[Habitatio] Centurio Marcus Iulius Licinus

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    Original von Aretas
    "Du wartest hier." Sagte er zum Servier, klopfte an und trat in den Raum. Nahm Haltung an. " Tiro Obsidius Antias, IV. Centurie, IX. Cohors, Torwache, meldet einen Besucher für dich Centurio." Das war das erste Mal, dass Antias einen Besucher begleitet hatte. Er hoffte bis jetzt keinen Fehler gemacht zu haben.


    "Soll rein kommen!", antwortete Licinus, der zwar keinen Besuch erwartete, aber keine Lust auf ein elendes Geplänkel hatte, dass damit anfing, den Soldaten anzuscheißen, warum er den Namen des Besuchers nicht nannte. Naja, dieser war sicherlich in der Lage selbst zu sprechen.
    "Wegtreten!" entließ er den Obsidier und wandte sich dann an den Besucher:
    "Intra!" ~ komm rein
    "Du bist wer?" fragte er und klappte dabei die Wachstafel über der er gearbeitet hatte zu. Beförderungsempfehlungen sollten nicht gelesen werden, bevor die Beförderungen ausgesprochen wurden, fand er.

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    Original von Aretas
    Mit großen Schritten, ging der Tiro zielsicher auf die Tür zum Raum des Primus Pilus zu. Forsch klopfte er an und trat ein und meldete sich. " Primus Pilus, am Tor warten drei bewaffnete Reiter. Sie wollen zum Legaten, es sei wichtig. Dazu bitten sie um Unterkunft für eine Nacht." Er blieb in der Grundstellung. Entweder gab es jetzt einen riesen großen Anschiss, warum die drei noch nicht beim Legaten waren, oder der Primus Pilus ließ es sich nicht entgehen sie selber in Augenschein zu nehmen.


    Licinus sah den tiro ein kleinwenig ungläubig an:
    Hatte er seine eigene Degradierung zum cornicularius des legatus nicht mitbekommen. Er blickte den tiro scharf an:
    "Und was hab ich damit zu tun?! Für sowas is der cornicularius des legatus in dessen Vorzimmer verantwortlich, Mann, und nicht ich!"
    etwas lauter sprach er weiter, sodass auch die Reiter es mitbekommen konnten:
    "Glaub aber, dass der legatus zur Zeit auf ner Inspektionstour nach Norden ist, bin mir also nicht sicher ob ihr ihn antrefft.*
    Quartier könnt ihr von mir aus bei hier bekommen, im dritten contubernium sind die Nacht nen paar Betten frei."

    Die entsprechenden Bewohner hatten etwas zu viel gesoffen am vorigen Abend und sich über ein Gladiatorenspiel in Mantua in die Haare bekommen. Jetzt saßen sie im Arrest.
    "Also bring die Herren zum cornicularius, der wird besser Bescheid wissen.


    Achja und du meldest dich nach deienr Wache nochmal bei mir, klar?!"



    Sim-Off:

    *Weiß nix neues von Ursus, sonst jemand?

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    Original von Marcus Iulius Licinus
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    Flavus betrat das officium, dass er, wenn alles so lief, wie er und sein Vater es sich an dessen Totenbett überlegt hatten, als eine andere Person mit anderem Namen verlassen würde. Auf die Frage nach seinem Namen antwortete er:
    “Ich bin Titus Servius Flavus, der Sohn des Titus Servius Rufus.“ er wollte abwarten, ob sich auf dem kernigen Gesicht seines Gegenübers eine Reaktion abzeichnete, war jedoch zu nervös, erregt und auch von Trauer überkommen, als dass er schweigen konnte.
    “Ich komme, um dir vom Tode meines Vaters zu berichten und dir einen Brief zu überbringen, den er an dich schrieb, bevor er starb.“ Flavus machte eine Pause
    “Er enthält seinen letzten Wunsch.“ sprach er bedeutungsvoll weiter und reichte den Brief über den Tisch. In wenigen Minuten würde sich seine und seiner Geschwister Zukunft entscheiden.

