"Den wünsche ich dir auch." sagte Commodus noch, bevor er das Haus verliess und sich an der Tür verabschiedete.
[Atrium]
-
-
Turia ging beiseite und forderte die junge Römerin auf sich kurz zu gedulden und sich wie zu Hause zu führen, dann ging sie ins cubiculum ihres Herrn um ihm Bescheid zu sagen.
"Bitte gedulde dich einen Moment, ich hole den Herrn."
-
Eigentlich immer noch mit der Suche nach einem geeigneten Arbeitszimmer beschäftigt, kam Victor zum zehntausendsten Mal im Atrium vorbei. Da allerdings immer noch nicht der erhoffte ideale Raum plötzlich an die Casa angewachsen war, wollte der Octavier schon weiterwandern, als er seinen Namen erschallen hörte.
Da die Casa Octavia ja nicht davonlaufen konnte, beschloss Victor seine Suche einen Moment lang zu unterbrechen und seine Neugier zu stillen. Pech für Turia die gerade verschwand und ihren Dominus nicht bemerkte.
"Salve! Ich bin Octavius Victor. Was führt dich hierher?"
-
Paulina betrat gerade erst das Atrium als sie auf der anderen Seite jemanden entlanglaufen sah. Dies musste also Victor sein. Er hatte sich sehr verändert, war es doch schon mehr als zehn Jahre her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Dennoch hätte sie ihn vermutlich auch so erkannt. Ihm hingegen konnte sie es nicht vorwerfen, war sie doch noch gerade an der Grenze zum erwachsen werden als sie Rom verlassen hatte.
"Salve Octacius Victor." lächelte sie ihn fröhlich an.
"Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte. Doch scheint es mir als wüsstest du nicht mal mehr wer ich bin." sagte sie schlicht und unterließ dabei bewusst die Nennung ihres Namens. Sie war gespannt ob ihr Verwandter bei näherer Betrachtung vielleicht erraten würde, wer sie war. -
Ziemlich eindringlich musterte Victor die junge Dame vor sich, aber ein dazugehöriger Name wollte und wollte ihm nicht einfallen. Das passierte ihm immer wieder, wenn er jemanden nur einmal kurz sah, dann konnte er sich noch zwanzig Jahre später an die Person erinnern, aber wehe, der Kontakt dauerte nur um einiges länger und weniger als ein Jahr, dann gabs da eine bedauerliche Lücke in seinem Gedächtnis.
"Äh,... nun ja,... vielleicht...? Nein, höchstwahrscheinlich hast du recht, dein Name ist mir wohl entfallen..."
Er wurde alt! Nicht nur der Name nichtmal mehr das Gesicht kam ihm bekannt vor.
-
Nun, wie es aussah konnte sich Victor wirklich nicht mehr an sie erinnern. Doch verdenken konnte sie ihm dies nach ihrer langen Abwesenheit nicht.
"Mein Name ist Paulina." sagte sie schlicht und fügte dann mit einem Lächeln "Octavia Paulina..." hinzu, weil sie sich nicht sicher war, ob er sonst wüsste welche Paulina er da vor sich hatte. Dabei beobachtete sie seine Reaktion und erwartete gespannt seine Antwort. -
Octavia Paulina? Nunja, der Sesterz fiel leider nicht in der Weise, dass Victor nun ein Gesicht dem Namen zuordnen konnte bzw. konnte er das schon, doch war es ein männliches Gesicht und bei dem Gedanken an die dazugehörige Person verfinsterte sich der Gesichtsausdruck des Octaviers um etliche lumen.
"Ahso, ja ich wollte dich auch sprechen."
-
Victors Reaktion war alles andere als das, was sich Paulina erwartet hatte und langsam überkam sie Zweifel ob sich ihr Verwandter überhaupt in irgendeiner Form an sie erinnerte. Die Tatsache, dass er nun auch noch meinte, er hatte sie ebenfalls sprechen wollen, verwirrte sie vollends. Sie hatte ihm nicht einmal Bescheid gegeben, dass sie kommen würde, nicht einmal , dass sie wieder in Italia war. Irgendwie wurde ihr immer mulmiger zumute und zögerlich und leicht skeptisch sagte sie dann während sie ihn musterte : "Du ... wolltest mich sprechen??"
