[Habitatio] Centurio Marcus Iulius Licinus

  • War das viel gewesen! Ich sah auf die vollgeschrieben Tabula in meiner linken Hand und dachte an die anderen, die in meinem Zimmer in einer Gaststätte hier in Mantua lagen.
    "So ist es", bestätigte ich.
    "Ich fang dann mal an zu fragen, ja? Also:
    Was hast du in deiner Kindheit, oder als du ein Jugendlicher warst, über das Exercitus Romanus gedacht? Hattest du dir je vorgestellt, mal in einer Legion zu dienen? Und warum denkst du, dass du es soweit geschafft hast? Was wirst du in der Zukunft tun? Hast du weitere Ziele?"

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ...


    "Rechne mit meiner Anwesenheit in Rom, wenn du in Rom bist. Solltest du irgendwo sein, bin ich bestimmt nicht weit. Ich werde Rom wohl die nächsten Monate kaum noch einmal verlassen. Wenn du es also erübrigen kannst, besuch uns doch in der Casa. Centho freut sich bestimmt auch darüber. - Sofern er da ist. Er hat ja immer so schrecklich viel zu tun." erklärte Corona. "Ich lasse Nicocholus ein Gasthaus für uns suchen. Es ist ja nur für eine Nacht." überlegte die junge Iulia dann laut. "In Mantua wird es schon etwas geben, wo wir nicht in einer Nacht von Wanzen zerfressen werden." Sie lachte leise, aber man sah ihr an, dass dies nicht nur scherzhaft gemeint gewesen war, sondern dass sie dies wirklich hoffte.

  • Zitat

    Original von Iulia Corona
    ...


    "Ich werde vorbeikommen, sowie es mein Dienst zulässt." versprach er nochmals und erhob sich dann, um Corona zu verabschieden.
    Dann gab er ihr noch einen letzten Tipp:
    "Ja, die gibt es. Aber nicht am Hauptmarkt.
    Schick ihn zu der kleinen Taberna in der Seitenstraße neben dem Merkurtempel. Die ist sauber und nicht überteuert. Zumindest nicht, wenn du dem Wirt sagst, dass er die Rechnung an mich schicken soll.
    Keine Widerrede, ich lade dich ein."

    sagte er schmunzelt, es freute ihn zu sehr mal wieder jemanden gesehen zu haben, auch wenn sie einige Missverständnisse gehabt hatten.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Lupus
    ...


    Licinus genehmigte sich noch einen Schluck auf die trockene Kehle. So viel hatte er schon lange nicht mehr geredet.
    "Welcher kleine Junge hat nicht mal "Römer und Barbar" mit seinen Freunden gespielt?" fragte zurück.
    "Aber das eigentliche Heer war immer weit von unserem kleinen Landgut entfernt. Zumindest als Kind hatte ich also eine eher verschwomme Vorstellung von den legiones. Als Jugendlicher wurde es dann genauer. Ich begann viel zu lesen, Archimedes und Tacitus zum Beispiel. So bekam ich ein klareres Bild und das Interesse wuchs, jedoch war es letztlich der Wunsch meines Vaters, mich bei der legio zu melden. Vielleicht sollte ich sagen, dass er vor mir meine Möglichkeiten hier erkannt hatte?
    Warum ich es so weit geschafft habe?"

    Das war eine ganz andere Frage, auf die Licinus keien definitive Antwort geben wollte.
    "Zum einen natürlich Zuverlässigkeit, wenn man eine Aufgabe bekommt muss man sie sowohl rasch als auch ordentlich erfüllen. Immer wieder Ideen präsentieren, aber auf keinen Fall unausgegorene. Und das Glück, Vorgesetzte zu haben, die mich unterstützten." Licinus sinnierte einen Moment weiter:
    "Ja, ich denke, dass dies entscheidende Zutaten sind.
    Und zu meiner Zukunft, nun, wie jeder centurio hoffe ich, dass ich eines Tages zum praefectus ernannt werde, aber ich bin noch recht jung, noch keine 15 Jahre bei den Adlern, also wird dies wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen."

  • "Gut, ich glaube das ist genug", sagte ich. "Ich werde dann mal sehen, wie ich das alles zu einem Artikel zusammenfasse, den zeige ich dir dann morgen."
    Wir verabschiedeten uns und ich verließ die castra.


    ~~~


    Am nächsten Tag saßen wir uns am Nachmittag wieder gegenüber. "Ich hab jetzt was geschrieben. Wie findest du das?", fragte ich und reichte ihm den Artikel.


