Cubiculum - Iunia Axilla

  • Offensichtlich konnte er die Probleme nicht einfach so beiseite schieben wie sie. Axilla atmete einmal tief durch und hasste es schon jetzt, sich der Realität stellen zu müssen. Er hatte ja recht, sie kannten einander kaum. Und dass sie beide schon miteinander geschlafen hatten, war auch unter den objektivsten Augen wohl als verwerflich zu bezeichnen. Aber bereute sie es? Eigentlich nicht. Es war sehr schön, und auch – oder vielleicht auch vor allem – diese Momente der Ruhe und Nähe hinterher, die hatte Axilla sehr genossen.
    Sie überlegte gerade schon, was sie darauf sagen sollte, als er das Thema wechselte und sie nach dem Fest fragte.
    Ja, möchte ich. Wenn du mich immer noch dabei haben willst.
    Axilla wusste nach seiner Äußerung eben nicht, ob dem denn so war. Ganz sicher hatte er ihr Zusammensein eben genossen, aber seine Äußerung eben ließen darauf schließen, dass er sich doch mehr Gedanken darüber machte.

  • Er wurde die Gedanken nicht los, nein. Timos gab ihr einen zärtlichen Kuss, dann setzte er auf und zog die Beine an. Er dachte nach.
    "Ich möchte dich noch dabei haben, keine Frage."
    Er legte sein Kinn auf die Knie und schlang die Arme um die Beine. So saß er da, während es in seinem Kopf rumorte. Diese 'Feier' würde genausowenig ein Ereignis der Moral und Sittsamkeit werden, das wusste er. Doch er konnte nicht umhin, Axilla dorthin mitzunehmen. Er konnte einfach nicht anders, er wollte sie dabei haben und das Risiko reizte ihn noch mehr.
    Über seine Gefühle zu ihr war er sich absolut nicht im Klaren. Erst hatte er gedacht, er würde sich in Axilla verlieben, dann war es nur seine Lust und sein Trieb, die ihn lenkten und jetzt bereitete sie ihm nur Sorgen.
    Vater, steh mir bei... betete er in Gedanken. Seine Ahnen würden ihn hoffentlich verstehen und ihn unterstützen.

  • Als Timos sich aufsetzte, sah Axilla eine Weile nur zu ihm hoch und sagte nichts. Er kapselte sich ab. Ob vor ihr oder vor der Welt oder vor beidem, wusste sie nicht zu sagen. Aber dass er es tat, das konnte sie sehr gut sehen. Zu oft hatte sie selbst so dagesessen, um ihre Gedanken zu ordnen und äußere Ruhe zu finden, wenn im inneren schon keine herrschen konnte. Sie atmete einmal tief durch, und setzte sich dann neben ihn.
    Mit den Knien ähnlich angewinkelt und den Kopf ebenso wie er auf den Knien, blickte sie einfach schweigend in ihr Zimmer. Sie hätte ihn auch umarmen können, ihn aus seiner Haltung lösen und zu sich locken können, aber das wollte sie nicht. Wenn er zu dem Ergebnis gekommen war, dass er bei ihr sein wollte, würde er das tun, und solange ließ sie ihm seine Gedanken. Sie war da nicht fordernd, vielmehr war sie es schon gewohnt, dass ihr Glück nicht von Dauer war. Und so hing sie selbst ebenfalls ihren Gedanken nach, während sie nebeneinander saßen.
    Ihr Blick fiel wie von selbst auf die Truhe mit der Rüstung und dem Schwert. Ihr Hals fühlte sich dabei merkwürdig trocken an. Was ihr Vater wohl zu ihr sagen würde, wenn er sie sehen konnte? Er war immer ihr Held gewesen, aber sie bezweifelte, dass er für ihr Verhalten Verständnis gehabt hätte. Dennoch wünschte sie sich, er wäre hier. Damals war die Welt noch in Ordnung gewesen, sie hatte sich sicher gefühlt. Sie musste sich nicht hart machen, um nicht zu weinen, kannte die Einsamkeit nicht, ihre Freude war immer und echt gewesen. Das Glück ging nicht nach einer Zeit wieder weg. Damals.


