Cubiculum - Iunia Axilla

  • Hätte er die Geschichte gekannt, hätte Caius Parallelen zu Hänsel und Gretel gezogen, die ihren Weg zum Ziel mittels Brotkrumen fanden. Caius hatte keine Ahnung, wo er sich gerade befand. Er folgte nur den verheißungsvollen Küssen Axillas. Eben diese schob mit ihrem Hintern die Tür zu ihren Gemächern auf und zog Caius mit sich hinein. Caius vollendet das Unsanfte Gebaren mit der Tür, indem er ihr einen Tritt mit der Außenkante seines rechten Fußes versetzte. Die Tür knarzte protestierend, schloss sich aber gehorsam.


    Als Caius sich einen Moment von den leidenschaftlichen Lippen losreißen konnte, die ihn hierher gelockt hatten, blickte er an sich hinunter und entdeckte Axillas ungeschickt herumfummelnde Hände an seiner Gürtellinie. Er beschloss, ihr auszuhelfen, und schob sie unterdessen weiter zu der Spielwiese, die soeben entdeckt hatte. Caius' Bekleidung war gefallen, noch ehe sie sie erreicht hatten, und Axilla war nicht viel besser dran. Irgendwo auf dem Weg zum Bett trat Caius in eine Fibel, die sich in dem Knäuel aus Stoff am Boden versteckt hatte. Er fluchte unschön und riss Axilla mit sich halb zu Boden, weil er auf einem Bein hüpfte und dabei blöd aufkam. Wenigstens landete sie weich (auf Caius), der diesen Umstand wiederum mit einem angenehmen Seufzer quittierte.

  • Archias war eindeutig schneller darin, irgendwelche Gürtel zu öffnen, und so hatte er nicht nur sienen, sondern auch ihren geöffnet, noch ehe sie auch nur am Bett waren. Seine Tunika folgte, anschließend ihr Kleid. Axilla ließ sich nur zu gern in Richtung Liegestatt drängen, ihr ganzer Körper schrie bereits nach seinem. Ein kleines Malheur allerdings verzögerte die Erfüllung ihres Zieles.
    Caius trat auf eine der silbernen Spangen, die das Kleid an den Schultern gehalten hatten, hüpfte daraufhin, verlor das Gleichgewicht und riss sie mit sich. Axilla landete auf ihm und nutzt diesen Umstand gleich, um sich wieder ganz eng an ihn zu schmiegen, diesmal ohne störende Kleidung zwischen ihnen. Das Gefühl von Haut auf Haut war berauschend, und mit einem leisen Seufzen schloss sie genießerisch für einen Moment die Augen, während ihr Mund sich wieder auf Wanderschaft über seine Brust begab.
    Doch lange hielt sie diesen Zustand nicht aus. Es drängte sie nach mehr, und auch wenn der Fußboden gerade eine sehr verlockende Alternative darzustellen schien, rappelte sie sich wieder halb hoch, zog Archias mit sich und drängte ihn die letzten paar Schritte zum Bett. Als er daran stieß, drängte sie einfach weiter, bis er sich zurücksinken ließ, und krabbelte ohne auch nur eine Sekunde in der Bewegung innezuhalten wieder rittlings auf ihn. Ihr Mund fand wieder den seinen und machte ihm sehr deutlich, was sie nun wollte. Er brauchte es sich nur zu nehmen.

  • Was tat man nicht alles, wenn die Bezahlung stimmte. Caius ließ sich hinfallen, stand wieder auf, ließ sich schubsen und landete diesmal sanfter. Hier war die Aussicht genauso erquickend wie zuvor auf dem Boden, dachte er. Das war aber auch schon alles, was er zu denken im Stande war. Na gut, vielleicht gab es da noch etwas. Wobei... das war mehr Instinkt als Gedanke: Seine Hände passten prima zu den Hüften Axillas, und auch andere Dinge schienen wie für einander gemacht, wie sicher nicht nur Caius im Moment der Passgenauigkeit bemerkte.


    Nun, was soll man noch groß erzählen? Manchmal ist das Leben nun mal ein einziges Auf und Ab. Genau so war es auch während der nächsten Viertelstunde. Danach fand ein ziemlich erschöpfter Caius seine Stirn an der Halsbeuge Axillas wieder. Und da kündigte er dann auch schon seine triumphale Rückkehr an. Der Verstand. Erst war da nur wenig, das pochte. Doch es wurde immer mehr. Caius rappelte sich auf und starrte Axilla an. Dann stöhnte er. Ob es Frustration oder Behaglichkeit war, wusste er in dem Moment selbst nicht. Jedenfalls rollte er sich von Axilla herunter (wie sie sich umgedreht hatten, wusste er nicht mehr) und lag dann ziemlich durcheinander neben ihr, einen Unterarm auf die Stirn gelegt und ein Loch in die Decke starrend.