  • Zitat

    Original von Titus Iulius Servianus
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    Licinus horchte auf, als er den Namen seines alten Freundes aus hispanischen Zeiten. Sie hatten lange noch in Briefkontakt gestanden und einige Geheimnisse geteilt. Die Nachricht von seinem Tode kam nun zwar nicht unerwartet, denn die Krankheit hatte sich lange hingezogen, aber dennoch war Licinus getroffen. Sie hatten vor vielen, vielen Jahren, die gleiche Frau geliebt, eben jene Flava. Aber dies war nie bekannt geworden, denn Licinus war, auf Grund des Wunsches seines Vaters, nie dazu gekommen sich zu offenbaren. Er hatte jedoch den Verdacht, dass Flava es bei ihrer Verabschiedung erraten hatte.


    Daher war er ganz froh, dass der junge Mann vor ihm weiterredete, denn so konnte er selbst schweigen. Am Schluss klappte er dann die tabula auf und las folgendes

    Mein lieber Licinus,
    ich schreibe dir aus traurigem Anlasse. Wie du bereits gehört hast, ist vor einigen Jahren meine geliebte Flava verstorben, was mich mehr als nur ein wenig aus der Bahn geworfen hat. Ich habe mich gehen lassen und mich hoch verschuldet, meine Kinder waren damals noch zu jung, um mich davon abzuhalten, mich im Wein zu vergehen oder meiner Misswirtschaft entgegen zu wirken. In den letzten Jahren habe ich mich zwar wieder aufraffen können, aber das Schicksal meinte es nicht gut mit mir.
    Nun hat mich, wie du weißt, selbst ein weiteres Unglück ereilt, die medici sagen, der Krebs sitzt in mir und zerschneidet meine Eingeweide mit seinen Scheren. Wenn du diesen Brief erhältst, werde ich bereits Charons Schiff genommen haben und mein ältester Sohn Titus Servius Flavus wird dir diesen Brief überbringen.
    Ich habe eine letzte Bitte an dich als meinen ältesten Freund, nimm meine Kinder als deine an, denn ich war in den letzten Jahren nicht in der Lage, ihnen die Zukunft zu sichern, die sie verdient haben. Es ist mit ihnen besprochen und sie werden sich deiner patria potestas unterwerfen. Gegen deinen Schutz und deine Unterstützung werden sie immer treu zu dir stehen und ihrerseits dich unterstützen. Sicherlich hätte auch Flava gewollt, dass du dich um sie kümmerst, wenn wir einmal nicht mehr sind.
    Das wenige Geld, über das ich noch verfüge soll dir dafür zuteilwerden.
    Ein letztes Mal mit treuen Grüßen
    Dein alter Freund
    Titus Servius Rufus


    Licinus sah den Servier lange Zeit an, bevor er sprach. Zuerst galt es für ihn eine einfache Frage beantwortet zu haben:
    “Der Wunsch deines Vaters: Er ist auch der deine?“ mit Sicherheit gab nicht jeder junge Mann seinen Status als sui iuris auf, an einen Mann, den er kaum kannte. “Außerdem musst du noch eines wissen: Wenn ich dich adoptiere, dann wirst du eine weitere Schwester bekommen. Dein Vater erzählte dir wahrscheinlich von dem kleinen Mädchen, dem ich einstmals das Leben rettete. Was er noch nicht wusste, ist, dass ich diese kürzlich adoptiert habe.“

