Servitriciuum | institutio mancipii

  • Es war einer der Gemeinschaftsräume der flavischen Sklavenschaft, welcher an diesem Tage außerhalb seiner Funktionalität stand und daher nicht einmal für alle Sklaven des Hauses zu betreten war. Die Tische und Bänke darin waren gerückt worden, so dass sie alle einer einzigen Wand sich zu wandten. Die Wände selbst indes blieben so kahl wie zuvor, die Fenster mit Holzläden verkleidet, welche zu dieser Tageszeit jedoch geöffnet waren und zumindest schattiges Licht in den Raum einließen.


    Sciurus war nicht begeistert von der Aussicht, dass neben den flavischen Sklaven sich auch noch solche aus dem aurelischen Haushalt in eben diesem Raum einfinden würden, auf dass der paedagogus Kleochares ihrer Bildung ein wenig nachhelfen würde. Denn dass sie der Bildung bedurften, kennzeichnete sie als minderwertiges Material und dies bedingte, dass jemand ein Auge auf sie warf.

  • Als eine der ersten erreichte ich den Gemeinschaftsraum im servitriciuum. Außer Sciurus war noch niemand anwesend.
    Ich fragte mich nur, was ich hier sollte. Lesen und Schreiben konnte ich. Meine Schrift war zwar nicht die schönste, aber sie war durchaus lesbar. Mein Latein sollte eigentlich auch nichts zu wünschen übrig lassen. Ich sprach es mit dem mir eigenen typischen hibernischen Akzent, auf den ich stolz war. Manch einer empfand dies als scheußlich. Ich aber wollte ihn mir auf keinen Fall austreiben lassen. Aquilius hatte mich hierher geschickt. Er meinte, es könne nichts schaden, noch etwas mehr Bildung aufzusaugen. Also harrte ich der Dinge, die da noch kommen mochten. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete.
    Einzig allein hatte ich gehört, einige Sklaven der Aurelier würden auch zum Unterricht kommen. Das war wirklich schön, zu hören! Vielleicht würde ich so wieder Cadhla, Siv, Caelyn und Tilla wieder treffen.

  • Kleochares ging mit gemischten Gefühlen dem Studierzimmer entgegen, in Gedanken versunken, ohne zu bemerken, was um ihn herum passierte.


    Kaum war er im seinem neuen Haushalt angekommen, sollte er schon eine größere Menge an Sklaven unterrichten. Er wusste nocht nicht, wieviele es sein würden und auf welchem Bildungsstand sie waren. Konnten schon welche lesen und schreiben? Wieviel sollte er sie lehren? Von den wenigsten Sklaven wurde erwartet, dass sie Vergil rezitieren oder sogar verstehen konnten, dagegen waren einfache Schreib-, Rechen- und Lesekünste schon eher gefragt. Aber das würde sich sicher ergeben.
    Er würde einfach so anfangen, wie er beim flavischen Nachwuchs angefangen hatte, nämlich indem er fragte, was sie denn schon beherrschten.


    Als er bei dem Zimmer angelangt war, stand die Tür schon offen, Sciurus war da, würde aber sicherlich nicht mehr als nötig eingreifen.
    Auch die erste Schülerin saß schon auf einem Platz - eine flavische, wie er schätzte, da er sie irgendwann in den letzten Tagen schon einmal flüchtig im Haus gesehen hatte.


    "Grüß dich, ich bin Kleochares und werde hier unterrichten. Ich hätte nicht gedacht, dass schon so früh jemand hier ist. Du bist auch aus diesem Haus, richtig?"

  • Eigentlich hatte sich Cassim nur umsehen wollen, als er auf einen Raum stieß, dessen Tür weit offen stand. Tage zuvor hatte man ihm erklärt, dies sei ein Gemeinschaftsraum der Sklaven. Neugierig trat er näher, um einen Blick hinein werfen zu können. Er hörte eine männliche Stimme. Vereinzelte Worfetzen hörte er heraus, wie unterrichten und früh jemand hier ist. Cassim blieb erst am Türrahmen stehen, um sich ein Bild zu machen. Zwei Männer und eine Frau waren anwesend. Es mussten auch Sklaven sein. Einer der Römer hätte sich bestimmt nicht hierher begeben, so mutmaßte Cassim.
    Der eine, der gesprochen hatte, machte einen gebildeten Eindruck auf ihn. Der andere blonde Mann hielt sich im Hintergrund und es hatte eher den Anschein als sei er desinteressiert. Ja, man konnte sogar behaupten, Verachtung in seinem Blick zu sehen.
    Die junge dukelhaarige Frau, sah etwas blaß aus, was aber ihrer Schönheit durchaus nicht abträglich war. Auch sie, so schien es, fühlte sich in diesem Raum deplaziert.
    Cassim fragte sich, was hier vor sich ging. Er wollte noch eine Weile an der Tür ausharren und weiter beobachten. Möglicherweise würde er sich auch zu den dreien dazu gesellen. Alleine schon der Frau wegen, die er einfach interessant fand.

