Die ganze Angelegenheit schien sich endlos hinauszuzögern. Wäre ein solches Handeln nicht äußerst unhöflich gewesen, der Nubier hätte sich längst wieder in ihre Schlafkammer aufgemacht, um für den nächsten, anstrengenden Arbeitstag gerüstet zu sein. So aber versuchte Micipsa die Vorstellphase etwas zu beschleunigen: "Was haltet ihr denn davon, die Anwesenden je nach Kenntnisstand in zwei Gruppen aufzuteilen? Und die besonders Gescheiten unter uns" – hierbei warf er dem Parther einen leicht spöttischen Blick zu – "unterstützen dann den Paedagogus bei seiner Arbeit!"
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Cassim lauschte nun dessen, was gesprochen wurde. Sich noch einmal die Blöße geben zu müssen, weil seine Aufmerksamkeit zu wünschen übrig gelassen hatte, lag nicht in seiner Absicht. Die kleine Dunkelhaarige sprach nun. Sie erklärte sich in einem fast perfektem Griechisch, so dass er sie eines genaueren Blickes würdigen wollte. So süß saß sie da, die fleischgewordene Erinnerung an seine Yasmina.
Der Einwurf des Nubiers, der ihn etwas abschätzig ansah, kam gerade recht. Cassim sah seine Chance, wie er beides haben konnte, sich einigermaßen gut aus der Situation zu winden und nicht auf die Anwesenheit der versammelten Schönheiten verzichten zu müssen.
"Das ist, wie ich finde, eine sehr gute Idee! Ich stimme meinem schwarzen Freund voll und ganz zu! Ich könnte dann diejenigen übernehmen, deren lateinischer Wortschatz noch einiger Übung bedarf. Dann hättest du frei Hand mit den Fortgeschrittenen!" Der Nubier hatte mit seinem Vorschlag wirklich eine Auszeichnung verdient! Wenn Cassims Angebot Gehör finden würde, hätte er das Vergnügen mit gleich drei hübschen Sklavinnen - Merit-Amun, Fhionn und natürlich die wundervolle Siv. Nur auf Bridhe hätte er verzichten müssen. Doch in Anbetracht ihrer garstigen Wortwahl, die sie ihm gegenüber angeschlagen hatte, konnte er gut und gerne auf sie verzichten. -
"Das wäre sicherlich eine Möglichkeit, mein orientalischer Freund!" antwortete Micipsa, wobei er einen etwas zweifelnden Gesichtsausdruck aufsetzte.
Der Vorschlag des Parthers kam ihm selbst eigentlich sogar entgegen, denn immerhin hatte er wenig Lust, erst einmal das ABC neu erlernen zu müssen.
Aber warum nur verspürte der Nubier bei Cassims Anblick und Auftreten ein solch großes Bedürfnis, sich zu prügeln? "Es handelte sich ja auch nur um einen Vorschlag meinerseits, mit dessen Äußerung ich unserem Paedagogus keinesfalls die Form des Unterrichts vorschreiben wollte.
Und mit mehreren Schülern gleichzeitig mag ein unerfahrener Lehrer ja auch schnell überfordert sein!" Den letzten Satz konnte er sich dann doch nicht verkneifen. -
Cassims skeptischer Blick streifte den Nubier. Er wirkte gereizt, wobei es für den Parther nicht ersichtlich war, warum. Ging es ihm etwa auch um die Frauen? Zugegeben, wenn Cassim sich gleich drei von den Vieren unter den Nagel reißen würde, hätte der Nubier das Nachsehen. Dass der Nubier alleine ein Problem mit Cassims offensichtlicher Überheblichkeit hatte, entging diesem völlig. So war er eben, so war er immer schon gewesen und es würde schwer werden, ihn zu ändern.
Alleine der letzte Einwurf des Nubiers bereitete dem Parther einige Kopfschmerzen. Ihn als unerfahren zu bezeichnen, war zu viel des Guten! Das verletzte seinen Stolz. "Oh, ich habe durchaus Erfahrung und werde sicher nicht mit mehreren Schülerinnen überfordert sein. Mein schwarzer Freund hier, unterschätzt mich vollkommen!"
Cassim warf ihm nun einern herausfordernden Blick zu, der alles sagte- noch ein Wort und es geht vor die Tür! -
Als Merit ihm auf Griechisch antwortete, freute ihn das sehr, denn Kleochares hatte seit seiner Ankunft in Rom noch keine Griechisch sprechenden Sklaven kennengelernt, obwohl der flavische Haushalt solche natürlich hatte. "Nun, das ist verständlich, aber du wirst es schnell lernen, da bin ich sicher, genau wie die anderen hier. Ich hatte meinen Namen übrigens noch gar nicht genannt - ich heiße Kleochares." Er wollte schon sagen, dass es nun unhöflich wäre, weiter Griechisch zu reden, als Micipsa ihn unterbrach, und ehe er darauf antworten konnte, hatte schon Cassim das Wort ergriffen - ein kleiner Disput entwickelte sich.
Kleochares lächelte ob des gekränkten Stolzes des Parthers. "Immer mit der Ruhe. Möglicherweise hat ja Micipsa auch mich gemeint, und so unrecht hat er nicht, denn ich habe tatsächlich noch nie eine Gruppe dieser Größe unterrichtet." Im Gegensatz zu Cassim hatte Kleochares keine Probleme damit, Unzulänglichkeiten zuzugeben, wenn sie denn stimmten.
