Tja, das war wirklich ´ne gute Frage! Ich selbst hatte in so´nem Tempel noch nie gebetet. Einma, als ich noch klein war, hatte ich meine Mutter begleitet. Ich wußte gar nich mehr, in welchen Tempel sie damals gegangen war. Aber aus den Geschichten, die mir mein Großvater immer erzählt hatte, wusste ich noch so einiges. Mein Großvater hatte nämlich immer gesagt, früher wär alles besser gewesen. Wie früher er meinte, wußte ich auch nich so genau. Vielleicht früher, bevor die Römer kamen. Komisch, woher der das denn wusste. Die Römer war´n schließlich schon da, bevor mein Großvater gebor´n wurde. Naja, wie auch immer. "Früher haben wir gar nich in solchen Tempeln gebetet. Da waren Quellen und Flüsse unsere Heiligtümer. Wenn man was opfern wollte, hat man eben ´ne Fibel oder ´n Schwert da rein geworfen. Und heute, öhm ja, weiß nich. Ich war noch nie in so´nem Tempel zum beten." Mann, Mann, Mann, das war echt ´n Armutszeugnis! Nich ma Ahnung von der eigenen Religion! Aber woher sollt ich´s auch wissen? Mir hatte keiner was darüber erzählt. Ich tröstete mich damit, dass ich wenigsten noch den Namen unserer Götter wusste. "Naja, aber Weihrauch klingt gut! Was is´n das?"
[Casa] Tribunus Laticlavius Titus Aurelius Ursus
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Na, besonders religiös war sie ja nicht, das mußte man schon sagen. Wußte nicht mal, was ihren Göttern so an Opfern gefiel. "Weihrauch ist eine seltene Pflanze, die nur in fernen Ländern im Süden des Reiches gedeiht. Unsere Götter nehmen es gerne als Voropfer. Sozusagen als Gesprächseröffnung. Ich kann Dir Weihrauch besorgen, aber vielleicht kennen Deine Götter gar kein Weihrauch? Vielleicht doch lieber ein Huhn?" Ein Schwert wollte er nun nicht gerade opfern. Und außerdem mochten die Götter doch sicherlich nur Schwerter, die man vorher in einem Kampf erbeutet hatte oder nicht?
"Geh morgen erstmal zur Villa. Vielleicht weiß einer von den anderen, was Du am besten opfern solltest." Er öffnete nun die Tür und ließ Caelyn eintreten. "Gute Nacht, Caelyn. Schlaf gut." Er hob seine Hand und strich ihr damit Haare aus dem Gesicht. Wie schön sie war. Besonders jetzt, wo ihr schönes Gesicht allein vom Licht des Mondes erhellt wurde.
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Mhhm, ob Weihrauch da das richtige war? Schwer zu sag´n! Aber was bedeutete opfern denn überhaupt? Etwas hergeben, was einem zwar wichtig war, aber auf das man freiwillig verzichten wollte, um etwas anderes, noch besseres zu bekommen. Naja, da blieb nich so wahnsinnig viel Auswahl! Was hatt ich denn schon groß? N´paar Kleider, die genaugenommen ja auch nich mir gehörten und das Lederbänchen mit dem bronzenen Pferdeanhänger, den mir Ursus geschenkt hatte. Tja, und das war´s dann auch schon! Nich irre viel und nichts, was so ´ne Göttin vom Hocker hauen würde!
"Eigentlich müsste ich ja was von mir hergeben, aber ich hab ja nix, außer meinem Pferdchen." Ich deutete auf den, auf einem Lederbänchen gefädelten Anhänger den ich Tag und Nacht trug. Nich weil er so umwerfend schön war, nee, wegen Epona. Die Pferdegöttin war so was wie meine Schutzgöttin. Aber wenn ich den Talisman der einen Göttin der anderen als Opfer gab, dann war das doch eigentlich ganz schön hirnverbannt! "Nee, lieber kein Huhn! Das arme Vieh muss nich extra wegen mir sterben! Na, vielleicht sollt ich´s doch ma mit diesem Weihrauchdings probier´n!" Ja, sowas konnte nie was schaden!