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    Original von Marcus Iulius Licinus
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    Flavus hatte den Freund seines Vaters erwartungsvoll angesehen, während dieser las, und wiederum versucht in seinem Gesicht zu lesen, was ihm jedoch nicht gelungen war. Auch die Musterung danach traute er sich kein Wort zu sagen, da er nicht wusste, was er von Licinus Gesichtsausdruck halten sollte. Sicherlich, seine Eltern hatten ihm viel erzählt, von dem Mann der seinem Kaiser im Kriege gedient hatte, aber ihn zu lesen war schwer. Endlich brach der ältere das Schweigen.
    “Ita’st! Es ist mein Wunsch und auch der meiner Geschwister.
    Ich möchte ehrlich mit dir sein: Wir wären derzeit nicht in der Lage für uns selbst zu sorgen. Ich selbst absolvierte bisher nur ein tirocinium fori bei einem Beamten in Tarraco, meine jüngeren Geschwister haben keinerlei Ausbildung vorzuweisen.“
    hier versagte ihm leicht die Stimme, was wohl auch besser war, denn er wollte kein Mitleid von diesem Mann, sondern seine Hilfe.
    Auch, dass er eine zusätzliche kleine Schwester bekommen sollte, war in seinen Augen kein Hindernis. Man würde sich sicherlich miteinander arrangieren können.
    “Ich sehe hierin kein Problem“, entgegnete er daher.

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    Original von Titus Iulius Servianus
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    Licinus dachte bei sich, dass sein alter Freund die Sache wohl sehr eingehend mit seinem Sohn besprochen hatte. Außerdem sah er sich moralisch verpflichtet, dessen letzten Wunsch zu erfüllen. Ob es wirklich keine Probleme zwischen den Serviern und Esquilina geben sollte, war die andere Frage, aber er akzeptierte mit den Worten:
    “Dann sei es so. Ich will dich als meinen Sohn annehmen.“
    Licinus spendete ein kleines Opfer aus seinem Weinbecher um die Adoption zu besiegeln, ein größeres würde später folgen, ebenso wie der eigentliche Rechtsakt. Nun sah er sich erst mal zwei drängenderen Problemen ausgesetzt:
    “Es bleiben dann noch zwei Fragen zu klären. Schnellstmöglich zu klären. Die erste ist die nach deinem Namen, die zweite die nach deiner Zukunft.“
    In der Annahme, dass der junge Mann, der ihm weder blöd erschien noch so geschildert worden war, sich dazu bereits eigene Gedanken gemacht hatte, wartete er ab, ob dieser etwas sagte.

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    Original von Marcus Iulius Licinus
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    “Ich danke dir, mein Vater“ antwortete der neue Iulier mit den Worten, die der Ritus vorschrieb.
    Und in der Tat hatte der junge Mann bereits Antworten auf die Fragen parat und versuchte durch einen geschäftsmäßigen Tonfall von seiner eigenen emotionalen Gerührtheit und Nervosität abzulenken:
    “Ich möchte, so du einverstanden bist den Namen Titus Iulius Servianus tragen, in Ehren an meinen Vater. Was meine Zukunft angeht, so erwähnte ich bereits das tirocinium fori, dass ich ableistete. Ich möchte in der Zivilverwaltung aktiv werden.“
    Er hoffte sehr, dass sein neuer Vater nicht darauf bestehen würde, dass er zum Militär ginge, denn dafür war er nach seiner Meinung vollkommen ungeeignet, auch wenn er recht sehnig aussah, so war er doch relativ unsportlich und hatte gelegentlich eine zu kesse Zunge.
    “Ich möchte in diesem Zusammenhang noch eine dritte Frage aufwerfen und zwar die nach der Unterkunft. Ich weiß, dass du ein Landgut bei Cremona besitzt, aber ich würde doch gerne hier in Mantua aktiv werden. Ich denke, dass dein Name hier einiges zählt. Und eine Wohnung im castellum ist vermutlich auch eher ungünstig.“War dies vielleicht doch schon zu dreist?