Kleochares grübelte kurz über den Vorschlag des Nubiers. Er hatte sich ja schon die ganze Zeit darüber Gedanken gemacht, wie er alle beisammen halten konnte. Eigentlich war ihm vorhin ein Gedanke gekommen, der so gut wie alle Probleme beseitigt hätte: er wollte Petrons Satyricon lesen, witzig für die, die schon etwas gebildeter waren, lehrreich für die, noch ein wenig Bildung brauchten (zumindest mit den richtigen Stellen und Korrekturen) und die, die die Sprache noch lernen mussten, lernten kein Poeten- oder Rhetorenlatein. Allerdings würde es für die einen tatsächlich zu schnell gehen oder für die anderen zu langsam. Micipsas Vorschlag war daher nicht von der Hand zu weisen. Auf der anderen Seite konnte er die Frauen doch nicht schutzlos in die gierigen Hände Cassims ausliefern ... bei diesem Gedanken hätte er fast gelacht. Ach, die Frauen wussten sich sicherlich zu verteidigen, er hoffte nur, dass er ihnen keinen Unsinn beibrachte. Aber schließlich waren sie im selben Raum und er konnte ein Auge auf die anderen haben. Vielleicht konnte man bei fortgeschrittenen Kenntnissen auch beide Gruppen wieder zusammenführen."Ich denke, dass dein Vorschlag einen Versuch wert ist. Cassim kann die drei Frauen übernehmen und ich unterrichte dich und Bridhe. Wir werden aber ein gemeinsames Werk lesen und zwar Petrons Satyricon. Das ist ein Roman, der euch hoffentlich ein bisschen Freude machen wird...Cassim, kennst du ihn vielleicht?"
Gehört hatte er von ihm sicher schon - aber hatte er ihn auch gelesen? -
Dieser Lackaffe widerte mich an. Warum musste ich eigentlich hier sein? Das fragte ich mich schon die ganze Zeit, als es zwischen Micipsa und diesem Wichtigtuer hin und her ging. Fast hatte ich schon geglaubt, es bräche gleich eine handfeste Prügelei aus. Kleochares ging noch rechtzeitig dazwischen und verhinderte somit das Schlimmste.
Ich hatte bestimmt besseres zu tun, als hier herum zu sitzen. Ehrlich gesagt konnte ich mir nicht vorstellen, dass dieser Cassim tatsächlich so gebildet war, wie er gesagt hatte. Wahrscheinlich war er nur eingebildet, sonst nichts! Es war doch eindeutig, worauf er hinaus wollte! Waren hier alle so blind, um das völlig zu übersehen? Wenigstens hätte ich dann meine Ruhe vor ihm. Meine klare Ansage musste lückenlos bei ihm angekommen sein. Aber trotzdem hatte es mich getroffen, wie dieser Parther Siv angeschaut hatte und mit ihr sprach. Nicht etwa, dass ich an Sivs Stelle sein wollte. Ich wünschte mir einfach die Zeit zurück, in der ich so war, wie Siv. Im Moment fühlte ich mich nur gefangen in mir selbst. Die Kraft auszubrechen, hatte ich lange Zeit schon verloren. Das Gück hatte mich längst verlassen. Ich hätte schreien können. Am liebsten hätte ich all das, was mich bedrückte und mich jeden Tag von neuem niederschmetterte, heraus geschrien. Ganz laut, damit jeder es hören konnte. Vielleicht hätte ich mich dann endlich besser gefühlt. Aber ich tat es nicht. Ich tat es einfach nicht!Entschuldigt, wenn ich mich einmische. Wäre es nicht sinnvoll, langsam mal anzufangen. Ich meine ja nur! Also ich wäre damit einverstanden, wenn du uns beide, Micipsa und mich unterrichten könntest. Ich habe heute noch jede Menge zu tun und wenn ich hier noch länger herumsitze und nichts tue, werde ich sicher Schwierigkeiten bekommen. ... oder noch wahnsinnig werden!
Das sagte ich Kleochares natürlich nicht, doch ich dachte es. Zum Glück traf er dann endlich eine Entscheidung. Er wollte es tatsächlich versuchen, dem Parther die drei Frauen zu überlassen. Das war ich aber mal gespannt!