Schon bald war´n wir wieder am Haus angekommen. Ursus öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt. Er wünschte mir ´ne gute Nacht und strich mir noch ´n paar Strähnen aus mein´m Gesicht. Auch ich sah ihn an. Diese Nacht hatte alles verändert, einiges klargestellt und wieder neue Hoffnung gegeben. Sie hatte das bewirkt, was manch einer nich in einem Monat zu bewerkstelligen fähig war.
Ich weiß nich was mich dazu getrieben hatte. Was in dieser kurzen Sequenz in mein´m Kopf vorgegangen war. Ohne wirklich darüber nachzudenken, schritt ich auf Ursus zu, umarmte ihn und küsste ihn. -
Ursus war viel zu verdutzt, um den Kuß abzuwehren. Doch er erwiderte ihn auch nicht. In seinen Gedanken fand nur ein "Oh, nein!" Widerhall. Was hatte er nun schon wieder falsch gemacht? Nicht, daß er sie nicht schön fand, oder nicht begehrenswert. Doch sie tat das nicht einfach so, sondern zeigte ihm damit ihre Gefühle. Gefühle, die sie nicht haben durfte.
Einen Moment lang hielt er sie in seinen Armen, dann löste er vorsichtig ihre Umarmung. "Das mußt Du nicht tun, Caelyn", sagte er sanft. Einfach so tun, als hätte er diese Geste falsch verstanden, vielleicht half das ja. Er konnte ihr nicht auch noch das Herz brechen. Das hatte er schon mit Cadhla getan. Caelyn sollte echtes Glück finden. Einen Mann, der sie nicht nur liebte, sondern auch lieben durfte. "Schlaf gut." Er küßte sie leicht auf die Stirn, so wie man es bei einem Kind tat. Auch wenn er sie ganz und gar nicht wie ein Kind betrachtete. Er wollte einfach nur auf nette Weise verhindern, daß sie sich Hoffnungen auf etwas machte, was niemals sein konnte.
Dann drehte er sich um und ging in seine Kammer.
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Ursus hatte sich noch am gleichen Tag hingesetzt, um den Brief an Corvinus zu verfassen. Immerhin hatte er in den nächsten Tagen vermutlich keine Gelegenheit dazu und war sich auch nicht ganz sicher, ob er bei der Abreise der Sklaven überhaupt in Mogontiacum sein würde. Besser, er schob das nicht lange vor sich her. Unangenehme Pflichten erfüllte man besser sogleich.
Noch während er den kurzen Brief schrieb, rief er nach Caelyn. Er hatte es eilig, er mußte zurück in sein officium und konnte sich nicht dauernd mit privaten Dingen herumschlagen.
Salve, Marcus!Die Neuigkeiten, die Du nun erhältst, sind alles andere als erfreulich. Ich hoffe, dass Siv Dir bereits alles berichtet hat, dennoch werde ich Dir hier ebenfalls die Ereignisse berichten, die mich im höchsten Maße enttäuscht haben. Diesen besonderen Weg, die persönliche Überbringung des Briefes durch Siv, habe ich aufgrund ihres Flehens gewählt, Dir selbst alles beichten zu dürfen. Nun, vielleicht entspringt diese Bitte der Erkenntnis des großen Fehlers, den sie gemacht hat, daher habe ich ihr diese Bitte gewährt. Dennoch kann ich ihr natürlich nicht restlos vertrauen, daher erhältst Du diesen Brief in einigen Tagen über den Postdienst ein weiteres mal, wundere Dich also bitte nicht.
