• Nicht sicher, ob sie von den Soldaten jetzt geführt oder vielmehr eskortiert wurde, folgte Axilla samt Anhang den beiden dichtauf. Sie war so aufgeregt, dass sie die Schönheit des Viertels gar nicht richtig zu würdigen weiß. Sie spielte so lange mit einer Haarsträhne herum, bis Iason kurzerhand ihre Hand ergriff und sie so in die Realität zurückholte. Jeder andere Sklave oder Freigelassene hätte dafür eine Strafe bekommen, aber er durfte das. Er hatte ihr als Kind schon aufgeschorfte Knie verarztet und darauf geachtet, dass sie sich benahm, sie dachte gar nicht darüber nach, dass er es nun eigentlich nicht mehr durfte.
    Am Haus angekommen war der Drang, an den Fingernägeln zu kauen, beinahe überwältigend. Aber sie unterließ es, bevor Iason sich noch genötigt sah, ihr Seife auf die Nägel zu schmieren, und das mitten in der Öffentlichkeit. Sie bedankte sich bei den beiden Soldaten, die sich allerdings keinen Fingerbreit rührten. Damit war sie sich sicher, dass es mehr eine Eskorte als eine nette Geste war.
    Dennoch lächelte sie charmant und trat auf die Türe zu. Sie holte noch einmal tief Luft und klopfte dann beherzt an. Bitte, ihr Götter, lasst sie zuhause sein, betete sie lautlos zu jedem Gott, der gerade zuhören mochte.

  • [Blockierte Grafik: http://de.geocities.com/crazylx2000/ImperiumRomanum/heptai/psammitichus.png]


    Psammitichus, ein persönlicher Sklave der Domina Urgulania, kam zufällig an der Porta vorbei, als es klopfte. Da der Ianitor offensichtlich gerade nicht verfügbar war, übernahm er kurzerhand dessen Aufgabe und öffnete die Tür. Der grosse, dunkelhäutige Sklave versperrte mit seiner massigen Erscheinung fast die gesamte Tür und schaute auf die klopfende Axilla herab.
    "Du wollen?" fragte er grummelig.

  • Axilla stand einen Herzschlag wie erstarrt einfach nur da und schaute zu dem Riesen, der ihr gegenüber stand, hinauf. Erst nach zweimal Blinzeln hatte sie sich wieder gefangen und plapperte geradezu drauf los.
    Ich bin Iunia Axilla, Cousine von Lucius Iunius Silanus. Und ich will gerne mit deinem Herrn sprechen, damit meine Sachen möglichst schnell in mein Zimmer gebracht werden. Hier draußen ist es heiß, weißt du?
    Sie war es ganz und gar nicht gewohnt, von einem Sklaven so angegrummelt zu werden. Und hitzköpfig wie sie eben war, schimpfte sie gleich zurück. Dass sie immer noch nicht sicher war, ob denn alles überhaupt geregelt war für ihre Ankunft, vergaß sie dabei einfach.

  • Silanus nicht da? Großartig. Axilla meinte fast Neptunus und Mercurius lachen zu hören. Da hatten sie eine so schnelle Überfahrt, nur damit jetzt ihr Vetter gar nicht da war.
    Axilla überlegt kurz, wer Urgulania war. Da sie hier im Haus wohnte und sie nicht annahm, von den Soldaten zum falschen Haus geführt worden zu sein, musste sie mit ihr verwandt sein. Sie meinte, es könnte die Tante ihres Vaters gewesen sein, aber ganz sicher war sie nicht. Sie hatte definitiv zu wenig Kontakt mit der Familie gehabt, weil sie immer bei ihrer kranken Mutter daheim geblieben war.
    Gut, dann möchte ich bitte mit deiner Herrin sprechen.
    Hoffentlich durfte sie rein. So langsam aber sicher bedauerte sie es, sich bei der Palla gegen Iason durchgesetzt zu haben. Die Sonne hier brannte ja fürchterlich um diese Tageszeit.
    Und hoffentlich war es wirklich so, wie alle immer sagten, und sie war ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Denn eines war sicher, sollte sie nicht hierbleiben dürfen, wußte Axilla nicht, wohin sie hätte gehen sollen.

  • Axilla gab Iason mit einem Zeichen zu verstehen, dass er auf die Träger aufpassen solle. Nicht, dass die mit ihrem Gepäck noch Blödsinn anstellten. Dann folgte sie dem großen Sklaven.

  • Nach dem Gespräch mit Urgulania war Axilla nach draußen gegangen. Ihr Gepäck mitsamt den Trägern und den beiden Soldaten wartete immer noch, und irgendwie war es ihr peinlich, alle so lange warten zu lassen. Sie hob ihre Stimme, damit alle Träger sie hören konnten.
    "Tragt mein Gepäck ins Haus. Dieser Sklave zeigt euch, in welchen Raum."
    Die Träger nahmen die abgesetzten Kisten und Truhen wieder hoch und folgten dann im Gänsemarsch dem Sklaven ins Hausinnere. Axilla wandte sich unterdessen mit ihrem charmantesten Klein-Mädchen-Lächeln an die beiden Soldaten. "Verzeiht, dass ich euch beide so lange von eurer Pflicht abgehalten habe."
    Dem Blick nach zu urteilen, war es wohl in Ordnung. Axilla hoffte, dass die Wachen ihr die Wartezeit nicht übel nahmen. Beim nächsten Besuch am Tor würde sie es sonst sicher erfahren.