  • Es ging weder um Liebe, noch um Zärtlichkeit, nur um das Erfüllen von Bedürfnissen. Axilla wusste, dass sie Archias nicht liebte, aber das war nicht weiter wichtig. In den nächsten Minuten zählte für sie nur, wie gut sich das anfühlte, was er mit ihr machte, und wie sehr sie es brauchte. Irgendwann lagen sie dann sehr erschöpft da, er auf ihr, und atmeten nur noch keuchend, während dieser unbändige Hunger langsam verflog.
    Archias rollte sich von ihr und legte sich neben sie, ohne ein Wort zu sagen. Und auch Axilla blieb einfach liegen, schaute zur Decke und war damit beschäftigt, wieder langsam ruhiger zu atmen.


    Was hatte sie da nur gemacht? Warum bei allen Göttern hatte sie das gemacht? Sie schaute zur Decke hoch und wusste nicht, was gerade stärker war: Das Hochgefühl, das noch in sanften Wellen durch ihren Körper zuckte und auf ihrer Haut noch wie tausend kleine Funken tanzte. Oder doch das schlechte Gewissen, was sie angestellt hatte, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Bestimmt hatten die Sklaven das mitbekommen, und wenn die mit Urgulania redeten... wenn davon irgend etwas rauskam.... Axilla wurde irgendwie ein wenig schlecht.
    Sie sah hinüber zu Archias, der neben ihr lag, und in ihr stritten sich das Bedürfnis, sich an ihn zu schmiegen und seine Nähe noch etwas auszukosten, und die langsam aufkeimende Panik vor dem, was sie getan hatte, heftig miteinander. Sie sah zu ihm herüber, holte einmal Luft, um etwas zu sagen, verstummte dann aber wieder und starrte wieder zur Decke.
    Was hatte sie nur angestellt? Warum hatte sie das gemacht? Warum hatte sie ihn verführt? Auch nur auf die Idee, Archias könne eine wie auch immer geartete Mitschuld tragen, kam sie nicht einmal ansatzweise. Was dachte er jetzt nur von ihr? Sie wusste doch, dass er heiraten wollte. Wusste er, dass das hier nur aus Lust geboren war und ihr sonst eigentlich nichts weiteres bedeutete? So langsam schien die Decke auf sie zuzukommen, während sie so hochstarrte.
    “Das war meine Schuld...“ brachte sie schließlich heraus und fasste damit jede Erkenntnis zusammen, die ihr die nähere Betrachtung der Zimmerdecke vermitteln konnte.

  • Seiana. Caius dachte an sie und hatte ein ganz furchtbar schlechtes Gewissen. Andererseits waren sie noch nicht verheiratet. Caius wusste gar nicht, was er überhaupt denken sollte. Was hatte ihn nur geritten, Axilla zu vernaschen? Sie war so ziemlich die einzige Frau, mit der er prima befreundet war. Gewesen war, denn mit dieser kleinen Erfüllung der Begierde hatte er wohl alles kaputt gemacht. Es war ja nicht so, dass Caius um jedes Fettnäpfen herum lief. Viel eher war es so, dass er von einem zum nächsten stolperte. Aber das hier, das war.... Das war eine Fettwanne. Caius schielte zu Axilla hinüber. Grundgütige Iuno, hoffentlich dachte sie jetzt nicht, dass er sie heiraten würde. Bis alle Ewigkeit glücklich und so weiter. Ob er ihr sagen sollte, dass es nett gewesen war, aber mehr nicht? Besser, er ließ das bleiben. Sonst weinte sie am Ende noch.


    Mit ungutem Gefühl im Bauch (das andere war quasi soeben abrupt verebbt) wollte er sich eben auf die Seite drehen, um mit Axilla zu reden, als sie selbst etwas sagte. Was ihn vollkommen irritierte. Er drehte sich trotzdem auf die Seite und sah Axilla an, nun außerordentlich überrascht. Erst wollte er fragen, wie sie das meinte. Dann ging ihm auf, dass sie das wohl genauso meinte, wie sie es gesagt hatte. Sein Ausdruck wurde weich.
    »Blödsinn. Ich hätte ja nicht...« Er verstummte, ein wenig ratlos. Dann hob er die Hand und strich Axilla über die Wange.
    »Ich hoffe, ich bin dir nicht zu nahe getreten. Äh, wobei... Eigentlich war das doch ziemlich nahe.« Und da war es wieder, das Grinsen. Ein wenig schräg zwar, aber Caius wäre wohl nicht Caius gewesen, wenn er nicht mindestens einmal in einer halben Stunde gegrinst hätte.