Siv hat versucht, zu fliehen. Sie marschierte einfach durch das Stadttor hinaus. Den Soldaten fiel sie sofort auf und sie leistete auch sogleich Widerstand, als sie angehalten wurde, und beleidigte die Männer durch Beschimpfungen und Anspucken, wie ich mittlerweile erfahren habe. Man brachte sie zu mir, nachdem man sie anhand ihrer Markierung als Dein Eigentum identifiziert hatte. Bestraft habe ich sie nicht, das steht nur Dir zu. Doch Matho hatte Anweisung, sicherzustellen, dass sie in den wenigen Tagen bis zur Abreise keine weitere Möglichkeit zur Flucht mehr hat.
Nun, das ist vorerst alles, da ich gerade erst einen langen Brief an Dich abgeschickt habe. Laß bald von Dir hören.
Vale,
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Der Brief wurde sorgfältig versiegelt, bevor Ursus ihn an Caelyn weiterreichte. "Bring den Brief zu Siv. Sie soll ihn an Corvinus übergeben, wenn sie wieder in Rom sind. Ich muß wieder an meine Arbeit... am Abend bin ich wieder da." Er lächelte ihr zu und verließ dann eilig das Haus.
Sim-Off: Ich hab das abgekürzt, damit ihr in den nächsten zwei Tagen auch ohne mich weitermachen könnt
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Ich war total überrascht, über mich selbst, aber auch über Ursus´ Reaktion. Was hatte ich mir denn nur dabei gedacht? Ich glaub´, in dem Moment konnt´ich gar nich anders. Er hatte allerdings gedacht, ich hätte ihn aus reiner Dankbarkeit geküsst. Naja, vielleicht stimmte das ja sogar auch.
"Ich, öhm, ich hab... Ach nix, ´tschuldigung!" Na toll, das war ma wieder ´ne rhetorische Glanzleistung. Es war wirklich Zeit, dass ich endlich ins Bett kam. Gerade die letzten Minuten hatten mich ganz schön verwirrt. Irgendwie hatte ich die Gefühle für Ursus nie ganz abgelegt. Sie war´n immer da gewes´n. In der letzten Zeit war´n sie ganz unten irgendwo versteckt, aber jetzt lagen sie wieder obenauf.
Er gab mir´n Küsschen auf die Stirn, so wie´s früher meine Mutter oft getan hatte. Er nahm mich nich für voll! Ich war in seinen Augen einfach nur ´ne kleine nervige Göre, die gelegentlich ihre Grenzen austestete.
"Ja, schlaf gut!", sagte ich etwas enttäuscht und ging wieder zu Bett. -
Das war heute voll der Scheißtag! Obwohl ja alles so gut angefangen hatte! Mein Besuch heute Morgen in der Villa hatte schon bald ´n jehes Ende gefunden. Da Siv beim abhauen erwischt worden war, war die Kacke am Dampfen gewes´n. Nachdem Siv wieder zurück gebracht worden war, hatt ich´s nich mehr lange dort ausgehalten. Matho, diese Socke, hatte sich als Oberaufseher aufgespielt und die Muskeln spielen lassen. Da hatte ich echt die Schnauze voll und war wieder zurück ins Castell gegangen.
Jetzt sollte ich also nochma zur Villa. Diesma dienstlich, weg´n dem Brief. "Ja mach ich sofort!" Ich nahm den Brief entgegen. Mit Ursus war heute nich mehr gut Kirschen essen. Der war echt sauer, wegen der Sache mit Siv.
Ich zog mir ´nen Umhang über und verließ das Haus. Hey, ich war wieder unterwegs und diesma wieder ohne Sertorio! -
So, das war geschafft! Wir hatten die Tür zu Ursus´ casa erreicht. Ich löste mich aus Probus´ Halt, um die Tür zu öffnen. Nachdem ich eigetret´n war, hielt ich noch die Tür für Probus auf und wartete, bis auch er reingekomm´n war. Calenus hatte ja ´nen Rückzieher gemacht. "'Vielen Dank für deine Hilfe, Calenus! Bis dann!"
