[Grundausbildung] Faustus Duccius Brutus

  • Bald schon wurde eine ordentliche Kolonne geformt, die sogar optisch gesehen etwas hermachte. Durchaus erfreut, dass sich sein Magen nicht umdrehte, zögerte Reatinus aus Staunen eine Sekunde lang und setzte sich danach mit den Probati in Bewegung. Dass eine Gruppe Neulinge dies so schnell gebacken bekam, war ihm zwar neu, doch durchaus recht! Zuerst bogen sie ab durch die Porta Principalis Sinistra, um durch das Intervallum zu marschieren. Obwohl der Gleichschritt anfangs keine gleichmäßigen, im Rythmus ertönenden Schrittgeräusche erklingen ließ, wartete Reatinus ab. Tatsächlich hatten die Probati das von alleine in den Griff bekommen!


    Weiter ging es, bis sie nur noch einen Haufen Barracken (darunter bei genauem Hinsehen auch die Eigenen) und die Via Praetoria zu Gesicht bekamen. Später folgten die durchaus beliebten Thermen, auch ein Ort, wo Reatinus sich gerne blicken ließ. Die Barracken der berühmt-berüchtigten ersten Kohorte in doppelter Mannstärke konnten sich ebenfalls sehen lassen. Reatinus war höchst zufrieden mit dem Gleichschritt und dem Marsch. Niemand kam aus dem Takt oder fuhr aus der Reihe. Sehr gut!
    Die Wohnhäuser der senatorischen Tribunen und das Legionseigene Forum sollten die letzten besonderen "Sehenswürdigkeiten" sein, bevor sie wieder durch die Porta Pricipalis Sinistra in den Campus bogen.


    "Milites, venite! State!"



    "Für heute ist genug! Ihr seid hiermit entlassen, ich will euch morgen wie gewohnt auf dem Campus sehen! Vergesst eure Loricae nicht, ihr werdet sie brauchen! Bringt auch eure Scuta und Gladii mit! Ach, und wascht euch, hier riechts ja fürchterlich, mir wird gleich übel! Abite!"


    So beendete Reatinus den Ausbildungstag wie jeden und ging vondannen. Er hatte einen riesen Kohldampf und sollte sich wohl ein wenig Puls zubereiten...

  • Es war für den Sommer ungewöhnlich ein recht kühler Morgen. Langsam stieg die Sonne am Horizont empor und warf einen noch dunklen Schein über das Castellum. Reatinus, sich manchmal fragend, wie er es selbst schaffte, so pünktlich aufzustehen, erschien auf dem Exerzierplatz. Die noch verschlafenen und teilweise vom Vortag müden Probati traten mittlerweile auch auf dem Exerzierplatz. Wie hatten wie vorgeschrieben Rüstungen, Schilder und die Kurzschwerter dabei. Letztere beiden sollten jedoch erst später zum Einsatz kommen, da Reatinus wie gewohnt eine Kisten mit schwererer Übungsausrüstung hat bereitstellen lassen.


    "Probati, venite!"


    "Heute werden wir uns mit dem ABC des bewaffneten Kampfes beschäftigen, schließlich habe ich euch nicht umsonst mit dieser ganzen Ausrüstung antreten lassen! Zunächst ein wenig Theoretisches: Das Gladius ist ein kurzes, aber sehr effektives und flexibles STICHschwert! Genau, Stichschwert! Wir hämmern nicht wild mit Langschwertern, wie es die Barbaren handhaben, sondern nutzen die Gladii mit tödlicher Präzision! Ideale Schwachstellen zum zustechen sind der Körper, der Hals oder Bereiche, die dem Gegner leicht Schmerzen bereiten können oder ihn sehr einschränken, sollte er überleben! So zum Beispiel die Kniekehlen, ein für mich sehr beliebtes Ziel!


    Das Scutum ist euer Schild, wie ihr seht, sehr groß, um euch vor Schlägen und Projektilen Schutz zu bieten! Das Scutum ist außerdem Bestandteil diverser wichtiger Formationen, doch dazu werden wir beizeiten noch kommen!


    Vertraut beim Kampf nie auf rohe Angriffsstärke oder bloße Verteidigung! Findet stehts ein Mittelmaß! Zuschlagen, ohne die eigene Verteidigung zu vernachlässigen!


    Auf einmal zeigte Reatinus Finger schlagartig in die Rekrutentruppe. Dann merkte Reatinus, dass er dieses Mal Probatus Duccius Brutus ausgewählt hatte. Seinen Wissensstand würde der Schreihals nun testen.