Das Buch von dem er sprach kannte ich vom Titel her. Gelesen hatte ich es aber noch nicht. Einmal, als ich in der Bibliothek gewesen war, war mir die Schriftrolle in die Hände gefallen. Leider fehlte mir aber die Zeit, sie zu lesen. -
Sivs linke Augenbraue wanderte leicht nach oben, als sie dem Schlagabtausch zwischen dem Nubier und dem Parther lauschte. Die beiden schienen innerhalb kürzester Zeit beschlossen zu haben, sich nicht leiden zu können, und Siv fühlte sich an ihre Brüder erinnert, wenn diese aus irgendeinem Grund Streit miteinander gesucht hatten – je nach Alter war es um Spielzeug, Waffen oder Mädchen gegangen. Manchmal hatte Siv sich über sie lustig gemacht, manchmal hatte sie einfach dabei zugesehen, wie das Kräftemessen ausgegangen war. In diesem Fall schien es sich recht schnell und simpel zu lösen – der Lehrer unterbrach sein kurzes griechisches Zwiegespräch mit Merit und griff ein. Siv lehnte sich wieder etwas zurück, stützte ihr Knie erneut am Tisch ab und wippte wieder mit dem Fuß. Den beiden Männern beim Streiten zuzusehen, wäre sicher interessant geworden, aber andererseits waren sie hier, um etwas zu lernen – egal was es wurde, Siv brauchte die Ablenkung. Sie grübelte zu viel in letzter Zeit, sie merkte es selbst, und das einzige, was sie dagegen tun konnte, war sich selbst mit Arbeit zuzuhäufen – was als Sklavin, vor allem in ihrer Position, nicht sonderlich schwer zu bewerkstelligen war. Ganz im Gegenteil, es war fast schon zu leicht, so viel zu schuften, dass sie abends ins Bett fiel und sich vor Müdigkeit kaum noch rühren konnte. Dennoch wollte sich der Schlaf selten sofort einstellen. Ihr Körper war müde, und auch ihr Geist war erschöpft von den ständigen Grübeleien, die sie auch tagsüber oft genug heimsuchten, aber es waren einfach zu viele Gedanken, zu viele Gefühle, zu viel von allem, was in ihr herumschwirrte. Zu viele Dinge, die ungeklärt waren. Zu oft: ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie brauchte definitiv Ablenkung, und das hier war eine neue Form davon. Siv wusste selbst, dass es wie alles andere auch letztlich nur Verdrängung war und nicht auf Dauer funktionieren würde, dass sie spätestens abends vermutlich wieder sich in ihrem Bett hin und her werfen und grübeln würde, aber sie war dankbar um jede Stunde, in der sie sich nicht anstrengen musste, um ihre Gedanken auf etwas anderes zu konzentrieren.
Als Bridhe plötzlich hochfuhr, sah Siv sie überrascht an, aber dann schrieb sie es ihrem Zustand zu. Sie war hochschwanger, und die Germanin wusste, dass schwangere Frauen empfindlich waren. An der Arbeit konnte es ihrer Meinung nach nicht liegen, immerhin waren sie ja alle von ihren Herren geschickt worden, und die Zeit für diesen Unterricht war begrenzt, jedenfalls was die aurelischen Sklaven betraf – und Matho hatte vor allem ihr eingeschärft, nur ja pünktlich wieder in der Villa Aurelia zu sein, sonst würde der Hades das reinste Elysium zu sein im Vergleich zu dem, was er sich dann für sie ausdenken würde. Und obwohl sie wusste, dass er es einfach genoss, ihr Angst zu machen und sein Vergleich nicht standhalten würde, wusste sie doch auch, dass ihre Einschlafprobleme ihr geringstes Problem sein würden, wenn sie tatsächlich zu spät heimkommen würde. Aber in einem Punkt musste sie Bridhe recht geben: anfangen war ein guter Vorschlag. Während Cassim dem Lehrer antwortete, erhob sie sich und winkte Fhionn und Merit, sich in eine andere Ecke zu setzen. Wenn sie getrennt Unterricht erhalten würden, dann war es wohl nicht sonderlich günstig, wenn sie alle zusammensaßen. Mit verkreuzten Armen und Beinen lehnte sie sich an einen Tisch und wartete darauf, dass die anderen sich ihr anschlossen und Cassim sich ebenfalls zu ihnen gesellte.
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Sim-Off: Ja also, die Tomaten sind jetzt mal weg von meinen Augen und hey, da hab ich doch gleich mal gesehen, daß ich hier schon lange nicht mehr gepostet habe
Mehr oder weniger passiv beobachtete Fhionn, was hier vor sich ging. Eigentlich hatte sie sich schon damit abgefunden, nichts vorweisen zu können. Nicht einmal schreiben und lesen konnte sie.
Verständnislos hörte sie sich den Disput zwischen den beiden männlichen Sklaven an. Als sich dann auch noch Bridhe erhob, um auch ihren Teil einzubringen, verstand sie gar nichts mehr. Sie hörte noch, wie der paedagogus meinte, man solle doch gemeinsam etwas lesen. Zerknirscht wandte sie sich ab. Sie konnte doch gar nicht lesen! Wie hätte sie da etwas dazu beitragen können, wenn man etwas gemeinsames lesen wollte? Fhionn wäre am liebsten wieder zurück in die aurelische Villa gelaufen. Sie traute sich nich, zuzugeben, daß sie weder lesen noch schreiben konnte. Die anderen würden sie dann bestimmt auslachen. Aber es zu verschweigen, war auch keine Lösung. Sie saß in einer Zwickmühle.
Doch viel Zeit, um sich deswegen den Kopf zu zerbrechen, hatte sie nicht. Mit einem Mal war Siv aufgestanden und winkte Merit und sie zu sich. Nur zögerlich erhob sich Fhionn. Sie fragte sich, ob Siv und Merit des Lesens und Schreibens mächtig waren. Merit konnte es sicherlich, wenn sie doch eine völlig fremde Sprache beherrschte.Siv stand an einem Tisch gelehnt und wartete auf Merit und sie. Es war jetzt wohl beschlossene Sache, daß dieser Cassim sie unterrichten sollte. Der Sklave war ihr nicht ganz geheuer.