  • Ich hatte auf einem der Stühle Platz genommen und wartete einfach. Die Schwangerschaft war nun schon so weit fortgeschritten, dass ich nicht mehr lange stehen konnte. Ich fühlte mich kugelrund. Wenigstens war es mir nicht mehr jeden Morgen übel.
    Noch war ich mit Sciurus alleine. Dabei vermied ich es, ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen. Seit unserer ersten Begegnung ging ich ihm, so gut es ging, aus dem Weg. Er war irgendwie unheimlich und er machte keinen Hehl daraus, dass er mich nicht mochte.
    Es kam mir sehr entgegen, dass ich nicht allzu lange mit ihm in alleine sein musste. Kurze Zeit später traf dieser neue Sklave ein, der erst vor einiger Zeit in die Villa gekommen war. Er war der neue paedagogus von Serenus und Lucanus. Jetzt sollte er auch der Sklavenschaft etwas auf die Sprünge helfen. Er begrüßte mich freundlich und ich erwiderte sein Lächeln.


    Guten Morgen, ich bin Bridhe. Ja, mein dominus hat mich hierher geschickt.


    Kaum hatte ich Kleochares begrüßt, fiel mir auch schon der Mann auf, der am Türrahmen lehnte und uns zu beobachten schien. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Wahrscheinlich war er ein neuer Sklave. Das war nichts ungewöhnliches. Ständig kamen neue Sklaven in die Villa und andere verschwanden, weil man sie verkauft hatte oder sie einfach starben.
    Irrte ich mich, oder starrte er mich an? Ich vermied es,es ihm gleich zu tun und wandte meinen Blick wieder von ihm ab.

  • "Bridhe? Kommst du aus dem Norden?" Kleochares konnte den Namen nicht direkt zuordnen, glaubte aber, dass er keltisch sei. Als er einen Schritt näher trat und der Tisch nicht mehr ihren Bauch verdeckte, bemerkte er, dass sie schwanger war. "Oh, du bist ja guter Hoffnung! Ich wünsche dir alles Gute für das Kind."


    Ein Geräusch an der Tür und der Blick Bridhes ließen ihn sich umdrehen. "Hallo, willst du nicht hereinkommen?" Der Mann sah nicht so aus, als ob er zielstrebig hergekommen wäre, um an seinem Unterricht teilzunehmen. Er stand eher abwartend da. "Bist du wegen dem Unterricht hier?", fragte er daher nach.

  • Von den aurelischen Sklaven war Siv die erste, die zu dem Unterrichtsraum kam. Natürlich war es nicht so, dass sie alleine hätte gehen dürfen – aber im Haus der Flavier, das sie noch von den Saturnalien kannte, hatte sie sich abgesetzt und war zu dem Raum gegangen, den man ihnen gewiesen hatte. Sie legte immer noch nicht allzu viel Wert auf die Gesellschaft der anderen, ertrug sie schlicht und einfach immer noch nicht. Genauso wenig hatte sich sonst irgend etwas verändert. Sie erledigte ihre Arbeit, aber im Großen und Ganzen war sie in sich gekehrt. Nur selten blitzte etwas von ihrem Widerspruchsgeist auf, und auch die Lebensfreude, die sie oft versprüht hatte, schien ihr für den Moment verloren gegangen zu sein. Inzwischen war sie an dem Punkt angelangt, an dem sie sich fragte, warum sie die Gelegenheit nicht einfach genutzt hatte – sie hatte sie gehabt. Sie hatte es niemandem erzählt, aber Tatsache war: sie hätte entkommen können. Dieser eine Moment… Es war müßig, darüber zu grübeln, und das wusste Siv auch – und eigentlich war sie kein Mensch, der sich über ein Wenn viele Gedanken machte. Geschehen war geschehen, und sie konnte es nicht mehr ändern. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sich Gedanken dieser Art einschlichen. Dass von Zeit zu Zeit die Frage auftauchte, was bei Hel sie getrieben hatte. Wenn ihr diese Fragen allerdings in den Sinn kamen, schob sie sie weg, so weit wie möglich. Sie kannte die Antwort. Sie wollte sie nur nicht wahr haben, nicht mehr, nicht so wie die Dinge standen. Sie wollte sich nicht eingestehen, dass sie die Chance, wieder frei zu sein, bewusst oder unbewusst aufgegeben hatte für etwas, was sich im Nachhinein als Wunschdenken herausgestellt hatte. Und so versuchte sie in solchen Momenten stets, sämtliche Gedanken daran zu vertreiben, und ging lieber dazu über, sich selbst harsch zu beurteilen. Sie beschimpfte sich selbst als Träumerin, die einem idiotischen Hirngespinst nachgehangen war.


