• Silanus fing dieses Gespräch immer mehr und mehr zu gefallen an und schon nach dem nächsten Satz Urgulanias hatte er ihre eher zurückweisende Haltung zum vorherigen Thema vergessen und stürzte sich in ein neues. Leicht verwundert sah er seine Verwandte an, als er weitere interessante Begebenheiten erfuhr.


    "Nun, dass ist ja doch schon eine ziemlich schöne Zeit. Und du hast im Museion gearbeitet? Kling interessant! Was genau waren dort diene Aufgaben?"

  • Ich war dort lediglich eine einfache Schreiberin und fristete ein ruhiges Dasein im Vorzimmer des Epistratos. Es war keine sonderlich fordernde Aufgabe, aber zumindest gab es eine freie Unterbringung in den Räumen des Museions. Nach dem Mord am alten Epistratos habe ich meine Arbeit dort jedoch niedergelegt.
    Ich lächelte leicht, denn die Arbeit dort hatte mir durchaus gefallen und vor allem waren viele der dort arbeitenden und lebenden Menschen höchst interessente Persönlichkeiten und manche von ihnen waren tatsächlich nett gewesen.

  • Silanus staunte von Mal zu Mal über Urgulania und ihre Erzählungen. Nun war sie anscheinend nicht nur in eine Entführung verwickelt gewesen sondern hatte auch in ihrer unmittelbaren Umgebung einen Mord mitbekommen. Mit einem leicht entsetzten Gesichtsausdruck sah der junge Mann sie an.


    "Ein Mord?"

  • Ich nickte leicht. Konnte es wirklich sein, dass er davon nichts wusste? Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich meinte mich daran zu erinnern, dass auch seine Legio in die Ermittlungen eingebunden war. Doch wirklich sicher war ich mir nicht.
    Ja. Der Epistratos war nachts tot in einem Brunnen im Park des Museions gefunden worden. Es war ein riesiger Aufruhr hier in der Stadt, denn wie du sicherlich weisst ist das Amt des Epistratos ein sehr wichtiges und für die Bürger hier von grosser Bedeutung.

  • "Hmm. Das muss vor meiner Zeit hier in Alexandria passiert sein..... Es ist bestimmt vor meiner Zeit in Alexandria passiert sonst hätte ich auf jeden Fall etwas davon gehört. Vielleicht finde ich etwas in den alten Akten darüber."


    Silanus nahm dies einmal vorerst zur Kenntnis. Kriminalfälle hatten schon immer sein Interesse geweckt und zu diesem Fall würde er bestimmt alle Informationen in den Akten der Legio finden, wenn sie in die Untersuchungen eingebunden war. Das Thema Museion brachte ihn auch auf eine weitere Frage.


    "Sag Urgulania. Du wirst mir das bestimmt beantworten können. Ist es möglich im Museion den Cursus Iuris abzulegen?"

  • Ich schüttelte leicht den Kopf.
    Zu meiner Zeit dort war es nicht möglich, da schlicht und ergreifend ein entsprechender Iurist fehlte. Also zumindest ein Experte für das römische Recht war damals nicht da. Es kann aber durchaus sein, dass sich das mittlerweile geändert hat. Da wirst du einfach nachfragen müssen.

  • Silanus lächelte.


    "Gut. Dann werde ich dort diesbezüglich nachfragen. Und dann habe ich noch eine Frage die sich in letzter Zeit ergeben hat. Leider habe ich bisher keine Zeit gefunden bei anderen Stellen nachzufragen, aber vielleicht kannst du mir dabei helfen. Es geht um die Verleihung der Proxenie. Ich habe gehört, dass jeder Römer der in Alexandria wohnt damit auch gleichzeitig die Proxenie erhält. Ist dem so?"

  • Das war dann wenigstens eine Frage, die ich beantworten konnte, hatte ich mich doch erst vor kurzem selbst darum gekümmert.
    Dabei kann ich dir in der Tat helfen, denn ich hab mich erst vor ein paar Tagen selbst darum gekümmert, dass die Stadtverwaltung mich entsprechend in ihren Aufzeichnungen führt.
    Du musst dich an einen der städtischen Beamten wenden, am besten an den Exegetes, der hat mir selbst auch recht schnell und unaufwendig geholfen.

  • Interessiert folgte Silanus den Ausführungen seiner Verwandten. Das waren wirklich interessante Informationen die ihm bestimmt weiterhalfen. Er würde bei nächster Gelegenheit den städtischen Beamten ansuchen und sich genauer erkundigen.


    "Ah! Sehr gut! Ich danke dir Urgulania. Ich hoffe gleich für alle Familienmitglieder die in Alexandria leben die Proxenie beantragen zu können. Dann werde ich den Exegetes gleich morgen aufsuchen."

  • Ich nickte leicht. Das klang für mich nach einer guten Idee, vor allem weil es weitere Besuche der Iunier bei dem Beamten unterbinden würde.
    Ich bin sicher, dass er dir dies gewähren wird. Er wirkte auf mich wie ein sehr vernünftiger Mann.

  • "Gut. Dann werde ich mich nun wieder in mein Officium begeben und mich um einige Briefe kümmern, die ich diese Woche aus Rom erhalten und noch nicht beantwortet habe. Wir sehen uns spätestens beim Abendessen wieder denke ich. Wenn ich dir sonst irgendwo helfen kann, dann stehe ich dir gerne mit Rat und Tat zur Seite. Du weißt ja wo du mich findest."


