[Casa] Tribunus Laticlavius Titus Aurelius Ursus

  • Oh Mann, das klang ja nach´nem echten Familiendrama! Ich stellte sofort das Tablett ab und setzte mich... und das war auch gut so, denn was ich jetzt zu hör´n bekam, das hätt mich doch beinah vom Hocker gerissen!
    "Echt?" fragte ich erstaunt, winkte aber gleich ab. "Den blöden Sack hat´s also tatsächlich dahin gerafft. Naja, auch nich schlimm. Das kommt eben davon, wenn man sich wegen jedem Scheiß so aufregt. Da spielt eben irgendwann das Herz nich mehr mit." Ich wusste ja, dass Ursus das nich so toll fand, wenn ich so ordinäre Sachen sagte, mir fiel aber nix besseres ein.
    Aber der dickste Hammer kam erst noch, namlich als er weiter sprach.
    Mir blieb das Kichern um Halse stecken, als er von der Sache mit Fhionn sprach. "Nee, das..das gibt´s doch nich! Das..das kann doch nich.. du irrst dich bestimmt. Nich Fhionn!" Ich war völlig fertig. Das glaubte ich einfach nich. Doch nich Fhionn, die keiner Fliege was zu Leide tun konnte! Die war doch immer so still.
    "Und Fhionn is jetzt auch...tot? Ich traute mich das gar nich auszusprechen, weil ich´s nich glauben wollte und konnte. Mir schossen die Tränen in die Augen und ich konnt mich nich mehr beherrschen. Der Tag war für mich gelaufen, noch ehe er richtig begonnen hatte.

  • Hilflos sah Ursus mit an, wie die Nachrichten langsam den Verstand der jungen Frau erreichten. Und wie sie Verzweiflung, Unglauben und zweifellos auch Trauer auslösten. Er wußte kaum, was er sagen sollte. Schließlich hatte er selbst nicht viel anders reagiert und es ebenfalls gar nicht fassen können. "Ich fürchte, es ist so, Caelyn. Fhionn war noch nicht tot, als der Brief Rom verließ. Doch ich fürchte... ich wüßte nicht, wie es anders sein könnte. Es tut mir leid. Ich weiß, daß Du sie sehr gern gehabt hast. Und ich weiß... daß Matho... nun, daß er seinen Tod sicher selbst verschuldet hat." Er stand auf und trat neben sie, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen und sanft zu drücken. Er wußte nicht, wie er sie sonst hätte trösten sollen.

  • Ich war fassungslos und heulte leise vor mich hin. Ne ganze Weile konnt ich nichts sagen. Immer wieder wiederholten sich Ursus Worte in meinem Kopf. Ja, ich hatt sie gern gehabt. Sie war eine von denen, die nett zu mir war´n, als alle andern nichts von mir wissen wollten und ich wusste, dass sie ´ne Scheissangst vor Matho hatte. Was muss der nur gemacht haben, dass sie so was machte?
    "Is es ganz sicher, das sie´s war? Sie hat doch so ´ne Angst vor ihm gehabt. Zu so was war die doch gar nich fähig!" Ich erinnerte mich wieder an den Tag, an dem Siv abgehau´n war und an dem ich die Villa besuchte. Da hatte ich Fhionn getroffen und da war sie voller Angst, wegen Matho.
    Zum Schluß hatte Ursus aber noch was gesagt, was mich stutzig machte. Er sagte, Matho hätte seinen Tod selbst verschuldet. "Warum musste Fhionn dann deswegen sterben?" kam´s mir so rausgeplatz. "Klar, ´ner Sklavin glaubt man nich!" Ich spürte immer noch Ursus´ Hand auf meiner Schulter. Anfangs fand ich es ´ne nette Geste, aber auf einma wurde es unerträglich für mich. "Bitte, lass mich!" sagte ich völlig entgeistert und stand auf.

  • "Weil Corvinus es nicht wissen kann, wenn er tatsächlich meinen Brief nicht erhalten hat. Und nein, einer Sklavin glaubt man nicht. Nicht einer, die Blut an ihren Händen kleben hat." Er sprach leise und seinem Tonfall war anzuhören, daß ihn diese Angelegenheit ebenfalls mehr als getroffen hatte. Natürlich nahm er die Hand von ihrer Schulter, als sie sich dagegen wehrte. Er verstand ja, was sie bewegte. Wie sehr diese Sache sie selbst daran erinnern mußte, was für einen Stand sie selbst ebenfalls inne hatte. Ursus hielt sie nicht zurück.