    Meine Mutter ist gestorben, vor sieben Monaten. Sie hatte keine sehr gute Gesundheit, und die letzten Jahre hatte sie schlimmen Husten. Vor einem Jahr wurde der sogar so schlimm, dass sie Blut hustete.
    Warum Axilla davon anfing, wusste sie selbst nicht. Sie hatte mit keinem aus der Familie wirklich darüber gesprochen, wie sie sich gefühlt hatte, wie es ihr nun ging. Warum sie ausgerechnet jetzt darüber reden wollte, wusste sie nicht. Es war auch nicht wichtig. Es war noch nicht einmal wichtig, ob Timos wirklich zuhörte. Sie starrte nur vor sich hin ins Leere, und die Worte kamen heraus wie von selbst, als hätten sie lange schon da gelegen und würden jetzt einfach so hervorkommen. Ihre Stimme war ganz monoton und ruhig, als wäre sie am erzählen gar nicht beteiligt.
    Vater war schon zwei Jahre tot, und ich wusste einfach nicht, was ich machen soll. Ein Arzt ist gekommen, und noch einer. Und ich habe geopfert, und die Opfer wurden angenommen. Aber es wurde nicht besser. Und die Arbeit blieb liegen und stapelte sich, und alle haben mich so angesehen mit diesen traurigen Augen, aber ich musste ihnen sagen, was wir tun müssen. Mutter konnte nicht mehr aus dem Bett aufstehen, und es musste sich doch um alles gekümmert werden. Aber ich wusste doch nicht, wie. Und ich hatte die ganze Zeit so viel Angst, so dass ich nicht von ihrem Bett weggehen wollte. Sie hat mich dann weggeschickt, mit Iason, damit ich sie so nicht sehe. Sie hatte dann Fieber, und ich bin immer zu ihr gegangen, egal, wie oft Iason mich weggeholt hat. Er meinte, ich solle das besser nicht sehen, aber sie war doch meine Mutter.
    Und dann, eines Morgens, da sah sie mich an, und sah richtig durch mich hindurch. Auf ihrem Gesicht war so ein verliebter Ausdruck, und sie nannte mich beim Namen meines Vaters. Sie sagte, wie sehr sie ihn liebte, und entschuldigte sich bei ihm, weil sie ihm keinen Sohn geboren hatte, obwohl er sich so sehr noch einen gewünscht hatte. Und dann… war sie weg. Und ich konnte ihr nur in die Augen schauen und nichts machen. Sie ist einfach gegangen. Und ich war allein. [SIZE=7]Einsam.[/SIZE] [SIZE=5]So schrecklich einsam.[/SIZE]

    Sie starrte noch immer auf den unsichtbaren Punkt vor ihr, wenn ihr Blick sich auch durch ein paar Tränen nun getrübt hatte. Und sie fühlte sich so leer und taub.

  • Auf einmal begann Axilla, ihm von ihren toten Eltern zu erzählen. Wie sie die Verantwortung hatte übernehmen müssen und wie sehr sie das alles belastete. Während sie sprach, legte er einen Arm um sie und als sie dann immer leiser wurde und ihre Stimme immer mehr zitterte und brüchig wurde, drückte er sie fest an sich.
    "Shhhhh..." Er küsste sie sanft aufs Haar und versuchte sie zu beruhigen. "Es ist ja alles gut. Du bist nicht mehr allein. Ich bin ja bei dir. Hab keine Angst."


    Er nahm ihre Beine und legte sie über seinen Schoß, so dass sie sich wieder an seine Brust schmiegen konnte. Er wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. Dann strich er ihr eine zerzauste Strähne aus dem Gesicht und hob ihren Kopf am Kinn an, damit er ihr in die Augen schauen konnte.
    "Skioura. So hat dein Vater dich genannt, richtig? Trauere nicht um ihn. Du wirst ihn irgendwann wiedersehen, im Elysium. Bis dahin musst du dein Leben bestreiten und deine Eltern mit Stolz erfüllen!"
    Er musste an seine eigenen Eltern denken und hatte plötzlich einen Klos im Hals stecken.
    "Meine...meine Eltern sind auch tot. Sie wurden von einem widerlichen, machtgierigen Menschen dahingerafft..."
    In seiner Stimme lag tiefste Verachtung und ein unbändiger Hass auf den Mann, den er bereits ins Elysium geschickt hatte.
    "Du musst wissen...ich...meine Brüder und ich wurden versklavt und auf ein Schiff gebracht. Ein Sturm kam auf und das Schiff sank, wir überlebten und wurden an die Küste Alexandrias geschwemmt..." Die Erinnerungen kamen zurück. Der Sturm, der Krach der brechenden Planken, das Schreien der Ertrinkenden. Dann sah er wieder den Aufseher vor sich, der ihre Ketten löste und Sekunden später von Bord geschleudert wurde. Der Aufprall im kalten Wasser, keine Luft bekommen. Timos schüttelte sich.

