[Grundausbildung] Faustus Duccius Brutus

  • Reatinus´ Erwartungen waren wirklich nicht zu hoch gesteckt und obwohl er sowohl schlechte als auch gute Ergebnisse erblickte, wollte er, dass die Guten überwogen. Dies war leider nicht der Fall, weswegen Reatinus weiter üben lassen wollte. Mit lauter Stimme gab er weitere Befehle aus. Am liebsten würde er nach wie vor den Exerzierplatz verlassen, obwohl er sich mittlerweile beruhigt hatte, nach dem Ereignis und der stimmgewaltigen Kulisse von vorhin.


    "Probati, das geht noch besser! Macht dieses Mal noch zusätzlich zehn Schüsse! Wenn jeder mindestens sechs Mal trifft, bin ich zufrieden, ihr sollt ja keine Profis in dieser Disziplin werden!".


    Mit verschränkten Armen und autoritäter Haltung versuchte Reatinus streng, aber wenigstens ein wenig geduldig zu wirken. Er wartete gespannt, wie die Rekruten ihre Befehle umsetzen würden...

  • Wie fast alle anderen holte sich Brutus zehn weitere Pfeile, doch als er sich umsah erblickte er das blanke Grauen. Während Simplex den Centurio mit sicherlich unwichtigen Fragen ablenkte, marschierte Probatus Atrius doch tatsächlich auf seine Scheibe zu, um die Pfeile zu holen, während Probatus Minucius bereits wieder auf seine daneben stehende Scheibe schoss.


    "Achtung!" donnerte Brutus, doch ohne Erfolg. Minucius lies seinen Pfeil fliegen. Atrius wandte sich um und fand sich Sekunden später auf dem Boden wieder, wo er auf sein linkes Bein starrte, aus dessen Oberschenkel ein Pfeil ragte. Warum saß er hier? Der plötzliche Schmerz hatte ihn wohl förmlich aus den Caligae geworfen. Dann fiel ihm der Schmerz auf und der begann zu fluchen:


    "Verdammt Minucius, du Hornochse, hast du sie noch alle? Dich habe sie wohl als Kind zu heiß gebadet. Verdammt!"

  • Es sollte wohl nichts werden mit der von Reatinus ein wenig zu optimistisch erhofften Umsetzung des Befohlenen. Während Simplex ihn mit einer tatsächlich unwichtigen Frage ablenkte, blieb genügend Zeit, irgendwie etwas auszufressen, was man in letzter Zeit wohl liebend gern tat. So konnte der Schreihals keinesfalls den Probati Atrius und Minucius Aufmerksamkeit zollen, welche ein Risiko eingingen, das ungeahnte, aber ernsthafte Folgen haben würde.


    "Centurio Artorius, mit welchen Fingern spanne ich nochmal an...?", fragte Simplex kleinlich und sichtlich eingeschüchtert. "Mit Zeige- und Mittelfinger, Probatus.", antwortete Reatinus kopfschüttelnd. "Ah... danke, Centurio.".


    Plötzlich erschallte die Stimme von Brutus, die seine Kameraden zur Vorsicht aufforderte. Der Aufschrei ließ Reatinus zunächst zu dem riesigen Duccier blicken und sich anschließend fragend umsehen. Doch konnte Reatinus zunächst nichts ausmachen. Sah der Mann etwa Gespen... aber nein! Nicht doch! Kurz darauf musste Reatinus ein wirkliches Unheil erblicken, nachdem er ungläubig über Simplex´ Schulter zu den Zielscheiben blickte. Der Pfeil, den Minucius abgeschossen hatte, traf, aber leider das falsche Ziel. Es war schon längst zu spät, als der Artorier Atrius verwundet und fluchend auf dem Boden liegen sah. Reatinus konnte nichts mehr verhindern, doch er glaubte nicht, was sich da vor seinen Augen abspielte, was ihn zunächst dazu brachte, sich die Augen ordentlich zu reiben. Er musste den blutenden Verwundeten schnellstmöglich versorgen, bevor es diesem schlechter ging als jetzt schon. Erst einige Sekunden nach dem Fluchen des Probatus registrierte Reatinus tatsächlich, was los war. "Oh, scheisse. Ihr Götter, das kann nicht euer Ernst sein.", murmelte Reatinus und ließ Simplex verwirrt dreinblicken, was jener aber sicherlich schon oft genug tat. Mit einem unsanften Stoß schubste Reatinus den Verwirrten Probatus beseite und rannte hektisch zu Probatus Atrius, während er noch im Lauf "Feuer einstellen!" schrie. Dies schürte natürlich die Neugierde unter den Probati.


