[Ein Park in Rom] Der Enge entfliehen...

  • Sie hatte sich bewusst lange zurückgezogen und die Tage zum großen Teil in ihrem Cubiculum verbracht. Sie wollte mit den Menschen und den Geschehnissen um sich herum möglichst wenig zu tun haben. Vielleicht hatte sie ja insgeheim gehofft, dass wenn sie selbst sich nicht weiterbewegte auch die Zeit es nicht tun würde, die sie derzeit unaufhaltsam in das nächste Übel zu führen schien. Der Kaiser war tot und die Legionen würden zurückkehren und auch wenn sie sich freute, dass ihr Vetter nun endlich sicher wieder nach Hause kommen würden, so würde dies unvermeidlich bedeuten, dass die Hochzeit, die auf so großartige Weise zwischen zwei Männern und über ihren Kopf hinweg beschlossen worden war, nicht weiter verschoben werden könnte.
    Doch letzten Endes hatte sie sich natürlich nur selbst getäuscht. Die Zeit schritt voran und während immer neue Nachrichten vom Feldzug und der Rückkehr in Rom eintrafen, hatte Albina immer mehr das Gefühl gehabt, dass die Mauern in denen sie Zuflucht gesucht hatte, zu einem Gefängnis werden würden. Und was ihr vorher geborgen erschien wurde nun beengend.
    Aus eben diesem Grund hatte sie sich heute spontan entschieden, die Villa zu verlassen. Kurzerhand hatte sie Publius zu sich rufen lassen, der ihr als Leibwächter nicht von der Seite weichen, bzw. ihr stets in entsprechendem Abstand folgen würde und war losgeschritten.
    Und wie das Schicksal es letztlich nun einmal wollte, hatte sie der Weg, den sie ohne bewusstes Ziel gegangen war, in eben jenen Park geführt, in dem sie damals Verres kennengelernt hatte. Beinahe vorsichtig betrat sie eben jenen, als sie erkannte, wo sie sich befand. Ganz sanft schritt sie den Weg entlang, immer das Gefühl mit sich tragend, dass sie die Erinnerungen die an diesem Ort noch lebten, sonst verloren gehen würde. Leisen Schrittes trat sie auf die Bank zu, auf der das Schicksal damals seinen Lauf genommen hatte. Eben jenes Stück Stein, welches sie in letzter Konsequenz von dem unverblühmten fröhlichen Mädchen was sie gewesen war zu einer ernsten und innerlich noch immer trauernden jungen Frau hatte werden lassen.
    Sie blickte sich um, sah, wie die ersten Knospen viel zu früh im Jahr ihren Weg fanden und das Grün hier zu neuem Leben erwachte.
    Hier und da hörte man bereits den ersten Vogel zwitschern und alles in Allem fühlte sie sich unverhältnismäßig entspannt, während sie sich wie so oft an all die vergangenen Momente erinnerte...


    Sim-Off:

    Wer Lust hat, darf gerne! ;)

  • Die Arbeit als Aquarius machte mir inzwischen immer mehr Spaß. Dennoch - ich fühlte ein seltsames Loch, eine Leere, die ich auszufüllen suchte. Zuerst hatte ich versucht, Briefe zu schreiben. Briefe an entfernte Verwandte, an Freunde. Eine Zeit lang fand ich es auch wirklich spannend, diese Briefwechsel aufrecht zu erhalten, aber irgendwann schliefen auch diese Kontakte völlig ein. Und ich suchte wieder nach etwas, das mich wirklich erfüllen konnte. Ich fühlte mich wie ein Becher, den man bisher nur zur Hälfte gefüllt hatte. Viel passte noch hinein und es dürstete mich nach mehr. So ergriff ich die Möglichkeit eines freien Tages, um mir die schönsten Catull-Gedichte unter den Arm zu klemmen und gänzlich ohne Sklavenanhang in den Park zu schlendern. Es war, wie man so schön sagte: man ließ den Alltag völlig hinter sich. Sobald man ein wenig den Außenrand des Parks hinter sich gelassen hatte, wurde auch sämtlicher störender Lärm ausgeblendet. Ich konnte mich völlig auf die warme Brise konzentrieren, die durch die Bäume wehte und sie leise seufzen ließ. Ich spürte die wärmende Sonne auf meinem Gesicht und beobachtete staunend ein Vogelpaar beim Nestbau. Zu beiden Seiten des sauber angelegten Weges erstreckten sich saftig grüne Rasenflächen, auf denen bereits hie und da kleinere Myriaden von Frühlingsblühern zu neuem Leben erwachten. Die Natur meldete sich wieder zurück, nachdem sie so lange unter der dichten Schneedecke ausgeharrt hatte. Die Traurigkeit, die ich all die Tage gespürt hatte, die Verzweiflung, die der Tod meiner Mutter hervorgerufen hatte, all das war in diesem Augenblick völlig weggeblasen. Meine Gedanken kreisten nicht mehr sinnlos umher, sie ließen sich einfach treiben. Sie hatten kein bestimmtes Ziel, genau wie der Wind, der die Blumen mit ihren Köpfen wiegen ließ. Behutsam strich ich mit der Hand über die Rinde eines Baumes und atmete den holzigen Geruch ein, der auf meiner Handfläche zurückgeblieben war. Die Äste trieben langsam feine Knospen. Bald würden die Bäume wieder in voller Pracht stehen. Warum machten wir Menschen es uns im Leben eigentlich so schwer? Diese Frage geisterte mir plötzlich durch den Kopf. Es gab so vieles, das wir so wichtig nahmen. Dabei war nichts davon wirklich von Belang. Vielleicht war es einfach nur wichtig, zu sein und nicht ständig zu versuchen, etwas zu werden. Wir versuchten stets, von der Stelle zu kommen, und merkten dabei gar nicht, dass wir uns immer noch nicht vom Fleck bewegt hatten. Wir waren so sehr davon überzeugt, irgendwo ankommen zu müssen, und kannten doch nicht das Ziel unserer Reise. Auflachend registrierte ich diese Erkenntnis und war dankbar dafür, endlich wieder klare Gedanken fassen zu können. Hier, in diesem goldenen Elysium direkt in Rom.


