Cubiculum - Iunia Urgulania

  • Ich überlegte einen kurzen Moment, welchen Centurio sie meinte, denn mir hatte sich niemand als Centurio vorgestellt. Doch dann dämmerte es langsam.
    Wie ist sein Name? fragte ich, denn man musste ja sehen, welche Kreise sich für die Kleine interessierten.

  • Vermutlich konnte sie sich nicht an den Centurio erinnern. Bei dem was Urbulania durchgemacht haben musste, keine Wunder.


    "Er hat sich ziemlich zackig als Quintus Octavius Augustinus Minor vorgestellt. Offensichtlich noch ein sehr junger Offizier.".


    Und stattlich sah er auch noch aus. Dachte ich so bei mir.

  • Den Namen hatte ich schon mal gehört, zumindest kam es mir so vor. Wahrscheinlich während der Audienz beim Praefecten, doch war ich mir nicht sicher. Doch der Name machte mich nicht unbedingt glücklicher. Leicht schüttelte ich den Kopf.
    Überstürz nur bitte nichts, Kleines. Mit Männern dieses Schlages sollte Frau vorsichtig sein.
    Das ich damit nicht unbedingt Soldaten sondern eher eine gewisse gesellschaftliche Schicht meinte, behielt ich erstmal für mich.

  • Scheinbar kannte sie die Sippe. Mir sagte der Name eigentlich nichts. Urgulania machte sich aber unnötig Sorgen.


    Schmunzelnd sah ich sie an.


    "Mach Dir mal keine Sorgen, liebe Cousine, ich habe nicht vor die Ehre der Familie zu beschmutzen oder einfach so zu heiraten. Sollte ich den Mann meiner Träume finden, werde ich trotzdem nichts überstürzen. Wer weis, vielleicht kommt noch Silanus mit einem passenden Ehemann um die Ecke. Mit einem der unserer Gens zur Ehre gereicht. Doch wie gesagt, ich überstürze nichts und habe noch nicht vor zu heiraten."


    Mit 20 Lebensjahren wurde es zwar langsam Zeit, aber eine alte Jungfer war ich deshalb noch lange nicht. Man durfte nur den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen. Genau den Zeitpunkt der aus einer reifen Frucht, Dörrobst machte.

  • Ich lächelte sie ein wenig bemutternd an.
    Ich hatte nicht befürchtet, dass du dein Verhalten der Familienehre schaden könnte, sondern eher, dass dir jemand schaden könnte. Männer tun dies sehr leicht ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen.
    Das hatte ich selbst schon oft genug erlebt, schliesslich war ich ja auch einmal jung gewesen. Und Frauen meiner Profession kannten sich bei soetwas ja sowieso immer am besten aus.
    Und was Silanus für einen passenden Ehemann hält, werde ich glaube ich mit ihm vorher noch eingehend besprechen müssen. Nicht, dass der dir da einfach den erstschlechtesten anschleppt.

  • "Was Liebesschmerz und Eifersucht ist, weis ich schon. Das Männer einem weh tun können auch. Vor allem wenn sie etwas wollen, was Du nicht willst. Dann können sie sehr gemein sein. Verliebt habe ich mich schon ein paar mal. Enttäuscht worden bin ich in diesen Dingen ebenfalls. Daher bin ich vorsichtig mit dem Herzverschenken geworden."


    Kurz musste ich an meine erste "große" Liebe denken. Ich war 14 und Caius 16. Oh, was waren wir jung und dumm.


    "Silanus wird vermutlich einen würdigen, alten Herrn anschleppen, mit Titeln, Geld und Ansehen ... und vermutlich einer der, vom Alter her, mein Vater sein könnte.". Ich konnte mir ein herzhaftes Lachen nicht verkneifen. "Da zähle ich auf Dich liebe Cousine."

  • Das mach ich dann schon, nur keine Angst. Ich werde seinen Kandidaten aufs Schärfste prüfen und wenn Silanus anfängt zu meckern, dann werde ich ihm zeigen, wer hier die Herrin im Haus ist.
    sagte ich selbstbewusst und mit möglichst kräftiger Stimme.
    Aber jetzt, Kleines, sollten wir uns erstmal um die vordringlichsten Dinge kümmern. Hilf mir bitte mal beim Aufstehen.
    Im Normalfall konnte ich natürlich allein aufstehen, doch hatte ich das Gefühl, dass das Schlafmittel des Medicus immernoch wirkte, was natürlich nicht sein konnte. Aber wichtig war mir in diesem Moment sowieso erstmal, dass ich aus dieser liegenden Position rauskam, denn langsam hatte ich genug davon die Zimmerdecke anzustarren.