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    Original von Titus Iulius Servianus
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    “Der Name“, setzte Licinus bedeutungsvoll an “gefällt mir. Auch ich möchte nicht, dass das Andenken deines Vaters in Vergessenheit gerät.“
    Ebenso gefiel es Licinus, dass Servianus sich offensichtlich Gedanken um seine Zukunft gemacht hatte und dabei schon an diverse Details gedacht hatte.
    “In der Tat, castellum geht nicht, ich hab nur diese kleine habitatio, nein. Ich werde zusehen, dass ich eine Stockwerkswohnung in einer der besseren Gegenden Mantuas für euch finden kann. Außerdem bekommt ihr von mit natürlich Geld zu Verfügung gestellt. Fürs erste 300 Sesterzen die Woche. Du bist mir darüber natürlich Rechenschaft schuldig und wir werden den Betrag dann dem tatsächlichen Bedarf anpassen.“
    Womit Licinus das erste Mal seine väterliche Autorität genutzt hatte, denn diese Entscheidungen verkündete er quasi als Dogma und man sah ihm an, dass er erst nach der ersten Abrechnung bereit war, über den Betrag zu verhandeln.
    “Für deine Karriere werde ich versuchen, dich mit einigen Personen hier vor Ort bekannt zu machen.“ tatsächlich lag sein Sohn mit der Einschätzung gar nicht allzu verkehrt.
    “Außerdem natürlich mit Aurelius Ursus, dem Kommandanten dieser legio und meinem patronus.“ und halb zu sich selbst fügte er hinzu “Ich denke… Nein, das können wir nicht im Vorbeigehen machen… Ich fürchte, wir brauchen einen offiziellen Termin. Das machen wir also später, wenn der Chef wieder auf den Beinen ist. Erst mal das Haus“

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    Original von Marcus Iulius Licinus
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    So sehr Flavus, nein Servianus, die Bestätigungen freuten, die Licinus von sich gab, so sehr überfuhr ihn die Ankündigung zu Punkt drei. Er sollte für dreihundert Sesterze pro Woche verantwortlich sein. Das war für ihn eine Unmenge an Geld. Sicher während des tirocinium hatte er auch mit solchen Summen zu tun gehabt, aber nur Assistenzweise und zum Nachrechnen auf Papier. Das war doch ganz etwas anderes, nicht wahr?
    Aber er hatte es mit seinen Geschwistern hierher geschafft und er hatte den Ehrgeiz Karriere zu machen. Er wollte den Ruf seines Vaters dadurch wiederherstellen, dass er selbst sich einen guten Ruf und eine hohe Position erarbeitete. Auch wenn es letztlich nur von ihm so gesehen werden würde, da er einen anderen Namen trug. Er würde beiden Vätern Ehre machen, seinem leiblichen und seinem neuen, das hatte er sich bereits auf dem Weg geschworen, für den Fall, dass Licinus zustimmte.
    Im Moment brachte er aber nur wenige Worte heraus:
    “Ich … Danke, Marcus … Sehr großzügig." Die restlichen Worte verschluckte er.

  • Licinus gab seinem Sohn einige Sekunden Zeit, um sich wieder zu fassen. Ein leichtes Räuspern konnte er zwar nicht unterdrücken, aber dieses schien unterzugehen, in den Geräuschen, die von außen hereindrangen.
    “Ich denke“, setzte er dann an, “wir brechen sofort auf, um nach einer passenden Wohnung Ausschau zu halten. Um die Einrichtung wirst du dich dann in den nächsten Tagen aber wohl selbst kümmern müssen. Warte bitte einen Moment“ mit diesen Worten ging Licinus in den hinteren Teil der habitatio, an seine persönliche Geldtruhe. Dort entnahm er ein Säckchen mit 75 Denaren. Die erste Zuwendung, die er Servianus in die Hand drückte. “Hier, das ist für dich.“ vom Schreibtisch kamen noch einige Wachstafeln hinzu, Servianus würde wissen wozu, dann verließen sie habitatio und Lager.
    Noch am gleichen Tage konnte Licinus ein Stockwerk in einem der deutlich gehobenen Häuser der Stadt erwerben.


    Allerdings ahnten beide noch nicht, wie lange es bis zur offiziellen Bestätigung dauern sollte, den in Rom entlud sich derzeit ein Gewitter.

  • " Ja, Primus Pilus, die drei zum Cornicularius und nach der Wache sofort bei dir melden." Das Melden nach der Wache bereitete ihm Kopfzerbrechen. Ach was, die drei am Tor waren wichtig. Alles andere war bis zum Ende seines Wachdienstes als nicht vorhanden zu betrachten. Keine unnötigen Gedanken darüber machen. Er melde sich ordnungsgemäß ab und lief zurück zum Tor.





