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    Elena war, wie eigentlich meistens, bester Laune. Es war ein schöner Frühlingstag – zwar zwitscherten keine Vögel, nicht hier auf den Märkten, viel mehr drang das Geschrei der Händler an ihre Ohren, die ihre Ware los werden wollten, aber das tat ihrer fröhlichen Stimmung keinen Abbruch. Die Sonne schien, insgesamt wurden die Tage heller und wärmer, und sie liebte es einfach über den Markt zu streifen und einzukaufen. Was für ein Jammer, dass ihre Herrin dem nicht ganz so viel Vergnügen abgewinnen konnte wie sie selbst, ganz im Gegenteil. Einkaufen war für Seiana mehr eine lästige Pflicht als ein Genuss, meistens jedenfalls, und sie zog es in der Regel vor, ihre Besorgungen so schnell wie möglich zu erledigen, abgesehen von seltenen – in Elenas Augen lichten – Momenten, in denen sie sich zu einem ausgedehnten Bummel überreden ließ. An dem sie dann aber, auch wieder meistens jedenfalls, doch ihren Spaß hatte. Nun ja, vielleicht lag es gerade daran, dass diese Momente so selten waren, dass Seiana das Einkaufen dann genoss… Wie auch immer, ginge es nach Elena, dann würden sie und ihre Herrin viel öfter durch die verschiedenen Geschäfte streifen – gemessen an den Unmengen an Sesterzen, die sie wahrscheinlich dann dort lassen würde, war es ganz gut so, dass es eben nicht nach Elena ging.


    Allerdings wusste Seiana, dass ihre Sklavin wesentlich mehr Freude daran hatte einkaufen zu gehen, und so sorgte sie dafür, dass Elena bei den regelmäßigen Einkäufen für die Casa Decima ebenfalls dabei sein konnte oder sie sogar ganz übernahm, wenn Candace oder ihre Helfer keine Zeit dafür hatten. Heute war so ein Tag, an dem sie das Kommando hatte 8) Und das war umso mehr ein Grund für sie, es zu genießen. Darüber hinaus wurde sie heute nicht nur von zwei Sklaven begleitet, die die normalen Einkäufe dann nach Hause tragen würden, sondern auch von dem Parther und dem Griechen, für die sie unter anderem neue Tuniken besorgen sollten. Sie hatten die allgemeinen Einkäufe gerade erledigt, zuletzt bei einem Obsthändler, mit dem sich Elena, wie schon mit einigen anderen zuvor, eine hitzige Diskussion darüber geliefert hatte, welche Waren er ihnen für welchen Preis andrehen wollte. Letztlich versuchten die Verkäufer immer, zuerst das loszuwerden, was von geringerer Qualität war, aber Elena gehörte nicht zu denen, die sich leicht übers Ohr hauen ließen, ganz im Gegenteil. Auch wenn sie nicht immer einen Blick dafür hatte, was den genannten Preis wirklich wert war, war es gerade das Feilschen mit den Händlern, was sie mitunter so am Einkaufen liebte. Sie drehte sich zu Ziaar und Sias um und strahlte die beiden an, voller Vorfreude darauf, sie einkleiden zu können. „So, und jetzt zu euch beiden“, grinste sie. Sie sprach Griechisch, nicht wirklich fehlerfrei und mit Akzent, aber soweit sie es wusste, fiel es Ziaar nach wie vor leichter, sich in dieser Sprache als in Latein zu verständigen – und Sias konnte es ohnehin nur recht sein. „Dann wollen wir mal loslegen, hm?“