    Angekommen warf sich Reatinus eiligst vor Atrius hin und sah sich die Verletzung sorgfältig an. Der Pfeil steckte tief im Oberschenkel, aber zum Glück würde der Mann noch durchkommen. Hier konnte Reatinus jedoch nicht viel für Atrius tun, weshalb dieser schnell ins Valetidunarium musste. Außerdem hielten sich die medizinischen Kenntnisse des Artoriers in Grenzen.
    Reatinus brach den halben Pfeil ab, während der Getroffene weiterhin blutend und gegen seine Schmerzen ankämpfend auf dem Boden jammerte. Mit seinem Halstuch verband er provisorisch die Wunde, ohne die Pfeilspitze tiefer in den Oberschenkel zu rammen. "Das wird schon, keine Sorge.", ermunterte der Centurio mit einem Flüstern. Das sollte einen zu großen Blutverlust wenigstens verhindern, hoffte Reatinus. Jetzt musste jemand Atrius schleunigst in das Valetidunarium bringen, wo ihn der Medicus oder die Capsarii behandeln konnten. Reatinus´ Wahl fiel auf zwei zufällig gewählte Probati, welche schaulustig waren und unbedingt das Geschehen mitzuverfolgen versuchen.


    "Probati, bringt Probatus Atrius schnell in das Valetidunarium! Lasst euch keine Zeit, doch seid auch vorsichtig! LOS JETZT!", befahl Reatinus mit auffordender, scharfer Stimme. Reatinus fasste sich an die Schläfe, wo schon wieder eine Ader heraussprang. Das war´s. Die Übung wäre wohl bald beendet, doch zunächst musste der Schütze Rede und Antwort stellen. Reatinus´ Blick fiel auf Brutus, der vor einigen Minuten noch einen Warnschrei ausstieß.


    "Probatus Duccius! Von DIR will ich jetzt wissen, wer den Pfeil abgefeuert hat! Am Besten sagst du es mir sofort, wenn du in der Legion bleiben willst!".

  • Ehe noch einer der Probati reagieren konnte, die nach Brutus Ruf ohnehin in Erstarrung verfallen waren, rannte der Schreihals schon zur Unfallstelle. Einige Probati eilten ebenfalls herbei, als das Feuer eingestellt war. Brutus, dessen Heilerfähigkeiten sich in engen Grenzen hielten, lief ebenfalls dazu, allerdings in gemäßigtem Tempo und mit einem Blick über die Schultern um sich zu vergewissern, dass kein weiterer Unfall geschehen konnte. Dann kam er an der Stelle an un betrachtete interessiert und bedauernd, wie das Focale des Centurios vom Blut des Getroffenen noch roter wurde als es schon war. Unvermittelt sprach ihn der Centurio an, während zwei andere Probati den Verletzten zum Valetudinarium davonschleppten. Kurz rasten Brutus Gedanken. War es Verrat an seinem Kameraden, wenn er dessen Namen nannte? Allerdings konnte das keine Entlassung wert sein. Allerdings hatte Atrius auch einen gewissen Teil an der Schuld. Was hatte er auch bei den Scheiben zu suchen? Minucius hingegen hätte genauer schauen müssen was unweit seiner Scheibe vorgegangen war. Ob er Atrius auch getroffen hätte, wenn Brutus Warnung ihn nicht erschreckt hätte? Vielleicht hätte dann seine Scheibe und nicht den anderen Probatus getroffen. Doch diese Fragen musste nicht Brutus beantworten. Eine andere hingegen schon. Also antwortete er, wenn auch mit gemischten Gefühlen:


    "Centurio Artorius, Probatus Minucius hat den Pfeil abgefeuert."


    Über eine mögliche Ablenkung durch den Ruf wollte er nicht eingehen. Das würde wohl Minucius selbst übernehmen, oder?