    "Probatus Duccius, welche Stellen der Körpers greife ich bevorzugt mit Gladius an?!"

  • Wohlgestärkt und ausreichend ausgeschlafen erschien Brutus mit allen anderen und der befohlenen Ausrüstung auf dem Campus. Er staunte nicht schlecht darüber, wie schnell er sich an den Lageralltag gewöhnt hatte. Vom frühen Aufstehen bis zum alltäglichen Drill und den sonstigen Pflichten fiel ihm die Sache doch leichter als er sich das gedacht hatte. Nur der ewige Kocherei, die er für schon bald eine Woche hatte übernehmen dürfen, war er allmählich leid.
    Er hatte diesen Gedanken gerade zu Ende gedacht, als als Probati bereit für die nächste Lektion waren. Also lauschte er aufmerksam. Promt war es auch seine Person, die den Fragen des Centurios Rede und Antwort stehen musste.


    "Centurio Artorius, alle Stellen an denen ich den Feind bei einem Treffer töte oder schwer verletze, beispielsweise der Hals oder der Bauch. Dann alle Stellen die ihn verletzt behindern, ihm Schmerzen zufügen oder ihn gar teilweise außer Gefecht setzen, wie die Kniekehlen, oder die Achseln."

  • "Sehr gut, Probatus!", erlöste Reatinus Brutus mit schallender Stimme und blickte die Probati mit einem durchdringenden, fast schon quälenden Blick an. Danach wies er mit einer Handgeste seiner kräftigen Pranken auf die Kisten mit der Übungsausrüstung. Diese beeinhalteten jeweils Holzgladii und Holzscuta, welche vom Gewicht her schwerer waren als die herkömmliche Ausrüstung. Ein willkommenes Muskeltraining.


    "Vergesst eure richtigen Waffen vorerst und bewaffnet euch mit der Übungsausrüstung! Danach in Reihe antreten, ihr habt drei Minuten!", befahl Reatinus und nahm seine eigenen Waffen in die Hände, um später die Grundstellung zu demonstrieren. Danach wartete er ab, bis der Ansturm auf die Übungsausrüstung vorbei war. Denn nicht jedes Exemplar war gut erhalten...

  • Wie die meisten anderen hatte Brutus erkannt, dass es bessere und schlechtere Übungsausrüstung gab. Also stürmte er wie alle anderen auf die Kisten zu. Im sich dann ergebenden Gedränge konnte er sich zwar behaupten, doch ein schmerzhafter Ellenbogenstoß in seine Nieren lies ihn die Sache in die Hand nehmen.


    "Autsch! State!"donnerte er. Obwohl er keine Befehlsgewalt hatte hielten die Probati sofort inne. Er nutze die Gelegenheit, um sich zu den Kisten vorzudrängen und ehe die Meute wieder in Raserei verfallen konnte, erhob er erneut seine Stimme:


    "Mit diesem Chaos ist das in der Zeit nicht machbar." Was das zu bedeuten hatte war wohl Allen klar. "Bildet eine Reihe, na macht schon. Ein guter Legionär kann auch mit schlechtem Material Kämpfen. Eine Reihe sagte ich! Narcissus du übernimmst die Gladii, bei mir gibt's die Scuti. Agite!" zu seinem Erstaunen verlief die Waffenausgabe erstaunlich gesittet und sie hörten auf ihn. Ob das allein seiner Größe geschuldet war, oder der in die Seiten gestemmten Fäuste, konnte er nicht sagen. Hauptsache es funktionierte und sie kamen um die üblichen Strafrunden herum. So ganz nebenbei versuchte er die Probati einzuschätzen und gab ihnen entsprechendes Material. Guter Mann, schlechtes Scutum, weniger fähiger Mann, gutes Scutum. Ein scheller Blick sagte ihm, dass auch Narcissus so verfuhr. Entsprechend stellten sich die Beiden als letzte in die Reihe, mit dem liederlichsten Material, das eben noch übrig gewesen war. Gerade so hatten sie die Frist eingehalten, doch wie würde der Centurio auf die Befehlsanmaßung reagieren?

