Insula Angularis | habitatio Aeliana

  • Es machte ihn Spaß ihn manchmal ein klein wenig mehr zu ärgern als normal vor allem wenn er seine tollpatschige Seite rauskehrte. Es war zu süß ihn zu sehen wie er verzweifelt seine Tunika und die Toga anschaute. Damit hatte er sicher nicht gerechnet. Gut sie ja auch nicht aber das machte das ganze noch um so komischer denn wann sah man schon wie sich jemand mit einer Toga festnähte? Eigentlich nie denn das war ihr wirklich noch nicht untergekommen. Sie lachte immer noch und fragte sich zugleich wie sie jemals wieder damit aufhören sollte. An das Essen dachte sie nicht mehr denn sie war zu sehr damit beschäftigt Firas dabei zuzusehen wie er versuchte sich von der Toga zu lösen aber sie befürchtete schon, dass er alles eher schlimmer machen würde anstatt besser denn das Gezerre und Gereiße war nicht gerade förderlich für den Stoff der Toga der ja auch nicht alles aushalten konnte. Ohweh der Herr würde ihnen beiden den Kopf abreißen, auch wenn es vielleicht nicht der Fall war zumindest nicht dann wenn sie beide eine plausible Erklärung für das ganze vorweisen konnten. Hmm aber das konnten sie eigentlich nicht. Ophelia seufzte auf und wollte gerade sagen, dass er das Messer bitte nicht benutzen sollte als er sie ziemlich hektisch auf das Essen aufmerksam machte.


    Mit einem Ruck drehte sie sich rum und sah, dass alles am überkochen war. Ohje das war ihr auch noch nie passiert zumindest nicht in diesem Ausmaß. Das Gemüse kochte gerade vollkommen über und das Fleisch kokelte langsam aber sicher an. Es zischte und Fett spritzte durch die Gegend. Super und alles wegen einer blöde Toga. Als erstes wollte sie sich um das schäumende und überkochende Gemüse kümmern denn das Wasser lief in das Feuer und dieses war nicht begeistert darüber und zischte wie verrückt auf. Ophelia ergriff eiligst ein Tuch und griff nach dem Griff des Kessels um ihn vom Feuer zu heben doch es ging alles schief. Der Wasserdampf verbrannte ihr die Hand und vor Schreck ließ sie den Kessel samt heißem Wasser und Gemüse fallen. Der ganze Inhalt ergoß sich über den Boden der Culina und drang in jede noch so kleine Ecke wobei sie aufseufzte als sie nun auch noch was von dem heißen Wasser gegen ihr Bein bekam. Ehrlich gesagt wusste sie nicht was sie als erstes machen sollte ihre Hand kühlen oder sich um das nun schmerzende Bein zu kümmern und dann war da immer noch das Fleisch welches schon schwarz war und qualmte als würde es brennen. Die ganze Culina war nun so langsam aber sicher in dichtem Rauch verhüllt. „Firas mach doch was,“ jammerte sie auf und wollte nach der Pfanne greifen in der das Fleisch sich in Briketts verwandelt hatte.

  • »Jetzt«, bestätigte Caius, ausnahmsweise einmal ohne Firas aufzuziehen, und nickte ernst.
    »Sie war plötzlich einfach da. Stand einfach in meinem Büro«, erzählte er und zuckte mit den Schultern. Dabei fiel sein Blick auf den Tisch und die Teller, und er runzelte irritiert die Stirn. Wer von den beiden Sklaven glaubte, dass er und Seiana am Tisch essen würde, wusste Caius nicht, aber er konnte definitiv sagen, dass er wie eh und je bei anwesendem Besuch liegend essen würde. Wie sich das gehörte. Vielleicht, vermutete Caius, wollte man hier aber auch nur die Teller befüllen, damit man nicht groß laufen musste? Wäre Caius allein gewesen, hätte er sich zu Ophelia, Firas und Katander gesetzt, wie jeden Abend. Das war ihm lieber, als wenn er allein und einsam auf seiner Liege lag und die anderen ihn bedienten. Bei Besuch war das natürlich was ganz anderes.
    »Äh, ich denke, wir essen draußen. Also, Seiana und ich. Ah, Seiana hat auch ihre Sklavin mitgebracht. Wie sie heißt, hab ich schon wieder vergessen - Helene? - aber Katander ist noch mit ihr unterwegs. Eigentlich sollten die schon längst wieder da sein...« Caius argwöhnte, dass Katander sich nicht gentlemanlike benahm, aber wenn die Sklavin sich das gefallen ließ, wieso nicht. Er warf Firas noch einen prüfenden Blick zu und nickte dann zufrieden.
    »Richtig. Wein. Aber nimm den guten. Den Falerner aus Kampanien«, riet er Firas und wandte sich dann um.
    »Ich bin dann mal wieder draußen...« kündigte er an, wo er schon halb wieder aus der culina geschlüpft war.


    Caius ging zurück zu der Tür, hinter der sich der kleine Balkon eröffnete, blieb aber auf der Schwelle stehen und betrachtete für einen kurzen Moment Seiana, die an der Brüstung stand und verträumte Blicke in die Welt warf. Ein unwillkürliches Lächeln kräuselte seine Lippen, dann trat er hinaus und neben sie, legte die Unterarme locker auf die Balustrade und sah in die gleiche Richtung wie sie.
    »Schön, nicht? Hier ist es bis spät in die Nacht hinein noch angenehm warm«, sagte er und spielte damit auf die Sonne an, die alles in warmes, goldenes Licht tauchte.
    »Ich hoffe, du hast nicht zuviel Hunger. Ophelia hat zwar etwas Leckeres gezaubert, aber es waren eben nicht zwei Besucher eingeplant. Notfalls schicke ich jemanden zu Lyros, um noch ein Hähnchen zu holen«, sinnierte Caius und drehte jetzt den Kopf, um Seiana anzuschauen.
    »Hast du schon eine Unterkunft?« fragte er sie plötzlich.

