Forum|Abwerbung der Praetorianer

  • Merkwürdig. Auf dem Forum sollte er antreten. Und die anderen, die dazu Befehl hatten, gehörten nicht zu seinem Contubernium. Das war noch nie vorgekommen. Bisher hatte er immer nur mit den anderen irgendwo antreten müssen.


    Valerian stellte sich zwischen den anderen auf und wagte einen Seitenblick um zu schauen, wer hier mit angetreten war. Naja, gesehen hatten sie sich schon. Aber er hätte jetzt nicht gewußt, welcher Name zu wem gehörte.


    Was es wohl gab? Auch in den anderen Gesichtern sah er Neugierde und Ratlosigkeit. Anscheinend wußte niemand, warum sie eigentlich hier waren.

  • Der Praetorianeroffizier kam, als die von ihm angeforderten Männer vollständig auf dem Forum angetreten waren. Er blieb vor der Reihe stehen, schaute die mÄnner noch einmal flüchtig an und begann dann mit seiner kleinen, wirklich nur kleinen und üblichen Rede.


    "Milites, state!
    Ich bin Helvetius Asprenas, Offizier der Praetorianer und damit beauftragt, vielversprechende Rekruten für die Garde auszuheben.
    Ihr habt die Ehre, von mir auserwählt worden zu sein, möglicherweise in dieser Garde, der Leibgarde des Kaisers, euren weiteren Dienst fortzuführen."


    Er machte eine kurze pause, dann fuhr er fort:


    "Wenn ihr Bereit zu diesem Schritt seid, so werdet ihr mit mir nach Rom reisen. Dort werdet ihr euch noch einem Aufnahmetest unterziehen müssen, aber die erste Hürde habt ihr bereits in diesem Augenblick überwunden.
    Wer bereit ist, dem Kaiser unmittelbar zu dienen, der hebe nun den Arm."

  • Der Praetorianeroffizier, den Valerian selbst hereingelassen hatte! Er war also hier, um Leute anzuwerben! Und Valerian hatte gedacht, es hätte wichtige neue Nachrichten vom neuen Kaiser gegeben, immerhin hatte der Mann sich ja auf diesen berufen.


    Natürlich nahm Valerian sofort Haltung an. Ebenso wie seine Kameraden, die mit ihm angetreten waren. Die Rede war wahrhaftig kurz. Und kurz auch die Zeit, die zum Überlegen blieb. Praetorianer! Gab es eine größere Ehre?


    Natürlich erinnerte er sich an die Worte von Primus. Doch was wußte der schon? Hatte er je die Praetorianer aufmarschieren sehen, wenn sie für den Kaiser Platz schufen? Ein imposanter Anblick war das! Immerhin hatte Valerian bis vor zwei Jahren in Rom gelebt und dies mehr als einmal miterlebt. Und nun sollte er selbst dieser Elitetruppe angehören?


    Seine Hand war nicht die erste, die sich hob, da er sich die Zeit nahm, es zu übedenken. Um seine Schwester sorgte er sich natürlich. Doch konnte er hier wirklich so viel mehr für sie tun als von Rom aus? Und vielleicht kehrte sie ja auch nach Rom zurück, wenn er dorthin ging? Falls nicht, hatte sie ja immer noch Flavas Gesellschaft. Außerdem waren die Duccier da, die sicherlich auch Hilfe leisteten, wenn es nötig war. Und Drusus konnte er ebenfalls bitten, auf die beiden Quintilierinnen acht zu geben.


    Nein, eine solche Chance konnte und durfte er sich einfach nicht entgehen lassen. Und so hob sich seine Hand, wenn schon nicht schnell, so doch sehr entschlossen.


    Dem Kaiser direkt dienen! Ihn beschützen dürfen! Seine Augen leuchteten vor Stolz und Freude, ausgewählt worden zu sein.

  • Aber auch die anderen Miltes, die auserwählt waren, hoben ihre Hand.
    Es war wohl die grösste Ehre, die einem Soldaten zu Teil werden konnte
    und niemand wollte sich diese Chance entgehen lassen,
    auch wenn dies hiess, seine Freunde und Kameraden zu verlassen.