    Still, ihr Gesicht und ihre Figur immer noch deutlich schmaler als sonst, da es ihr nach wie vor nicht nur an Gesellschaftsfähigkeit, sondern auch an Appetit mangelte, und mit einem neutralen Ausdruck auf den Zügen näherte Siv sich dem Raum. Lediglich ihre Augen hatten einen seltsam undeutbaren Glanz, der als einziger verraten könnte, dass ihr Inneres momentan bei weitem nicht so ruhig und gefestigt war, wie sie sich gerne den Anschein gab. Sie stockte kurz, als sie in der Tür einen Mann entdeckte, der abwartend dort stand und in den Raum sah, dann trat sie neben ihn. Im Zimmer konnte sie Bridhe entdecken und noch zwei Männer, Sklaven offenbar. "Hallo", grüßte sie, etwas unbestimmt, in die Runde. Sie freute sich eigentlich, hier zu sein – nicht nur, dass ihr tatsächlich erlaubt worden war, zu kommen, was schließlich bedeutete, dass sie zum ersten Mal seit Wochen wieder das Haus verlassen durfte. Ihre Neugier, ihr Wissenshunger waren immer noch da. Zusammen mit der Arbeit im Garten war Neues zu erfahren und zu lernen das einzige, woran sie sich zur Zeit wirklich erfreuen konnte, und sie war gespannt, was dieser Unterricht bringen würde. Allerdings war da gleichzeitig dieses Unwohlsein, wann immer sie mit anderen zusammen war, das Gefühl, die Gesellschaft auf Dauer nicht ertragen zu können, lieber allein zu sein – das, wie sie in diesem Moment feststellte, unabhängig war von der Tatsache, ob die Betreffenden Bescheid wussten oder nicht. Wobei sie gar nicht sagen konnte, ob das auf die hier Anwesenden zutraf. Die Gerüchteküche funktionierte hervorragend, auch unter der Sklavenschaft. Bei dem Gedanken, das Thema ihres Fluchtversuchs könnte sie auch hier verfolgen, ließ sie sich noch unwohler fühlen und führte dazu, dass sie die Arme – in einer mehr aus dem Bedürfnis nach Selbstschutz denn Abwehr entstandenen Geste – vor der Brust verschränkte.

  • Cassim beobachtete still und lauschte dessen, was dort drinnen gesprochen wurde. Bridhe hieß die junge Frau. Dieser Name war sehr ungewöhnlich für seine Ohren.
    Ein Lächeln umschmeichelte seinen Mund, als besagte Bridhe ihm einen kurzen Blick zuwarf und denselben dann ganz schnell wieder von ihm nahm. Ihre Wangen erröteten, was sie für ihn noch reizvoller machte. Sie war einer Rose gleich, an deren Schönheit man sich erfreuen konnte.
    Erwartungsvoll verfolgte er das Zwiegespräch weiter. Es versetzte ihn etwas in Erstaunen, als er von ihrem Umstand hörte. Schwanger war sie, so stellte sich heraus. Das war ihm erst gar nicht aufgefallen. Gab es etwa einen Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hatte? Eine interessante Aufgabe, dies herauszufinden.
    Cassim war es nahezu entgangen, dass nicht nur die junge hübsche Frau ihn entdeckt hatte. Auch bei dem anderen Sklaven hatte seine Anweseheit Aufmerksamkeit erregt.
    "Oh, ich äh, ja! Ja, wegen des Unterrichts."
    Die Frage des Sklaven hatte ihn mehr als überrascht. Auch wenn er nicht wegen des Unterrichtes vorbei gekommen war, konnte dies eine Gelegenheit sein, der jüngen Frau etwas näher zu kommen.
    Noch ehe er einteten konnte, wurde er von einer weiteren Schönheit überrascht. Die junge Frau mit dem goldenen Haar, deren Teint nicht minder blaß war wie Bridhes, huschte an ihm vorbei und betrat mit einem scheuen Hallo den Raum.
    Cassim wusste gar nicht, wie ihm geschah. Die Ansammlung von so viel Schönheit an einem einzigen Ort, an dem auch er sich mittendrin befand, bereitete ihm ein wohliges Gefühl.
    So trat er ebenfalls ein und nahm neben Bridhe Platz.

  • Ich komme aus Hibernia, die Insel westlich von Britannia,antwortete ich Kleochares. Er kam etwas näher auf mich zu und wurde auf meinen Bauch aufmerksam. Meine Schwangerschaft war wirklich nicht mehr zu verleugnen. Seine guten Wünsche versuchte ich mit einem Lächeln zu erwidern. Aber die vielen Sorgen, die wegen der Schwangerschaft, der Geburt und auch wegen meiner Zukunft an mir zehrten, hinderten mich daran.
    Jetzt da meine Schwangerschaft erwähnt worden war, spürte ich noch mehr die Blicke des fremden Sklaven auf mir.Was hätte ich für seine Gedanken gegeben! Die Gerüchteküche im Sklaventrakt, wegen meiner Schwangerschaft war am überkochen. Er hatte vielleicht schon davon gehört, was man sich über mich erzählte. Manche behaupteten genau zu wissen, wer wirklich der Vater meines Kindes war. Andere meinten, es wäre meine kühle Berechnung gewesen, mich von meinem Herrn schwängern zu lassen, damit er mich frei ließe. Ich gab nichts mehr auf diese dummen Gerüchte. Zu Beginn hatten mich solche Aussagen schwer getroffen. Jetzt versuchte ich, sie zu überhören.
    Sein Interesse an mir war mir fast schon unangenehm. Ich versuchte, ihn einfach nicht zu beachten. Aber das war gar nicht so einfach. Glücklicherweise erreichte Siv, als eine der ersten von der aurelischen Sklavenschaft, den Unterrichtsraum. Bei ihrem Anblick kam mein Lächeln wieder zurück. Ich hätte sie so gerne lautstark begrüßt. Nur die anwesenden Sklaven hielten mich davon ab. So wählte ich eine gedämpftere Lautstärke, aber die Herzlichkeit war die gleiche geblieben. Alleine weil ich wusste, einige der aurelischen Sklaven wieder treffen zu können, war ich fast freiwillig hier her gekommen.


