Der Caesar auf dem Forum

  • Dragonum hatte den bisherigen Verlauf der Ernennung mit großem Interesse verfolgt und das, zu seinem Glück, auch von einer Position nahe der Treppe aus, die es ihm erlaubte das gesprochene Wort des Ceasaren deutlich zu verstehen. Ganz in der Nähe warteten die Senatoren oder andere Offiziere der Stammeinheiten die zur Zeit nicht im Dienst waren. Dragonum war gewiss kein Spezialist für Kaiser oder deren Geschichte, aber er wusste das er diesem Kaiser mit der selben Aufopferung dienen würde wie zuvor schon seinem Vater ...

  • Mit den Worten, die der Caesar sprach, war der entscheidende Satz gefallen und das römische Reich hatte einen neuen Imperator Caesar Augustus. Die Consulen dankten dem ehemaligen Caesar seine Entscheidung mit einer entsprechenden Ehrenbezeugung, wie sie für Consulen gegenüber dem Kaiser üblich war. Erleichterung war in ihren Blicken zu erkennen, dass dieser wichtige Schritt nicht noch im letzten Moment fehlgeschlagen war, aber auch gespannte Erwartung, was die Zukunft bringen würde mit diesem Kaiser, der weder besonders energisch noch völlig gesund zu sein schien.


    Die Consulen traten wieder einen Schritt zurück, ab jetzt lang die Führung der Zeremonie endgültig beim neuen Kaiser und seinen Begleitern.

  • Etwas verspätet, aber zum Glück nicht zu spät erschienen auch die beiden jungen Aurelier Catulus und Avianus mit ihrer kleinen Eskorte aus Sklaven bestehend auf dem Forum. Auch die beiden wollten diesem wichtigen Ereignis beiwohnen. Aus der Ferne schon hörte man die Stimmen des Ceasaren höchstselbst und anderer wichtiger Persönlichkeiten. Doch ihre Stimmen vermischten sich auch mit dem Gerede der breiten Masse, welche hier auf dem Forum versammelt war. Die Neuigkeit von der Ankunft des nächsten Kaisers verbreitete sich warscheinlich wie ein Lauffeuer... je näher sie kamen, desto deutlicher wurde hörbar, was sich vorne bei den Consulen, hohen Beamten des Imperiums und nicht zuletzt auch dem Caesaren abspielte.


    "Euren Ruf habe ich gehört und so wie ich einst dem Ruf des Lucius Ulpius Iulianus..."


    "Catulus, der Caesar redet schon! Beeilen wir uns!", meinte Avianus aufgeregt und begann, sich zu sputen. Hoffentlich hatten sie das Wichtigste nicht schon verpasst... hoffentlich würden sie überhaupt noch etwas mitbekommen.

  • Potitus stand hinter Valerianus. Es war ein bedeutsamer Tag, nicht nur für den Caesar. Doch während sein Freund Valerian die Kaiserwürde entgegen nahm, galt es für den Legaten, die Umgebung im Blick zu behalten. In Rom hatte er kein Imperium, doch das würde ihn an nichts hindern. Über dem Forum Romanum lag eine ernste, aber dennoch feierliche Stimmung. Er wertete dies als gutes Zeichen. In wenigen Tagen würde die Trauer vergessen sein und nur die Freude über den neuen Kaiser bestehen bleiben. Valerian würde für seinen Vater einen prächtigen Trauerzug und eine angemessene Bestattung organisieren, bei dem die Menschen an all das Gute im Leben des verstorbenen Augustus erinnert werden würden. Danach waren sie bereit für Änderungen. Er wusste, dass Valerianus wenige Änderungen von sich aus forcieren würde, doch Potitus würde in seiner Nähe bleiben.

  • Wie im Senat besprochen, so erschien auch Senator Germanicus Avarus an besagt angekündigten Tag auf dem Forum Romanum und reihte sich in die Menge der Senatoren ein. Eben dort wo sich die ehemaligen Praetoren tummelten. Es war einer jener Plätze, die nicht ganz vorn, aber auch nicht ganz hinten lagen und ein guten Blick auf die Geschehnisse erlaubten.


