Insula Angularis | habitatio Aeliana


  • INSVLA ANGVLARIS


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    Von der Via Argeus zweigt eine kleine Seitenstraße ab, deren Name Via Orientalis lautet und die in ihrem weiteren Verlauf direkt an den nördlichen Zipfel des Paneions stößt. Genau an dieser Ecke befindet sich eine hübsche insula der Mittelklasse. Im Untergeschoss befindet sich ein derzeit leerstehendes Ladenlokal, das erste Geschoss beherbergt auf der linken Seite seit kurzem einen Mieter namens Caius Aelius Archias. Die Wohnflächen rechts und der zweite Stock sind ebenfalls vermietet.

  • Nach einem langen und ereignislosen Tag hatte sich Caius ein wenig Entspannung zwar nicht verdient, aber er nutzte sie trotzdem gern. Katander hatte er mit ein wenig Geld auf den Fremdenmarkt geschickt, damit er 'das kaufte, was sie dringend noch brauchten'. Für Caius ließ diese Phrase nur einen geringen Spielraum, für Katander aber war es durchaus eine dehnbare Begrifflichkeit. Und so hatte der Sklave, während sein Herr auf dem Balkon in der Nachmittagssonne ein Nickerchen machte, ganz pflichtbewusst das eingekauft, was sie dringend brauchten - auch wenn er eine etwas andere Vorstellung davon gehabt hatte als sein Herr.


    So kam es, dass Katander nun die Treppe in - bisher recht schweigsamer - Begleitung hinaufstieg, die Tür aufschloss und fröhlich seine Rückkehr verkündete.
    »Da bin ich wieder...« Keine Antwort.
    »Du, Firas, am besten, du kommst gleich mit. Bringt gar nichts, hier zu warten und sozusagen als Überraschung aus der Torte zu hüpfen... Besser ist es, wenn.... Ach. Komm einfach mal mit.« Und damit deutete Katander durch das kleine Wohnzimmer nach draußen, wo ein Arm seines Herren träge von einer Liege herunterbaumelte und deutlich machte, dass er wohl schlief. Es machte wohl keinen Sinn, zuerst Firas und dann Caius auf die Begegnung vorzubereiten. Katander baute sich neben Caius auf und wartete, bis seine Neuerwerbung es ihm gleich getan hatte. Dann...
    »Caius!«


    Abrupt wurde jener aus seiner traumversonnenen Umgebung gerissen und blinzelte ins Sonnenlicht, das ihn blendete. Caius grunzte etwas Unverständliches und hob eine Hand, um das Licht abzuschirmen, dann warf er erneut einen Blick zu seiner Rechten.
    »Ka....« begann er, verstummte jedoch, als er den großen Fremden neben seinem Sklaven sah. Hastig setzte er sich auf und starrte beide entgeistert an.
    »Hgnh! Das....wer ist das? Wer bist du?«

  • Sie waren gerade um die Ecke gebogen und sein Blick war stur auf den Rücken des fremden, aber nicht weniger gut gelaunten Sklaven vor ihm gerichtet, der ihn soeben „gekauft“ hatte. Dieser Begriff umschwebte auf eine seltsam schwere Art seine Gedanken. Firas war noch nie verkauft worden, und im Grunde kannte er nicht mehr als diese Stadt, um noch genauer zu sein: Nicht mehr als den Hof von Gaius, dem Mann, bei dem er aufgewachsen war und bei dem er sein bisher bekanntes Leben gelebt hatte. Doch nun sollte es vorbei sein. Den Hof gab es nicht mehr und Gaius würde dank schwerer finanzieller Verluste in die Heimat zurück kehren müssen. Rom. Es war nicht mehr als ein Name und hätte für Firas genauso gut irgendetwas bezeichnen können. Alles was er kannte waren die Menschen, die aus dieser Stadt kamen. Allen voran Gaius, seinen ehemaligen Besitzer, der immerhin dafür gesorgt hatte, dass er nicht gehandelt wurde, wie ein Stück Vieh. Er hatte es geschafft so lange mit blumigen Worten auf den Mann vor ihm einzureden, bis er ihn mitgenommen hatte. Dabei waren es nicht mehr als diese typischen Gesten und Worte gewesen, mit denen er schon bei seinem eigentlichen Geschäft die Kunden bezirzt hatte. Gaius war Pferdehändler und somit waren Pferde auch das Einzige, womit Firas sich auskannte. Die ganzen Tage war er kaum mit etwas anderem umgeben gewesen als eben mit Pferden, Mist und Nikoláos, dem Griechen, der die Bücher geführt hatte. Dank ihm konnte Firas hervorragend rechnen, in grausam augenfeindlicher Schrift ein paar Worte zu Papier bringen und in drei Sprachen fluchen, wenn er es drauf anlegte.


    Doch diese Zeiten sollten nun für immer vorbei sein. Immer wieder suchte sein Blick die Umgebung ab. Es war mehr als nur ein seltsames Gefühl, nie wieder nach Hause zurückkehren zu können, und gerne hätte er das Schicksal herausgefordert und wäre einfach weggelaufen. Mit dem Gedanken hatte er bereits gespielt, als alles verloren schien. Vor Wochen war das gewesen, und nun lief er tatsächlich hinter diesem Sklaven her, von dem er nur den Namen wusste. Rein theoretisch. Tatsächlich war er jedoch viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um mitzubekommen, was überhaupt auf diesem Markt geschehen war. Firas achtete nicht wohin sie gingen und es war ihm auch herzlich egal. Am liebsten hätte er die Zeit zurück gedreht und sich gewünscht, dass es irgendetwas zwischen Himmel und Erde gab, was verhindert hätte, dass er überhaupt auf der Welt war. Doch versuchte er den Gedanken daran so schnell wie möglich zu verdrängen, wie er es schon immer mit Dingen getan hatte, die nicht so verlaufen waren, wie er es sich gewünscht hatte. An Gaius gehangen hatte er nicht. Höchstens an seinem Heim, doch das gab es ja nun nicht mehr. Nikoláos hatte ihm immer damit gedroht, dass man ihn verkaufen würde, wenn er nicht tat was man von ihm wollte. Von einer Pleite war damals noch keine Rede gewesen. Beinahe hätte er aufgelacht, doch unterdrückte er es im letzten Moment. Es war eh nicht mehr als die schiere Verzweiflung.


    Bald bogen sie in eine Straße ab und Firas konnte nicht umhin, den Blick über die Häuser schweifen zu lassen. Hier war kein Land und erst recht waren hier keine Tiere. Nur Römer, die über- und nebeneinander in diesen Häusern lebten. Firas blieb noch einmal stehen, als sie ihr offenbares Ziel erreichten. Es war tatsächlich eines dieser Häuser und er blinzelte gegen das Sonnenlicht an, um es sich zu betrachten. Unten war ein Laden, und er stand leer. Auf ihn wirkte dieses Gebäude ziemlich fad und schmucklos. Wie so vieles in den letzten Tagen auf ihn genauso gewirkt hatte. Gerade meinte jemanden auf dem Balkon zu entdecken, doch konnte er sich gerade noch einreden, dass es nicht wichtig war. Nervosität kroch in ihm hoch und er verschränkte die Arme vor der Brust, als er zögerlich und langsam dem Mann hinterher ging, die Treppen hinauf in den ersten Stock. Es wirkte kalt, eng und bedrückend und nichts konnte diesen Eindruck trüben. Firas mochte dieses Haus nicht. Darüber hinaus fragte er sich, was er eigentlich hier sollte.
    Er wurde aus dem Gewirr seiner eigenen Gedanken gerissen, als der Andere fröhlich verkündete, dass er wieder da sei. Firas umklammerte sich selbst noch ein wenig fester und wollte sich absolut nichts von dem inneren Chaos seiner Gedanken und Gefühle ansehen lassen. Stattdessen versuchte er sich in einem undurchdringlichen Gesichtsausdruck, doch kam er nicht umhin die Stirn zu runzeln. „Überraschung“? Verstohlen blickte er sich um, mehr aus den Augenwinkeln heraus, als tatsächlich dabei den Kopf zu bewegen. Er wollte den Anderen nicht aus den Augen lassen. Langsam kam er dann der Aufforderung nach und folgte ihm durch das Wohnzimmer, nur um dann unschlüssigen Schritts neben dem diesem stehen zu bleiben und auf denjenigen herab zu blicken, der auf der Liege lag. Firas trat von einem Bein auf das andere und wartete. Caius? Das musste wohl sein Name sein. Doch der Name an sich war es nicht, was ihn noch mehr in Verwunderung stürzte. Es war viel eher der Tonfall. Er selber hatte Gaius niemals in dessen Anwesenheit „Gaius“ genannt. Aber dies war nur ein recht kurzer Gedanke, der obendrein abrupt unterbrochen wurde, als der Hausherr – er musste es sein, es gab keine andere Möglichkeit – derartig angesprochen aus den Träumen gerissen wurde und zunächst blinzelnd, dann grunzend seine Umgebung zu erfassen versuchte. Die Reaktion zeigte deutlich, dass es keinen Unterschied machte, ob er nun hier stand, oder doch gleich aus der Torte gesprungen wäre. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und hielt seinen Blick auf den soeben Erwachten geheftet, der wissen wollte wer er war. Für einen Moment stand die Fassungslosigkeit in seinem Gesicht, als sich sie Erkenntnis tatsächlich nicht mehr abschütteln ließ, dass dies sein neuer Herr sein musste. Firas klappte den Mund auf und er rang nach Luft. Dann suchte er nach Worten, doch er fand keine. Sein Mund klappte wieder zu. So musste er aussehen, wie ein Fisch, der nur kurz nach einem verlorenen Insekt schnappen wollte. “Firas…,“ kam es dann verhalten doch über seine Lippen und er nickte danach, als würde er sich selbst bestätigen müssen, dass dies den Tatsachen entsprach. Hilfesuchend schielte er zu dem Anderen hinüber und trat vorsichtshalber noch ein wenig zurück, bis er gegen die Brüstung des Balkons stieß.