  • Seiana genoss es, einfach nur dazustehen. Sie ließ ihre Gedanken treiben und ihre Aufmerksamkeit wandern, und so sah sie im ersten Moment überrascht hoch, als der Aelier auf einmal neben ihr auftauchte. „Hm?“ Im nächsten Augenblick lächelte sie schon wieder. „Ja, sehr schön…“ Sie seufzte erneut leise und musterte versonnen die Häuserlandschaft vor ihr. „Hier ist alles so anders… Ich mag das, den Ausblick, die Menschen, die Atmosphäre… Ich könnte mir aber vorstellen, dass es im Sommer fast schon zu heiß wird. Sogar in Tarraco meint man ja manchmal schon zu schmelzen, so heiß wird es in den Sommermonaten.“


    Lächelnd sah sie Archias dann wieder an. „Nein, viel Hunger hab ich nicht. Elena müsste ich fragen, aber ich denke es wird schon reichen.“ Sie genoss auch den eher lockeren Umgangston, den sie bei ihm anschlagen konnte und der ihr so viel mehr lag als die eher förmliche Redeweise. Gleich darauf zog sie die Augenbrauen hoch. „Ophelia? Hast du hier eine Haushälterin oder Sklavin?“ Wieder wurde ihr bewusst, wie wenig sie eigentlich von dem Mann neben ihr wusste – die Sklaven oder Angestellten, die er hatte oder eben nicht, waren da nur der Anfang. Mitten in diese Gedanken hinein stellte Archias plötzlich eine Frage, die ihr zuvor ebenfalls schon mehrmals durch den Kopf gegeistert war. „Eine Unterkunft? Nein, noch nicht… Die nächsten Tage können wir in unserer Kabine im Schiff schlafen, bis es wieder ablegt, heißt das. Für danach müssen wir uns etwas suchen. Umbonius hat bereits seine Hilfe angeboten, ich wollte dich aber auch noch fragen, ob du vielleicht etwas empfehlen kannst.“

  • »Ja, das ist nicht Rom«, pflichtete er ihr bei und wiegte den Kopf hin und her. Ravenna war es auch nicht, aber Alexandrien war doch eher Ravenna als Rom, wenn man es in den direkten Vergleich brachte. Zu Hause in Ravenna hatte er den direkten Blick aufs Meer gehabt, hier stand ihm eine weitere insula in der Sicht. Das war allerdings nicht weiter schlimm, denn schwimmen konnte Caius ohnehin nicht.


    »Na, aber wir haben schon fast Sommer«, widersprach er ihr und hob eine Schulter.
    »Die Alexandriner bauen irgendwas an ihren Häusern anders als die Römer. In Rom kommst du auch fast um vor Hitze, nicht umsonst haben die ganzen reichen Halunken einen Sommersitz irgendwo am Meer... Und es stinkt so fürchterlich, aber hier riecht es allenfalls auf dem Fremdenmarkt.« Caius zuckte mit den Schultern und drehte sich nun so um, dass er lässig mit dem Rücken an der Balustrade lehnte.
    »Oh, gut. Ich hätte mir sonst ernsthaft Gedanken machen müssen, wie ich das Hähnchen bezahlen soll«, witzelte Caius bierernst und zwinkerte Seiana zu. Als sich der Ausdruck auf ihrem Gesicht schließlich so plötzlich änderte, musste er allerdings grinsen.


    »Ach herrje, hab ich dir das noch gar nicht erzählt? Außer mir wohnt noch Ophelia hier, sie betreibt ein äußerst lukratives Gewerbe, weißt du, und wenn sie gerade keinen Besuch hat, kocht sie für uns...« Prustend entfuhr ihm ein lachen, und er beugte sich kurz vorn über, um kopfschüttelnd und grinsend wieder hoch zu kommen.
    »Nein, Ophelia ist eine Sklavin. Das ist eine längere Geschichte...« stellte er richtig und begann zu erzählen.
    »...und Katander hat eben diese Aussage etwas freier interpretiert und kam dann mit Firas nach Hause. Der Händler hat wohl zwar gesagt, dass er kochen könnte, aber - unter uns - das war schlimmer als in dieser Schnellimbiskette, Mamercus. Also sind wir ein paar Tage später los und haben Ophelia gefunden. Und sie hat sich als echtes Goldstück erwiesen. Stell ihr drei Dinge hin und sie kocht dir ein Fünfgängemenü. Sagenhaft. Wirst du ja gleich sehen, oder eher schmecken«, schloss Caius.


    Erneut beobachtete er Seiana, die gerade ein wenig abwesend zu sein schien. Vermutlich dachte sie über seine Frage nach. Kaum aber hörte Caius, dass sie wieder zurück zum Schiff gehen wollte und sich bisher noch um keine Unterkunft gekümmert hatte, schüttelte er den Kopf.
    »Also, zurück zum Schiff würde ich heute Abend nicht mehr gehen«, riet er ihr.
    »Alexandrien mag zwar nicht Rom sein, aber Gauner und Schurken hat's hier auch. Ich wüsste allerdings etwas, das nicht allzu weit von hier entfernt und ziemlich günstig ist. Und es bietet vollen Service, gutes Essen und ein warmes Bett.« Caius ließ einige Moment verstreichen, dann breitete sich erneut ein Grinsen aus auf seinem Gesicht.
    »Ich schlaf auch auf dem Boden«, fügte er hinzu und schmunzelte.

