Aus dem Tagebuch einer werdenden Mutter

  • In einer freien Minute war ich mit meiner Vermutung zu Cungah gegangen und hatte mich ihr anvertraut. Sie war die Einzige, zu der ich mit dieser Frauenangelegenheit gehen konnte und sie war auch die Einzige in der Villa, der ich Vertrauen entgegenbrachte. Cungah hörte mir geduldig zu und vermied es, einen Kommentar dazu abzugeben, nachdem ich auf ihre Frage nach dem Vater keine genaue Auskunft geben konnte. Nur ein bedächtigtes Mhm konnte man vernehmen. Dafür war ich ihr auch unendlich dankbar, denn dass ich einen Fehler begangen hatte, wusste ich selbst.
    Sie stellte nur sachliche Fragen zu den Veränderungen meines Körpers und des ausgebliebenen Zykluses. Einen Moment schwieg sie und überlegte, dann begann sie zu rechnen und benutzte dafür ihre dicken Finger, bis sie schließlich zu einem Ergebnis kam. Ich war mehr als erstaut, als sie mir gänzlich unerwartet sagen konnte, seit wann ich schwanger war. So war ich wenigstens über diese Frage im Klaren. Jetzt wußte ich auch, wer der Vater sein musste, was mich allerdings nicht im mindesten beruhigen konnte!
    Cungah versuchte, mich zu beruhigen. Sie meinte, eine Schwangerschaft wäre etwas wunderbares und ich sollte doch diese Zeit geniessen. Wie sollte ich diese Zeit geniessen, da dies soch das Letzte war, was ich wollte? Ich würde ein Kind in diese Welt setzen, dessen Schicksal bereits schon feststand, bevor es auch nur den ersten Lichtstrahl erblickt hätte.
    Cungah meinte, ich sollte doch alles aufschreiben, was mit mir passierte und wie ich mich fühlte. Solche Dinge würde man später wieder vergessen, doch wenn man sie aufschriebe, blieben sie für spätere Erinnerungen erhalten. Erst war ich gar nicht so begeistert von diesem Vorschlag, zumal ich meinen derzeitigen Zustand als eher belastend empfand. Wer würde sich schon für die Schwangerschaft einer Sklavin interessieren?
    Doch nach einigen Tagen gefiel mir der Gedanke immer mehr. Ich würde es für mich tun und auch für das Kind, auch wenn es als Sklave aufwachsen müsste. So nahm ich eine Feder und ein Stück Papyrus zur Hand, das ich eigentlich bekommen hatte, um meine Lieder niederzuschreiben und begann zu schreiben:

    Tagebuch einer werdenden Mutter

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