Vor der Westküste Macedoniens

  • Sim-Off:

    auf wunsch des legaten der Thread


    Die Flotte war gut vorangekommen, man hatte auf der rechte Seite die Küste Macedoniens in Sicht mit der Stadt Dyrrhachium als mit die nördlichste der Provinz Achaia. Nur noch wenige Seemeilen trennten sie von Illyricum, der Provinz wo der jetzige und zukünftige Kaiser sein momentanes Lager hatte.
    Ja Appius konnte die Heimat schon förmlich in Wind schmecken:D

  • Matt und blaß lehnte Marcus gegen die Bordwand jenes Schiffes, das die Verletzten über das blaue Mittelmeer schiffte, welches doch in jenen Wintermonaten seine ganz eigene Tücke aufweisen konnte. Hohlwangig war Marcus und mitgenommen von den letzten Tagen, die wie im Flug an ihm vorbei gestrichen waren, aber der Sensenmann, beziehungsweise weder Pluto, noch ein Helfershelfer von ihm waren aufgetaucht. Der Schatten des Todes hatte sich auf ihn gelegt und war nach einigen Tagen jedoch wieder verschwunden. Dennoch hüpfte Marcus nicht wie ein junger, fideler Gesunder über das Deck, sondern hatte sich mit Mühe und Not – und mit Hilfe von zwei Männern – nur in der Halbsenkrechten, dem Sitzen, erheben können. Schmerzen zuckte durch seinen Körper, aber endlich mehr als nur das Segeltuch, die Bretter um ihn herum und den blauen Himmel zu sehen, war eine Wohltat. Es war der erste Tag, an dem sich Marcus wieder einigermaßen anwesend fühlte. Und das erste Mal auch richtig ansprechbar war. Er hörte das Knarren des Decks, der Laut, wenn Wind über Segeltuch strich, das Ächzen und Stöhnen der Seile, die sich gegen die Winde stemmten und das Schiff durch die Wellen reiten ließen. Marcus lächelte und spähte erschöpft, als ob er Tage lang marschiert wäre ohne eine Nacht zu schlafen, über die See hinweg. Wellen tanzten, bildeten Schaumkronen, einige Seevögel, die von der nicht weit entfernten Küste kamen, schwebten in der Luft und begleiteten das Schiff wie gute Geister, die sie bei der Überfahrt überwachen wollte.


    Tapsige Schritte eilten heran und Naevius nahm auf einer Seilrolle neben ihm Platz. Marcus wandte nicht den Blick von der See ab und sog die frische Luft in sich ein. Erneut ließ ihn der Schmerz, der durch sein Bein raste, zusammen zucken. Er spürte zudem die Augen von seinem Schreiber auf sich ruhen, der nachdem das Schiff einige Male von den Wellen hoch und runter gehoben wurde, das Schweigen mit einem dezenten Räuspern brach. Marcus schwieg noch einige Herzschläge, dann löste er sich von dem beruhigenden Meer und sah Naevius an, der – ganz und gar eine Landratte! - recht käsig im Gesicht aussah. Ähnlich wie Marcus selber, nur aus einem ganz anderen Grund. Denn Marcus liebte das Meer und litt nicht unter etwaigen Übelkeiten deswegen. Jeden Tag als Junge war er in Baiae heraus gefahren. Mit seinem kleinen Boot, das er mit einer Hand segeln konnte. Wie er das geliebt hatte und froh war, wieder mal öden Unterrichtsstunden der alten Griechen zu entkommen, die seine Mutter für ihn einstellte.


    “Naevius...!“
    Marcus zögerte und verzog sein Gesicht zu einem mehr oder minder grimassenhaften Grinsen.
    “Danke!“
    Naevius sah ihn verwundert an.
    “Wofür, centurio?“


    Marcus deutete auf sein Bein. Naevius winkte jedoch verlegen ab, selbst wenn ihn der Dank durchaus erfreute. Aber selten war er so gebraucht worden, wie auf dem Feldzug und das hatte dem farblosen Naevius einiges an Selbstvertrauen gegeben. Manchmal glaubte der Schreiber sogar, das ihn die Soldaten anfingen zu respektieren, selbst wenn Naevius nicht gut mit dem Schwert umgehen konnte. Er zückte gleich darauf eine Schriftrolle und hob sie in die Höhe.