    Hallo Siv, wie schön dich zu sehen! Kommen Cadhla und Caelyn auch noch?


    Die Germanin machte einen gedrückten Eindruck auf mich. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Es war zwar schon eine Weile her, da ich sie zum letzten Mal gesehen hatte, aber ich war fest davon überzeugt, sie war schmaler geworden. Ich wollte mich aber auch nicht auf sie stürzen und sie ausfragen.
    Siv hatte mein ganzes Augenmerk auf sich gezogen, so dass ich den fremden Sklaven völlig außer Acht gelassen hatte. Auch seine Blicke störten mich nicht mehr. Erst als er plötzlich neben mir saß, kam er mir wieder in den Sinn. Ich vermied es, zu ihm hinüber zu schauen. Seine Nähe war mir einfach unangenehm.

  • Kleochares zog kaum wahrnehmbar eine Augenbraue nach oben. Wenn dieser Mensch wegen dem Unterricht hergekommen war, würde er einen Besen fressen, komplett mit allem Drum und Dran. Er wusste zwar nicht, was sein Gegenüber genau wollte, aber wenn er nun teilnehmen wollte - warum nicht?


    Dann kam eine weitere Sklavin herein, die Bridhe zu kennen schien. Naja, es war ja auch unwahrscheinlich, dass sich keiner hier kannte, auch wenn Sklaven zweier unterschiedlicher Haushalte aufeinander trafen.
    "Grüß dich", sagte er auch zu ihr, und bot ihr mit einer Hand einladend einen Stuhl an. "Setzt euch beide doch", sprach er weiter, mit einem kurzen Blick zu dem ihm noch Unbekannten, aber da hatte er sich schon selbst einen Stuhl genommen. Er hatte jedoch keine Zeit, zu fragen, wie er hieß, denn Bridhe wandte sich an ihre Bekannte und fragte nach zwei weiteren Sklavinnen.


    Er war gespannt, ob die beiden noch kommen würden, beziehungsweise, wieviele es überhaupt sein würden. Er würde einfach noch etwas warten und wenn einige später kommen würden, machte das auch nichts.


    Derweile machte er sich Gedanken darüber, wie man wohl Erwachsenen beibrachte, lesen zu lernen. Genauso wie bei Kindern? Immer wieder Silben lesen lassen, dann Wörter, dann Sätze? Kinder konnte man mit kleinen Spielchen bei der Stange halten - auch wenn sich kaum ein Lehrer die Mühe machte, sondern lieber mit dem Rohrstock nachhalf, sodass später die meisten Leute sagten, die Schulzeit wäre die schlimmste Zeit ihres Lebens gewesen - aber Erwachsene? Da musste er sich wahrscheinlich noch etwas Nettes einfallen lassen. Dass jeder seiner neuen Schüler lesen und schreiben konnte, fand er immer noch unwahrscheinlich.

  • Fhionn hatte die aurelische Villa an diesem Morgen mit einer Beschwingtheit verlassen, die recht untypisch für sie war. Manch einer fragte sich schon, was mit ihr los sei, hatte sie doch nach all den Vorfällen in der letzten Zeit gar keinen Grund, so gut gelaunt zu sein.
    Doch alleine die Aussicht auf eine willkommene Abwechslung und die damit verbundene Möglichkeit, endlich einmal wieder hinaus zu kommen, ließen sie frohen Mutes sein. Sie hatte sich mit einigen Sklavinnen auf den Weg zur flavischen Villa gemacht, wo sie an einem speziellen Unterricht teilnehmen sollte, da besonders ihre Sprachkenntnisse zu wünschen übrig ließen. Keine Frage, sie war wissensdurstig und wusste auch, daß es mit ihren Lateinkenntnissen nicht zum besten bestellt war. Sie wollte lernen, obwohl sie diese Sprache nicht mochte. Doch wer diese Sprache beherrschte, konnte sich besser behaupten. Vielleicht konnte sie dort auch schreiben und lesen lernen.