  • Ganz kurz musste auch Axilla lächeln. Ja, das war wirklich ziemlich nahe gewesen, und sie konnte nicht ganz ernst bleiben, wenn er sie so anlächelte. Aber dieses Mal hielt es nur kurz und verwandelte sich nicht direkt danach in scheinbare Sorglosigkeit. Axilla hatte das Gefühl, etwas furchtbar, furchtbar schlimmes angestellt zu haben, und je fürsorglicher Archias reagierte, umso schlimmer war dieses Gefühl eigentlich.
    “Nein, du hast mir nicht weh getan. Es war sehr schön.“ So zumindest hatte sie seine Frage interpretiert. Und trotzdem musste sie sich leicht wegdrehen, als sie merkte, dass ihre Augen wässrig waren. Sie wollte aber jetzt nicht anfangen, zu heulen.
    Aber natürlich wusste sie, dass Archias das sehen würde, und wenn sie sich wegdrehte, es sich denken konnte. Das machte das ganze noch viel schlimmer, und ihre Augen nochmal wässriger. Was bei allen Göttern der Unterwelt sollte sie denn jetzt bloß machen? Sie wollte das doch so nicht! Sie wollte ihn als Freund haben, aber nicht als mehr. Aber auch nicht als weniger. Das war... das war... einfach Mist war das!
    Sie drehte sich also ohne Vorwarnung wieder zurück und umarmte ihn einfach instinktiv und beinahe kindlich, barg ihr Gesicht an seiner Schulter, damit er nicht sehen konnte, dass sie ja doch weinte, und versuchte, ihren wirren Gedanken nicht ganz so wirre Worte entsprechen zu lassen.
    “Ich hätte das nicht machen dürfen. Hätte mir das nicht wünschen dürfen. Das ist meine schuld. Ich wollte nur... ich weiß auch nicht, ich hab nicht darüber nachgedacht.
    Ich will nicht, dass du denkst, dass ich... ich mach das so normalerweise nicht. Wirklich nicht. Aber vorhin, das war einfach... aber ich will ja eigentlich gar nicht... Du liebst doch Seiana und heiratest sie ja auch... oder? Du heiratest sie doch noch?“

    Das war Axillas zweitgrößte Sorge, und die war stark genug, dass sie ihn doch direkt ansah, obwohl sie etwas geweint hatte. Wenn sie das auch kaputt gemacht hätte, dann würde sie wirklich vor Scham im Erdboden versinken, auf der Stelle.

  • Caius war ein Lebemann. Einer, der stets optimistisch zu sein versuchte. Dass die Stimmung direkt nach dem Sex so kippte, war ihm eigentlich unangenehm, aber er konnte wohl nichts dagegen tun. Ihm selbst ging es ja auch nicht so sehr anders. Er hatte das Gefühl, dass Seiana es bereits jetzt wusste. Und er selbst wusste, dass er nicht die Klappe halten konnte. Nicht, wenn er sie wirklich liebte. Dann gab es mehrere Möglichkeiten. Vielleicht war es ihr egal, was am unwahrscheinlichsten war. Vielleicht nahm sie es hin und nichts änderte sich, was an sich die schlechteste Lösung war, da dann Wiederholungsgefahr bestand. Die traurigste Möglichkeit war, dass sie ihn nicht mehr wollte. Caius versuchte, nicht über die verbleibenden Möglichkeiten nachzudenken. Deswegen sah er Axilla an.


    »Ja. War es«, bestätigte er ihr. Dann musste er an Figula denken. Mit ihr hatte er vor ein paar Jahren in Germanien ein paar Mal im Bett gelegen. Für ihn war das nichts anderes gewesen als das heute mit Axilla. Sie hatte das etwas anders gesehen. Und nachdem er ihr das klar gemacht hatte, war irgendwann ihr großer Bruder vor der Tür gestanden und hatte ihn verprügeln wollen. Piso sei Dank war aber Caius kein Waisenknabe, so dass es eher andersherum gelaufen war. Hm, eigentlich hatte er keine große Lust, sich mit Merula zu prügeln, überlegte er. Das würde er noch früh genug mit Seianas Bruder tun.


    Er riskierte erneut einen Blick zu Axilla, die sich in genau diesem Moment selbst zu ihm drehte und sich an ihn kuschelte. Er legte ihr einen Arm um die Schultern, dann merkte er, dass seine Haut einen Tropfen abbekam. Bei Isis, nun weinte sie also doch! Caius fühlte sich gleich noch ein wenig schuldiger, noch ein wenig schlechter und ein wenig schäbiger. Umso wahnwitziger klangen ihre Worte. Erst wollte er sie eine Weile im Raum stehen lassen, um nachzudenken, ehe er antwortete, aber dann sah Axilla ihn mit wässrigen Augen an und verlangte damit sofort eine Antwort. Caius schwieg. In einer solchen Situation musste man die richtigen Worte finden. Solche, damit es einem selbst und der Frau in seinem Arm besser ging. Wer aber Caius kannte oder seine bisherige Karriere etwas mitverfolgt hatte, der wusste, dass er kein Fettnäpfchen auslassen konnte.