  • Er zog sie an sich, und sie war nicht allein. Ein Teil von ihr konnte das nicht fassen, fand es als Störung der Welt, wie sie bekannt war. Sie hätte allein sein müssen. Er hätte gehen müssen, dann wäre alles so gewesen, wie es immer war. Aber er war da, er blieb da, und zog sie dicht an ihn. Einen Moment wusste Axilla nicht, was sie tun sollte und was sie fühlte, doch dann schmiegte sie sich dicht an ihn und hielt sich zitternd an ihm fest. Er war da, er war geblieben, und sie war nicht allein. Das war alles, was zählte.
    Er hob ihr Kinn und schaute ihr in die Augen, nannte sie bei dem Namen, den ihr Vater benutzt hatte. Sie sah in seine grauen Augen und fühlte sich so weit in der Zeit zurückgesetzt. Fast konnte sie es hören. Nur Mut, kleines Eichhörnchen, nur Mut.
    Und dann öffnete sich auch Timos ihr. Bei seinen Worten war ihr, als könne sie direkt auf seine Seele blicken. Versklavt, sie konnte sich noch nicht einmal vorstellen, was das bedeutete. Und dass er so viel Vertrauen zu ihr hatte, ihr das zu sagen, ehrte sie. Sie sah, wie sein Blick bei der Erinnerung glasig wurde, und wie sein Körper sich schüttelte. Sanft berührte sie sein Kinn und drehte so seinen Kopf, dass er ihr in die Augen sah. Axilla war nicht gut mit Worten, schon gar nicht in solch schwierigen Situationen. Aber das brauchte sie vielleicht auch gar nicht. Ganz sanft küsste sie Timos einmal, und sah ihm danach wieder tief in die Augen, streichelte sanft über seine Wange. Sie hatte furchtbare Angst, sich in ihn zu verlieben. Aber um nichts in der Welt wollte sie jetzt auch nur einen digitus von ihm abrücken.

  • Timos schenkte Axilla einen dankbaren Blick. Ein Lächeln jedoch konnte er nicht zustande bringen. Stattdessen fuhr er mit bebender Stimme fort vom Unglück seiner Familie zu erzählen.
    "Wir überlebten...und wollten Rache. So gingen wir zurück nach Memphis, wo unser Gutshof ein stand. Jetzt sind dort nur noch verkohlte Ruinen. Wir fanden den ägptischen Hohepriester, der unseren Vater hatte töten lassen. Wir konnten seine Karawane überfallen, seine Leibwache dahinmetzeln und ihn in unsere Gewalt bringen. Dann...dann sagte er uns, wie unsere...Mutter sich getötet hatte...um ihm zu entgehen..."
    Seine letzten Worte gingen in einem leisen Schluchzen unter, als er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Es war ihm egal, dass er ein Mann war, dass er keine Tränen vergießen sollte, dass sich das für einen Mann nicht gehörte. Doch er konnte nicht anders. Axilla stellte für ihn seit langem den ersten Menschen dar, dem er sich bereitwillig öffnen konnte. Warum er das tat? Das wussten vermutlich nicht einmal die Götter.
    Augenblicke später sah er sie wieder an und flüsterte:
    "Danke...dass du da bist."

  • Wieder küsste sie Timos. Sie wusste nicht, was sie sonst hätte tun können. Sie fühlte sich so jung und unerfahren, sie wollte nur, dass er wusste, dass sie gerne bei ihm war. Dass sie ihn gern hatte. Dass sie ihn verstand. Sie kuschelte sich einfach dicht an ihn und war nur da. Sie schloss die Augen und lauschte seinem Herzen.
    War es danach besser?
    Die Frage klang nicht vorwurfsvoll, Axilla wollte es einfach wissen. Schon oft hatte sie sich vorgestellt, was sie getan hätte, wäre sie ein Mann und keine Frau. Sie hatte schon oft geträumt, dass dann die Rüstung ihres Vaters die ihre wäre, wie sie sie anlegen würde und in seine Fußstapfen treten würde. Ob sie der Legion beigetreten wäre, um seinem Namen Ehre zu machen, oder einfach um die zu erschlagen, die ihn ihr genommen hatten. Sie fragte sich, ob sie sich dann besser fühlen würde, oder ob diese schreckliche Hilflosigkeit dann immer noch da wäre. Denn das war für sie das schlimmste: Nichts tun zu können, um den Schmerz ein wenig zu lindern.

