Merit-Amun nieste. Ihre braune Stute drehte sogleich die Ohren nach hinten und machte einen nervösen Ausfallschritt. Schon seit einigen Tagen schmerzte Merit-Amuns Hals, und so sprach die zierliche Ägypterin noch weniger als sie es ohnehin schon tat, seitdem sie aufgebrochen waren. Einzig Alexandros und Siv hatte sie erzählt, dass sie sich nicht gut fühlte, und gleichzeitig hatte sie beiden das Versprechen abgenommen, Matho und den Römern nichts davon zu erzählen. Sie wollte nicht als schwächlich dastehen. Viele Tage waren sie nun schon unterwegs, und Merit fror unter ihrer Tunika und dem Umhang, die ihr viel zu dünn vorkamen. Dem Aurelier hatte man ein dichtes Fell um die Schultern gelegt. Für die Sklaven war kein zusätzlicher Kälteschutz vorgesehen, sah man von den Decken ab, von denen sie ohnehin zu wenig mit hatten. Weiß stand die Luft bei jedem Atemzug vor den Gesichtern von Mensch und Tier. Weiß gesäumt waren auch die schlammigen Wege, die Bäume waren gepudert und Äste knarzten unter der Last des Schnees, den Merit-Amun hasste, seitdem sie ihn kennengelernt hatte. Sivs Freude war wahrlich nicht zu verstehen. Alles an diesem Land war abweisend und unfreundlich. Selbst die wenigen Menschen, die ihnen entgegen kamen, hatten selten genug die Höflichkeit zu grüßen.
Und so zogen sich die Tage dahin, verstrichen zäh wie das Harz, nach dem es in den Wäldern rings um sie herum roch. Durch das schlechte Wetter weichten die Wege immer mehr auf, und ihr Vorankommen verzögerte sich von Tag zu Tag. Schließlich mussten sie Rücksicht auf den Wagen nehmen, den sie dabei hatten. Und auch Merit ging es schlechter. Bald war ihr Atem ein unstetes Rasseln. Man hatte inzwischen dafür Sorge getragen, dass sie gleich zwei der Decken für sich bekam, doch es half nichts. Inzwischen schwitzte sie unter ihrer Kleidung, doch es war kalter Schweiß, der ihre Haut bedeckte, ein scheppernder Husten hatte zudem von ihr Besitz ergriffen.
Und als sie an diesem Tag erst einige Stadien weit geritten waren, verlor sie irgendwie den Halt, rutschte vom Pferd hinunter und fiel kraftlos in den Matsch.