  • "So, so, Probatus Minucius also...", zischte Reatinus und wandte sich besagtem Probatus zu. Während er Brutus wieder außer Acht ließ, musste Minucius den durchdringenden, gefährlichen Blick des Centurios über sich ergehen lassen und den Reflex unterdrücken, angesichts dessen verängstigt das Weite zu suchen. Reatinus wusste, dass den Probatus alleine nicht alle Schuld, aber wenigstens die Hauptschuld traf. Probatus Atrius war es, der sich mitten in der Übung nach vorne gewagt hatte und ein Teil somit auf seine Kappe ging. Wenigstens ein Grund, Minucius eine unehrenhafte Entlassung zu ersparen, zumal dieser wohl nicht absichtlich traf.


    Mit leiser, direkter Stimme fragte Reatinus den Probatus: "Was bei den Göttern bringt dich auf die Idee, auf einen Kameraden zu schießen?". Gewaltsam musste der Centurio einen Schrei unterdrücken, der wohl wieder die Ohren der anwesenden Probati zum Klingeln gebracht hätte. Er ersparte es seinem Stimmorgan jedoch schließlich, welches heute zur Genüge belastet war.

  • Minucius war völlig geschockt, als er seinen Kameraden getroffen hatte. Und in diesem Zustand war er auch schnell dazu gelaufen. Dieser Zustand hielt an bis er angesprochen wurde. Nichtmal entschuldigen konnte er sich. Dazu war er viel zu verdattert. Seine Gedanken rasten. Bisher war seine Grundausbildung doch erfolgreich und ohne große Zwischenfälle verlaufen. Sollte es das gewesen sein? Was würden seine jüngeren Brüder sagen? Und erst seine Eltern? Dann stieg der Ärger in ihm hoch. Was musste dieser Wichtigtuer von einem halben Germanen auch so rumbrüllen. Ohne den wäre das sicher nicht passiert. Doch sachlich, wenn auch ziemlich kleinlaut antwortete er dem Centurio:


    "Centurio Artorius, es lag nicht in meiner Absicht Probatus Atrius zu treffen. Ich hatte mich so auf meine Scheibe konzentriert, dass ich ihn nicht kommen sah. Als dann Probatus Duccius die Warnung ausstieß bin ich erschrocken und habe versehentlich den Pfeil fliegen lassen.."


    Minucius biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich hatte er noch fragen wollen, mit welcher Strafe er nun rechen musste, doch das sparte er sich. Das würde ohnehin nichts ändern.


  • Skeptisch sah der Centurio den Probatus an, welchem die Verunsicherung förmlich auf der Stirn geschrieben stand. Zu viel ist heute falsch gelaufen und zu schlecht war Reatinus drauf. Die Ereignisse ließen den Tag wenigstens relativ schnell verstreichen. Reatinus musste sich gut überlegen, wie er den Mann bestrafen wollte. Eine Entlassung wollte er ihm nicht aufhalsen, denn auch Atrius war mit seiner mangelnden Vorsicht über den eigenen Zustand mitschuldig. Das sollte Minicius nicht die Karriere in der Legion kosten, der Atrius - ganz nebenbei - für seine Unbedachtheit schon bestraft hatte.


    "Probatus!", weckte Reatinus mit lauterer Stimme auf und ließ jeden mithören, "Als Strafe für deine mangelnde Achtsamkeit wirst du drei Wochen lang jeden Tag die Latrinen in Schuss halten! Dazu kommt, dass du die Hauptverantwortung für die Verletzung deines Kameraden übernimmst! Sieh zu, wie du mit ihr und mit ihm klar kommst! Probatius Atrius - das kannst du ihm ausrichten - wird dies 2 Wochen lang tun, wenn er wieder genesen ist! Zählen wir die Verletzung dazu, wird das Strafe genug für ihn sein!".


    Reatinus ließ den eingeschüchterten Probatus wieder aufatmen, indem er sich von ihm abwandte und vor die Ausbildungsgruppe trat. Das reichte ihm für heute. Er hatte genug gesehen, leider jedoch mehr Schlechtes als Gutes.