  • Ihre Frage erschreckte ihn. Traurig starrte er Axilla an.
    "Nein...es war grauenhaft. Ich habe heute noch Albträume. Immer wieder sehe ich sein Gesicht vor mir, seine blutende Kehle..."
    Timos versagte die Stimme. Er musste sich räuspern, doch brachte er keine weiteren Worte hervor. Er saß einfach nur da und ließ sich ihre Nähe guttun. Er wollte jetzt nichts anderes, als bei ihr zu sein. Einfach nur jemanden zu haben, dem er etwas bedeutete, der ihn mit seinen Sorgen nicht allein ließ. Axilla war dieser jemand.


    "Ich bin ein schlechter Mensch, Axilla. Ein Mörder..."
    Ja, das musste es sein. Er war durch und durch verdorben.

  • Du bist kein schlechter Mensch. Ich mag dich, und ich mag keine schlechten Menschen. Wenn ich dich mag, kannst du also kein schlechter Mensch sein.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie fast dieselben Worte einem anderen Griechen gesagt. Auch Marcus Achilleos hielt sich für einen schlechten Menschen. Sie hoffte nur, dass Timos sich leichter vom Gegenteil überzeugen ließ. Er bedeutete ihr auch auf eine seltsam verdrehte Weise mehr.
    Wenn er deinen Vater getötet und deine Mutter in den Selbstmord getrieben hat, dann hat er den Tod verdient. Das macht dich nicht zum Mörder.
    Wenn jemand Axilla denjenigen bringen würde, der ihren Vater erschlagen hatte, Axilla würde nicht zögern und hätte sicher keine Alpträume. Sie würde ihn erschlagen, seine Familie, die Sklaven, selbst die Hunde. Sie hatte ihren Vater so sehr geliebt, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass sie wegen Blutrache für ihn auch nur eine Sekunde ein schlechtes Gewissen hatte. Aber vielleicht war da auch sie ein schlechter Mensch, weitaus schlechter und mit schwärzerer Seele als Thimótheos.
    Sie wollte nicht mehr diesen düsteren Gedanken nachhängen. Sie kuschelte sich einfach noch ein bisschen näher an Timos heran und genoss seine Nähe. Sie hatte ihn wirklich, wirklich gern und wollte nicht, dass er litt. Am liebsten hätte sie ihn zurück aufs Bett gedrängt und so mit ihm alle diese schlechten Gedanken einfach vertrieben. Aber das schien ihr jetzt unpassend, und er konnte seine Gedanken nicht so leicht vertreiben wie sie die ihren. So gut kannte sie ihn schon. Also begnügte sie sich damit, seinen Duft tief einzuatmen und sich an ihn zu schmiegen.

  • Timos lächelte. Diese Frau gab ihm sein Selbstbewusstsein wieder. Er mochte Axilla. Er mochte sie so sehr. So saß er einige Zeit lang nur da und legte seine Arme schützend um sie, während sie sich an ihn kuschelte. Er stellte fest, dass Axilla ihn auf merkwürdige Art und Weise glücklich machte. Er sah sie an, studierte ihren wunderschönen Körper und bald schon spürte er wieder sein Verlangen nach ihr. Zwischen seinen Schenkeln pulsierte es langsam. Axilla musste es auch spüren und so grinste Timos einfach nur breit, bevor er sie leidenschaftlich küsste.
    Zunge traf auf Zunge und seine Hände erkundeten erneut ihre reizenden Kurven. Langsam drückte er sie zurück aufs Bett und liebkoste ihren Hals aufs neue. Wiederum verschwamm die Umwelt in einem dichten Nebel und der Rausch, den Axilla auf Timos ausübte, setzte wieder ein.
    Frech biss er ihr ins Ohr, knabberte daran und fand seinen Weg wieder zu ihren Lippen. Sein Körper wollte wieder in dem ihren versinken, doch Timos zögerte es noch etwas hinaus. Er hielt kurz inne und flüsterte ganz dicht bei ihrem Ohr:
    "Dich...und keine andere."
    Er war jetzt wieder der stolze Timos. Der junge Mann, der sich nahm was er wollte, dessen Selbstbewusstsein nicht zu unterdrücken war und dessen Wille unabänderbar war. Er wolte diese Frau, er wollte sie und keine andere! Kein Staat, kein Gesetz, keine Familie würde ihn daran hindern.
    Er küsste sie wieder, knabberte an ihrer Unterlippe, streichelte ihren Körper und liebkoste ihre Kurven. Dann tauchte er ein in die wohlige Wärme, die ihn sehnsüchtig erwartet hatte.

