Ein wenig nervös war Ursus ja schon, als er nun die rostra betrat, um zum ersten mal hier zu sprechen. Viele Blicke folgten ihm. Er räusperte sich und begann dann mit fester Stimme und weithin hörbar, ohne dabei zu brüllen:
"Bürger Roms!"
Er wartete einen Moment, um sicher zu gehen, dass er die Aufmerksamkeit der Menschen hatte.
"Vor einem Jahr wählte mich der Senat in eurem Namen zum vigintivir und verlieh mir das ehrenvolle Amt eines decemvir litibus iucandis. Damit wurde mir, wie meinen neun Kollegen, die verantwortungsvolle Aufgabe zuteil, die rechtmäßigen Erben der Vermögenswerte der Verstorbenen zu ermitteln. An dieser Stelle, jetzt am Ende meiner Amtszeit, möchte ich mich für das in mich gesetzte Vertrauen bedanken und Rechenschaft über meine Tätigkeit ablegen. Mit Stolz kann ich euch berichten, dass ich bis auf einen einzigen alle mir anvertrauten Fälle abschließend bearbeiten konnte. Bei diesem einen Fall ist noch eine Frist zur Eheschließung gemäß der lex Iulia et Papia zu beachten, daher wird es einem unserer Nachfolger obliegen, diesen Fall abschließend zu bearbeiten.
Die Tätigkeit umfasste die Forschung nach Testamenten, die Feststellung der Verwandtschaftsverhältnisse, Feststellung der zu vererbenden Vermögenswerte, Anschreiben der möglichen Erben und Klärung bei unklaren Gegebenheiten. Eine besondere Schwierigkeit stellte die Tatsache dar, dass sich während dieser Amtszeit ein paar Regelungen zur Erbschaftsbearbeitung geändert haben, weswegen einige Fälle komplett neu bearbeitet werden mussten. Doch auch diese Hürden sind überwunden, auch diese Fälle sind mittlerweile bearbeitet und die kaiserliche Finanzabteilung entsprechend informiert, so dass die Vermögenswerte auf die Erben übertragen werden können. An dieser Stelle möchte ich mich für die hervorragende Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der kaiserlichen Finanzabteilung und auch bei den geduldigen Priesterinnen des Vestatempels bedanken. Denn die Arbeit der decemviri litibus iucandis wäre kaum zu schaffen, wenn diese Zusammenarbeit nicht so hervorragend funktionieren würde."
Ursus atmete tief durch. Hatte er noch etwas vergessen? Nein, denn dass er einen neuen Leitfaden für die Erbschaftsbearbeitung verfasst hatte, gehörte seiner Meinung nach nicht hierher. Zudem er noch immer nicht wusste, ob dieser auch so angenommen würde. Er konnte also zum Ende kommen.
"Sollten noch Fragen bestehen, so stehe ich jetzt gerne für deren Beantwortung zur Verfügung."