    Ihr habt euch heute als ein Haufen unorganisierter Weichbirnen gezeigt, und das liegt nicht daran, dass ich einen schlechten Tag habe! Morgen will ich euch in Kampfausrüstung wieder auf dem Campus sehen, und morgen will ich gefälligst auch weniger Schlamperei und Unfälle und sehen! Abite, ich kann euch nicht mehr sehen und riechen!", beendete Reatinus seine vernichtende Kritik und verließ den Exerzierplatz.

  • Brutus atmete sichtlich auf, als die Strafen verkündet wurden. Er war nochmal davongekommen und seine Warnung wurde nicht als Grund herangezogen ihm auch eine Strafe aufzubrummen. Als er gerade gehen wollte fing er einen Blick von Minucius auf. Auch dessen Blick verriet Erleichterung, Erleichterung darüber, nochmal mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Doch noch etwas anderes war zu erkennen. Er war sauer. Stinksauer auf Brutus, dem er zumindest einen Teil der Schuld gab. Brutus hob die Arme und zog die Schultern hoch als wolle er sagen "Was kann denn ich dafür.." Dann machte er sich auf den Weg zur Unterkünfte und überlegte ob er Minucius und auch Atrius vielleicht mal helfen sollte um die Wogen zu glätten.

  • Zum Glück der Probati hatte Reatinus letzte Nacht besser geschlafen und die Schlampereien des letzten Tages gut verarbeitet. Nicht zuletzt deshalb erschien der Centurio sichtlich besser gelaunt und lebendiger auf dem Campus, wo die Probati schon in ihrer befohlenen Ausrüstung warteten. Ein prüfender Blick seitens von Reatinus schweifte durch die Runde, ehe er mit stolzen Rufen zum Antreten rief. Das Tagesprogramm setzte viel Disziplin und Kameradschaft voraus: Die Formationen, allem voran die berühmt berüchtigte Testudo.


    "Milites, venite!"


    "Heute werden wir uns mit einem wichtigten Bestandteil der römischen Disziplin beschäftigen! Vielleicht können sich einige vorstellen, was das ist, für die anderen: Ich rede von Formationen, die vielen von euch in Ernstfällen sogar das Leben retten! Wenn ihr heute genauso Scheisse bauen wollt, wie gestern, verlasst am Besten gleich den Platz! Und nun fangen wir mit der Testudo an!


    Die Testudo, Schildkröte, ist eine Formation, die perfekt zum Schutz vor feindlichem Beschuss durch Pfeile und derartige Angelegenheiten ist! Sie bietet hervorragenden Schutz, welche etwas an Mobilität kostet, doch trotzdem ein langsames Vorrücken ermöglicht! Stell euch die Formation wie einen schützenden Panzer für die ganze Truppe vor! Die vordere Reihe hält hierbei ihre Schilde frontal zum Gegner, um die Vorderseite zu schützen! Die Reihen dahinter schützen jeweils ihre Vordermänner, indem sie ihre Schilde über die Köpfe derer halten! So werden sich die Schilde überlappen und es steht eine Testudo! Als Legionäre müsst ihr die Formation blitzschnell ausführen können, um rechtzeitig auf den Feind zu reagieren! Keiner geht mir heute vom Campus, bis ihr innerhalb von drei Sekunden eine Testudo bilden könnt!.



    Damit beendete Reatinus die Theorie und war schon gespannt, wie die Probati sich jetzt schlagen würden. Hoffentlich nicht so schlecht wie gestern!


    "Testudo bilden, aber zackig!"

  • Nach dem Debakel mit der Verletzung des probatus Atrius legten sich die anderen so sehr in die Riemen, dass sie als Galeerensklaven mit ihren Anstrengungen das mare nostrum binnen weniger Tage durchrudern hätten können. Doch die testudo war keine einfache Formation. Also brauchten sie erstmal einige Zeit bis sie in Formation vor dem Centurio standen.
    Brutus befand sich in der zweiten Reihe und hielt sein Schild über seinem Kopf, den er eingezogen hatte. Seiner Meinung nach hatte man die Schildkröte so genannt, weil man diesem Tier gleich die Rübe einziehen musste. Für einen langen Kerl wie Brutus, der sich auf seinem Legionsstandardbett in keiner Weise ausstrecken konnte war die Formation eine einzige Tortur.
    Er sah sich schon auf irgendeine Stadt zumarschieren. Stundenlang. Mit schmerzendem Nacken und schmerzenden Knien. Also angenehm war diese Taktik nicht. Hoffentlich war sie wenigstens so effektiv wie behauptet. Apropos effektiv. Würde der Centurio mit dem Ergebnis zufrieden sein?