  • Der Sklave schien unsicher, obwohl er doch ein Koloss war – zumindest aus Caius’ Position heraus und in seinem Empfinden. Volltönend und nicht, ohne Katander vorher einen hilfesuchenden Seitenblick zuzuwerfen, verkündete er seinen Namen. Caius runzelte die Stirn. Und wich dieser Firas etwa zurück? Vor ihm? Ein wenig abwesend sah Caius an sich herunter, fand jedoch nicht die ausdrucksstarken Sixpacks, die soeben vor seinem Auge erschienen waren, und so blickte er wieder auf und wandte sich erneut - und nicht weniger sprachlos als dieser - Firas zu. Katander indes hatte die Hände locker vor dem Körper gefaltet und schmunzelte.


    »Ja, das ist Firas. Und Firas? Das ist Caius Aelius Archias«, stellte Katander sie einander vor. Gut, diese Zusammenführung hatte noch nicht so gut geklappt, wie er sich das vorstellte, aber schließlich mussten die beiden ja auch erst mal warm miteinander werden, sagte er sich. Er konnte Caius und Firas ja schlecht in den Sand schicken, zum Burgenbauen, wie er selbst das damals gemacht hatte mit seinem Herrn, vor schätzungsweise paar’n zwanzig Jahren. Obwohl die Vorstellung durchaus etwas Witziges hatte.
    Auch Katander bemerkte, wie Firas ein wenig zurückwich, bis er ans Geländer stieß. Fragend hob er eine Braue, beließ es jedoch dabei, ohne einen Kommentar dazu abzugeben. Caius sah nun ihn an, nicht mehr Firas. Und seine Miene verriet Ungeduld der negativeren Sorte, was an sich schon selten und damit nicht unbedeutend war. Katander löste seine Finger und zuckte mit den Schultern.
    »Hm?« machte er in dem Versuch, unschuldig zu wirken, und lächelte aufmunternd. Dass es nichts half, wusste er bereits vorher.
    »Komm mal mit«, war die unheilschwangere Antwort seines Herrn, ihm zugedacht mit einem grimmigen Blick.
    »Warte bitte mal kurz«, wies er Firas an, dann erhob er sich und strebte nach drinnen, wohin Katander ihm nach einem aufmunternden Blick zu Firas folgte.


    »Sag mal, hast du sie noch alle?« eröffnete Caius dann den Disput und tippte sich an die Stirn.
    »Ich sag zu dir, ‚geh das kaufen, was wir dringend brauchen’, und du kommst mit nem Sklaven heim? Ich fass es nicht...« Hier schüttelte Caius nun den Kopf und stöhnte gemartert.
    »Naja...ich dachte mir...« Was genau hatte er sich noch mal gedacht dabei?
    »Äh, er ist sicher eine Hilfe. So, bei Ausflügen. Und die Pyramiden willst du ja schließlich besuchen! Er weiß eine Menge von Pferden, und er, äh, spricht drei Sprachen und kann rechnen und schreiben und lesen. Er ist sicher ein toller Leibwächter... Und ich meine, ich war dazu noch nie geeignet, bei meiner Statur. Und wenn du mal ein großer Mann bist, wirst du treue Männer brauchen, die dich beschützen, also dachte ich mir, kannst du schon mal üben.« Katander künstelte ein gewinnendes Lächeln dahin, und Caius strich sich durch den nicht vorhandenen Bart und dachte nach.
    »Hm! Eigentlich gar nicht so dumm«, murmelte er nach einer Weile. Und Katander wirkte ja nun wirklich so, als würde ihn schon ein etwas stärkerer Windstoß umhauen.
    »Das heißt, bis auf die Tatsache, dass wir mit dem, was ich verdiene, gerade selbst so über die Runden kommen. Wie hast du dir das gedacht?«
    »Öhm. Naja, du wirst über kurz oder lang sicher mal befördert werden. Meinst du nicht?« erwiderte Katander zaghaft und lächelte. Caius wiegte den Kopf.
    »Ich hoff es doch. Nur wie die meine Leistung beurteilen wollen, frag ich mich. Ist ja keiner hier außer mir. Naja. Aber gut. Wird schon schief gehen. Und wenn Seiana mich dann mal besuchen kommt, hab ich gleich auch jemand fähigen da, der sie beschützen kann«, schloss Caius und steuerte bereits wieder die Terrasse an. Katander runzelte missbilligend die Stirn.
    »Naja, soo unfähig war ich bisher ja wohl auch nicht...« murmelte er leise und folgte seinem Herrn.


    Zurück auf dem Balkon wirkte Caius neugieriger und freundlicher, als es eben noch der Fall gewesen war. Mit unverhohlenem Interesse musterte er nun Firas und setzte sich wieder. Neben der Liege befanden sich noch zwei recht bequem anmutende Sessel mit Armlehnen und ein kleiner, kreisrunder Tisch auf dem Balkon. Auf einen der Sessel deutete Caius nun, und Katander setzte sich bereits.
    »Setz dich, Firas. Tja, hm, also, ich will ehrlich sein. Ich war eben ganz schön überrascht, dass Katander dich mitgebracht hat. Aber ich denke, wir werden uns schon aneinander gewöhnen. Stammst du hier aus Ägypten?« wollte Caius wissen.
    »Ich bin selbst noch nicht so lang hier, musst du wissen. Ein paar Monate. Eigentlich komme ich aus Ravenna – kennst du Ravenna? – das ist eine Hafenstadt im Nordosten Italias. Hm, Katander sagte, dass du lesen und schreiben kannst, und rechnen. Und dass du drei Sprachen sprichst. Griechisch und Latein, nehme ich an, und welche noch? Erzähl mal ein bisschen von dir, und frag mich, was du von mir wissen möchtest.«



    Sim-Off:

    Wenn du auf "antworten" klickst, erscheint auch automatisch der richtige Thementitel und es gibt kein Kuddelmuddel, wenn mal mehrere Szenen in diesem Hausthread laufen. :)

