• "Lucius Iunius Silanus"


    brachte der Iunier noch hervor, ehe Urgulania das Triclinium betrat und als Gastgeberin natürlich sofort sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Da bisher außer ihm nur Alexandriner anwesend waren, wunderte es Silanus nicht, dass die Begrüßung der Gäste in Griechisch stattfand. Auch wenn er des Griechisch mächtig war, so nahm er es wohlwollend und mit einem begrüßenden Kopfnicken zur Kenntnis, dass er von seiner Verwandten in Latein begrüßt wurde. Schließlich kamen auch die Haussklaven herbei, um sich um die Gäste zu kümmern und zwei weitere Pärchen, die Silanus zwar nicht kannte, aber eindeutig als römische Bürger ausmachen konnte, traten ebenfalls ins Triclinium. Silanus begrüßte auch sie und suchte sich dann einen Platz.

  • Lange hatte Axilla überlegt, ob sie hinuntergehen sollte oder Leander zu Urgulania schicken sollte, um zu sagen, sie fühle sich krank. Sie wusste, dass Silanus unten sein würde, und sie hatte ihn von ihrem Fenster aus auch das Haus betreten sehen in seiner Rüstung. Dass er auch noch ausgerechnet die heute tragen musste. Bestimmt war er noch böse auf sie. Dass er nach ihrem „nein“ abgereist war und sich seitdem in seinem Castellum verkrochen hatte, nur um sie nicht zu sehen, sprach für Axilla Bände.
    Aber auf der anderen Seite waren da unten diejenigen, die Freunden am nächsten kamen. Axilla hatte ja keine richtigen Freunde, nicht so wirklich. Dafür ließ sie auch niemanden nahe genug an sich heran, weil dieser jemand würde dann unweigerlich erkennen, dass ihre Fröhlichkeit nur gespielt war und wie traurig und verletzlich sie eigentlich doch war. Und das wollte sie niemandem gegenüber zugeben. Aber die Griechen dort unten, Marcus Archilleos, Timos und auch Anthi, die waren ihr doch schon näher als die meisten. Und auch Ánthimos Frau Penelope war nett zu ihr gewesen, und sie hatte graue Augen.
    Also bekämpfte Axilla ihre Angst vor Silanus und hatte sich fertig gemacht. Sie trug eine lange, weiße Tunika, die mit blauem Faden bestickt war. Das Muster zeigte Seepferdchen, passend zu den Seepferdchen aus Elfenbein, die als Spangen ihr Haar zusammenhielten. Sie hoffte, das war angemessen genug, denn sie wollte ja ihre Cousine Urgulania auf keinen Fall beschämen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie auch einen einfachen, luftigen Chiton getragen, wie ihn die Arbeiterinnen am Hafen trugen. Jetzt kühlte es zwar schon ab im Vergleich zum Sommer, als sie in Alexandria angekommen war. Aber dennoch war es sehr warm, und Axilla hatte ihre Vorliebe für kurze Kleidung entdeckt. Aber heute wollte sie einmal gesittet auftreten.


    Als sie das Triclinum betrat, schienen alle bereits da zu sein. Auch Urgulania war schon da, und entschuldigend lächelte Axilla ihrer Cousine zu. Hoffentlich gab das keine Rüge, denn sie mochte Urgulania doch. Die zwei römischen Pärchen wurden mit einem schüchternen “Salve“ begrüßt, ehe sich Axilla an die griechischen Gäste wandte. In ihrem von ionischem Akzent durchdrungenen Koine, versteht sich. Zwar wusste, sie, dass sie alle Latein sprachen, aber das war für Axilla mit ein Teil der Höflichkeit, dass sie es zumindest versuchte.
    “Chaire. Ich freu mich ja so, euch zu sehen.“
    Dem Lächeln und ihrer Stimmlage konnte man deutlich anmerken, dass sie das aufrichtig so meinte, wie sie es gesagt hatte. Sie war wirklich aus mehr als einem Grund glücklich, sie alle zu sehen. Und so begrüßte sie jeden einzelnen mit ihrem Lächeln, nur bei Timos bekam sie kurz einen traurigen, fast um Verzeihung heischenden Ausdruck in ihren Augen. Sie hoffte, sie würde sich nicht verraten. Und sie hoffte, er ebenso wenig. Und bei Ánthimos kaute sie ebenfalls einmal verlegen auf ihrer Lippe herum. An dem blauen Auge war sie immerhin nicht ganz unschuldig.


