Atrium | Cn. Flavius Lucanus et Cassander

  • Cassander hatte unbedingten Befehl erhalten, zuerst einen ganz bestimmten Brief an einen Cnaeus Flavius Lucanus zu überbringen.
    So beauftragte er auch gleich eine Sklavin, die den jungen Flavier ins Atrium bitten sollte.


    Dort stand Cassander mit seiner großen Ledertasche voller Aufgaben.

  • "Ich habe Post? Eine Nachricht? Grüß' Dich, ich bin Flavius Lucanus."


    Eigentlich wollte ich mich ein Stündchen in einen Oecus legen, ein bißchen schmökern und vielleicht auf ein Ründchen mich in Morpheus' Arme kuscheln. Doch bevor ich's mir gemütlich machen konnte, ward ich abgefangen.


    Ich muß ein Schiild "noli turbare!" malen und es an die Türflügel hängen, nehme ich mir vor, während ich zum Atrium gehe.

  • Cassander verbeugte sich tief.


    "Mein Name ist Cassander, Dominus. Ich wurde aus Hispania von Proconsul Lucius Flavius Furianus, meinem Herrn, hierher geschickt. Ich soll euch das hier geben."


    Gesagt, getan. Schon fischte er das Pergament mit dem persönlichen Siegel des Senators hervor und übergab es dem jungen Flavier.



    L. Flavius Furianus Cn. Flavio Lucano s.d.


    Einzig und allein meine Erziehung ist es, die dir, Neffe, meinen Gruß zugesteht.


    Deine Mitteilung ist nicht nur eine Beleidigung meiner Person, sondern eine wahre Demütigung für die Gens Flavia und für unsere Ahnen, den ganzen Adel Roms!
    Jugend ist eine gute und universelle Entschuldigung, welche ich auch einst gebrauchen durfte, doch das, was ich gerade lesen musste, entschuldigt auch die reinste Dummheit nicht.
    Ich verlange eine Erklärung.
    Eine Erklärung, die mir offenbart, warum mein eigen Blut mit einem der infamsten Barbaren, einem Frevler und Lästerer Roms kooperiert und paktiert. Ich verlange diese Erklärung von dir, der in dem Hause meiner Vorväter, meines Vaters, in meinem Hause, lebt und die Vorzüge seiner Blutlinie, des heiligen Namens, welchen er von den Göttern empfangen, in solch einer Art schändet.


    Solange du mir nicht einleuchtend und überzeugend erklärt hast, Cn. Flavius Lucanus, warum ich den Namen meiner Familie im Zusammenhang mit dem des Mannes lesen muss, der unseren Stand fortwährend misskreditiert, unsere Götter öffentlich denunziert und meine wie auch die Verdienste meiner Familie verleugnet, hast du keinen Onkel.


    PS. Die Informationen über die Entscheidung der Factio Purpurea, werde ich nach eingehender Beratung mit factiointernen Beratern an die Adresse des Mannes schicken, den ich nicht einmal den Parthern innerhalb ihrer Reihen wünschen würde - den Barbaren und Frevler, M. Germanicus Avarus.


    gez.
    L. Flavius Furianus


    [Blockierte Grafik: http://img263.imageshack.us/img263/1722/furiaaaatransparentaz9.png]


    "Mein Dominus sagte, er erwarte, dass ich die Antwort persönlich und unverzüglich zu ihm bringe. Muss was Wichtiges sein, schätze ich, er war ziemlich aufgebracht."


    Irgendwie kam ihm der Raum größer vor als letztes Mal. Hatte man etwa um- oder angebaut? Vielleicht durfte er ja fragen. Aber erstmal Brief geben und neuen Brief empfangen, das war wichtiger.


    Sim-Off:

    Rechtschreibfehlerchen :P

  • Das ging aber schnell. Sehr schnell. "Vielen Dank, warte ein Weilchen - wenn Du möchtest, kannst Du Dir etwas zu trinken nehmen - da drüben, bitte" sage ich zu Cassander.


    Ich nehme den Brief aus Cassanders Händen, gehe zu einem Tisch, hole meinen PDA heraus, um gleich die Daten übertragen zu können. Als ich mich schließlich gesetzt habe, erbreche ich das Siegel und entrolle den Papyrus.


    Hört der nicht mehr auf? Wieviel Text! "Einzig und allein meine Erziehung ist es" ... "Beleidigung meiner Person, sondern eine wahre Demütigung für die Gens Flavia" ... "warum mein eigen Blut mit einem der infamsten Barbaren, einem Frevler und Lästerer Roms kooperiert und paktiert."