  • Es hatte schon viele unangenehme Momente in seinem Leben gegeben, doch suchte dieser hier seines Gleichen. Da gab es eigentlich nur die Situation, in der er versucht hatte, den schwer weinseligen Nikoláos vor den Augen unerwünschter Beobachter zu retten, während dieser lautmalerisch Verse aus dem Werk irgendeines Philosophen vor sich hin gröhlte und dann um Hilfe schrie, weil Firas ihn angeblich entführen wollte. Wirklich vergleichbar war die damalige Situation mit dieser allerdings vom Erfahrungswert her: Sie war auch völlig neu gewesen. Doch ein Zurück würde es wohl nicht mehr geben.
    Wie zur Bestätigung spürte er die Brüstung in seinem Rücken und bemerkte nun erst, dass er nach hinten ausgewichen war. Es behagte ihm gar nicht, der Kernpunkt dieser Überraschung zu sein, von der – Firas kramte fieberhaft in seinem Gedächtnis –
    K a t a n d e r – das musste der Name wohl sein, auch wenn er in der getropften Buchstabenfolge seines Erinnerns recht seltsam klang – gesprochen hatte. Sein neuer Herr indessen wirkte sprachlos, nachdem Firas zuerst den Anderen, und dann ihn anschaute. Caius Aelius Archias. Ein eindeutig römischer Name, aber auch eindeutig unbekannt.
    Firas konnte nicht umhin, den Mundwinkel zu dem ihm eigenen typische- schrägen Lächeln zu verziehen. Das es ein wenig unpassend verunglückte, merkte er selbst. Doch was sollte er schon machen? Es war eindeutig, dass dem Römer die Torte mit der Katander die Überraschung in Verbindung gebracht hatte lieber gewesen wäre als er, was man spätestens an der Tonlage erkennen konnte mit der er sprach. “Komm mal mit,“ wies er den Anderen an. Das “Warte mal bitte kurz,“ galt ihm selber. Firas nickte unbestimmt. Er hatte nicht vor gehabt vom Balkon zu hüpfen. Doch er sagte lieber nichts, denn weder dieser Tag, noch dieser Ort, noch diese Situation waren prädestiniert für dumme Antworten. Folgen wollte er ihnen auch nicht unbedingt und diese Pause kam ihm gerade recht, um das Geschehen wenigstens Ansatzweise zu verdauen. Hatte er wirklich „bitte“ gesagt?


    Firas konnte den Dingen einfach nur ihren Lauf lassen. Wahrscheinlich würden sie ihn eh wieder zurück bringen, wenn das überhaupt möglich war. Anstatt zu lauschen sah er sich lieber um, auch wenn er eigentlich gar nichts sehen wollte. Schnell beschränkte er sich darauf, an seinen Fingern herum zu spielen und einfach nur zu warten. Ein Fingernagel war abgebrochen. Eine grandiose Feststellung, und absolut dämlich. Er schaute erst auf, als sein neuer Herr wieder zielstrebig auf die Terrasse trat und ohne Zweifel aufgeschlossener wirkte als noch zuvor. Seine eigene Skepsis war allerdings noch nicht gewichen. Ganz im Gegenteil, auch wenn der freundliche Gesichtsausdruck nun doch zu seiner eigenen Entspannung beitrug. Firas folgte der Aufforderung, navigierte sich etwas steif um den verbliebenen freien Sessel herum, ließ sich mehr oder weniger auf dessen Sitzfläche fallen und setzte seinen Blick unverhohlen aufmerksam auf dem ungewöhnlichen Hausherrn.


    Caius Aelius Archias war überrascht gewesen? Das hatte er richtig gemerkt. Der Andere hieß tatsächlich Katander. Das hatte er sich also auch richtig gemerkt. Und dass sie sich aneinander gewöhnen würden? Vielleicht. Ob er aus Ägypten stamme? Firas nickte heftig, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, doch der Hausherr sprach schon weiter und sagte, dass er selber wohl nicht so lange hier war. Firas nickte immer noch, obwohl er Ravenna gar nicht kannte und nebenbei dann noch versuchte, gedanklich eine Verbindung zwischen „Hafenstadt“, „Nordosten“ und „Italia“ herzustellen. Kurzzeitig blitzte dann doch die Frage auf, was ihn dann eigentlich nach Ägypten verschlagen hatte, doch beantwortete er sich die Frage ebenso schnell selbst. Römer verschlug es einfach überall hin und sie waren dabei über Fragen erhaben. Das hatte er schon ausführlich bei Gaius gelernt. Dass er drei Sprachen sprechen konnte, war eindeutig übertrieben. Er konnte wunderbar auf drei Sprachen fluchen, so wie Nikoláos und auf griechisch klang es einfach viel vornehmer. Wer hatte gesagt, dass er das konnte? Firas schielte hinüber zu Katander, doch der Fall war klar. Immerhin war es Gaius gewesen, der niemals etwas unter seinem Wert verkaufte und er hatte auch grundsätzlich alles nur Erdenkliche getan, um den Wert seiner Waren zu steigern. Und wenn dies nur mittels einer Lüge geschah, die der gelinkte Kunde dann mit einem kostenlosen aber schmackhaften Wein hinunter spülen durfte.


    “Ahm,...“ Firas brauchte noch einen Moment, doch hatte er beschlossen, dass drei Sprachen immerhin drei Sprachen waren und dass sein neuer Herr vielleicht glaubte, dass es im griechischen Falle für mehr als eine einfache Essensbestellung ausreichen würde, schmeichelte doch ungemein. “Ja, also ich spreche Latein, Griechisch und was man hier so spricht....Ägyptisch. Uuund...,“ Er hatte noch nie jemandem von sich erzählt. Nicht so frei. Firas gestikulierte etwas fahrig herum und kam sich selber merkwürdig vor, während er versuchte einen Ansatzpunkt zu finden. “Ich äh...bin hier geboren und aufgewachsen, bei einem Pferdehändler. Der hat Pferde auch gezüchtet. Meine Mutter war Syrerin, meinen Vater kenne ich nicht. Ich hatte auch soetwas wie einen Lehrer, der war Grieche und ich habe ihm mit den Rechnungen geholfen, wenn ich nicht gerade bei den Pferden war.“
    Es hatte doch recht viel von Plauderei, doch mehr fiel ihm in diesem Moment nicht ein, auch wenn es erwünscht war. Und dass bei Nikoláos von den griechischen Ahnen nicht sonderlich viel übrig geblieben war, Gaius über seinen Vater in den häufigen cholerischen Momenten behauptete, er wäre ein parthischer Bastard gewesen, der nicht viel mehr wert war, als der Misthaufen hinter dem Haus, weil zwischen Gaius und Firas Mutter mehr bestanden hatte, als nur eine zarte Zugeneigtheit, war wohl kaum eine Grundlage zu berichten, was sein Leben so ausmachte. Firas dachte kurz nach. Das Leben war nicht leicht gewesen. Nein! “Ich bin 23 Jahre alt,“ sagte er stattdessen und bemühte sich mit einem Anflug von Lächeln gelöst auszusehen. “Und was macht ihr...so...in...Ägypten...?“ fragte er dann doch, mehr an beide gewandt und ließ es einfach mal darauf ankommen, dass keine genaue Anrede folgte.

  • Katander saß inzwischen auf einem weiteren Stuhl und lauschte dem Gespräch zwischen Caius und Firas interessiert. Wenn er jetzt aufpasste, würde Firas nicht später seine Geschichte noch einmal erzählen müssen. Caius hob inzwischen eine Braue und brachte damit sein Erstaunen über das Gehörte zum Ausdruck. Griechisch konnte er also sprechen, was an sich kein Wunder war, sprach man doch in der ägyptischen Provinz griechisch. Es war sogar die Amtssprache. Und Latein, nun, das war offensichtlich. Aber ägyptisch? Da musste Caius gleich nachhaken.
    »Du sprichst auch ägyptisch? Also die Sprache der Nomaden und so? Interessant!« Da würde er ihm vielleicht gleich mal weiterhelfen können, wenn Caius endlich befördert werden würde, denn dann stand zuallererst mal eine Reise durch die Provinz an, um sich von der Ordentlichkeit der anderen stationarii zu überzeugen. Da konnte man nie wissen, was auf dem Weg so passieren würde. Nachdenklich nickte der Aelier.


    »Also ein syrischer Ägypter«, fasste Caius zusammen und grinste breit.
    »Und du kannst dann also Rechnen und kennst dich mit Pferden gut aus? Schreiben kannst du auch?« Caius strich sich übers Kinn und musterte Firas gedankenverloren. Vielleicht konnte er sich dann schon mal nach geeigneten Reittieren umschauen, denn die würden sie brauchen, wenn er diese Inspektionsreise antrat... Andererseits war es auch gut möglich, dass es sich noch ein Jahr hinzog, bis Caius der ranghöchste Beamte des cursus publicus in dieser Provinz war. Wobei er natürlich fleißig darauf hinarbeitete. Er beschloss, dass es nur ein unnötiger Kostenfaktor war, Firas schon jetzt damit zu beauftragen, mit geschultem Auge schnelle und ausdauernde Pferde zu organisieren, und außerdem hätte Caius gegenwärtig auch nicht gewusst, wie er die bezahlen sollte - und er wusste auch noch nicht, was zum Henker Katander für Firas gelähnt hatte...