Fhionn stellte sich ganz nah zu Siv und wisperte ihr etwas zu.
"Siv, du können lesen?" -
Kleochares biss sich kurz auf die Lippe, als Bridhe meinte, dass es ihr nicht schnell genug ginge. Es tut mir leid, dass ich mir soviel Zeit nehme, doch ich muss schließlich wissen, welche Fähigkeiten jeder von euch hat, ich kann ja schlecht ins Blaue hinein reden. Ich hoffe, du verstehst das. Und schnell wieder nach Hause ... nun, jede Art von Bildung ist nicht von jetzt auf gleich zu erlangen, soetwas braucht Zeit. Er wollte sie nicht maßregeln, aber er fand die Vorstellung merkwürdig, schnell etwas zu lernen und dann wieder zu verschwinden. Es gab soviel zu wissen! Dann überlegte er einen Moment. In Anbetracht der Tatsache, dass du es eilig hast, wäre es vielleicht nicht sinnvoll, die Satyrica zu lesen ... vielleicht sollte ich euch einen Abriss der Literaturgeschichte geben? Würde euch das etwas nützen, ihr beiden? Allerdings könnte das recht ermüdend werden... Kleochares hatte nämlich kein sehr großes Vertrauen in sein erzählerisches Können, vor allem bei soetwas Allgemeinem.
Sobald er die Antwort gehört hätte, würde er erst einmal die Rollen aus der Bibliothek herholen - oder eine Rolle, je nachdem. Er wusste auf jeden Fall schon, welche Episode er den drei Frauen geben würde.
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Original von Kleochares
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"Ich denke, dass dein Vorschlag einen Versuch wert ist. Cassim kann die drei Frauen übernehmen und ich unterrichte dich und Bridhe. Wir werden aber ein gemeinsames Werk lesen und zwar Petrons Satyricon. Das ist ein Roman, der euch hoffentlich ein bisschen Freude machen wird...Cassim, kennst du ihn vielleicht?"
Gehört hatte er von ihm sicher schon - aber hatte er ihn auch gelesen?Kleochares Zugeständnis besänftigte den Parther wieder, der es sich allerdings nicht nehmen ließ, dem Nubier triumphierend anzugrinsen.
"Ähm, ja natürlich kenne ich dieses Werk. Mein Sklave hat es mir dereinst vorgelesen. Aber sicherheitshalber kann ich es mir auch noch einmal selbst zu Gemüte führen."
Verträumt lächelnd sah er noch einmal zu Siv hinüber, die sich mit den beiden anderen Sklavinnen bereits in eine Ecke des Raumes begeben hatte, wo sie auf ihn warteten.
"Ja, dann werde ich mal zu meinen Schülerinnen gehen. Ich will sie ja nicht warten lassen!" Bevor sich Cassim umdrehte, warf er Bridhe noch einen spöttischen Blick zu, da sie es ja offenbar sehr eilig hatte und nicht mehr warten wollte."So, meine Hübschen, da bin ich," begrüßte er schließlich die drei Frauen und musterte sie der Reihe nach von Kopf bis Fuss. Er musste schon sagen, jede von den dreien hatte ihren eigenen Reiz und hätte er sich für eine entscheiden müssen, wäre es ihm sichtlich schwer gefallen. Doch Sivs blondes Haar, faszinierte ihn am meisten.
"Wie ich das sehe, habt ihr alle drei das gleiche Problem. Euer Latein muss noch etwas gefestigt werden. Wie sieht es denn mit Lesen aus? Kann jede von euch lesen?" Er beäugte die Drei und wartete auf deren Antwort, während er bereits gedanklich an einem Plan B arbeitete, sollte eine der Freuen des Lesens nicht mächtig sein.Sim-Off: Man möge es mir verzeihen, ich gehe mal davon aus, Merit-Amun ist bereits auch Siv gefolgt!
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Original von Kleochares
...In Anbetracht der Tatsache, dass du es eilig hast, wäre es vielleicht nicht sinnvoll, die Satyrica zu lesen ... vielleicht sollte ich euch einen Abriss der Literaturgeschichte geben? Würde euch das etwas nützen, ihr beiden?...
Während Cassim sich voller Elan in seine Aufgabe stürzte, hatte man sich in ihrer Lerngruppe wohl noch immer nicht auf ein Thema oder eine Richtung geeinigt. Da Bridhe einen angespannten und leicht genervten Eindruck hinterließ, antwortete der Nubier auf Kleochares Frage: "Vielleicht wäre ein kurzer Überblick über die Literaturgeschichte wirklich eine gute Idee! Diesem...Satyricon können wir uns zu einem anderen Zeitpunkt dann immer noch zuwenden." -
Ja,ja, schon gut! Das verstehe ich ja!
Ich versuchte, meine Gereiztheit zu unterdrücken. Natürlich war ich froh, hier sein zu dürfen. Nur diese ewigen Diskussionen, die doch zu nichts führten, zehrten an meinen Nerven. Vielleicht war der Grund für meine innere Unruhe ja die Schwangerschaft.
Dann hatte Cassim sich endlich aus dem Staub gemacht und war zu den aurelischen Sklavinnen hinübergegangen war. Vielleicht konnte so meine Gelassenheit zurückkehren. Auf jeden Fall fühlte ich mich jetzt besser, nicht in seiner unmittelbaren Nähe zu sein.Einen Überblick über die Literaturgeschichte wäre gut!