  • Reatinus hatte gewartet und sich schon Gedanken gemacht, ob es bei dem Radau dort wirklich in drei Minuten über die Bühne gewickelt sein würde. Dann jedoch musste er in einer kleinen Portion Empörung und Missmut feststellen, dass Probatus Duccius sich anmaßte, Befehle zu erteilen. Reatinus´ Augenbrauen schnellten vor Staunen in die Höhe. Der Gruppe kam dies zugute, und es war nicht gerade unkameradschaftlich von Brutus, dass er ein wenig Ordnung in das Gedränge brachte. Doch er übernahm die Rolle eines Offizieres. Reatinus konnte dies nicht durchgehen lassen. Er beließ es jedoch bei einer kleinen Ermahnung, da es für ihn ein Akt der Kameradschaftlichkeit war und die Gruppe "rettete"... so etwas wollte der Schreihals nicht bestrafen, wollte er doch genau eine solche Kameradschaftlichkeit in der Truppe.


    Als die Gruppe wieder abgetreten war und wieder eine Reihe bildete, trat Reatinus zu Brutus und baute sich vor ihm auf. Er hatte seine Worte weise gewählt. Als Reatinus den Riesen ansprach, war sein Tonfall jedoch akzeptabel, aber noch streng: "Probatus Duccius... du hast dir angemaßt, meine Befehlsgewalt zu übernehmen. Da es deinen Kameraden zugute kam, belasse ich es bei einer Ermahnung, aber das will ich nicht mehr sehen. Verstanden? Zurück in die Reihe, los los, es geht weiter!", verwarnte Reatinus und ließ den Duccier wieder in die Reihe zurück. Anschließend bewaffnete er sich mit seinem Scutum und Gladius, um die Grundstellung vorzuführen.


    "Probati, kommen wir zur Grundstellung! Sie sollte selbst für Gründschnäbel wie euch nicht schwer zu beherrschen sein! Wie ihr euch vorführe, wird das Gladius vom Schwertarm, also der rechten Hand gehalten! Das andere Arm, der Schildarm, hält stehts das Scutum. Dieses muss euch immer gute Deckung bieten, deshalb dürft ihr nie vernachlässigen, es in ordentlicher Höhe zu halten, sodass ihr höchstens den Bereich über den Mund offen haltet! Das Gladius ist stehts neben dem Scutum in Position, ihr müsste immer bereit sein, zuzustechen, damit die Präzision zum Tragen kommt! Das rechte Bein kommt stehts nach hinten, während ihr euer Gladius vor euch haltet, um euch abzustützen! Das Linke ist immer bereit für einen Ausfallschritt! Und nun versucht euer Glück!".

  • Dass er nicht ohne einen Rüffel davonkommen würde, hatte sich Brutus gedacht und der kam dann auch. Brutus reagierte darauf mit einem etwas zerknirschten "Verstanden, Centurio Artorius" und zog sich dann in die Reihe zurück.


    An und für sich eine leicht zu bewältigende Aufgabe. Die Unterscheidung von rechts und links schien keine Probleme zu bereiten. Also stand binnen eines Augenblicks eine Reihe von Probati in Grundstellung, die zwar keine Barbarenhorde verschreckt hätte, aber die dennoch ganz ansehnlich war. Bis doch tatsächlich einer sein Scutum fallen lies..

  • "Schwächeanfall, was?!", reagierte der Centurio prompt, dass einem die Ohren allein durch die Schallwellen abfallen konnten. Tatsächlich hatte ein Tollpatsch das Schild fallen gelassen und wäre jetzt mit einer nur kleinen Portion Pech in wenigen Sekunden tot, wären richtige Barbaren im Spiel gewesen! Das hätte zur Folge gehabt, dass die Formation (wenn auch nur kurzweilig) eine kleine Lücke gehabt hätte. Und die Nebenmänner des Schuldigen keine Deckung mehr. Obwohl die Grundstellung sehr gut funktionierte, schien die Kraft der Probati zu wünschen übrig zu lassen. So senkten sich einige Scuta nach einer Zeit bis zu den Füßen hinunter und boten nicht mehr den guten Schutz, der eigentlich als solcher gedacht war. Dagegen musste etwas unternommen werden! Ganz dringend!


    "Na gut, ihr braucht anscheinend Krafttraining?! Bevor es noch mehr solche Schwächeanfälle gibt, will ich fünfzehn Liegestützen sehen! Na wird´s bald? Los, los, los! Danach noch ein Versuch!", hetzte der Centurio gnadenlos.