  • Immer noch voller Lebenskraft, meine Cousine, alle Achtung. Meine Bedenken beiseite schiebend, half ich Urgulania aus dem Bett.


    "Sei bitte vorsichtig, Urgulania. Übertreib es nicht, wir haben doch Zeit."


    Besorgt konnte ich ihre Eile nicht verstehen. Ihr zu widersprechen, wagte ich allerdings nicht. In der Erinnerung dessen was passieren konnte, wenn sie wütend war. Eine echte Iunia halt. :)

  • Mit Hilfe meiner Cousine schaffte ich es das Bett zu verlassen, auch wenn es etwas dauerte und auch ein Wenig anstrengend war. Zuerst setzte ich mich auf und verblieb dann einen Moment in dieser sitzenden Position. Ich lächelte Varilia an, bevor ich mich dann, von ihr gestützt, auf die Füsse stellte und aufstand. Ich streckte mich und liess einen tiefen Seufzer raus.
    Ich werde es schon nicht übertreiben, mach dir keine Sorgen. Es gibt nur einiges zu erledigen, denn eigentlich war ich auf dem Weg nach Westen wo ich mit einem wichtigen Bekannten zusammentreffen wollte. Ihm werde ich schreiben müssen, dass ich es nicht pünktlich schaffen werde.
    Das war nur die halbe Wahrheit, doch wollte ich die ganze in diesem Moment nicht preisgeben, denn die Situation hatte sich verändert und ich würde vieles überdenken müssen.
    Ich ging ein paar Schritte.

    Kannst du mir etwas zum Schreiben besorgen? Und weisst du, wann Silanus nach Hause kommt?

  • Zäh meine Cousine. Die anwesende Sklavin verschwand, um Schreibzeug zu holen.


    "Silanus ist heute Morgen mit Varus weg. Vermutlich wird es, wenn überhaupt, sehr spät werden.".

  • Na das war ja wieder klar gewesen, dass die Herren sich lieber wo anders vergnügten. Typisch Milites war das. Doch musste ich mich damit abfinden und das beste daraus machen. Zuerst einmal musste ich einen Brief nach Paraetonium schicken um dort alles zu regeln. Und da, wie ich annahm, es eher unwahrscheinlich war, dass ich hier so schnell wieder wegkommen würde, musste ich mir Gedanken darüber machen, wie es für mich weitergehen sollte.
    Wenn offensichtlich ein Grossteil meiner Familie mittlerweile hierher gekommen war, konnte ich schlecht an meinem Plan festhalten hier wieder zu verschwinden. Und eigentlich wollte ich das auch nicht, denn langsam kam ich durchaus in ein Alter, da eine Frau sich endlich niederlassen sollte. Fehlte nur eine Beschäftigung.

    Nun, dann werde ich ihn wohl erst morgen sprechen. Da kann man nichts machen.
    Ich ging noch ein paar Schritte weit und wandte mich dann meiner Cousine zu.
    Wir sind hier im Basileia, oder? Ich nehme an, wir sollten uns darum kümmern, dass ich das Tor passieren kann.
    Das war äusserst wichtig, musste ich mich doch möglichst schnell mit der Stadtverwaltung in Verbindung setzten, wenn ich den Plan, der sich langsam vor meinem inneren Auge formte, verwirklichen wollte.

  • Irgendetwas bewegte meine Cousine. Sie hatte mir immer noch nicht erzählt was ihr zugestossen war. Vielleicht sollte ich doch einfach einmal nachfragen.


    "Stimmt. Wir leben hier sehr gut abgeschirmt und exelent bewacht. Nette Vorteile, aber auch mit Nachteilen verbunden. Vielleicht sollten wir einfach den Kommandant der Wachen davon verständigen, das Du hier bist und ungehindert ein- und ausgehen kannst."

  • Ich nickte.
    Das wird bestimmt das Beste sein.
    Ich ging einige weitere Schritte und setzte mich dann wieder auf das Bett. Ich schaute die junge Varilia an und schwieg einen Moment. Sie wirkte, als ob sie mich etwas fragen wollte und es war mir eigentlich auch klar, was das war.
    Du möchtest wissen, was passiert ist, oder?
    fragte ich sie, denn sie schien nicht von allein fragen zu wollen.

  • Froh das ich nicht zu fragen brauchte, setze ich mich wieder in den Korbsessel.