    Nachdem die Consulen ihre Pflicht getan hatten und die öffentliche Bekundung damit ihren Höhepunkt erreichte, hielt sich der Germanicus an das Protokoll und stimmte im passenden Moment in die Jubelrufe mit ein. Es würde sich zeigen, ob Gaius Ulpius Aelianus Valerianus bereit war das große Erbe anzutreten und Rom gleichwohl wie Lucius Ulpius Iulianus zu lenken wußte.


    In einem Rundblick fing Avarus auch das Gesicht von Iulia Ulpia Drusilla ein. Ein äußerst seltener Anblick in den letzten Monaten. Schon als der Zug der Legionen damals nach Westen ging, hatte sie sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Soweit es Germanicus Avarus abzuschätzen wußte, hatte sie an ihrer Gesundheit nichts eingebüßt. Er konzentrierte sich wieder nach vorn und lauschte den Worten der Consulen, bis sie die Führung der Zeremonie entgültig in die Hände des neuen Kaiser gaben.

  • Zitat

    Original von Tiberius Aurelius Avianus


    "Euren Ruf habe ich gehört und so wie ich einst dem Ruf des Lucius Ulpius Iulianus..."


    "Catulus, der Caesar redet schon! Beeilen wir uns!", meinte Avianus aufgeregt und begann, sich zu sputen. Hoffentlich hatten sie das Wichtigste nicht schon verpasst... hoffentlich würden sie überhaupt noch etwas mitbekommen.


    Natürlich waren die beiden zu spät dran. Obwohl sich beide beeilt hatten. Das Forum war überfüllt. Scheinbar wollte ganz Rom dem Ereignis beiwohnen. Zum Glück hatten sie die Sklaven mitgenommen, die ihnen einen kleine Gasse durch die Menge bahnte, was allerdings den wenigsten der Anwesenden gefiel. Doch Catulus war das egal. Er wollte einen guten Platz haben, von dem er aus alles beobachten und hören konnte.


    „Ich höre es! Lass uns noch weiter nach vorne gehen!“, antwortete Catulus seinem Bruder, während die Sklaven weiter vor ihnen die Menge beiseite schoben. Scheinbar waren sie nicht zu spät dran. Denn der Caesar redete noch. Und tatsächlich. Kaum hatte sie einen guten Platz ergattert, bekamen sie mit, wie aus dem Caesaren der Augustus wurde. Catulus sah mit strahlenden Augen neugierig auf das Prozedere und stimmte vornehm leise in den Jubel ein.

  • Schweigend verfolgte Macer die gewichtigen Worte, die von den Consuln und dem neuen Kaiser gesprochen wurden. So rief man also einen Imperator aus. Wenn Macer ehrlich mit sich war, hätte er eine kompliziertere Prozedur erwartet. Andererseits hatte der Senat ja schon vorher darüber debattiert und eine Delegation war zum Caesar gesandt worden. So gesehen doch ein sehr großer Aufwand, wenn man daran dachte, dass andere Kaiser schon ausgerufen worden waren, ohne dass man sie wirklich gefragt hatte.


    Natürlich schloss sich Macer an die Ehrenbezeugungen der Consuln an, auch wenn er nicht annahm, dass der Kaiser jetzt jeden Senator einzeln beobachten würde. Macer war vielmehr überzeugt, dass der Senat eine gute Wahl getroffen hatte, auch wenn es sicher gesundere und spritzigere Männer gab. Letztlich musste man wohl in Valerianus auch ein gutes Stück seines Vaters erkennen, und dessen Andenken gegenüber würde Macer es niemals an Ehre fehlen lassen.

  • Mit wenigen Worten und Gesten war aus dem Thronfolger der offizielle Throninhaber geworden. Valerianus gönnte sich einen Moment, dies alles selber zu realisieren, während er um ihn herum den Jubel nur gedämpft wahrnahm. Dann gab er sich einen Ruck, machte den Senatoren ein Zeichen, dass sie die Ehrenbezeugungen knapp halten durften und wandte sich seinen Begleitern zu.


    "Man erwartet wohl noch einige Worte von mir."