  • Nur zu bereitwillig ließ sich Axilla von ihm aufs Bett drücken, damit er sie aufs Neue liebkosen konnte. Seine sanften Bisse jagten Schauer über ihren Rücken, und bei seinen geflüsterten Worten entrang sich Axilla ein sehnsüchtiger Laut. Es war so ein wundervolles Gefühl, so begehrt, so geliebt zu werden. Sie bog sich jeder seiner Bewegungen entgegen und wollte nur noch die Seine sein, und niemandem anderen gehören.
    Nein, mehr noch, sie wollte ihn! Sie wollte ihn liebkosen und ihm zurückgeben, was er ihr gab. Von Glück ganz schwindelig drückte Axilla ihn zur Seite und rollte mit, so dass sie schließlich oben war und er unter ihr. Bald schon war eine Position gefunden, die ihr lustvolle Laute entlockte und bei der sie seine Brust mit heißen, begierigen Küssen überziehen konnte und auch immer wieder seine Lippen fand.

  • Nun war es an Timos, sich einfach gehen zu lassen und ihre Liebkosungen, Berührungen und ihre Bewegungen anzunehmen. Timos Körper zitterte vor Erregung und je länger sie vereinigt waren, desto größer wurde das Hochgefühl, das Timos verspürte. Doch der Moment, in dem Timos' Verstand sich wieder einschaltete, war bald erreicht. Er packte sie und setzte sie hastig neben sich, um es Sekundenbruchteile allein zu vollenden. Ein weiteres mal wurde die Bettdecke in Mitleidenschaft gezogen, dann schaute er Axilla an.
    "Bei Aphrodite, ich kann nicht genug von dir kriegen." sagte er mit einem anzüglichen Grinsen. Sein Verlangen war zwar befriedigt, doch wollte er Axilla noch ein wenig Freude bereiten. So entzündeten seine Finger eine Explosion des Glücks zwischen ihren Schenkeln, während seine andere Hand ihren Körper streichelte und seine Lippen die Liebkosungen nicht stoppen wollten.
    Bald musste sie ihre Seufzer wieder in einem Kissen unterdrücken und bäumte sich dann in vollendeter Lust auf, um wenig später erschöpft auf die Matratze zurückzufallen.


    Timos lächelte sie nur verliebt an und gab ihr hin und wieder einen zärtlichen Kuss. Dann durchbrach er die Ruhe, die nur von ihrer beider Atem begleitet wurde.
    "Das...war wirklich schön."

  • Völlig erschöpft lag Axilla nur da und atmete. Was Timos mit ihr getan hatte… dafür kannte sie keine Worte. Ihr ganzer Körper kribbelte so sehr, dass sie meinte, sie würde gleich wie ein Tongefäß in tausend Teile zerspringen. Sie wollte nur noch bei ihm sein, alles andere war für einige Momente vollkommen gleichgültig.
    Auf seine Worte hin zog sie ihn zu sich herunter, um ihn sanft zu küssen. Gerne hätte sie ihn viel leidenschaftlicher umworben, aber dafür fehlte ihr im Moment die Kraft. Und sie wollte jetzt einfach nur ihm noch ein wenig ganz nahe sein. Als er bei ihr lag, kuschelte sie sich dichter an ihn. Bis ihr Körper ruhig genug war, dass sie vernünftig denken und sprechen konnte, dauerte es ein wenig. Erst dann konnte sie ihm antworten.
    Es war wundervoll. Ich…
    Nein, sie durfte den Satz nicht vollenden. Soviel verstand hatte Axilla trotz allem noch, dass sie ihm nicht in ihrer Euphorie einfach ein „Ich liebe dich“ sagen durfte. Sie durfte ihn auch gar nicht lieben, also tat sie es auch nicht. Ihre einfache Logik war da sehr eindringlich: Was nicht sein darf, das nicht sein kann. Also versuchte sie, jegliche Gefühle des Verliebtseins jetzt zunächst einmal auf die Seite zu drängen. Stattdessen kuschelte sie sich lieber in seine Arme und genoss einfach das Gefühl, behütet zu sein.
    Ich würde gern ewig mit dir so zusammen liegen.
    Ganz sanft fingen ihre Hände an, über ihn zu streicheln. Sie war so erschöpft, aber sie wollte ihm noch gutes tun. Wenigstens noch ein wenig.