  • Schilde und Schwerter klapperten auf den Boden und einige leise Verwünschungen auf den Tollpatsch waren zu vernehmen als die Probati der Aufforderung des Centurios nachkamen. Da hatte sich einer keine Freunde gemacht. Brutus konnte zwar nicht sagen ob die anderen das auch so sahen, doch für ihn hatten sie alle ihren anteil an den Liegestützen. Brutus musste sich eingestehen, dass auch sein Schild ein wenig nach unten gerutscht war.
    Kurz darauf wurden die Holzbewaffnung wieder aufgenommen und diesmal geben sich alle Mühe die Schilde fest und in der richtigen Position zu halten.

  • Fluchs warfen sich die Probati auf den Boden und machten ihre Liegestützen, während Reatinus laut alle einzelnen Liegestützen anzählte.
    "I... II... III... na, fühlt ihr euch schon kräftiger?", triezte Reatinus ein wenig und setzte fort. Bald begann ein leichtes Schnaufen unter den Probati. Obwohl scheinbar noch mehr drinnen gewesen wäre, beließ es Reatinus bei fünfzehn Liegestützen. Er wollte das Training fortsetzen.


    "... XIII... XIV... XV!", endete die fünfzehnte Liegestütze. Die Probati schnappten sich wieder mehr oder weniger angestrengt ihre Übungsausrüstung und konnten schließlich bessere Ergebnisse zeigen, als beim ersten Mal. Diesmal leistete sich kein Tollpatsch einen Fehltritt, was Reatinus zufrieden gestellt weitermachen ließ. Diesmal ging es an´s Eingemachte!


    "Probati, da ihr jetzt die Grundstellung beherrscht, baut ihr nun im Training gegeneinander euer Können aus! Sucht einen Übungspartner und legt los, denkt an die Regeln! Um das Ganze amüsanter zu machen, darf jeder eine Runde um den Campus laufen, wenn er getroffen wird!".

  • Es war einmal mehr Narcissus dem sich Brutus als Übungsgegner gegenüber sah. Da keiner von ihnen sonderlich erpicht darauf war Strafrunden zu laufen, dauerte es ein wenig bis sie begannen aufeinander, oder vielmehr auf Luft und das Scutum des anderen einzustechen. Die ersten Probati begannen bereits mit ihren Trefferpflichten und der Ehrgeiz bemächtigte sich der beiden Konkurrenten. Klack, klack, klack tönte es in unregelmäßigen Abständen. Dann gelang es Narcissus mit dem Holzscutum Brutus' Gladius beiseite zu schlagen. Geschwind drang er in die Lücke vor und Brutus machte sich ärgerlich auf den Weg, Narcissus selbstherrliche Fratze vor Augen.
    Als er die Runde fertig gelaufen war, hatte Narcissus gerade einen weiteren Probatus auf die Reise geschickt und so sahen sie sich direkt wieder gegenüber.


    "Da bist du ja wieder. Haste noch genug Puste für noch ne Runde?", frotzelte Narcissus. "Du bist jetzt mal dran mit laufen", war die knappe Antwort.


    Erneut belauerten sie sich, diesmal jedoch erheblich kürzer. Diesmal begannen sie nicht nur rechts am Schild vorbei, sondern auch aus allen anderen Lagen anzugreifen.
    Brutus lenkte einen recht hohen Angriff mit einem Schritt nach links vorne über sich hinweg, doch da Narcissus sein Scutum gerade günstig hielt war ein direkter Gegenangriff nicht sonderlich erfolgsversprechend. Also entschied sich Brutus blitzschnell dazu sich um des Gegners Schild zu kümmern. Da er ohnehin weit in die Knie hatte gehen müssen nutze diese Position nun um sich mit der rechten Schulter gegen die Verteidigung seines Gegenüber zu werfen. Gleichzeitig stieß er mit seinem Gladius nach Narcissus' Bauch.


    *krack*


    Narcissus war in den Bauch getroffen und stolperte zurück. Als er sich wieder gefangen hatte blickte er verwundert auf den Griff den er in Händen hielt. Der Rest seines Schildes lag in zwei Teile zerbrochen zwei Schritte vor ihm. Aufgrund des total verdatterten Gesichtsausdrucks konnte sich Brutus nur kurz zurückhalten, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach. Sämtliche anderen Übungskämpfe brachen ab und einige Probati , die nahe genug standen um Narcissus' Gesichtsausdruck zu sehen stimmten in das Gelächter mit ein.


    /edit1+2: Rechtschreibung..

