Im Auftrag des Herrn unterwegs III oder: Tribun auf dem Vormarsch

  • Merit-Amun nieste. Ihre braune Stute drehte sogleich die Ohren nach hinten und machte einen nervösen Ausfallschritt. Schon seit einigen Tagen schmerzte Merit-Amuns Hals, und so sprach die zierliche Ägypterin noch weniger als sie es ohnehin schon tat, seitdem sie aufgebrochen waren. Einzig Alexandros und Siv hatte sie erzählt, dass sie sich nicht gut fühlte, und gleichzeitig hatte sie beiden das Versprechen abgenommen, Matho und den Römern nichts davon zu erzählen. Sie wollte nicht als schwächlich dastehen. Viele Tage waren sie nun schon unterwegs, und Merit fror unter ihrer Tunika und dem Umhang, die ihr viel zu dünn vorkamen. Dem Aurelier hatte man ein dichtes Fell um die Schultern gelegt. Für die Sklaven war kein zusätzlicher Kälteschutz vorgesehen, sah man von den Decken ab, von denen sie ohnehin zu wenig mit hatten. Weiß stand die Luft bei jedem Atemzug vor den Gesichtern von Mensch und Tier. Weiß gesäumt waren auch die schlammigen Wege, die Bäume waren gepudert und Äste knarzten unter der Last des Schnees, den Merit-Amun hasste, seitdem sie ihn kennengelernt hatte. Sivs Freude war wahrlich nicht zu verstehen. Alles an diesem Land war abweisend und unfreundlich. Selbst die wenigen Menschen, die ihnen entgegen kamen, hatten selten genug die Höflichkeit zu grüßen.


    Und so zogen sich die Tage dahin, verstrichen zäh wie das Harz, nach dem es in den Wäldern rings um sie herum roch. Durch das schlechte Wetter weichten die Wege immer mehr auf, und ihr Vorankommen verzögerte sich von Tag zu Tag. Schließlich mussten sie Rücksicht auf den Wagen nehmen, den sie dabei hatten. Und auch Merit ging es schlechter. Bald war ihr Atem ein unstetes Rasseln. Man hatte inzwischen dafür Sorge getragen, dass sie gleich zwei der Decken für sich bekam, doch es half nichts. Inzwischen schwitzte sie unter ihrer Kleidung, doch es war kalter Schweiß, der ihre Haut bedeckte, ein scheppernder Husten hatte zudem von ihr Besitz ergriffen.


    Und als sie an diesem Tag erst einige Stadien weit geritten waren, verlor sie irgendwie den Halt, rutschte vom Pferd hinunter und fiel kraftlos in den Matsch.

  • Dass Reisen aber auch immer so lang und unbequem sein mussten! Es wurde wirklich Zeit, dass mal etwas erfunden wurde, womit man solche Reisen innerhalb weniger Tage oder am besten noch innerhalb weniger Stunden hinter sich bringen konnte. Und zwar etwas, was vor allem die Alpenüberquerung erleichterte. Oben auf den Bergpässen hatte noch richtig dick Schnee gelegen. Kalt war es dort gewesen, vor allem dort, wo der Wind eisig um die Ecken pfiff. Und beschwerlich, sich durchzukämpfen. Dazu war es gar nicht ganz ungefährlich gewesen, sich mit teilweise unerfahrenen Reitern und einem Wagen dort durchzukämpfen.


    Doch sie hatten es geschafft. Irgendwie. Als sie an einem Meilenstein vorbeikamen, der ganz nebenbei verkündete, dass hier Germanien begann, drehte sich Ursus lächelnd zu den anderen um. "Jetzt haben wir es bald geschafft. Germanien haben wir jedenfalls schon mal erreicht." Gut, das Wetter war nicht unbedingt zur Aufmunterung geeignet. Es lag zwar nicht mehr viel Schnee, aber der Wind war noch sehr kalt und trug auch immer noch die eine oder andere Schneeflocke mit sich. Oder eben Regentropfen. Angenehm war das Wetter nicht zum reisen. Doch immerhin schon um Klassen besser als in den Bergen. Wie gut, daß Römerstraßen gut gepflastert waren, sonst würden sie wohl im Matsch gnadenlos versinken.


    Daß sie alle froren, war für Ursus noch kein besonderer Grund zur Besorgnis. Das war bei dem Klimawechsel ja zu erwarten gewesen. Auch, daß Merit-Amun darunter von ihnen allen am meisten litt. Daß sie krank war, ahnte Ursus allerdings nicht. Niemand hatte ihm etwas davon gesagt.


    Auf einmal erklangen von hinten Rufe, mit dem Hinweis, daß angehalten werden sollte. Ursus zügelte sein Pferd und drehte sich um. Merit-Amun lag am Boden und rührte sich nicht. Besorgt stieg Ursus vom Rücken des Pferdes und trat zu der Ägypterin. Sie sah aus, als hätte sie Fieber. "Schafft auf dem Wagen Platz für sie. Nehmt an Decken, was wir haben und bettet sie da hinein. Wir werden am nächsten Gasthaus Halt machen. Siv, Du kennst Dich mit Heilkunst ein wenig aus? Kümmere Dich bitte um sie. Und wenn Du es für nötig hältst, versuchen wir am nächsten Gasthaus einen Medicus zu holen." Hier konnten sie dem Mädchen kaum helfen, sie mußte ins Warme.


    Sim-Off:

    Auch wenn ich uns schon nach Mogontiacum poste, können wir hier ruhig noch weiterschreiben :) Ist dann einfach eine andere Zeitebene.

  • Germanien. Germanien! Sivs Herz schien zu jubilieren, als sie endlich ihre Heimat erreichten. Sie brauchte den Meilenstein nicht, den sie ohnehin nicht lesen konnte, sie brauchte Ursus’ Hinweis nicht, sie spürte einfach, dass sie wieder zurück war, spürte es am Wetter, an der Landschaft, ihrer Umgebung, die rauen Wälder und die matschigen Wege, so wie immer um diese Jahreszeit… Kaum waren sie in höhere Lagen gekommen in den Bergen, hatte Siv ihre alten Ledersachen ausgepackt und angezogen, und die Kälte machte ihr erstaunlich wenig aus – vielleicht gerade weil sie die letzten Monate in Rom verbracht hatte und daher den germanischen Winter nicht satt haben konnte. Ein Winter in Italia war jedenfalls noch nicht ausreichend, um sie zu verweichlichen. Und so vergingen die Tage – Siv hatte manchmal das Gefühl, die Einzige zu sein, die fröhlich war, die dem Wetter und der Umgebung wirklich etwas abgewinnen konnte. Sie versuchte die anderen dazu zu bringen, sich mehr zu bewegen, gelegentlich in einen Fluss zu springen – nichts härtete mehr ab, als in eiskaltem Wasser zu baden, aber irgendwie wollte ihr das keiner so recht glauben. An einer Schneeballschlacht, abends während der Rast, hatten auch die wenigsten Gefallen gefunden, und das war nun etwas, was Siv gar nicht verstehen konnte. So etwas machte einfach Spaß, und darüber hinaus wurde einem warm, jedenfalls wenn man es schaffte, dem Schnee auszuweichen. Aber wenn sich keiner fand, versuchte sie Idolum zu überreden, mit ihr im Schnee herumzutollen, und der Hengst war jung und noch verspielt genug, um mitzumachen. Nur war es nicht ganz leicht, mit ihm eine Schneeballschlacht anzufangen…