    Eine Rede war selbstverständlich vorbereitet worden und Valerianus musste sich nur noch bemühen, mit tragender Stimme möglichst viele Menschen zu erreichen. Für ihn ein nahezu unerreichbares Ziel.


    "Mit dem heutigen Tage muss ich fortsetzen, was mein Vater begonnen hat. Seine Ziele und Visionen werden die meinen sein. Doch er hatte diese Ziele nicht für sich, sondern für Rom, für das Volk von Rom, für euch. Deshalb sind es auch eure Ziele, die ihr weiter verfolgen sollt und müsst. Rom hat seine Stärke nicht an einem Tag erhalten und so kann auch seine Stärke nicht an einem Tag von einem zum anderen wechseln. Die Geschichte Roms hat gezeigt, dass es mal den Einzelnen gibt, der zur Tat schreitet, angefangen bei Romulus, und dass es mal die Kollegen gibt, die gemeinsam führen, so wie es heute noch die Consuln im Senat tut. Beides wird unsere Stärke sein. Ich als euer Kaiser und der Senat als Kollegium, in wechselseitiger Beratung und Achtung. Mein Vater hat vieles selbst in die Hand genommen, war dadurch für viele direkt ansprechbar, konnte aber niemals alles tun. Ich werde mit meinen Beratern teilen, denen ich vertraue, so dass ich nicht direkter, aber dafür allen Angelegenheiten erreichbar bin. Für das Volk von Rom, für das ganze römische Reich."


    Erschöpfung war nicht in seiner Stimme zu erkennen, aber für eine längere Rede hätte er sich mehr quälen müssen. Ein Diener reichte einen Becher klaren Wassers, bevor sich Valerianus wieder an seine Begleiter wandte.


    "Das Protokoll sieht wohl vor, dass ich mich jeder der vertretenen Gruppen zuwende. Ihr begleitet mich. Die Consuln und der Praefectus Urbi mögen sich auch anschließen. Caecilius Crassus, wir beginnen bei der Garde. Stelle mir die Offiziere vor."


    Valerianus und die Schar der ihn begleitenden Männer gewegte sich auf die Abordnung der Prätorianer zu, die am Forum Aufstellung genommen hatte, um ihren neuen Dienstherren zu begrüßen.

  • Die Praetorianischen Milites standen natürlich während der gesamten Prozedur bewegungslos in ihren Reihen, beobachteten alles und warteten. Die Offiziere hingegen liessen sich sogar dazu hinreissen kurzzeitig soetwas wie Jubel zu zeigen, jedenfalls sah es so aus, denn ein oder zwei Tribuni schienen zu lächeln. Auch Balbus konnte eine gewisse Gefühlsregung nicht vollständig unterdrücken, auch wenn es bei ihm eher privater Natur war.
    Doch in jenem Moment, in dem klar war, dass der neue Kaiser sich den Praetorianern näherte, stellten sich auch die Offiziere in einer ordentlichen Reihe auf und verharrten, wie auch die Milites, bewegungslos und warteten auf das, was nun passieren würde.

  • Interessiert hörte sich Hungi die Rede des neuen Kaisers an. Er konnte sich nicht helfen, irgendwie hatte er anderes erwartet. Auf alle Fälle eine etwas mitreißendere Rede. Aber er hatte seinen Klienten im Vorfeld angewiesen, auf alle Fälle zu jubeln, egal ob sie die Rede hörten und verstanden oder nicht. Nichts wäre schlimmer, als den neuen Kaiser gleich bei seinem Antritt zu brüskieren.


    Nur einige Momente nach der Rede kam einer der Begleiter des Kaisers auf ihn zu und berichtete Hungi vom Wunsch des Valerian, er möge in seiner Funktion als Praefectus Urbi gemeinsam mit den Consuln den Kaiser begleiten. Widerspruchslos folgte er. Zweifelsohne eine Ehre, mit Sicherheit aber ein Zeichen für das Volk. Als er nur Augenblicke danach bei Valerian ankam, nickte Hungi ihm grüßend zu, untermalt mit den Worten Mein Kaiser.