    Siv hatte sich von Anfang an abgesondert und war voraus gegangen. Sie haderte noch immer mit sich selbst, wegen ihres Fluchtversuchs und wollte einfach nur allein sein. Fhionn konnte das gut nachvollziehen und so ließ sie sie in Ruhe.
    Fast waren sie schon an der flavischen Villa angekommen, als Merit ganz aufgeregt festgestellt hatte, daß sie etwas wichtiges vergessen hatte. So rannte sie den ganzen Weg zur aurelischen Villa wieder zurück und würde nicht pünktlich zum Unterricht erscheinen. Fhionn sah ihr noch nach und ging das letzte Stück alleine.
    Man hatte ihnen allen eingetrichtert, nicht den vorderen, prunkvollen Eingang zu benutzen, sondern den seitlich gelegenen, weitaus weniger spektakulären Hintereingang, der für Boten, Lieferanten und Sklaven bestimmt war.
    Fhionn war schließlich so in die Villa gelangt. Bereits von außen hatte das imposante Gebäude sehr beeindruckend auf sie gewirkt. Sich umschauend ging sie den Korriodor entlang, der sie zu den Räumlichkeiten brachte, die von den Sklaven benutzt wurden. Dem entsprechend trist war auch die Einrichtung gehalten. Ein Sklave, der ihr begegnete, zeigte ihr den Weg zum Unterrichtsraum, den sie dann auch gleich fand. Vorerst blieb sie an der Tür stehen und warf einen Blick auf die Sklaven, die sich dort bereits eingefunden hatten. Ein Mann und eine Frau saßen bereits an einem Tisch. Im Hintergrund saß noch ein anderer Mann, der allerdings den Eindruck machte, nicht dazu gehören zu wollen. Ein Dritter Mann stand vor den Tischen und hatte gerade Siv begrüßt. Sicherheitshalber trat sie neben die aurelische Sklavin, da sie ja die einzige war, die sie hier kannte. Unsicher nickte sie dem Mann vor ihr zu und versuchte freundlich zu lächeln.

  • Siv musterte den Mann, als er an ihr vorbei ging und neben Bridhe Platz nahm, dann wurde sie auch schon abgelenkt von der anderen Sklavin. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, das aber verschwand, als die andere von Cadhla sprach. Siv seufzte lautlos, als sie an die Keltin dachte. Die Momente, in denen sie sich wünschte, sie wäre noch in der Villa in Rom, überwogen diejenigen bei weitem, in welchen sie froh darum war, dass Cadhla nichts mitbekam von dem, was gerade vor sich ging. Was sie getan hatte. Einen kurzen Moment fragte sie sich, was die Keltin wohl von ihr denken würde. Könnte sie es verstehen? Oder würde sie sie verurteilen? Immerhin tat sie alles, um ihre Freiheit wieder zu erlangen, auf aufrichtige Weise. Sie kämpfte dafür… Siv presste die Zähne aufeinander und vertrieb die Gedanken, als der andere Sklave sie ebenfalls begrüßte. Sie nickte ihm noch einmal zu, ebenso wie Fhionn, die gerade den Raum betrat, der sie nach einer winzigen Pause einen zweiten, etwas verwirrten Blick zuwarf. "Wo ist Merit?"


    Anschließend wandte sie sich wieder an Bridhe. "Nein, Cadhla und Caelyin kommt nicht", erklärte sie, während sie sich auf der anderen Seite der Keltin niederließ. "Cadhla ist weg, bei Hispania – sie kämpft, in Arena, für sein frei. Oder lernt da, ich glaub. Und Caelyn ist in Germania." Ein Schatten huschte über Sivs Gesicht, als sie an ihre Heimat dachte – und daran, was passiert war. "Mit Ursus, sie da ist." Die Germanin lehnte sich zurück und zog ein Knie hoch, presste es gegen die Tischkante und stützte einen Ellenbogen darauf ab, um in die nach oben gewandten Handfläche ihr Kinn zu legen. Ihr Blick glitt über den sich rundenden Bauch der anderen Sklavin. Zu Hause hatte sie nicht nur Verletzte und Kranke zu versorgen gehabt, sondern auch Schwangeren geholfen. Zu Hause… Was war denn noch zu Hause für sie? Wäre ihr altes Dorf noch ihre Heimat, hätte sie dann nicht die Chance ergriffen, die sich ihr geboten hatte? Wieder musste sie sich zwingen, nicht in Grübeleien zu versinken, die doch zu nichts führten. "Du gehst gut? Alles in Orden, bei dir? Oder hast du irgendwelche Schwierigkeiten? Wann das Kind ist da, du weißt das, ungefähr?" Die Angewohnheit, germanische Wörter und Sätze einzuflechten, wenn sie auf Latein nicht ausdrücken konnte, was sie sagen wollte, hatte Siv nie ganz aufgegeben – was vielleicht daran liegen mochte, dass sie sich zwar inzwischen auf Latein einigermaßen gut verständigen konnte, weil sie einiges gelernt hatte in den letzten Monaten, ihr Können aber dennoch beschränkt war.

  • Heute musste Cassims Glückstag sein! Kurz nachdem die blonde Schönheit den Raum betreten hatte, folgte ihr eine Rothaarige, die ihren beiden Geschlechtsgenossinen in nichts nachstand. Er wusste nicht, welcher er mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.
    Die Rote blieb verschüchtert neben der Blonden stehen, die sich derweil mit Bridhe, der blassen Sklavin, neben die er sich gesetzt hatte, unterhielt. Neben den üblichen Frauengeschichten, die ihn weniger interessierten, fielen auch diverse fremdklingende Namen. Wahrscheinlich auch Sklavinnen. Allerdings zwei davon würden heute nicht erscheinen, da sie sich woanders aufhielten. Schade eigentlich, dachte Cassim. Aber man konnte nicht alles haben! Außerdem bemächtigte sich die Blonde gelegentlich einer Sprache, die ihm nicht im mindesten geläufig war und wodurch sich für ihn das Zuhören noch etwas schwieriger gestaltete.