    Die Germanin ließ sich nicht die Laune verderben, weder von den anderen, wenn sie mürrisch waren weil sie froren oder weil die Reise ihnen zu anstrengend war oder lang wurde, noch von der Reise oder dem Wetter selbst. Sie atmete tief die vertraute Luft ein, die hier einfach anders war, durchzogen vom Duft der Wälder, von der Frische, der Klarheit, und sie hatte für jeden Lächeln übrig. Es gab eigentlich nur zwei Dinge, die sie dazu brachten, etwas ernster zu werden. Das eine war der Gedanke an Rom – sie vermisste die Stadt nicht, aber sie vermisste die Menschen. Sie fragte sich, wie es Tilla wohl ging, ob sie inzwischen wieder ganz gesund war, und wenn sie an Cadhla dachte, dann spürte sie einen Stich – sie hoffte, dass die Keltin noch da war, wenn sie wieder kam, dass sie noch nicht so bald nach Hispanien abreiste, dass sie sich nicht mehr sehen würden. Und mit leichtem Erstaunen stellte sie fest, dass sie Corvinus vermisste. Gerade nach dem, was wenige Tage vor der Abreise passiert war, hätte sie das nicht gedacht – nicht einmal nachdem sie sich beim eigentlichen Abschied doch wieder, nun ja, verstanden hatten. Aber es war so. Sie vermisste es nicht nur, mit ihm das Bett zu teilen, sondern auch alles andere, die Stunden, in denen sie versuchte, ihm Germanisch beizubringen, und die ganzen anderen Momente, die sie zusammen verbrachten, während derer sie sich unterhielten.


    Das andere, was ihre gute Laune verfliegen ließ, war Merit. Der Zustand der kleinen Ägypterin machte ihr von Tag zu Tag mehr Sorgen. Sie hatte bereits vor Tagen ihre Decke an sie abgetreten, weil sie sie am wenigsten brauchte, aber es schien kaum zu helfen, und schließlich beschloss sie, nicht mehr länger still zu sein. Mit einem Schenkeldruck wollte sie Idolum an die Seite von Merits Stute bringen und ihr mitteilen, dass sie jetzt etwas sagen würde, als die Ägypterin vor ihr sich auf einmal zur Seite neigte und vom Pferd fiel. Einen Moment lang starrte Siv überrascht die Szene vor sich an, dann sprang sie von Idolums Rücken hinunter und war mit einem Satz neben der Sklavin. "Merit. Merit!" Sie strich über Merits Haare und nickte auf Ursus’ Worte hin nur, ohne ihn anzusehen, während ihre Hände weiterglitten und vorsichtig nach Verletzungen suchten, die sie sich bei dem Sturz zugezogen haben könnte. "Merit, du in Ordnung? Du, du ist weh tut?"

  • Ich wusste schon gar nich mehr, wie lange wir schon unterwegs war´n. Diese ganze Reise war viel beschwerlicher, als ich´s mir vorgestellt hatte. Schon nach´n paar Tagen, hatte mir mein Hintern tierisch weh getan! Aber nach ´ner Weile spürte ich den Schmerz gar nich mehr. Dann, je weiter wir uns dem großen Gebirge im Norden näherten, wurde es kälter und unfreundlicher. Die Überquerung der großen Berge war die reinste Tortur! Den Pass, den wir benutzen, war noch tief verschneit. Hier herrschte immer noch tiefster Winter und es war bitterkalt! Besonders nachts fror ich. Aber ich beklagte mich nich, da es Ursus wahrscheinlich eh egal gewes´n war! Ich fragte mich sowieso warum er mich mitgenomm´n hatte. Wahrscheinlich zum Bod´n schrubb´n und Latrine putz´n!
    Aber irgendwann, hatt´n wir die großen Berge hinter uns gelass´n und das Land, dass wir nun betrat´n, war wild und unwirtlich. Die vertraute gepflasterte Straße, die die Römer überall da hin baut´n, wo sie hinkam´n, führte uns teilweise durch dichte Wälder und teils verschneite Landschaft´n. Da wo der Schnee schon weggescholz´n war, blieb ´ne matschige Pampe zurück. Irgendwie war hier alles nass!
    Als wir endlich in ´ne Landschaft kamen, in der es sanfte, bewaldete Hügel gab, fühlte ich mich fast, wie zu Hause. Ja, so sah´s auch bei uns aus, wenn´s endlich ma Frühling wurde. Ich genoss jeden einzelnen Sonnenstrahl, der sich ab und zu auf meiner Haut verirr´n wollte.
    Außer Siv schien keiner so recht von der Tatsache begeistert zu sein, endlich in Germanjen zu sein. Die meisten von uns, fror´n sich einen ab. Am meisten schien diese Neue darunter zu leid´n. Keine Ahnung, wie die hieß! Ich hatte nur gehört, sie sei ´ne Südländerin und wollte flitzen, oder so! Na Klasse, noch eine, die keinen Bock mehr auf Sklavin hatte!
    Da ich mich meistens von ´nen ander´n Sklaven etwas abseits hielt, hatt´ ich nich so richtig mitgekriegt, wie schlecht´s um die Neue stand. Bis sie dann urplötzlich von ihr´m Gaul runter stürzte und im Dreck lieg´n blieb. Siv war gleich bei ihr und Ursus wollte sie auf´n Wag´n verfracht´n lass´n.
    Ich weiß nich warum, aber aus irgend ´nem Grund ritt ich zu der Gestürzten hin und stieg von mein´m Ferd ab. "Is was mit ihr? Hat´ se sich verletzt? Kann ich helf´n?" Ich strich der fremden Sklavin, die mehr oder weniger leblos da lag, über die Stirn. Sie kochte förmlich! "Die hat Fieber!" stellte ich leise fest. Ich stand auf und dreht mich zu Ursus um. "Dominus, sie hat Fieber! Sie is kochendheiß!" Das Mädel brauchte dringend Hilfe!