    “Ein Brief, centurio! Gerade noch in letzter Minute hat ihn ein Soldat aus der mansio aus Antiochia mitgebracht!“


    Das Gesicht von Marcus erhellte sich merklich. Mit einem freudigen Wink deutete er Naevius ihm den Brief vorzulesen. Was dieser auch gleich tat. Marcus lehnte sich gegen die Bordwand. Feine Wassertropfen spritzen hoch und legten sich auf seine Wange und seine dunklen Haare. Er verzog gleich das Gesicht, nicht wegen dem Salzwasser, sondern der ersten Sätze wegen. Resigniert seufzte Marcus, was konnte er denn schon dafür, daß er nicht mit einem Geniegeist gesegnet war wie sein Vetter Gracchus?


    “ Ist es so schlimm?“
    , fragte er seinen Schreiber. Der zögerte nicht lange und nickte bekräftigend. Marcus seufzte. Ließ jedoch Naevius weiter vorlesen. Die Erzählung über Ehe nahm Marcus erneut mit einem Seufzen hin, lächelte marginal als die Rede auf Aquilius zu sprechen kam.
    “Unrecht? Habe ich ihm unrecht getan? Hm...da muß ich mich mal wieder ungeschickt ausgedrückt haben. Siehst Du, das kommt davon, wenn ich selber meine Briefe schreibe!“
    Was mit einem Augenrollen von Naevius kommentiert wurde. Die nächsten Sätze irritierten Marcus jedoch maßlos. Er lauschte ihnen, ohne wirklich zu verstehen, was Gracchus damit meinte. Verwundert betrachtete er eine Möwe, die sich auf die Mastspitze setzte und den Wind durch ihre Federn streichen ließ.
    “Provinz? Warum sollten wir dorthin fliehen müßen...? Das verstehe ich nicht!“
    , gab er seinem Schreiber zu verstehen. Der ließ den Brief senken, auf den schon einige Meerspritzer ihre Spuren hinterlaßen hatte. Naevius betrachtete seinen Vorgesetzen lange Zeit lang und schien sich zu fragen, ob der Flavier sich nur dumm stellte oder tatsächlich so ahnungslos war. Doch der ratlose Blick des Flaviers änderte sich nicht. So räusperte sich Naevius schließlich etwas verlegen.
    “Ähm...centurio...Du weißt noch...als Deine Familie die Kaiserswürde trugen...da gab es so einen Kaiser...so...Du weißt schon?“
    Marcus schüttelte den Kopf. Naevius seufzte, beugte sich vor und fing an seinen Vorgesetzten mit leiser, aber eindringlicher Stimme auf gewiße Exilszwänge der Aelier aufmerksam zu machen. Mit jedem Wort wurde Marcus noch blaßer als er es ohnehin schon war.
    “Bona Dea!“
    , raunte Marcus und spähte zu der Bugspitze, die sich mit jedem Wellenkamm jenem Mann näherte, der der Kaiser von Rom sein würde...und ein ehemaliger Aelier war. Marcus schloß die Augen und die schlimmsten Befürchtungen kamen in ihm auf.
    “Vielleicht solltest Du auch ein paar Vorkehrungen treffen...für den Fall der Fälle...Du weißt schon, centurio?“
    “Fliehen? Mit diesem Bein? Ich würde wohl kaum weit kommen, Naevius!“
    Centurio, ich bin mir sicher, daß Dir der eine oder andere Mann Deiner Einheit helfen würde. Und ich hab in Achaia ein paar Freunde. Ich würde....ja, ich würde Dich natürlich auch dorthin begleiten!“
    Bar vor Erstaunen betrachtete Marcus seinen Schreiber. Eine derartige Loyalität hatte er nicht erwartet, selbst wenn er Naevius schon länger zu schätzen gelernt hatte, nicht nur, wenn es um seine Briefangelegenheiten ging. Marcus lächelte.
    “Danke, Naevius. Wollen wir mal hoffen, daß es nicht notwendig ist. Mögen die Götter uns Flavier vor einem solchen Zorn bewahren!“
    Matt ließ sich Marcus wieder herunter sinken, stöhnte leise bei dem Schmerz.
    “Naevius, wärst Du so freundlich und würdest einen der Ärzte um etwas gegen die Schmerzen fragen?“