    Ich überfliege die Zeilen. "Äh, Cassander", ich blicke kurz vom Brief auf. "Ich hoffe, mein, äh, geliebter Onkel, Dein Herr, befindet sich wohl?"


    Ohne eine wirkliche Antwort abzuwarten, lese ich weiter. Was will er eigentlich? Was schreibt er? Ich fange nochmal von vorne an. Und dann nochmal. Au weia. Auf welchen Kiesel hat denn der gebissen? Wie alt ist Onkel Furianus? Ich schüttele ein wenig den Kopf.


    "Nun, ehm, Cassander. Der, ehm, wohlformulierte Brief meines Onkels verdient eine ebensolche Antwort. Ich werde sie im Laufe des Tages diktieren und dann Dir mitgeben."

  • Cassander nickte und holte sich erstmal einen Becher Wein. Natürlich nicht so verdünnt, wie ihn die Meisten tranken. :D
    Als er diesen schlürfte, sah er sich den jungen Flavier genau an. Der schien umgänglich zu sein, sogar sehr freundlich. Vielleicht konnte man sich anfreunden, dachte er, verwarf es aber auch sogleich. Das würde ihm sicherlich nur Ärger machen, so, wie sein Dominus damals das Pergament des jungen Flaviers zerknüllt und weggeworfen hat.


    Die Kommentare des Lucanus brachten ihn zuerst zum Grinsen, dann musste er lachen.


    "Jaja, dem geht es gut. Zumindest vor und nach dem Verfassen dieses Briefes."


    Dann schlenderte er lässig zum Flavier herüber und zeigte auf einige Löcher zwischen den Buchstaben.


    "Schau mal, hier und hier. Da auch. Weißt du woher das kommt? Der hat während dem Schreiben drei Federn kaputt gemacht, einfach so! Das hättest du dir ansehen müssen...und das ist der zweite Brief, der erste war ja kaum zu lesen. Der hat getobt, das sag ich dir."


    Das war wirklich amüsant gewesen, besonders für Cassander, der dem Humor in falschen Situationen frönte. Zum Glück war er mittlerweile in so einige Dinge seines Herrn verstrickt, sonst wäre er vermutlich schon längst getötet worden. Daher konnte man sich ab und an was herausnehmen.


    "Gut, ich habe sowieso noch andere Briefe abzugeben."


    Und schon wollte er los, als er sich kurz umdrehte.


    "Der hat in seiner Rage auch noch einige Vasen zerbrochen und ständig die Worte "bescheidener Diener dieser Sache" und "des venerablen Senators Medicus Germanicus Avarus" wiederholt.
    Ich würde da an deiner Stelle aufpassen, denn du musst wissen, dass mein Dominus diesem Senator Avarus am liebsten den Hals umdrehen könnte, wenn sich eine solche Gelegenheit ergäbe.
    Aber, naja, ich hole den Brief dann mal später ab."

  • Ich räuspere mich streng, kann aber ebenso ein erleichtertes Grinsen mir nicht verkneifen. Cassander nimmt dem etwas absurden Inhalt etwas an Schärfe und Unklarheit.


    "Soso, mein Onkel ist also ein guter Feind des Aedilen. Das erklärt zumindest, hm, naja, egal. Flavier sind, wie man merkt, stets zu großer Anteilnahme bereit. " Auch ich kann nicht behaupten, nur die Gelassenheit und Mäßigung meiner Mutter geerbt zu haben. "Da fliegen die Fetzen" ist ein geflügeltes Wort, das sicher von einem Beobachter flavischen Feuers stammt.


    "Gut. Also bis später.", verabschiede ich Cassander und stehe auf. Meine Siesta kann ich jetzt abschreiben. Also nehme ich den Weg in die Bibliothek, um mich an eine Antwort an meine furiosen Onkel zu machen. Eigentlich würde ich ihm gerne schreiben, daß er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern soll, ist er der Hüter seines Neffen oder bin ich in Sippenhaft gefangen?


    "Einzig und allein meine Erziehung ist es, die dir, Neffe, meinen Gruß zugesteht." Was denn sonst? Höflichkeit und Achtung vor der Würde des anderen, gleich, ob Herr oder Diener, Freund oder Feind. Das, so hat mir es meine Mutter beigebracht, ist die Selbstverständlichkeit des Adels.


    Kopfschüttelnd, den Brief mit wachsendem Unmut immer wieder und wieder lesend, obwohl ich ihn inzwischen schon herunterleiern kann - blablabla - laufe ich herum, suche nach dem richtigen Wurf und Wort.