  • Wenn selbst einige Übungskämpfe abbrachen und andere aufmerksam das Geschehen zwischen Brutus und Narcissus beobachteten, konnte es wohl kaum an Reatinus vorbei gehen. Ein lautes Holzkrachen war kaum zu überhören zwischen dem leiseren Klacken und einigen leise gesprochenen Flüchen der angehenden Legionäre. Danach durfte Reatinus bewundern, wie so gut wie alle Probati mit ihren Kämpfen abbrachen, andere sogar einen Kreis um die Betroffenen bildeten. "Na los, weitermachen!", rief Reatinus streng und brachte einige Übungskämpfe wieder zum Laufen.


    Dann eilte er zu Brutus und seinem Übungspartner und löste noch im Lauf den Kreis der Schaulustigen auf. "Was bei den Göttern gibt es hier zu sehen, was wichtiger ist als die Übungen, welche euer Überlebensversicherung sind!?", erschallte die Stimme des Schreihalses wie aus dem Nichts. Dann erblickte Reatinus das Geschehene, was schon eine gewisse Komik in sich hatte. Dieser Riese von einem Soldaten hatte es fertig gebracht, ein Übungsscutum zu schrotten! Dies ließ den Centurio ungläubig den Kopf schütteln, ehe er zu grübeln begann. Aber Reatinus überlegte viele Sekunden lang, ob er das ungeahndet lassen sollte oder eben nicht... so ganz wollte er es nicht durchgehen lassen, aber sowas geschah nunmal.


    "Probatus Duccius, ich denke, du solltest ein wenig auf die Übungsausrüstung aufpassen, die ist zum Teil doch so schon verwahrlost!", ein Grinsen konnte sich Reatinus zwischen den beiden Riesen nicht verkneifen (da fühlte man sich selbst wie ein Zwerg), "Los, ab ins Magazin und hol deinem Kameraden wenigstens ein neues Übungsscutum!".

  • Als Brutus den Centurio nahen sah unterdrückte er sofort mit aller Kraft die unkontrollierten Kontraktionen seinen Zwerchfells. Die restlichen Probati kamen bereits wieder ihren Aufgaben nach, als Brutus sich dem verhältnismäßig harmlosen Anschiss unterwarf.


    "Ja, Centurio Artorius!" sprach's und trabte los. Brutus überlegte kurz ob er Narcissus sein Scutum überlassen sollte, entschied sich allerdings dagegen, schließlich musste der auch die Hufe schwingen. Ein schneller Blick überzeugte Brutus, dass dieser jenes auch tat.

  • Als Brutus von der Horrea zurück kam war Narcissus leider gerade mit einem anderen Probatus im "Geschäft". Er hatte sich wohl einfach das übrige Scutum geschnappt. Also suchte sich Brutus einen anderen Gegner, fand einen und lies ihn laufen. So ging es noch einige Zeit weiter. Brutus traf und wurde dann und wann auch getroffen. Doch zu einer dritten Auseinandersetzung mit Narcissus kam es leider nicht, denn eben als sie sich endlich wieder gefunden hatten,..

  • ... kam Reatinus zur nächsten Übung!


    "Probati, venite! State!", befahl der Artorier mit krätiger Stimme und bewunderte einmal mehr, wie schnell seinen Befehlen Folge geleistet wurde. Diesmal sollte es nach ausgiebiger Übung mit den richtigen Waffen weiter gehen. Und da man sich damit nunmal verletzen konnte oder Schlimmeres, nicht gegeneinander. Probatus Duccius war mittlerweile aus dem Magazin zurückgekehrt, wie der Artorier feststellte.


    "Gut, und jetzt werdet ihr gegen die Holzpfähle...", Reatinus zeigte auf einige abseits stehende Holzpfähle mit unheimlich vielen Gebrauchsspuren, "... mit euren richtigen Waffen üben! Passt auf euch auf und verletzt euch nicht gegenseitig, nicht dass mir jemand weinend ins Valetidunarium rennt! Abite, ich will euch an den Pfählen üben sehen!". Damit wartete Reatinus, bis die Probati anfingen und er lautstark und kritisch Verbesserungsvorschläge abgeben konnte...

  • Weiter ging es also mit den richtigen Waffe, sehr schön. Brutus nahm sich einen "Gegner" vor und fing an ihn zu bearbeiten, wobei er darauf achtete, stehts aus der Grundstellung zu agieren und wieder in diese zurückzukehren. Da er nicht so nachlässig war wie einige der anderen, die die Pfähle eher streichelten als sie abzustechen, hing bald darauf sein Gladius fest. Er ruckelte ein paar Mal hin und her um es wieder frei zu bekommen. Da gelang auch, doch hatte er den Ruck nach rechts, bei dem sich das Schwert löste zu kräftig dosiert und die klinge durchsirrte die Luft und hinterließ einen unschönen, wenn auch nicht tiefen oder langen Kratzer auf dem Schild seines Nachbarn.