  • Zitat

    Original von Herius Hadrianus Subdolus
    "Wohl war. Deine wirtschaftliche Einstellung ist schonmal sehr gut. Um deine Waren nach Rom zu bringen, könnte man auch mit den Tylusiern reden, denn sie fahren auf einigen Routen auch über Alexandria soweit ich weiß. Natürlich wirst du dafür einen kleinen Obolus bezahlen müssen, aber das ist üblich und ein eigens gemietetes Schiff nicht nur teurer sondern auch gefährlicher." Die Tylusier fuhren von jeher in einem geschützten Konvoi. Denn nicht nur Piraten lauerten auf ihren weitem Seeweg den Schiffen auf. Ihre mit Luxuswaren überfüllten Schiffsbäuche zogen die Maden in den Speck. "Du mußt nicht zwangsläufig nach Ostia reisen, um aufgenommen zu werden. Doch wenn du nicht erscheinst, dann hast du es natürlich schwerer die Mitglieder von deinen Qualitäten zu überzeugen. Dies schaffst du dann nur durch Pergamente oder einen Fürsprecher. Ähnlich läuft es bei den Versammlungen, die bislang zweimal im Jahr stattfinden. Natürlich können da nie alle Mitglieder erscheinen, aber die Vollversammlung ist ungemein gut besucht und Wegweisend für die Zukunft der SMA."


    »Die Tylusier haben doch hier auch eine Zweigstelle, nicht? Oder ist die inzwischen geschlossen?« fragte Caius nach und runzelte die Stirn. Nachdenklich fuhr er sich dann mit der Hand übers Kinn. Einen Fürsprecher aufzutreiben, sollte nicht allzu schwer sein, überlegte er. Vielleicht konnte er Quarto darum bitten.
    »Hmm... Was würdest du mir denn raten? Tatsächlich, nach Rom zu reisen? Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn alle Mitglieder der SMA ebenfalls nach Rom kämen, nur um mich für nicht geeignet zu befinden, auch wenn mir da gerade kein Grund einfällt, wieso sie das so sehen sollten. Hm. Aber das wäre doch auch sehr ärgerlich für die angereisten Mitglieder. Hmm. Also, du bist der magister. Dann frage ich dich, ob es nicht eher Sinn machen würde, mich und meine Betriebe zuerst allen postalisch vorzustellen. Und wenn das nicht genügt, würde ich nach Rom reisen zu einer Versammlung. Wenn du Zeit und Lust hast, kannst du dich auch gleich hier vor Ort von meinen Betrieben überzeugen. Ich führe dich gern herum. Was meinst du?«

  • „Den Sommer in Rom hab ich noch gar nicht erlebt. Aber ich hab schon gehört, dass es nicht sonderlich angenehm sein soll dann, in den meisten Stadtteilen jedenfalls. Gegen Hitze hab ich prinzipiell eigentlich nichts – mal sehen wie es wird.“ Dann grinste sie. „Wie, bezahlen? Du musst hier bezahlen? Hast du nicht schon alle für dich so eingenommen, dass sie dich beschenken?“ Anschließend blieb ihr der Mund offen stehen, als Archias begann, von Ophelia zu erzählen und was sie tat. Den Bruchteil eines Augenblicks später erkannte sie an den Funkeln in seinen Augen, dass er einen Witz machte. „Soso, tut sie also… Nein, davon hast du mir noch nichts erzählt!“ Ihre Stimme nahm einen gespielt entrüsteten Tonfall an, doch schon sehr bald breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus, und sie lauschte mit nur mühsam unterdrücktem Lachen seiner Geschichte. Katander kaufte also auch einfach mal einen Sklaven, wenn er das Nötigste holen sollte… „Na hoffentlich setzt Katander Elena keine Flausen in den Kopf…“ Jetzt musste sie doch lachen. „Aber es scheint sich ja gelohnt zu haben. Ich geh davon aus, dass die Einrichtung auch bereits ihren Stempel trägt.“ Seiana dachte an den Blumenstrauß. „Ich bin gespannt “, fügte sie noch hinzu, als Archias auf das Essen zurückkam.


    Anschließend schwieg sie für einen Moment. Sie sollten nicht mehr zum Schiff zurückgehen, nicht am Abend jedenfalls. Das ließ ihr eigentlich nur die Möglichkeit, jetzt schon zu gehen. Dass Archias von einer Alternative wusste, erleichterte sie, weil sie noch nicht gehen wollte – als ihr aber klar wurde, was er damit meinte, zögerte sie. Konnte sie denn hier schlafen? Sie presste nachdenklich die Lippen aufeinander und ließ ihren Blick wieder über die Häuser schweifen. Konnte sie? Als unverheiratete Frau in der Wohnung eines unverheirateten Mannes nächtigen, der nicht mit ihr verwandt war, dafür aber um sie warb? Auf der anderen Seite hatte sie ihre Leibsklavin bei sich, und wer sollte schon davon erfahren – sie kannte hier in Ägypten niemanden, und die Chancen standen denkbar gut, dass sie hier auch niemanden treffen würde. Trotzdem war sie sich nicht sicher, und sie wünschte sich Elena herbei, um sie um Rat fragen zu können – auch wenn sie sich denken konnte, was ihre Sklavin sagen würde. „Ich weiß nicht…“ Sie seufzte leise, als sie erneut daran dachte, dass sie jetzt noch nicht gehen wollte. „Das Angebot ist lieb von dir, und ich geb zu, dass es verlockend ist… Müsstest du denn wirklich auf dem Boden schlafen?“

  • Da konnte Seiana froh sein. Caius selbst war noch nicht den ganzen Sommer über in Rom gewesen, aber zweimal war er in jungeen Jahren zu Besuch gekommen während der Sommermonate. Das war die blödeste Idee gewesen, die sein Vater je gehabt hatte. Keinen Schritt durch die Stadt hatte man machen können, ohne dass die Tunika am Saum vor Dreck strotzte. Tief durchatmen war ebenso unmöglich gewesen, von der Hitze einmal abgesehen. Caius erinnerte sich nicht gern daran zurück. Wenn er sich einmal niederlassen würde, so plante er, das nicht in Rom direkt oder aber nicht über den Sommer in Rom zu tun.