-
Dass seine reaktion zu einer leichte nverstimmung bei Paulina führte, fiel Victor erst auf, als sie nicht mehr ganz so freudig lächelte, wie noch zuvor. Da seine düsteren Gedanken aber nicht so sehr sie betrafen, denn wen anders, zügelte er seine Emotionen und deutete erstmal auf eine Sitzgruppe an der Seite.
"Wollen wir uns erstmal setzen?"
-
Noch immer leicht verwundert, aber ein wenig entspannter weil auch Victors Stimmung entspannter zu werden schien nickte sie freundlich.
"Ja, gerne." Dann schritt sie auf die Sitzgruppe zu, ließ sich nieder und blickte abwartend ihren Cousin an. Worüber konnte er denn mit ihr reden wollen, wenn er nicht einmal zu wissen schien, wer er war?Sim-Off: Sorry, dass es so lange gedauert hat...
-
Nach Paulina liess sich auch Victor nieder und starrte sie dann ein, zwei Minuten lang unbewegt an.
"Ich möchte nicht..."
Hmpf, vielleicht nicht der richtige Beginn für eine produktive Diskussion, also begann Victor nochmal von vorne.
"Du hast in der Stadt jemanden kennengelernt?"
-
Darum ging es also, dachte sie auf einmal. Sedulus hatte ihr zwar erzählt, dass Victor sein vorgesetzter gewesen ist, aber sie hätte nicht gedacht, dass er auf diese Weise von ihrer Verlobung erfahren hatte. Was sie stutzig machte, war, dass sich Victor nicht allzu sehr zu freuen schien.
"Nunja..." fing sie an und suchte die richtigen Worte "... ich bin schon etwas länger aus Germania wieder zurück, allerdings war ich in Ostia. Octavius Detritus hat mich sehr freundlich aufgenommen." Sie machte ein kurze Pause und blickte Victor abschätzend an. Worauf wollte ihr Verwandter wohl hinaus?"Dort habe ich einen sehr netten Mann kennengelernt, das stimmt. Er war auf der Suche nach dem Praetorium, wenn ich mich nicht täusche und ich habe ihm den Weg gezeigt. Sein Name ist Quintus Germanicus Sedulus, du müsstest ihn kennen."
Mehr sagte sie vorerst nicht, sondern wartete auf seine nächsten Worte. In dieser Hinsicht besaß Paulina mehr Feingefühl als ihr Verlobter.
-
Irgendwann hatte Victor geplant das Thema langsam anzugehen um Paulina keinesfalls vor den Kopf zu stoßen, schliesslich war sie nur entfernt verwandt, doch wollte er jetzt plötzlich in bezug auf diese angelegenheit gleich klare verhätnisse schaffen... außerdem konnte Detritus ja scheinbar noch guten Kontakt zu Paulina halten, wenn Victor sie nun vergraulte.
"Ich kenne ihn nur zu gut und lass mich offen sprechen... nein, eins noch vornweg: Ich bin nicht dein pater familias, also ist es deine Entscheidung ob du dir meine Worte zu Herzen nimmst. Ich halte Sedulus zur zeit nicht für eine passende Verbindung für eine junge Octavia, mehr noch, ich missbillige eure Verlobung doch sehr."
-
Nun fühlte sich Paulina völlig überrannt. Solch offene Wort , solche Wort und noch dazu von Victor? Einige Momente schwieg sie um ihre Gedanken zu sammeln und bemühte sich ihre Verwirrung nicht allzu offen zu zeigen.
Victor wusste also von der Verlobung. Sie würde sich Sedulus wohl noch vorknöpfen müssen, dachte sie leicht erbost.Dennoch spielte das hier keine Rolle. Victor schien offen sprechen zu wollen und so erbot sich Paulina das gleiche zu tun.