    Und schließlich kam der schwerste Teil. Sie wandte sich von den Soldaten ab, und ging zu Iason herüber. Er hatte sich in den Schatten eines Baumes gestellt, in seinem Alter vertrug er die Sonne nicht mehr so gut.
    "Iason..." Axilla wußte nicht, was sie ihm sagen wollte. Sie wusste, er musste nach Hause, wusste, dass seine Frau und seine beiden Kinder auf ihn warteten, wusste, das Schiff würde nicht warten. Aber es fiel ihr so unendlich schwer, die passenden Worte zu finden für den Sklaven, nein, den Freund, der sie so lange behütet hatte. Eine Träne kullerte über ihre Wange, und er wischte sie mit seiner rauhen Hand weg. "Eine Dame weint nicht in der Öffentlichkeit."
    Und da war ihr der Anstand egal, und sie umarmte Iason, drückte ihn ganz fest an sich, barg ihr Gesicht an seiner Brust, wie sie es als kleines Kind unzählige Male getan hatte. Sie hielt ihn ganz fest, als wolle sie ihn nie mehr loslassen. "Versprich mir, dass du schreibst. Versprich mir, dass du mich nicht vergisst." Sie wollte weinen, und dass ihre Nachbarn es vielleicht sehen konnten, war ihr egal.
    Iason hob ihr Kinn und stellte sie gerade vor sich hin. Erst, als sie wieder wie eine Frau und nicht mehr wie ein Kind dastand, gab er Antwort. "Ich verspreche es dir."


    Gerne hätte sie ihn noch einmal umarmt. Gerne hätte sie ihm noch so viele Dinge gesagt. Gerne hätte sie alles Beigebrachte vergessen. Aber sie atmete einmal tief durch, besann sich auf ihre Ruhe.
    "Dein Schiff wartet. Danke, Iason, dass du mich begleitet hast. Aber deine Familie hat lange auf dich gewartet. Ich gehe jetzt mal besser wieder zu meiner zurück."
    Sie rang sich ein letztes Lächeln ab, und dann wandte sie sich um. Ihn weggehen zu sehen ertrug sie nicht, also stapfte sie stur wieder zum Haus zurück, ohne sich auch nur einmal noch umzudrehen. Sie hoffte, dass ihr Zimmer sie lange genug ablenken würde, ehe sie eine Dummheit machte.

  • Silanus war als erster beim Eingang eingetroffen und wartete auf Axilla. Für den gemeinsamen Spaziergang hatte er sich von den Haussklaven seine weiße Toga mit den markanten purpurnen Ritterstreifen anlegen lassen. Für ihn war es eine willkommene Abwechslung das Haus nicht in seiner Rüstung verlassen zu müssen, auch wenn er sich mittlerweile an sie wie an eine zweite Haut gewöhnt hatte. Dennoch war er heute als Privatmann unterwegs und wollte dies in vollen Zügen genießen. Gespannt wartete er auf das erscheinen seines Mündels.

  • Axilla hatte sich von einer Sklavin die Haare noch einmal durchkämmen und ordentlich zusammenstecken lassen. Die Haarspangen, die wunderschön in der Form von Seepferdchen geschnitzt worden waren, zwickten zwar ein wenig, aber Axilla nahm es hin. Wenn sie heute tatsächlich zum Haus des Präfekten gehen würde, wollte sie nicht nur schön sein, nein, sie musste umwerfend aussehen.
    Dazu noch ihre besten Ausgehschuhe aus gutem Leder. Nur das Kleid war dasselbe, aber ein neuer Gürtel vervollkommnete das Bild. Da es in dieser Aufmachung vollkommen unmöglich war, zu rennen, Axilla aber ihren Vetter nicht warten lassen wollte, tippelte sie so schnell es ging zum Eingang. Silanus war natürlich schon vor ihr da, und war mindestens genauso stattlich angetan wie sie selbst. Axilla bremste ihre Geschwindigkeit und kam gemessenen Schrittes auf ihn zu. Sie betrachtete ihn einmal bewundernd von unten bis oben.
    Die Toga steht dir”, bemerkte sie bewundernd. Sie gesellte sich neben ihn, um sich bei ihm einzuhaken.

  • Silanus lachte als er ihre Worte hörte.


    "Bei einer Toga muss ich immer an alte Senatoren denken. Aber wenn sie dir gefällt, dann kann es nicht ganz so schlimm sein."


