Cubiculum - Iunia Axilla

  • Als Axilla sich vollständig angezogen hatte (und Caius fand, dass eine einseitig entblößte Schulter durchaus etwas für sich hatte!), kam sie zu ihm und half bei den grottig gelegten Falten. Caius ließ dafür die Hände sinken und reckte das Kinn ein wenig nach oben. Dann, als sie fertig war, reckte er in Rednerpose eine Hand und setzte eine durch und durch arrogante Miene auf.
    »Na, was denkst du? Wäre ich wohl ein guter Politiker?« Er grinste, denn er hatte bisher nicht vor, sich auf eine Stufe mit diesen Speichelleckern und Möchtegernimperatoren zu stellen. Er hätte wohl auch einen gar grausigen Redner abgegeben, aber das war eine andere Sache. Selbst Quarto verstand er nur selten, wenn der seine politische Redekunst zur Schau stellte.
    »Wie, Rüstung? Da kommt mein Bauch doch gar nicht zur Geltung«, frotzelte er und grinste breit.
    »Na na, lass mal. Eine Rüstung ist glaube genauso wenig was für mich wie eine Senatorentoga.« Und das war nicht nur seine Meinung, sondern auch eine Feststellung. Fand er. Dann dachte er etwas nach und fragte sich, woher sie das mit der Rüstung wusste.
    »Soso. Also ziehst du öfters Soldaten aus? Hätte ich ja nie im Leben angenommen«, scherzte er und sah sie gespielt kritisch an. Dann sah er Axilla prüfend an und fing ihre beiden Hände ein.
    »Du musst mir versprechen, dass du gut auf dich acht gibst.« Er wartete und sah sie ernst dabei an.

  • “Niemals! Dafür siehst du viel zu gut aus“ scherzte Axilla auf seine Frage nach dem Politiker, sah ihn dabei aber mit diesem Blick aus grünen Augen an, der es fast doch wieder ernst gemeint wirken ließ. “Wenn du mal alt und grau bist, dann vielleicht“, fügte sie noch ebenso frech an und richtete die nächste Falte.


    Bei seiner Bemerkung mit der Rüstung aber stockte sie noch einmal kurz und war schon eine Sekunde am Überlegen, ob sie es ihm einfach erzählen sollte, als er ihre Hände einfing und festhielt. Er sah sie so ernst an, als er dieses Versprechen von ihr forderte, dass Axilla im ersten Moment gar nicht wusste, was sie sagen sollte. Machte er sich denn Sorgen um sie? Ihr Blick flackerte etwas, dann schaute sie wieder zu dem Stoff des Überwurfes.
    “Ähm, mein Vater war Soldat. Tribun, in Hispania. Ich hab ihm oft geholfen, die Rüstung daheim abzulegen, als ich noch klein war...“ erzählte sie plötzlich und versuchte damit, etwas abzulenken. Auch wenn ihrer Stimme anzuhören war, dass das Thema für sie auch nicht unbedingt einfach war, und Archias ja seit dem Essen damals mit Duccia Venusia und Aelia Germanica ohnehin wusste, dass ihr Vater gestorben war.
    Ganz vorsichtig schaute Axilla wieder auf und hoffte, dass damit seine Sorge ausgeräumt war

  • »Sehr gut«, erwiderte Caius zufrieden.
    »Nichts anderes wollte ich hören. Wär ja schon schlimm, wenn mich jemand für so einen verkorksten alten Schnösel hält. Und auch gut, dass ich kein Patrizier bin.« Da fiel ihm ein, dass Quarto ja ein Senator und Piso ein Patrizier war. Schnell fügte er in Gedanken eine Ausnahme hinzu, die seine Freunde und Verwandten außen vor ließ.


    »Ahso«, gab Caius dann zurück, als Axilla das mit ihrem Vater erwähnte. Ihm war natürlich entfallen, dass Axillas Vater tot war. Andererseits war er auch nicht dumm, und da er noch nicht von einem berühmten (ehemaligen) spanischen Tribun in Alexandria gehört hatte, der obendrein noch ein Iunier war, schlussfolgerte er einfach, dass er tot war. Oder zumindest wo anders lebte. Besser war es, nichts weiter dazu zu sagen, zumal Axilla auch nicht so locker wirkte. Tjaha, das war mal ein Näpfchen, das Caius erkannte, bevor er hinein stolperte.