  • Die Legionäre gaben sich wenigstens sichtlich Mühe und schafften es innerhalb von drei Sekunden, die befohlene Formation aufzubauen. Obwohl die Formation für das erste Mal ziemlich gut war, war sie doch verbesserungswürdig und bedurfte mehr... Stabilität. Musternd schritt der Centurio umher und nahm sich die Formation und die Legionäre dahinter sehr pingelig unter die Lupe... bis er sich schlagartig auf einen der Frontmänner warf und ihn wuchtig nach hinten schubste. Der Schubser hatte ungeahnte Folgen, denn flog der Frontmann unsanft nach hinten und löste eine Kettenreaktion aus, welche die ganze Reihe zum stolpern brachte und einen furchtbaren Spalt in der Formation hinterließ. Zunächst ein wenig baff dreinschauend über das Geschehen schüttelte er anschließend ungläubig den Kopf.


    "Testudo auflösen! Das versuchen wir doch glatt nochmal!".


    "Hier muss ein wenig mehr Stabilität in die Formation! Bildet die Testudo sorgfältiger! NICHTS darf euch aus der Fassung bringen, rechnet immer mit dem Unerwarteten und haltet die Formation! Immer fest an seiner Stelle bleiben, setzt eure Kraft ein, um nicht ins Schwanken zu geraten! Jeder ist ein Teil der Formation! Baut einer Scheisse, bauen alle Scheisse! Ich will nochmal eine Testudo sehen!", gab Reatinus eine Anleitung und hoffte, dass es dieses Mal besser werden würde...



    "Testudo bilden!"

  • Entgeistert blickte auch Brutus auf den Graben, der sich plötzlich aufgetan hatte. Während sie die Formation auflösten halfen die Probati den Gestürzten wieder unter den Scuti hervor und auf die Beine und Brutus fand sich in der neuen Schildkröte in der ersten Reihe wieder. Zwar war die Position nicht wesentlich bequemer, doch zumindest ein wenig. Brutus malte sich aus wie warm es in der Prallen Sonne unter den Schilden werden würde. Das war sicherlich kein Spaß. Er verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich auf einen festen stand. Schließlich sollte die Formation nicht nochmals so leicht gebrochen werden.

  • Eilig hastete der Optio Iulius über den Exerzierplatz, auf der Suche nach seinem Centurio.


    "Centurio!", rief Drusus als er den Artorier endlich gefunden hatte. Es ging schließlich um etwas wichtiges, immerhin war vor kurzem einer der ritterlichen Tribune bei ihm in seinem Officium erschienen, der unbedingt mit Reatinus reden wollte, schien sehr wichtig zu sein! Danach war der Iulier sofort losgelaufen um den Artorier noch abzupassen, der Tribun hatte schließlich darauf bestanden!


    Die beiden Offiziere wechselten eilig ein paar Worte, woraufhin der Centurio aus dem Geschlecht der Artorier ebenso eilig den Exerzierplatz verließ um den Tribunus Angusticlavius aufzusuchenl, Drusus würde bis dahin die Ausbildung des Ducciers übernehmen.


    "Probati!", brüllte der Nachwuchsschriehals mit einer Stimme über den Platz, die der des Artoriers um kaum etwas nachstand. "Der Centurio muss zu einer dringenden Besprechung mit einem der Stabsoffiziere und so werde ich für Heute eure Grundausbildung fortsetzen!"


    Kurz und druchdringend musterte Drusus die Neuen, von denen ihn die Meisten warscheinlich gar nicht sehen konnten, weil sie immer noch mit in ihrer Schildkrötenformation feststeckten.