    Cassim ertappte sich immer wieder dabei, wie er seine Blicke über seine Nachbarin gleiten lies. Wie schön sie doch war, trotz ihrer Blässe. Der, mit dem sie zusammen war, musste ein wahrer Glückspilz sein! Sie schien jedoch krampfhaft seinen Blicken auszuweichen, was für ihn nicht unbemerkt blieb. "Keine Sorge, ich beiße nicht!" Er lächelte sie freundlich an. Womöglich hatte man ihr Schauermärchen über sein Volk erzählt und deshalb war sie so zurückhaltend. Wie auch immer, die beiden anderen Schönheiten verdienten es auch, dass man ihnen noch mehr Aufmerksamkeit schenkte. Deshalb erhob er sich und bat den beiden jungen Damen die freien Stühe neben sich an. "Bitte, nehmt doch Platz. Diese Stühle sind noch frei!"

  • Die Germanin hatte neben mir Platz genommen. Sie wirkte noch gedrückter, als in dem Moment ihrer Ankunft. Ich fragte mich schon, ob ich etwas Falsches gesagt hatte. Aber ich kam nicht dahinter, was das sein konnte. Dann wurden wir beide durch das Eintreffen einer weiteren Sklavin abgelenkt. Sie musste auch zu den Aureliern gehören, denn Siv sprach sie an. Bald darauf wandte sie sich wieder zu mir und beantwortete meine Frage. Danach war mir alles klar, weswegen sie so traurig war. Mir selbst versetzte es innerlich auch einen Schlag, bei dem Gedanken, wo Cadhla war und was sie unternahm, um wieder frei zu sein. Was hatte ich getan, um wieder frei zu sein? Im Gegensatz zu Cadhla fühlte ich mich schäbig. Manchmal zweifelte ich daran, dass doch etwas Wahres an den Gerüchten war, die im Sklaventrakt über mich kursierten.
    Und Caelyn war auch fort - in Germanien – mit Ursus. Bei diesem Namen kamen wieder Erinnerungen hoch, an das vergangene Samhainfest, an dem ich mich irrtümlicherweise Ursus an den Hals geworfen hatte, weil ich geglaubt hatte, er sei Severus. Damals war ich noch glücklich, wenn man denn ein Leben als Sklavin als glücklich bezeichnen konnte. Jedenfalls war ich glücklicher als jetzt. Damals hatte ich noch geglaubt, nichts könne mich von Severus trennen. Nichts!
    Wenige Wochen später hatte ich Ursus bei den Feierlichkeiten zu den Saturnalien ein zweites Mal getroffen. Zu diesem Zeitpunkt war mein bisheriges Leben komplett aus den Fugen geraten. Ich hatte versucht, aus diesem Leben zu scheiden, leider ohne Erfolg. Severus hatte sich endgültig von mir getrennt und was ich damals noch nicht ahnen konnte, ich war schwanger! Das alles ließ mich mit den Tränen kämpfen.
    Doch Siv verstand es, mich im richtigen Augenblick abzulenken, so dass zum Tränen vergießen keine Zeit blieb. Auch wenn ich die germanischen Worte, die sie zwischendurch einstreute, nicht verstand, konnte ich mir vorstellen, was sie meinte.


    Oh, ja mir geht es gut. Danke! Am Anfang war es mir fast jeden Tag schlecht. Aber das ist zum Glück vorbei. Mir machen momentan nur die Kreuzschmerzen so zu schaffen und ich kann nicht mehr so lange stehen. Aber das ist ja auch kein Wunder! In vier bis sechs Wochen wird das Kind da sein, wenn alles gut geht.


    Ich strich liebevoll über meinen Bauch, der keinen Zweifel mehr offen ließ, dass es bald soweit war und lächelte.
    Dabei wurde ich nur von dem Mann neben mir gestört, der sich hier offensichtlich etwas erhoffte, was es nicht gab. Er musste tatsächlich noch nicht lange hier sein, so wie er sich verhielt. Also hatte er auch noch nichts über mich gehört. Aber das Letzte, was ich derzeit wollte, war mich in etwas hinein zu stürzen, was ich hinterher mit schlafwandlerischer Sicherheit wieder bereute.


    Dann bin ich ja beruhigt, antwortete ich ihm auf seine Bemerkung hin.
    Wie heißt du eigentlich? Ich habe dich hier noch nicht gesehen.

  • "Merit hier", sagte ebendiese, da sie gerade zur Tür hinein kam. Ehe ein Malheur passieren konnte, hatte sie einen flavischen Sklaven nach dem Örtchen gefragt, das man kennen sollte, und es sogleich aufgesucht. Ein wenig nervös und aufgeregt zugleich sah sie sich nun im Raum um und steuerte ohne zu überlegen Siv und Fhionn an, denn sonst kannte sie keinen. Ihr Blick fiel auf einen kugelrunden Bauch, und unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf das äygptische Gesicht, doch sie sagte nichts. Ein wenig peinlich war ihr ihr Unvermögen was die Lateinische Sprache anging, nämlich schon. Aber deswegen war sie ja hier, uns sie war ein wenig stolz darauf, dass der Herr sie mit hierher geschickt hatte. So nahm sie neben Siv und Fhionn Platz und wartete erst einmal ab.