    Dann ließ er auch seinen Blick musternd über Axilla schweifen und zog grinsend eine Augenbraue nach oben. Sie war wirklich ein wunderschöne und bezaubernde junge Frau, die es immer wieder aufs Neue schaffte ihn zu überraschen. Von dem jungen Mädchen war keine Spur mehr. Ihr ganzes Aussehen war aufeinander abgestimmt und ihre Kleidung perfekt Kombiniert. Ihr fehlte lediglich das alter um eine echte römische Matrone abzugeben.


    "Auch du siehst wunderhübsch aus. Ich kann mich also jetzt schon darauf einstellen, dass du bei unserem Spaziergang bestimmt einige bewundernde Blicke auf dich ziehen wirst. Bist du soweit?"

  • Bei seinem Kompliment wurde sie leicht rot und musste lächeln. „Die bewundernden Blicke gelten bestimmt alle dir.
    Axilla hakte sich bei ihm ein, darauf achtend, nicht auf den Saum seiner Toga versehentlich zu treten. Sie war manchmal so ungeschickt und es wäre nicht das erste Kleidungsstück, das aufgrund ihrer Unachtsamkeit ein vorzeitiges Ende als Putzlappen fand. Aber für heute blieb dem Stoff ein solches Schicksal erspart.
    Ja, ich wäre soweit.“ Axilla strahlte Silanus regelrecht an in Vorfreude auf den Spaziergang.

  • Leucos der Sklave


    Es klopfte an der Türe. Leucos war eigentlich nicht dafür zuständig, aber wenn es an der Tür klopfte, musste man öffnen. Immerhin könnte es wichtig sein.
    Der alte Sklave ging zur Tür und öffnete sie. Draußen stand ein Mann. Offensichtlich kein Römer. Also entfiel das Salve, statt dessen kam der ortsübliche Gruß.
    Chaire. Du wünscht?

  • Ich verbeugte mich.
    "Chaire. Wärest du bitte so freundlich und würdest der ehrenwerten Iunia Axilla ausrichten, dass Marcus Achilleos es sehr bedauert, wie er sie gestern behandelt hat und an der Tür steht, um sich zu entschuldigen."

  • Das war ja mal eine komische Bitte. Die meisten wollten erst ins Haus und sowas persönlich machen. Leucos war etwas überrascht, und andererseits auch nicht. Die junge Herrin war gestern sehr wütend nach Hause gekommen und hatte dementsprechend auch Anweisung gegeben, sie sei nicht zu sprechen. Ob das heute immer noch so war, auch angesichts einer Entschuldigung, wusste Leucos aber nicht.
    Gut, ich werde es ihr ausrichten. Warte hier einen Moment.
    Und damit schloss er die Tür und begab sich auf die Suche nach seiner Herrin. Er glaubte, sie beim Perystilum gesehen zu haben.

  • Ich wartete, bis der Ianitor wieder die Tür öffnete. Ich erwartete, nein, ich hoffte, dass Axilla mich nicht sehen wollte. Das hätte es einfacher gemacht. Ich hatte mich schon lange nicht mehr entschuldigt. Als die Tür wieder geöffnet wurde, sah ich den Ianitor erwartungsvoll an.
    "Nun?"

  • Ich folgte Marcus bis zu einem sehr nobel aussehenden und großem Haus und sah, wie er an dem Eingangstor mit jemanden sprach und anschließend eingelassen wurde.


    Ich saß währenddessen auf einer Bank schräg gegenüber vom Eingang des Hauses und beobachtete das Tor.
    Da ich nicht alleine auf der Straße war, würde man mich wohl nicht bemerken.
    Außerdem nahmen dieser Reiche Pöpel zudem keine Notiz von mir, da ich mit meiner Kleidung ja schon leicht übersehen wurde.
    Desweiteren glaubten diese hier Wohnhaften eh, dass sie dank der Torwachen nur unter sich bleiben würden.


    Ich blickte ein weiters mal zum Haus rüber und konnte ein Schild vor dem Eingang ausmachen. Domus Iunia?


    Ich wusste wirklich nicht was er hier wollte, allerdings glaubte ich eine Vermutung zu haben.


    Vielleicht wohnte ja seine Begleitung, mit der er vor ein paar Tagen am Tor zum Königsviertel war, ja hier!


    Womöglich würde ich es ja noch herausfinden!?

  • Nachdem wir wieder an der Porta angekommen waren, fiel mir noch etwas ein.
    "Ähm, Axilla, würdest du mir einen Gefallen tun und Urgulania sagen, dass ich ihrer Einladung leider nicht folgen kann, weil ich mich auf die Reise begeben muss? Wenn ich das nächste Mal in Alexandria bin, werde ich ihr vom Land der Serer berichten. Und wenn ich es nicht schaffen sollte, werde ich ihr den Bericht halt schreiben."
    Ich lächelte Axilla an.
    "Vielleicht schreibe ich ja doch mal ein Buch über meine Reise, wenn ich jemanden finde, der es vertreibt. Dann werde ich ein paar Exemplare für mich verlangen und dann bekommst du auch eins."

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