  • Goldgelbe Sandkörner strichen an ihrer Haut entlang, umschmeichelten zärtlich die dunkle Haut Merit-Amuns. Warmer Wind zupfte an ihrem Haar. Doch irgendetwas wollte nicht recht passen. Sie lag auf etwas...Nassem?


    Ihre Lider flatterten unstet, während Ursus, Siv und Caelyn um sie herumstanden und sich sorgten. Doch davon bekam die kleine Ägypterin nichts mit. Von Caelyn wusste sie gerade einmal ihren Namen. Alexandros tuschelte irgendwo aufgeregt mit jemandem - Hektor? Ihr war so entsetzlich kalt... Und dann hustete sie erneut, bäumte sich wie im Krampf auf, geschüttelt vom scheppernden Keuchen und blickte sich danach gehetzt mit glasigen Augen um. "Mir...ich gut, ich..." murmelte sie und schob die helfenden Hände matt von sich fort. "Nur...missgeschickt, ich..." Wacklig versuchte sie, sich aufzurichten, schaffte es auch beinahe, strauchelte dann jedoch und sank zurück in den Dreck. "Kurz. Nicht wartet auf mir.... Nur kurz..." wisperte sie kaum hörbar, dann war alles um sie herum schwarz.

  • Die Tage seit unserer Abreise hatte ich zwar vergessen zu zählen, aber es kam mir schon jetzt wie eine Ewigkeit vor seit wir Rom verlassen hatten. Der Tagesaublauf war nicht gerade abwechslungsreich oder gar aufregend und Zeit um großartig viel zu reden blieb nicht. Die Tage verstrichen, wir kamen immer weiter voran und ich beschränkte meinen Verstand und meinen Körper auf die beiden wesentlichen Tätigkeiten: ... Reiten - Schlafen - Reiten - -Schlafen ... zwischenzeitlich kam noch - Frieren - hinzu, gerade als wie die Alpen überquerten. ... dann wieder Reiten - Schlafen - Reiten - Schlafen ... andere Stoffwechseltätigkeiten traten fast völlig in den Hintergrund ... Reiten - Schlafen - Reiten - Schlafen ... Der Tagesablauf war irgendwie so einschläfernd, das ich am Ende sogar beim reiten schlief ...


    *platsch*


    "chrrrr..hmm?...". Hatte ich geschlafen? Ich blinzelte kurz und sah vor meinen Augen, noch ganz verschwommen, zwei kleine schwarze Schatten tanzen ..."...HMM?..." Ich blinzelte wieder ...Achso! Endlich sah ich klarer. Das war nur Ikarus, der seine Ohren gespitzt hatte. Hatte er was bemerkt? Etwas weiter vorn sah ich den Aurelier, Siv und Caelyn herum stehen. Eine Pause - jetzt schon wieder?Da ich noch nicht ganz ausgeschlafen war, verzichtete ich auf das Absteigen und lenkte lediglich Ikarus zu der Stelle hin. Wa lag denn da im Schlamm? ...Die Ägypterin!


    "OHH!..", entfuhr es mir als ich die zierliche Frau am Boden liegen sah. Kein Wunder bei dem rauhen Klima und den Strapazen der langen Reise, dachte ich spontan bei mir und warf Ursus - stellvertretend für alle Aurelier - einen kurzen vorwurfsvollen Blick zu. War nicht weiter böse gemeint, nur verstand ich eben immer noch nicht, warum die Aurelier ausgerechnet lauter Frauen auf so eine lange und beschwerliche Reise schicken mussten.


    Siv und Caelyn schienen sich bereits um Merit zu kümmern und Aurelius Ursus erteilte alle nötigen Befehle. Also blieb ich auf Ikraus sitzen, denn zusätzlich noch im Schlamm herumzustehen brächte auch nicht viel, außer mir kalte Füsse und am Ende gar eine Erkältung ein. Von irgendwo her hörte ich Alexandros ganz aufgeregt tuscheln. Mit mir?... "Alexandros! Hör auf mich zu bequatschen und sieh lieber nach wo unsere Medikamente sind!", rief ich ihm etwas genervt zu und wandte mich dann doch an die Drei vor mir. "Soll ich vorausreiten und nach einem medicus Ausschau halten?", schlug ich einfach vor. Vielleicht nützte es wenn der Medicus auf dem Weg entgegen käme ... sofern sich überhaupt ein Arzt in dieser Wildnis finde ließe ...

  • Langsam bewegt´n sich ihre Augenlider wieder und sie begann ganz leise zu wispern. Na klar, Missgeschick! Nee, du bist krank und gehörst ins Bett, dachte ich. Als sie dann auch noch versucht, sich aufzuricht´n, legte ich ihr beschwichtigend meine Hand auf die Schulter. "Nee, bleib lieg´n! Du kannst nich mehr! Du bist krank!" Beruhigend sprach ich auf die Kleine ein. Echt, ich konnt´s nich glaub´n! Warum ließ Ursus sie nich sofort irgendwo hinbring´n, wo man sich um sie kümmern konnte? Ich hatte ´ne Stinkwut! Hekors Frage war absolut berechtigt. Noch besser wär´s natürlich gewes´n, wenn man sie sofort hier aus der kalten Nässe raus brachte.
    Ich stellte mich demonstrativ vor Ursus. Allzu viel hatt´ ich ja nich mehr zu verlier´n. "Sie braucht sofort Hilfe! `N Medicus oder so was und sie braucht ganz viel Wärme! Du kannst sie hier nich einfach nur auf´m Wagen liegen lassen, bis wir zum nächsten Dorf kommen! Bis dahin is sie vielleicht schon krepiert! Du musst was mach´n! Jetzt! " In dem Moment war´s mir ziemlich schnuppe, in welchem Ton ich mit Ursus sprach. Wie die Sklavin immer noch so im Dreck lag, tat sie mir einfach nur leid!

  • Kurz nach Siv kam Caelyn dazu und strich Merit ebenfalls über den Kopf, bevor sie sich an Ursus wandte. Die Germanin dagegen sagte gar nichts, sondern fuhr fort, nach sichtbaren Verletzungen zu suchen, während Merit schon wieder versuchte sich aufzurichten. Etwas passiert war bei dem Sturz offenbar nicht, aber dass die Ägypterin krank war, war inzwischen offensichtlich. "Shhh", murmelte Siv nur, als Merit anfing zu sprechen. "Ich weiß nicht was das ist, dass Kranke offenbar immer der Meinung sind, sie bräuchten weder Hilfe noch sonst was…" Siv schüttelte unwillig den Kopf, aber ihr Tonfall blieb ruhig, und einen Moment später sackte Merit in ihren Armen zusammen. Währenddessen fingen die anderen um sie herum an zu diskutieren, was das Beste in der Situation wäre, und Siv sah etwas überrascht hoch. Um was ging es hier? Warum fauchte Caelyn Ursus auf einmal an wie eine wildgewordene Katze? Ursus wollte doch helfen, wollte Merit-Amun ins nächste Gasthaus bringen, oder hatte sie schon wieder was falsch verstanden? Hier liegen bleiben konnte sie jedenfalls nicht, sie hatten bei weitem nicht die Möglichkeiten dafür, alles so herzurichten, dass sie Merit vernünftig versorgen konnten – jedenfalls war das keine Alternative zu der Variante, sie auf den Wagen zu verfrachten und ins nächste Haus zu schaffen. Aber Caelyn hatte sich ohnehin verändert nach dem Vorfall mit dem Diebstahl – sie hatte sich zurückgezogen, kapselte sich von den anderen ab, und Siv kannte sie nicht gut genug, um zu wissen warum oder ob es ihr einfach so gefiel, weswegen sie sie meistens in Ruhe ließ.


