Ich wandle einsam,
Mein Weg ist lang;
Zum Himmel schau ich
Hinauf so bang.
Kein Stern von oben
Blickt niederwärts,
Glanzlos der Himmel,
Dunkel mein Herz.
Peter Cornelius
Auf und ab gegangen war ich. Stetig. Unaufhörlich. Fast meinte ich, Spuren auf dem Boden meines cubiculums hinterlassen zu haben. Draußen war die Sonne hernieder gesunken. Düsternis erfüllte den Raum, als ich schließlich stehen blieb. "Helena. Es tut mir leid", sagte ich zu einer formschönen Vase. So ein Schwachsinn. Natürlich tat es mir leid, aber ihr das zu sagen, würde es nicht besser machen. Es musste etwas sein, dass sie nicht sogleich in Tränen ausbrechen ließ. Wenn nicht meine Anwesenheit schon ebendies bewirken würde. Ich fuhr mir durch die Haare und legte die Hand anschließend in den Nacken. "Wie geht es dir?" Schon besser, doch das war auch eine heikle Frage. Ich sah bereits den vorwurfsvollen Blick, den sie mir zuwerfen würde, so ich es tatsächlich wagte, sie das zu fragen. Irritiert schüttelte ich den Kopf. Die Vase stand stumm vor mir auf ihrem Sims, so unberührt von den Worten, wie es Helena wohl niemals bleiben würde.
Die grauen Schlieren am Abendhimmel waren bereits endgültig verblasst, als ich mir endlich einen Ruck gab und das Zurechtlegen der Worte einfach bleiben ließ. Nur wenige Sätze gab es, die ich imstande zu sagen war, ohne dass ich befürchten musste, sogleich eine Tränenkaskade auszulösen oder vor bösen Worten in Deckung gehen zu müssen. Ein letztes Mal atmete ich tief durch, dann verließ ich meine Gemächer und schritt zu jenen meiner Cousine Helena. Je näher ich der Tür kam, desto mehr verließ mich der Mut, bis er sich schlussendlich zur Gänze verzehrt hatte, kaum dass ich vor der dunkel gemaserten Tür stand und zu klopfen bereit war. Der wohlbekannte Kloß war nun wieder da, wie immer, wenn es um Helena ging. Zögerlich hob ich die Hand und formte eine lockere Faust, die nur einen digitus über dem Holz schwebte. Ich konnte es nicht. Ein septemvir und quaestor, der auctor der Staatszeitung und zudem pater familias und damit Herr dieses Hauses - und ich konnte nicht einmal an einer simplen Tür klopfen aus Angst vor dem, was dahinter lauerte. Erneut fuhr ich mir über Haar und Gesicht, schwankte unschlüssig und klopfte in einem Anflug von Verzweiflung schließlich doch an. Die Ruhe nach dieser Tat rauschte augenblicklich in meinen Ohren, brandete gleich einem Crescendo auf und ließ meinen Körper elektrisiert kribbeln. Vielleicht... Vielleicht, schlief sie schon. Vielleicht hatte sie das Klopfen nicht gehört. Ich hoffte mit jeder Faser meines feigen Seins, dass dem so war.