Ein besonderer Appell

  • Nachdem die Ausgangssperre in Kraft getreten war, die riesige Mehrheit der Männer zurückgekehrt war und ein erster Miniaufstand einiger Querdenker auch mit einer Winzigkeit an Waffengewalt niedergeschlagen worden war, wobei die rund 2 Dutzend Männer nun im Carcer der Flotte lagen, erging ein neuer Befehl:


    Alle Männer sofort auf dem Exerzierplatz sammeln! Aktuelle Abwesenheitslisten sind unbedingt mitzubringen.

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    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Die bewegte Wache des Labeo war zu Ende, als ein Appell ausgerufen wurde, so gab es für ih keine Pause - aber schließlich war er auch nicht in die Flotte gegangen um faul zu lenzen. So stellte er sich auf, das erste mal nicht mehr als Probatus und erwartete den Appell.


    Ob es wohl mit den Unruhen und Gerüchten zu tun hatte. Wahrscheinlich - die Ereignisse am Tor hatte er noch nicht ganz hinter sich lassen können - war aber doch hetwas dran - der Kaiser mußte tot sein.

  • Anchisothep hatte die Unruhe, die in den letzten Tagen im Lager der Classis geherrscht hatte, sehr wohl nicht übersehen. Doch er konnte sich immer noch nicht vorstellen, was genau geschehen sein mochte und in die Männer gefahren. Nun hieß es Antreten, das bedeutete, dass es wichtige Befehle gab. Anchisothep hatte die leise Ahnung, es könnte sich dabei um eine weitere Fahrt in den Osten handeln. Hoffentlich nicht allzu schnell, denn noch war es Winter.

  • Langsam füllte sich der Platz mit aufgeregt plappernden Soldaten und beruhigenden (Unter-)Offizieren.


    Immer wieder eilten einige Nautae herbei und stellten Dinge auf, welche sich mit der Zeit deutlich als Utensilien und bauliche Massnahmen für ein grosses, blutiges Opfer abzeichneten.

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  • Schon wieder standen sie einige Zeit - es musste wohl dazugehören, schnell erscheinen lange warten, dachte sich Labeo, doch die Vorbereitungen die liefen und die besonderes ankündigten ließen ihn interessiert zuschauen. Er wiegte sich von einem Bein aufs andere, das die Wache, die vor nicht allzulanger Zeit erst vorbeigewesen war noch in seinen Knochen steckte.


    Als Verus zu ihm kam freute er sich - dass die Freundschaft aus der Probatio nicht mit dem unterschiedlichen Dienstgrad beendet war, also sprach er:
    "Die scheinen ein Opfer vorzubereiten. Ich habe die Vermutung, dass wir eine außergewöhnliche Nachricht bekommen, die ein Opfer und vielleicht auch ein sacramentum nötig machen könnte.


    Letzeres wäre aber nur dann nötig, wenn das Wirklichkeit wäre, was nun schon einige munkeln. Dieses Gerücht, was auch diese kleinen Vorfälle am Tor ausgelöst hatte. Ich möchte es nicht aussprechen, aber Du weißt was ich meine."


    Labeo wurde nervös bei dem Gedanken, so dass er aus lauter Übersprungshandlung sich an der Nase kratzte.

  • Narrator


    Die Vorbereitungen nahmen deutliche Formen an. Ein Altar wurde errichtet, Statuen des Kaisers und der obersten Götter wurden herbeigetragen, auch Pluto war da interessanterweise zu sehen.


    Dann wurden diverse weitere Feuerstellen eingerichtet und in Betrieb genommen.


    Wenig später wurden Tiere und nicht lebendige Nahrungsmittel herbeigebracht und vorsichtig arrangiert. Ein weisses Rind, sowie je ein weisser und ein schwarzer Stier, wurden an dafür vorgesehenen Orten angebunden und bewacht. Das Rind war ein echtes Prachtexemplar, ein Riese der sicherlich ein Vermögen gekostet hatte, während die beiden Stiere noch sehr jung waren. Diese 3 Tiere waren feierlich geschmückt und gaben ein farbenfrohes, prächtiges Bild ab.

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  • Verus schaute zu den Opfertieren und schaute dann zu Labeo.


    "Sehr interessant. Du hattest recht. Wofür opfern wir denn heute? Für unser grandioses Unentschieden bestimmt nicht," scherzte Verus und ihm zog sich ein breites Grinsen über das Gesicht.


