Comitium | Regifugium

  • Sim-Off:

    Ich bitte die leichte Verspätung zu verzeihen


    Es war Februar geworden und erneut war jenes uralte Ritual an der Reihe, das man seit der Flucht der Könige dreimal im Jahr zu Ehren der Götter vollzog. Wie jedes Jahr waren auch die Salier zu diesem Ereignis geladen, wie üblich waren auch die Salier anwesend, um ihren Tanz zu zelebrieren.


    Fabius Antistes hatte in letzter Zeit alle Hände voll zu tun gehabt - die Opferhandlung für die Lustratio war äußerst aufwändig gewesen und nun war wieder große Eile vonnöten, wenn er nach diesem Opfer fliehen musste, um jeglichen Anspruch auf politische Bestimmung symbolisch aufzugeben.


    Wie bei einem Opfer üblich hatte man einen Klapp-Altar auf dem Comitium errichtet, dazu diesen traditionellen Ort der Volksabstimmungen geschmückt. Die Opferhelfer waren bereits erschienen, nur der Rex Sacrorum selbst wagte sich nur so kurz wie möglich auf den Platz und stand abseits, geschützt durch seine Liktoren, auf dem Forum, das noch nicht zum Comitium zählte.

  • Wir hatten getanzt, der traditionelle Dreischritt hatte die Kräfte ordentlich gefordert, wie es jedes Mal der Fall war, selbst, dass es noch recht kühl gewesen war, als wir losgezogen waren, hatte nichts geholfen, die übliche Schweißexplosion auf der Haut in irgendeiner Form zu mindern. Während sich die anwesenden Bürger nach dem Schauspiel meiner Salierbrüder nun auf das wohlverdiente Opfer freuten, waren wir vornehmlich damit beschäftigt, wieder Atem zu schöpfen und zu uns zu kommen, denn auch für einen trainierten Mann im besten Alter war es ausgesprochen anstrengend, mit einem schweren Schild und einem Speer in der Hand gerüstet durch die Straßen Roms zu tanzen und dabei zu singen. Ich spürte den Schweiß über meine Stirn herabrinnen, und während sich mein Atem langsam wieder auf ein normales Niveau zurück entwickelte, beobachtete ich das Geschehen auf dem comitium, froh darum, die Prozedur hinter mir zu haben.


    Als ich noch kein Magistrat gewesen war, hatte ich die Pflicht als Salier mit mehr Freude erfüllt, aber da waren meine Nächte auch nicht so kurz und die Tage längst nicht mit so vielen Pflichten angefüllt gewesen. Wenn man ausschlafen konnte, war man deutlich besser auf schweißtreibende Tänze vorbereitet. Zumindest war ich nun hellwach, in den Muskeln konnte ich das Blut kreisen fühlen und konnte nicht abstreiten, dass die Tortur, so anstrengend sie auch gewesen sein mochte, irgendwie gut getan hatte - ab und an auch körperlich die eigenen Grenzen zu erreichen, wenn man wochenlang vor allem geistige Arbeit geleistet hatte, war eine willkommene Abwechslung. Ich wandte den Blick zu den anderen salii palatini und suchte den meines Vetters Manius, um ihm kurz zuzunicken - mehr durfte es in der Öffentlichkeit nicht sein, aber es zeigte ihm doch, dass ich an ihn dachte.

  • Ein leichtes Flimmern lag in der Luft, reagibel erzitterten die Partikel der Ambiance im Flirren der nachhallenden Ekstase, tauchten die Salier in eine Couleur aus glückseligem Taumel und durchzogen die Szenerie mit einem feinen Odeur nach purpurner Verzückung. Jeden Lufthauch konnte Gracchus in sich spüren, ein frischer Nebel, welcher durch seine Nase sich schlängelte, am Gaumen vorbei schlich und diesen kitzelte, um schlussendlich zärtlich durch seine Lungen zu streichen und von dort aus in jeder Pore seines Körpers ein euthymisches Kribbeln zu kreieren. Schimmernd zog ein zarter Film aus salzigen Perlen sich über seine Haut, ließ einzelne Haarsträhnen aneinander kleben und verstärkte nur mehr die wohlige Empfindung, welche das langsame Abklingen der Raserei seines Blutes durch seine Adern begleitete. Epiphan schien in diesem Augenblicke sein Vetter, welcher den salii palatini voran stand und nun seine Krieger mit prüfendem Blicke sondierte, während unweit der Rex Sacorum sich anschickte das Opfer einzuleiten. Obgleich zu Beginn der Tänze stets das Schild schwer in Gracchus' Hand lag, der Körper im Reigen bis an seine Grenze wurde geführt und die Füße am folgenden Tage ob des stampfenden Schrittes zu schmerzen beliebten, so war es stets nicht nur Pflicht und Ehre, gemeinsam mit der Sodalität die traditionellen Feiertage zu begleiten, sondern ebenso ein Rausch unermesslicher Verzückung, dem sonstig so fernen Mavors in solcherlei Weise nahe zu sein.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM



  • Fabius Antistes sah die Salier von weitem. Dann betrat er jenen Platz, auf dem er sich nur an wenigen Tagen im Jahr aufhalten durfte - ungeachtet der Tatsache, dass er in den heutigen Tagen seine Bedeutung nahezu verloren hatte. Im Vorbeigehen zwinkerte er Gracchus, den er aus dem Collegium Pontificium kannte, zu. Dann stand er vor dem kleinen Altar.


    Die Opferdiener hatten alles vorbereitet. Der Rex Sacrorum musste lediglich das Eröffnungsgebet beten, dann konnte er auch schon den Weihrauch auf die glühenden Kohlen werfen. Während der Duft sich auf dem Comitium verbreitete, betrachtete Antistes den Platz. Seit seinem letzten Aufenthalt schien sich nichts verändert zu haben.


    Das Voropfer wurde vollzogen, dann folgte das Hauptopfer. Zu Ehren der alten Göttertrias hatte man zwei weiße Stiere, sowie einen weißen Ochsen für Quirinus vorbereitet.


    Den Tieren wurden die Wollbinden abgenommen, dann auch die Decken entfernt. Langsam strich der Rex Sacrorum mit seinem Messer über die Rücken der Tiere. Einer der Stiere schnaubte - das Messer war sicher nicht sonderlich warm auf dem Rücken! Glücklicherweise wirkten jedoch die Kräuter und das Tier blieb ruhig.


    Im Anschluss reinigte er sich die Hände und begann mit dem Opfergebet. Die drei Schutzgötter Roms wurden um Beistand für das Reich angefleht, man bot ihnen die drei Rinder und weitere Opfer an, berief sich auf bisherige Opfer und pietas. Schließlich endete Antistes und blickte zu den Opferdienern, die bereits die Tiere am Boden befestigt hatten und auf sein Zeichen warteten.


    "Age!"


    befahl er rasch. Alle drei Tiere sanken hinab, als man ihnen die Sehnen durchschlug und sofort danach den Todesstoß gab. Wie üblich wurde das Blut aufgefangen, die Innereien herausgenommen und an einen Haruspex weitergegeben.


    Unterdessen bereitete sich Antistes auf seine Flucht vor...




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