Da war ich der gleichen Meinung, wie auch Micipsa. Darüber wusste ich nicht viel. Ab und an hatte ich in der Bibliothek lesen dürfen. Aber über die Autoren und wann die Texte verfasst worden waren, wusste ich rein gar nichts.
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Siv warf Fhionn einen überraschten Blick zu. Wie kam die Keltin auf die Idee, sie könnte lesen? Sie war Germanin und Sklavin, woher sollte sie die lateinische Schrift beherrschen? "Nein?" antwortete sie mit hochgezogenen Augenbrauen, auf ihrem Gesicht ein Ausdruck, als wollte sie eigentlich sagen: Äh. Wie kommst du darauf? Stattdessen fing sie an: "Nein, ich-" In diesem Moment kam der Parther zu ihnen herüber, und Siv brach ab, um sich anzuhören, was er zu sagen hatte. Wieder zeigte ihr Gesicht den gleichen, teils ungläubigen, teils überraschten Ausdruck, als zweifle sie gerade am Verstand ihres Gegenübers. Wie kam überhaupt irgendjemand in diesem Raum auf die Idee, sie könnte die Sprache der Römer lesen? Bisher hatte für sie keine Notwendigkeit bestanden, es zu lernen, und so wissbegierig sie auch war, sich selbst lesen und schreiben beizubringen, erforderte zum einen jemanden, der ihr half, zum anderen Zeit – die sie als Sklavin nicht hatte.
"Runen", antwortete sie, mit einem leicht spöttischen Unterton. "Wie du kriegst die Idee, ich kann Latein lesen? Das hier ist erste Unterricht, für mich, für sie auch." Sie wies auf Fhionn – Merit sparte sie aus, wusste sie doch nicht mit Gewissheit, ob die zierliche Ägypterin vor ihrer Flucht Unterricht erhalten hatte, und wenn ja, was sie gelernt hatte. Möglicherweise konnte sie ja auch die griechische oder ägyptische Schrift, und Siv wusste nicht, inwiefern diese der lateinischen ähnelten. "Und da wo ist meine Heimat, niemand ist interessiert für Latein. Nicht sprechen, nicht lesen. Wozu auch?"
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Ein Lächeln huschte über Kleochares' Gesicht. "Wunderbar! Ich hole schnell die Rolle für die anderen und dann können wir endlich anfangen. Einen Moment, es wird nicht lange dauern."
Also lief er schnell zur Tür hinaus und ging in die Bibliothek, die er glücklicherweise frei nutzen konnte. Er suchte kurz danach, aber der Herr hatte eine vorbildliche Ordnung und so fand er sie schnell. Zum Glück wusste er noch, in welchem Buch die Szene war, um die es ihm ging.
Schon stand er wieder vor den anderen. "Achso, zu dem was du vorhin gesagt hast, Cassim...ich denke nicht, dass du das Satyricon noch einmal lesen musst, es geht ja nicht um inhaltliche Details. Am besten wäre es vielleicht, wenn du simultan versuchst, ihnen das Lesen beizubringen und nebenbei ein paar sprachliche Übungen machst, oder so..." Ganz wusste er selbst noch nicht, wie das funktionieren könnte, aber das würde Cassim schon merken, wenn er dabei wäre.
Er rollte die Rolle auf. "Das ist eine recht lustige Szene, in der sich die Hauptpersonen der Geschichte auf einem Schiff befinden und merken, dass sie dem Kapitän und einer Frau an Bord einmal übel mitgespielt haben und nun überlegen sie, wie sie unerkannt bleiben...hier ist sie."
Er entrollte sie bis zu der Stelle, an der er die Szene vermutete, suchte noch ein bisschen und fand sie schließlich.
(Enkolpius, der Erzähler und Hauptperson, spricht: )
"Wir müssen erst noch irgendeinen Weg zu unserer Rettung ausfindig machen. Prüft, was mir eingefallen ist: Eumolpus hat als Schriftsteller jedenfalls Tinte bei sich. Mit diesem Mittel wollen wir also unsere Hautfarbe wechseln, vom Scheitel bis zur Sohle! So werden wir dir als Mohrensklaven ohne Folterqualen vergnügt aufwarten und zugleich mit dem Farbwechsel unsere Feinde hinter das Licht führen." „Das fehlte noch", sagte Giton: „beschneide uns auch, damit wir wie Juden aussehen, und durchbohre uns die Ohren, damit wir Arabern gleichen, und mach uns mit Kreide die Gesichter weiß, damit Gallien uns für Landeskinder hält: als ob hier Farbe allein die Erscheinung umkrempeln könnte und nicht vielerlei gemeinsam zusammenstimmen müßte, wenn ein Schwindel unter allen Umständen auf festen Füßen stehen soll. Nimm an, das Gesicht würde mit dem aufgetragenen Mittel länger durchhalten können; stell dir vor, kein Wasserspritzer hinterließe den geringsten Fleck an unserem Körper und unsere Kleidung bliebe nicht an der Tinte kleben, die sich häufig auch ohne Beigabe eines Bindemittels festsetzt - sag einmal, können wir etwa auch die Lippen zu widerlichen Wülsten auftreiben? Etwa auch die Haare mit der Brennschere kräuseln? Etwa auch die Stirnen mit Malen zerschlitzen? Etwa auch die Beine O-förmig spreizen? Etwa auch auf den Knöcheln einherwatscheln? Etwa auch einen Bart von exotischer Form gestalten? Künstliche Färbung beschmiert den Körper, verändert ihn nicht. Hört zu, was mir in der Angst eingefallen ist: wir wollen uns die Kleider um den Kopf wickeln, ins Meer springen und uns untergehen lassen." „Nun, das sollen Götter und Menschen verhüten", ruft Eumolpus aus, „daß ihr auf so elende Weise eurem Leben ein Ende macht! Nein, tut lieber, was ich sage! Mein Diener ist, wie ihr an seinem Rasiermesser gemerkt habt, Barbier. Der soll euch beiden auf der Stelle nicht nur die Köpfe, sondern dazu die Augenbrauen rasieren. Dann komme ich und zeichne eure Stirnen mit kunstgerechter Aufschrift, daß ihr wie gebrandmarkte Sträflinge ausseht. So werden die gleichen Buchstaben erstens den Verdacht eurer Verfolger ablenken und zweitens eure Gesichtszüge unter schattenhafter Exekution verstecken."
