• Nach einer ungemütlichen Überfahrt von Ostia nach Aegyptus war Silanus froh, dass der Weg vom Hafen zum Königsviertel Basileia nur wenige Minuten dauerte. Es tat gut wieder die Luft Alexandrias einzuatmen und zurück in wärmeren Gefilden zu sein. Er hatte keinen Brief oder Boten vorausgeschickt und war daher nicht überrascht, dass ihn bei der Ankunft in seinem Haus kein großer Empfang erwartete. Um genau zu sein war abgesehen von zwei Sklaven keiner da um ihn zu begrüßen und das Haus wirkte generell sehr Leer. Vermutlich ging Urgulania irgendwelchen Amtsgeschäften nach und Axilla war irgendwo in der Stadt unterwegs. Er ließ die Sklaven seine Kisten und Koffer herein tragen und erkundigte sich nach Neuigkeiten oder Briefen, die während seiner Abwesenheit eingetroffen waren. Der aufmerksame Ianitor berichtete seinen Herren von einigen Männern die in letzter Zeit öfter im Haus ein und aus gingen, hatte aber keine Post. Silanus nickte zufrieden und machte sich auf den Weg in seine Räume.

  • Nach dem Gespräch mit Ánthimos war Axilla nicht sofort nach Hause gelaufen. Wohin genau sie gelaufen war, wusste sie nicht, irgendwann war sie in einer verlassenen Gasse gestanden und hatte erst einmal eine Weile geheult. Es dauerte, bis sich ihr Körper beruhigt hatte und sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Zum Glück gehörte Axilla zu den Frauen, die weinen konnten, ohne hinterher furchtbar auszusehen. So musste sie nicht lange warten, ehe sie nach Hause gehen konnte.
    Sie hatte bemerkt, dass sie ihre lange Tunika vergessen hatte, aber um nichts in der Welt wäre sie jetzt zurückgegangen, um sie zu holen. Sie wollte sich jetzt einkapseln in ihrem Zimmer und auf keinen Fall wieder auf Ánthimos treffen. Dann würde sie nur noch mehr über seine Worte nachdenken, und das wollte sie jetzt nicht.


    Zuhause angekommen machte ihr der Ianitor die Türe auf. Zwar sah er sie etwas verwirrt an, weil sie nur eine kurze Tunika trug, sagte aber sonst nichts dazu. Dafür hatte er etwas anderes mitzuteilen: Silanus war aus Rom zurück. Axilla war im ersten Moment etwas unsicher, er hatte ihr in der ganzen zeit nicht einmal geschrieben, und jetzt war er schon wieder da? Irgendwie kam es ihr sehr kurz vor, obwohl er mehrere Wochen weg gewesen war.
    Aber sie wollte ihn jetzt nicht sehen. Zum einen, weil sie sich im Moment dafür einfach nicht stark genug fühlte, und zum anderen, weil sie nicht wollte, dass er sah, wie sie gerade unterwegs gewesen war. Sie dankte einfach dem Ianitor und ließ ausrichten, dass sie sich ein bisschen krank fühle und auf ihrem Zimmer sei. Das kam der Wahrheit doch ziemlich nahe, denn Axilla fühlte sich wirklich elend. Und so würde sie den Rest des Tages wohl ihre Ruhe haben.

  • Zusammen mit seiner Frau und einigen Leibsklaven, gekleidet in seine beste Uniform stand er nun vor der Villa dieser Iunier und klopfte an.
    Auf eine gewisse Art war er gespannt auf diese Familie, deren Mitglieder er bisher nur dienstlich kennengelernt hatte.

  • Die Gattin des Legionspräfekten war schon die letzten Stunden unruhig gewesen. Nervosität, Vorfreude, auch etwas der Hunger. Sie fand es als eines der schwierigsten Dinge, sich den Hunger bis zum Abend aufzuheben.
    "Na ich bin ja schon gespannt. Hoffentlich gefällt ihnen das Geschenk."
    Sie tätschelte das kleine Paket in ihrer Hand und beide warteten darauf empfangen zu werden.