    »Dreiunzwanzig? Ach ja, das waren noch zeiten...« Caius grinste und tat so, als schwelgte er in Erinnerungen.
    »Naja. Vor vier Jahren war ich noch in Germanien, da war's kalt und ungemütlich. Dagegen ist das Leben hier die reinste Wonne.« Und damit verriet er, dass er dreiundzwanzigplusvier Jahre alt war. :D


    »Was wir so machen?« wiederholte Caius dann die Frage und tauschte einen überraschten Blick mit Katander, der sich seinerseits am Hinterkopf kratzte.
    »Och. Naja, also ich arbeite beim cursus publicus, den kennst du doch sicher? Ist der kaiserliche Postdienst. Da bin ich momentan noch stationarius, also für Alexandrien zuständig, aber ich gebe mir alle Mühe, bald mehr Verantwortung übernehmen zu können.« Damit er zeigen, dass er auch ohne familiäre Stütze zu etwas imstande war und damit er Seiana beeindrucken konnte. Als Caius an die Familie dachte, kam ihm wieder Valerianus in den Sinn, der Quartos Bruder und damit auch sein Verwandter war und der zum neuer Kaiser ausgerufen werden sollte. Oder bereits der neue Kaiser war, so genau wusste das Caius nicht, dafür war Alexandrien einfach zu weit ab vom Schuss. Sicherlich aber würde in der Acta etwas darüber stehen, wenn es soweit war.
    »Naja, und da geht die meiste Zeit für drauf. Acht Stunden am Tag«, schloss er. Und nun schaltete sich Katander ein.
    »Ganz genau, und während er arbeitet, organisiere ich den Haushalt, soweit möglich, oder leiste ihm Gesellschaft. Manchmal unternehmen wir abends etwas.« Wobei dieses Etwas sich auf bankrottmachende Würfelspiele oder beispiellosen Weinkonsum mit anschließenden hochintellektuell-philosophischen Diskussionen reduziert hatte. Manchmal auch beides, was dann allerdings zu Lasten der Philosophie vonstatten ging.
    »Du kennst dich doch hier sicherlich viel besser aus als wir«, sagte Caius plötzlich.
    »Was gibt es denn, dass wir hier mal unternehmen könnten? Ich würde gern die Pyramiden mal sehen, aber unser Führer sagte damals, dass es eine Menge Banditen gibt, die Reisenden auf dem Weg dorthin auflauern. Also haben wir das bisher nicht erwogen.« Was eher bedeutete, dass Katander ihn davon abgehalten hatte, denn Caius wäre schon am nächsten Tag aufgebrochen.
    »Vielleicht gibt es hier auch Pferderennen oder sowas in der Art?« Katander nickte beifällig, er hatte neulich auf dem markt von Hahnenkämpfen und Hunderennen gehört, sich aber noch nicht weiter darüber schlau gemacht.

  • Der erstaunte Ausdruck im Gesicht seines Gegenübers konnte Firas nicht aus dem Konzept bringen, denn er hatte keins. Noch immer wedelte er mit er Hand in der Luft herum, obwohl seinerseits keine Worte mehr kamen, die diese Geste eventuell unterstützt hätte. Dafür lauschte er noch kurz auf den Nachhall seiner Worte in sich selbst und versuchte dabei einzuschätzen, ob sie die richtige Wirkung erzielen würden. Oder aber überhaupt irgendeine. So ganz kam er mit der Rolle als alleiniges Zentrum der Aufmerksamkeit nicht klar und brachte nur ein “Hm mh,“ hervor, um zu bestätigen, dass er tatsächlich ägyptisch sprechen konnte.


    Schließlich war er froh, dass sein neuer Herr das Wort ergriff. “Also ein syrischer Ägypter.“ Firas spiegelte etwas scheel das breite Grinsen des Hausherrn wider. So war er noch nie bezeichnet worden. Sollte man den Aussagen von Gaius und seiner eigenen Mutter Glauben schenken, so war er eher ein syrischer Parther, der mit seinem halbrömischen Besitzer und dessen griechischen Geschäftspartner im jüdischen Viertel der Stadt hatte leben müssen. Firas Freund und Leidensgenosse Jibbah war ein echter Ägypter gewesen und war es wohl noch. Wo auch immer er nun sein mochte.


    Rechnen...Pferde! Seine Augen hatten zu strahlen begonnen. Schreiben. Eher ein Problem. Firas schnappte etwas hastig nach Luft, nickte dann jedoch wieder, wobei die anfängliche Freude aus seinem Gesicht wich. Der Hausherr erging sich unterdessen wohl in Erinnerungen an die Ereignisse seines dreiundzwanzigsten Lebensjahres, welches nun schon vier Jahre zurück lag. Wahrscheinlich würde Firas sein eigenes dreiundzwanzigstes Jahr auch nicht mehr vergessen. Aber das hatte er bisher immer gedacht. Das Problem war nur, dass das Leben viel zu viele Wendungen hatte, deren Ironie immer wieder steigerbar war. Vor allem für ihn, für den Germanien nur ein ferner Ort war, den er nur vom Hörensagen kannte. Wie zum Beispiel von Gaius: „Barbaaaaaren! Alle blond! Sie tragen dort Pelze und leben auf'm Baum!“ Wo auch sonst? Gaius hatte gesagt, dass es dort so viele Bäume gab, dass man nicht einmal fünf Schritte geradeaus laufen konnte, ohne einen zu rammen. Auf jeden Fall hätte Firas das gerne selber gesehen, aber so wirklich neidisch war er nicht auf die Erfahrung.


    Während der Hausherr und Katander offenbar überrascht über seine Frage waren, was sie hier eigentlich so machten, sah Firas sich kurz verstohlen um. Insgeheim hatte er gehofft über die Gründe seiner eigenen Anwesenheit nicht länger im Trüben fischen zu müssen, und vielleicht war es hier doch nicht so unangenehm, wie er noch vor einigen Minuten gedacht hatte. Caius Aelius Archias wirkte nicht derartig verkniffen wie Gaius und kam offenbar länger ohne Wein aus, als es Nikoláos vermocht hätte. Auch das Haus erschien mit einem Mal nicht mehr so hässlich. Firas' Aufmerksamkeit kehrte jedoch sofort zurück, als sein neuer Herr den kaiserlichen Postdienst erwähnte. Sicher kannte er den. Bei den Stationen kam man immer günstig an fußlahme, aber durchaus nette Pferde, die man aufpäppeln und gewinnbringend weiterverkaufen konnte. Außerdem war war es Firas gewesen, der die mannigfachen Briefe von Gaius an seine Frau im fernen Rom dorthin bringen musste. Meistens hatte sein ehemaliger Besitzer deren Wortlaut beim Schreiben mürrisch vor sich hin gegrunzt, bevor er dann stundenlang seine größte Dummheit beklagte: Die Ehe. Dennoch. „Stationarius“ klang schon ein wenig nach einer sitzenden Tätigkeit. Aber wenn sie wenigstens abends etwas unternahmen, wie Katander sagte, dann klang es doch irgendwie...vielleicht nicht aufregend, aber immerhin.


    Dann war es an Firas überrascht drein zu schauen. Die Pyramiden waren etwas zu weit weg, um ein kleine Unternehmung am Abend darzustellen. Und ja, es war wirklich gefährlich. Überall gab es Räuber, die keine Skrupel hatten, arme Reisende um so ziemlich alles zu erleichtern und für gewöhnlich machten sie nicht einmal vor Toten und deren letzten Habseligkeiten Halt. Die Pyramiden waren da in jedem Fall in beiderlei Hinsicht reizvoll.


    “Äh...Der gedankliche Spagat zwischen Pyramiden und Pferderennen ließ Firas die Stirn runzeln, doch er fing sich schnell wieder. Was tatsächliche Vergnügungen anging hatte er selber jede Menge Aufholbedarf und wenn sich die Beiden erhofften, dass er der Richtige wäre, um ein Unterhaltungsprogramm aufzulisten, dann.....Firas zuckte mit den Schultern. Einen Versuch war es immerhin wert. “Pferderennen. Ja, die gibt es manchmal.“ Das letzte Rennen war Gaius' Ruin gewesen und er hatte daraufhin eine regelrechte Aversion gegen Purpur entwickelt. Schnell räusperte Firas sich.
    “Aber es gibt auch andere spannende Sachen. Hahnenkämpfe vielleicht. Manche lassen auch Hunde gegeneinander rennen. Oooder....ihr geht mal zum Paneion, da hat's einen Zoo, oooder zum Leuchturm. Man kann auch ins Theater oder mal nach Kanobos, da gibt es die richtigen Vergnügunsvie....“ Verdammt! Firas brach doch lieber ab. Bestimmt hatte er schon zu viel gesagt und bestimmt war Kanobos auch nicht der Ort, den man unbedingt besuchen sollte, auch wenn das „wollen“ sicher auf einem ganz anderen Blatt stand. Zumindest für ihn, wenn er ehrlich war. Egal! “Ich meine, da ist der großartige Osiristempel. Da kann man sich wunderheilen und weissagen lassen.“ Firas lächelte verträumt, während er in Gedanken schon wieder beim Vergnügungsviertel war.