    »Naja, ich hätte doch nicht darauf eingehen müssen. Ich meine... Sieh mal, du bist meine beste Freundin. Die einzige noch dazu, hier in Ägypten. Wir werden wohl jetzt immer hieran denken müssen, wenn wir uns sehen.« Er runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Es war gut, Axilla. Ziemlich sogar. Und ich mag dich wirklich sehr. Aber ich, äh... Ich liebe dich nicht.« So, jetzt war es raus. Und Caius rechnete damit, dass Axilla ihm eine watschen würde.


    »Wenn sie mich noch will«, beantwortete er ihre letzte Frage vorsichtig.

  • Archias versuchte, ihr die Schuld abzunehmen, aber irgendwie machte das alles nur schlimmer. Er fing an und betonte, wie gern er sie hatte und dass sie seine Fruendin war. Axilla meinte, sie müsste gleich zerspringen, denn jetzt fühlte sie sich nicht nur wie eine Schlampe, sondern auch noch wie eine Verräterin. Wie sagte sie ihm nur gleich, dass sie ihn nicht liebte?


    Und dann sagte er es! Axilla war einen Moment wie erstarrt und bekam seinen folgenden Satz nichtmal so richtig mit, weil ihr Geist nur bei diesem einen Satz hing. 'Aber ich liebe dich nicht'. Das war das großartigste, was jemals jemand zu ihr gesagt hatte! So zumindest fühlte es sich im Moment an.
    Axilla jauchzte einmal vor Glück auf und fiel Archias regelrecht um den Hals, küsste ihn, wo sie ihn erwischte und drückte ihn einfach einen Moment lang nur so unglaublich erleichtert. Auch wenn er sie nun wahrscheinlich für vollkommen bescheuert hielt, Axilla war so froh, dass er ihre größte Sorge ausgeräumt hatte, dass sie jetzt nicht ruhig bleiben konnte. All die Last war für einen Moment wie weggeblasen, so dass das wohlige Gefühl in ihrem Körper wieder neuen Auftrieb bekam.
    “Das ist wundervoll. Also, dass du mich nicht liebst. Ich.. also, ich mag dich nämlich auch sehr gerne. Aber als Freund, und nicht anders.“
    Sie ließ den armen Kerl los und sah ihn einen Moment nur erleichtert und erlöst an, ehe in ihrem Hirn die restlichen Informationen angekommen waren. Sie legte den Kopf leicht schief und sah recht verwirrt drein.
    “Wieso sollte sie dich nicht heiraten wollen?“ Die Blödheit der Frage traf Axilla einen Herzschlag später mit voller Wucht, als sie erkannte, wieso sie das wohl ablehnen könnte, wo sie doch nichts wusste. “Du willst es ihr sagen?“ fragte sie etwas ungläubig und schaute Archias etwas erschrocken an. Wenn Seiana das wüsste und sie in Rom treffen würde... oder wenn sie es weitererzählen würde... Axilla wusste ja, dass sie Mist gebaut hatte, aber wenn sie einen solchen Ruf bekommen würde, welcher Mann würde sie denn dann noch heiraten? Und sie musste irgendwannmal heiraten!
    Und außerdem würde es Seiana ganz sicher weh tun. Axilla war nicht eigennützig genug, um das nicht zu sehen und zu fühlen. Seiana hatte ihr nichts getan, und deshalb gefiel der Gedanke, ihr weh zu tun, nicht besonders. “Aber das wird sie verletzen, und... ich meine...
    Können wir nicht einfach Freunde bleiben? Ich möchte wirklich gern mit dir befreundet sein, Archias. Du warst mein erster Freund hier in Ägypten, und ich mag dich und... Ich meine, wir lieben uns ja nicht. Es ist nur...“

    Normalerweise war Axilla im Ausreden finden nicht so untalentiert, aber im Moment verhakte sich irgendwas in ihren Gedanken, weshalb sich irgendwie für sie alles doof anhörte. “.. ein Freundschaftsdienst?“ Weil wir gemerkt haben, dass der andere das gebraucht hat?“
    Bei den Göttern, klang das bescheuert und abstrus! Aber Axilla fiel kein Grund ein, der ihn überzeugen könnte, außer eben, dass es Seiana verletzen würde.