    Wenn man an das Exercitus Romanus denkt, welche Befehlshaber fallen einem da als erstes ein? Natürlich der Kaiser, aber auch die Legaten, Präfekten und Tribune - die Ritter und Senatoren, welche die verschiedenen Einheiten kommandieren. Aber was ist mit den Bürgern, die nicht geadelt wurden und auch keine Senatoren sind?
    Mit genau dieser Frage wollte ich mich beschäftigen. Also habe ich einen Centurio aufgesucht - und nicht irgendeinen, sondern den Primus Pilus der Legio I Traiana Pia Fidelis - und ihn darum geboten, mir sein bisheriges Leben zu erzählen, wozu er sich dann auch bereiterklärte. So konnte ich diese Zeilen zusammenbekommen:


    Nachdem er seine Kindheit in Tarraco, Hispania, verbracht hat, tritt Marcus Iulius Licinus mit zwanzig Jahren der Legio Prima bei. Er ahnt nicht, dass er schon in weniger als einem Jahr gegen das Regnum Parthorum ziehen wird, dorthin, wo wir unseren geliebten Imperator, den göttlichen Iulianus, verloren.


    Iulius Licinus kämpft in der I. centuria der I. cohors und kaum sind sie in Seleukia Pieria gelandet, wird er zum Tesserarius ernannt. Nach einem kleinen Scharmützel und der großen Schlacht bei Edessa wird er gemeinsam mit weiteren Kameraden für die heldenhafte Verteidigung des Adlers der Legio Prima mit bronzenen Armillae ausgezeichnet, außerdem wird Licinus zum Signifer befördert.


    Circesium, eine kleine Stadt, beschließt, dem Römischen Reich Widerstand zu leisten. Licinus meldet sich freiwillig zu einem Kommando, das den Auftrag hat - durch einen Ortskundigungen durch die Kanalisation der Stadt geführt - in Circesium einzudringen und das Tor für den Rest seiner Einheit zu öffnen, sodass die Stadt eingenommen werden kann. Dies gelingt ihm auch und als Belohnung erwarten ihn weitere Ehren: er wird mit Armillae in silber ausgezeichnet, bekommt den Titel "Held von Circesium" und wird zum Optio befördert.


    Doch die Katastrophe lässt sich nicht vermeiden: Noch während die Legionen die Belagerung um Dura Europos aufbauen stirbt der Kaiser. Die Legaten beschließen, den Feldzug abzubrechen.


    Bevor Licinus zu seiner Legion in Mantua stößt, begleitet er zuerst eine Abordnung, die den gefallenen Princeps nach Rom bringt.


    In Mantua bekommt er dann das Kommando über die 5. Centuria der 9. Cohors.


    Nachdem er sich in weiteren Einsätzen bewährt hat, wird er trotz seines für den Posten geringen Alters, zum Primus Pilus erhoben.


    Das war, auch wenn nur kurz gefasst, der Lebenslauf des Marcus Iulius Licinus, des Primus Pilus der Ersten, einer der letzten Offiziere des Parthiafeldzuges.



    - Manius Tiberius Lupus -

  • Es war in der Tat eine kurze Beschreibung seines Lebens. Prägnant, nicht so nüchtern, wie seine Berichte über Einsätze, aber auch nicht so blumig, wie er es von einem Zeitungsartikel erwartet hätte.
    "Von mir aus kannst du es so veröffentlichen." Mit diesem Satz gab er sein placet, nicht ohne seine obige Überlegung nachzuschieben.
    "Ich muss zugeben, ich hatte damit gerechnet, dass du mehr Schmückwerk verwenden würdest." was er davon hielt behielt er jedoch für sich, war er doch kein Experte bezüglich schriftlicher Texte, auf dergleichen würdne wohl die Vorgesetzten des Tiberiers achten.
    "Ich hoffe, der Artikel wird gut ankommen und dir für deine weitere Karriere von Nutzen sein.". Das wünschte er dem Tiberier wirklich, da er sich in den vergangenen Tagen als angenehmer Gesprächspartner entpuppt hatte. Aber das musste ein solcher Interviewer wohl von berufswegen schon sein, oder?

  • Celsus hatte in den thermae etwas von einem Pferdeappell, der in nächster Zeit angesetzt werden sollte, aufgeschnappt. Er hielt es für richtig, sich an den centurio, den er von seiner Ausbildung her kannte, zu wenden.


    Ohne lange und viel zu überlegen zog er seine Rüstung an und machte sich auf den Weg.


    Vor der habitatio centurionis hielt er kurz inne. Dann klopfte er.