    Was Naevius auch tat. Schon kurze Zeit später fiel Marcus in den Schlaf eines Kranken, der noch viel Zeit brauchen würde, um einigermaßen auf dem Damm zu sein. Die Tage zogen weiter an Marcus vorbei und langsam tauchte der Küstenabschnitt auf, der ihrem Ziel bedeutend näher lag. Und womöglich einem drohenden Verhängnis, dem Damoklesschwert, das über der gens der Flavier lag.

  • Die Flotte hatte mittlerweile nicht nur die Küste von Archaia erreicht, sondern segelte mittlerweile vor der Küste von Makedonien entlang, bald würde sogar die Küste von Illyricum zu sehen sein, hiess es zumindest von den Soldaten der Flotte. Aus jedem wichtigerem Hafen, an dem sie vorbei gesegelt waren, hatten sie Infornationen über die Lage vor Ort bekommen, aus den Häfen von Cyprus, von Cillicia, Lycia ebenso wie den Häfen von Achaia.


    Hier und da hatte der Legatus die Gelegenheit genutzt, sich persönlich ein Bild vor Ort zu machen, hatte sich die Häfen angesehen, um einfach die Stimmung der einfachen Leute, wie auch der Magistrate mitzubekommen. Es mochte schwer sein zu unterscheiden, was nun Realität oder Gerücht war, doch im Verlauf der Reise hatte sich im Kopf des Legatus ein gewisses Bild von der Haltung der unterschiedlichen Provinzherren gebildet.


    Er hatte auf der Reise auch die Zeit gefunden, seinen Stab zumindest im groben von der letzten Besprechung der Legaten in Antiochia zu berichten, in der sie festgelegt hatten, das die drei verleibenden Legionen in der Nähe von Antiochia ihre Lager aufschlagen würden, die stark geschwächte X. würde vor Antiochia bleiben, die anderen Beiden weiter im Landes inneren. Dicht genug am Reich, um ein starkes, stabilisierendes Potential des Machtwechsels zu bilden, dicht genug an den Parthern, um zu verhindern das diese Übermütig würden.


    Und jetzt stand Tiberius Vitamalacus an Deck des Schiffes, welches neben ihm, seinem Gefolge und Teilen der I. Cent. der I. Cohors auch noch den Adler der Legion, und was noch viel wichtiger war, die Urne mit der Asche des Imprators mit sich führte.


    Doch all dies interessierte ihn nicht in diesem Moment, er blickte hinaus auf die See, zu der kleinen Liburne, die schnell aus dem Hafen von Dyrrhachium heran gesegelt kam.

  • Der Nauarch wunderte sich im Stillen, dass diese Überfahrt so prächtig geklappt hatte. Es würde wirklich nicht mehr lange dauern, bis sie das Zielgebiet Illyrien erreichen würden. Daher suchte er das Gespräch mit dem Legaten:


    "Legate, ich hoffe Ihr seid mit der Flotte zufrieden. Die Zeit neigt sich dem Ende entgegen. An welchem Hafen sollen wir Euch entladen?,


    das hatte der Legatus sich bis jetzt nämlich offengelassen, die verschiedenen Optionen mussten schließlich mit Valerianus, dem neuen Imperator, abgesprochen sein, dachte sich der Nauarch.

  • Kurze Zeit später ging die Liburne längsseits und nur wenige Augenblicke später betrat der Centurio, welcher in der Stadt an Land gegangen war, das Schiff und grüsste den Legatus streng militärisch.


    "Legatus !"


    "Centurio !" Nicht lange hielt sich der Legatus mit Begrüssungsformalien auf. "Meldung !"


    Der Centurio, ein der jüngeren, der die XI. Centurie in der XIII. Kohorte befehligte, stockte einen Moment. Die ganze Strecke vom Hafen zurück zur Flotte hatte er sich die richtigen Worte zurecht gelegt, doch jetzt, da er auch noch etwas ausser Atem war, wollten die Worte nicht so recht von seinen Lippen kommen.