  • [Blockierte Grafik: http://img411.imageshack.us/img411/994/larsfp1.jpg]
    ~~~ Lars ~~~


    Ist das jetzt Arbeit oder ist das keine Arbeit? Dominusluca hatte Lars aufgetragen, auf den Boten des hispanischen Prokonsuls zu warten und nun sitzt er auf einem Schemel in der Diesntbotenecke und wartet mit der Briefrolle auf diesen Boten. "Kassanda". Keine Ahnung, denkt sich Lars, wird sich dann schon melden.


    Lars bohrt gedankenvoll in seiner Nase. Also: sitze ich hier einfach herum oder arbeite ich? Oder sitze ich hier herum und arbeite ich? Arbeiten ist anstregend, nur herumsitzen ist nicht anstregend, jedenfalls, wenn man dabei nicht noch etwas tut.


    Der Kleine läßt die Beine baumeln.

  • Cassander kam nach seinen Erledigungen auch schnell wieder zurück und sah den Jungen nichtstuend sitzen.


    "Hey, du! Hast du nichts zu tun? In Hispania wärst du schon einen Kopf kürzer, also beweg dich hinfort!"


    Diese kleinen Bengel, die wurden von Jahr zu Jahr immer unausstehlicher und fauler hoch drei.

  • [Blockierte Grafik: http://img411.imageshack.us/img411/994/larsfp1.jpg]
    ~~~ Lars ~~~


    Lars schaut etwas verblüfft dem Mann ins Gesicht. Was ist das denn jetzt für eine Ansage hier?


    Und Du denkst, mit einem Kopf kürzer hat man dann mehr zu tun? So'n Quatsch, echt. Lars grinst bei der Vorstellung: lauter kopflose Menschen, die eifrig ihrer Arbeit nachgehen.


    Außerdem arbeite ich. Ich warte auf einen Kassanda, darum.


    Lars hatte sich entschieden, daß Herumsitzen, wenn man es tun mußte, Arbeit ist.

  • "Willst du es ausprobieren?"


    Sagte er lachend und stellte sich den Jungen ganz ohne Kopf vor. Witzig irgendwie.
    Doch dann, schnell und unvorhersehbar, ließ er seine Hand gegen den Hinterkopf des Jungen schnellen und gab diesem einen leichten Schlag.


    "Dummer Junge, das heißt Cassander. Das nächste mal passt du sorgfältiger auf! Und? Was willst du von mir?"

  • [Blockierte Grafik: http://img411.imageshack.us/img411/994/larsfp1.jpg]
    ~~~ Lars ~~~


    Lars grinst. Ausprobieren? Sicher lustig, aber leider sicher endgültig, denke ich. Nein, danke. Vielleicht ein andernmal.


    He! Du Arsch. Was sind das für Manieren! Ich glaub's ja nicht! Lars reibt sich den Kopf und verwuschelt sein Haar dabei. Wütend und empört funkelt er den Fremden an. An sich ließ er nur Wasser und Dominusluca 'ran, keiner gab ihm sonst irgendeine Kopfnuß.


    Mein Herr, Cnaeus Flavius Lucanus hat einen Brief, den ich Dir geben soll, Cassand-e-r. Gut?


    Der Junge greift pampig neben sich und hält ihm die gesiegelte Schriftrolle hin.


    Da. Und Tschüß.


    [Blockierte Grafik: http://img505.imageshack.us/img505/9482/caduceuscflyl9.png]
    CN FLAVIVS LVCANVS


    Dom Ven Proconsuli
    Senatori L Flavio Furiano


    Tarraco, Prov Hispania


    per nuntium


    Cn. Flavius Lucanus S. D. L. Flavio Furiano!
    Hochverehrtester Onkel Furianus!


    Mit überquellender Freude und doch auch niederdrückender Trauer habe ich Deinen Brief, den sogar eigenhändig abzufassen Du Dir nicht nehmen ließest, aus Deines Boten Händen empfangen dürfen. So sehr es mich glücklich erröten läßt, daß Du an meinem bescheidenen Schicksal derart engagiert Anteil nimmst, so sehr betrübt und bestürzt mich, daß dieses mein bescheidenes Wirken zum Heil unseres Gemeinwesens Dir Anlaß zur Unruhe ist.