    Jetzt aber schüttelte die Germanin den Kopf, was sowohl an Hektor als auch an Caelyn gerichtet war. "Hektor, nein. Du nicht wegreiten, nicht macht Sinn das. Merit müsse weg, weg von kalt und nass. Und Caelyn, Wagen ist gut. Ist gut Merit zu bringen zu Hilfe." Sie bedachte die Keltin mit einem Stirnrunzeln und einem fragenden Blick, ging aber nicht weiter auf das ein, was sie sich insgeheim dachte – warum Caelyn so reagierte. Stattdessen beugte sie sich über Merit, legte einen Arm um ihre Schultern und den anderen unter ihre Knie, und hob sie dann hoch. Die Ägypterin war so klein und leicht, dass Siv keine Probleme damit hatte, sie bis zum Wagen zu tragen, wo sie sie erst einmal absetzte. "Sie müsse andere, anderes… Kleidung haben. Das nass." Hilfesuchend warf sie einen Blick zu den anderen Sklaven. Merit hielt sie im Arm, und sie wollte sie nicht loslassen, um nach einer anderen Tunika zu suchen, damit sie sie umziehen konnte.

  • Ursus faßte Caelyn bei den Schultern und schüttelte sie leicht. "Vor allem: Mäßige Deinen Ton, Caelyn! Und dann... schau Dich um! Wo sollen wir hier Hilfe bekommen? Es ist nicht einmal ein Hof in der Nähe. Es kann nicht mehr weit sein bis zum nächsten Gasthof. Dort wird sie Wärme und Hilfe erhalten. Aber wenn Du so scharf darauf bist, ihr jetzt sofort zu helfen: Geh mit auf den Wagen und wickel euch beide zusammen dick in Decken und Felle, sobald sie die nassen Sachen los ist. Es gibt nichts, was sie besser wärmen könnte und Dir kann ein bißchen schwitzen nicht schaden. Bis zum Gasthaus können wir nicht viel mehr tun, schätze ich. - - Siv, was hältst Du davon? Könnte das Merit helfen?"


    Er wandte sich an Hektor. "Reite voraus. Suche uns eine Rastmöglichkeit, wo wir zur Not einen Tag bleiben können. Und erfrage dort, ob es einen Medicus in der Nähe gibt." Den vorwurfsvollen Blick hatte er gar nicht bemerkt. Zumal er gar nichts dafür konnte, daß ausgerechnet so viele Frauen mitgeschickt worden waren. Das war die Entscheidung von Corvinus gewesen. Doch auch der konnte ja eigentlich nichts dafür, daß Merit krank geworden war. Wenn sie gefroren hatte, warum hatte sie dann nichts gesagt?

  • Sie glitt durch das Nichts, als es neben ihr plötzlich Streit gab. Das löste die Schwelle zwischen Wachsein und dem körperlosen Dahingleiten. Merit-Amun war sich nicht sicher, glaubte aber, dass sie der Auslöser für den Streit war. Sie fühlte sich nun auch noch deswegen schlecht und schüttelte den Kopf, als Siv ihre Hände unter ihren Körper schob. "Nein, lass mir, bitte. Nichts ich mache Scher...Schere. Scherereien." protestierte sie, aber Siv ignorierte sie einfach und hob sie stattdessen hoch. Merit-Amun ließ es geschehen und blickte im Vorbeigetragenwerden entschuldigend zu Caelyn und Ursus, als sie merkte, dass sie es waren, die sich wegen ihr stritten. Siv sagte irgendwas in ihrer seltsamen gutturalen Sprache. Und mit einem Mal, als sie auf den kühlen Grund des Wagens gelegt wurde, wusste sie, warum Corvinus sie mit auf diese Reise geschickt hatte. Dies war ihre Strafe. Hier würde sie büßen, dass sie fortgelaufen war. Er hatte ihr Schicksal in die Hände der Götter gelegt. Ob ihre eigenen hier noch Einfluss auf die Ägypterin ausüben konnten? Merit-Amuns Blick hing in der Ferne, sie sah den Schakalkopf und das wabernde Nichts, spürte den heißen Sand unter ihren Füßen, obwohl sie doch Schue trug. Das Auge des Seth war auf sie gerichtet. Er hatte ihnen das schlechte Wetter beschert, um ihr Läuterung anzugedeihen. Merit-Amun machte sich von Siv los und drehte sich irgendwie auf die Knie, um in Demutshaltung dazuhocken. Kälteschauer durchliefen ihren Körper, die lechzenden Finger des Fieberwahns griffen nach ihr oder hatten sie bereits in ihrer Gewalt. "Mächtiger Seth, du Herr der Wüste, Wächter der Oasen, Widersacher des Horus und des Osiris und Gebieter über das Wetter. Vergib mir meinen Starrsinn. Vergib mir mein Handeln", krächzte Merit inbrünstig. Sie zitterte, blendete gleichsam all jenes aus, was um sie herum vor sich ging. "Sachmet, gütige Gebieterin, Mächtige, Herrin des Zitterns, die du den Tod ausgesandt hast. Ich flehe dich an, wende das Auge des Re von mir, verzehre mich nicht mit dem Feuer der Verdammnis. Ich will...ich...ich werde Reue zeigen, wenn du mir das Leben schenkst", wisperte Merit-Amun, die auf den Fersen hockend damit begonnen hatte, sich sachte vor und zurück zu wiegen. Heiße Tränen rollten über die hitzigen Wangen, die Augen ohnehin schon glasig vom Fieber. Ihre Hände waren ineinander verkrampft und ließen sich nur allmählich wieder lösen, genauso wie sie sich selbst nicht aus ihrer Haltung bugsierte, sondern nun mit sich machen ließ, was man wollte.