    »Nur den Hähnchenmann noch nicht«, gab Caius zurück auf die Frage, ob er noch nicht alle für sich eingenommen hätte. Überheblich hob er ein paarmal die Augenbrauen an und ließ sie wieder sinken, dann grinste er.
    »Ja nein, also, ich weiß auch nicht wie ihr Frauen es schafft, innerhalb so kurzer Zeit so viel Klimbim zu organisieren. Aber irgendwie muss es ja gehen«, sagte er und zuckte mit den Schultern.
    »Elena und Katander sind übrigens noch nicht wieder da. Ich gehe aber nicht davon aus, dass da was passiert ist. Wie ich Katander kenne, schleift er sie durch halb Alexandrien, nur um deine Sklavin zu beeindr...« Hier ging Caius auf, dass er ja das gleiche mit Seiana gemacht hatte. Daher provozierte er ein heiseres Hüsteln am Satzende und beendete ihn anders als geplant.
    »...schäftigen. Ja. Muss ja sehr langweilig gewesen sein auf dem Schiff. Nech?«


    Flüchtig grinste er, jedoch nicht lange. Denn Seiana schien ernsthaft abzuwägen, ob sie ihm vertrauen konnte. Daran, dass es anstößig sein könnte, wenn sie in seiner Wohnung übernachtete (getrennte Zimmer oder unterschiedliche Liegehöhen - sie Bett, er Boden - hin oder her). Bei ihrem Eingagssatz konnte er nicht umhin, ganz kurz eine Flunsch zu ziehen, dann lächelte er zerknirscht.
    »Ich könnte auch bei Katander schlafen, aber....neee... Wobei, eigentlich könnte er auf dem Boden schlafen. Und ich in seinem Bett. Oder ich nehm einfach die Liege hier und schieb die rein. Das geht schon, Platz haben wir ja genug. Nur mit den Bettplätzen ist das so eine Sache. Aber es kommt jedenfalls ganz bestimmt nicht in Frage, dass mein Gast auf dem Boden schläft, spätabends noch durch gefährliche Straßen tingelt oder in einem Gasthaus Wucherpreise zahlt«, erwiderte Caius und sah Seiana an.
    »Es ist deine Entscheidung. Wenn du lieber auswärts schlafen möchtest, verstehe ich das natürlich. Da würde ich dir das Kapleion Archaon empfehlen, da wo ich nach meiner Ankunft auch gewohnt habe. Lyros macht mir einen guten Preis. Selbstverständlich zahle ich dann auch. Und morgen früh könnte ich dich zum Frühstücken abholen.« Caius hielt inne.
    »Hm?«

  • „Den Hähnchenmann noch nicht, soso“, schmunzelte Seiana. „Allzu lange kann das aber auch nicht mehr dauern, bei deiner Ausstrahlung.“ Sie verbiss sich ein Lachen und grinste nur. „Weißt du, es ist gar nicht so schwer, innerhalb kurzer Zeit was zu organisieren – du musst nur wissen was du willst, und dich dann darum kümmern. Und was heißt hier Klimbim? Davon hab ich noch nichts in deiner Wohnung gesehen, muss ich sagen. Ich kann ja noch nicht sagen, wie ihr Essen ist, aber was Einrichtung angeht, hat Ophelia auf jeden Fall Geschmack.“ Seiana ging nicht davon aus, dass es nur Zufall war oder ein Glückstreffer, dass die Sklavin eine stimmige Dekoration hatte wählen lassen. Die Wohnung war zwar nach wie vor etwas spärlich eingerichtet, aber das, was da war, passte zusammen, in ihren Augen jedenfalls. „Oh, um Elena mache ich mir keine Sorgen. Sie findet sich überall zurecht, besser als ich, denke ich manchmal. Außerdem, wenn ich nichts sage, interpretiert sie das gerne so, dass sie den Tag frei hat und durch die Gegend streifen kann. Und von Katander bekomme ich inzwischen auch den Eindruck, dass er… nun ja, großzügig auslegen kann.“ Seianas Grinsen wurde breiter. ‚Großzügig auslegen’ war noch, nun ja: großzügig formuliert, wenn man bedachte, dass er eines Tages mit einem Sklaven vor der Tür gestanden hatte.


    Archias’ nächste Worte trugen nicht unbedingt dazu bei, dass Seianas Grinsen abnahm – er begann zwar auf einmal sich zu räuspern und beendete seinen Satz dann anders, aber sie ahnte trotzdem, was er hatte sagen wollen. Dass er dasselbe mit ihr getan hatte, ging ihr allerdings nicht auf, stattdessen flogen ihre Gedanken kurz zu den beiden Sklaven, die sich offenbar recht gut verstanden. „Ja. Soll er sie mal beschäftigen… Wahrscheinlich löchert sie ihn mit Fragen und verwickelt jeden Fünften, dem sie auf der begegnet, in ein Gespräch… Auf dem Schiff jedenfalls kannte sie innerhalb kürzester die Lebensgeschichte sämtlicher Anwesenden, inklusive der Besatzung. Sogar den Kapitän hat sie dazu gebracht, ihr abends bei einem kleinen Spiel etwas von sich zu erzählen. Insofern… nein, wirklich langweilig ist es nicht geworden. Mit Elena ist das aber auch fast unmöglich, ihr fällt immer irgendetwas ein.“ Seiana wusste, wie viel Glück sie mit Elena hatte – natürlich viel ihrer Leibsklavin auch eine Menge Unsinn ein, sowohl gewollt als auch ungewollt, den sie dann wieder ausbügeln musste, aber all die guten Seiten Elenas wogen das bei weitem auf.