  • Nach der kurzen Ansprache an das Volk von Rom hatten die Prätorianer, wie man es gewohnt war, mit ihren Speeren gegen die Schilder getrommelt, um den Jubel der Römer zu unterstreichen. Dadurch waren die Worte des Kaisers zum weiteren Fortgang des Geschehens nur schwer zu verstehen, doch konnte man auch so erahnen, was nun passieren würde.


    Jawohl, mein Kaiser.


    Crassus geleitete den Kaiser und das Gefolge, das ihn umgab zu den Prätorianern, die sich auf dem Forum eingefunden hatten. Vor den Reihen der einfachen Schwarzröcke hatten sich alle Stabsoffiziere penibel ausgerichtet aufgestellt.


    Imperator, der Offiziersstab deiner Garde. stellte Crassus die Männer in ihrer Gesamtheit vor, ehe er sie einzeln vorstelle: Der Anfang machen die Tribuni der ersten, der dritten und der fünften Kohorte. Du kennst sie schon, sie hatten dich vor der Stadt in Empfang genommen. Nun folgen der Tribun der Zweiten, dass ist Lucius Lucidus, der Tribun der nach und nach stellte Crassus so dem Kaiser jeden Tribun vor. Nach jeder Nennung der Namen gab er den Tribunen kurz einen Moment Zeit, um den Kaiser zu grüßen.


    Und nicht zu letzt der Princeps Praetorii Prudentius Balbus. Er war vor seiner abermaligen Berufung zur Garde Praefect der Ala II in Germania. und auch diesem gab Crassus die Chance, den neuen Kaiser zu grüßen.

  • Obwohl erst seit kurzer Zeit bei den Cohortes Urbanae und deshalb voll von seiner neuen Stellung eingenommen, hatte es Tychicus sich nicht nehmen lassen, an diesem Tag auf dem Forum zu sein.
    Auf einen guten Platz hatte er gar nicht zu hoffen gewagt, und natürlich hatte sich auch erfüllt, was einem einfachen Plebejer und Probatus nur zustand: Ein Platz irgendwo in der Menge, viel zu weit weg vom Geschehen, um etwas zu sehen, und fast zu weit weg, um etwas zu hören.


    Neidisch bemerkte Tychicus jetzt, wie der Kaiser zu den in Reih und Glied stehenden Prätorianern schritt und die wichtigen Persönlichkeiten dem neuen Caesar Augustus persönlich vorgestellt wurden.
    Er selber war ja noch nicht einmal ein richtiger Miles, trotzdem schien ihm in diesem Augenblick nichts bestrebenswerter zu sein, als in ferner Zukunft einmal dort vorn zu stehen und dem Kaiser persönlich seine Treue zu beweisen.


    Aus seinen Gedanken gerissen von einem vorbeitorkelnden und repelnden Betrunken machte sich der Rediviver lieber wieder die WAHREN Umstände bewusst.
    Er war ein armer Schlucker aus der Provinz, neu in Rom, gerade erst der Jugend entsprossen. Alles andere waren Wunschträume.


    Etwas nüchterner und weniger beflügelt versuchte Tychicus nun über den Lärm und das Wogen der Menge hinweg den Fortlauf der Zeremonie zu verfolgen.

  • Wie so oft in den letzten Tagen kam Orestes sehr spät an den Ort, an den er kommen wollte, nicht dass er dne Weg zum Forum Romanum vergessen hätte, oder nicht kennen würde, das war es nicht. Nur die Verstopfung der römischen Straßen und die mangelnde Kenntnis der Schleichwege trug dazu bei, dass er nun nur noch am Rand des Forums einen winzigen Platz fand um den neuen Kaiser zu begrüßen. Zusammen mit einigen anderen aus seiner Ecke versuchte er in einem günstigen Moment nach der Rede des Valerianus eine acclamatio anzustimmen:


    Dii te servent! Io, Auguste!

  • Als der Kaiser sich den Praetorianern näherte, hielt Valerian unwillkürlich die Luft an. Natürlich würde er einen einfachen Miles wie ihn nicht beachten, sondern seine Aufmerksamkeit würde bei den Offizieren liegen. Doch immerhin konnte es sein, daß sein Blick ihn kurz streifte. Und dann sollte er zufrieden sein mit dem, was er sah. Angespannt und aus eigentlich unerfindlichen Gründen unsagbar stolz stand Valerian regungslos wie seine Kameraden da. Natürlich war er neugierig und sah den Kaiser an, wenigstens kurz, bevor er sich wieder seiner Pflichten erinnerte und das Drumherum beobachtete. Das war der Mann, den er zu beschützen hatte. Wenn es sein mußte, mit dem eigenen Leben.

