• Oh, natürlich, werde ich machen. Und ich will doch mal hoffen, dass ich dann ein Buch bekomme. Wenn ich dir schon sowas in den Kopf setze, möchte ich doch dann auch wissen, was dabei herauskommt.
    Axilla lachte, aber es konnte nicht ganz verdecken, dass sie traurig war. Sie hatte noch so wenig Bekannte und Freunde, und jeder, der wegfiel, war für sie schlimm. Aber sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen und verdeckte es unter einer Maske von Fröhlichkeit.
    Dann ist es jetzt wohl soweit, oder? Ich wünsche dir, dass die Winde dein Schiff schnell über das Meer führen, und dass Neptun und Mercur dich sicher ans Ziel führen.
    Und sie wünschte ihm einen besseren Magen als ihrer. Bei ihrer Reise von Tarraco nach Alexandria hing sie die meiste Zeit über der Reling. Aber sowas sagte man nicht zum Abschied.

  • "Sollten die beiden Götter gerade nicht auf mich aufpassen, dann wird es ganz sicher die Göttin Athene machen. Sie hat mich schon so oft beschützt, da wird sie mich auf See nicht allein lassen. Odysseus hat sie ja auch stets beschützt, auch wenn ich kein Held bin."
    Ich bemerkte, dass sie traurig war.
    "Sei nicht traurig, Axilla, wir werden uns wiedersehen oder zumindest schreiben. Ich werde dieser Welt sicher noch etliche Jahrzehnte erhalten bleiben. So leicht bin ich nicht klein zu kriegen."
    Ich lächelte ihr dabei aufmunternd zu.

  • Ich saß nun schon eine ganze Weile auf der Bank und fragte mich schon, ob Marcus das Haus vielleicht auf anderem Weg verlassen hatte, als sich plötzlich die Tür öffnete und er zusammen mit einer jungen Frau herauskam.


    Also doch! Das war die Frau mit der er vor ein paar Tagen am Tor vorbeigekommen ist und hier schien sie wohl zu wohnen.


    Ich verhielt mich weiterhin unauffällig und beobachtete die beiden aus den Augenwinkeln. Um etwas von ihrem Gespräch mitzubekommen, war ich leider zu weit weg und näher heranzugehen kam auch nicht in Frage, da ein Bettler in diesem Stadtviertel wohl eher die Seltenheit war.

  • Etwas ganz ähnliches hatte ihr Vater auch gesagt. „Sei nicht traurig, Axilla, ich komme ja bald wieder. Und ich schreib dir auch jeden Tag.“ Ja, sie wusste es noch ganz genau. Aber auch das versuchte sie sich nicht anmerken zu lassen. Das waren ihre Probleme, nicht seine. Und sie wollte es ihm nicht schwer machen, obwohl sie bezweifelte, dass es für ihn auch nur halb so schwer war wie für sie.
    Also lächelte sie und nickte. „Ja, bestimmt.
    Und bevor sie hier noch beide ewig standen, beschloss sie, sich nun richtig zu verabschieden. „Ich geh dann besser wieder ins Haus zurück. Vale, Achilleos.


    Den Bettler im Hintergrund nahm sie überhaupt nicht wahr.

  • Leucos der Sklave


    Wo war bloß der Ianitor hin? Schon der zweite Besucher, den der arme Leucos mit seinen alten Knochen hereinlassen musste. Er würde ein ernstes Wörtchen mit dem Maiordomus reden müssen, konnte ja nicht sein, dass ein alter Haussklave hier ständig die Tür öffnen musste und der Ianitor nicht zu sehen war.
    "Jaja, ich komme, ich komme."
    Ein alter Mann war schließlich kein Rennpferd.