    »Danke«, sagte er wegen der akkuraten Falten.
    »Du begleitest mich noch heraus, oder? Aber erst, wenn du mir dein Versprechen gegeben hast.« Denn ihm war nicht entgangen, dass sie darauf nicht geantwortet hatte.

  • Gut, er fragte nicht nach. Eigentlich sollte sich Axilla schon daran gewöhnt haben, dass ohnehin nie jemand nachfragte, aber dennoch verspürte sie jedesmal diese innere Anspannung und Abwehrhaltung, wenn das Gespräch auf ihren Vater kam. Sie wollte nicht darüber reden, und ihre Körpersprache trug das wohl auch nach außen, so dass nie jemand auf die Idee kam, sie dazu zu zwingen.
    Was er allerdings nicht auf sich beruhen ließ, war die Sache mit dem Versprechen. Axilla lachte leicht, so dass es sich echt anhörte, und versuchte ein wenig, ihre Hände aus seinem Griff zu lösen. Nicht wirklich stark, denn sie merkte, er hielt sie fest, und sie wollte es nicht zu auffällig machen.
    “Natürlich begleite ich dich noch zum Eingang. Wir sind doch Freunde.“
    Sie sah noch einmal verlegen weg. Es war nicht, dass sie wirklich ein Problem damit hatte, es zu versprechen, es klang nur so... so... ernst. Und ernste Themen waren solche, die Axilla gerne vermied, da sie ihren Verstand nur auf andere, ernste Dinge lenkten, die sie lieber vergessen wollte. Doch hier ging das wohl nicht.
    “Das ist dir wichtig, oder?“ fragte sie einmal unsicher zu Archias wieder aufschauend und kaute sich etwas verlegen auf der Unterlippe herum. Sie senkte einmal den Blick, wie als ob sie sich wieder in eine Ausflucht begeben wollte, sagte dann aber recht gefasst für ihre sonstige Art: “Ich geb gut auf mich acht, versprochen. Und wenn es etwas gibt, das größer ist als ich, so dass ich es nicht tragen kann, werde ich um Hilfe fragen.“
    Sie schaute nochmal kurz und ungewöhnlich ernst auf, ehe sie wieder ihr Lächeln fand und sich kurzerhand auf die Zehenspitzen stellte, um Archias noch einen kurzen, sanften Kuss zu geben. “Und ich werd dich vermissen, Caius.“ Und zum ersten Mal sprach sie ihn mit dem Vornamen an, nur um dann wieder lächelnd und als wäre nichts gewesen Richtung Tür zu schauen. “Wir müssen dann wohl.“

  • Caius besah sich Axilla prüfend. Etwas an ihr wirkte plötzlich seltsam, so als sei sie es nicht gewöhnt, jemand so etwas zu versprechen oder überhaupt auf sich achtzugeben. Das registrierten sogar seine beinahe emotionalresistenten Sensoren. Deswegen legte er den Kopf schief, als sie ihn fragte, ob ihm das wichtig war, und hob nur viel sagend die Augenbrauen an. Es schien zu klappen, denn kurz darauf versprach Axilla ihm das, was er hatte hören wollen. Zufrieden lächelnd nickte er.


    Ihm entging auch nicht, dass sie ihn Caius nannte, aber ohnehin fand er, dass das schon längst überflüssig war. Auch vorher schon, als sie noch nicht intim miteinander gewesen waren, denn immerhin waren sie inzwischen so gut miteinander befreundet, dass es das durchaus rechtfertigte. Und er selbst sagte ja auch schon Axilla zu ihr seit...seit...soweit er sich erinnern konnte. Er machte nun kein Drama draus, weil sie es ihm endlich gleich tat. Vielmehr freute ihn, dass sie ihn überhaupt so nannte. Er erwiderte den Abschiedskuss recht kurz, aber herzlich, dann folgte er ihrem Blick und nickte.


    »Ja, dann lass uns mal.« Sprach's und ließ Axilla den Vortritt. Wenig später verließ er Axillas Zuhause, ganz so, als wäre nichts weiter gewesen.

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