  • Eine fremde Stadt mit lauter unbekanntem Wortschatz war nicht einfach auf der Suche nach einer Adresse zu durchqueren. So langsam bekam aber Herius ein Auge dafür Menschen als Römer zu identifizieren auch wenn sie hier nicht derat gekleidet waren, wie in Italia.


    Er fragte sich durch die Straßen, um dann endlich vor dem Haus zu stehen, was der Wirt vom kapeleion archaon ihm genannt hatte. Der Hadrianii schritt vor die Tür und klopfte zweimal hart an das Holz. Nun hieß es warten...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Firas war dabei schnaufend die letzte Stufe zu erklimmen, als er stolperte und sich ein kleiner Schwall Wasser aus einem der großen Eimer die er trug, auf die Stufen ergoss. Kurz setzte er die Eimer ab und rieb sich murrend über die von den Henkeln malträtierten Handflächen. Er hasste Wasserschleppen, genauso wie er einkaufen nicht mochte, doch hatte sich beides an diesem Tag mal wieder nicht vermeiden lassen. Außerdem war es nicht ganz so schlimm, seit sie da war. Sie stand in der Küche, und sie kochte. Zumindest würde sie das tun, wenn er sich endlich mit dem Wasser beeilen würde. Der Sklave seufzte gedehnt. Ophelia. Allein der Name war der reinste Wohlklang. Man musste ihn nur richtig betonen und nicht so kommandoartig herausspeien wie es Gaius, sein ehemaliger, mit Pferden handelnder Besitzer es getan hatte. Ein Pony hatte auch Ophelia geheißen und auch das hatte ein unglaublich gutes Gespür für die Küche gehabt. Es mochte Zuckerplätzchen, alles was kandiert war und Meeresfrüchte. Es war zur Überraschung aller auch ungemein pfiffig gewesen, was das Auffinden von solchen Leckereien anging, selbst wenn diese hinter verschlossenen Türen lagen. Jemand kam unten durch die Haustür. Firas schreckte aus seinen Gedanken auf und verschwand schnell mit den Eimern in der Wohnung.


    Er überschlug noch einmal im Geiste, ob sie wirklich an alles gedacht hatten. Die Hühner waren da. Dieses Mal waren sie sogar schon tot, denn auf Überraschungen hatte er bereits bei deren Einkauf verzichten wollen. Darüber hinaus war für ihn nichts schlimmer, als etwas essen zu müssen, was ihn vorher noch Mitleid erregend angeblinzelt hatte. Gaius hatte ihm einmal gesagt, dass er in dieser Beziehung ein totaler Weichling sei. Danach hatte es für Firas eine Woche lang Gemüse gegeben. “Bin schon wieder dahaa!“, rief er fröhlich schon im Eingang und schloss die Tür hinter sich mit dem Fuß, die daraufhin lautstark ins Schloss fiel.
    Dann steuerte der Sklave, sein Gleichgewicht suchend, mit den Eimern auf die winzige Küche zu, und da war sie schon, Ophelia. Sie war bereits an dem kleinen Holztisch beschäftigt. Die Eimer stellte er an die Seite, richtete sich dann zu seiner vollen Größe auf, schnaufte einmal durch und stemmte die Hände in die Hüften. Dabei strahlte er über das ganze Gesicht. “So, wir haben alles,“ stellte er fest, in der stillen Hoffnung, dass sie nicht widersprechen würde. Dass er das Wasserschleppen nicht ausstehen konnte, sah man ihm überhaupt nicht mehr an. In ihrer Nähe wollte er derlei Abneigungen noch nicht einmal dezent zur Schau stellen. Am Ende würde sie noch auf falsche Gedanken kommen und meinen, er würde nicht gerne das Wasser schleppen, oder einkaufen. Das galt es unbedingt zu vermeiden. Firas Blick ruhte verträumt auf ihrem Haar. Es glänzte. Im letzten Moment unterdrückte er ein Seufzen und rührte sich wieder. “Hühner, Ingwer, Pfeffer, Sellerie, Wein. Einfach alles.“ Er hatte überhaupt keinen Plan, wie man aus dieser Zusammenstellung an Zutaten ein annähernd schmackhaftes Essen herstellen konnte. Perfekt! Jetzt mussten sie nur noch fertig werden, bevor ihr Herr und Katander vom harten Tagesgeschäft nach Hause kamen.

  • Sie musste niesen. Schon das unzähligste mal bestimmt. Diese blöden Federn aber auch immer wieder meinten ganz kleine sie an der Nase kitzeln zu müssen. Es war sicher nicht die schönste Arbeit ein Huhn zu rupfen aber getan werden musste es ob man wollte oder nicht denn der Hunger war dann doch größer wobei das meiste ging eh an den Herrn. Die Federn wollte sie natürlich nicht wegschmeißen denn diese konnte man noch gut für Füllungen von Kissen und dergleichen benutzen deswegen sammelte sie die ganzen Federn und Daunen in einem großen Holzeimer aber natürlich wollten sie da nicht alle drinne bleiben und meinten noch einen letzten Flug durch die Culina zu unternehmen. Ophelia seufzte und merkte nicht wie sich die ein oder andere Feder in ihren Haaren verhedderte. Diese hatte sie zu einen Pferdeschwanz zusammengebunden und lang fielen sie ihr nun über den Rücken. Sie mochte ihre Haare, glatt, braun und glänzend waren sie. Manch eine Freie hätte sich sicher gewünscht solche Haare zu haben.


    Mittlerweile hatte sie sich hier in der Wohnung recht gut eingelebt. Man behandelte sie gut und das war die Hauptsache und sie verstand sich sehr gut mit ihren Mitsklaven. Die beiden waren sehr nett und bemühten sich sehr um sie, hmm vielleicht manchmal sogar zu sehr. Nachdem sie endlich die Federn entfernt hatte nahm sie die beiden Hinkel und wusch sie erst einmal sauber damit auch die letzten Reste der Federn verschwunden waren denn schmackhaft wäre das ganz sicher nicht wenn man so ein Stück im Mund hätte. So gewaschen waren sie nun auch also konnte sie mit der anderen Arbeit beginnen. Das ganze Zerschneiden der Zutaten war immer recht zeitaufwendig aber das klappte auch. Sie kochte gerne und sie wusste, dass sie es gut machte. So begann sie die Hühner in Stücke zu zerteilen denn so konnte sie es besser kochen oder garen und es war auch wesentlich leichter zu essen. An einem kleinen Tisch stand sie nun und zerschnitt das Hühnchen in kleine Teile während die anderen Sachen noch neben an lagen und auch noch zerkleinert werden mussten.


    Ein Lächeln zeichnete sich sanft auf ihren Lippen ab als sie hörte wie Firas wieder kam. Er konnte nie einfach nur rein kommen sondern musste schon an der Tür rufen, dass er da war. Irgendwie kam sie sich da nie wie eine Sklavin vor sondern eher wie jemand der auf seinen Mitbewohner wartete oder auf seinen Mann, halt irgend so was. Sie antwortete nicht sondern ging weiter ihrer Arbeit nach erst als er in der Tür zur kleinen Culina war, welche mehr wie eine Kammer wirkte, drehte sie sich etwas zu ihm und sah ihn über die Schulter hinweg an. Immer noch lächelte sie. „Das ging aber schnell,“ lobte sie ihn mit ihrer sanften engelhaften Stimme. „Jetzt müssen die ganzen Sachen nur noch geschnitten und gewürzt werden aber du kannst schon einmal in den einen Topf Wasser geben so, dass er halbvoll ist,“ sagte sie zu ihm und wandte sich auch schon wieder dem Fleisch zu welches sie nun von den Knochen löste. Die Knochen hob sie auch auf denn diese konnte man Hunden oder so geben und musste man nicht einfach wegschmeißen. "Du kannst mir sehr gerne zur Hand gehen," meinte sie dann ein wenig schelmisch lächelnd als sie wieder über ihre Schulter nach hinten sah.