  • Noch bevor Fhionn antworten konnte auf ihre Frage, kam Merit-Amun ebenfalls in den Raum, und Siv nickte ihr zu. Die zierliche Ägypterin war eine der wenigen, mit denen sie wenigstens zeitweise gern zusammen war, auch wenn Siv sich als recht schweigsame Gesprächspartnerin erwies – was Merit allerdings ebenso stillschweigend akzeptierte. Vielleicht – nein, wahrscheinlich – lag es daran, dass sie Merits Gesellschaft ertrug. Weil die Ägypterin nichts erwartete, keine Erklärungen, keine Entschuldigungen, kein Jammern, noch nicht einmal ein einfaches Gespräch, wenn Siv nicht danach war. Und es gab nur wenige in der Villa Aurelia, die das einfach hinnahmen und trotzdem bei ihr blieben. Inzwischen ließen die meisten sie in Ruhe, wenn sie merkten, dass sie einfach nicht reden wollte – aber sie ließen sie dann auch allein.


    Siv nickte auch dem anderen Mann noch einmal zu, als dieser das Wort ergriff und ihnen einen Platz anbot. Während sie schon saß und Fhionn und Merit noch standen, beantwortete Bridhe derweil ihre Frage. Die Germanin zwang ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht. "Das bald. Du wirst Glück, das ich dich wünsche, jedenfalls." Danach wandte sich die Keltin neben ihr dem fremden Sklaven zu, und Siv verfiel wieder in Schweigen, während sie nachdenklich mit dem Fuß zu wippen begann. Die Schwingung übertrug sich über ihr Knie auf ihren Arm bis zu ihrem Kopf, so dass ihre Haare ebenfalls leicht zu tanzen begannen. Warum war sie hier? Warum hatte sie mitkommen dürfen? Sie hatte sich gefreut, das war überhaupt keine Frage, und sie hatte auch etwas Genugtuung verspürt, als Matho zähneknirschend ihren Namen ebenfalls bekannt gegeben hatte. Dennoch fragte sie sich, warum Corvinus sie mitgeschickt hatte. Er hatte offensichtlich nicht mehr das geringste Interesse an ihr, ihm lag nichts an ihrer Gesellschaft. Warum sollte er es einer einfachen Haussklavin ermöglichen, sich weiterzubilden?


    Weil du dann mehr wert bist. Siv wurde plötzlich blass. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, und sie hatte das Gefühl, als ob ihr jemand Eiswasser über den Rücken gekippt hätte. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. War es das? Wollte er sie verkaufen? Hatte er das vor, und versuchte nun noch, ihren Wert zu steigern, damit sie einen höheren Preis erzielen würde und er wenigstens noch etwas herausschlagen konnte? Siv schluckte trocken. Ihr Fuß hatte inzwischen aufgehört zu wippen, und bevor sie es sich versah, rutschte ihr Arm ab und ihr Ellenbogen schlug auf der Tischkante auf, während sie sich gleichzeitig auf die Zunge biss. "Au!" entfuhr es ihr leise, als ein scharfer Schmerz sowohl ihren Arm hinauf- als auch ihre Zunge durchzuckte. Von dem Gedanken, der sich in ihrem Bewusstsein festgebissen hatte wie ein Wolf in seiner Beute, lenkte der Schmerz trotzdem nicht ab.

  • "Merit.." war alles, was sie sagen konnte. Nicht nur, weil ihr die nötigen Vokabeln gefehlt hatten, um ausdrücken zu können, was sie sagen wollte. Nein, auch deswegen, weil die Ägypterin just in dem Moment neben ihr stand, als sie weiter sprechen wollte. Sie musterte verwundert ihre Misklavin. "Wie hast du das nur so schnell geschafft?" entfuhr es ihr in ihrer Muttersprache, obwohl sie eigentlich davon ausgehen musste, daß niemand sie hier verstand.


    Fhionns Blick fiel auf den Mann, der bereits Platz genommen hatte. Er hatte unter anderem auch sie angesprochen und ihr einen Stuhl angeboten. Da Siv sein Angebot bereits ausgeschlagen hatte und sich neben die dunkelhaarige Frau gesetzt hatte, nahm sie neben dem Mann Platz. "Danke,"Allerdings achtete sie darauf, daß ein gewisser Abstand gewahrt wurde. Den Blicken des Mannes, schenkte sie vorerst wenig Beachtung. Solange er sie in Ruhe ließ, störte es sie nicht. Mit einem Ohr lauschte sie der Unterhaltung, die Siv mit der fremden Sklavin hatte. Die andere war schwanger. Das hatte sie nicht nur aus dem Gespräch heraus gehört, sie konnte es auch an dem Bauch der Sklavin erkennen, der darauf schließen ließ, daß die Schwangerschaft schon recht fortgeschritten war. Die Sklavin bestätigte dies mit ihren Worten.
    "Ich wünsche dir viel Glück!" rief sie der Sklavin zu und bemerkte es gar nicht, wie sie wieder in ihre eigene Sprache zurück gefallen war.