    Als es darum ging, sich einen Platz zu suchen, versuchte sie, möglichst weit weg von Silanus und möglichst nahe bei den Griechen zu sitzen. Da fühlte sie sich einfach sicherer und Streit war unwahrscheinlicher. Denn den wollte sie nicht heraufbeschwören.

  • Ich wollte gerade noch etwas Höfliches zu Silanus sagen, da kam auch schon Urgulania herein. Ich verneigte mich kurz, auch gegenüber den weiteren Gästen und schließlich Axilla. Irgendwie waren es mir schon fast zu viele Menschen, aber nun war ich halt hier. Mir blieb also nichts anderes übrig, als höflich zu lächeln und mir einen Platz zu suchen. Ich sollte doch wohl nicht auf einer Kline Platz nehmen?


    Ich ging kurz zu Urgulania und sagte leise "Ohne unhöflich sein zu wollen, Urgulania, aber ließe es sich einrichten, einen einfachen Holzstuhl für mich hinzustellen? Es mag sich komisch anhören, aber ich fühle mich auf einfachen Möbeln wohler als auf allzu komfortablen Möbeln."

  • Marcus' Anliegen war ein wenig ungewöhnlich und im ersten Moment war ich etwas irritiert und wuste nicht genau, ob wir so einen Stuhl überhaupt im Haus hatten. Doch dann nickte ich.
    Natürlich, ich werde dir einen holen lassen.
    sagte ich und instruierte einen der Sklaven einen entsprechenden Stuhl zu holen.
    Ich selbst nahm auf einem der bequemen Korbsessel statt, die für die anwesenden Damen neben den Clinen bereitgestellt worden waren, denn auch wenn es mittlerweile in vielen römischen Familien üblich war, dass auch die Frauen auf den Clinen Platz nahmen, hielt ich persönlich es für angemessener und in gewisser Weise auch für bequemer, wenn sie es nicht taten.

  • Nachdem er alle begrüßt hatte und Penelope ebenfalls vorgestellt hatte, wurden sie von Urgulania zu einigen Clinen und Sesseln geführt. Offenbar waren die Clinen für die Männer und die Korbsessel für die Damen. Eigentlich gefiel das Anthi nicht, denn dann konnte er nicht so nahe an Penelope sein, wie er eigentlich wollte, aber sie würden es schon überleben. Das Marcus Achilleos einen extra harten Stuhl wollte, fand er lustig, aber wenig irritierend. Er war halt ein spezieller Mann, und da musste man mit so etwas rechnen. Anthi mochte ihn aber und dachte darüber nach, dass er sich bei ihnen wohlfühlen würde, wenn er zum Essen kam, denn sie hatten nur unbequeme Holzstühle. Aber dann wandte er sich an Urgulania. "Danke für die Einladung, wir haben uns wirklich sehr darüber gefreut. Und es ist sehr nett von dir, mit uns in unserer Sprache zu sprechen. Wir können uns aber gerne ganz in Latein unterhalten. Wir Sprechen die sprache alle gut genug um uns darin zu bewegen, ohne das Missverständnisse entstehen sollten."