  • Er lag neben ihr, erfreute sich ihrer Streicheleien und ihrer Worte und seufzte fröhlich. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schaute die Decke an, während sein Kopf einfach nur frei war.
    Sein Blick wechselte zu Axilla und er merkte wie erschöpft sie war. Bei ihrem Anblick musste er grinsen. "Du bist ja richtig kaputt. War ich so gut?" Natürlich war das eine rhetorische Frage. (:D)
    Er gab ihr einen Kuss und streichelte über ihre Haare. "Ich glaube ich sollte mich langsam lieber auf den Weg machen. Man wird mich sicherlich schon vermissen."
    Trotz seiner Worte bewegte er sich nicht. Er wollte nicht gehen. Er wollte lieber hier liegen bleiben und bei ihr sein. Aber das war wohl unmöglich.

  • Bei seiner ersten Frage wurden Axillas Wangen leicht rot. Schüchtern lächelte sie ihm zu und zuckte als Antwort einfach nur verspielt mit den Schultern. Was sollte sie dazu nur sagen?
    Sie genoss seine Nähe und schwieg. Nach einer Weile aber sagte Timos noch etwas, was ihr weniger gefiel. Sie wollte nicht, dass er ging. Sie fühlte sich so wohl bei ihm. Einen kurzen, sehnsüchtigen Blick konnte sie nicht unterdrücken, als sie ihm in die Augen schaute. Noch lag er da und war bei ihr. Aber er konnte ja nicht für immer hier bleiben, das wusste auch Axilla.
    Traurig nahm sie einen tiefen Atemzug und kuschelte sich noch einmal kurz ganz dicht an ihn. Sie wollte seine Wärme noch einmal kurz fühlen, seinen Herzschlag hören. Sie wollte sich einfach noch ein paar Momente geborgen fühlen.
    Was meinst du, wann wir uns wiedersehen?
    Wenn sie klug wären, würden die letzten 24 Stunden einmalig unter ihnen bleiben. Aber Axilla war in dieser Beziehung definitiv alles, nur nicht vernünftig. Und sie wollte ihn wiedersehen, unbedingt. Sich jetzt von ihm zu trennen war schon schwer genug, ihn nicht mehr wiederzusehen wäre unvorstellbar.

  • "In zwei Tagen, beim Fest."
    Er gab ihr einen Kuss und schob sie dann sanft von sich, um aufzustehen. Er suchte seine Tunika unter der Bettdecke hervor und stand einen Moment lang entblößt da, während er das zerknüllte Ding ausschlug und dann anlegte.
    "Ort und Zeit unseres Treffens werde ich dir zukommen lassen."
    Er lächelte milde. "Und vielleicht treffen wir uns ja zufällig auf dem Markt wieder. Wer weiß."
    Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. Kurz stand er da und schaute sie verliebt an, dann wandte er sich langsam um und wollte zur Türe gehen.

  • Er musste gehen, und Axilla wusste das auch. Aber trotzdem tat es so unendlich weh. Sie wollte jetzt nicht wieder ohne ihn sein, auch wenn zwei tage nicht wirklich lang waren. Als er sich umdrehte und einen Schritt gemacht hatte, hielt Axilla es nicht mehr auf dem Bett aus. Sie kam ihm mit schnellen Schritten nach und umarmte ihn einfach von hinten, um ihn an sich zu ziehen. Sie schmiegte sich noch einmal an ihn, ehe sie ihn doch losließ. Es musste ja sein.
    Das werden zwei lange Tage werden.
    Traurig schaute sie zu ihm hoch. Abschiede lagen ihr nicht besonders gut, und sie konnte ihre Gefühle kaum verhehlen.