  • Ich fand´s echt zum kotzen! Am liebsten wär ich weggerannt, zu Probus und hätt ihm alles erzählt. Aber der hätt mir auch nich helfen können. Wahrscheinlich hätt er sogar das gleiche wie Ursus gesagt.
    Diese ganze Scheiß- Welt war so ungerecht!
    Ich wischte meine Tränen mit dem Handrücken aus mein´m Gesicht und nahm das Tablett wieder auf und verteilte alles wort- und ausdruckslos auf dem Tisch. Ich hatte so die Nase voll, von allem! Mir graute es schon, wieder nach Rom zurück zu müssen.
    "Hast du noch´nen Wunsch, dominus?" fragte ich lustlos, hob dabei aber bewusst das dominus hervor.

  • Ursus blickte sie mit gerunzelter Stirn an. War es denn seine Schuld, daß die Welt war, wie sie war? Er seufzte. "Nein. Geh nur." Es war zwecklos, jetzt noch irgend etwas dazu zu sagen. Sie würde nicht richtig zuhören. Vielleicht heute Abend, wenn sich der Schock etwas gelegt hatte.


    Lustlos setzte er sich wieder und griff lustlos nach einem Stück Brot. Obwohl er fühlte, daß sein Magen nach Nahrung verlangte, war ihm nicht nach essen. Nur der Gewohnheit wegen biß er ab, doch das Brot schmeckte fad heute morgen. Was sicher nicht am Brot selbst lag. Wäre es denn besser gewesen, ihr nichts zu sagen? Nein, er fand immer noch, daß es richtig war, ihr jetzt schon zu sagen, was geschehen war. Alles andere wäre ein Vertrauensbruch, den sie nicht verdient hatte.

  • Gut, dann hatt ich ja hier auch nix mehr verloren. Ich griff wieder nach dem leeren Tablett und wollte es an mich nehmen. Aber dann verlor ich die Beherrschung. Das, was ich eigentlich vermeiden wollte, passierte ausgerechnet hier! Ich war schon schlecht drauf, wegen der Abreise und jetzt auch noch die Sache mit Fhionn. Da hielten meine Nerven nich stand. Ich fing bitterlich an zu schluchzen und auch die Tränen liefen wieder. Schnell, dachte ich. Schnell raus hier!

  • Mit Bestürzung sah Ursus Caelyns Ausbruch. Er ließ das Stück Brot fallen, das er in der Hand gehalten hatte. Stand auf und ging zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen. Einfach, um sie zu trösten. Er dachte sich nichts weiter dabei. Er wollte ihr nur ein wenig Halt geben, eine Schulter zum weinen. Und ihr zeigen, daß sie nicht allein war mit ihrem Kummer. Doch er sagte nichts. Jedes Wort wäre hier zuviel gewesen. Jedes Wort wäre hier falsch gewesen. Zumindest kam es ihm so vor.

  • Das war wirklich das Beste, was er tun konnte! Mich in die Arme zu nehmen und diesmal war es so ganz anders, wie früher, als ich noch geglaubt hatte, seine Aufmerksamkeit erregen zu müssen. Aber insgeheim wünschte ich mir, es wär Probus, der mich hielt. Allein schon der Gedanke daran, in den nächsten Tagen abreisen zu müssen und ihn aller Wahrscheinlichkeit nach, nie wieder sehen zu können, ließ meine Tränen nicht versiegen. Was konnt ich denn nur tun? Gar nix konnt ich tun. Ich musste es einfach geschehen lassen, so wie Fhionn, die nix tun konnte, als man sie hingerichtet hatte. Arme Fhionn! Was das für Qualen gewesen sein mussten. Da bogen sich bei mir die Zehennägel um, wenn ich daran denken musste.

  • Sim-Off:

    sorry, der ist mir irgendwie durchgerutscht, ich dachte, ich hätte schon geantwortet :(


    Sanft drückte Ursus seine Sklavin an sich, damit sie sich ausweinen konnte. Was konnte er schon tun oder sagen, um sie zu trösten? Nichts weiter, als sie festhalten und sanft streicheln. Irgendwann würde sie darüber hinwegkommen. Doch was für Narben würde dieser Schmerz hinterlassen? Obwohl er sie festhielt, obwohl sie sich so nahe waren wie selten, hatte Ursus das Gefühl, daß diese Angelegenheit - obwohl er daran ja gar keine Schuld trug - den Graben zwischen Caelyn und ihm weiter vertieft hatte. Es hatte ihr bewußter gemacht, was sie war. Wie sehr ihr Leben von ihm abhing. Zumindest glaubte er, daß es so war.

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