    Sim-Off:

    Eine Verwechslung,? der Tiro war nicht Aretas, aber ich münze es auf ihn, ist das ok?

  • " Warte, ich melde dich an." Antias klopfte und trat ein, salutierte. " Torwache, Tiro Servius Obsidius Antias, IV.Centurie, IX. Cohorte. Eine junge Frau, Name Lucilla, wartet vor der Tür. Sie sagt, sie soll sich bei dir melden." Antias rührte sich nicht von der Stelle. Erst, wenn der centurio ihn entließ.

  • Den Arm trug er in einer Schlinge, sonst sah man ihm auf den ersten Blick nichts von den Ereignissen des gestrigen Tages an.
    Erst bei genauerem Betrachte trat eine kleine Beule zum Vorschein, verursacht durch den eigenen Helm, als er dem besoffenen Angreifer den Helm ins Gesicht gerammt hatte. Daneben noch ein paar kleinere Kratzer.
    Aber die Schulter schmerzte noch und die Quacksalber auf der anderen Seite der principia hatten ruhighalten verordnet und sich gleich darum gekümmert, dass der primus pilus das auch tat.


    So positioniert nahm er den Salut entgegen und antwortete kurz und bündig:
    "Soll reinkommen! Wache wiederaufnehmen! Wegtreten!"
    Als die Frau dann hereinkam wurde er freundlicher:
    "Bitte! Setz dich!" Dabei wieß er mit der Rechten (immerhin war nur die linke verletzt) auf einen der Stühle vor ihm. Diese waren zwar wenig bequem und wie der ganze Rest des offiums sehr spartanisch. Der einzige Schmuck waren die Rüstung, die in einer Ecke stand, der Helm, der auf dem Schreibtisch lag und die sechs armillae, die in einem Kreis an der Wand hingen.
    Dominiert wurded er Raum klar durch den großen Schreibtisch und die Regale an der Wand.


    "Keine Sorge", sprach er beruhigend weiter. "Alles was ich will, ist deien Aussage für meinen Bericht. Außerdem wüsste ich selbst gerne, warum der Kerl sich gestern unbedingt umbringen wollte."
    Denn aus Licinus Sicht war der ganze Angriff nichts als Selbstmord gewesen, selbst wenn der Mann noch lebte. "Noch" wohlgemerkt nach dem, was die medici gesagt hatten.

  • Der Primus Pilus sah ramponiert aus. Hatte er das von den Wettkämpfen? Das Ringen, war er da eingestiegen? Von der Schlägerei wusste Antias nichts.
    Er ließ sich nichts anmerken, machte auf der Stelle kehrt und verließ den Raum. "Du kannst rein." und ließ sie vorbei, schloss hinter ihr die Tür. Er war versucht stehen zu bleiben und zu Lauschen. Ach was, Lucilla hatte keine Geheimnisse vor ihm. Als ob nichts gewesen wäre, nahm er seinen Dienst wieder auf.

  • "Danke." Chio blieb vor der Tür, beobachtete Aretas, wie er Meldung machte. In seiner Uniform sah er echt schick aus, dass er allerdings ohne Murren Befehle entgegennahm, das konnte sie bis heute nicht verstehen. Chio nickte Aretas kurz zu und schenkte ihm ein dankbares Lächeln, bevor sie den Raum betrat. Um sich dort umzusehen, war sie noch viel zu aufgeregt. Einzig, dass der Centurio seinen Arm in einer Schlinge trug, fiel ihr ins Auge. Dankend nahm sie auf einem der Stühle Platz und war gespannt, weshalb er sie hierher zitiert hatte. Dass es nur für seinen Bericht war, beruhigte sie ein wenig. "Sich umbringen? Dann doch wohl eher mich." So ausgesprochen, wurde ihr erst richtig bewußt, was alles hätte passieren können, wäre der centurio nicht auf sie aufmerksam geworden. Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht und ihr wurde schlecht. Chio (Lucilla) holte tief Luft, schluckte schwer, bevor sie allmählich ihre Fassung wiederbekam. "Wer ist der Kerl und was wird nun mit ihm?" Chio konnte nur hoffen, dass er nie wieder die Gelegenheit haben würde, ihr über den Weg zu laufen.