  • Ganz im Gegenteil zu Elena war Ziaar weniger guter Laune. Die Stadt stellte sich als niveauvoller heraus, als ihnen damals immer erzählt worden ist, auch wenn die größtenteils einfarbigen Gebäude eher triest und öde wirkten. Daher war seine Begeisterung gering, als man ihm mitteilte, dass er mit auf dem Markt sollte. Noch geringer wurde die Begeisterung, als er das Wort „einkleiden“ vernahm. Die Götter mussten heute mal wieder keinen Sinn für Humor haben, schoss es ihm durch den Kopf, als er sich durch den überfüllten Markt schob. Zumindest waren die meisten der Römer hier nicht gerade in der Lage, ihm groß im Weg zu stehen, wodurch er relativ gut im Getümmel voran kam. Eher desinteressiert sah er den Sklaven dabei zu, wie sie die Einkäufe erledigten und mit den Händlern feilschten. Sklaven die feilschten … Rom musste ja eines Tages untergehen. Aus dem Augenwinkel musterte Ziaar den anderen Sklaven, der anscheinend ebenfalls das Glück hatte mit neuer Kleidung bestückt zu werden. Ein eher dürres Kerlchen, wobei Ziaar eher erwartet hätte, das man zumindest etwas Personal zum Schutze der reströmischen Bevölkerung mitschickte. Aber stattdessen streute man stetig aufs neue Salz in die Wunde, die Ziaar’s Stolz ehh schon hatte.
    Nach einer halben Ewigkeit, so kam es Ziaar zumindest vor, waren sie endlich mit dem Einkauf fertig. Nunja, fast. Ziaar sollte immerhin noch neue Kleidung bekommen und diese nervliche Zerreisprobe stand ihm nun unmittelbar bevor.


    ~"Hmm, müssen wir wohl, nicht?"~


    Entgegnete Ziaar eher griesgrämig. Er sprach ein kurzes Stoßgebet zu Ahura Mazda, in der Hoffnung, dass sie es kurz und schmerzlos machen würde. Und leise murrte er in seiner Muttersprache weiter ...


    -"Am besten kaufen wir gleich noch etwas Seil, damit ich mir einen Strick draus drehen kann ... dann hat das Trauerspiel ein Ende."-

  • ~~ Derweil bei Guccius ~~


    An jenem Tag war ich einmal mehr mit einem kleinen Aufgebot an flavischen Sklaven in der Stadt unterwegs. Meine Sänfte hatte sich in Richtung Guccius bewegt. Eigentlich ein erfreuliches Ziel, sollte man meinen. Jedenfalls für mich, die ich es liebte, ein kleines oder gar ein mittleres Vermögen auszugeben um dafür dann anschließend mit der exquisitesten Mode und dem ausgefallensten Schmuck den Heimweg antreten zu können. Allerdings lag die Sache heute etwas anders. Heute galt es, ein Geschenk für meinen Bruder zu kaufen zu kaufen! Ich wollte ihn mit etwas ganz besonderem überraschen und genau das machte die Sache so schwierig! Ich war schon am verzweifeln! Die Ansammlung an Mittelmäßigkeit, die die Märkte Roms heute boten, war riesengroß. So sollte Guccius meine letzte Hoffnung sein. Aber es war nicht zu fassen! Allesamt unfähig, waren sie bei Guccius! Niemand konnte mich vernünftig beraten. Alles, was man mir zeigte war nur mittelprächtig. die wenigen Stücke, die mir zusagten, hätte ich gerne am Körper eines attraktiven Jünglings gesehen, der die Statur Lucanus´ hatte. Doch aussichtslos! Ein Königreich für einen Sklaven, dachte ich.
    "Ylva, schaff mir einen Sklaven her!" Völlig entnervt hatte ich meine Sklavin angefaucht, die allerdings von meinem Wunsch heillos überfordert war. Sie sah mich nur fragend an. "Nun gehe nach draußen und suche mir einen, der Lucanus´ Gestalt hat. Das wird ja wohl nicht so schwierig sein! In Rom gibt es abertausende von Sklaven." Ich lugte zur Tür hinaus und dabei fiel mir eine kleine Gruppe aus drei Sklaven auf, eine junge Frau und zwei Männer. Sie taten sich gerade an den Restposten der vergangenen Jahres gütlich, die man vor dem Laden platziert hatte, um so das weniger kaufkräftige Publikum anzulocken. "Da draußen! Hol mir den da!" Ich zeigte auf den dunkelhaarigen Sklaven. Ylva, die von ihrem Auftrag mehr als peinlich berührt war, ging nach draußen. Was sollte sie auch anderes tun, als dem Willen ihrer Herrin zu folgen?
    Vor dem Laden sprach sie den jungen dunkelhaarigen Mann an. "Meine Herrin, die ehrenwerte Flavia Celerina wünscht dich zu sprechen! Komm bitte mit!"