Ohne den Streich aufzuschieben, schlichen wir uns an die Bordwand des Fahrzeugs vor und hielten unsere Köpfe samt Augenbrauen dem Barbier zum Glattrasieren hin. Eumolpus malte beiden die Stirn mit riesigen Buchstaben voll und zog uns das bekannte Symbol für entlaufene Sklaven mit freigebiger Hand über das ganze Gesicht. Als sich gerade ein Passagier an den Schiffsbord lehnte und seinen seekranken Magen erleichterte, fiel ihm der Barbier im Mondschein auf, wie er sich zur Unzeit seinem Handwerk widmete; er verwünschte das Omen als Gleichnis für das letzte Stoßgebet Schiffbrüchiger und taumelte wieder in seine Koje. Wir überhörten den Fluch des Seekranken und wandten uns wieder einer wahren Serie von Sorgen zu; schweigend legten wir uns nieder und verbrachten die übrigen Nachtstunden in unruhigem Schlummer.An diesem Punkt schaute Kleochares durch ein riesiges Loch. Nanu, wie kam das denn dahin? Wer behandelte denn eine Rolle so schlecht? Sie musste auf jeden Fall neu abgeschrieben werden, aber darum konnte er sich später kümmern.
"Hm...hier ist zwar ein Loch drin, aber da hat jemand wenigstens die richtige Stelle erwischt, zum Glück ist hier sowieso der Abschnitt zuende" , meinte er, schief grinsend.
"Das reicht erst einmal für eine Weile...alles weitere schaffst du allein, oder?"Sim-Off: Wenn sich jemand für den lateinischen Text interessiert, der ist hier zu finden: http://thelatinlibrary.com/petronius1.html , § CII <...> adhuc aliquod iter bis zum Ende von § CIII
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Original von Siv
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"Runen", antwortete sie, mit einem leicht spöttischen Unterton. "Wie du kriegst die Idee, ich kann Latein lesen? Das hier ist erste Unterricht, für mich, für sie auch." Sie wies auf Fhionn – Merit sparte sie aus, wusste sie doch nicht mit Gewissheit, ob die zierliche Ägypterin vor ihrer Flucht Unterricht erhalten hatte, und wenn ja, was sie gelernt hatte. Möglicherweise konnte sie ja auch die griechische oder ägyptische Schrift, und Siv wusste nicht, inwiefern diese der lateinischen ähnelten. "Und da wo ist meine Heimat, niemand ist interessiert für Latein. Nicht sprechen, nicht lesen. Wozu auch?""Runen! Aha," bemerkte Cassim nachdenklich auf Sivs leicht spöttisch klingende Antwort. Der Parther hatte natürlich keine Ahnung, was Runen waren. Gewiss waren sie aber nicht das, was von den Römern erwartet wurde. Die Gemanin hatte auch zu Fhionn gedeutet, was so viel bedeutete, dass auch sie des Lesens nicht mächtig war. Was mit der kleinen Ägypterin war, blieb vorerst im Dunkel.
"Ahja gut!" Cassim hatte nicht erwartet, dass diese Aufgabe, die er sich aufgebürdet hatte, leicht werden würde. Er musste bei seinen drei Hübschen ganz von vorne beginnen, am Besten mit dem ABC. Es war nicht zu erwarten, dass zumindest Siv oder Fhionn, Kenntnis von den einzelnen Buchstaben hatten.