    Leucos öffnete die Tür und stand einem Bauchnabel gegenüber. Sein Blick wanderte nach oben, noch weiter nach oben, und als er einen Schritt zurückgetreten war, sah er auch das dazugehörige, junge Gesicht. Verfluchte, großgewachsene Jugend aber auch! Früher war Leucos noch einer der großen gewesen, heute musste er zu der Hälfte aller Besucher hochschauen. Früher war einfach alles besser.
    "Chaire. Du wünscht?"

  • Er schaute den alten Sklaven freundlich an. Er schien wie er ein Grieche zu sein, und war vom Alter gebeugt. "Chaire. Ich bin Ànthimos Bantotakis der Scriba Personalis des Agoranomos Mithridates Castor. Ich komme um deiner Herrin den Bericht über die Betriebsprüfung der Porneion zu übergeben." Er machte eine kurze Pause. "Wärst du vielleicht so freundlich und fragst, ob sie ein wenig Zeit für mich erübrigen kann?"

  • "Welcher Herrin? Iunia Urgulania, Iunia Axilla, Iunia Attica oder Iunia Varilla? Letztere beiden sind übrigens grade in der Provinz unterwegs."


    Woher sollte ein alter Haussklave denn wissen, welche der Damen ein solches Gewerbe führte? Es ging ihn ja auch nichts an, und er hatte sich auch nie dafür interessiert, was die Herrschaften trieben. Ein Sklave, der nichts sah und nichts hörte konnte ein ganz wunderbares Leben führen.

  • "Nun, wenn Iunia Urgulania anwesend ist, würde ich am liebsten ihr den Bericht direkt übergeben. Falls sie aber nicht da ist, sollte mir auch jedes andere erwachsene Familienmitglied recht sein."


    Ihm wurde gesagt er solle den Bericht in der Casa Iunia abgeben, aber einem Sklaven wollte er ihn nicht anvertrauen.

  • “Ich werde schauen. Warte hier.“


    Leucos schlurfte also los auf der Suche nach einem Familienmitglied. War überhaupt jemand da?



    Axilla hatte grade ihre grüne Tunika und die Palla angelegt und wollte sich auf den Weg Richtung Fremdenmarkt begeben. Sie hatte da von einem Laden gehört, der Zauberamulette haben sollte, auch gegen Liebeskummer. Sie gab ja normalerweise nicht so viel auf das Geschwätz von Sklavinnen, aber versuchen konnte man es schließlich. Und ihr war ohnehin langweilig.
    Und just in diesem Moment schlurfte ihr Leucos entgegen. “Herrin?“
    “Ah, Leucos. Ich wollte grade in die Stadt. Falls jemand nach mir fragt, es wird vielleicht später.“
    “Natürlich, Herrin. Herrin, an der Tür steht ein Mann mit einem Bericht für Herrin Urgulania. Er kommt vom Agoranomos, sagt er.“
    “Urgulania ist grade in der Stadt, arbeiten?“
    Es dauerte einen Moment, ehe Axilla begriff, was Leucos von ihr wollte. “Ah, versteh schon. Ich nehm dann mal den Bericht in Empfang. Du kannst gerne gehen, einen Brief annehmen schaff ich wohl allein. In der Küche gibt’s grade frisches Brot, falls du welches magst.“
    Leucos bedankte sich und schlurfte weiter. Axilla schmunzelte dem alten Mann hinterher.
    Schnell ging sie zur Porta und öffnete sie. Der Mann, der davor stand, war wirklich groß. Axilla brachte erstmal nur ein erstauntes „Salve“ heraus. Es dauerte einen Moment, ehe sie fortfuhr. „Leucos meinte, du willst einen Bericht abgeben für meine Cousine?

  • Vor ihm stand eine durchaus hübsche junge Frau, sie mochte wohl so um die 16 Jahre alt sein. "Chaire, ja das stimmt." Bestätigte er ihre Frage. "Mein Name ist Ànthimos Bantotakis, ich bin der Scriba Personalis des Agoranomos." Stellte er sich vor. "Ich soll das Ergebnis der Betriebsprüfung des heptai hetairai der Iuna Urgulania hier abgeben. Keine Angst, es hat keine Beanstandungen gegeben." Er lächelte sie freundlich an. "Wärst du wohl so freundlich diesen Bericht deiner Cousine zu geben?"