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    Elena grinste breit, als sie den eher mürrischen Kommentar des Parthers hörte. „Ja. Müssen wir.“ Sie nickte den anderen Sklaven zu, die erst sie, dann Ziaar, dann wieder sie etwas zweifelnd ansahen. Elena dagegen machte nur eine unwillige Handbewegung und drehte sich dann um. Im Gegensatz zu den Sklaven – und vermutlich auch sonst so ziemlich jedem – machte sie sich nicht die geringsten Gedanken darüber, was der Parther anstellen könnte, wenn er erst einmal allein mit ihr und dem Griechen unterwegs war. Die anderen zuckten schließlich nur mit den Achseln, allerdings verschwanden nur ein paar mit den Einkäufen in der Menge, zwei blieben nach wie vor bei ihnen, was Elena aber geflissentlich und sehr gekonnt ignorierte. Sie warf Ziaar einen kurzen Seitenblick zu, als dieser etwas Unverständliches vor sich hin brummte, und stieß ihm dann leicht ihren Ellenbogen in die Seite. „Na komm schon, zieh nicht so ein Gesicht. Einkaufen macht Spaß, das wirst du schon merken.“


    Sie gingen über den Markt in Richtung des Bereichs, in dem Kleidung verkauft wurde, passierten einige Geschäfte, in die Elena zwar zu gern einen zweiten Blick geworfen hätte, sich aber zusammenriss und es nicht tat. Diese verkauften schlicht und ergreifend keine Kleidung, die für Sklaven angemessen wäre, und davon abgesehen waren sie einfach zu teuer – in diesem Punkt stimmte Elena mit ihrer Herrin durchaus überein, auch wenn sie sonst nicht ganz begriff, was Seiana gegen ausgiebiges Einkaufen einzuwenden hatte. Bevor sie allerdings zu den Geschäften kommen konnten, in denen sie erschwinglichere Sachen kaufen konnten, trat ihnen auf einmal eine Frau in den Weg, offenbar ebenfalls eine Sklavin, und sprach den Parther an. „Wie, was, wer? Moooment…“ Elena sah die andere stirnrunzelnd an. „Wer will was von ihm? Und warum? Wir sind nicht irgendwelche Sklaven, die irgendjemand rumkommandieren kann…“ Was auch stimmte. Sie gehörten der Decima, niemand, auch keine Flavia, konnte einfach über sie verfügen, außer ihren jeweiligen Herren und deren Verwandten. Irgendwo hatte man ja auch seinen Stolz.

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    Wie man sich natürlich vorstellen konnte, war dieser Auftrag ihrer Herrin Ylva mehr als peinlich! Immer war sie es, die diese unangenehmen Dinge erledigen mußte. Aber da mußte sie jetzt einfach durch! Sie konnte auch die Einwände der Sklavin verstehen und sie wußte auch, sie hätte in einem solchen Fall genauso gehandelt. Aber Auftrag war nun mal Auftrag und Ylva konnte sich lebhaft vorstellen, was ihr blühte, wenn sie unerledigter Dinge wieder zurück zu ihrer Herrin kommen würde.
    "Ja, ja, is ja schon gut! Aber mit ihr is heut net zu spaße, die is heut uff hundertfuchzig, wenn de verschehst, was isch mein!" Yvla gab sich heute richtig viel Mühe, mit einer einigermaßen verstänlichen Sprache aufzuwarten. "Meine Herrin will was für ihr´n Bruder kaufe, abber sie wääs net, wie ihm was steht, deshalb braucht sie einen der die Kleider anprobiert! Bitte tut mir den Gefalle, sonst muß isch misch mit der widder rum ärgern!" Mitleidserregend sah sie die junge Frau an und hoffte inständig, sie und der junge Mann würden ihrer Bitte nachkommen.


    ~~ Währenddessen...~~


    Ungeduldig wartete ich im Laden. Einer der Sklaven hatte mich mittlerweile mit einem Getränk versorgt. Doch selbst das Eis Thules hätte nicht das auflodernde Feuer der immer größer werdenden Wut in mir löschen können. Noch einmal warf ich einen Blick nach draußen und sah, wie sich Ylva mit den Sklaven unterhielt. Was sollte das denn werden? Hielten die hier etwa ihr Kaffekränzchen ab? Nein, ich würde mir nicht die Blöße geben und zu explodieren, hier vor all den Leuten! Noch nicht! Doch Ylva würde schon sehen, was sie davon hatte, mich warten zu lassen.