  • Caius wartete. Die Tränen würden sicherlich jeden Moment losplätschern. Aber stattdessen hing Axilla ihm plötzlich wieder am Hals und bedeckte das, was sie erreichen konnte, mit Küssen. Den armen Caius irritierte das dermaßen, dass er sie entgeistert anschaute, kaum dass sie etwas von ihm abrückte und sein miserables Geständnis wundervoll fand. Spätestens jetzt dachte er wirklich, dass sie ihm etwas vorspielte. Aber die Freude in ihrer Stimme klang dermaßen echt, dass das eigentlich nicht sein konnte. Caius kniff die Augen ein wenig zusammen und beschloss, einfach nachzuhaken.
    »Du bist nicht, äh, traurig oder sowas?« fragte er behutsam und mit mehr als skeptischem Blick.


    Ob er es ihr sagen wollte? Eigentlich nicht. Er dachte an die ohnehin angedrohte Prügelei mit Serapio, Seianas Bruder. Sicher würde die um einiges schlimmer ausgehen, wenn er Wind davon bekam, weshalb seine Schwester unglücklich war. Axillas Schreck war ihr aufs Gesicht gezeichnet. Caius knirschte kurz mit den Zähnen. Sicher würde das Seiana verletzen.
    »Naja, meinst du nicht? Besser, als wenn sie es irgendwann selbst herausfindet.« Davor hatte Caius jetzt schon Bammel. Er konnte ja auf den richtigen Moment warten, wenn er ihr das sagte, überlegte er. Vielleicht wäre es gar nicht so dämlich, erstmal die Klappe zu halten. Vielleicht kam es ja auch nie raus. Caius plante zwar sicher nicht vorsätzlich, durch andere Betten zu tingeln, aber der Sex mit Axilla war doch recht angenehm gewesen. Und wenn Seiana nicht herausfand, dass... Dann bestand doch bestimmt die Möglichkeit, hin und wieder ein kleines Schäferstündchen... Uh, nein, daran durfte er nicht einmal denken! Und doch dachten andere Körpertele unpassenderweise gerade sehr angestrengt darüber nach. Caius grabschte sich die dünne Bettdecke und stopfte sie etwas umständlich mit einer Hand um seine Hüften.


    »Ähm.« Er räusperte sich, leicht verlegen, und versuchte, auf Axillas Worte einzugehen, soweit er sie erfasst hatte.
    »Ich möchte dich eigentlich auch in Zukunft hin und wieder sehen«, sagte er. Dann fiel ihm auf, wie zweideutig das schon wieder klang, und er zog seufzend eine Flunsch. Allerdings erhellte sich augenblicklich sein Gesicht, als er Axillas Ausredenvorschlag hörte. Genau! Sie hatten es beide gebraucht. Das stimmte ja auch. Caius konnte auf Anhieb keinen Haken daran erkennen.
    »Ja, ein Freundschaftsdienst«, bestätigte er.
    »Ich wäre auch gerne weiterhin dein Freund. Obwohl wir... Naja.« fügte er hinzu. Und auch das war unerhört zweideutig, ohne dass er es registrierte.

  • Traurig? Sie war so überglücklich, sie hätte wohl jeden einzelnen Menschen auf der Welt gerade umarmt. Und das zeigte sich auch deutlich auf ihrem Gesicht in diesem Moment, auch wenn das Archias wohl ein wenig verwirrte.


    Doch das Gespräch danach wurde etwas ernster, und so verflog auch der erste Rausch wieder etwas. Nachdenken und glücklich sein war nicht unbedingt miteinander kompatibel, und im Moment musste sie denken. Immerhin wollte sie wirklich lieber, dass Archias es nicht erzählte.
    “Naja, aber wenn keiner von uns es ihr sagt, wie soll sie es denn dann herausfinden?“ Außer, wenn sie sich weiter so seltsam benahmen und sich verplapperten, was nicht unbedingt ausgeschlossen war.


    Axilla merkte, wie Archias sich die Decke schnappte, dachte sich aber noch nichts weiter dabei. Vielleicht war es ihm einfach peinlich, so nackt neben ihr zu liegen. Ihr selber war es ja auch irgendwie peinlich, denn je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr merkte sie, dass ihr Körper durchaus noch etwas Sehnsucht übrig hatte, was dann noch etwas peinlicher war.
    Anders als erwartet fand Archias ihren Vorschlag aber gar nicht so doof. Er fand ihn sogar richtig gut, wie ihr schien. Irgendwo zwischen verunsichert und überrascht schaute Axilla zu ihm auf und kaute sich auf der Unterlippe herum, wie sie es häufig tat, wenn sie über etwas schwieriges nachdenken musste. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn jetzt richtig verstanden hatte. Anspielungen waren nicht so ihr Ding, die meisten überhörte sie vollkommen. Aber ihre eigenen, abdriftenden Gedanken ließen sie diese hier durchaus hören, sofern es denn eine war.
    “Hmm, also ich wär auch gern weiterhin deine Freundin.“ Wieder kaute sie sich auf der Lippe. Es war falsch, und wenn sie ihn jetzt falsch verstand, war sie wohl die längste Zeit seine Freundin gewesen. Vorhin das war im Eifer des Gefechts passiert. Aber jetzt... andererseits, es war ja schon passiert, konnte es denn schlimmer werden?
    Unsicher rückte Axilla etwas näher an Archias heran und sah fragend zu ihm auf, ehe sie ganz langsam und vorsichtig ihre Hand auf seine Brust legte und ein wenig streichelte. “Wenn du das denn auch willst...“ Und ganz langsam ging ihre Hand etwas tiefer und riskierte damit, dass er jetzt doch empört nein sagte und sie damit ihre Chance auf Freundschaft verspielt hätte.