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Nachdem uns die Wache am Tor durchgelassen hatte, waren wir zur Casa des Tribun gegangen. Der Blick der Wache war mir ebenfalls aufgefallen und ich hatte ihn grinsend mit einem Schulterzucken erwidert. Schließlich waren wir im offiziellen Auftrag unterwegs.
Als sich Caelyn von Calenus verabschiedete und mich zum Eintreten in die Case aufforderte, ging ich nochmal zu meinem Kameraden und zog ihn beiseite.
"Lass dir keine grauen Haare über die Sache von vorhin wachsen, Calenus. Ich werde niemandem aus unserem Contubernium davon erzählen. Was hälst du davon, wenn wir in ein paar Tagen uns mal zusammen setzen und miteinander ein bisschen quatschen? Schließlich hatten wir bisher kaum Zeit uns näher kennenzulernen.", fragte ich ihn leise.
Dann verabschiedete ich mich von ihm und ging wieder zu Caelyn. "Na dann bin ich gespannt, was die Culina so alles hergibt.", sagte ich zu ihr grinsend.
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Ich ließ die zwei Jungs noch kurz miteinander quatschen. Diese Männerfreundschaften waren ja ´ne Wissenschaft für sich. Da konnte frau sich nich einfach so einmischen. Also hüpfte derweil schon mal in die casa. Die Luft war rein, Sertorio war noch nich wieder zurück und Ursus hoffentlich sobald auch noch nich. Bald darauf hörte ich Probus´Stimme hinter mir. "Ich auch!", rief ich zurück. Da die culina ja nich unbedingt mein Resort war, hatte ich auch nich so die Ahnung, was denn noch alles vorrätig war.
Zuerst holte ich mal zwei Becher und stellte sie auf einen Tisch,der an einer Wand stand und an dem drei Stühle ihren Platz hatten. Dann verschwand ich kurz in der Speisekammer. Mann, Mann, was da für´n Zeug rum hing! Schinken, tote Hasen und jede Menge Würste. Da konnte man richtig ins Schwärmen kommen! Die toten Hasen ließ ich da, wo sie war´n. Den Schinken und die Würste fand ich weitaus attraktiver. Mit dem Schinken und einigen Würsten kam ich in die culina zurück. Vom Schinken schnitt ich einige dünne Scheiben ab. Ob´s hier auch noch sowas, wie Brot gab? Irgendwie hatte ich da Pech. Naja, war auch nich schlimm, in der Not schmeckt die Wurst auch ohne Brot!
"Tja, Brot gibt´s keins, aber dafür Wurst und Schinken," sagte ich zu Probus, der jetzt auch in der culina angekommen war. -
Ich folgte Caelyn in die Casa. Mit großen Augen blickte ich mich um, denn es war das erste Mal, dass ich die Unterkunft eines Tribuns von innen sah. Der wohnte ja, als würde er in einem großen Haus in der Stadt wohnen, dachte ich erstaunt. In der Tat unterschied sich seine Casa kaum von einem gewöhnlichen Haus. Nach monatelangem Leben im Contubernium kam es mir vor, als würde ich durch einen kleinen Palast schreiten. Tribun müsste man sein, dachte ich neidisch. Wenn ich überlegte, auf wie wenig Platz wir Legionarii dagegen unser Dasein fristen mussten.
Caelyn war aus meinem Blickfeld verschwunden. Scheinbar war sie schon in die Culina gehumpelt, um alles vorzubereiten. Ich folgte einfach den Geräuschen und kam schließlich in der Küche an. Caelyn stand dort mit einigen Würsten und einem riesigen Schinken in den Händen da.
