Von der villa Flavia her kommend, konnten wir nur Schatten unter vielen sein, die sich des Nachts in Rom bewegten. Zwar trieb uns nicht die Sehnsucht nach einer vordergründig freundlichen Umarmung an, die man später teuer würde mit Sesterzen entlohnen müssen, aber es war zumindest ungewöhnlich, dass Manius und ich unterwegs waren, ohne Eskorte, ohne bewachende Sklaven, einfach zwei Männer im besten aller Alter, kräftig genug, um auch mit etwaigen Angreifern fertig zu werden. Wenigstens war der geplante Weg nicht zu weit - und ich hatte von exotischen wie selbstmörderischen möglichen Zielen abgesehen, dennoch blieb ein Rest Gefahr. Selbst mit Eskorte war Rom nachts für niemanden sicher, wenn man den Kaiser einmal nicht mit einrechnete, der immerhin eine ganze Menge an Prätorianern mitschleppen konnte. Aber letztendlich war auch dieser latente Hauch der Gefahr jene Würze, welche die Suppe unseres Ausflugs zu einem kleinen Genuss machen sollte. Ich eilte Manius nicht voran, ich ging vielmehr wie ein Mann, der sein Ziel kannte und darob nicht zu jenen gehörte, die man leicht würde narren können - wer in Rom fremd war, war um diese Zeit meist schon verloren. 'Freundliche' Fremde, die einen dann in irgendwelche dubiosen Lokale abschleppten und ausraubten, gab es mehr als genug.
Was unser Ziel anging - ich war bei einer meiner weiträumigen Wanderungen als magistratus auf jenes gestoßen und hatte prompt einige Zeit darin verbracht, um dann meine Idee zu entwickeln. Vorsichtig hatte ich den Besitzer ausgehorcht, ob unter seine Kunden auch ein Flavier zu rechnen sei, was er aber verneint hatte - mit patrizischen Kunden gaben die meisten Händler gern an - und stellte ihm eine gute Summe in Aussicht, wenn ich sein Etablissement für einige Stunden würde mieten können, einfach nur für .. ein wenig freie Zeit. Die Anzahlung hatte ihn dann vollends umgestimmt und ich musste schmunzeln, wenn ich mich an den gierigen Ausdruck in seinen Augen erinnerte. Geld machte vieles um so viel leichter.
Dumpf schlug uns der beißende Gestank einer Wäscherei entgegen, die offensichtlich gerade frische Arbeitsgrundlagen erhalten hatte - ein Träger wuchtete einen penetrant nach Pisse stinkenden Bottich durch einen Hofdurchgang und sah sich nicht einmal nach uns um. Wer würde einen solchen Mann auch freiwillig überfallen? Einen Seitenblick zu Manius werfend, vergewisserte ich mich, dass er noch auf gleicher Höhe ging und nicht zu sehr von den Umständen unseres Ausflugs abgeschreckt war - immerhin ging es heute vor allem um sein Vergnügen.