    "Ich denke es hat etwas, wie du schon sagtest, mit den besonderen Ereignissen zu tun. Wahrscheinlich eine rituelle Reinigung. Aber wie gesagt auf MARS ist kein Verlass. Der tobt bestimmt noch im Osten herum und amüsiert sich köstlich." :D

  • "Amice, ich kritisiere Dich nur ungern, schließlich bist Du ja auch älter, erfahrener und noch dazu schon Optio, aber meinst Du nicht - dass Du Dich dem MARS gegenüber etwas erhebst? Ich habe da einige interessante Mythen gelesen, wo es um die Hybris der Menschen gegenüber den Göttern ging. Die Folgen solcher Hybris hatte meistens auch Auswirkungen auf die direkte Umwelt des hybriden. Insofern würde ich Dich fast bitten wollen, nur dann nach Lästerlichkeit riechende Aussprüche loszuwerden, wenn ich nicht direkt neben Dir stehe",


    sagte Labeo - in einem Ton, der irgendwo zwischen Ernst und Spaß oszillierte.
    Dann wies er auf die Plutostatue und fohr fort:


    "Aber Spaß beiseite - schau mal, sie bringen auch eine Plutostatue - dann ist wohl wirklich das schlimmste aller Gerüchte wahr - nämlich, dass MARS nicht mit unseren Truppen auszog - und..."


    Labeo brach wieder ab und sprach das nicht aus, was er dachte - weil es mit Sicherheit Unglück brachte, und noch mehr Unheil als das was es zu verkündigen galt, wollte Labeo nicht aufhäufen.

  • Verus ging nicht weiter auf die leicht ernsten Worte seines Kameraden ein und schaute nun zu den Statuen.


    "Du hast recht. Es muss etwas sehr Schlimmes geschehen sein, ich hoffe nicht, dass es das ist, was ich denke, was es sein könnte aber nicht sein darf," brachte er hervor als er erkannte, dass dies etwas Ernstes symbolisieren könnte.

  • Als alles seine Richtigkeit hatte und an seinem festen Platz war, trat ich auf das errichtete Podest.


    Genug Zeit war vergangen seit dem Vorfall am Tor, dass die Männer alle wussten, dass ich kein Feigling war und daher wurde es sehr, sehr schnell ruhig, als ich meine Hand hob.


    Männer, es ist ein trauriger Tag heute! An solchen Tagen wünscht man sich, nicht die Macht zu haben, nicht in einer Position zu sein, von welcher aus man Entscheidungen treffen muss. Doch ich BIN in einer solchen Position und ich kann mich daraus nicht entfernen, ohne am heutigen Tage einen schweren Verrat an Rom zu begehen.


    Ohne Umschweife, Soldaten der Classis: Der Kaiser, unser geliebter Lucius Ulpius Iulianus, wurde in Parthia verletzt und erlag seiner Verletzung.


    Ein Gemurmel erhob sich. Einzelne Ausrufe waren zu hören, doch bevor es ausarten konnte, hob ich erneut meinen Arm.


    Die ist nicht der Tag für lange Reden! In seiner Weisheit hat unser gottgleicher Kaiser den Caesar, Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, als seinen Nachfolger benannt. Selbst wenn er dies nicht getan hätte, wäre seine Macht auf den Caesar übergegangen, doch so wissen wir alle, dass es sein letzter Wunsch war, die Grösse Roms in sicheren Händen zu wissen.


    Wieder eine kleine Pause, diesmal jedoch, um Luft zu holen und den Namen des neuen Imperators sinken zu lassen.


    Wir werden nun alle zusammen für den Verstorbenen und unseren Kaiser opfern und beten.


    Nun traten die von mir angestellten und aus der Stadt hergeholten ministri (Begleiter, Weihrauchträger, Musikanten und Handlanger), popae und victimarii (Opferdiener), und cultrarii (Opferstecher), sowie die tibicines (Flötenspieler) herbei.


    Ein einfacher Befehl: Helme ab! sorgte dafür, dass auch die versammelte Truppe bereit war:


    Die Rituelle Reinigung, welche absolut notwendig war, wurde für alle Männer vollzogen, indem mit aus Pferdehaar gearbeiteten Wedeln aus Schalen Wasser über die versammelten Flottensoldaten gesprengt wurde. Als dies beendet war, begann ich das Opfer, indem ich mir das Haupt mit einem Zipfel meiner Toga bedeckte und mit den uralten Worten das Gebet und das Opfer begann:


    Favete Linguis!