„Kein Brot?“, fragte ich sie mit gespielter Enttäuschung. „Wenn es denn sein muss, wird es so gehen müssen.“, sagte ich danach grinsend zu ihr. Ich ging zum Tisch und lehnte mein Scutum und mein Pilum an die Wand. Dann setzte ich mich auf einen Stuhl und sah Caelyn wieder an.„Worauf wartest du? Ich sterbe vor Hunger.“, sagte ich zu ihr. Da ich auf dem Fest nichts gegessen hatte, spürte ich tatsächlich ein kleines Loch in meinem Magen, das gut gefüllt werden wollte. Dann nahm ich eine der Flaschen vom Tisch, öffnete sie und goss die beiden Becher voll. Ich nahm mir einen.
„Na dann, lass uns zusammen anstoßen. Auf was auch immer!“, sagte ich mit einem breiten Grinsen zu ihr.
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Hoffentlich konnte er diese schicksalsbehaftete Begebenheit, die Wurst ohne Brot essen zu müssen, mit ´nem ordentlichen Schluck Wein runterspühlen. "Ich kann ja noch ma nachseh´n. Vielleicht find ich ja doch noch ´n Krümelchen Brot!" Armer Kerl, jetzt hatte der den ganzen Tag Dienst schieb´n müssen und bekam nich ma was ordentliches zu beißen.
Jetzt fing er auch noch an zu drängeln. Ich sebelte ja den Schinken schon so schnell, ich konnte. Zwei Teller stellte ich auch schon bereit, auf die ich dann je zwei Würstchen und einige Scheiben vom Schinkens legte.
"Ja, ja! Ma langsam mit den jungen Pferden! Ich mach ja schon! Willste nich erst ma dein ganzes Zeug ablegen? Könnt mir ja vorstell´n, dass das total unbequem in so ´ner Rüstung is, oder?", sagte ich grinsend.Irgendwie fehlte da noch aus auf´m Teller. Das war´n einfach zu viele Proteine und zu wenig Grünzeug! Hatt´n wir nich noch irgendwo ´n paar Oliven vergraben? Ich humpelte noch ma in die Speisekammer und sah nach.
Kurze Zeit später kam ich mit ´ner Schale Oliven und ´nem halben Brot zurück. "Probus, der Abend ist gerettet! Ich hab´ noch Brot gefund´n," rief ich ihm euphorisch zu. Dann, endlich hatte ich ma Zeit, mich zu ihm zu setzen. Ich griff nach mein´m Becher und prostete ihm zu. "Auf den Abend!" ....und darauf, dass keiner zu früh nach Hause kommt und rumnervt, dachte ich noch. Ich nahm ´nen kräftigen Schluck von dem lecker Stöffchen. "Mhm, auch nich schlecht. Ist zwar keiner aus der Gegend wo ich her komm´aber is durchaus trinkbar," sagte ich fachsimpelnd, obwohl ich eigentlich von Wein nich die große Ahnung hatte. -
An der Casa des Tribunus angekommen, stieg ich von meinem Pferd, was in diesem Moment wie eine Wohltat war. Ich drückte Matrinius die Leine des Pferdes in die Hand und machte mich an der Tür der Casa bemerkbar.
>Klopf, klopf< -
Schließlich erreichten wir die Casa des Tribunus und stiegen von unseren Pferden ab.
Während Maecenas begann, sich an der Tür bemerkbar zu machen, band ich die drei Pferde an einem in der Nähe stehenden Mast fest.
Dann warteten Louan, Maecenas und ich an der Tür auf ein Lebenszeichen von innen. -
Meine Fragen blieben unbeantwortet. Unbeeindruckt dessen, hatte Maecenas an der Tür der casa geklopft und wartete, bis sich etwas tat.
Mir ging es genauso. Ich starrte voller Spannung auf die Tür. Mein Herz pochte vor Erwartung, wer gleich hinter dieser Tür erscheinen würde. -
Mensch, wer war das denn schon wieder? Hier ging´s heut zu, wie im Taubenschlag. Schon wieder war einer an der Tür. Also ließ ich alles steh´n und lieg´n und ging nachseh´n. "Ja, ja! Ich komm ja schon!"