  • Unzählige Tage war sie nun schon geritten, hatte das Gebierge, welches der Römer die Alpen nannte, hinter sich gelassen und war nun in ein Land gekommen, das so ganz anders zu sein schien, wie Italia es war. Doch es war auch anders als ihre eigene Heimat Britannia. Ein kalter Wind begleitete sie stets auf ihrem Weg und mancherort hatte der Winter noch alles fest in seinem Griff. Doch trotz aller Widrigkeiten hatte sie bislang die Reise nach Germanien gut überstanden. Seit ihrer Kindheit war Fhionn eine erfahrene Reiterin gewesen und selbst das rauen Klima, welches hier herrschte, schien ihr nichts auszumachen. Die letzte Reise, die sie machen musste, war wesentlich unangenehmer gewesen. Damals hatte man sie zu Fuß und in Ketten durch das halbe Imperium getrieben. Nun saß sie auf einem Pferd, das zwar nicht ihr eigenes war aber alleine die Tatsache, daß sie nicht laufen mußte oder auf einem Karren saß, machte sie etwas zuversichtlicher, was ihre Zukunft betraf.
    Die Reise, die bisher zugegebenermaßen nicht besonder abwechslungsreich gewesen war, wurde jäh durch einen Zwischenfall unterbrochen. Die dunkle Sklavin, die sie vor Tagen im Hof der Villa Aurelia zum ersten Mal gesehen hatte, war einfach vom Pferd gefallen.
    Sie selbst brachte ihr Pferd zum stehen und beobachtete besorgt, was passierte. So wie sie mitbekam, war die junge Frau aus Erschöpfung gestürzt. Siv und Caelyn waren sofort zu Stelle um sich um sie zu kümmern. Die Germanin hatte, so wie es aussah, Erfahrung in der Heilkunst. Sie selbst dachte gerade darüber nach, was man noch tun könnte, um der Sklavin zu helfen. Doch Siv sagte schon alles, was nötig war. Und Caelyn? Erst kauerte sie noch neben der Sklavin und dann erhob sie sich. Es beeindruckte sie sehr, als sich Caelyn urplötzlich dem Römer entgegen stellte und ihn regelrecht anfuhr. Sie ist wirklich sehr mutig, so mit ihm zu sprechen, dachte sie sich. Doch sie wunderte sich auch etwas über ihr Verhalten, denn sie konnte nicht den Grund ihrer Reaktion erkennen. Wahrscheinlich kannte sie die Sklavin einfach zu wenig, um zu verstehen, was dahinter steckte.
    Zuletzt fiel Fhionns Blick wieder auf die Ägypterin, sie sich aufraffen wollte und dann in kniender Haltung seltsame Worte zu murmeln begann, mit denen sie nichts anfangen konnte. Seltsam all das, dachte sie.

  • Zitat

    Original von MIR
    "Soll ich vorausreiten und nach einem medicus Ausschau halten?"


    Hab ich gerade 'Ich ganz alleine' gesagt? Vielleicht wären zwei ja auch besser? Wo sind wir hier überhaupt? kam mir erst danach in den Sinn. Wir waren in Germanien und ich ... hatte eigentlich keinen blassen Schimmer, wo genau wir uns im Augenblick befanden. Naja, den Weg da entlang reiten solange man ihn erkennen konnte und darauf hoffen, dass dieser irgendwo hinführt. Das war also mein Plan.


    Zitat

    Original von Siv
    Jetzt aber schüttelte die Germanin den Kopf, was sowohl an Hektor als auch an Caelyn gerichtet war. "Hektor, nein. Du nicht wegreiten, nicht macht Sinn das. Merit müsse weg, weg von kalt und nass. Und Caelyn, Wagen ist gut. Ist gut Merit zu bringen zu Hilfe.".


    Macht keinen Sinn? Wie meint sie das denn jetzt? Einen Arzt zu holen wäre doch nie verkehrt.Etwas verwundert schaute ich zu Siv. Sie war Germanin, sie müsste sich eigentlich hier am besten auskennen. "Wie meinst du das? ... macht keinen Sinn?", wiederholte ich daher meine Gedanken laut und sah Siv fragend an.


    Zitat

    Titus Aurelius Ursus
    Er wandte sich an Hektor. "Reite voraus. Suche uns eine Rastmöglichkeit, wo wir zur Not einen Tag bleiben können. Und erfrage dort, ob es einen Medicus in der Nähe gibt."


    Voraus reiten oder lieber doch nicht? ... beides ginge ja nun nicht. Ich nickte Ursus zu, denn der Befehl des Herrn war eindeutig. "Gibt es zufällig eine Karte von der Gegend hier?", erkundigte ich mich sicherheitshalber noch und sah dabei den Aurelier und Siv abwechselnd an.

  • Ursus schüttelte den Kopf. "Wozu eine Karte, Hektor? Siehst Du diese breite, gepflasterte Straße? Dies ist eine Römerstraße. Sie führt unweigerlich an Ansiedlungen vorbei. In regelmäßigen Abständen gibt es Gasthäuser. Bleib auf der Straße oder zumindest in ihrer Sichtweite. Dann kannst Du Dich nicht verirren und hast gleichzeitig die Gewißheit, bald auf Menschen zu treffen." Nachdenkliche schaute er die Sklaven an. "Nimm Siv mit. Dies ist ihre Heimat, sie spricht die Sprache dieser Menschen. Sie kann uns sagen, was wir tun müssen, um Merit bis zu eurer Rückkehr gut zu versorgen. - Siv?" Er blickte die Germanin fragend und sehr ernst an. "Sag uns, was wir mit Merit tun sollen. Und dann reite mit Hektor."

  • Zitat

    Original vin Titus Aurelius Ursus
    Ursus faßte Caelyn bei den Schultern und schüttelte sie leicht. "Vor allem: Mäßige Deinen Ton, Caelyn! Und dann... schau Dich um! Wo sollen wir hier Hilfe bekommen? Es ist nicht einmal ein Hof in der Nähe. Es kann nicht mehr weit sein bis zum nächsten Gasthof. Dort wird sie Wärme und Hilfe erhalten. Aber wenn Du so scharf darauf bist, ihr jetzt sofort zu helfen: Geh mit auf den Wagen und wickel euch beide zusammen dick in Decken und Felle, sobald sie die nassen Sachen los ist. Es gibt nichts, was sie besser wärmen könnte und Dir kann ein bißchen schwitzen nicht schaden. Bis zum Gasthaus können wir nicht viel mehr tun, schätze ich. - - Siv, was hältst Du davon? Könnte das Merit helfen?"