  • Zitat

    Original von Gaius Caecilius Crassus
    Und nicht zu letzt der Princeps Praetorii Prudentius Balbus. Er war vor seiner abermaligen Berufung zur Garde Praefect der Ala II in Germania. und auch diesem gab Crassus die Chance, den neuen Kaiser zu grüßen.


    Balbus beobachtete wie Crassus die Tribuni vorstellte und wie diese den neuen Kaiser grüssten. Er wusste nicht, ob irgendeiner der Tribuni jemals zuvor die Gelegenheit hatte diesem Mann gegenüberzutreten, doch wusste er genau, dass er diese Gelegenheit einst hatte. Es waren viele Jahre vergangen, seit er damals als Centurio in Valerians Officium in Mantua stand und mit ihm über die Versetzung einiger fähiger Männer zur Garde verhandelte.
    Als er nun vorgestellt wurde, grüsste er den Kaiser natürlich mit allem gebührendem Respekt.

  • Zitat

    Original von Gaius Aurelius Catulus


    [...]



    Mit ein wenig Mitleid beobachtete Avianus die Prozedur der Sklaven, wie sie einige Menschen in der Menge beiseite schoben, um den beiden Aureliern einen guten Platz zu ergattern. Obwohl sie die Sklaven mit einer schwierigen Aufgabe betrauten und diese einige Male wüst beschimpft wurden, hatte es doch seine Vorteile. Denn sie konnten jetzt besser dem Ereignis beiwohnen, welches sich vorne abspielte. Schweigend liefen die beiden Gebrüder Avianus und Catulus so weit nach vorne, wie sie konnten. Sie konnten von ihrer Position gut zum Kaiser heraufblicken, den wichtigsten Mann im Imperium doch irgendwie so nah zu Gesicht bekommen...


    "Das ist er also! Der neue Imperator!", musste Avianus lauter sprechen, um nicht vom Trubel und der Unstille auf dem Forum übertrumpft zu werden. Dann jedoch war nur der Kaiser zu hören. Seine Worten schienen einen magischen, beruhigenden Effekt auf die Menschenmasse aus allen Bevölkerungsschichten zu wirken.


    Als der Kaiser jedoch wieder seine Rede beendete, war lauter Jubel von unzähligen Menschen zu hören. Auch Avianus stimmte kurzzeitig mit ein, doch hielt er sich größtenteils zurück, um mit seinem Bruder Catulus zu reden. Der frischgebackene Kaiser wandte sich nun an die hohen Beamten in seiner Umgebung. "Bruderherz, was meinst du, spielt sich jetzt da vorne ab?", fragte Avianus neugierig, "Die reden jetzt garantiert über etwas Wichtiges...". Was genau das war, wusste Avianus nicht und es war wohl unmöglich, das einzuschätzen.

  • Lucius Aelius Quarto befand sich unter den Senatoren. Zwar stand er in der vordersten Reihe, so wie es ihm seiner Ansicht nach als ehemaligem Consul auch zustand, aber dennoch war er nur einer von vielen, und wie alle anderen an diesem Tag besonders bemüht, ehrwürdig und vornehm zu wirken.
    So sah er bei dieser Gelegenheit nun endlich seinen Bruder wieder, wie er prächtig und stolz als neuer Herr der Welt in seiner Hauptstadt Einzug hielt.


    Quarto hatte sich das anders vorgestellt. Er hatte Valerianus schon bald nach dem Tod des alten Kaisers Iulianus aufsuchen wollen. Er hatte schon vor Rom bei ihm sein wollen, weil er glaubte, dass sein Bruder, der neue Imperator Caesar Augustus, seinen Rat dringend brauchen würde und er ihn vor falschen Ratgebern schützen müsste.
    Doch alles war anders gekommen: Als Quarto in Singidunum eintraf, da war Valerianus bereits abgereist. Anschließend hielten ihn eine Krankheit, ein penetranter Medicus und ein starrsinniger Lagerpräfekt davon ab, ihm sofort zu folgen. Dennoch war Quarto schließlich vor im in Rom angekommen, allerdings nur um wenige Tage.
    So war es gekommen, dass er seinen, zum Herrscher über das Römische Reich erhobenen, leiblichen Bruder erst jetzt wieder sah – und das vorläufig auch nur aus der Ferne.