  • „Natürlich, entschuldige!“, Licinus war im Umgang mit erschütterten jungen Frauen einfach nicht sonderlich geübt. Er hielt es für notwendig sich zu rechtfertigen.
    „Ich dachte im Moment mehr an den Angriff auf mich einen ausgebildeten Soldaten, gar centurio. Das war einfach Selbstmord.“
    Er schüttelte den Kopf, während die junge Frau zusehends an Farbe verlor. Licinus hoffte, dass sie ihm jetzt nicht umkippte, dann wäre er endgültig aufgeschmissen. Also tat er das einzige, was er zu tun wusste und füllte einen Becher mit posca, den er ihr ohne viele Worte über den Tisch zuschob.
    Dann wartete, bis die junge Frau sich wieder etwas beruhigt hatte und beantwortete ihre Fragen:
    „Ich weiß nicht, wer er ist. Er ist noch ohnmächtig. Die Quacksalber sagen was von wegen Besoffene verlieren mehr Blut, keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern, die Kunst der Medizin war ihm immer verschlossen geblieben. „Und was aus ihm wird hängt unter anderem davon ab, was du mir jetzt erzählst. Also, was ist passiert, bevor ich euch erreicht hatte und der Drecksack auf mich losgegangen ist?“

  • Licinus stand am Fenster seines Schlafraumes, von wo aus er die erleuchtete Fassade der principia sah. Das Feuer der Fackeln spiegelte sich in dem Metall, dass die Ehrenwache an sich trug. Ein erhabener Anblick für einen alten Soldaten.
    Hatte er das richtige getan, als er die Kinder seines Freundes adoptiert hatte? In den Händen hielt er jenen Griffel, den Flava ihm zum Abschied geschenkt hatte. Er hatte ihr versprechen müssen ihr zu schreiben. Den ganzen Tag war ihm diese Szene nicht aus dem Kopf gegangen. Er hatte sie geliebt und sie hatte es gewusst, dessen war er sich mittlerweile sicher. Ihn vielleicht sogar selbst geliebt, aber sie war Titus versprochen gewesen, seinem besten Freund. Etwas, dass er immer akzeptiert hatte, nicht zuletzt, weil er wusste, dass auch dieser sie aufrichtig geliebt hatte.
    Er hatte ihr immer mit diesem Griffel geschrieben. Ein wenig verrückt, aber jeder hatte seine Marotten, rechtfertigte er sich vor sich selbst. Auch mit Titus hatte er den Kontakt gehalten. Sie hatten gegenseitig ihr Leben verfolgt. Und nun war es auf die traurigste Weise wieder zusammengeführt worden.


    Wie sollte es weitergehen, fragte er sich, nicht wissend, dass sein Sohn gerade dasselbe tat.

  • Dankbar nahm sie den Becher, trank ein paar kleine Schlucke. So schlecht war seine Idee nicht, es ging ihr gleich ein bisschen besser. Mit der Frage hatte er natürlich recht. Sich mit einem centurio anzulegen war glatter Selbstmord. Trotzdem war der Kerl noch am Leben. Ohnmächtig, aber am Leben. Sicher würde er bald wieder aufwachen. Bei dem Gedanken lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken.