  • Timos drehte sich um und legte seine Hände auf ihre Oberarme, dann küsste er sie noch einmal zum Abschied.


    "Dafür wird das Wiedersehen umso schöner."
    Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und streichelte über ihre Wange, dann drehte er sich um und öffnete die Tür. Über die Schulter hinweg sagte er noch: "Pass auf dich auf. Du hörst von mir."
    Er schenkte ihr ein Lächeln, zusammen mit einem undeutbaren Blick, dann verschwand er und verließ das Haus.

  • Nachdem er gegangen war, stand Axilla eine Weile einfach nur da. Sie fühlte sich merkwürdig. Sie vermisste ihn, und doch war da nicht der übliche Schmerz. Verwirrt tapste sie zum Bett und ließ sich darauf fallen, um darüber nachzudenken.
    Ihr Blick fiel auf die Flecken, die ihre „Aktivität“ hinterlassen hatte. Das musste sie auch noch zur Wäsche bringen, ehe eine übereifrige Sklavin noch Urgulania davon erzählte. Das wäre das letzte, was sie gebrauchen könnte.
    Sich immer noch nicht ganz klar, ob sie nun eigentlich glücklich oder traurig oder beides war, setzte sich Axilla auf und zog schnell eine frische Tunika über. Danach sammelte sie alles – Die decke, das Laken, ihre alte Tunika und die Palla – zusammen und machte daraus ein tragbares Bündel. Hoffentlich war grad eine Sklavin da, die die Wäsche machte, so dass sie das hier einfach dazu in den Bottich werfen konnte, ohne dass ein allzu genauer Blick darauf geworfen wurde. Ansonsten würde sie es eben selber kurzerhand einweichen. Zimperlich war sie ja nicht. Und lieber einen Rüffel von einer Sklavin, warum sie mit Wasser planschte, als Urgulania erklären zu müssen, was das für Flecken auf ihrem Bettzeug waren. Gut bepackt verließ also auch schließlich Axilla ihr Cubiculum.