    Er streckte ihr den Bericht hin.


    13.CHOIAK/ANTE DIEM III ID SEP DCCCLVIII A.U.C.


    Hiermit wird bestätigt, dass bei der Betriebsprüfung des heptai hetairai
    vom 7.CHOIAK/NON SEP keine Beanstandungen festgestellt wurden. Die Betriebserlaubnis ist somit auch weiterhin ohne Einschränkungen erteilt.

    Mithridates Castor

  • Und ich bin Iunia Axilla. Freut mich, dich kennen zu lernen.
    Darauf, seinen Namen zu wiederholen verzichtete Axilla lieber, um sich bei der Aussprache nicht lächerlich zu machen. Sie nahm das Schreiben entgegen und überflog es einmal kurz und unauffällig. Verfluchte Neugierde aber auch. Was nur war das heptai hetairai? Ihr Griechisch war zwar nicht das allerbeste, aber das bedeutete doch soviel wie „Sieben Freundinnen“? Was Urgulania da wohl für einen Laden hatte, der solch einen komischen Namen trug? Vielleicht würde sie sie nachher danach fragen.
    Ich werde es ihr nachher geben.“ Das hieß, sie würde es jetzt auf den Tisch in ihrem Cubiculum legen und sie nachher darauf ansprechen, wenn sie von ihrem Einkauf zurück war. Aber diese kleinen Feinheiten waren ja nebensächlich.

  • "Die Freude ist ganz auf meiner Seite."
    Axilla, ein interessanter Name war das. Wobei das auch für Urgulania zutraf. Anscheinend hatten die Iunier einen ausgefallenen Geschmack was Namen betraf. Auf jeden Fall machte Axilla einen sehr netten Eindruck.


    "Danke für deine Hilfe. Dank dir kann ich jetzt Feierabend machen, und muss nicht später noch einmal vorbeikommen." Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. "Es ist immer ein wenig kompliziert hier in die Basileia zu kommen." Er machte eine Kopfbewegung zu dem Soldaten und verdrehte die Augen. "Gut, dann will ich mal wieder, ich wünsche Dir noch einen schönen Tag Iuna Axilla."

  • Für sie war es gar nicht kompliziert, in die Basilea zu kommen, aber vermutlich, weil jede Wache am Tor sie mittlerweile schon kannte. Aber wenn sie sich da an den letzten Griechen erinnerte, mit dem sie durch das Tor wollte… ja, kompliziert traf es wohl ganz gut.
    Ich helfe doch gern, wenn andere dadurch früher zum feiern kommen.“ Verschmitzt zwinkerte sie ihm zu. „Dann viel Spaß und danke dir. Vale.

  • [Blockierte Grafik: http://de.geocities.com/crazylx2000/ImperiumRomanum/heptai/psammitichus.png]


    Psammitichus, ein persönlicher Sklave der Domina Urgulania, kam zufällig an der Porta vorbei, als es klopfte. Da der Ianitor offensichtlich gerade nicht verfügbar war, übernahm er kurzerhand dessen Aufgabe und öffnete die Tür. Der grosse, dunkelhäutige Sklave versperrte mit seiner massigen Erscheinung fast die gesamte Tür und schaute auf den klopfenden Griechen herab.
    "Du wollen?" fragte er grummelig.

  • Der war tatsächlich was größer als ich. Ich musste also nach oben sehen.


    "Der edlen Iunia Axilla oder Iunia Urgulania einen Besuch abstatten. Sollte keine von beiden anwesend sein, möchte ich zumindest eine Nachricht hinterlassen," sagte ich selbstbewusst und ruhig. "Und man kann auch höflicher fragen."

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