    Nun setzten die Flötenspieler ein und sorgten erstens dafür, dass allfälliger Lärm übertönt wurde, und zweitens, dass alle sich auf die Handlung konzentrierten.


    Nun wurden den vorher aufgestellten Götterstatuen Speisen und Getränke "serviert", das heisst, diese Opfergaben wurden von den Opferdienern, während die ganze Flotte ihr persönliches Gebet murmelte, bei den Statuen deponiert.


    Als dieses Gebet vollendet war, in welchem ich die Götter um weitern Schutz für uns, das Imperium und den neuen Kaiser gebeten hatte, sowie Pluto persönlich und eindringlich darum gebeten hatte, dem Verstorbenen den richtigen Weg zu zeigen und ihm gnädig zu sein, wurden die Opfertiere von ihren Orten losgebunden und der Truppe vorgeführt.


    Ein weisses Rind für Iuppiter und die Göttertrias. Ein wahrer Prachtskerl, welcher ein grösseres Vermögen gekostet hatte. Dazu ein kleineres schwarzes Rind für Pluto und ein weisser Stier für die Genien des neuen Kaisers.


    Gleichzeitig wurden die 3 Tiere vorbereitet, meine Hände gewaschen und getrocknet und die 3 Tiere ihres Schmuckes entledigt sowie mit Mola Salsa und Wein den Göttern geweiht. Dann wurde mir ein Opfermesser übergeben, mit welchem ich den Tieren vom Kopf bis zum Schwanz strich und sie so rituell "auszog". Dann traten die Opferstecher herbei und die Tiere wurden mit einem Schlag auf den Kopf betäubt.


    Die cultrarii hoben ihre Messer und der vorher bestimmte Leiter, der dem grossen Rind zugeteilt war, stellte die wichtigste Frage: "Agone?" Einen kurzen Moment zögerte ich, suchte den Hauch, die Spur eines Gottes, doch fühlte ich nichts. "AGE!" befahl ich und die 3 Messer stachen zu.


    Nun war es in der Hand der Götter, zu urteilen, ob sie dieses grosse und ungewöhnliche Opfer annehmen wollten oder nicht.

  • Oh nein. Es war also wahr und Valerianus war ihr neuer Imperator. Es hieß, dass er krank sei. Aber auch da müsste man erstmal sehen, was die Wahrheit und was Gerüchte waren, dachte Labeo bei sich.


    Als das "Helm ab zum Opfer!" erscholl versuchte Labeo sich auf das heilige Geschehen zu konzentrieren es viel ihm schwer wie vielen anderen um ihn herum. Das "Favete linguis" und die Flötenmusik brachten ihn aber in eine Gemütshaltung, die dem was sich ereignen sollte entsprach.


    Das Opfer kam, nach dem "Age" und dem Vollzug des Opfers warteten alle auf eine Antwort, ob das Opfer angenommen sei oder nicht.

  • Es hatte sich doch bestätigt. Der Kaiser war tot. Obwohl Verus nicht an den Kaiserkult glaubte, traf ihn der Tod dieses fähigen Staatsmannes sehr. Der Kaiser war für Verus ein fähiger Anführer, ein Mann, dem die res publica vertrauen konnte, der sich gegen die gierigen Senatoren durchgesetzt hat, ein Mann der Rom gestärkt hat. Nun war er tot und sein Nachfolger sollte sich erstmal beweisen, sollte dieser versagen, wäre Verus der erste der ihn bekämpfen würde, Rom verdiente einen fähigen Herrscher.


    Langsam öffnete er seinen Helm und setzte ihn gemäßigt ab. Er nahm Haltung ein und wartete ab. Seine Ohren waren mit Musik gefüllt und so nahm er nur noch die Zeremonie war.

  • Mit Enstetzen vernahm Gallicus die schreckliche Nachricht. Der Imperator war tot! Das durfte doch nicht wahr sein! Sicher, die Unruhen und Gerüchte waren auch an Gallicus nicht vorbeigegangen, aber so richtig glauben schenken hatte er dem Ganzen nicht können. Doch nun wurde es von ihrem Präfekt bestätigt! Na wenigstens hatte der alte Imperator in seiner Weishheit einen Nachfolger bestimmt...


    Wie befohlen nahm auch Gallicus als einfacher Nauta seinen Helm ab um den verstorbenen Kaiser so zu ehren. Im Anschluss an diesen Befehl begann das Opfer. Gespannt verfolgte Gallicus selbiges. Schließlich war das Opfertier abgestochen und das Bangen begann. Hatten die Götter das Opfer angenommen?

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