    "Meldung,...äh,.. Nachricht aus Illyricum,.. direkt vom Caesar,...."

  • Der Legatus hatte dem Nauarchus gerade noch ein Gruss zuwerfen können und ihm noch auf seine ersten Worte ein zustimmdes Nicken zuwerfen können, dann wandte er sich dem Centurio zu. Natürlich zeigte er sich nicht ungehalten, ob dessen stottern, doch innerlich war er es doch. Erwusste genau, das der Centurio etwas wichtiges zu berichten hatte und genau da konnte er keine unnötige Verzögerung leiden.


    "Centurio ?" fragte er donnernd.


    Und der junge Centurio stockte nocheinmal, fast wünschte er sich zurück auf das Schlachtfeld, wäre lieber dort, als hier direkt vor dem Legatus, mit einer wichtigen Botschaft, doch mit schwierigkeiten, diese in die Rechten Worte zu fassen.


    "Leg..atus,.. Nachricht vom Caesar,.. er ist auf den Weg nach Italia,.. und er beordert uns nach Mantua, Legatus ! "


    Er glaubte es geschafft zu haben, jetzt da er seine Meldung gemacht hatte, doch der Legatus mussterte ihn nur streng.


    "Wer überbrachte die Meldung ? Gab man dir einen schriftlichen Befehl ?"

  • Warum, fragte sich der Centurio, hatte es ihn getroffen, die Nachrichten in der Stadst einzuholen ? Alle anderen hatten es einfacher gehabt, hatten sie doch nur eine Stimmungsbilder zu berichten, die nicht wirklich Einfluss auf den Verlauf der Reise hatten. Und er verfluchte sich, warum er die Anweisung, welche ein lokaler Magistrat ihm übermittelt hatte, sich nicht in schriftlicher Form hatten geben lassen. Gerade da ihm jetz im Moment bewusst wurde, das eine solche, schriftliche Form vorliegen musste.


    "Legatus,... es war ein Bote aus Illyricum,.. ich traf ihn beim Duumvir der Stadt,... Einen Befehl in Schriftform hatte er nicht dabei,...doch er zeigte mir das Siegel des Caes,.. ähh Imperators..."


    Der Legatus blickte ihn kühl an, wog einen kurzen Augenblick ab, was er von der Meldung zu halten habe. Dann nickte er nur kurz.


    "Gut ! Abtreten, Centurio !" befehl er knapp, wartete kurz ab, bis der Centurio abgetreten war und auf dem Weg zurück zu seiner Liburne. Dann drehte sich der Legat zum Nauarchus.


    "Nun, deine Frage hat sich gerade beantwortet : Ravenna !"


    In Ravenna hatte die Reise begonnen, in Ravenna würde sie auch enden.

  • Ravenna? Der Nauarchus hatte nur wenig Lust in das Lager der anderen Flotte zu fahren, da musste er seine Männer sehr gut instruieren. Dennoch antwortete er pflichtbewusst:


    "Bene, dann also Ravenna. Entschuldige mich Legatus, ich werde es sofort weitergeben."


    Kaum hatte er sich vom Legaten verabschiedet, rief er seinen Scriba zu sich und instruierte ihn. Mit den allgemeinen Signalen sollte an alle Schiffe als Ziel Ravenna ausgegeben werden. Mit diesen speziellen Fahnen, die nur bei der Classis Misensis in Gebrauch waren, sollten die Männer auf Ausgehuniform bei Landung instruiert werden. Die Flottille VII der Misensis würde ein prächtiges Bidl abgeben sollen - in Ravenna.


    Gn IVL LAB f.

  • Die Flotte parierte - wie immer- und es dauerte nicht lange bis alle Schiffe den Neuen Kurs eingeschlagen hatten. Auf Italia hin war das Ziel nach Ravenna, also quasi in die Höhle des Löwen. Aber das nahm der Nauarch locker - sie würden den Ravennern schon zeigen, wie man ein Schiff ordentlich vor Anker gehen ließ.


    So war es nur noch eine Frage der Zeit bis die Mission ihr Ende erreichte



    Gn IVL LAB f.

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