  • Penelope setzte sich in einen der bereitgestellten Korbsessel, den direkt neben Ánthimos. Sie konnte ihm an den Augen ablesen, dass er sie am liebsten auf dem Schoß wahrscheinlich gehabt hätte, und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Sie setzte sich und wunderte sich dabei ein wenig über Marcus Achilleos, der lieber einen harten Stuhl haben wollte als eine Kline oder einen Sessel. Ein wenig seltsam war Anthis Freund ja schon, und es gab wohl einen Grund, warum Inhapy ihn „den Verrückten“ nannte, aber Pelo wollte nicht vorschnell sein. Vielleicht hatten ihn die Jahre in der Fremde einfach die Zivilisation ein wenig vergessen lassen und er musste sich erst wieder reinfinden. Und er war ihr trotz allem noch um einiges lieber als der Rhomäer, der in Rüstung und mit Schwert hier aufgetaucht war. Vor dem hatte sie immer noch ein klein wenig Angst, obwohl er sonst ja ganz ruhig war und sie auch höflich begrüßt hatte.
    Ein wenig unsicher saß Penelope in ihrem Sessel. Die letzten drei tage war ihr ab und zu mal ein wenig übel geworden, vor allem, wenn sie essen roch. Inhapy hatte sie gewarnt, dass das passieren konnte, aber Penelope hatte das ganze ein wenig unterschätzt. Aber übergeben musste sie sich bislang wenigstens noch nicht, nur das flaue Gefühl im Magen war nervenaufreibend. Sie hoffte, dass sie beim Essen davon verschont bleiben würde, sie aß ja so schon wie ein Spatz und wollte die Gastgeberin nicht beleidigen.
    Auf Ánthimos’ Worte lächelte sie nur stumm ganz leicht. Natürlich verstand sie auch genug Latein, um sich in der Sprache zu verständigen, aber griechisch wäre ihr lieber gewesen. Doch das musste hier niemand wissen, immerhin war sie zu Gast. Und wer wusste schon, ob alle Rhomäer vernünftig Koine sprachen?

  • Ich lächelte nach Ánthimos Worten und nahm ebenfalls auf einem der Sessel Platz.
    Ich bin sicher, es wird kein sonderliches Problem sein, wenn wir beide Sprachen zulassen.
    sagte ich mit einem Blick auf Silanus und die anderen Römer.
    Nachdem nun ja alle hier sind, würde ich sagen, dass wir das Essen langsam beginnen lassen.
    sagte ich und sofort eilte ein Sklave davon um entsprechendes in die Wege zu leiten.
    Ich wandte mich Penelope zu.

    Wie gefällt dir denn deine Lehrtätigkeit am Museion, wenn ich fragen darf.

  • Während sich Urgulania als Gastgeberin möglichst in der Mitte ihrer Gäste platzierte, nahm Silanus verwundert zur Kenntnis, das Axilla sich zu den Griechen setzte. Kannte sie diese Leute etwa? Es schien fast so. Er selbst nahm auf der anderen Seite des Raumes bei den beiden römischen Pärchen Platz, da er sich dort ein wenig wohler fühlte als beim Rest der Gäste und am heutigen Abend Urgulania als Gastgeberin im Mittelpunkt des Geschehens stehen sollte. Auch wenn er der Hausherr war, so sah er sich heute selbst nur als Gast in seinem Haus. Nach kurzem begann der Iunier auch gleich ein angeregtes Gespräch mit den Römern. Sie stellten sich untereinander vor und erzählten kurz von ihren Berufen und Abstammungen. Hin und wieder ließ Silanus dabei seinen Blick zu Axilla und den Rest der Gäste schweifen.