    Beim Thema Nächtigen wurde Seianas Miene nachdenklich. Erneut wünschte sie sich, Elena wäre hier, aber das war sie nicht. Und so oder so müsste sie diese Entscheidung alleine treffen. Archias zeigte ihr verschiedene Möglichkeiten auf, und die Tatsache, dass er nicht auf dem Boden schlafen müsste, wenn sie hier blieb, erleichterte sie – machte ihr die Entscheidung aber nicht unbedingt einfacher. Eigentlich wollte sie bleiben, aber da waren immer noch Zweifel, ob sie das wirklich tun konnte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was ihre Mutter dazu gesagt hätte. Auf der anderen Seite: sie hatte Elena dabei. Und es waren noch drei andere Sklaven anwesend. Und es war ja nicht so, dass sie im selben Zimmer schliefen… Und davon abgesehen waren sie in Alexandrien, nicht in Rom oder Tarraco oder auch Ravenna, wo seine nähere Familie lebte, wenn sie sich richtig erinnerte. „Es geht nicht darum, was ich möchte. Ich würde gerne hier bleiben, wenn ich ehrlich bin.“ Schon allein weil es wesentlich bequemer war, wenigstens für den heutigen Abend – und für die nächsten Tage vermutlich auch, jedenfalls wenn sie mit Archias viel Zeit verbrachte. „Und es kommt nicht in Frage, dass du zahlst. Du wusstest ja noch nicht mal, dass ich komme.“ Seiana überlegte noch einen Moment, dann gab sie sich einen Ruck. Wer sollte denn davon erfahren? Und selbst wenn, würde sie sich rechtfertigen können, schlicht und einfach weil sie sich nichts vorzuwerfen hatte. Sie sah Archias in die Augen. „In Ordnung. Wenn es dir nichts ausmacht, dann würde ich gerne bleiben.“



  • Matthias erreicht über die Via Argeus die kleine Seitenstraße Via Orientalis. Er betrit die Insula Angularis und steigt in das Obergeschoß hinauf. Auf der linken Seite klopft er an die Tür des Caius Aelius Archias und wartet, ob man ihn öffnet.

  • Firas hatte ein Liedchen vor sich hin gesummt, doch dann ließ er den Putzlappen sinken, mit dem er gerade eine der Liegen auf der Terrasse bearbeitet hatte. Hatte es geklopft? Besuch um diese frühe Tageszeit war selten und er war ganz allein in der Wohnung. Ophelia war beim Obsthändler, der sich etwas weiter die Straße runter befand. Auch die anderen waren ausgeflogen und der Herr Archias war bei seiner Arbeit. Firas runzelte die Stirn und schwenkte den Lappen hin und her, während er noch die Tür öffnete. Dann stutzte er. Tatsächlich hatte er sich nicht verhört. “Salve?“, brachte er dann fragend hervor und musterte den Mann, der dort stand. Firas hatte ihn noch nie gesehen und vielleicht sollte er gleich reinen Wein einschenken. “Der Herr ist nicht da. Der ist bei der Arbeit, im Cursus Publicus,“ sagte er und fügte noch an: “Das ist die Postannahme auf der Agora.“

  • Zitat

    Original von Caius Aelius Archias


    »Die Tylusier haben doch hier auch eine Zweigstelle, nicht? Oder ist die inzwischen geschlossen?« fragte Caius nach und runzelte die Stirn. Nachdenklich fuhr er sich dann mit der Hand übers Kinn. Einen Fürsprecher aufzutreiben, sollte nicht allzu schwer sein, überlegte er. Vielleicht konnte er Quarto darum bitten.
    »Hmm... Was würdest du mir denn raten? Tatsächlich, nach Rom zu reisen? Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn alle Mitglieder der SMA ebenfalls nach Rom kämen, nur um mich für nicht geeignet zu befinden, auch wenn mir da gerade kein Grund einfällt, wieso sie das so sehen sollten. Hm. Aber das wäre doch auch sehr ärgerlich für die angereisten Mitglieder. Hmm. Also, du bist der magister. Dann frage ich dich, ob es nicht eher Sinn machen würde, mich und meine Betriebe zuerst allen postalisch vorzustellen. Und wenn das nicht genügt, würde ich nach Rom reisen zu einer Versammlung. Wenn du Zeit und Lust hast, kannst du dich auch gleich hier vor Ort von meinen Betrieben überzeugen. Ich führe dich gern herum. Was meinst du?«


    "Im Bezirk der Juden nicht wahr, ja es stimmt wohl, das die Tylusier Alexandria auch als Zwischenhafen nutzen und hier ihre Waren anpreisen. Dann wird es für dich natürlich auch einfacher sein mit ihnen zwecks deiner Kapazitätenanfrage direkt in Verbindung zu treten." Weiterhin dachte Herius nach. Prinzipiell hatte der Aelius durchaus Recht noch dazu wo in nächster Zeit keine Versammlung anberaumt war. "Vorerst haben die Mitglieder sich nicht auf den Termin einer nächsten Versammlung verständigt. Wir könnten es aber so machen, das wir einen kleinen Werbetext in der Acta veröffentlichen. Du wirbst dort für deine Betriebe und hoffst schriftlich auf die Aufnahme in der Vereinigung. Wird es dann Gegensprecher geben, werden sie sich in Ostia melden und unser Verwalter vor Ort kann reagieren und dich benachrichten. Dann würden diese Zweifel nur bei einer Versammlung ausgeräumt werden können. Aber ob es soweit kommt, ist fraglich, denn deine Wirtschaften passen ganz gut in die SMA." Der Hadrianus hoffte natürlich, das der Aelius verstanden hatte, das jener sich selbst um eine schriftlich-öffentliche Bewerbung in der Acta kümmern sollte. Zwar war Subdolus zu Gast in Alexandrien faktisch aber nur auf der Durchreise. Das wollte er dabei auch nochmal betont wissen: "Mein Weg führt mich nur durch diese Provinz hindurch. Ich werde kaum Zeit haben mir deine Betriebe anzuschauen. Zumindest nicht heute oder gleich. Vielleicht finde ich auf dem Rückweg ein paar freie Tage. Doch vorher kaum." Dabei ließ er offen, wohin es ging, denn das war nunmal auch was ganz Privates. "Du könntest aber mit erwähnen, das ich im Prinzip deine Aufnahme in die Socii Mercatorum Aurei unterstütze. So wird deutlich, das es bereits einen Kontakt gab." :)

  • Matthias blickte etwas enttäuscht, aber eigentlich hätte er sich ja auch denken können - um diese Tageszeit. Er sagt:


    "Ich danke dir für die Auskunft, wann rechnest du mit der Rückkehr deines Herrn?"