    Schweigend ließ ich mich an einem Baum nahe einer Parkbank nieder. Ich sah nicht, wer darauf saß und nahm daher an, ich wäre allein. Genüsslich entrollte ich das erste Gedicht und las es laut. Catull hatte auch noch nach den Jahrzehnten nach seinem Tod eine Wucht und Tiefe, die anderen Dichtern unserer Zeit oft abging. Alles hatte so eine verzweifelte Gravität und war dabei doch so geprägt von jugendlichem Leichtsinn. Wie konnte jemand so verzehrend lieben? So sehr lieben, dass es gleichzeitig in blanken Hass umschlug? Ich musste wieder lachen und las jede Zeile laut für mich, um mir ihren Sinn vor Augen zu führen. Die Liebe war wahrlich wunderbar und schrecklich zugleich. Sie glich der Kallypso, die Odysseus mit ihren Reizen gefangen hielt und nicht eher gehen ließ, bis dass die Götter ihr nicht etwas anderes befahlen. Die Liebe war verzehrend, gab aber auch unendlich viel. Und diese Liebe verspürte ich gerade in Form einer tiefen Dankbarkeit für mein Leben. Nichts war wichtig in diesem Augenblick.

  • Albina hatte das leichte Knirschen der Kieselsteine mit denen der Boden bedeckt war vernommen und ihren Kopf leicht zur Seite gewandt um zu sehen, wer da kam. Es war ein junger Mann der völlig in Gedanken versunken zu sein. So in Gedanken versunken, dass er sich schlichtweg neben sie setzte, anscheinend ohne sie zu bemerken. Sie gab Publius einen leichten Wink mit der Hand, damit er wusste, dass er nicht einzuschreiten hatte und blickte dann wieder zu dem Fremden. Es amüsierte sie, dass dieser sie nicht wahrzunehmen schien. Erstaunt beobachtete sie, wie dieser eine Schriftrolle öffnete und dann ohne jedes Anzeichen des Bemerkens ihrer Wenigkeit zu Lesen begann. Albina, die Literatur schon seit jeher geliebt hatte erkannte den Autor auf Anhieb. Sie lauschte den Zeilen und das Lächeln in ihrem Gesicht wurde aufgrund der wegen ihrer Dauer immer lustiger werdenden Situation immer breiter.
    Dann, als der Fremde gerade eines der Gedichte beendet hatte räusperte sich Albina leise...

  • Publius folgte ihr auf Schriit und tritt. Er beihilt alles und jeden im Auge dem sie begegneten. Schliesslich waren es gefähliche Zeiten nun da der Kaiser tot war. Er bemerkte den Kummer seiner Herrin aber traute sich nicht sie darau anzusprechen und fand es stänte ihm auch nicht zu sie nach ihrem Gemütszustand zufragen und e war auch nicht seine Aufgabe. Seine Aufgabe war es für ihre Sicherheit zusorgen.

  • Noch immer war ich tief in Gedanken. Das nächste Gedicht fing meinen Blick und ich konnte nicht anders, als zu frohlocken. Zwar war ich selten wirklich emotional impulsiv, aber wenn ich allein so vor mich hin las, konnte so etwas durchaus passieren. Die Worte formten Bilder in meinem Kopf und ich konnte mir vorstellen, welchen Schmerz dieser Mann durchlitten hatte und...


    Überrascht drehte ich mich um. Ich saß nur ein paar Meter entfernt von einer Bank, auf der eine junge Frau saß, ihrer Kleidung nach zu ordnen eine Patriziern. An ihrer Seite ein Sklave. Verlegen lächelte ich ihr zu und versuchte mich zu erklären.


    Entschuldige, sollte ich Deine Ruhe gestört haben... aber Catull erlaubt nun einmal keine Lesepause. Ich hoffe, es hat Dir gefallen., sprach ich grinsend und stand dann auf, um mir das Gras von der Tunika zu klopfen.