  • Timos begrüßte Iunius Silanus mit einer freundlichen leichten Verneigung. Die Gastgeberin bedachte er mit einer respektvollen Verbeugung und einem charmanten Lächeln, während er seinen Dank für die Einladung aussprach. Den weiteren römischen Gästen nickte er freundlich zu. Auch als Axilla den Raum betrat, behielt Timos sein Lächeln bei und grüßte die junge Frau gebührend. Er verneigte sich leicht und als sich alle eine Sitzgelegenheit suchten, freute er sich darüber Axilla in seiner Nähe zu sehen.
    Ob nun Griechisch oder Lateinisch gesprochen wurde, spielte für Timos keine große Rolle. Immerhin war dies ein rhomäisches Haus, also konnte man auch erwarten, dass sich hier auf Latein unterhalten wurde. Er sprach zwar mit leichtem Akzent, doch darauf konnte er wohl stolz sein.


    Das Essen wurde eingeleitet und Urgulania begann als erste ein Gespräch. Timos hörte nur mit einem Ohr mit, während er einen kurzen Blick zu Axilla warf, grinste und dann die anderen Gäste unauffällig musterte. Diese anderen Rhomäer mussten Urgulanias Klienten oder Kunden oder etwas ähnliches sein. Der Name des einen Pärchens kam Timos seltsam bekannt vor, womöglich hatte er ihn schonmal auf der Straße aufgeschnappt?! Das andere Ehepaar war ihm gänzlich unbekannt, doch fiel dem Griechen die überaus junge und recht ansehnliche Ehefrau dieses Rhomäers auf, der sich seinerseits eher weniger für seine weibliche Begleitung, sondern für den einzigen männlichen Iunier in der Runde interessierte.
    Timos' Blick schweifte derweil weiter in der Runde umher, beobachtete die arbeitswütigen Sklaven und seine stattliche Eutheniarche. Er trank einen Schluck vom verdünnten Wein, den ihm ein Sklave angeboten hatte und lehnte sich auf seiner Cline zurück. Solang die Gespräche ihren Geräuschpegel noch nicht weiter aufgedreht hatten, würde er sich erstmal gemütlich die Szenerie beschauen. Später würde sich dann bestimmt ein interessantes Thema abseits von Begrüßungsfloskeln und dem üblichen Geplapper finden. (:D)

  • Auch wenn Urgulania meinte, dass sie ruhig weiterhin Koine sprechen könnten, antwortete Penelope in Latein. Sie sprach die Sprache, auch ziemlich gut, ihr Großvater hatte darauf großen Wert gelegt. Selbst ihr Akzent war vernachlässigbar gering, vor allem, da sie ihre Worte mit Bedacht wählte. Penelope war noch nie jemand, der vorschnell einfach redete.
    “Es ist sehr schön dort, wenn auch anders, als erwartet. Bislang habe ich noch kaum Schüler, dafür aber habe ich selbst viel Zeit, zu musizieren. Und ich habe damit begonnen, alten Gedichten neue Melodien zu geben.“
    Penelope musste kurz ganz leicht lächeln. Sie hatte das schon immer sehr gerne gemacht, ihre eigenen Melodien entwickelt und verfeinert. Sie hätte nur nie erwartet, das einmal wirklich als Beruf zu tun.
    “Ich hoffe, dass sich vielleicht noch ein paar Schüler finden, die Kithara oder Lyra spielen lernen wollen. Oder vielleicht auch die Grundlagen der Musik. Aber das wird die Zeit noch zeigen.“
    Und eigentlich hatte sie auch nicht zu viel Zeit mehr. Penelope wusste noch nicht, was sie tun sollte, wenn das Kind geboren war. Gerne würde sie auch weiterhin im Museion arbeiten, aber sie hatte bislang weder mit Ánthimos noch mit Sosimos von Korinth gesprochen. Mit letzterem würde sie ohnehin erst nach der Hochzeit das Gespräch darüber suchen, wenn überhaupt. Sie hatte ein wenig Angst, dass er sie dann wieder aus dem Museion werfen würde, und sie fühlte sich dort wirklich wohl.