  • Was konnte Cassim besseres widerfahren, als in Gesellschaft mit so vielen schönen Frauen zu sein? Kurz nachdem die Rothaarige das Zimmer betreten hatte, folgte ihr auch schon eine weitere junge Frau. Sie erinnerte ihn ein wenig an Yasmina. Ihre Haare, der dunkle Teint, der zarte Körper, all das rief ihm seine Lieblingssklavin wieder ins Gedächtnis. So lange hatte er sich jetzt schon missen müssen. Cassim sehnte sich nach ihrem lieblichen Duft, ihrem gescheidigen Körper und ihren begnadeten Händen, die ihn stets nach dem Bad massierten. Er seufzte innerlich, während neben ihn erst die Rothaarige und kurz darauf die Dunkle Platz nahmen.
    Während er dem Geplauder der Schönheiten untereinander lauschte, wurde ihm bewußt, welche Art von Unterricht hier am angebachtesten war. Die meisten bedienten sich einem gebrochenen Latein, welches von Zeit zu Zeit auch Wörter aus fremdartigen Sprachen zu Tage förderte. Die einzige, die damit weniger Schwierigkeiten hatte, war Bridhe, die zu seiner Rechten saß.
    Sie hatte sich dazu entschlossen, ihre Scheu abzulegen und ihn zu beachten. Ihrer Frage setzte er ein charmantes Lächeln entgegen. "Ich heiße Cassim, meine Schöne. Ja, es stimmt. Ich bin erst wenige Tage hier und hätte ich ahnen können, welch Liebreiz sich in der Villa verborgen hält, hätte ich mich längst auf die Suche nach dir gemacht." =)

  • Als er den Gesprächen lauschte, die die Frauen miteinander führten, die nach und nach eingetroffen waren, hätte er sich innerlich an die Stirn klatschen können. Er hatte überhaupt nicht daran gedacht, den Sklaven Latein erst überhaupt einmal beizubringen. Auf der einen Seite irgendwie logisch - schließlich gab es immer viele verschiedensprachige Sklaven in einem großen Haushalt - auf der anderen Seite machte sich jedoch wahrscheinlich kaum ein Herr darüber Gedanken, ob ihre Sklaven ausreichend gut Latein beherrschten. Grundlegendes eignete man sich recht schnell durch die anderen Sklaven an, und mehr musste man meistens auch nicht können. Und sowieso gab es soviele griechische Sklaven, wie er ja auch selbst einer war, dass man unter sich meistens nicht einmal viel Latein sprechen musste. Allerdings bemerkte Kleochares auch, dass hier keine griechischen Sklaven darunter waren, sondern, wenn er richtig lag mit seinen Vermutungen, zwei Keltinnen, eine Germanin und eine Ägypterin. Bridhe sprach wahrscheinlich schon genug Latein, es sei denn, ihr Herr hatte mehr mit ihr vor. Nur Cassim passte nicht so ganz im Bild. So, wie er die Frauen anschmachtete, konnte sich Kleochares nun fast denken, was dieser hier wollte. Es passte ihm gar nicht - was wollte er schließlich mit einem Weiberhelden, der nicht interessiert war an dem, wozu er hier war? Aber vielleicht würde ihn gerade das dazu bewegen, schon bald wieder zu verschwinden; hinauskomplimentieren konnte er ihn ja schließlich schlecht. Er konnte ihn jedoch auch recht gut verstehen - die anwesenden Frauen waren allesamt ausnehmend hübsch.


    Nun gut ... mittlerweile waren fünf Personen anwesend...würden noch mehr kommen? Er war sich nicht sicher, wielange er warten sollte, aber da die Frauen unter sich noch schwatzten, konnte er die Frage getrost ein wenig nach hinten verschieben. Er lehnte sich bequem an den Tisch hinter sich und lauschte den Gesprächen.

  • Auch Micipsa hatte das Angebot seines Herrn angenommen, sich mithilfe des Hauslehrers von Serenus etwas weiterzubilden. Oder war es eine Aufforderung gewesen? Jedenfalls gab es gegen ein wenig Abwechslung nichts einzuwenden. Über den genauen Ablauf und die Teilnehmer wusste er jedoch nicht Bescheid und so betrat er etwas zögerlich den für diesen Zweck ausgewählten un in seiner Einrichtung leicht veränderten Raum.
    Er überflog die Gesichter der Anwesenden: Die anwesenden Frauen schienen, von Bridhe einmal abgesehen, dem Aurelierhaushalt zu entstammen; den Mann neben Bridhe kannte er nicht, allerdings hatte er von einem parthischen Sklaven gehört, der sich neuerdings zum flavischen Besitz zählen durfte.
    Der Nubier nickte ihnen kurz zu und wandte sich dann an ihren designierten Lehrer: "Ich bin Micipsa und gehöre zum Haushalt von Flavius Aquilius", stellte er sich kurz vor und nahm anschließend etwas abseits der Anderen Platz.

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