  • Der Ianitor war bereits über den heutigen hohen Besuch informiert und nahm das Paar sofort freundlichen in Empfang. Anhand der Rüstung des Präfekten konnte man zweifellos erkennen, dass es sich hundertprozentig um die geladenen Gäste des Hausherren handelte.


    "Herzlich Willkommen in der Domus Iunia. Bitte tretet ein. Ich werde meinen Herren sofort über euer kommen informieren."


    Der Sklave führte Amatia und Cyprianus in das Innere des Domus und geleitete sie in das Atrium.

  • Zusammen mit seiner manchmal recht unkonventionellen Ehefrau Germanica Aelia, kam der Praefectus Alexandriae et Aegypti Germanicus Corvus zum Haus der Iunier.
    Natürlich gingen sie nicht zu Fuß, obwohl es vom Palast des Statthalters bis hierher nur ein kurzer Weg war. Den hätte man auch problemlos und in kurzer Zeit auf leichten Sohlen bewältigen können. Aber Germanicus Corvus war der Ansicht, dass sein Rang es ihm hier in Alexandria nicht erlaubte, sich ganz gewöhnlich und bescheiden fortzubewegen. Es musste deshalb eine Sänfte sein und zwar ein wahrer Trumm von Sänfte, getragen von zwölf dunkelhäutigen und nur spärlich bekleideten Nubiern. Mann hätte den Präfekten auch für einen Angeber halten können. Oder man bewunderte sein Gespür für die Notwendigkeit des Repräsentierens römischer Dominanz.


    Wie dem auch sei – diese Sänfte hielt also vor der Porta der Domus Iunia. Die Nubier stellten ihre schwere Last ab und einer von ihnen trat an die Tür, wo er anklopfte.

  • Während der Ianitor die schwere Eingangstüre öffnete, eilte ein weiterer ins Atrium, um den Hausherrn bescheid zu geben, der sich noch im Begrüßungsgespräch mit seinen anderen Gästen befand. Wenige Augenblicke später stand Silanus auch schon im Eingangsbereich des Domus und schritt schnell auf die Sänfte zu.


    "Praefectus! Germanica Aelia! Es ist mir eine Freude. Bitte kommt doch weiter."


    Er deutete mit einer einladenden Geste auf den Eingang seines Hauses.

  • Ich war "not amused". Höflich ausgedrückt. Seit mein Gatte mir eröffnet hatte wo wir heute eingeladen waren, hatte sich meine Laune von Minute zu Minute verschlechtert. Ein Umstand, der durch giftige Blicke in der Sänfte und eisiges Schweigen allgemein zum Ausdruck gebracht wurden. Zweifellos würde zu einem späteren Zeitpunkt noch ein größeres und lautstarkes Donnerwetter folgen. Nicht einmal Venusia hatte ich als Unterstützung dabei. Sie sei nicht eingeladen. Ha! Unverschämtheit. Doch war erwartete ich auch großes von dieser Familie?
    Still vor mich hinköchelnd war ich ins innere des Hauses getreten, nachdem der Ianitor uns hereingelassen hatte. Auf die Begrüßung des erscheinenden Hausherren schließlich folgte ein Lächeln, dem das geübte Auge ansehen mochte, wie gezwungen es in diesem Moment war. Ein Blick zu Corvus verriet schließlich, dass ich wohl vorausgehen sollte, also schickte ich mich an Silanus zu folgen. Natürlich nicht ohne meinen Ehemann noch einmal mit dem Blick zu bedenken.