"Du weißt also schon davon." Sie spielte mit ihren Fingern an ein paar Weintrauben während sie sprach. " Und ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass mich diese Worte sehr überraschen. Aber da mich deine Meinung interessierst, auch wenn du nicht mein pater familias bist, so wirst du sie mir sicher gern begründen."In ihren Augen stand keinerlei Scheu oder Unsicherheit mehr. Sie war alt genug und selbstbewusst genug um ernsthaft mit ihrem Gegenüber zu sprechen. Und ihre Entscheidung den Germanicer zu heiraten war etwas, was sie zu verteidigen gedachte.
-
Guter Einstieg, anstatt wie seine Verflossene sofort mit Gegenständen zu werfen, hatte Paulina wenigstens die Geduld kurz die Gründe zu hören... alleridngs hielt sie die Trauben wohl schon bereit.
"Natürlich begründe ich meine Worte. Es gibt sogar zwei Gründe dafür, wobei dich der zweite, wenn du in Sedulus völlig vernarrt sein solltest, aus meinem Munde wohl nicht interessiert.
Zum Einen hielt ich Sedulus früher einmal für einen verantwortungsbewussten und zuverlässigen Mann, doch das hat sich vor Kurzem geändert und jetzt halte ich ihn für einen Wirrkopf, der nicht weiter als seinen eigenen Schatten denken kann und demnächst mal ganz kräftig auf die Schnauze fällt.
Zum Anderen will eine Verbindung unserer gens mit der Germanica wohlüberlegt sein und ich sehe in eurer Verlobung keinen Vorteil für die Octavia zur zeit darin."
-
Victors erster Grund kam für Paulina nicht völlig überraschend, hatte sie sich doch gedacht, dass ihr Verwandter nicht viel davon hielt, dass ihr Verlobter frühzeitig und so überraschend seinen Dienst quittiert hatte. Doch auch dies war für sie kein wirklicher Anlass, um ihr Glück zu missbilligen.
"Victor, " sprach Paulina mit ihrer ruhigen und im angebrachten Falle diplomatischen Stimme, "ich kann nicht leugnen, dass ich deine Gründe nicht von allzu weit her geholt finde. Allerdings machst du einen kleinen Denkfehler. Ich gehe mal davon aus, dass du Sedulus vorwirfst, dass er seinen Dienst vorzeitig beendete."Sie machte eine kurze Pause um die Reaktion ihres Gegenübers zu beobachten und zu sehen ob sie damit Recht behielt.
"Aber du darfst nicht vergessen, dass er eben dies um unserer Verlobung willen getan hat. Demnach wirfst du Sedulus etwas vor, was er für mich getan hat. "
Sie hoffte, er würde verstehen, worauf sie hinauswollte.
"Es war eine wohl überlegte Entscheidung von uns beiden."Endlich nahm sie eine der Trauben, mit denen sie die ganze Zeit gespielt hatte und steckte sie in den Mund. Anschließend trank sie einen Schluck um dann weiter zu sprechen.
"Außerdem verstehe ich nicht, was gegen eine Verbindung mit den Germanicern spricht. Mit dem Senator Avarus an ihrer Spitze handelt es sich doch um eine recht gut gestellte plebejische Familie, oder nicht?" -
Nein, gut kennen tat Paulina Victor nicht, denn nur weil jemand seinen Dienst quittierte dachte der Octavier nicht schlecht über denjenigen... zumindest nicht längere Zeit und nicht so schlecht, wie über Sedulus. So schüttelte er nun den Kopf und setzte an, die Gründe für seine Einschätzung von Sedulus Verhalten zu offenbaren, aber irgendwie wäre es kleinlich gewesen dabei ins Detail zu gehen.
"Lass mich dir versichern, dass einiges vor Sedulus Abgang passiert ist, was mich wesentlich mehr gegen ihn aufgebracht hat, als sein plötzlicher Austritt aus den Cohortes Urbanae."
Durchaus verstand Victor nun nicht, worauf Paulina hinauswollte bzw. er verstand was sie antrieb, aber nicht was das bei Sedulus anging.