  • Das war eine gute Frage. Zu besagtem Zeitpunkt aber war sich Caius noch nicht bewusst, dass er gar nicht schauspielern konnte. Das würde die ganze Sache nicht nur schwieriger, sondern nahezu unmöglich machen.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Caius daher und dachte nur kurz an die Sklaven, die sie bei ihrem Ausrutscher beobachtet hatten. Aber daran wollte er lieber gar nicht denken, also dachte er auch nicht mehr daran. Und Caius war ziemlich gut darin, Dinge auszublenden.


    »Ähmmmhhhhmmm...« Worin er nicht so gut war, war Hitzewallungen zu unterdrücken. Und gerade kam eine, wenn auch nur emotional. Sie konnte doch wohl unmöglich... Oder...aber doch? Die Hände auf seiner Brust waren warm, die Haut weich. Rom war weit weg...und sie waren allein. Caius schluckte. Die eben noch stark ausgeprägten Schuldgefühle wurden mit jeder Streicheleinheit gemildert. Und Axilla war warm. Vor allem aber befand sie sich [strike]direkt neben[/strike] halb auf ihm. Caius hatte die Augen halb geschlossen und bemerkte gar nicht, dass Axilla ihn fragend ansah. Irgendwo tief in seinem Gewissen piekte noch ein winzig kleines Schuldgefühl, aber auch Caius erkannte, dass es vermutlich gleichgültig war, ob er nun ein- oder mehrmals mit Axilla schlief. Man ging ja schließlich nicht zu seiner Angebeteten und beichtete, wie oft man mit einer anderen geschlafen hatte, sondern nur dass man es getan hatte. Insofern war es für Caius in diesem Moment mehr als nachvollziehbar, dass er Axilla schalten und walten ließ, wie sie wollte. Genüsslich kräuselten sich seine Lippen und die Augenlider sanken beinahe ganz hinunter. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und eriwderte...gar nichts.


    :P

  • Ein bisschen verunsichert schaute Axilla zu, wie Archias sich zurücklehnte und einfach gar nichts machte. Hieß das jetzt ja oder nein? Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie es interpretieren sollte, bis ihre Hand auf ihrer Wanderung nach Süden schließlich auf ein doch recht eindeutiges 'JA!' stieß. Sie zögerte noch einmal kurz, sah zu ihm hinunter, und warf das letzte bisschen Zweifel und schlechtes Gewissen über Bord.
    Es ging hier nicht um Liebe, sondern um Bedürfnisse. Das hatten sie eben miteinander beschlossen. Und Axilla hatte gerade das Bedürfnis, seine Haut mit ihren Lippen zu erkunden, zu erfahren, wie seine Haut roch und schmeckte. Und schließlich hatte sie das neugierige Bedürfnis, auszutesten, ob das, was man gallischen Frauen so nachsagte, wirklich bei Männern so beliebt war.
    Im Eifer des Gefechtes vorhin waren einige Möglichkeiten außer Acht gelassen worden, die nun in der nächsten knappen, halben Stunde nachgeholt wurden. Schließlich lagen sie da, schwer atmend und erschöpft, und Axilla streichelte wieder über Archias Brust. Das schlechte Gewissen war immernoch da, wenn auch viel schweigsamer als vorhin, während sie sich dieses Mal erlaubte, sich an ihn zu kuscheln und seine Wärme noch einen Moment zu genießen.

  • Caius hatte noch nie eine Gallierin vernascht. Aber wenn das das gewesen war, was die gallischen Frauen besonders gut konnten, dann war das...das war...woauhh... Er hatte das Gefühl, als würde er schmelzen, so warm war ihm. Gerade dachte er wieder an Seiana, aber diesmal anders. Ob sie sowas auch konnte? Vielleicht konnte sie sich biegen wie eine Brezula? Das würde er (mit etwas Glück) noch herausfinden. Träge legte er einen Arm um Axillas schwitzige Schultern und seufzte tief. Mei mei mei....