    "Hm, ihr seid offenbar bei der Schildkrötenformation, was?", meinte der Optio mehr zu sich selbst. "Na, mal sehen, wie stabil eure Formation ist…" Grinsend umkreiste Drusus die Formation der Probati und stach von Zeit zu Zeit mit seinem Optionenstab in das Innere der Formation. Schließlich, als der Ausbilder sozusagen auf der Rückseite der Testudo war, kletterte er plötzlich auf das Dach der Formation und belastete selbiges mit seinem ganzen Gewicht. Eine ordentliche Formation müsste das eigentlich aushalten…

  • Brutus hatte aus der Position in der er sich befand wenig von den Tests des Optios erfahren. Dann hörte er das stöhnen hinter sich sich ob der unerwarteten Belastung. Zu gerne hätte Brutus sich umgeschaut um festzustellen, warum sich die Jungs hinter ihm so abmühten. Doch er fürchtete, damit die Formation zu gefährden und blickte daher, nur den Kopf umwendend über seine Schulter. Die Schilde der Reihe hinter ihm schien irgendwie eine Delle zu haben. Er erhaschte einen Blick auf das Gesicht von Narcissus, der gerade unter der Delle stand. Die Anstrengung die er dort sah amüsierte ihn. Endlich zeigte sich nicht das teilnahmslos-arrogante Lächeln auf jenem Gesicht sondern ein absolut natürlicher Ausdruck. Das war ein Bild mit Seltenheitswert. Mit einem leichten Gefühl des Triumphs blickte Brutus wieder nach vorn. Die Geräusche der Anstrengung hinter ihm verrieten ihm, das die Formation mit vollem Einsatz gehalten wurde.

  • Drusus spürte deutlich wie die Scuta unter seinen Füßen seinem Gewicht langsam nachgeben und war bemüht das Gleichgewicht zu halten. Langsam beschlich den Iulier ein mulmiges Gefühl, vielleicht hätte er doch nicht auf die Schildkröte steigen sollen, wenn er hier herunterfiel konnte Drusus sich druchaus verletzen und vermutlich würden die Probati ihn nicht auffangen... Doch glücklicherweise war es den Probati gerade noch gelungen die Lage zu stabilisieren.


    Erleichtert, aber dies nicht zeigend marschierte Drusus weiter über die Schildkröte hinweg und sprang am ende der Formation wieder davon ab.


    "Nicht schlecht, Probati!", lobte der Iulier die Probati ausnahmsweise, doch durchaus gerechtfertigt, immerhin war die Schildkröte nicht eingebrochen! "Testudo auflösen!"


    "Als nächstes kommen wir zur Reiterabwehr!", brüllte er über die Köpfe seiner Schützlinge hinweg. "In dieser Formation bildet ihr hintereinander zwei Reihen. Die in der ersten Reihe knien nieder und halten ihre Scuta vor ihre Körper, die in der hinteren Reihe bleiben stehen und legen ihre Scuta über die der vorderen. Und damit wir den Gäulen der Angreifer ordentlich einheizen strekcen wir noch die Pila zwischen den Scuta raus! Also, Formation bilden!"

  • Das Auflösen dieser engen Formation war schneller bewerkstelligt als das Bilden derselben. Also standen die Probati eiligst wieder bereit um Neues zu lernen. Da Brutus ziemlich in der Mitte und noch immer vorne stand blieb er an Ort und Stelle, während die Männer von weiter hinten auf die Flanken ausscherten, um die Reihen in der Länge zu ergänzen. Brutus musste sich regelrecht zusammenfalten um den Männern hinter ihm nicht im Weg zu sein, als diese mit ihren Scuta die Formation nach oben ergänzten. Als sie dann noch die Pila in Position brachten konnte das Ergebnis sich doch einigermaßen sehen lassen:



    Sim-Off:

    man denke sich das schmückende Beiwerk an den Seiten weg.. und das hinter der Formation ggf. auch.

  • Drusus nickte innerlich, zumindest das Bilden dieser äußerst wichtigen Formation funktionierte rasch und ebenfalls dauerte es nicht lange bis ihre Stacheln, die Pila ausgefahren wurden. Doch war sie auch stabil genug? Nun, ob sie wirklich einem echten, schwungvollem Kavallerierangriff standhalten würde ließ sich im Moment schwer überprüfen, ob sie allerdings den Geschossen ihres Aubsilders standhalten würde, würde sich nun herausstellen...


    Der Iulier schritt vor der Formation auf und ab, entfernte sich dann ein wenig von den Probati, nahm einige der großen, herumliegenden Steine auf und begann selbige mit voller Wucht auf die Reiterabwehrformation zu schleudern...