"Sedulus hatte sich im Exercitus Romanus verpflichtet, lange bevor ihr euch verlobt hattet. Dass er eine familie gründen will, hätte er sich vielleicht vorher überlegen sollen, zumal er ja auch seine Dienstzeit irgendwann beendet oder auf Grund seines Standes Tribun gworden wäre. Von daher seh ich nur, dass er einen Eid nur solange hält, wie es ihm damit gefällt!"
Nein, Durst hätte Victor zur zeit nicht gehabt und auch keine nbissen gegessen, denn wie es schien wollte Octavia Pualina blind in ihr Verderben laufen. Oh wie Venus einem das Hirn vernebeln konnte (oder wie furchtbar sie Rache nehmen konnte, wenn man sie beleidigte).
"Senator Germanicus Avarus ist zweifelsohne ein Mann, der weiß seiner Meinung eindrucksvoll Gehör zu verschaffen... auch wenn er sie manchmal zurückhalten sollte, denn so hat er sich viele, zu viele Feinde geschaffen."
-
Paulina wurde bei Victors Worten neugierig und wäre sie nur ein bißchen weniger verliebt gewesen, so hätte sie die drohenden Vorzeichen eventuell erkannt.Doch so tat sie das meiste von dem, was ihr Vetter sagte leichthin als wenig bedeutsam ab. Und so hielt sie es für nicht allzu nötig dieses weiter zu vertiefen, denn es begann ihre Laune zu verderben.
"Er wird mir bei unserer Eheschließung einen Eid ablegen und er wird ihn halten." erwiderte sie recht knapp. Sie begann sich von Moment zu Moment unwohler zu fühlen, doch wusste sie so recht nicht weshalb.
"Victor, ich bin seit mehr als zehn Jahren das erste Mal in Rom. Denkst du ich wüsste wirklich wie es um die Machenschaften in Rom steht?"
Dann schaute sie ihn an. "Siehst du dich selbst als einen seiner Gegner?" stellte sie ihm die entscheidende Frage. Diese Tatsache würde wirklich einiges verkomplizieren.
-
Dazu, dass Sedulus seinen Eid halten würde, konnte Victor nicht mehr als ein Schnauben abgeben. Er hatte seinen Standpunkt deutlich gemacht, mehr konnte er nicht tun, denn Paulina einzusperren wäre zwar eine gangbare, aber nicht sehr legale Möglichkeit gewesen die Verbidnung zu verhindern.
"Du warst seit zehn Jahren nicht in Rom und deshalb bitte ich dich noch inständiger auf meinen Rat zu hören und mit der Heirat noch zu warten. Kommt Zeit, kommt Rat!" Kommt die Erkenntnis, dass die Götter doch was anderes für einen vorgesehen hatten.
"Ich sehe mich nicht als seinen Feind und ich sehe mich nicht als seinen Verbündeten. Ich weiß nur, dass die Octavia auch nicht Feind seiner Feinde sein sollte."
-
Paulina hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit so ernsthaft erscheinender Kritik. Vielleicht hatte sie wirklich etwas unüberlegt gehandelt. Dass das ganze schnell verlaufen war, war ohnehin klar. Doch hatte sie bis jetzt keinen Anstoß daran genommen. Worum es Victor ging und gehen musste, war vor allem die Familie. Doch hatte sie dieser vor mehr als zehn Jahren eigentlich den Rücken gekehrt. Sie musste nachdenken, stellte sie fest , und das in Ruhe.
"Nun denn, so denke ich ist vorerst alles gesagt. Ich werde über deine Worte nachdenken,Victor."
Dann schenkte sie ihm ein, wenn auch recht mattes, Lächeln.
"Ich denke ich sollte dann vorerst aufbrechen. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast."Sie erhob sich und nickte ihm noch einmal kurz zu. "Vale, Octavius."
Dann wandte sie sich um und verließ zunächst wieder die Casa um bei einem Spaziergang nachzudenken. Zunächst einmal darüber wo sie heute nach schlafen würde. In der Casa Octavia oder erneut in der Casa Germanica?
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!