    Ja, dass alles hatte sich Quarto anders vorgestellt und bang fragte er sich, welche Männer wohl in der Zwischenzeit Valerianus' Aufmerksamkeit genossen hatten und wem er zugehört hatte. An Einflüsterern bestand zweifellos kein Mangel. Bestimmt würden sich viele ehrgeizige Männer um ihn drängen und versuchen, Einfluss zu gewinnen und Quarto fragte sich bang, ob es wohl die richtigen Männer waren.
    Darum kreisten seine Gedanken und deshalb hörte er kaum auf das, was sein Bruder zu sagen hatte.

  • Von jedem der Offiziere nahm Valerian eine Salutation entgegen und blickte ihnen einen Augenblick in die Augen. An einzelne von ihnen konnte er sich nicht erinnern, auch wenn er sie schon einmal gesehen hatte. Nicht nur die Krankheit hatte seine Erinnerung verblassen lassen, auch die Ereignisse der letzten Wochen hatten ihm so viele Namen beschert, dass er unmöglich schon alles im Kopf sortiert haben konnte. Trotzdem wollte er die Offiziere der Garde recht bald ausreichend kennen. Es schien ihm wichtig zu sein, jene Männer richtig einschätzen zu können und von ihnen geachtet zu werden. Sie hatten den Tod seines Vaters nicht verhindern können und solange er sich nicht absolut sicher war, war er gerade bei ihnen misstrauisch. Aber für Entscheidungen war es noch zu früh und außerdem musste er ihnen andererseits vertrauen, um nicht misstrauisch gegen jeden sein zu müssen.


    "Wie ist die Lage hier in Rom? Ist das Volk und die Politik so freudig und ruhig, wie es heute erscheint oder lauern die Usurpatoren schon an allen Ecken?"

  • Auch Varus hatte sich auf dem Forum eingefunden, um den neuen Kaiser willkommen zu heißen. Mühsam hatte er sich durch die Straßen gezwängt, denn wie es sich bei der Ankunft des Kaisers gehörte, war fast ganz Rom auf den Beinen, um den Kaiser einen würdigen Empfang zu bereiten.
    Varus hielt Ausschau, ob er vielleicht zwischen Den Menschenmassen jemand bekannten zu entdecken, was aber in einem hoffnungslosen Unterfangen endete.
    Als er kurze Zeit einmal einen freien Blick auf den Kaiser hatte, machte er auch in seinem Anhang seinen Patronus Vinicius Hungaricus aus. Jedoch schon der Versuch von Augenkontakt war von vornherein zum scheitern verurteilt.
    Es war ein großer, einem Kaisers würdiger Auftritt. Ganz Rom war geschmückt. Überall sah man Fähnchen und Wimpel.

  • Dein Vater hat dir ein stabiles Reich vererbt, Augustus. Er hatte in letzter Zeit die innenpolitische Situation stets im Griff und wie es scheint soll es auch in Zukunft so bleiben. Nichtsdestoweniger wird es immer Fehlgeleitete geben, die die göttergewollte Ordnung nicht erkennen wollen oder können. Doch sind wir jederzeit bereit, das Andenken deines Vaters zu wahren und dein Imperium zu verteidigen.


    Antwortete Crassus auf die Frage des Kaisers, nachdem er die Stabsoffiziere nacheinander vorgestellt hatte. Crassus hatte mit absicht eine möglichst knappe Antwort gegeben, die seiner Meinung nach aber die Situation trotzdem ganz gut zusammenfasste. Eine ausführliche Lagebesprechung würde es ja zweifelsohne nocht in den nächsten Tagen geben, in welcher dann einzelne Gefahrenpotenziale besprochen werden würden.

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