    Matthias überlegt nochmals: "Nein, du brauchst er mir nicht zu sagen, eventuell komme später nocheinmal vorbei oder schaue bei Deinem Herrn in der Postannahme vorbei. Auf Wiedersehen"


    Matthias verläßt das Haus.







    Sim-Off:

    Kann man an zwei Orten gleichzeitig sein? Hier und bei Barnabas? Ich muß wohl besser aufpassen.

  • »Meine Rede«, gab Caius zurück, machte eine selbstsichere Geste und grinste auf Seianas Worte hin, dass es nicht mehr lange dauern könne.
    »Wenn ich eques wäre, würde es sicher nicht mehr lange dauern, und ich wär Präfekt von Ägypten«, setzte er noch eins obenauf. Diesmal aber milderte er seine Worte mit einem Zwinkern ab, ehe er ein wenig zweifelnd dreinsah.


    »Ach weißt du, ich mach mir nichts aus so einem Schnickschnack. Nimm zum Beispiel mal die Blumen. Die sehen ja ganz nett aus und duften am Anfang auch ganz schön, aber im Grunde machen die nur Arbeit. Beim Staubwischen muss man drumrumputzen, man muss die Bienen irgendwie wieder aus der Wohnung kriegen und irgendwann muss man Blütenblätter aufsammeln oder den Strauß gleich wegbringen. Und ihr Frauen freut euch auch noch, wenn man euch Blumen schenkt! Also, ich hab das noch nie verstanden.« Für Caius war das eine glasklare Sache. Blumen waren unnütz und nervig, abgesehen davon, dass man eine Vase brauchte. Da fiel ihm ein, dass er vorher gar keine Vase gehabt hatte... Er würde ein ernstes Wörtchen mit Ophelia sprechen müssen. Es ging ja nicht, dass sie sein Geld für so unnützen Schnickschnack ausgab...


    »Ja, das hat er drauf«, erwiderte Caius bezüglich Katander. Just in dem Moment erklang unter dem Balkon ein verlegenes Kichern, gefolgt von Katanders Stimme, die irgendetwas murmelte. Caius sah Seiana groß an. Turtelten die etwa? Unter seinem Balkon? Er ergriff die Balustrade und beugte sich so weit über, dass er Elenas Tunikazipfel sehen konnte. Er fand, dass ihre Füße ziemlich dicht an denen von Katander standen.
    »Was machen die da?« fragte er murmelnd, obwohl das eine ziemlich überflüssige Frage war. Gerade eben drang ein schmatzendes Geräusch zu Caius und Seiana hinauf. Das konnte nur eines bedeuten. Oder aber, sie aßen nur Obst. Caius wusste nicht, was er davon halten sollte. Fragend sah er Seiana an, die jedoch schon weitersprach und damit seine Aufmerksamkeit wieder gänzlich auf sich lenkte. Und was sie sagte, ließ Caius innerlich ein Rad schlagen, auch wenn er nach außen hin einfach nur Seiena anstarrte.


    »Ach papperlapapp«, behauptete er.
    »Du bist mein Gast, und meine Gäste müssen hier nichts bezahlen, ganz einfach. Ich würde dir auf jeden Fall das Zimmer zahlen, da kannst du gar nichts machen. Und- « irritiert stoppte er, als Seiana weitergesprochen hatte.
    »Du bleibst?« fragte er.
    »Oh, nein, das macht mir gar nichts, wirklich nicht. Obwohl... Du schnarchst doch nicht etwa?« Seine Freude schlug sogleich in Albernheit um, aber das durfte Seiana inzwischen schon von ihm gewohnt sein. Misstrauisch lehnte er sich noch einmal über das Balkongeländer und spähte hinunter, konnte aber nicht mehr sehen als zuvor auch.

  • Seiana musterte den Aelier und lächelte leicht, kommentierte seine Worte aber nicht weiter. Sie war sich nicht ganz sicher, ob er sie nicht – trotz des Zwinkerns – ernst gemeint hatte, und sie wusste nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte, wenn er tatsächlich Präfekt werden wollte. Wieder fühlte sie sich hin- und hergerissen zwischen der Pflicht, die sie ihrer Familie gegenüber hatte, und dem was sie selbst, für sich persönlich, wollte. Dass er so ehrgeizige Pläne zu haben schien, machte ihn für eine Verbindung noch attraktiver, aber sie wollte mehr von Ehe. Sie war nicht so dumm daran zu glauben, dass Liebe eine Rolle spielen könnte, jedenfalls nicht bei ihrer Entscheidung, wen sie schließlich heiratete. Aber es war doch nicht zu viel verlangt, dass sie den Mann, an den sie sich binden würde, wenigstens mochte. Dass die Chance bestand auf ein zufriedenes Leben, und vielleicht mit der Zeit auch so etwas wie Liebe. Bis jetzt schien Archias beides zu erfüllen, Anforderungen, die sie allein ihrer Familie wegen an ihn stellen musste, sowie die Tatsache, dass sie sich in seiner Gegenwart wohl fühlte. Trotzdem war sie sich unsicher, und davon ganz abgesehen wollte sie nicht, dass er dachte, sie würde ihn nur aufgrund seiner vorhandenen Karrierechancen mögen. Oder als Ehemann in Betracht ziehen. Sie unterdrückte sowohl den Impuls zu seufzen als auch den, sich an die Stirn zu greifen, als die Gedanken in ihrem Kopf sich wieder schneller zu drehen begannen. Stattdessen lächelte sie erneut und zog nur leicht eine Augenbraue nach oben – und war froh, dass der Aelier anschließend das Thema wechselte.