  • Man merkte dem Fremden die Verlegenheit an und Albina konnte es ihm nicht verdenken. An seiner Stelle wäre sie sich im Erdboden versunken. Doch so lächelte sie schlichtweg freundlich. "Nein, du hast mich nicht gestört. Ich mag Catulls Gedichte und wer hat schon etwas dagegen, wenn jemand ihm,
    auch wenn in diesem Fall unbeabsichtigt, etwas vorliest."

    Sie strich sich mit der rechten eine Strähne hinters Ohr und sah zu, wie sich der Fremde erhob. Sie selbst jedoch blieb sitzen und meinte : "Ich hoffe jedoch, dass auch ich dich nicht gestört habe. Um meinetwillen brauchst du nicht zu gehen." Nicht, dachte sie, dass er sich nun von ihr verdrängt fühlte. Das wollte sie gewiss nicht.

  • Innerlich frohlockte ich. Eine Frau, die sich für gehobene Kunst interessierte. Die den schönen Künsten zugewandt schien. Ich nickte ihr daher freundlich zu, rollte aber vorerst die Schriften zusammen.


    Aber nein, ich möchte noch nicht gehen, du hast mich nicht gestört. Könnte ich mich zu Dir auf die Bank gesellen?, fragte ich schmunzelnd mit einem vorsichtigen Seitenblick auf ihren Leibwächter, der sicher keine Sekunde gezögert hätte, mir etwas anzutun. :D

  • Zunächst blickte Albina etwas unsicher, weil sie nicht recht wusste, was sie antworten sollte. Allzu große Nähe zu einem Fremden, der sich ihr bisher nicht einmal vorgestellt hatte und der noch dazu deutlich unter ihrem Stand zu sein schien, war sicher alles andere als schicklich. Jedoch, dachte sie dann, war sie auch nicht allein hier, sondern mit ihrem Leibwächter, der ihren Leib sicher in jederlei Hinsicht schützen würde und so nickte sie dann.
    "Wenn du die Freundlichkeit besitzt mir vorher zu verraten, wer du bist." meinte sie dann milde lächelnd.

  • Entschuldigend und verlegen lächelte ich. Natürlich, mein Name. Den hatte ich vergessen. Aber den nannte man ja auch nicht jedem wildfremden Menschen. Die Sitte forderte dies jedoch trotzdem. Ich nickte daher.


    Caius Decimus Scaurus heiße ich., lautete meine Antwort. Abwartend blieb ich stehen und wollte mich nicht eher setzen, ehe sie mir nicht ihren Namen genannt hatte. Mit den Gedanken noch halb bei Catull, kehrte ich langsam in die Realität zurück. Der warme Frühlingswind fuhr mir durch das Haar und ich atmete wiederum den würzigen Duft der Gräser um mich herum ein. Ein schöner Tag.

  • Albina nickte freundlich und meinte "Es freut mich, dich kennzulernen, Scaurus. Ich bin Albina, von den Tiberiern."
    Sie rutschte ein Stück zur Seite, sodass sie nun an einem Ende der Bank saß und genug Platz für den Decimer war um sich niederzulassen ohne ihr unschicklich Nahe kommen zu müssen.
    "Ich wusste nicht, dass noch andere Menschen, diesen Park aufsuchen. Ich bin hier sonst noch nie jemandem begegnet." sprach sie dann. "Was nicht heißen soll, dass es mich stören würde." fügte sie dann jedoch hinzu, damit sie nicht unhöflich klang.

  • Oh, eine Tiberierin. Nicht, dass ich keine Patrizierin erwartet hatte. Aber eine so alte Gens hatte ich nicht vermutet. Nachdem sie etwas gerutscht war, ließ ich mich dankend nieder. Natürlich nicht, ohne dabei ihren Sklaven im Blick zu haben. Man konnte ja nie wissen, wie nervös einige dieser Riesen waren. Als sie auf den Park zu sprechen kam, sah ich mich um. Es war wirklich ruhig um uns herum. Nur ab und zu kam ein Spaziergänger des Weges, sonst war hier nicht viel los.


    Nun, vielleicht hatte ich ja denselben Gedanken wie du..., erwiderte ich zwinkernd und schloss dann die Augen. Das Rauschen des Windes klang wunderbar und erinnerte mich an die Tage, wo ich noch unbeschwert am Meer gelegen hatte, einsam an der Ostküste Hispanias.

  • Albina beobachtete, wie der Decimer sich umblickte und hatte irgendwie das Gefühl, dass er zuvor viel mehr seine eigene kleine Welt wahrgenommen hatte, als die reale Umgebung.
    "Ja, das ist natürlich möglich." sprach sie dann freundlich. Irgendwie wusste sie nicht, was sie so recht sagen sollte und sie ließ sie erst einmal selbst ihren Blick durch den Park schweifen. Sie betrachtete den Brunnen, den sie schon bei ihrem ersten Besuch hier so sehr bewundert hatte. Man fand auch an den entlegensten Orten und den unerwartetsten Stellen immer wieder Dinge, die durch ihre Schönheit einer ganzen Umgebung ein gewisses Strahlen zu verleihen...und dieser Brunnen gehörte dazu.
    "Liest du die Gedichte nur oder bist du auch selbst ein Dichter?" fragte sie an um der höflichen Konversation willen.

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