    Da fiel es ihm siedendheiß ein! Vielleicht ergab sich ja eine Möglichkeit, dass Axilla und Seiana und er einmal zu Dritt etwas unternahmen...? Fasziniert starrte er die Decke an, deren gleichmäßiger Farbton dabei half, sich gewisse Fantasien auszudenken und sie liebevoll mit Details zu schmücken. Wie damals bei der Inspektionsrunde, nur eben ohne Sklaven und Sand im Bett. Das könnte ihm gefallen. Aber Caius' Traum zerplatzte wie eine Seifenblase, als er daran dachte, dass Seiana da niemals mitspielen würde. Nicht, wo sie doch schon Keuschheit vor der Ehe gepredigt hatte. Dementsprechend tief war der Seufzer dann auch, der folgte, ehe er den Kopf zu Axilla drehte und sie ansah.


    »Puh, also... Das war...« Caius wedelte mit der freien Hand irgendwo in der Luft herum und ließ sie dann wieder fallen.
    »Bei Isis, du bist ja eine Wildkatze!«


    :D

  • Auch, wenn es jetzt eigentlich keinen Unterschied mehr machen sollte, Axilla wurde bei seinen Worten rot und sah etwas verlegen beiseite. Wie um abzulenken streichelten ihre Fingerspitzen über Archias' Brust, während sie einfach nur dalag und an ihn kuschelte. Ihr Kopf lag genau an seiner Schulter, und sie ruckte einmal leicht, um ihn mehr auf seine Brust zu legen. Sie wollte einen Moment noch seinem Herzschlag zuhören, das hatte irgendwie etwas beruhigendes an sich. So gleichmäßig und kräftig, nicht so flatterig, wie sie sich fühlte.


    “Darf ich dich in Rom trotzdem noch besuchen kommen?“ meinte sie irgendwann leise an seiner Brust, ohne sich sonst irgendwie zu bewegen. Sie streichelte nur sanft immer weiter.
    Wie genau sie auf die Frage gekommen war, konnte sie nicht mehr rekonstruieren. Sie war ihr einfach durch den Kopf gegangen, und wie so vieles sprach sie diesen Gedanken einfach sofort aus. Aber es war eigentlich eine gute Frage. Jetzt, das hier, das war in Ägypten, und sie würden sich eine Weile nicht sehen, und es bestand daher keine Gefahr, dass es sich bald nochmal wiederholen würde. Aber sie war sich jetzt unsicher, wie das weitergehen würde. Würden sie in Rom wirklich nur Freunde sein, oder würden sie sich da auch mit ihren „Bedürfnissen aushelfen“? Axilla hatte keine Ahnung, wie Archias sich das dachte, oder ob er da überhaupt an irgendwas dachte. Allerdings traute sie sich auch nicht, ihn danach zu fragen. Am Ende dachte er noch, sie wollte unbedingt. Oder genausoschlimm, sie wollte auf keinen Fall. Im Grunde war Axilas Einstellung momentan ein großes „keine Ahnung“, das sich langsam auszubreiten schien.

  • Caius hatte sich gewünscht, dass Seiana etwas aufgeschlossener gewesen wäre, was das Beisammensein vor der Hochzeit anging. Aber Seiana hatte ihren Standpunkt relativ deutlich gemacht. Deutlicher ging es eigentlich gar nicht mehr. Das gab ihm aus ihrer Sicht ganz sicher nicht den Freischuss, aber andererseits waren sie ja auch noch nicht verheiratet. Und Caius wollte gar nicht wissen, wer sich selbst in der Ehe gelegentlich mal seinen Spaß wo anders holte. Er selbst hatte dazu noch keine Meinung, aber immerhin hatte er bisher auch noch nicht daran denken müssen.


    Er hatte seinen Arm lässig um Axilla gelegt und wäre wohl in den nächsten Minuten eingepennt, wenn sie nicht plötzlich eine Frage gestellt hätte, die er nicht nachvollziehen konnte.
    »Hm? Äh, wieso solltest du nicht kommen dürfen?« fragte er sie verständnislos und verrenkte den Kopf im Liegen nach unten, um Axilla anzusehen. Er sah aber nur verworrene Haare, deswegen ließ er den Kopf wieder fallen und seufzte kurz. Dann dachte er im Zusammenhang ihrer körperlichen Aktivität im neuen Licht über Axillas Frage nach. Jetzt ergab sie mehr Sinn.
    »Ach so. Naja, klar kommst du mich besuchen«, sagte er noch mal.
    »Das würde mich freuen. Also, wenn du möchtest.« fügte er an und dachte daran, was Seiana dann dazu sagen würde.

  • “Ja, ich möchte sehr gerne.“
    Noch immer streichelte Axilla leicht verträumt über die warme Haut, und es schien nicht, als würde sie mit dieser sanften Beschäftigung in naher Zukunft aufhören wollen. Sie kuschelte sich einfach nur leise und sanft an Archias und es schien, als wäre sie zufrieden damit.


