La Dolce Vita oder: Die süßen Laster eines römischen Patriziers oder: Ein schöner Tag?

  • Das verletzte Bein kribbelte, das andere Bein wiederum schien sich nicht zu Wort melden zu wollen, außer, daß es eingeschlafen zu sein schien; Marcus reckte und streckte sich ein wenig und bewegte vorsichtig seine Zehen, auch die unterhalb des Verbandes, ein leises Stöhnen, gepaart mit einem ungeduldigen Laute entfleuchte seinen Lippen; er haßte es krank zu sein, er verabscheute es, eine Verletzung auskurieren zu müßen; es gab viel zu wenig Zeit im Leben und am Besten verbrachte man sie – wenn man schon gerade nicht arbeiten mußte – damit, sie mit Müßiggang und den Freuden des Lebens. Da sein Sohn bereits wieder sich aufmachte, seinem Spiel- und Bewegungsdrang nachzugehen – der Junge schien den ganzen Tag sich rasend durch die villa bewegen zu müßen – wandte Marcus die Aufmerksamkeit von seinem Erben wieder auf die Speisen und die Sklavin, die ihm eigentlich für den Moment hatte Gesellschaft leisten müßen. Doch der Platz auf der Kline war leer, nur eine Mulde zeigte auf den Polstern noch, daß dort vorhin noch jemand geseßen hatte. Marcus blinzelte und sah sich in dem Innenhof um, es brauchte drei Herzschläge, bis er die junge Sklavin sah, die sich offensichtlich wegzuschleichen gedachte. Marcus griff nach den Krücken und erhob sich leise ächzend. Durch die vielen vorigen Tage war Marcus es langsam doch geübt, sich schneller mit den Krücken zu bewegen, weswegen er mit wenigen schwingenden Humpelschritten der Sklavin gefolgt war. Direkt hinter ihr blieb Marcus stehen und betrachtete die Haltung der Sklavin, die wirklich einer Maus oder einem scheuen Reh sehr ähnlich war, das vor dem Jäger in verängstigter Haltung erstarrt war. Ein amüsiertes Grinsen zog über Marcus Gesicht.


    „Mir dünkt...“
    , begann Marcus.
    „Mir dünkt, Dir gefällt die Auswahl der Speisen nicht!“
    Mit dem Kopf schüttelnd zuckte Marcus mit den Schultern. Was sollte man machen, die meisten Sklaven waren nun mal Banausen – wenn nicht sogar Kulturbanausen.
    „Aber das ist doch noch lange kein Grund sich davon zu stehlen, hm?“
    Marcus stützte sich auf den Krücken ab und umrundete die Sklavin; vor ihr blieb er stehen und lehnte sich auf die linke Krücke. Mit der rechten Hand griff er unter das Kinn der Sklavin und hob ihr Gesicht an, um ihr prüfend in die Augen zu sehen. Seine Augenbrauen wölbten sich in die Höhe und nach einigen Herzschläge ließ er seine Hand wieder sinken.
    „Du kannst gehen, puella! Und richte dem Vater des Kindes meine Glückwünsche aus, es wird mit Sicherheit ein hübsches Kind werden!“
    Schon ließ Marcus ab von der Sklavin und stützte sich auf seine Krücken, um langsam davon zu humpeln; hinein in die villa der Flavier und zu dem oder der, was ihn in seinem Zimmer erwartete.

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