"Ja, dann fangen wir heute mit den Buchstaben an" Er sah sich um, welche Hilfsmittel ihm zur Verfügung standen. Für den Anfang hätten Wachstäfelchen ihren Sinn und Zweck erfüllt. Jedoch fand sich nichts dergleichen in diesem Raum. Das waren nicht die Besten voraussetzungen, um den drei Frauen, Lesen und Schreiben beizubringen. Doch da kam schon Kleochares mit einer Schriftrolle auf ihn zu. Er hörte sich seine Erläuterungen an und nickte. "Gut, danke. Im Moment bräuchte ich aber einfach nur einige Wachstäfelchen, damit die Drei zuerst einmal die Buchstaben lernen können. Jetzt ist noch nicht daran zu denken, einen solchen Text zu bearbeiten. Stehen uns solche Wachstäfelchen zur Verfügung und wenn ja, wo kann ich sie finden?" -
Zitat
Original von Siv
Siv warf Fhionn einen überraschten Blick zu. Wie kam die Keltin auf die Idee, sie könnte lesen? Sie war Germanin und Sklavin, woher sollte sie die lateinische Schrift beherrschen? "Nein?" antwortete sie mit hochgezogenen Augenbrauen, auf ihrem Gesicht ein Ausdruck, als wollte sie eigentlich sagen: Äh. Wie kommst du darauf? Stattdessen fing sie an: "Nein, ich-" In diesem Moment kam der Parther zu ihnen herüber, und Siv brach ab, um sich anzuhören, was er zu sagen hatte. Wieder zeigte ihr Gesicht den gleichen, teils ungläubigen, teils überraschten Ausdruck, als zweifle sie gerade am Verstand ihres Gegenübers. Wie kam überhaupt irgendjemand in diesem Raum auf die Idee, sie könnte die Sprache der Römer lesen? Bisher hatte für sie keine Notwendigkeit bestanden, es zu lernen, und so wissbegierig sie auch war, sich selbst lesen und schreiben beizubringen, erforderte zum einen jemanden, der ihr half, zum anderen Zeit – die sie als Sklavin nicht hatte."Runen", antwortete sie, mit einem leicht spöttischen Unterton. "Wie du kriegst die Idee, ich kann Latein lesen? Das hier ist erste Unterricht, für mich, für sie auch." Sie wies auf Fhionn – Merit sparte sie aus, wusste sie doch nicht mit Gewissheit, ob die zierliche Ägypterin vor ihrer Flucht Unterricht erhalten hatte, und wenn ja, was sie gelernt hatte. Möglicherweise konnte sie ja auch die griechische oder ägyptische Schrift, und Siv wusste nicht, inwiefern diese der lateinischen ähnelten. "Und da wo ist meine Heimat, niemand ist interessiert für Latein. Nicht sprechen, nicht lesen. Wozu auch?"
Fhionn war erleichtert, Sivs nein zu hören. Sie hatte doch wirklich geglaubt, sie wäre die Einzige, die hier komplett versagen würde, weil sie den Anforderungen des bevorstehenden Unterrichts nicht gewachsen war. "Nein, ich nicht können lesen. Nicht können schreiben," ergänzte sie kopfschüttelnd noch Sivs Anmerkungen.
Der parthische Sklave hatte glücklicherweise ein Einsehen mit ihnen, denn er zog das Erlernen des Alphabeths dem Lesen des Textes vor. Fhionn war es eh schleierhaft gewesen, wie sie das hätte bewerkstelligen sollen. Diese Schrift war ihr von jeher wie ein unergründetes Geheimnis vorgekommen. Jetzt endlich sollte es gelüftet werden. Sie spürte ein Gefühl der Freude in sich. Unmerklich atmete sie erleichtert auf. Jetzt begann sie sich wieder in ihrer Haut wohlzufühlen.
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Kleochares kam sich ein wenig blöd vor bei Cassims Worten, als ob er nicht wüsste, dass die Frauen das Alphabet noch nicht beherrschten ... aber er ließ sich das nicht anmerken. "Natürlich könnt ihr nicht sofort den Text lesen ... aber schließlich müsst ihr bald Silben und Wörter üben und da könnt ihr genauso gut schon diesen Text hier nehmen, dann sind sie später damit schon vertraut. Die Wachstäfelchen sind hier, einen Moment..." Er ging zu einer Kiste an der Wand und holte einige Täfelchen heraus. Die einfachen Griffel waren praktischerweise gleich daran befestigt und das Wachs im Inneren nach dem letzten Gebrauch wieder säuberlich geglättet worden. Er gab jeder der Frauen und auch Cassim eines in die Hand.
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"Das heißt nein, ich kann nicht lesen und schreiben, Fhionn", belehrte er die Sklavin und seufzte. (:D) Worauf hatte sich Cassim da nur eingelassen? Den Frauen fehlten jegliche Grundlagen. Er musste quasi von Anfang an anfangen. Aber der schöne Anblick seiner Schülerinnen entschädigte ihn für alles.
Cassims Frage nach den Wachstäfelchen für seine Schülerinnen stieß nicht unbedingt auf Verständnis bei Kleochares. Er ließ sich dies zwar nicht anmerken, doch der Parther spürte dies. Er wollte ja den Text mit den Frauen lesen. Aber eben erst dann, wenn diese auch lesen konnten, beziehungsweise die Buchstaben kannten.
Dankend nahm er die Wachstäfelchen entgegen und verteilte sie unter seinen Schülerinnen. Die Frauen wussten doch hoffentlich, wie man mit einer solchen Wachstafel umging! Selbst wenn dies nicht der Fall war, würde ihn heute nichts mehr so schnell aus der Fassung bringen.