    Nachdem Ursus mich so richtig durchgeschüttelt hatte, war´s so, als wär ich erst wieder richtig zu mir gekomm´n. Echt, ich weiß nich, was in mich gefahrn war. Alle guckten mich nur ganz verständnislos an. Das das Mädel, als es da so im Dreck lag, mich auf einma ganz stark an meine Mutter erinnerte, konnte wahrscheinlich keiner von den andern ahnen. Sie war damals auch elendig verreckt, weil keiner es für nötig gehalten hatte, sich um sie zu kümmern. "Tschuldigung!", sagte ich dann leise zu Ursus und kam mir wieder saublöd vor. Ich hatte so das Gefühl, als würd ich allen im Weg steh´n. Desweg´n lief´n mir auch ´n paar Tränen über die Backen. Ich schiefte kurz und wischte sie mir wieder weg. Ansonsten beobachtete ich einfach nur, was sonst noch so geschah.
    Das Mädchen versuchte anscheinend aufzustehn und machte dabei so komische Bewegungen. Sie faselte auch so wirres Zeug, was ich nich verstand. Ich wartete einfach nur noch bis man sie auf´n Wagen gepackt hatte. Dann würd ich mich zu ihr setzen und sie wärm´n, so wie´s Ursus gesagt hatte. Wenigsten wär ich dafür zu gebrauch´n.

  • Siv sah kurz zu Hektor und meinte: "Nicht ein Sinn Medicus holen. Merit zu bringt zu Medicus. Nicht sie bleiben hier." Im nächsten Moment widersprach Ursus bereits und schickte Hektor doch los, allerdings nicht, um einen Arzt zu holen, sondern um alles vorbereiten zu lassen dafür, wenn sie kamen – und Siv musste innerlich zugeben, dass sie die Worte zuvor wohl falsch verstanden hatte, und nicht nur das: sie hatte gar nicht an diese Möglichkeit gedacht. Während sich der Römer mit Caelyn beschäftigte, hievte Siv Merit auf den Wagen, wo sie sich allerdings aus ihrem Griff befreite und begann, in ihrer Muttersprache vor sich hinzumurmeln, während sie sich gleichzeitig so drehte, dass sie kniete, und sich vor und zurück wiegte. Siv runzelte leicht die Stirn, als sie sah, wie schlimm es offenbar um die Ägypterin stand. Die Germanin verschwendete keinen Gedanken daran, was Merit-Amun gerade tat oder woran sie dachte, auch wenn man sich hätte denken können, dass sie anfing zu beten – Fieberphantasien ergriffen Besitz von ihr, das war deutlich, und Siv fragte sich, wie Merit es geschafft hatte, ihren Zustand die letzten Tage und Stunden sogar vor Alexandros und ihr zu verbergen, mit denen sie am meisten zu tun gehabt hatte. Das schlechte Gewissen begann an ihr zu nagen, weil sie es eigentlich hätte merken müssen, aber offenbar viel zu sehr mit sich selbst und ihrer Freude, wieder nach Hause zu kommen, beschäftigt gewesen war, als zu merken wie es um die Ägypterin stand. Aber für derartige Gefühle war jetzt keine Zeit, also blendete Siv sie einfach aus.


    Auf ihre Worte reagierte dagegen keiner, bis schließlich Alexandros vortrat und eine neue Tunika aus dem Gepäck zog. Siv kniete sich vor Merit-Amun und nahm ihr Gesicht in beide Hände, sie daran hindernd, sich weiter zu wiegen. "Merit. Merit! Komm schon, hör auf damit, du musst dich hinlegen und ausruhen!" Mit Alexandros’ Hilfe zog sie Merit die auf einer Seite durchnässte Tunika aus und die andere an, dann erst sah sie hoch zu Ursus, der sie angesprochen hatte. "Sie warm muss. Warm sein. Sie muss schwitzen, aber nicht in der kalten Luft hier, jedenfalls darf sie nicht anfangen zu frieren…" Siv überlegte, ging in Gedanken die Möglichkeiten durch, die sie hatten. Selbst wenn sie es schafften, Merit vor der kalten Luft zu schützen, durfte sie nicht zu sehr schwitzen, denn sonst müssten sie regelmäßig ihre Sachen wechseln, und das konnten sie nicht hier draußen. "Warm, aber nicht, nicht zu warm, nicht hier, in kalt. Weil, dann, sein mehr schlimm. Wenn Tunika nass sein, oder Merit friert." Einen Kräuteraufguss konnten sie ihr auch schlecht zubereiten, dafür müssten sie erst ein Feuer entfachen, und das würde zu lange dauern. "Das alles. Mehr nicht, nicht… zu sein machen, hier." Einen Moment noch blieb sie bei Merit – sie wollte sie nicht allein lassen, aber sie sah ein, dass sie ihr mehr helfen konnte, wenn sie Hektor begleitete und dafür sorgte, dass alles vorbereitet wurde. Also sprang sie vom Wagen und schwang sich mit einer schnellen Bewegung wieder auf Idolum. Der Hengst spürte ihre Anspannung und machte ein paar Sätze nach vorne, bis er an die Spitze der Gruppe gekommen war, wo er – als Siv ihn zügelte – sich seitlich drehte und nervös herumtänzelte, während die Germanin zu Hektor sah, um im nächsten Augenblick mit ihm lospreschen zu können.

  • Ursus nickte. Was Siv sagte, machte Sinn. Und sie kannte sich nun einmal am besten aus. "Caelyn, such noch ein oder zwei Tuniken aus dem Gepäck. Wenn Merit wieder durchschwitzt, wechselst Du ihr die Tunika. Ansonsten halte sie warm und trocken. Und jetzt los. Wir sollten sehen, daß wir so bald wie möglich weiterkommen. Umso schneller wird Merit die notwendige Pflege erhalten." Er verfluchte sich selbst und Corvinus dazu. Sie hätten bedenken müssen, daß Merit der Klimawechsel noch viel mehr zu schaffen machen würde als allen anderen. Sie hätten sie besser ausrüsten sollen dafür. Aber jetzt war es zu spät für hätte und würde. Jetzt galt es, dem Mädchen zu helfen.

  • Mehr oder weniger teilnahmslos hatte Fhionn von ihrem Pferd aus beoachtet, was weiterhin geschah. Als sie endlich den Ernst der Lage erkannte, stieg sie von ihrem Pferd ab und näherte siche eher zögerlich der Gruppe.
    Siv, die sich der Ägypterin bereits angenommen hatte, sagte nun, was zu tun war. Die Ägypterin mußte das Fieber herausschwitzen! Das ghleiche hatte auch sie sich gedacht. Doch leichter gesagt als getan! Die feuchte Kälte trug nicht gerade dazu bei, das umzusetzen, was nun am förderlichsten für die Genesung des Mädchens war.
    Ihre anfängliche Befangenheit, dem Römer gegenüber, die sie zu Beginn der Reise noch hatte, versuchte sie abzulegen.
    "Ich können helfen? Was tun? Mädchen brauchen Wärme! Feuer!" Sie versuchte, so gut es ging, sich auszudrücken.
    Es war wirklich verzwickt! Einerseits war es viel besser, es so schnell wie möglich in die nächste Siedlung zu schaffen, andererseits hätte man Merrit- Amun auch mit einem heißen Getränk oder einem heißen Stein helfen können, doch dafür benötigte man ein Feuer. Aber ein Feuer zu machen, hatte auch bedeutet, hier zu bleiben!
    Erwartungsvoll sah sie den Römer an und wartete auf sine Antwort auf ihre Frage, was sie denn tun könne.