  • Sie lächelte. Firas hatte den Kopf schief gelegt und lauschte ihrer angenehmen Stimme. Wenn es nach ihm ging, konnte sie ruhig die ganze Zeit reden, doch Ophelia war eher der zurückhaltende Typ. Verständlich, doch dabei war gar keiner außer ihnen in der Wohnung. Einen Moment lang überlegte er, ob ihr Lob ernst gemeint war. Dann kam er zu dem Schluss, dass dies wohl so sein musste, denn er hatte nicht getrödelt, sondern nur dann und wann eine kleine Verschnaufspause eingelegt, obwohl es im Grunde nichts zum Verschnaufen gab. “War ja nur Wasser,“ sagte er dann, “das mache ich doch gern.“ Bei Lügen musste er immer schief grinsen und es war nur zu hoffen, dass sie das noch nicht mitbekommen hatte. Ophelia hatte einige Federn in den Haaren und die ein oder andere wehte noch über den Boden. Firas neigte ein wenig den Kopf und schaute auf den Eimer zu ihren Füßen. Da kamen sie also her. Vielleicht sollten sie sie aus der Küche entfernen, nicht dass man noch dagegen stieß und ... Was? Wieder horchte er auf. Sicher konnte er das Wasser in den Topf gießen. Halbvoll. Es war nur ein einziger Schritt zurück und ein kurzes Bücken, um erneut einen der Eimer zu fassen.


    Ophelia wirkte sogar noch beim Entbeinen eines Hühnchens anmutig und es erweckte den Eindruck, als ob sie das schon unzählige Male getan hatte. Firas schaute ihr mit einem Blick über die eigene Schulter dabei zu, während er den Eimer anhob und dessen Inhalt in den Kessel goss. Wieder fand sein Blick ihr Haar. Es war lang und seidig, und sicher würde er ihr zur Hand gehen, ohne Zweifel und er erwiderte verschmitzt ihr Lächeln, bis er realisierte, dass seine Füße nass wurden. “Oh!“ Erschrocken richtete er seinen Blick auf das, was eigentlich das Wesentliche hätte sein sollen. Etwas ungeschickt ließ er den Eimer sinken, nicht ohne dass dieser dabei mit einem „Klong“, gegen den Kessel stieß. Der Eimer war nun leer, der Kessel dreiviertel voll und der Rest des Nass hatte sowohl seine Füße, als auch das Holz unter dem Herd befeuchtet. Firas fluchte in Gedanken und blickte wieder über seine Schulter, wobei er entschuldigend dreinschaute und ein schräges Lächeln zustande brachte.
    “Nix passiert,“ brachte er hervor und tunkte den Eimer noch einmal in den Kessel, um das überschüssige Wasser abzuschöpfen. Entschlossen stellte er ihn dann wieder zurück und klatschte in die Hände. “So, der Kessel ist halbvoll.“ Sein Blick suchte bereits das trockene Holz, das an der Seite lagerte. Ablenkung war einfach einfach alles, besonders nach einem Missgeschick. Dämlich war es obendrein. Er kramte geschäftig das Holz hervor und tauschte das Trockene gegen das Nasse aus, bevor er sich wieder aufrichtete. “Was kann ich denn jetzt noch machen?“, fragte er, wild entschlossen, ihr tatsächlich zur Hand zu gehen. Sein Blick wanderte bereits über das Gemüse auf dem Tisch.

  • Wie gut, dass sie sich wieder zu ihrer Arbeit gedreht hatte und seine kleine Lüge somit nicht erkannte. Sie war nicht dumm und sie musste noch nicht einmal das Schmunzeln sehen welches ihn gerne verriet sondern es reichte wenn sie dem anderen in die Augen sah. Denn jemand der log auch wenn es nur wegen einer Lapalie war der verriet sich generell durch die Augen deswegen konnte man ihr nur sehr selten etwas vor machen. „Das freut mich,“ gab sie nur mit einem leichten frechen Ton zurück und schnitt die letzten Stücke kleiner damit man sie auch essen konnte. Dann begann sie das ganze schön zu würzen während sich Firas um das Wasser kümmerte. Wenn sie aber natürlich gewusst hätte, dass dieser wieder einmal seine Augen überall hatte nur nicht da wo sie sein sollten, nämlich gerade aus auf das gerichtet was man gerade anstellte, hätte sie ihm wohl den Eimer abgenommen und es selber gemacht. Dabei dachte sie immer, dass sie hier der Tollpatsch war schließlich rannte sie fast jeden Tag gegen etwas, zog sich blaue Flecken zu, ließ etwas fallen oder irgendwas anderes passierte. Manchmal glaubte sie, dass es wohl besser war wenn auch andere sich von ihr fernhielten um sie nicht mit ins Unglück zu ziehen.


    Ophelia würzte das Fleisch und drehte und wendete es immer wieder in einer kleinen Schüssel als sie ein verdächtiges Plätschern hören konnte. Auf der Stelle hörte sie mit ihrer Arbeit auf und wendete nur ganz langsam ihren Kopf in die Richtung aus der das Plätschern kam. Sie zog skeptisch eine Braue in die Höhe konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen denn sein Blick, so unschuldig, war einfach zu süß. „Hmm also wenn das Wasser im Kessel ist kann man besser kochen würde ich sagen und trockenes Holz hätte auch etwas,“ sagte sie leise und schaute auf die Pfütze die sich nun zu seinen Füßen ausbreitete. Leise musste sie dennoch beginnen zu kichern, hier wurde es nicht langweilig zumindest nicht mit Firas.


    Dann ließ sie ihn weiter werkeln und Ophelia konnte in Ruhe das Fleisch fertig machen. Salz, Pfeffer und was sie sonst noch so fand, fand alles den Weg auf das Fleisch aber sie passte immer auf nie zuviel des Guten zu nehmen und als sie damit fertig war konnte sie auch Firas wieder hören der sich zu Wort meldete. Sie griff sich ein Tuch an dem sie sich die klebrigen Hände abwischte und drehte sich dann zu ihm rum. „Öhm….,“ sie schaute ihn an „Naja wenn du dir die Finger nicht abschneidest dann kannst du das Gemüse klein machen oooder aber,“ sie grinste ihn frech an „Du machst was ganz anderes und flickst die Toga des Herrn,“ sagte sie mit einem Zwinkern denn dann wäre er beschäftigt und konnte ihr nicht mehr zwischen die Füße laufen und etwas anstellen.

  • Firas' Blick fiel dann auf das Fleisch und Ophelias Hände, die es salzten und pfefferten. Es sah einfach wunderbar aus, was sie da machte und auch das Fleisch schien sofort reizvoller zu werden. Vielleicht sollte er den Sellerie schneiden und sich nun wirklich einmal zusammenreißen. Seine Hand war bereits ausgestreckt und wollte zu einem der Messer greifen, als Ophelia sich zu ihm herum drehte. Unverrichteter Dinge zog er seine Hand wieder zurück und sah sie erwartungsfroh an. Doch sie schien unschlüssig zu sein. “Nicht?“, fragte er dann und runzelte die Stirn, während er überlegte, was es wohl bedeutete, wenn sie den Eindruck von ihm hatte, dass er bei dem Versuch das Gemüse zu Würfeln zu verarbeiten, seine eigenen Finger abschneiden würde. Er war doch kein Depp! Doch dieser Gedanke entschwand sofort als er in ihr freches Grinsen blickte. Auch er musste grinsen und zog dabei fragend eine Augenbraue nach oben. Die Toga! Die hätte er ja fast verdrängt gehabt. Richtig. Sie hatte einen Riss. Ihr Herr musste irgendwo hängen geblieben sein und hatte dann wohl in dem Versuch, sich und sein Kleidungsstück zu befreien, aus einem kleinen Loch eine mittlere Katastrophe gemacht. Zumindest für Firas, denn Nähen war nicht gerade sein Fachgebiet. Der Sklave pustete schnaubend Luft aus und verdrehte die Augen, während er sich mit einer Hand über das Gesicht wischte. Wunderbar.