  • Nachdem Timos und sie sich getrennt hatten, war Axilla schnell nach Hause gelaufen. Anfangs war es nur ein etwas schnellerer Gang, sobald sie das Tor zur Basilea aber hinter sich gelassen hatte, war sie gerannt. Sie hatte sich ins Haus geschlichen und war dann nur so schnell wie möglich in ihr Cubiculum gerannt. Der Mantel wurde abgestreift, als wäre er das Hemd des Nessos, und einfach in eine Ecke geschleudert. Sie hatte sich so schön gemacht für Timos, dass Axilla sich jetzt richtig ekelig vorkam. Das Kleid war auch schnell von ihrem Körper gestreift und zerknüllt in einer Ecke gelandet. Die Kette mit den Delphinen wollte nicht so, wie sie wollte, als sie sie aus den Haaren nehmen wollte, also riss Axilla einmal fester daran, dass der schöne Schmuck kaputt ging. Mit zitternden Händen sah sie auf die zerbrochene Kette und konnte sich kaum mehr beherrschen.
    Sie hatte alles falsch gemacht, einfach alles. Seit sie nach Aegyptus gekommen war, hatte sie alles falsch gemacht. Sie hatte sich in Silanus verliebt, hatte ihn betört und ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt. Sie hatte ihn sogar angefleht, sie zu heiraten, obwohl sie sehr wohl wusste, welche Schande das für die Familie war. Sie war ja nicht dumm, auch wenn sie oft so handelte.
    Und dann, als er sie in die Wirklichkeit zurückgeholt hatte, hatte sie sich auf diese völlig widersinnige Sache mit Timos eingelassen. Sie hätte erst gar nicht mit ihm losziehen dürfen, nicht einmal etwas Essen, und erst recht keinen Wein trinken. Dass sie sich von ihm unter Opium hatte setzen lassen war wohl das dümmste, was sie in ihrem Leben jemals gemacht hatte. Dann hatte sie mit ihm geschlafen. Nicht nur, dass sie ihm nach seinem unmöglichen Auftritt am nächsten Morgen verziehen hatte, nein, sie hatte ihn danach noch zu sich in ihr Bett geholt. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht. Sie wollte einfach nur nicht allein sein, und er war jemand gewesen, der ihr ein Gefühl von Geborgenheit gab. Aber dafür konnte sie doch nicht alles aufgeben? Ihre Ehre, ihr Leben, ihr Ruf, das alles hatte sie mit diesen beiden Männern verwirkt.
    Sie war ein schlechter Mensch. Sie war unehrenhaft. All das, was ihr Vater so hoch gehalten hatte, hatte sie mit Füßen getreten. Und warum? Weil sie nicht allein sein wollte. Weil sie geliebt werden wollte. Weil sie das Bedürfnis nach Geborgenheit hatte. Weil sie vergessen wollte. Waren das Gründe, so etwas zu tun? Wohl eher nicht. Ihr Vater würde sich für sie schämen.
    Bei dieser Erkenntnis sank Axilla heulend auf die Knie. Ihr Bauch schmerzte so sehr, dass sie ihn halten musste, und sie hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Ihr ganzer Körper brannte. Sie fühlte sich so elend, so ekelig, so abstoßend. Sie hatte nicht eine Eigenschaft, die sie als positiv verbuchen konnte, und ihr Unrecht wog dagegen so unendlich schwer. Egal, wer zu ihr auch gesagt hatte, er sei ein schlechter Mensch, ob Marcus Achilleos oder auch Timos, die kannten nicht die Abgründe, die in ihrer Seele lauerten. Soviel Blut konnten diese nicht an ihren Händen kleben haben, um damit der Schande auch nur nahe zu kommen, die sie auf sich geladen hatte.
    Axilla krabbelte auf allen Vieren zu der Truhe, in der Schwert und Rüstung ihres Vaters lagen. Es gab nur einen Ausweg, nur eine Sache, die sie machen konnte. Ihre Familie sollte nicht gestraft sein durch so ein Ungeheuer wie sie. Sie durfte den Ruf der Iunier nicht vernichten. Und sie würde das tun, Schlechtes gebar nur immer neues Übel. Und sie war so verdorben, so schlecht, ekelig und abstoßend, dass es ganz unmöglich war, dass sie ihre Familie verschonen könnte. Sie war verflucht, das war Axilla klar. Erst hatte ihr Fluch ihren Vater getötet, dann ihre Mutter, und nun zerstörte sie langsam hier in Alexandria diejenigen, die ihr nahe standen. Das durfte sie nicht zulassen.


    Das Schwert lag da in seiner Scheide, und trotz der körperlichen Schmerzen holte Axilla es mit einer flüssigen Bewegung hervor. Sie sah es kaum vor Tränen, aber sie wusste, wie es aussah, kannte jede Scharte, jeden Fleck im Leder. Schnell zog sie es aus der Scheide. Im schwachen Licht der Lampen ihres Zimmers glänzte die Schneide und blendete Axilla durch ihre Tränen hindurch. Mit tapsigen Schritten begab sie sich zum Bett und stürzte halb darauf. Ihr Atem ging laut, keuchend und von Schluchzen überlagert. Sie blickte auf das Schwert. Es gab nur diesen Weg. Sonst würde sie ihre Familie ins Unglück stürzen. Sie hatte gar keine andere Wahl, wenn sie sie retten wollte.
    Sie setzte die Klinge an, an die letzte Rippe, etwas seitlich. Sie wollte ja schließlich ihr Herz treffen und nicht noch lange und blutend auf dem Boden liegen, während sich ihre Gedärme verteilten. Das wollte sie den Sklaven nicht zumuten, sie so zu finden.
    Sie sammelte sich, ihre Gedanken. Sie wollte nicht sterben, aber sie wollte ihre Familie retten. Sie zitterte, und das hatte nichts damit zu tun, dass sie nackt war, und auch nicht mit ihrem weinen. Sie fasste den Griff, fester. Es würde ganz einfach sein, sie musste nur einmal beherzt zustoßen. Sie musste nur einmal… sie musste nur…


    Scheppernd fiel das Gladius auf den Boden, als es ihr aus den Händen fiel und Axilla sich aufs Bett warf. Sie heulte, krümmte sich zusammen, ihr Körper war nur noch Schmerz. Aber sie konnte es nicht, sie konnte es einfach nicht. Es war das beste, sie sollte es tun. Aber sie konnte es nicht, sie hatte zuviel Angst davor. Sie konnte einfach nicht.

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