt nichts damit zu tun. Und die Androhung, dass wir vielleicht bis morgen früh üben könnten, bezweifelte ich keinen Moment.


    Auf den Befehl, sich ein Gladius und ein Scutum zu holen, stürmte die Probatischar zu den Kisten. Das war ein Gerangel. Jeder versuchte, ein gut erhaltenen Gegenstand zu erhaschen. Ich hatte das Glück, als einer der ersten an einer der Kisten zu sein. So bekam ich noch ein Gladius und ein Scutum in einigermaßen guter Qualität. Das Problem war aber, wieder von der Kiste weg zu kommen. Da half nur etwas Schubsen und Rangeln. Ich hörte, wie sich hinter mir einige Probati um die Sachen stritten. Das interessierte mich aber nicht, hatte ich doch, was ich brauchte.


    Wie befohlen stellte ich mich vor dem Centurio als dritter in die Reihe und sah vergnügt dem bunten Treiben der anderen Probati zu. Ich musste grinsen. Nach längerer Zeit war die Gruppe vollständig in Reihe angetreten und harrte der Dinge.

  • Gut gelaunt errreichte auch Drusus nur kurz nach dem Centurio den Exerzierplatz. Der Frühling begann anzubrechen. Langsam, aber sicher verzog sich die eisige Kälte der unglaublich harten Winter der Germanischen Region und wich den milden Temperaturen des Frühlings. Wie jedes Mal wenn wenn ein neuer Tag bei einer Grundausbildung anbrach fand sich der Nachwuchsschreihals auf seiner gewohnten Position ein und beobachtete die Probati mit aufgesetzt strenger Miene.


    Währenddessen verfolgte er die Worte des Centurios aufmerksam um nicht den Faden zu verlieren. Heute würde es sich also um die Königsdisziplin unter den Aufgaben eines Legionärs drehen. Den Schwertkampf! Der Artorier, auch Schreihals genannt hatte schon den Befehl zum Herbeischaffen der Übungswaffen und die Probati führten jenen auch selbstverständlich sofort aus.


    Inzwischen trat der Schreihals zu dem Nachwuchsschreihals und fragte ihn ob der Iulier den nächsten Teil der Lektion leiten wolle. Drusus nickte sofort, auch wenn er sich manchmal fragte wozu denn der Centurio noch da war, wenn er eh alles seinem Optio übertrug...


    Der Iulier entschied sich nun einfach fortzufahren, schließlich waren mittlerweile alle Rekruten angetreten und es war sich im Sinn des Centurios, dass die Grundausbildung zügig voranging...


    "Probati!", brüllte er mit Exerzierplatzstimme über selbigen. "Bevor zum richtigen Schwertkampf schreiten, nehmen wir uns erst einmal die Grundstellung eines Legionärs vor. Die Grundlage für einen jeden Kampf!" Drusus machte eine kurze Pause um seine Worte zu unterstreichen, räusperte sich kurz und machte dann weiter im Text. "Also! Das Scutum kommt in eure linke Hand, das Gladius logischerweise in die rechte!", erklärte der Unteroffizier während er es den Probati vormachte. "Der linke Fuß kommt nach vorne und der andere nach hinten um euch abzustützen!"


    "Und jetzt probiert es selbst!", forderte der Iulier seine Schützlinge auf.

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