  • Zitat

    Original Von titus Aurelius Ursus
    "Caelyn, such noch ein oder zwei Tuniken aus dem Gepäck. Wenn Merit wieder durchschwitzt, wechselst Du ihr die Tunika. Ansonsten halte sie warm und trocken. Und jetzt los. Wir sollten sehen, daß wir so bald wie möglich weiterkommen. Umso schneller wird Merit die notwendige Pflege erhalten."


    Ich nickte nur und stieg sofort auf´n Wagen, um in meiner Tasche rum zu wühlen. Ich hatt´mir ja so die besten Klamotten mitgenomm´n, die ich in meiner Kiste hatte. Darunter war auch die ganz neue Tunika, die mir Ursus beim Schneider hatte mache´n lass´n. Die brauchte ich ja eh nich! Zum Böden schrupp´n und Latrine putz´n war die viel zu schade! Mehr hatte ich ja in ´ner letzten Zeit eh nich zu tun.
    Nach mein´m "glorreichen" Beutezug hatte Ursus mich ja gerade zu diesen wahnsinnig aufregenden und inspirierenden Tätigkeiten verdonnert. Wie lange das noch so geh´n sollte, wußte ich auch nich. Wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit! War mir auch egal. Dafür war ich mir nich zu fein. Vielleicht war´s sogar gut. Ich kam dann nich auf dumme Gedanken.
    Mit meinen Klamotten in der Hand hockte ich mich zu Merit und sorgte dafür, daß sie´s warm hatte. Ab und zu überprüfte ich, ob sie wieder durchgeschwitzt war.
    In der ganzen Aufregung vergaß ich völlig die Kälte um mich. Erst als Merit einigermaßen versorgt war und ich ´n Moment für mich hatte, begannen meine Zähne vor Kälte zu klappern.
    Kurzum kauerte ich mich neben Merit unter die Decke. Ganz nah an ihr konnte ich sie warm halten und auch mir wurd´s langsam wieder wärmer.
    "Ey, keine Sorge. S´wird schon wieder! Wirste schon seh´n!", sagte ich aufmunternd zu ihr, ohne zu wissen, ob sie mich überhaupt verstand.

  • Zitat

    "Nicht ein Sinn Medicus holen. Merit zu bringt zu Medicus. Nicht sie bleiben hier."


    "Hm?!.." Immer noch etwas verwundert starrte ich Siv an. Wir schienen beide das gleiche zu wollen, aber wir redeten wohl gerade etwas aneinander vorbei. War ja auch nicht weiter tragisch und so nickte ich zu ihren Worten. "Ja, das will ich auch! Wir werden Merit zu einem Arzt bringen, aber …" Weiter kam ich nicht, da Aurelius Ursus mir etwas zu rief.


    Zitat

    "Wozu eine Karte, Hektor? Siehst Du diese breite, gepflasterte Straße? Dies ist eine Römerstraße. Sie führt unweigerlich an Ansiedlungen vorbei. In regelmäßigen Abständen gibt es Gasthäuser. Bleib auf der Straße oder zumindest in ihrer Sichtweite. Dann kannst Du Dich nicht verirren und hast gleichzeitig die Gewißheit, bald auf Menschen zu treffen." ... "Nimm Siv mit. Dies ist ihre Heimat, sie spricht die Sprache dieser Menschen...


    Während ich mir seine Belehrung anhörte, beugte mich zur Seite und sah auf den Boden hinab. Und siehe da! Ich sah hauptsächlich Matsch und Schlamm! … Aber darunter musste sich zweifellos eine befestigte Straße befinden, was man an dem Scharren der Hufe unserer Pferde heraushören konnte. Wir waren also auf einer Straße und hatten uns noch nicht verritten. Sehr gut! Ich nickte bedächtig und hatte auch keinen Zweifel daran, dass wir irgendwann auf eine menschliche Behausung treffen würden. Trotzdem wäre mir wohler gewesen, wenn ich auch das umgebende Terrain etwas besser gekannt hätte. Wer wusste schon wofür es gut gewesen wäre und so blieb mir nur die Hoffnung, dass die Römer dieses Gebiet auch ausreichend befriedet hatten.


    Aber vielleicht waren meine Bedenken auch hinfällig mit seiner Entscheidung, dass Siv mich begleiten solle. "Sehr wohl, Herr… wir werden also die Straße im Auge behalten!", schloss ich mich Urus´Worten an und nickte erneut. Während Siv nun letzte Anweisungen erteilte, schälte ich mich derweil aus der wärmenden Decke die ich mir - zusätzlich zu meinem Umhang - umgelegt hatte und warf sie zu den anderen Decken auf den Wagen zurück. Bei recht zügigem Ritt würde sie mich nur behindern, aber würde Siv mir überhaupt folgen können? … Oh ja, und wie sie könnte! Ich hatte augenblicklich keine Zweifel mehr als sich sah, wie Siv sich auch schon flink und auf ihr Pferd schwang und mit wenigen Sätzen zu mir aufschloss. Warum musste ich bei ihrem Anblick ausgerechnet an die sagenhaften Amazonen denken? …


    ... und wie gerne hätte ich den schönen Gedanken um diese faszinierenden Frauen nun weiter gesponnen, doch dazu blieb mir jetzt keine Zeit mehr. "Ich hoffe, du kennst dich hier besser aus wie ich …" schickte ich lächelnd vorweg und dirigierte Ikarus an den Zügeln auf den Weg, der nun vor uns läge . "…also ... einfach nur dieser Römerstraße hier folgen ... richtig?", grinste ich schließlich und gab Siv mit einem Augenzwinkern zu verstehen, dass ich ihr gerne folgen würde wenn sie einen besseren Weg kannte. Dann hieb ich mit den Fersen in die Flanken meines Pferdes und trieb es so die Straße entlang. Fast wäre Ikarus, wegen des matschigen Belages auf den Pflastersteinen, dabei noch ausgerutscht. Doch im letzten Moment fing er sich und mit einem beherzten Satz nach vorne, entfernten wir uns auch schon von der restlichen Reisegruppe ...