    Silanus lächelte seine Verwandte freundlich an.

  • Ich nickte und lächelte.
    Dann möchte ich dich auch nicht weiter von deiner Arbeit abhalten. Ich bin mir sicher, dass wir uns beim Essen sehen und falls ich etwas brauchen sollte, so wende ich mich vertrauensvoll an dich.

  • "Wunderbar! Wir sehen uns Urgulania."


    Mit diesem Worten und einem abschließenden breiten Grinsen nickte Silanus seiner Verwandten zur Verabschiedung zu und schlug den Weg in Richtung seines privaten Officiums ein.

  • Axilla war mit einem Buch bewaffnet im Perystilum untergetaucht. Sie saß auf einer der Bänke und ganz in die Gedichte vertieft, als Leucos vorbeikam und sich räusperte. Axilla brauchte einen Moment, bis sie den Kopf aus dem Buch hob und ihn so richtig bemerkte.
    Leucos? Was gibt es denn?
    Eigentlich wollte sie ja hier ungestört ein wenig lesen.
    Verzeih, Herrin. Vor der Türe steht ein Marcus Archilleos und lässt ausrichten, dass ihm sein Verhalten leid täte und er sich entschuldigen möchte.
    Der schon wieder“, grummelte Axilla vor sich hin. Sie überlegte einen Moment, ob sie ihn einfach vor der Tür stehen lassen sollte.
    Na gut, er kann reinkommen. Aber Leucos? Du bleibst bei dem Gespräch da.
    Ja, Herrin, ich hole ihn.

  • Ich war dem Sklaven gefolgt und stand nun am Eingang des Perystiliums. Ohne zu warten, dass Axilla aufstand, tat ich, was ich so noch nie getan hatte. Ich fiel auf die Knie und verbeugte mich dann, mit den Händen auf dem Boden, bis meine Stirn etwa eine Hand breit über dem Boden war. Einse solche Geste der Unterwerfung hatte ich das letzte Mal vor dem Kaiser von Han gemacht, als ich zur höchsten Prüfung im Palast von Luoyang war. Ansonsten war eine solche Verbeugung auch höchst ungewöhnlich. Höchstens, wenn ein Schüler etwas ziemlich angestellt hatte und sich bei seinem Meister entschuldigen wollte. Das war hier zwar nicht der Fall, aber zumindest war es eine Lektion in Demut für mich. Ich sagte nichts, sondern wartete darauf, dass ich angesprochen wurde.

  • Als Marcus hereintrat, saß Axilla noch auf ihrer Bank. Demonstrativ sah sie einen Moment nicht zu ihm herüber und blieb auch sitzen, anstatt ihn zu begrüßen. Aber was er daraufhin tat, überraschte sie so, dass sie vor Schreck die Beine auf die Bank hochzog und ihre Knie umarmte. Normalerweise war sie ja nicht so schreckhaft, aber dieses Verhalten war so unerwartet, dass Axilla vollkommen verwirrt auf Marcus hinunterstarrte.
    Wa… was machst du da?“ Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Sprache wiedergefunden hatte.

  • Ich hob ganz leicht den Kopf, doch nicht genug, um sie anzusehen.
    "Iunia Axilla, ich bedaure zutiefst, dich gestern ungerecht behandelt zu haben! Das wiegt umso schwerer, weil ich mir den Ruf der Rechtschaffenheit einst erworben hatte. Mein Verhalten war unverzeihlich, es ist unentschuldbar! Deshalb bitte ich dich nicht, mein Verhalten zu entschuldigen, sondern nur, mein Bedauern zu akzeptieren!"
    Ich senkte den Kopf wieder, wohl wissend, dass ich ihre Frage nicht beantwortet hatte. Ich war aber auch nicht hier, um ihr etwas über andere Kulturen zu erzählen, sonder, um mich zu entschuldigen.

  • Ich… kannst du… ich kann keine Entschuldigung von einem Rücken annehmen. Steh bitte auf.
    Dass er sich vor ihr so auf den Boden warf und da blieb, war für Axilla zutiefst verwirrend. Sie war doch keine Göttin oder die Augusta oder sowas, was ein solches Verhalten auslösen könnte. Und ja, sie war sauer auf ihn, sogar ganz gewaltig sauer, aber deshalb musste er sich doch nicht wie ein Häuflein Elend zusammenkrümmen und auf dem Boden krauchen?
    Axilla stellte sich hin und ging zu Marcus hinüber, tänzelte dann wieder einen Schritt zurück, weil sie nicht wusste, ob er nun aufstand oder ob sie ihm aufhelfen musste oder was das ganze hier zu bedeuten hatte. Das war so verwirrend!

  • Wenn sie es unbeingt wollte, stand ich auf. Dabei blieb mein Rücken aber gebeugt, und ich sah sie auch nicht an, wenngleich ich den Rücken nicht in einer 90°-Verneigung halten konnte. Als ich stand, legte ich den Rücken der rechten Hand in die Fläche der linken, so dass meine Arme einen Bogen leicht unterhalb vor meinem Kopf formten. Dann verneigte ich mich wieder tiefer, bis mein Körper fast 80° zu den Beinen Stand.
    "Ich bitte dich erneut, edle Axilla, mein aufrichtiges Bedauern über mein gestriges Verhalten zu akzeptieren."

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