    Trotz allem nickte er ihr zu. Auf ihr Zwinkern hin verzog er das Gesicht, was diesem kurz einen schelmischen Ausdruck verlieh. “Stimmt, du hast Recht.“ Der Stoff hatte definitiv ein Loch und gerne hätte er auf Katander gewartet, der diesem Problem sicher ganz schnell und geschickt Herr werden konnte, doch Firas wollte auch eben so gern vermeiden sich irgendeine Blöße zu geben. Außerdem hatte der Hinweis auf die Toga etwas Endgültiges, etwas, was er auf keinen Fall ignorieren konnte, schon gar nicht aus ihrem Mund. Noch einmal sah er sehnend auf den Sellerie, doch räusperte er sich dann. “Nähen. Ja, gar kein Problem. Ich mache das mal eben.“


    Firas wandte sich ab und steuerte auf die Toga zu, die etwas nachlässig über einer der Liegen drapiert war. Da sah man ihn auch schon, den hässlichen Riss. Nur wo waren Nadel und Faden? Während er noch suchte und kramte kam, ihm das Desaster mit Nikoláos’ Tunika in den Sinn, die, nachdem Firas mit ihr fertig gewesen war keine Stelle mehr hatte, an der noch ein linker Arm hindurch gepasst hätte. Obwohl der Grieche im ersten Moment recht drollig aussah, mit dem verwirrten Gesichtsausdruck, mit dem er aus der einarmigen Wäsche geblinzelt hatte, war was danach passierte nicht mehr ganz so nett anzuschauen gewesen. Da war Nikolaós nämlich rot angelaufen und sein Kopf hatte den Eindruck erweckt, als würde er auf seine doppelte Größe anschwellen, wie immer, wenn Aufregung im Spiel war. Und dann hatte er…. Ah, das war ja die Nadel. Auch Faden war da. Firas seufzte und griff nach der Toga, wobei er sich das Malheur noch einmal genau betrachtete, indem er den Finger durch den Riss steckte. “Schau mal, da passt schon fast eine ganze Hand durch.“ Der Sklave, der sich nun wieder an der Küchentür befand, lehnte sich gegen die Wand und wackelte mit den Fingern, die noch immer in dem Riss steckten. Dann schaute er Ophelia an und versuchte über seine Feststellung amüsiert dreinzuschauen.

  • Gerade war das Essen fertig geworden und es duftete verlockend. Firas freute sich schon darauf. Mit Leib und Seele, vor allem aber mit dem Magen. Nur der Kessel war etwas lästig, der nun noch schnell im Hof ausgespült werden musste, damit sich die Reste nicht wieder festsetzten und man jede Menge Kraft und Geduld aufwenden musste, um ihn zu schrubben.
    Gerade manövrierte er sich mit der Gerätschaft an Ophelia vorbei, die damit beschäftigt war, die Speisen auf einer Platte recht ansehnlich aussehen zu lassen. Firas wollte nun keine Zeit mehr verlieren und befand sich bereits auf dem Weg zur Tür als ein forderndes Klopfen von der anderen Seite ertönte. Firas stutzte kurz. Ein Gast? Fragend warf er einen Blick zurück, doch es musste wohl so sein. Nachdenklich betrachtete er die Tür und dann den Kessel in seinen Händen. Kurzentschlossen setzte er ihn dann ab und schob ihn mit einem Fuß hinter die Tür, sodass er weder im Weg stand, noch auf den ersten Blick zu entdecken war. Dann räusperte er sich und öffnete die Tür. “Salve,“ sagte Firas artig, noch bevor er sich von irgendetwas irritieren lassen konnte. “Ihr wünscht?“

  • Ein Weilchen später wurde geöffnet. "Salve, Aelius Archias wohnt hier? Hadrianus Subdolus mein Name und ich bin der Magister der Socii Mercatorum Aurei, was auch der Grund meines Besuchs ist." Es duftete nach Essen.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Firas nickte auf die Vorstellung des fremden Römers hin und lächelte freundlich. Es war nur zu hoffen, dass etwas von dem Essen übrig bleiben würde. "Magister der Socii Mercatorum Aurei war nach seiner eigenen Aufassung zwar ein merkwürdiger Grund für einen Besuch, der sich dem Sklaven nicht sofort erschloss. Doch immerhin stellte es sicher, dass der Gast keinsfalls wegen des Bratens da war. Obwohl. Firas versuchte alle weiteren Einschätzungen zu unterdrücken, denn schließlich ging es ihn so dann doch nur indiriekt etwas an.
    "Ja, der wohnt hier," antwortete Firas etwas verspätet und machte dann schnell eine einladende Handbewegung, die dem Gast bedeuten sollte, einzutreten. Sein Herr befand sich auf dem Balkon, und vielleicht wäre es besser nach ihm rufen. Oder auch nicht. Der Sklave eilte voraus und spähte nach draußen. "Herr?..." Kurz verschaffte er sich einen Überblick über die Lage von Caius auf dem Balkon. Es passte wohl. "...Ein Gast ist da. Von der Socii Mercatorum Aurei." Dann wartete er auf eine Reaktion und ließ seinen Blick zwischen beiden hin und her huschen, in der stillen Hoffnung, sich schnellstmöglich wieder dem elenden Kessel zuwenden zu dürfen, der noch immer recht dekorativ hinter der Tür stand.

  • Wahrscheinlich wäre es sicher besser gewesen ihn einfach nur sich hinsetzen zu lassen und ihm zu sagen, dass er einfach nur die Verantwortung tragen sollte. Er schien heute nicht ganz wirklich bei der Sache zu sein oder aber er wollte ihr wirklich nacheifern was ja ganz süß aber nicht empfehlenswert war denn dann müsste er sich auch immer wieder blaue Flecken holen. „Sicher habe ich Recht, wie könnte ich dir denn widersprechen?“ sagte sie mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen als sie sich noch einmal zu ihm herumdrehte außerdem wollte sie ihn ein wenig damit ärgern, dass er nähen musste denn in ihren Augen hatte er es verdient. Ja sie fühlte sich hier wohl weil hier konnte sie auch die leicht freche Seite von sich rauskehren lassen auch wenn sie dem Herrn gegenüber immer aufpasste denn diesen hatte sie noch nicht wirklich einschätzen gelernt und man musste immer vorsichtig sein. Firas mochte sie sehr denn er war einfach süß, ja süß so konnte man ihn beschreiben aber auch Katander war süße, sie waren beide süße entschied sie und musste etwas grinsen. „Dann mach das,“ sagte sie frech und machte sich nun lieber selber über das ganze Gemüse her und schnippelte es klein während Firas los ging und die Toga des Herrn holte.


    Sehr geschickt konnte sie mit dem Messer umgehen und sie war sogar schnell darinnen. Andere hätten sich bestimmt einen Finger hin und wieder abgeschnitten aber sie packte es ohne, dass ihr etwas geschah und das war bei Ophelia schon ein Wunder. Als dann Firas wieder kam drehte sie sich ihm wieder zu und hielt die Luft an. „JA was soll das denn?“ fragte sie ihn und sah ihn mit großen Augen an „Bist du verrückt willst du die Toga denn vollkommen ruinieren hör auf mit dem Mist der Herr dreht dir den Hals um wenn man den kleinen Riss auf einmal mit einer großen Naht geflickt sieht. Du hast nur Dummheiten im Kopf,“ meinte sie dann und legte das Messer auf die Seite um die wenigen Schritte zu ihm zu kommen. Bei ihm angekommen schlug sie ihm nicht feste auf die Finger aber so, dass er merkte, dass das jetzt kein Spaß mehr war. Allerdings konnte sie bei Firas nicht lange böse gucken und schmunzelte ihn sogleich wieder an während sie zu ihm aufschaute. „Sei jetzt lieb und näh das Loch zu bevor du es noch so groß machst, dass die Toga nichts weiter mehr ist als ein Putzlappen, ja?“

  • Der amüsierte Gesichtsausdruck wich auch schon wieder. Was das sollte? Firas schaute etwas perplex auf seine Finger, die aus dem Riss hervor lugten. Dann traf sein Blick die Augen die von Ophelia, die ihn fragend ansahen. Ein erschrockenes “Was?“ konnte er gerade noch hervor bringen, als sie auch schon fortfuhr. “Bist du verrückt...“ Der Sklave lauschte mit immer größer werdenden Augen. Was hieß denn bitte völlig ruinieren? Die war doch schon kaputt und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Herr Archias...Naja, aber sicher sein konnte man sich auch nie. Firas zog eine Augenbraue nach oben. Derartige Konsequenzen hatte er gar nicht bedacht. Immerhin war es nur ein Finger in einer ruinierten Toga. Gut, es waren drei Finger inzwischen. Außerdem befände sich die Naht eh an einer Stelle, die man mit einem rasanten Faltenwurf sicherlich hervorragend kaschieren konnte. Gaius hatte doch tatsächlich mal...