  • Tatsächlich hatte Axilla es geschafft, sich irgendwie zwischen Timos und Marcus Achilleos zu schummeln. Da letzterer einen einfachen Holzstuhl wollte, war ja eine Cline frei, und Axilla legte sich lässig darauf, den Oberkörper an der Lehne aufgestützt und die Beine leicht angewinkelt, wie sie es auch gerne tat, wenn sie auf dem Bauch im Bett lag und ein Buch las. Sie dachte da gar nicht darüber nach und reckte nur den Hals leicht, um zu sehen, wo nun wer saß und mit wem sie also mehr oder weniger heimlich sich würde unterhalten können.
    Urgulania fragte Penelope nach der Arbeit im Museion, und diese antwortete nach kurzer Bedenkzeit. In gutem Latein, jedenfalls besserem als ihr Griechisch. Axilla hörte sich alles interessiert an, aber sie wusste selbst zu gut, dass sie dafür nicht geeignet war. Ihr Blick fiel auf ihre Hände, und kurz konnte sie den traurigen Gesichtsausdruck nicht unterdrücken.
    Sie hätte ein Junge werden sollen, dann wäre alles perfekt gewesen. Ihr Vater hatte ihre Hände mit den kurzen Fingern immer gegen seine gehalten, denn sie waren einander sehr ähnlich. Schwerthände, hatte er gesagt. Zu grob für den Umgang mit einer Nadel, aber genau richtig für den Griff eines Gladius, oder für die Zügel eines Pferdes. Perfekt, um damit zu klettern wie ein Eichhörnchen. Aber sie war kein Junge, kein Soldat und erst recht kein Eichhörnchen, auch wenn sie manchmal gerne eines wäre.
    Aber sie wollte Urgulania ihr Essen hier nicht durch ihren Blick vermiesen, und bestimmt hatte es auch niemand bemerkt. Zumindest hoffte Axilla das inständig. Denn ihr wäre nichts peinlicher, jetzt darauf noch angesprochen zu werden, wie neulich von Marcus Achilleos bei einem anderen Abendessen. In solchen Gelegenheiten konnte sie dann so schlecht einfach das Thema wechseln und so tun, als wäre sie fröhlich. Aber wie es wirklich in ihr aussah, wollte sie niemandem zeigen. Erst recht nicht in so viel Gesellschaft. Sie fühlte sich sowieso nicht wirklich wohl, wie sie hier so auf dem Präsentierteller sitzen musste. Aber für Urgulania wollte sie es gerne machen, und auch für ihre Griechischen Freunde.
    Also hob Axilla wieder den Blick, lächelte kurz, als hätte sie eben nur geträumt. Junge Mädchen machten das ja öfter, und tat dann wieder unbekümmert und leichthin. Sie ließ sich einen Fruchtsaft einschenken von einem Sklaven, auf Wein wollte sie lieber verzichten. Der stieg ihr immer zu schnell zu Kopf, schon zweimal war sie danach mit einem Mann zusammen gewesen, mit dem sie besser nicht hätte zusammen sein sollen. Das wollte sie heute unbedingt vermeiden, auch schon im Ansatz.

  • Ich ließ mir Posca einschenken. Die Sklaven hier waren wirklich gut, immerhin hatten sie sich gemerkt, dass ich dieses saure Getränk wirklich mochte. Oder Urgulania hatte sie vorher angewiesen. Vermutlich war es eher so, immerhin war die Gastgeberin sehr aufmerksam.
    Den Gesprächen folgte ich halb, während ich den Becher mit Posca in meinen Händen hielt und nachdenklich den Boden vor mir begutachtete. Ich fragte mich, was mich hier landen ließ. Ob ich hier nun endlich Ruhe finden würde, eine endgültige Heimat? Oder wäre es wieder nur ein Ort, von dem ich weiterziehen würde? Das wusste wohl nur der Himmel. Oder die Götter. Oder meine Ahnen. Oder der Buddha? Vielleicht auch niemand.
    Ich zwang mich, mein Sinnieren zu beenden und wieder etwas aufmerksamer den Gesprächen zu folgen. Im Zweifalsfall könnte ich als Ausrede anführen, dass mir das Mosaik im Boden aufgefallen war und ich es näher betrachtet hatte. Die Gespräche an sich hatte ich ja gehört, deshalb konnte man mir keine Unaufmerksamkeit vorwerfen.