    Deine brennende Sorge um die dignitas unserer Gens, unserer Vorfahren und nicht zuletzt und selbstverständlich Deiner eigenen ehrwürdigen Person ist Schmuck und Vorbild für mich - wie alle Menschen guten Willens, die davon Kenntnis erlangen - lodert aus jedem Buchstaben Deines Briefes, frommt Dich und kennzeichnet Dich als wahren Sproß des flavischen Baumes, an dem ich selbst nur ein kleines Blatt im Winde bin.


    In diesen schwersten Zeiten, in denen unser geliebter Herrscher durch frevelnde feindliche Hand, die ihm seine tödliche Verletzung beibrachte, heldenhaft im Kampfe gegen die parthischen Aggressoren - denen ich selbst alles, ausnahmslos, erdenklich Schlechte dafür in ihren Reihen wünsche - uns entrissen ist, und wir wie Waisen trauernd uns um seinen Sohn und Nachfolger scharen, halte ich es für meine unaufgebbare Pflicht, an meinem unbedeutenden Platz meine Teil für unser Gemeinwesen zu tun, zu deren Heil und Wohl die genaue Beobachtung der Schuldigkeit gegenüber den Göttern gehört. Notwendigkeit mit Neigung verbindend, habe ich es übernommen, für die Organisation der Heiligsten und auf unseren Stammvater Romulus zurückgehenden Equirria an genanntem Datum zu Ehren des Gottes Mars, dessen Priester mein geehrter Onkel Flavius Aquilius ist, meinen bescheidenen Beitrag zu leisten.


    Die Entscheidung der patres conscripti, in deren Weisheit und Weitsicht ich - ohne Verstand, Erfahrung und Einfluß - kindliches Vertrauen setze, einen Mann zum Aedilen zu wählen, den Du einen "infamsten Barbaren", einen "Frevler und Lästerer Roms" nennst, steht Dir als einem der kundigsten und ausgezeichnetsten Diener unseres Staates und als einem aufrechten und rechtschaffenen Mann ohne Zweifel zu. Mir jedoch, bar jeder Einsicht in die Entscheide der Klugen und Mächtigen, kann nur Gehorsam gegen diese zukommen. Insofern bin ich weit entfernt davon, allein aufgrund meiner völlig untergeordneten und unbedeutenden Position, "kooperieren" oder gar "paktieren" zu können, ich diene dem Amt, vielmehr noch der Aufgabe, und nicht anders als ohne Abneigung und Vorliebe, wie der große P. Cornelius Tacitus formuliert, der das Vertrauen unserer großen Vorfahren genoß, diesen Dienst zu verrichten, steht mir zu. Wer dieses Amt innehat, zudem nicht der Mann das Amt, sondern das Amt den Mann heiligt, ist meine Sache nicht und es steht mir nicht zu, darüber zu befinden oder zu urteilen. Es wäre in meinen Augen ein unverzeihbarer Frevel, den kommen Heiligen Spielen meinen Arm zu versagen, während ich eilfertig und bereitwillig den darauffolgenden Spielen im Monat März meine Unterstützung zukommen lassen, allein deshalb, weil mein geschätzter Onkel Flavius Gracchus diesen vorstehen wird. Ich habe natürlich den Göttern meine Gebete und Opfer gesandt, auf daß die Unsterblichen die Kandidatur meines Oheims gnädig favorisieren mögen und ich hege daran auch keinen Zweifel.


    Weil es den Göttern gefiel, daß sich unsere Wege bislang nicht kreuzten und wir das Vergnügen einer Bekanntschaft bislang nicht haben durften, ein Umstand der meine Tage stets aufs neue verdunkelt, ist es verständlich, daß Du trotz unseren gemeinsamen Blutes über unseren Stammvater M. Flavius Romulus, Deinem Urgroßvater und meinem Ururgroßvater, und des unverbrüchlichen Segens der Götter, der auf unserem Geschlechte sicher ruht, nicht jenes Vertrauen in mich und meine Schritte setzt, wie Du es tätest, wären wir einander seit Jahren wohlvertraut. So bin ich nun fest davon überzeugt, daß Deine Sorge auch um meine dignitas, die aus Deinen Zeilen spricht, um mein Ansehen und um meine Ehre als Flavier Dich meinen Weg und meine gegenwärtigen Aufgaben bei den Equirria wie auch zukünftige Verpflichtungen, wie gering sie auch immer sein mögen, unterstützen läßt.


    Mit Hochachtung und steter dankbarer Wertschätzung, verbunden mit dem Wunsch und der Hoffnung, daß die Götter Dir wohlgesonnen seien, zeichne ich, stets der Deine:



    Cn. Flavius Lucanus


Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!