Sie hatte sich bewusst lange zurückgezogen und die Tage zum großen Teil in ihrem Cubiculum verbracht. Sie wollte mit den Menschen und den Geschehnissen um sich herum möglichst wenig zu tun haben. Vielleicht hatte sie ja insgeheim gehofft, dass wenn sie selbst sich nicht weiterbewegte auch die Zeit es nicht tun würde, die sie derzeit unaufhaltsam in das nächste Übel zu führen schien. Der Kaiser war tot und die Legionen würden zurückkehren und auch wenn sie sich freute, dass ihr Vetter nun endlich sicher wieder nach Hause kommen würden, so würde dies unvermeidlich bedeuten, dass die Hochzeit, die auf so großartige Weise zwischen zwei Männern und über ihren Kopf hinweg beschlossen worden war, nicht weiter verschoben werden könnte.
Doch letzten Endes hatte sie sich natürlich nur selbst getäuscht. Die Zeit schritt voran und während immer neue Nachrichten vom Feldzug und der Rückkehr in Rom eintrafen, hatte Albina immer mehr das Gefühl gehabt, dass die Mauern in denen sie Zuflucht gesucht hatte, zu einem Gefängnis werden würden. Und was ihr vorher geborgen erschien wurde nun beengend.
Aus eben diesem Grund hatte sie sich heute spontan entschieden, die Villa zu verlassen. Kurzerhand hatte sie Publius zu sich rufen lassen, der ihr als Leibwächter nicht von der Seite weichen, bzw. ihr stets in entsprechendem Abstand folgen würde und war losgeschritten.
Und wie das Schicksal es letztlich nun einmal wollte, hatte sie der Weg, den sie ohne bewusstes Ziel gegangen war, in eben jenen Park geführt, in dem sie damals Verres kennengelernt hatte. Beinahe vorsichtig betrat sie eben jenen, als sie erkannte, wo sie sich befand. Ganz sanft schritt sie den Weg entlang, immer das Gefühl mit sich tragend, dass sie die Erinnerungen die an diesem Ort noch lebten, sonst verloren gehen würde. Leisen Schrittes trat sie auf die Bank zu, auf der das Schicksal damals seinen Lauf genommen hatte. Eben jenes Stück Stein, welches sie in letzter Konsequenz von dem unverblühmten fröhlichen Mädchen was sie gewesen war zu einer ernsten und innerlich noch immer trauernden jungen Frau hatte werden lassen.
Sie blickte sich um, sah, wie die ersten Knospen viel zu früh im Jahr ihren Weg fanden und das Grün hier zu neuem Leben erwachte.
Hier und da hörte man bereits den ersten Vogel zwitschern und alles in Allem fühlte sie sich unverhältnismäßig entspannt, während sie sich wie so oft an all die vergangenen Momente erinnerte...
Wer Lust hat, darf gerne!