    "Es ging alles so schnell. Ich war an der Rennbahn, weil ich meinen... die Läufer sehen wollte."
    Chio versuchte, sich an den Moment zu erinnern, als der Kerl plötzlich neben ihr stand. Den Gestank, der ihr entgegenwehte, als er sie ansprach, würde sie so schnell nicht wieder vergessen. "Er stand plötzlich hinter mir, hat mich begrapscht. Ich dachte, mit einer Ohrfeige und einer Zurechtweisung wäre die Angelegenheit erledigt. War es aber nicht. Er hat mich gepackt, mir gedroht. Dann war da dieses Messer... " Sie fing an zu zittern, mußte erst tief Luft holen, um weiterzusprechen. "Ich habe trotzdem versucht, von ihm loszukommen. Er war so stark. Niemand hat geholfen, dafür hat er gesorgt." Chio war den Tränen nahe. "Er hat mich Lupa genannt..." meinte sie leise. "Wenn du nicht gewesen wärst, er hätte... er... " Chio wollte es nicht aussprechen. Mit tränenfeuchten Augen sah sie den centurio an. In dem Moment wurde ihr etwas bewußt. "Du hast mir das Leben gerettet."

  • Licinus sah beruhigt zu, wie die junge Frau langsam wieder an Farbe gewann und begann die Geschichte aus ihrer Sicht zu erzählen. Doch schon nach dem ersten Satz, sah sich Licinus gezwungen nachzuhaken:
    „Deinen?!“ fragte er, und zog unbewusst eine Augenbraue nach oben. Nur um dann zu merken, dass er eine viel wichtigere Frage noch gar nicht gestellt hatte:
    „Wobei ich vergessen habe, wie heißt du eigentlich?!“


    „Shhh, ganz ruhig, Mädchen!“, machte Licinus unbeholfen, wie wenn Esquilina sich wieder in Alpträumen von ihrer Rettung und dem Tod ihrer Mutter verfangen hatte. Nur dass er das kleine Mädchen in den Arm nahm, was hier wohl alles andere als passend gewesen wäre.
    „Ja, das habe ich wohl“, antwortete er auf ihren letzten Satz relativ nüchtern. Vielleicht nicht unbedingt das Leben, aber wohl ihre Ehre. Er wollte dafür aber keine übergroße Dankbarkeit. Was er getan hatte war sein Job. Die Soldaten bewahrten den Frieden Roms nach außen, wie auch nach innen.
    „Hab keine Angst, er wird dir nie wieder was tun! Sollte er seien Verwundung überlegen, wird er sich für den Angriff auf dich und mich in Rom verantworten müssen.“
    Und sollte er, womit Licinus nicht rechnete und das junge Ding vor ihm nicht damit beunruhigen wollte, auch das überleben, so wüssten die frumentarii und die Stadtwachen, auf wen sie zu achten hatten. Der Kerl würde sich schleunigst einen anderen Ort suchen, wenn er nicht ohnehin in Rom blieb. Die Stadt schien ja Verbrecher wie diesen geradezu magisch anzuziehen.

  • Die Frage, mit der er nachhakte, umging sie schnell, indem sie seine zweite beantwortete. "Mein Name ist Lucilla." Sich selbst ebenfalls vorzustellen, hatte er wohl in der Aufregung vergessen. Wahrscheinlicher war, es war IHRE Aufregung, die ihn ablenkte, und auch wenn es ein eher unbeholfener Versuch war, sie zu beruhigen, er zeigte Wirkung. Vielleicht waren es aber auch seine zuversichtlichen Worte, die ihr versicherten, sie würde in Zukunft keine Angst mehr vor diesem Kerl haben müssen. Chio konnte nur hoffen, der centurio hatte recht. Wenn sie an dessen Stelle wäre, sie würde versuchen, sich zu rächen.


    Mit einem zustimmenden Nicken vertrieb sie diesen Gedanken wieder und den kurz vor ihrem inneren Auge auftauchendem Moment, in dem das Messer vor ihr aufblitzte. Sie wollte sich nicht erinnern und schon gar nicht in die Psyche eines Verbrechers hineinversetzen. Eher wollte sie dem centurio helfen. "Was passiert jetzt? Was kann ich tun, dass er seine Strafe bekommt. Muß ich noch einmal irgendwo aussagen? Erfahre ich, was mit ihm passiert?" Über solche Dinge wußte Chio kein bisschen bescheid. Hoffentlich mußte sie dem Kerl nicht noch einmal gegenüberstehen.

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