    Doch die Aufgaben die warteten und die Aussicht, dem Kaiser näher zu sein,
    als der Grossteil der Bevölkerung liessen diese Zweifel schnell schwinden.


    Dass der Dienst bei den Praetorianern oft noch eintöniger und langweiliger war,
    als bei den Legionen wussten die jungen Soldaten natürlich
    und es würde ihnen auch niemand sagen.


    Nichts desto Trotz war die Ehre natürlich gewaltig und von daher
    war es kein Wunder, dass sich fast alle, bis auf ein zwei Ausnahmen, gleich meldeten.

  • Der Offizier ließ den Männern wenig Zeit zum Überdenken; Zweifler konnte man schließlich nicht gebrauchen.


    Schließlich nickte er zufrieden. Bis auf ein paar Ausnahmen hatten sich alle Ausgewählten für die garde entschieden.


    "Ich sehe, meine Informationen über die Legio Germanica entsprachen der Wahrheit, man zaudert nicht wenn der Kaiser ruft.


    Ihr werdet euch nun marschbereit machen, wir brechen unverzüglich auf. Ich erwarte euch hier. Abite!"


    Dann wandte er sich ab um sein Pferd zu holen und hier auf die Männer zu warten.

  • Sie brachen also sofort auf! Es war keine Zeit mehr für großartige Abschiede. Doch das war vielleicht auch besser so. Immerhin konnten sie sich ja auch noch schreiben. Mit Drusus würde er sicherlich Briefkontakt halten. Und mit Probus garantiert auch! Severus wäre dafür auch ein Kandidat gewesen, doch der war ja nun tot. Und Lupus... Lupus hatte sich verändert. Fort war jegliche Fröhlichkeit. Seine Augen leuchteten überhaupt nicht mehr. Kein Wunder. Erst diese üble Geschichte beim Übungsgefecht. Und dann hatte er noch seinen besten Freund verloren. Doch, Lupus würde er auch schreiben.


    Das alles überlegte Valerian auf dem Weg zu den Unterkünften. Doch bevor er zu seinem contubernium ging, um seine wenige private Habe zusammenzusuchen, klopfte er noch einmal bei seinem Optio.

  • Crispus war ebenfalls erschienen, um den Männern nachzusehen. Er hatte einige davon selbst ausgebildet und es erfüllte ihn mit Stolz, zuzusehen, wie sie abmarschierten nach Rom zu den Prätorianern, den Beschützern des neuen Kaisers. Gleichzeitig schmerzte es ihn jedoch auch. Diese guten Männer würde er wahrscheinlich nie wieder sehen. Sie würden in Rom zu kleinen Geheimpolizisten verkommen, ihr Potential niemals voll zu Tragen kommen - zumindest nicht, wenn der neue Kaiser auch so sorgsam mit ihnen umgehen würde. Andererseits waren die Prätorianer ein hervorragendes Karriere-Sprungbrett. Eigentlich hatten sie es verdient. Wieso war er dann eigentlich so traurig?


    Langsam wandte er sich ab. Fast wären seine Augen feucht geworden. Valerian...an diesen Burschen erinnerte er sich sogar noch!

  • Mit Sack und Pack und nicht wenig Abschiedsschmerz im Herzen erschien Valerian wieder auf dem Forum. Er war abmarschbereit. Viele der anderen waren schon anwesend und so reihte er sich einfach irgendwo ein, wo es ihm passend erschien. Er kannte niemanden der anderen Auserwählten persönlich, doch auf dem langen Weg nach Rom würde sich das gewiß noch ändern.


    Kurz nach Valerian trafen dann noch die letzten beiden zukünftigen Praetorianer ein, sie waren komplett. Anders als sonst vor längeren Märschen, herrschte hier absolute Ruhe. Sie hingen alle ihren eigenen Gedanken nach, während sie darauf warteten, daß der Praetorianeroffizier Helvetius Asprenas den Befehl zum Abmarsch gab.

  • Als die Männer alle mit Sack und Pack angetreten waren, ließ der Praetorianer sie in Marschformation antreten, sprang auf sein Pferd und gab den Befehl zum Abmarsch.


    Mit ihm an der Spitze verließen begaben sie sich zum Tor um sich auf den Weg nach Rom zu machen.

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