Ich war schon´n bisschen genervt, wegen der vielen Klopferei. Dementsprechend unfreundlich öffnete ich die Tür. "Ja, was gibt´s?" Zuerst sah ich den Typen, der vor einiger Zeit bei Ursus im officium war, dann viel mir noch ein anderer Fremde ins Auge und dann... galubte ich ´nen Geist zu seh´n. Zuerst stieß ich ´nen spitzen Schrei aus, weil ich nich anders konnte. Dann brauchte ich ´nen Augenblick, bis ich endlich begriff, dass das kein Traum war. "Louan!" schrie ich und viel meinem Bruder um den Hals. -
Zitat
Original von Caelyn
Kurze Zeit später kam ich mit ´ner Schale Oliven und ´nem halben Brot zurück. "Probus, der Abend ist gerettet! Ich hab´ noch Brot gefund´n," rief ich ihm euphorisch zu. Dann, endlich hatte ich ma Zeit, mich zu ihm zu setzen. Ich griff nach mein´m Becher und prostete ihm zu. "Auf den Abend!" ....und darauf, dass keiner zu früh nach Hause kommt und rumnervt, dachte ich noch. Ich nahm ´nen kräftigen Schluck von dem lecker Stöffchen. "Mhm, auch nich schlecht. Ist zwar keiner aus der Gegend wo ich her komm´aber is durchaus trinkbar," sagte ich fachsimpelnd, obwohl ich eigentlich von Wein nich die große Ahnung hatte.Eigentlich hatte ich das mit dem Brot nur aus Scherz gesagt, aber sie schien es ernst zu nehmen. „Das war doch nur ein Scherz. Würste und Schinken reichen völlig aus. Wenn du wüsstest, was wir jeden Abend essen. Da sind das hier die reinsten Leckereien“, sagte ich zu ihr. Seit Lupus bei den Equites war, waren die Kochkünste in unserem Contubernium rapide gesunken.
Als ich ihre Hektik bemerkte, fing ich an zu lachen. Natürlich hatte ich Hunger. Jetzt mehr denn je, wo das Essen doch praktisch vor meiner Nase war. Dann fragte sie mich, ob ich nicht meine Rüstung ablegen wollte. Verwundert sah ich sie an. Denn in Wirklichkeit hatte ich mich mittlerweile so an das Tragen der Lorica gewöhnt, dass ich sie kaum noch wahrnahm. Selbst den Helm hatte ich noch nicht abgenommen. Ich überlegte kurz und zuckte mit den Schultern.
„Warum eigentlich nicht. Wenn wir hier schon so gemütlich beisammen sitzen, muss ich sie nicht unbedingt an haben.“, antwortete ich ihr grinsend. Ich öffnete die Lederriemen am Helm, nahm ihn vom Kopf und legte ihn auf den Tisch. Dann stand ich auf, nahm den Gladius ab und hängte diesen am Tragegurt über die Stuhllehne. Nachdem ich den Gürtel abgenommen hatte, öffnete ich die Verschlüsse der Lorica. „Dabei musst du mir jetzt helfen. Denn alleine bekommen ich die Lorica nicht ausgezogen.“, sagte ich zu ihr. Nun, das war eine glatte Lüge. Aber woher sollte sie das wissen. Es war für mich nur bequemer so und außerdem würde sie auf diese Weise mal etwas näher zu mir kommen.
Dann verschwand sie wieder. „Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?“, rief ich ihr ungeduldig hinterher. Ich wollte endlich essen. Da kam sie mit Brot und Oliven in die Culina zurück und hielt sie triumphierend in den Händen. Also war doch Brot in der Casa! „Na dann hätte ich gerne ein Stück davon.“, sagte ich lächelnd. Endlich setzte sie sich und wir prosteten uns zu.