    “Au!“, quittierte er starren Blicks, den folgenden Schlag auf die Finger und blinzelte dann ungläubig, als Ophelia direkt vor ihm ungehalten dreinschaute. Das hatte er gar nicht kommen sehen. Gaius war mit einem Mal vergessen. Unbeholfen zog Firas seine Hand aus dem malträtierten Stoff und betrachtete sie sich ganz so, als wunderte er sich, dass es sie überhaupt gab. Verdammt, sie hatte ihn tätsächlich gehauen! Nachdenklich verzog er dem Mund und nickte während Ophelia sprach. “Bin immer lieb,“ brachte er dann im Mopperton hervor, grinste dann jedoch wieder, als er sich auf einen der Schemel zu bewegte. Diesen angelte er mit dem Fuß, um ihn näher zu sich zu sich zu ziehen. Geräuschvoll ließ er er sich darauf fallen und legte die Nadel und den Faden auf den Tisch neben sich. Er stutze. Wie schnell hatte sie das Gemüse klein bekommen? Noch einmal kam er nicht umhin Ophelia zu mustern. Anerkennung stahl sich für einen Sekundenbruchteil in seinen Blick, bevor er sich wieder der ausladenen Stoffbahn widmete, um sie sich auf dem Schoß zurecht zu legen. Dabei fiel ihm auf, dass diese an gewissen Rändern eine dunklere Färbung angenommen hatte. Offenbar hatte ihr Herr im wahrsten Sinne des Wortes im Vorbeigehen die halbe Via Argeus gekehrt. Anklagend hielt er Ophelia die Schmutzränder entgegen. “Putzlappen, hm?“ Er grinste breit und schüttelte den Kopf, während er ohne Hinzusehen auf dem Tisch Nadel und Faden fassen wollte, sein Ziel dabei allerdings verfehlte und stattdessen nach zwei geschnittenen Scheiben Selleri griff. Seinen Irrtum bemerkte er erst, als er diese zu sich herangezogen hatte und beäugte. “Ja...“, entfuhr es ihm in einem kurzen und knappen Laut und hastig überlegte er, ob er sie zurück legen sollte. “Die sind gut geschnitten,“ sagte er dann nach einem Räuspern und hielt sie etwas unschlüssig in der Hand.

  • Ophelia musste sich ein Kichern verkneifen manchmal kam Firas ihr vor wie ein kleiner Junge und diese brauchten ab und an eine leichte Tracht Prügel. Sie hustete leise bei diesem Gedanken sie war ja nicht gewalttätig sondern versuchte nur aus diesem Männerhaushalt etwas anständiges zu machen. Und als erstes musste sie die beiden Sklaven richtig erziehen und ihnen zeigen wie es ablief. Sie hatte selber nicht damit gerechnet, dass sie sich gleich von Anfang an eigentlich recht gut einleben würde aber dadurch, dass man sie gut aufgenommen hatte war das kein Problem und vor allem musste sie sich nicht verstellen. Sie tat was sie tat und würde für jedes Handeln auch die Konsequenzen tragen so wie sie es schon immer getan hatte. Zwar war sie eine Sklavin aber dennoch für sich selber verantwortlich zumindest in ihren Augen. „So du bist also immer lieb?“ fragte sie mit einem frechen und gleichzeitig honigsüßen Lächeln als sie ihren Kopf ein klein wenig schief hielt und ihn dabei anschaute. „Das hat doch gar nicht weh getan oder soll ich jetzt noch pusten?“ fragte sie frech und schaute ihm zu wie er sich nun doch ganz brav über das unschöne Loch in der Toga hermachte damit es nicht mehr vorhanden war. Sie selber wollte das letzte Gemüse fertig machen damit sie es endlich in den Topf geben konnte sonst würde das Essen niemals rechtzeitig fertig werden wenn der Herr wieder nach Hause kam.


    Als er ihr den Rand der Toga hinhielt und sie den Schmutz sah verdrehte sie nur noch die Augen. „Ja ich weiß. Ich frage mich wirklich was er mit der Toga alles macht. Aber wenn du magst kannst du es ihm ja gerne unter die Nase halten und ihm sagen, dass er aufpassen soll. Ich glaube er würde sich freuen so was zu hören. Außerdem gibt es sicher keinen Mann in der Stadt der eine saubere Toga unten am Saum hat,“ meinte sie dann grummelig und streckte ihm die Zunge raus und griff wieder nach dem Messer hielt dann aber inne als sie sah was Firas nun wieder machte. Nicht doch, dachte sie sich. Das Messer wanderte wieder auf den Tisch und Ophelia stützte sich auf eben jenem ab und schaute Firas an, dann kratzte sie sich am Hinterkopf. „Das sind sie aber ich glaube ein wenig zu stumpf und zu dick um damit ein Loch zuzunähen meinst du nicht auch? Soll ich dir helfen?“ wollte sie dann von ihm wissen und kam dann die zwei Schritt zu ihm und nahm ihm einfach das Stück Sellerie aus der Hand um gleich darauf daran zu nagen. „Hmm, nein eindeutig nicht passend um ein Loch in der Toga zu nähen, magst du?“ fragte sie ihn grinsend und hielt ihm das Stück zum abbeißen hin. „Aber Vorsicht es könnte vielleicht pieksen,“ grinste sie und schon im nächsten Augenblick piekste sie ihn mit einem Finger in die Seite um ihn ein wenig zu ärgern.

  • Nein, pusten sollte sie nicht. Firas legte den Kopf schief. Die Toga dem Herrn Archias unter die Nase reiben würde er ganz sicher nicht, und darüber, dass es bestimmt keinen Mann gab, der eine saubere Toga hatte brauchte er auch gar nicht zu diskutieren. Vielleicht war es nicht ganz so schlimm, dass man sagen konnte. „Zeig mir deine Toga, und ich sage dir, wo du warst“, aber immerhin war da ein Funken Wahres dran. Zumindest traf das für auf jeden Fall für Einen unter hundert Männern zu. Der Eine wäre dann Gaius gewesen, dessen Saum immer ein wenig Grün zierte, und den deshalb immer eine leichte Nuance von Pferdearmoma umweht hatte. Zusätzlich zu dem Kümmel. Aber letzten Endes war es seine eigene Schuld gewesen, denn niemand hatte ihn gezwungen sich nach nachts nach den Tavernenbesuchen heimlich über den Hinterhof, und somit über den Misthaufen zu schleichen.


    Darauf, dass Ophelia ihm die Zunge heraus streckte, reagierte der Sklave nicht, denn gleich darauf war er viel zu sehr mit zwei Scheiben Selleri beschäftigt gewesen. Was sagte sie da? Stumpf und dick? Allerdings! Noch bevor er irgendetwas tun konnte, war sie auch schon wieder bei ihm und hatte ihm das Gemüse aus der Hand genommen. “Nein, eigentlich brauchst du mir nicht…“ Der Selleri verschwand aus seiner Hand und Firas schaute ihm ungläubig nach, bis Ophelia daran herum nagte. “Hm,“ machte er dann und verdrehte auf ihre Bemerkung hin die Augen. So war das eben mit den Missgeschicken. Sie wären nur halb so misslich, wenn es niemanden geben würde, der darauf herum ritt. “Wenn man schon nicht damit nähen kann, dann kann man aber vielleicht das Loch damit ausstopfen,“ sagte er dann und schüttelte den Kopf, als sie ihm das Gemüse zum Abbeißen hinhielt. “Pieksen tut es dann nicht, da hast du recht, aber sicher würde es matschen.“


    Dieses Mal schaute er hin, als er nach der Nadel und dem Faden griff. “Aber es könnte funktionieren, wenn wir den Selleri einmal täglich auswechseln.“ Firas grinste frech zurück und zuckte dann kichernd zur Seite, als sie ihn piekte. Dabei rempelte er mit dem Ellenbogen gegen den Tisch, der sich dabei ein wenig verschob und verzog das Gesicht. “Ahhh,“ presste er gedehnt hervor, während er sich die schmerzende Stelle rieb. Übertrieben mühsam richtete er sich auf. “Prima,“ kam es gepresst hervor, und er räusperte sich, um das gemeine Pochen im Arm für sich damit zu übertünchen. Mit einer großen Geste wurde dann die Nadel gezückt. “So, ich fange dann mal an,“ stellte Firas fest und fügte dann scherzhaft an: “Die Selleri-Frage können wir ja später klären.“ Dabei sah er noch einmal auf den Tisch. Sein Magen knurrte. Das hatte nun auch noch gefehlt.

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