"So, für alle, die nicht wissen, was das ist! Dies ist eine Wachstafel und das ist der dazugehörige Griffel. Damit kann man in die Wachsschicht Buchstaben hinein kratzen. Seht ihr, so! Da ihr ja weder lesen noch schreiben könnt, ist es wichtig für euch, erst einmal die Buchstaben zu kennen. Ohne die könnt ihr nicht lesen!" Er demonstrierte den Frauen die Fuktion der Wachstafel und sah in ihre Gesichter, um herauszufinden, ob sie verstanden hatten.
"Das römische Alphabet besteht aus 20 Buchstaben! A B C D E F H I K L M N O P Q R S T V X. Für den Anfang sollten wir uns für heute die ersten fünf Buchstaben ansehen."
Er schrieb die ersten fünf Buchstaben auf seine Tafel und zeigte sie dann den Frauen.A
B
C
D
E"Seht ihr, so. Jetzt versucht es selbst einmal!"
Cassim stand hinter den Frauen, um ihnen über die Schulter blicken zu können und sie gegebenenfalls auch korrigieren zu können. -
Cassim sah nicht so aus, als ob er mit Runen etwas anfangen könnte, aber das hatte Siv auch nicht wirklich erwartet. Darüber hinaus schien er auch nicht sonderlich begeistert zu sein von der Tatsache, dass sie nicht lesen und schreiben konnten, aber was hatte er auch erwartet? Sicher kannte sie inzwischen den ein oder anderen Buchstaben, und sie war auch neugierig darauf, aber das hier war das erste Mal, dass sie unterrichtet wurden, und sie waren Sklaven – die freie Zeit reichte ja schon kaum aus, um ihr Latein wirklich zu verbessern, über das Maß hinaus, welches sie für den Alltag brauchte. Und das, obwohl Siv durchaus wissbegierig war und sich bemühte, sich zu verbessern, im Gegensatz zu manchen anderen Sklaven. Abwartend setzte sie sich hin und beobachtete das kurze Intermezzo zwischen Kleochares und Cassim, die sich nicht so ganz einig schienen, wie sie denn nun am besten die Buchstaben lernen sollten, dann nahm sie von dem Parther eine der Wachstafeln entgegen.
Ihre linke Augenbraue wanderte gleich darauf nach oben, als sie die Erklärung hörte. Eigentlich war Cassim ihr recht sympathisch erschienen, aber im Moment hatte sie eher das Gefühl, dass er sie für blöd hielt – und das nur, weil sie nicht lesen konnten? Dass ihr Latein weit davon entfernt war, wirklich korrekt zu sein, konnte es nicht sein, das hatte ihn zuvor ja auch nicht gestört. Sie machte den Mund auf, um zu protestieren, aber Cassim sprach bereits weiter, und Siv beschloss, sich erst einmal anzusehen, wie er sich weiter verhielt. Sie freute sich auf diesen Unterricht, freute sich darauf, etwas zu lernen, aber ob sie eine bequeme oder unbequeme Schülerin sein würde, hing ganz davon ab, wie dieser Parther mit ihr umsprang – unabhängig von den Parallelen, die sie entdeckt zu haben meinte, davon, dass er neu hier in Rom war und seine Heimat ebenso sehr zu vermissen schien wie sie die ihre. Vorerst aber schwieg sie, besah sich die Buchstaben, die er aufgeschrieben hatte, und startete einen eigenen Versuch.
[Blockierte Grafik: http://img292.imageshack.us/img292/9130/schreibversuchit0.png]
Kritisch begutachtete sie anschließend ihr "Werk". Nicht so perfekt wie die Vorlage, aber so häufig, wie die Menschen hier schrieben, hatte sie Runen zu Hause auch nicht in irgendeiner Form festgehalten. Sie waren einfach kein Mittel zur schriftlichen Kommunikation, wie die Römer ihre Buchstaben verwendeten. Die Übung, die sie hatte, reichte aber immerhin aus, das Ergebnis doch halbwegs gut aussehen zu lassen.
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Als Cassim sie berichtigte, sah sie erschrocken auf. Sie wußte ja, daß ihr Latein mehr schlecht als recht war, aber bisher hatte noch niemand sie berichtigt. Da er gleich darauf seufzte, schloß sie daraus, daß er sich wohl mehr erwartet hatte, von ihnen. Aber wieso glaubte er denn, sie könnten lesen und schreiben?
Fhionn nahm ihr Wachstäfelchen dankend an. Es war für sie nicht das erste Mal, daß sie einen solchen Gegenstand in der Hand hatte. Sie wußte natürlich auch, wie man eine Wachstafel benutzte. Cassim schien jedoch zu glauben, sie wüßten selbst dies nicht. Nachdem er sie aber einmal berichtigt hatte, traute sie sich nichts mehr zu sagen, was ihn erneut veranlassen konnte sie zu verbessern. So hörte sie ihm nur zu, was er über das Alphabet sagte und versuchte, dies auch zu verinnerlichen.
Cassim schrieb auf seiner Tafel die ersten fünf Buchstaben vor und zeigte es ihnen. Auch sie versuchte sich darin, die fünf Buchstaben nachzuschreiben, so wie es auch Siv getan hatte. Die Buchstaben der Germanin waren gut gelungen, fand sie. Sie waren eben doch besser, als der Parther glaubte.
A
B
C
D
EFhionn war zufrieden, mit dem wie sie die Buchstsben geschrieben hatte.Die Frage war jetzt nur noch, was hielt ihr 'Lehrer' von ihrem Werk?
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