„Auf den Abend!“, wiederholte ich schelmisch grinsend ihren Trinkspruch und nahm einen kräftigen Schluck vom Wein. Er war gut. Kein Wunder. Hatte ich doch mal einen etwas besseren gekauft, um etwas Eindruck auf Caelyn zu machen. Auf die Worte von ihr zuckte ich mit den Schultern.
„Ich kenne mich mit Wein nicht aus. Entweder er schmeckt mir oder nicht. Und dieser schmeckt mir sehr gut.“ Ich nahm noch ein Schluck. Allerdings sollte ich langsamer trinken. Schließlich hatte ich noch nicht allzuviel im Magen. Nicht, dass ich später sturzbesoffen war und mich vielleicht der Centurio erwischte.„Erzähl mal, woher kommst du eigentlich?... Ja, ich weiß aus Gallien. Aber woher genau? Und wie hat es dich hierher verschlagen?“, fragte ich Caelyn neugierig und lehnte mich auf dem Stuhl zurück.
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"Ach ja?" fragte ich ginsend, als ich das Brot auf schnitt. Ich glaubte ihm ja kein Wort. Wer half ihm denn sonst immer, wenn er seine Lorica auszog? Oder schlief er etwa in dem Ding? Seinen Helm hatte er ja alleine abzieh´n können und was darunter zum Vorschein kam, war gar nich so übel!
Aber ich war ja gar nich so! Also ging ich zu ihm hin und half ihm mit seiner Rüstung. "Puh, das is ja ganz schön schwer! Wie kann man nur den ganzen Tag mit so was rum laufen?"... und dann auch noch die halbe Welt erobern?
Zwangsläufig war ich Probus dabei näher gekommen. War´s das, was er beabsichtigt hatte? Ich musste ja gesteh´n, mir war´s nich so unangenehm. Im Gegenteil. Ich fand´s seltsam schön.
"Ich komm aus Augustodunum. Das is ´ne Kleinstadt in Gallia Lugdunensis. Naja, da hab ich bis vor ungefähr´nem Jahr gewohnt. Und dann is was blödes passiert," begann ich zu erzählen auch wenn ich darüber eigentlich jetzt nich wirklich sprechen wollte. Schließlich wollt ich ihm nich gleich erzählen, dass ich ma ´ne Diebin war. "Mein Bruder und ich, wir hab´n auf der Straße gelebt, nachdem uns´re Mutter gestorben war. Wir hatten kein Zuhaus mehr und wir musst´n uns so durchschlag´n. Naja und irgendwann is mir dieser blöde Sklavenhändler zum Verhängnis geworden. Der hat mich nach Rom gebracht. So bin ich zu Ursus gekomm´n. Und jetzt bin ich hier." Mir war das ja schon ´n bisschen peinlich.
Endlich hatte ich die ganzen Lederriemchen auseinander gefriemelt und konnte ihn jetzt von diesem Ding befreien. -
Zitat
Original von Caelyn
Mensch, wer war das denn schon wieder? Hier ging´s heut zu, wie im Taubenschlag. Schon wieder war einer an der Tür. Also ließ ich alles steh´n und lieg´n und ging nachseh´n. "Ja, ja! Ich komm ja schon!"
Ich war schon´n bisschen genervt, wegen der vielen Klopferei. Dementsprechend unfreundlich öffnete ich die Tür. "Ja, was gibt´s?" Zuerst sah ich den Typen, der vor einiger Zeit bei Ursus im officium war, dann viel mir noch ein anderer Fremde ins Auge und dann... galubte ich ´nen Geist zu seh´n. Zuerst stieß ich ´nen spitzen Schrei aus, weil ich nich anders konnte. Dann brauchte ich ´nen Augenblick, bis ich endlich begriff, dass das kein Traum war. "Louan!" schrie ich und viel meinem Bruder um den Hals.Ursus lag auf einer bequemen Cline im Tablinum und döste vor sich hin, einen Becher verdünnten Weines in einer Hand, den Unterarm des anderen Armes locker über den Augen liegend, als ein spitzer Schrei ihn auffahren ließ. Wäre es nicht gerade Caelyn, so hätte er angenommen, eine Maus oder eine Spinne hätte diesen Aufruhr verursacht. Doch er wußte, daß beides seine Sklavin nicht derart schrecken konnte. Ein zweiter Schrei folgte. Sie schrie ein Wort, das er wegen der Entfernung nicht identifizieren konnte. Der Weinbecher landete hart auf dem Tisch, so daß das kostbare Naß etwas überschwappte, und Ursus eilte aus dem Tablinum heraus, durch das Atrium, bis zur Tür, wo der Schrei wohl hergekommen war. Er trug nur eine bequeme Tunika, die locker gegürtet war, immerhin hatte er heute schon hartes Training hinter sich und eigentlich nichts mehr vorgehabt außer essen und ausruhen.