  • Seit der Herr Silanus abgereist war, war Leucos irgendwie die Hälfte der Zeit zum Ianitor avanciert. Wie der alte Grieche zu dieser Ehre kam, wusste er selber nicht. Aber meistens machten entweder er oder dieser Riese von einem Nubier namens Psammitichus diese Türe auf. So auch an diesem Tag, als es klopfte und Leucos gerade in der Nähe der Türe des Domus Iunia war.
    Der griechische Sklave öffnete und betrachtete den Legionarius, der angeklopft hatte. Ihm war immer eingeschärft worden, sich vor Legionären besonders respektvoll zu verhalten, also war er hier nun für seine Verhältnisse besonders freundlich.
    “Was kann ich für dich tun?“

  • Ahja, neue Vorschriften. Leucos interessierte das eher peripher, verließ er doch nach Möglichkeiten nicht einmal das Haus. Was sollte er da außerhalb der Basileia? Aber für seine Herrinnen war das sicher wichtig.
    “Die ehrenwerte Iunia Urgulania ist in ihren Arbeitsräumen in der Stadt anzutreffen. Als Exegetes der Stadt hat sie ihr officium an der Agora. Die werte Iunia Axilla ist ebenfalls außer Haus. Doch der Maiordomus ist zugegen. Warte hier bitte, damit ich ihn holen kann.“


    Dass alle Leute immer etwas von abwesenden Personen wollten. Aber woher sollte dieser Legionär auch wissen, dass die Iunischen Damen gerne arbeitstätig waren?
    Er schloss also die Tür und suchte den Maiordomus, dem er alles erzählte.
    Also öffnete sich keine fünf Minuten später dem Legionär erneut die Türe, als der Maiordomus persönlich hintrat und den Legionär erwartungsvoll anschaute.
    “Leucos berichtete, du möchtest über die geänderten Regeln für den Zugang zum Königsviertel sprechen?“

  • [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/LegioXXII/Wachposten_Papyrus.png]



    >In der Tat. Es gibt einige Änderungen. So ist es den Anwohnern nun gestattet eine Hieb- und Stichwaffe bis zur Länge von einem Gradus zu tragen. Auch dürfen sie bis zu zwie Leibwächter so austatten. Jegliche Rüstungsgegenstände sind jedoch strengstens verboten. Gäste müssen weiterhin sämtliche Waffen abgeben.<


    erklärte der Legionarius und begann von der Wachstafel abzulesen.


    >Freier Zugang zum Königsviertel wird nur noch Anwohnern, deren Bediensteten und deren Gästen gewährt. Gäste müssen mindestens eine schriftliche Einladung vorweisen können und bei längeren Aufenthalten bei der Torwache angemeldet werden. All anderen Personen müssen sich vorher bei der Torwache erklären und werden dann von einem Legioarius zu dem entsprechenden Haus gebracht und nach dem Besuch wieder aus dem Königsviertel herausgeführt.<



  • Der Maiordomus nickte verstehend. Er würde den beiden Damen des Hauses die Änderungen mitteilen. Auch wenn er nicht glaubte, dass die beiden Damen sich nun nach dieser Änderung selbst bewaffnen würden, allenfalls einen Leibwächter, wenn überhaupt. Doch dann stutze er kurz und sah den Legionarius fragend an.
    “Und wieder hinausführen? Bedeutet dies, wenn ein unangemeldeter Besuch kommt, bleibt solange dieser im Hause weilt ein Legionär vor der Türe stehen und wartet darauf, dass dieser wieder herauskommt? Vor allem, wenn nicht klar ist, wie lange der Gast zu bleiben gedenkt, steht dann die ganze Zeit ein Soldat vor der Haustüre?“
    Der Maiordomus war sich fast sicher, diesen Teil falsch verstanden zu haben. Die Legionäre hätten doch sicher besseres zu tun, als bei Spontanbesuchen die ganze Zeit vor einem Haus herumzustehen, wenn denn der Gast hereingelassen wurde und damit klar war, dass dieser eben ein Gast des entsprechenden Hauses war. Ansonsten hätten die Legionäre wohl sehr viel zu tun.

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