    "'Tschuldigung!," meinte Brutus zu seinem erschrockenen Nebenmann "War keine Absicht!" Der Probatus winkte ab und fuhr dann mit seiner Übung fort. Brutus wollte das selbe tun, mit einem Gedanken an den Centurio.. Ob er es gesehen hatte?

  • Reatinus sah sich das Treiben bei den Holzpfählen nicht sehr lange an, denn was er sah, war an vielen Stellen nutzlos und an manchen Stellen sogar derart kontraproduktiv, dass sich ihm der Magen anfing, zu drehen. Natürlich hatte er auch solche Aktionen wie die von Brutus gesehen, aber so erging es so manchem Probatus, der sich sehr ungeschickt mit dem Kurzschwert anstellte. Das reichte, dem musste ein jähes Ende gesetzt werden!
    Mit bedrohlichen Schritten schritt Reatinus zu den Probati und unterbrach die Übung schlagartig.


    "Stopp! Was seid denn ihr für Hampelhämmer, muss man euch erst durch den Campus hetzen, damit ihr keine Scheisse baut?!". Dann legte Reatinus eine kurze Pause ein und sah jeden Probatus bedrohlich an. Wenn Blicke töten konnten...


    "Ihr sollt euch nicht so dämlich anstellen! Stärker zustechen für die Schwächlinge, und für die Stärkeren: Setzt eure Kraft gefälligst nicht gegen die Ausrüstung der Kameraden oder jene selbst ein, verstanden, Probatus Duccius?!", schrie der Schreihals und setzte seine Rede fort, "Ihr werdet die ganze Nacht üben, wenn ich nicht zufrieden bin! Also seid koordinierter und tut euch etwas Gutes! Mal sehen, ob ihr mit meiner nächsten Übung klar kommt!"


    Mit einem laut schallenden Pfeifen rief Reatinus einige Legionarii herbei, welche nacheinander an den Übungspfählen rechteckige Holzbretter anbandten, welche knapp 20 Zentimeter breit, 40 Zentimeter lang und 5 Zentimeter dick waren. Dann erklärte er den Sinn dieser Übung.


    "So, und jetzt werdet ihr versuchen, die Holzbretter mindestens 2 Mal zu durchstechen! Dies dient als Kraftübung! Anfangen!".


    Dann trat Reatinus einige Schritte zurück - nur zur eigenen Sicherheit!

  • Ein, zwei Stiche führte Brutus noch aus, von selbst vorsichtiger geworden, als der Schreihals mit der üblichen Lautstärke die Übung variierte. Das Brett erwies sich als erheblich weniger verkeilungsgefährlich, wie Brutus mit einigen Probestichen herausfand. Doch auch für ihn waren fünf Zentimeter Hartholz eine Herausforderung, zumal es sich nicht allzusehr aufs Zustechen verstand. Doch es gelang ihm recht schnell zwei male zum Erfolg zu kommen. Da er sich an die Worte des Centurio erinnerte, die ein "mindestens" enthalten hatten, führ er fort, in der Hoffnung dass diese eintönige Aufgabe bald ihr Ende finden konnte.
    Zu seinem Erstaunen fand er allmählich Gefallen an der Kampfesweise die ihnen hier beigebracht wurde. Nicht zuletzt, weil er die Effektivität zu erahnen begann. Nicht umsonst gewannen die Römer bei gleicher Truppenzahl in der Regel ihre Schlachten.

  • Da man sich vor einem weiteren Anschiss des Centurios fürchtete, bemühten sich die Probati jetzt umso mehr, einen besseren Eindruck zu machen. Dieser Eindruck kam zum Glück auch bei dem Schreihals an, als dieser sich die Leistungen der angehenden Legionäre genau und auch pingelig unter die Lupe nahm. Lauter Stiche, das Kracken des Holzes, welches die Gladii verursachten und aufgewirbelter Staub vom Boden bot sich, wenn man die Probati bei der Übung beobachtete. Bald schon war Reatinus zufrieden und beendete diese Übung, zum Glück noch erfolgreich!


    "Na also, geht doch!", rief Reatinus mit einem fiesen Unterton, "Das reicht mir für heute! Übungsausrüstung wieder in die Horrea schaffen! Gönnt euch einen Besuch in den Thermen, es mieft hier mal wieder! Abite, morgen geht es weiter!".

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