  • Anthi liess sich Saft geben. Er mochte zur Zeit Wein nicht besonders, warum wusste er auch nicht. Vielleicht lag es daran, dass er im Momant wieder mehr trainierte oder weil er jeden Moment ungetrübt erleben wollte. Er schaltete sich in das Gespräch ein. "Ich habe ja schon überlegt sie für Musikstunden in Anspruch zu nehmen. Aber leider bin ich was die Musik betrifft völlig unbegabt. Aber ein Musiker in der Familie sollte reichen, will ich meinen. Aber ich höre natürlich sehr gerne zu, wenn sie spielt."


    Das sich Axilla auch auf eine Cline legte überraschte ihn nun gar nicht. Eher überraschte es ihn, dass er noch nicht auf sein blaues Auge angesprochen worden war. Der Rest schien irgendwie aber eh nicht in der Laune für ein Gespräch zu sein. Egal, Penelope und Urgulania waren auf jeden Fall zwei sehr interessante Gespächspartnerinnen. Sollte sich der Rest nur zurückhalten.

  • Ich wusste nicht, warum mir Ánthimos' blaues Auge nicht eher aufgefallen war, doch jetzt sah ich es. Vermutlich war ich einfch übermüdet. Nachts Dienst bei der Stadtwache, nachmittags am Museion und morgens Kinder unterrichten schlauchte ganz schön, Schlaf fand ich normalerweise wenige Stunden in meinem Büro im Carcer und meistes nochmal recht wenig zwischen meiner Rückkehr vom Carcer und dem Beginn des Unterrichts. Alles in allem genug, um nicht völlig übermüdet auszusehen und zu wenig, um wirklich fit zu sein. Ich merkte es an Kleinigkeiten. Meine Wahrnehmung war schon mal besser, meine Rhetorik war schon mal viel besser, und meine Geschicklichkeit nahm auch ab. Erst neulich hatte ich eine Kalligraphie des Schriftzeichens ür "Schwert" versaut.


    Der generelle Schlafmangel der letzten Wochen war auch ein Grund dafür, dass ich auf gar keinen Fall auf eine Kline wollte. Da wäre ich vermutlich sofort eingeschlafen. Sitzend ging es, obwohl ich mich in Bewegung am besten wachhalten konnte.


    Mein Blick fiel also auf Ánthimos' blaues Auge. "Mir scheint, du hast einen ebenbürtigen Trainingspartner gefunden?"

  • Anthi lachte. "Sein Name ist Lysimachus und er ist ein Dardaner. Ein großer ungehobelter Klotz der mir aber keinesfalls ebenbürtig ist. Allerdings hat er mich gelehrt, dass man auch beim Training immer aufmerksam bleiben muss. Ich hab mich leider ablenken lassen und das Nächste was ich sah, war der Gymnasiarchos wie er sich über mich beugte. Nun ich erspare uns am Besten die unschönen Einzelheiten, aber es wird nichts zurückbleiben, da bin ich mir sicher." Er schaute kein einziges Mal zu Axilla. Das der Verdacht auf sie fiel wollte er auf keinen Fall riskieren. Und Penelope hatte für sowas sicher ganz feine Antennen.

  • Ich grinste. "Meistens ist man unaufmerksam, wenn man den Gegner unterschätzt. Aber ich denke, dass es dir kein zweites Mal passieren wird. Und in einer, spätestens zwei Wochen sieht man auch nichts mehr. Ich denke, wenn man beim Kampftraining nie einen blauen Fleck hatte, dann waren die Trainingspartner einfach zu schlecht und man hat folglich nichts gelernt."