"Was in aller Götter Namen ist ...?", donnerte er los, noch während er sich eiligen Schrittes näherte, die Fäuste bereits geballt, um seine Sklavin vor was auch immer zu retten. Doch als er heran war, erkannte er die Situation. Caelyn in enger Umarmung mit einem jungen Burschen. Und dabei die beiden Männer, die er mit der Suche nach Caelyns Bruder beauftragt hatte. "Oh, ihr seid das. Na, das ging ja erstaunlich schnell. Bitte tretet doch ein. - Und Du bist Louan, ja?" Er musterte den Jungen und war auf den ersten Blick nicht allzu begeistert. Doch natürlich hatte er auch nichts anderes erwartet. Louan war ein Straßenbengel. Und es war noch die Frage, ob je etwas anderes aus ihm werden konnte. "Na, kommt schon herein, alle Mann. Bei einem Becher Wein und einem kleinen Imbiß redet es sich leichter. - Caelyn, ich denke, das Triclinium ist der rechte Ort." Auch wenn er Verständnis für die Wiedersehensfreude hatte, so durfte sie darüber nicht ihre Pflichten vergessen. Immerhin hatte er hier kein weiteres Personal, das ihre Arbeiten übernehmen konnte, da Sertorio sicherlich in der Küche schwer beschäftigt war.
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Dann ging endlich die Tür auf! Ich konnte es kaum glauben! Da stand Caelyn in der Tür. Sie lebte und sah gut aus. Sie hatte eine feine Tunika an und ihr Haar war hochgesteckt. Und sie war vorwitzig, wie immer! Doch dann schrie sie, als sie mich sah! Aber noch ehe ich mich versah, fiel sie mir um den Hals. Sie weinte. Ihre Tränen sogen sich in meine Tunika und meine Augen waren auch ganz feucht. "Caelyn! Ich bin so froh, dass du lebst!"
Plötzlich erschien in der Tür ein Mann und fing an,zu schimpfen. Ich sah auf und betrachtete ihn mir kritisch. Wer war das, fragte ich mich. Er kannte meinen Namen. "Caelyn, wer is der Typ da?"fragte ich meine Schwester.
Inzwischen hatte er uns herein gebeten und uns Wein und einen Imbiss angeboten- im Triclinium. Caelyn hatte so eigenartig reagiert, als sie seine Stimme gehört hatte. Wieso hatte sie sich so schnell von mir gelöst? Ich verstand jetzt überhaupt nichts mehr."Caelyn, was is los?" Dieser Mann musterte mich von oben bis unten und mir fiel dieser mißfallende Blick auf. Was hatte er gegen mich oder was gefiel ihm nicht an mir? Mir gefiel auch nicht so sehr, was ich sah. Ich fragte mich, in welcher Beziehung dieser Mann zu meiner Schwester stand. Sie war doch nicht verheiratet und das war ihr Mann? Ich hätte mir da schon lieber einen anderen Schwager gewünscht.
Noch zögernd trat ich ein und sah Caelyn noch nach, die ganz plötzlich verschwand. "Wo, wo geht sie denn hin?"
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