Völlige Stille erfüllte den Raum. Dunkel und stickig war es zudem. Nur der eigene Atem verursachte hier eine Störung der Grabesstille. Es war kein großer Raum, gerade so, dass ein erwachsener Mann darin liegen konnte ohne sich den Kopf zu stoßen. Hätte man etwas Licht gehabt so hätte man die Spuren der anderen Gefangenen erkennen können, die diese in den Wänden hinterlassen hatten. In der Zelle stank es unangenehm nach den Hinterlassenschaften der vorherigen Bewohner. Die trockene Luft hatte sich die Nacht über etwas abgekühlt, doch bald würde die Sonne wieder genau auf dem Gefängnis stehen und es heiß werden lassen. Mit Bedacht hatte man es damals so angelegt, dass es Wind, Sandstürmen und der unbarmherzigen Sonne ausgeliefert war.
Vor der Zelle hielt ein Soldat Wache. Gemütlich hockte er auf einem kleinen verdreckten Schemel und zeichnete mit einem kleinen Stab Figuren in den Dreck. Ein leises Geräusch kam näher und schnell konnte man es als Schritte identifizieren. Ein Schlüssel wurde in sein Schloß gesteckt, herumgedreht, die Tür geöffnet und wieder verschlossen nachdem ein anderer Soldat hindurch getreten war. Jemand anderes konnte es nicht sein. Nur diese kamen hierher.
„Hier das Wasser. Frisch aus dem Brunnen. Trink es so lange es noch kühl ist. Es wird wieder ein heißer Tag."
Er warf dem sitzenden Kollegen den Schlauch zu und schlug einmal gegen die Tür in der schon seit geraumer Zeit keine Geräusche des Gefangenen zu hören war. Die andere Wache grinste breit, öffnete den Schlauch und trank schließlich einen Schluck ehe er zusammenzuckte und wütend gegen seine Wade schlug.
"Verdammte Viecher. Dass es hier immer nur so vor Flöhen wimmeln muss. Wenn ich mit meinem Dienst hier fertig bin, brauche ich wieder eine ganze Woche ehe ich sie los bin. Verdammte Blutsauger."
„Nun hab dich doch nicht so und denke dran. Der da drinnen hat wesentlich mehr von ihnen als du. Geschieht ihm ganz recht."
„Was meinst du? Ob er sich schon auf morgen freut? Das Volk wird sich freuen einen von ihnen so sehen zu können und der Sháh auch. Es wird ein Fest werden."
„Oh ja...dann ist dieser Mann sogar noch zu etwas Nutze. Er wird morgen die Attraktion sein."
„DU römisches Schwein! Hast du das gehört? Du wirst morgen eine Sehenswürdigkeit sein!"
Schallend lachten die beiden nachdem sie es dem Gefangenen zu gerufen hatten.
„Schließlich bekommt man ja nicht jeden Tag so einen zu sehen. Er soll ja ein ganz wichtiger Mann sein. Fast so wichtig wie der Kaiser. Wusstest du das?"
„So wichtig sieht das Elend da drinnen aber nicht aus. Aber er hat sich allen Verhören bis jetzt widersetzt und angeblich sogar seinen Stolz noch behalten. Aber das wird morgen vorbei sein."
Wieder lachten die beiden. Sie fanden es etwas ungerecht, dass sie bei den anderen Befragungen nicht dabei gewesen waren. Allerdings hatten sie sein verbeultes Gesicht gesehen als er hierher zurückgebracht wurde und auch einige Schnittwunden trug. Die Wunden waren inzwischen verschorft und durch die mangelnde Sauberkeit auch etwas entzündet. Es würden Narben zurückbleiben, aber das war ganz egal. Nur sterben durfte er nicht, noch nicht, dank der Anweisung des Sháhs, der ihn vorerst noch am Leben wissen wollte. Als Geisel, denn als Sklave war er wohl kaum zu gebrauchen.