    "Natürlich möchte ich das gerne wissen. Ich kann mir aber vorstellen, das Du noch nicht so weit bist, darüber reden zu können. Das kann auch noch warten. Es liegt an Dir."

  • Ich lächelte meine junge Cousine an. Es war natürlich verständlich, dass sie alles wissen wollte, doch was sollte ich ihr genau sagen? Würde die Wahrheit sie zufriedenstellen? Immerhin war die eigentlich nicht sonderlich spektakulär, aber andererseits war sie wenigstens nicht so angsteinflössend. Ich seufzte leise.
    Eigentlich gibt es da nicht sonderlich viel zu erzählen. Ich war mit einer Karawane auf dem Weg nach Paraetonium, dort wollte ich mich, wie gesagt, mit einem Geschäftspartner treffen.
    Unterwegs haben wir natürlich ein Nachtlager aufgeschlagen, da das Reisen bei Nacht nicht sonderlich sicher und es in der Wüste auch zu kalt ist. Und irgendwann in der Nacht wurde unser Lager dann überfallen. Sie kamen im Schutz der Dunkelheit und wir hatten keine grosse Chance, da die Karawane nur leicht bewaffnet war.

    Etwas, dass mir im Nachhinein als grosser Fehler oder sogar als Wahnsinn vorkam, doch waren wir ja alle sicher, dass die Legionen die Strassen schützten.
    Sie trieben alle im Lager zusammen und zerschlugen so ziemlich alles, was in den Zelten zu finden war. Nur ich und ein junger Kameltreiber konnten uns davonschleichen. Und gemeinsam sind wir dann, als die Räuber weg waren, in Richtung Alexandria losgelaufen.

  • Gepannt hörte ich zu. Fast hörte es sich an, wie eine Geschichte die mir als Kind erzählt wurde. Doch das hier war real. Allerdings fragte ich mich was sie in ihrem Alter noch an solchen Reisen fand. Vermutlich kann sie nicht anders.


    "Du hast Glück gehabt, das Du davon gekommen bist. Ich vermute die anderen Mitreisenden sind tod. Was bin ich froh das Du so geschickt warst Dich davonzuschleichen. "


    Ich werde von nun an alles tun, damit sie sesshaft wird. Sie soll nun ihr Leben geniesen und es nicht mehr aufs Spiel setzen. Geschäfte kann sie auch von hier aus machen.


    "Warum bleibst Du nicht einfach hier und baust Dir hier etwas neues auf. Etwas weniger aufregendes?".


    Auch wenn ich wusste, das man einem alten Zirkuspferd nix neues mehr beibringen kann, war es einen Versuch wert.

  • Ich schüttelte leicht den Kopf.
    Ich glaube nicht, dass alle anderen tot sind. Es waren römische Bürger unter ihnen und ich glaube nicht, dass die Räuber die so ohne weiteres töten würden. Vermutlich werden sie Lösegelder verlangen oder sie in die Sklaverei verkaufen.
    Beides waren keine sonderlich angenehmen Aussichten und ich musste unweigerlich mitleidvoll an meinen alten Freund denken, der auch unter ihnen war.
    Etwas weniger aufregendes?
    Ich musste lachen.
    Das klingt irgendwie langweilig, das musst du zugeben. Aber du hast vermutlich Recht und es wird besser sein, wenn ich hier bleibe, zumindest vorerst.

  • Froh das sie zumindest eine Zeit hierbleiben wollte, küßte ich sie auf die Stirn.


    "Was mich nur wundert ist die Unsicherheit auf den Straßen. Wozu haben wir Soldaten im Land? Ich hoffe das gegen diese Bande etwas unternommen wird. Damit zumindst die Geiseln, sollte es welche geben, befreit werden können."

  • Der Praefect hat mir zugesichert, dass er etwas unternehmen wird. Was dabei schlussendlich herauskommt, werden wir sehen. Immerhin kann er schlecht die gesamte Wüste durchsuchen lassen.
    Grosse Hoffnungen hatte ich nicht. Weder darauf, dass die Täter gefasst wurden, noch das ich meinen Besitz oder meinen alten Freund je wiedersehen würde.

  • Mein Entschluss erstmal nicht die Pyramieden zu besichtigen, war offensichtlich weise. Wenn die Straßen so unsicher waren, dann blieb man besser hinter den Mauern der Stadt.


    "Jedenfalls werden wir zusehen, das Du dich nicht zusehr langweilst. Vielleicht erreichen wir es sogar das Du bleibst."


    Da hatte ich zwar wenig Hoffnung, aber man weis ja nie.

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