  • Nach einem kurzen Gespräch mit den römischen Gästen ließ Silanus seinen Blick wieder zu den Griechen schweifen. Einer unter ihnen viel ihm besonders auf. Ein dunkel gekleideter Mann, der auf einen einfachen Stuhl saß und dadurch weder römischen noch griechischen Sitten gerecht wurde. Er unterhielt sich gerade sehr angeregt mit einem der Griechen. Um was es dabei ging konnte Silanus jedoch nicht hören. Dennoch konnte man ihm die Verwunderung ansehen, welche Leute Urgulania kannte, als er wieder den schwarz Gekleideten musternd betrachtete.

  • Zitat

    Original von Penelope
    “Es ist sehr schön dort, wenn auch anders, als erwartet. Bislang habe ich noch kaum Schüler, dafür aber habe ich selbst viel Zeit, zu musizieren. Und ich habe damit begonnen, alten Gedichten neue Melodien zu geben.“
    Penelope musste kurz ganz leicht lächeln. Sie hatte das schon immer sehr gerne gemacht, ihre eigenen Melodien entwickelt und verfeinert. Sie hätte nur nie erwartet, das einmal wirklich als Beruf zu tun.
    “Ich hoffe, dass sich vielleicht noch ein paar Schüler finden, die Kithara oder Lyra spielen lernen wollen. Oder vielleicht auch die Grundlagen der Musik. Aber das wird die Zeit noch zeigen.“


    Mein Lächeln betrübte sich ein kleines Bisschen, als sie sagte, dass sie bisher kaum Schüler hatte. Nach allem was ich gehört hatte, war sie eine durchaus talentierte junge Frau und ich fand es sehr schade, dass dieses Talent nicht genutzt werden konnte um andere zu inspirieren, nur weil niemand interesse daran hatte.
    Ich muss gestehen, ich blicke immer mit einem gewissen Neid auf Menschen, die die Fähigkeit haben ein einfaches Instrument mit Musik und Leben zu füllen. Ich könnte dies auch gern, aber leider konnten mir meine Eltern kein grosses musikalisches Talent mit auf den Weg geben. Und um es noch durch harte Arbeit zu lernen bin ich, so vermute ich, einfach schon zu alt.
    sagte ich.


    Mehr nebenher sah ich, wie Axilla es sich auf jener Cline gemütlich machte, die eigentlich für Marcus Achilleos bestimmt war. Ich warf einen vorwurfsvollen Blick in ihre Richtung.

  • Auch, wenn Ánthimos perfekt antwortete und sich nichts anmerken ließ, war Axillas Maske da nicht ganz so makellos. Sie war doch ein wenig nervös und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Sie mühte sich, nicht direkt zu Ánthimos zu schauen, konnte aber auch nicht ganz wegschauen. Als sie Urgulanias mahnenden Blick dann noch bemerkte, war sie vollständig durcheinander. Hatte sie sich vielleicht verraten? War sie zu auffällig unauffällig?
    Sie schaute fragend und entschuldigend zu ihrer Cousine und versuchte herauszubekommen, was sie mit ihrem Blick nun meinte. Erst nach einigen Momenten fiel ihr auf, dass es wohl war, weil sie als einzige Frau auf einer Cline lag. Oder besser gesagt, weil sie auf einer Cline fläzte. Aber umsetzen wollte sie sich jetzt nicht, das wäre wohl noch auffälliger und noch peinlicher geworden. Aber sie nahm ihre Beine runter und gab ihre bequeme Bauchlage auf. Sie setzte sich einmal kurz auf, um sich dann vernünftig und leicht seitlich hinzulegen, wie die Männer im Raum es auch machten. Das war hoffentlich nicht mehr ganz so schlimm. Aber sie traute sich nicht, zu Urgulania herüberzuschauen, ob ihre Cousine das auch so sah, sondern schaute statt dessen pflichtschuldig beschämt auf den Tisch.

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