  • "Herein! Herein!" hallte es von innen gegen die Tür.
    Der Besucher sah jedoch Licinus Rücken, der grade vor einem Regal stand und offensichtlich nach einer Schriftrolle oder etwas ähnlichem suchte.
    Nach einem schnellen Blick über die Schulter, der ihm versicherte, dass es kein Vorgesetzter war, der da hereingeschneit war, und auch kein Zivilist, der sich ins Lager verirrt hatte, fragte er: "Worum geht es, miles?". Er ließ sich jedoch nicht bei seiner Suche stören. Da der Soldat nicht zu seiner Einheit gehörte ging er davon aus, dass es sich um einen Boten handelte.

  • Hoppla, da schien jemand stolz auf seine Spezialisierung zu sein. Nun, warum auch nicht.
    "Also, eques, ich höre!" sagte er und drehte sich nun endgültig in Richtung seines Gegenübers. Jetzt wo er genauer hin sah kam ihm das Gesicht bekannt vor. Hatte der Mann mal in seiner centuria gedient, oder woher kam das?

  • Celsus blieb in Grundstellung stehen.


    "Von mehreren Seiten habe ich gehört, daß demnächst ein Pferdeappell stattfinden soll.


    Ich konnte keinen der decuriones finden, der mir hierüber nähere Auskünfte geben könnte. Deshalb bitte ich dich mir zu sagen, ob dir derartiges bekannt ist.


    Da mir die Pferde der turma I bestens vertraut sind und ich zwischenzeitlich alle geritten habe, traue ich mir zu, bei einem Appell dienlich sein zu können, centurio."

  • "Pferdeappell?" fragte Licinus, der davon noch nichts gehört hatte.
    "Habe ich bisher nichts von gehört. Aber da wären die decurionen für verantwortlich, nicht ich."
    Aber da der Mann sich engagiert zeigte, gab Licinus eien weitere Erklärung:
    "Ich war nie bei den equites, aber theoretisch müsste es so laufen:
    Der Kommandostab gibt Anweisung an die decuriones, den Materialstärkebestand "Pferde" zu melden. Anschließend kümmern sich die decurionen selbst darum, alle Angaben über ihre Pferde zu sammeln und weiterzureichen."

    Dann zuckte er entschuldigend mit den Achseln
    "Mehr kann ich dir dazu auch nicht sagen:"

  • Viel hatte der eques mit seiner Fragerei nicht erreicht.


    So blieb ihm nolens volens nichts anderes übrig, als sich weiter auf die Suche nach einem der decuriones zu machen. Wenn schon irgendwann ein Appell stattfinden sollte, so wären hierzu mancherlei Vorbereitungen zu treffen.


    Celsus wandte sich an den centurio.


    "Danke für die Auskunft. Eques Decimus bittet wegtreten zu dürfen, centurio."

  • "Geht in Ordnung!" sagte Licinus, schließlich hatte es ihn ja nicht viel Anstrengung gekostet.
    "Eine Frage noch:
    Ich kenne dein Gesicht. Woher?"

    Das wollte er jetzt doch noch wissen, bevor er den Decimer wieder in den Alltagsdienst entließ.

  • Heldenhafter? Nein, eigentlich hatte er das nicht erwartet. Vielleicht dramatischer? Aber auch da war er sich nicht sicher.
    "Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir nicht ganz sicher bin, was ich meine. Aber verglichen mit dem, was ich so aus der acta gewohnt bin klingt es recht.. nüchtern."
    So versuchte Licinus seine Eindrücke zu präzisieren.
    "Ich meine, mir gefällt es so, aber ich bin Militär, wir fassen uns grundsätzlich etwas kürzer, wenn du verstehst, was ich meine?"

  • Erfreut, daß sich der centurio seiner erinnerte, antwortete Celsus.


    "Ich hatte von dir den Auftrag als Bote einen Brief nach Roma zu den cohortes urbanae zu bringen. Aber das ist schon länger her, centurio."

  • "Ah, jetzt langsam. Du hast zuvor in meiner centuria gedient, nicht wahr?" So allmählich konnte Licinus den Decimer wieder einordnen. Lang schien es her, dass er die IV. der IX. kommandiert hatte.
    Aber jetzt war nicht die Zeit in Erinnerungen zu schwelgen. Schon gar nicht mit Mannschaftsdienstgraden, daher befahl er:
    "Nun, dann kannst du jetzt wegtreten. Abi!"

  • Celsus grüßte und verließ die habitatio centurionis.


    Es hatte sich nichts geändert. Wie bisher hatte er mit seiner Fragerei nichts erreicht. Ratlos nahm er den Weg zu seiner Unterkunft.


    Aber er gedachte nicht aufzugeben.

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