    „Ich muss ja zugeben, dass ich auch zu den Frauen gehöre, die Blumen gerne haben. Genauso wie anderen Schnickschnack, wie du das nennst.“ Sie lachte leise. „Allerdings bei weitem nicht alles. Ich finde es muss zusammen passen und Geschmack aufweisen. Aber wenn es passt, und einem Zimmer, einer Wohnung Atmosphäre verleiht, dann wiegt es die Nachteile wie einen weiteren Staubfänger da stehen zu haben auf.“ Kaum begannen sie dann von ihren Leibsklaven zu sprechen, meinte Seiana leise Stimmen zu hören unter dem Balkon. Sie erwiderte Archias’ Blick und verbiss sich nur mühsam Grinsen, noch mehr, als sie seinen leisen Satz hörte. Dass der Aelier Interesse an ihr hatte, hatte sie nicht gemerkt – dass dessen Sklave Elena gefiel dagegen schon. Sie hatte nichts dagegen, solange Elena nicht etwas wirklich Dummes anstellte, aber Archias machte nicht den Eindruck, als ob er sonderlich begeistert wäre, also ging Seiana nicht weiter darauf ein, sah auch nicht hinunter, sondern sprach einfach weiter. „Aber-“ Archias ließ sie gar nicht zu Wort kommen, als sie erneut darauf hinweisen wollte, dass er nichts von ihrer Reise gewusst hatte. Aber ihre Entscheidung, hier zu bleiben, machte die Diskussion darüber ohnehin hinfällig. Einen Moment lang starrten sie sich an, Seiana genauso überrascht über die Worte, die ihren Mund verlassen hatten, wie Archias offenbar. Sie hatte es sich überlegt, aber es laut zu sagen, sich selbst zu hören, war noch einmal etwas anderes. Aber Seiana wäre nicht Seiana, wenn sie sich nicht im Griff gehabt hätte. Und Archias fing nach dem Bruchteil eines Augenblicks an zu strahlen und alberte herum. In Seiana löste das auch Heiterkeit aus, und auf ihrem Gesicht verbreitete sich ein Grinsen. „Schnarchen? Na nicht das ich wüsste. Allerdings schlaf ich dann ja auch, also ganz sicher kann ich das nicht sagen. Wobei, Elena, es gibt Tage da wirkt sie so unausgeschlafen, weiß du. Und auf dem Schiff noch öfter, da haben wir zusammen in einer Kabine geschlafen…“


  • Ad
    Decima Seiana
    habitatio Aeliana in Alexandria
    AEGYPTUS



    M. Aurelius Corvinus Decimae Seianae s s.d.


    Überrascht erhielt ich Kenntnis darüber, dass du dich gegenwärtig in Alexandrien aufhältst. Für den Wunsch einer guten Reise ist es zu spät, so bleibt es mir nur, zu hoffen, dass du den alexandrinischen Hafen gut erreicht hast.


    Mein vilicus brachte mir gestern die Abschrift eines Aushangs von den Trajansmärkten. Ich dachte mir, dass dich jenes Schriftstück interessieren könnte. Die Abschrift liegt anbei. Sonst gibt es nicht viel zu berichten. Wie ich hörte, befindest du dich in Gesellschaft eines Aeliers, daher sende ich den Brief an seine Adresse. Er mag dir diesen Brief aushändigen. Gib gut auf dich acht und halte stets Augen und Ohren offen, du weißt, die Acta veröffentlicht auch Reiseberichte.


    Mögen die Unsterblichen dich behüten.


    [Blockierte Grafik: http://img408.imageshack.us/img408/7103/siegelmacsvbx5.gif]



    ROMA, KAL IUL DCCCLVIII A.U.C. (20.6.2008/105 n.Chr.)

  • Firas kämpfte auf eine Neues gegen der Stoff an, der ihm ab der Hüfte abwärts jegliche Bewegungsfreiheit nahm. So war er auch recht hilflos am Herumnesteln, während Opheila sich eilig mit einem Tuch bewaffnete und der überkochenden Masse auf dem Herd Einhalt gebieten wollte. Er sah noch ihren entschlossenen Versuch, den Topf in Sicherheit zu bringen und wollte gerade etwas Warnendes rufen, als es auch schon zu spät war. Sie verbrannte sich an dem heißen Dampf und sie ließ den Topf fallen, sodass sich der Inhalt über den Fußboden ergoss. Firas konnte nicht anders, als diesem mit offenem Mund dabei zu zu schauen. Schließlich riss er sich doch von dem Anblick los und hüpfte ungalant vorwärts.
    “Vorsichtig!“, rief er dabei noch und versuchte den Stoff der Toga an sich zu raffen, um nicht der Länge nach auch noch in dem Chaos auf dem Fußboden zu landen. Der Untergrund war glitschig und der Sellerie lag überall herum, gemeinsam mit dem anderen Gemüse. Das Fleisch brannte an und Rauch erfüllte die Luft. Firas hustete und kämpfte sich in Richtung Essen, zumindest dem Teil, der noch bedrohlich auf dem Herd verschmorte. Sie hatte recht mit ihren Worten. Er musste etwas tun. “Ja, ja,“ stammelte er hastig vor sich hin, doch große Schritte wollten ihm so nicht gelingen. Fett spritze über den Rand der Pfanne. Soetwas hatte er schon einmal gesehen und Feuer in Kombination mit einer derartigen Substanz konnte ganz übel enden. “Fass das nicht an! Vielleicht brennt es ja!“, brachte er hervor, als er sah, wie Ophelia ihre Hand nach der Pfanne ausstreckte. Nicht dass sie sich noch mehr verbrannte.