  • Sim-Off:

    Ich zieh das Ganze mal ein bisschen an ;)


    Siv konnte nur hoffen, dass die anderen begriffen hatten, dass Merit-Amun in der kalten Luft nicht absichtlich zum Schwitzen gebracht werden, sondern nur warm gehalten werden durfte – jedes Mal, wenn sie sie umziehen mussten, würde die verschwitzte und fieberheiße Haut mit viel zu kalter Luft in Berührung kommen, und das konnte den Zustand der Ägypterin nur schwächen. Aber darum konnte Siv sich nicht kümmern, nicht im Moment jedenfalls. Sie nickte Hektor kurz zu und grinste schief auf seine Worte hin. "Kennst aus? Hier nein. Aber Straße folgen, das ist gut." Sivs Grinsen wurde kurz breiter, dann, als Hektor sein Pferd antrieb, verstärkte sie den Druck ihrer Unterschenkel, und Idolum stürmte ebenfalls los.


    Einige Zeit galoppierten die beiden dahin. Weit griffen die Pferde aus, Schlamm und dreckiges Wasser spritzte hoch unter den Hufen, und von Zeit zu Zeit war ein härterer Ton zu hören, wenn ein Huf direkt auf den Stein der Straße traf und der Klang nicht gedämpft wurde durch Schnee und Matsch. Siv beugte sich über Idolums Hals, passte sich dessen Bewegung an und war hin- und hergerissen zwischen der Freude über den schnellen Ritt und der Sorge um Merit. Als schließlich in der zunehmenden Dämmerung ein Haus in Sicht kam, war die Erleichterung aber doch weit größer. Allerdings dachte sie nicht daran langsamer zu werden – erst kurz bevor sie vor dem Haus angelangt waren zügelte sie ihr Pferd, und Idolum stoppte so abrupt, dass unter seinen Hufen eine kleine Schlammfontäne emporstieg. Ohne großartig darauf zu achten, was Hektor tat, schwang Siv ihr rechtes Bein über Idolums Hals und sprang von seinem Rücken, um im nächsten Moment die Tür des – wie sie nun feststellte – Gasthauses aufzureißen und darin zu verschwinden.


    Die erste Tür führte sofort in den Hauptraum der Taverne, in der kaum etwas los war. Eine kleine Gruppe Reisender saß in einer Ecke in der Nähe eines lodernden Kaminfeuers, etwas weiter weg saßen zwei Männer, die eher so aussahen, als ob sie hier aus der Gegend kamen. Als die Germanin hineinstürmte, waren es diese zwei, die sich von dem blonden Wirbelwind kaum stören ließen und nur träge zu ihr sahen, während die andere Gruppe überrascht die Köpfe hob und sie neugierig anstarrte. Siv kümmerte sich um keinen von ihnen, sondern marschierte zu einem großen Mann, der gerade dabei war, zwei Krüge mit Met zu füllen. "Heilsa", sprach sie ihn auf Germanisch an. Auf viele Höflichkeiten verschwendete sie keine Zeit, aber zumindest wo sie herkam, spielte das auch keine große Rolle. "Wir bräuchten dringend einen Arzt – eine aus unserer Gruppe ist krank, sie fiebert stark. Gibt es hier einen?" Der Mann erwiderte ihren Gruß und schüttelte dann den Kopf, wobei er etwas mürrisch wirkte. "Naaa." Von der Einsilbigkeit ließ Siv sich nicht abschrecken – sie kannte das noch von früher, von zu Hause. Viele ihrer Landsleute wirkten so rau und abweisend wie das Land, in dem sie lebten, ohne es aber wirklich zu sein. Man durfte sich davon nur nicht einschüchtern lassen, und aufgewachsen und selbst Teil dieses Menschenschlags beachtete Siv sein Verhalten gar nicht weiter. "Kein Arzt. Bei Garms faulem Atem, das ist nicht gut…" Bezeichnenderweise war es ihr etwas leiser gemurmelten Fluch, der den Wohlgeruch des Höllenhunds in Frage stellte, der den Wirt dazu brachte, gleich zu reagieren, anstatt sie erst mal nur abwartend anzusehen. "Bringt se halt erst amal rein.""Unsere Gruppe ist noch ein Stück weit weg, die werden noch etwas brauchen… Aber können wir vielleicht ein Zimmer für sie vorbereiten?" Immer noch scheinbar mürrisch, kratzte sich der Wirt bedächtig am Kinn und nickte dann. "Freilich."


    Die Germanin überlegte nicht lange. Sie drehte sich zu Hektor um. "Du, reiten rück, zurück zu Merit und anderes, bitte? Ich bleibe, für vorbereiten Zimmer für sie." Nachdem der Grieche wieder verschwunden war, brachte Siv erst mal Leben in die Bude. Die andere Gruppe wurde vom Feuer hochgescheucht, als sie ein paar Steine zum Erhitzen bereit legte, und gleich von ihr dazu beordert, auf die Temperatur zu achten und sie herauszunehmen, bevor sie zu heiß wurden. Die beiden Germanen erklärten sich in der derselben trägen, mundfaulen Art, die auch dem Wirt zueigen war, bereit, einen heißen Met mit fieberlindernden Kräutern und Honig zuzubereiten, während sie mit der Andeutung eines Schmunzelns zusahen, wie Siv sich wieder der Gruppe zuwandte und einem Mann auftrug, Wasser aufzusetzen. Hernach verschwand sie mit dem Wirt ins obere Geschoss, wo er ihr die Zimmer zeigte, die er frei hatte.


    Als die Gruppe mit der Kranken schließlich eintraf, hatte Siv nicht nur das Zimmer für Merit vorbereitet, komplett mit heißen Steinen, Wadenwickeln und dem Kräuter-Met-Gemisch, sondern auch das von Ursus. Erst als sie schon fast damit fertig gewesen war, war ihr bewusst geworden, was sie da gerade tat. Wenn sie Rast gemacht hatten, war es Caelyn gewesen, die sich in erster Linie um Ursus und seine Bedürfnisse kümmerte, immerhin war sie seine Sklavin, und den anderen Römer, der dabei war, hatte auch immer jemand anderes übernommen – Siv selbst hatte immer das Lager vorbereitet, wenn sie eins aufschlagen mussten, und sich um die Pferde und die Habseligkeiten gekümmert, und das waren letztlich normale Tätigkeiten, die man auf so einer Reise immer erledigen musste, jedenfalls wenn die Gruppe aus Gleichberechtigten bestand. Es war selbstverständlich, dass sie ihren Teil dazu betrug, nichts, worüber sie sich großartig Gedanken machte. Aber das hier – dass sie sich schon so sehr an ihr Dasein als Sklavin gewöhnt hatte, dass sie ohne nachzudenken – und ohne die Anweisung bekommen zu haben! – das Zimmer für einen Römer vorbereitete, verwirrte und erschreckte sie dann doch.

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