  • Interessiert sah er zu wie ein Teil Sklaven davondackelte. Na hoffentlich wurde er nicht mal auch so. Einkaufen macht Spaß? Oh, ihr Götter. Klar und der Himmel war grün und Frauen nicht launisch... Aber Ziaar konnte ja nicht wirklich was dagegen ausrichten, und so trottete er, sich seinem Schicksal ergebend, hinter Elena her. Sie passierten einige Geschäfte, was Ziaar's Laune schonmal etwas hob. Umso mehr wurde er dafür jedoch von der Sklavin verwirrt, die ihn von der Siete ansprach. Völlig irritiert wandte er sich Elena zu, immerhin verstand er ja kein Wort, von dem was die Skalvin in Latein auf ihn einprasseln ließ.


    ~"Sag mal, was will die von mir, kannst du mir das sagen?."~

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    Elena runzelte leicht die Stirn, während sie versuchte, den schnellen Worten der anderen Sklavin zu folgen, die noch dazu eine grausige Aussprache hatte. Was sie aber sagte, erregte tatsächlich Elenas Mitleid. Die Flavia hatte definitiv kein Recht, fremde Sklaven herum zu kommandieren, aber sie gehörte offenbar zu denen, die so dachten – und ihre eigene Sklavin würde es ausbaden müssen, wenn sie einfach gingen. Elena unterdrückte ein Seufzen. Eigentlich hatte sie wenig Lust darauf, herumzustehen und zuzusehen, während andere den Spaß beim Einkaufen hatten, aber ein letzter Blick auf den mitleidsheischenden Blick der Sklavin, und Elena zuckte schließlich mit den Achseln. „Meinetwegen“, brummte sie vor sich hin, während sie sich an Ziaar wandte, der sie gerade auf Griechisch ansprach. „Na ja, sie will… also ihre Herrin will was für ihren Bruder kaufen, weiß aber nicht was ihm passt… Und sie will dass du die Sachen anprobierst. Hm.“ Elena kaute kurz auf ihrer Unterlippe herum. „Also nur dass du Bescheid weißt, wenn du nicht möchtest, musst du das nicht. Nur weil wir Sklaven sind, heißt das nicht, dass uns jeder Römer rumschicken kann wie’s ihm passt. Aber hier…“ Sie sah kurz zu der anderen Sklavin. „Na ja, ihre Herrin gehört wohl zu denen, die es denken. Wir könnten gehen, aber sie müsste es dann ausbaden, deswegen würd ich vorschlagen, machen wir’s einfach… Zeit genug haben wir. Was meinst du?“

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    Jede Minute, die verging, ließ Ylvas Hoffnung schwinden, ihren Auftrag erfüllen zu können. Die Sklavin die in Begleitung des parthischen Sklaven war, übersetzte für ihn, worum Ylva ihn gebeten hatte. Von dem, was sie sagte, verstand Ylva kein Wort. Griechisch war für sie, wie böhmische Dörfer. Doch achtete Ylva auf die Mimik des Parthers. Allerdings wurde sie daraus nicht schlau, wie er ihre Bitte aufnahm und ob er ihr sogar entsprechen würde.
    Mit einem unguten Gefühl im Magen blickte sie sich kurz in Richtung des Ladens um. Sie konnte ihre Herrin erkennen, die bereits ungeduldig im Laden auf und ab lief. Ylva wußte, was das bedeutete.
    Sie war schon im Begriff, in Panik auszubrechen, als sie sich doch noch einmal an die Sklaven wandte. "Bitte ihr müßt mir helfen! Die is schon richtig sauer! Un isch will gar net drüber nachdenke, was die mit mir macht, wenn isch ohne den zurück komm!" Ylva war mittlerweile am Rand der Verzweiflung angekommen. Ihre Verlegenheit war mittlerweile vollends der blanken Angst gewichen.

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