    Im selben Moment, in dem er noch sprach, rutschte er auf dem Fußboden weg und die Toga riss mit einem unangenehmen Geräusch endgültig, als er auf einen ihrer losen Zipfel trat, beim Versuch sich abzufangen. Vielleicht war es ein glücklicher Umstand, dass sie sich dabei auch von seiner Tunkia löste. Merkwürdig fühlte es sich an, doch war der Moment um Nachzusehen, ob seinem Kleidungsstück etwas passiert war ,der gänzlich Falsche. “Ahhhh...,“ entfuhr es Firas, und obwohl es nur ein gedehnter Laut war, konnte man dennoch den ausgesprochenen Fluch der darauf mitschwang deutlich heraus hören. Firas griff, mit Togarest-behandschuhten Händen sogleich beherzt nach der Pfanne und riss sie vom Herd, nur um sie quer durch die halbe culina zu schleudern. “Au!“, klagte er lauthals. Der Stoff hielt wirklich nichts ab. Nun hatte das Fett erst recht gespritzt.

  • »Tatsächlich? Ohje«, gab Caius zurück und machte ein ganz bedröppeltes Gesicht.
    »Vielleicht sollte ich dich dann besser zu den Sklaven stecken und Elena in mein Bett lassen«, neckte er sie und grinste. Zu den Staubfängern sagte er besser nichts weiter. Hinterher kam Seiana noch auf die Idee, dass er viel zu wenig Klimbim hier hatte, und kaufte sonstwas, um die Wohnung aufzupeppen. Noch ahnte Caius nicht, dass Seiana bald die Märkte für sich entdecken würde, und zwar samt der zweifelhaften Krimskrams-Stände, und dass er der Leidtragende sein würde (was, im übrigen, seine eigene Einstellung zu unnützen Dingen wie beispielsweise Schreibtischlampen mit Brüsten radikal ändern sollte).


    Dann schien ihm etwas einzufallen, und er bedeutete Seiana, einen Moment zu warten. Caius ging zur Balkontür, steckte den Kopf hinein und rief seinen Sklaven etwas zu.
    »Feli! Firas! Hunger!!« Dann drehte er sich zu Seiana um, grinste sie breit an und trat zurück an die Brüstung, wo er sich drüber beugte.
    »Und ihr da unten solltet mal langsam mit dem Geknutsche aufhören und hier hoch kommen, sonst gibt's für euch nur noch Wasser heute«, rief er hinunter. Als er sich wieder aufrichtete, sah er Seiana an, als sei nichts gewesen.
    »Setz dich, leg dich, wie immer es die bequemt, o holde Decima«, intonierte er, als sei sie die Kaiserin höchstpersönlich. Und natürlich durfte eine Verbeugung nicht fehlen, als er auf eine der beiden Klinen deutete und sich dann selbst schon mal setzte. Gerade ging die Tür zur Wohnung auf, und Elena und Katander purzelten hinein.
    »Die anderen essen drinnen, dann sind wir hier ungestört«, sagte Caius.

  • Dass der Aelier auf das Thema ‚Wohnungsdekoration’ wohlweislich nicht weiter einging, fiel Seiana durchaus auf, aber sie verzichtete darauf, ihn nun noch damit aufzuziehen, obwohl ihr der ein oder andere Kommentar auf der Zunge lag. Stattdessen grinste sie, als er damit drohte, sie zu den Sklaven zu stecken. „Glaub mir, mit Elena hättest auch keine Freude. Sie hält dich dafür die ganze Nacht wach, weil sie so viel zu erzählen hat“, erwiderte sie mit einem Zwinkern. Im nächsten Moment bewegte der Aelier sich nach einer kurzen Geste weg von ihr zur Tür, nur um drinnen seinen beiden Sklaven knapp, aber unmissverständlich klar zu machen, dass es Zeit war zu essen. Seiana musste schon wieder grinsen und kam sich beinahe wie ein Spiegelbild zu dem seinen vor. Die nächsten Worte waren an Katander und Elena gerichtet, die offenbar immer noch unten vor der Tür standen, und diesmal konnte Seiana ein Lachen nicht mehr unterdrücken.


    „Bist du immer so kommunikativ mit deinen Sklaven? Oder nur, wenn du den halben Tag quer durch Alexandria gelaufen bist und kaum etwas gegessen hast?“ Sie folgte seiner Aufforderung und setzte sich auf eine der Liegen, nun doch froh, ihre Füße endlich ausruhen zu können, während ihre Mundwinkel schon wieder zuckten aufgrund seiner Anrede. „Ich danke dir, edler Aelius, für dein zuvorkommendes Benehmen.“ Mit einem huldvollen Nicken nahm sie seine Verbeugung zur Kenntnis, während in ihren Augen gleichzeitig der Schalk funkelte. Mit einer eleganten Bewegung zog sie die Beine hoch und legte sie auf die Liege, während sie sich etwas zurücksinken ließ und sich mit der Linken so abstützte, dass sie ihn ansehen konnte. Sie wandte kurz den Kopf zur Tür, als zu hören war, dass Elena und Katander herein kamen, dann sah sie wieder zur Archias. „In Ordnung. Viel passieren kann ja kaum. Was machst du hier eigentlich so, wenn du nicht gerade im Postofficium sitzt? Was unternimmst du abends, oder wenn du frei hast? Und hast du schon viel von Ägypten gesehen?“

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