    Sim-Off:

    Hey cool... :) Wo hast das denn her? Hab sowas nämlich auch gesucht, aber irgendwie nicht gefunden.... :D

  • Es war Brutus' Scutum, das den Stein abbekam. Dieser hatte sich die Überraschung der Attacke, die der Centurio noch durchgeführt hatte, gemerkt und war voll darauf konzenriert, den Kameraden eine gute Grundlage und dem Scutum genügend Druck von seiner Seite zu bieten. So war die Formation von einem Einbruch weit entfernt. Doch Brutus wurde schmerzhaft bewusst, dass er in dieser Formation besser in der zweiten reihe stand. Denn wegen seiner Größe war sein Kopf zu nahe an seinem Schild, welches - im Bereich der oberen Hälfte getroffen - unsanft auf Tuchfühlung mit seiner linken Gesichthälfte ging. Mühsam unterdrückte er ein Aufheulen und schob sein Knie so weit es ging gegen seinen Schild um es nicht mit dem Blut aus seiner Nase zu besudeln.

  • Tatsächlich, der Schildwall hielt den Attacken des Optios stand. Gut, Drusus hatte nicht wirklich erwartet, dass sie von den wenigen Steinen gleich zusammenbrechen würde, aber es wär gut möglich gewesen, dass einer der Probati durch den Stein umgefallen wäre und so eine Kettenrekation ausgelöst und andere Probati mitgerissen hätte. Doch derartiges war nicht geschehen. Zwar war einer der Probati, der ellenlange Duccier von dem Stein getroffen worden und schien auch zu bluten, doch Brutus war nicht zusammengebrochen, etwas was der Optio dem Duccier insgeheim hochanrechnete, allerdings selbstverständlich nicht öffentlich zeigte.


    Scheinbar ohne Notiz von der Verletzung des Probatus zu nehmen setzte der Iulier sein Programm fort.


    "Schildwall auflösen!"


    Nachdem dies geschehen war, machte der Iulier der Form halber eine kurze Pause und brüllte dann einfach weiter:


    "Nun kommen wir zur letzten Formation, die wir durchnehmen werden, der Keilformation!


    Diese ist eigentlich nichts anderes als ein Dreieck, oder ein Pfeil. Einer von euch steht vorne an der Spitze der Formation, wobei das sonst immer der Centurio ist, in dieser Hinsicht braucht ihr euch also noch keine Sorgen machen. Die anderen stellen sich nach hinten versetzt jeweils zwischen die Schultern ihres Vordermanns, beziehungsweise an den beiden Schultern! Die Formation wird also, je weiter man nach hinten geht, umso breiter und dichter!


    Die Keilformation dient dem Durchbruch in eine feindliche Einheit, wird aber eher von der Reiterei verwendet, und nur sehr selten von uns, der Infanterie gebraucht!


    Keilformation bilden!"


    Sim-Off:

    edit: So, wenn du hier auch ein gutes Bild findest, kriegst den doppelten Wochensold von mir. :D

  • Im Auflösen der Formation presste Brutus sämtliche Luft aus seiner Lunge durch sein linkes Nasenloch, indem er sein rechtes zu hielt. So nahm der Sand nun auch dieses Blut auf. Nur der Sand im Flavischen Theater in Rom hatte wohl mehr Blut, Schweiß und Tränen erlebt als dieser Campus. Während er zuhörte legte Brutus den Kopf in den Nacken um durch den Rückstau zu verhindern, dass seine Nase länger blutete als nötig. Als er zu ihr hin schielte freute er sich schon auf das blaue auge, das er von nun an mit sich herumtragen würde.
    Noch immer den Kopf so weit in den Nacken legend wie der Helm dies zulies, begab sich Brutus an seinen Platz, der sich ziemlich in der Mitte der Formation befand. Dann nahm er den Kopf runter und da nichts lief stellte er sich umgehend in Position. Zusammen mit seinen Kameraden bildete er nun einen hübschen Keil:


    [Blockierte Grafik: http://img511.imageshack.us/img511/2757/3151205387b2868a53dy5.jpg]


    Sim-Off:

    man denke sich die cristae (insbesondere die traversa und diverses anderes weg..
    un nu her mit den Sesterzen :D so billig kommste nimmer an hübsche bilder :]

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