    Ihre Gedanken waren nirgendwo bestimmtes. Sie ließ sich einfach nur treiben und genoss das Gefühl, einmal nicht allein zu sein. Es war egal, ob Archias sie liebte oder nicht, wichtig war nur, dass sie jetzt für einen Moment wenigstens die kleine Illusion hatte, dass die ganze Welt ganz weit weg wäre, und sie in wohliger, warmer Geborgenheit. Selbst wenn das nicht stimmte, so fühlte es sich doch zumindest für einen Moment so an.
    Doch viel zu schnell kam die Wirklichkeit doch wieder. Sie konnte hier nicht liegenbleiben und sich an Archias kuscheln, bis dieser eingeschlafen war. Früher oder später würde Urgulania heimkommen, und auch Merula, und dann sollte sie möglichst nicht mehr mit Archias im Bett liegen. Das würde nur Ärger geben, für sie beide.
    Axilla atmete einmal tief ein und seufzte leise, ehe sie ihren Kopf von seiner Schulter nahm und sich leicht drehte, um sich mit einem Ellbogen halb auf dem Bett aufzustützen und dem Aelier ins Gesicht zu sehen. Sie streichelte einmal mit undeutbarem Gesichtsausdruck seine Wange entlang, und lächelte dann fast ein wenig traurig.
    “Was meinst du, wie spät es wohl ist?“ fragte sie und ließ ihren Blick noch einmal über seinen Körper wandern.

  • »Dann wär das ja geklärt«, erwiderte Caius und grinste zufrieden. Über die womöglich aufkommenden Probleme würde er nachdenken, wenn es soweit war, aber nicht jetzt. Und überhaupt, irgendwie musste er plötzlich mal. Deswegen war er auch gar nicht so böse, dass Axilla plötzlich die Zeit ansprach und ihren Blick noch einmal über ihn gleiten ließ. Er versuchte, seine Brustmuskeln anzuspannen, aber es gelang nicht so recht. Caius gab auf und setzte sich hin.
    »Hm. Ist sicher bald Zeit für Merula«, sagte er. Caius selbst hatte heute ja frei. Er hatte noch so einiges an Überstunden, und wenn Merula mal seinen Platz einnehmen wollte, war es gar nicht so schlecht, dass er den Laden mal alleine schmeißen musste.
    »Ehem. Meinst du, wir sollten dann vielleicht...?« fragte er. Immerhin war das hier Axillas Zuhause, da konnte sie entscheiden. Aber besser wäre es wohl schon, wenn sie nicht gerade aus Axillas Privatzimmer kamen, wenn Merula nach Hause kam... Caius wandte Axilla den Kopf zu, überlegte nicht lange und zog sie kurz zu sich heran, um ihr einen Abschiedskuss zu verpassen. Als er sie wieder los ließ, grinste er.
    »So. Jetzt können wir.«

  • Bei seinem Abschiedskuss war Axilla mehr als nur ein wenig versucht, ihn kurzerhand wieder aufs Bett zu drücken und die drohende Gefahr eben Gefahr sein zu lassen. Sie wollte sich noch nicht wirklich trennen, es war so schön gewesen. Sie hatte ganz vergessen, wie sehr ihr Körper in der Lage war, das zu genießen.
    Aber er hatte recht, sie sollten das Schicksal nicht herausfordern. Axilla würde sich nie verzeihen – also noch weniger, als wegen der Sache mit Seiana ohnehin schon, die irgendwo tief in ihr an ihr nagte – wenn Archias erwischt würde und am Ende noch von Urgulania oder Merula deswegen unter Druck gesetzt oder gar angeklagt werden würde. Zwar gab es da nichts, immerhin hatte sie ihn ja hier hoch geführt und für Axilla lag die schuld weiterhin ganz klar bei ihr, egal, was Archias auch gesagt hatte. Aber man wusste ja nie, wie die liebe Verwandtschaft so reagierte.
    “Ähm, ja...“Ja, sehr originell, Axilla. Komm, lass ihn nicht so stehen, sag was. “Ähm, du hast glaube ich recht. Wäre nicht gut, wenn er uns so sieht. Ähm, also..."
    Axilla hatte sich nun auch aufgesetzt und sah sich im Zimmer um. Die Kleidung, die sie vorhin angehabt hatten, lag doch recht wild in einer Linie von der Tür bis zum Bett verstreut auf dem Boden. Verlegen lächelte sie zu Archias hinüber. “Ich glaube, ich war nicht der einzige Wilde hier“, scherzte sie etwas verlegen. Abschiede waren nicht so ihr Ding, sie hasste es, jemandem Lebewohl zu sagen, vor allem wenn sie nicht wusste, ob sie denjenigen nochmal sah. Und obendrein noch, wenn sie mit diesem jemand gerade eben Zärtlichkeiten getauscht hatte, wie sie eben feststellte.

  • Dass man ihn vielleicht anklagen würde, daran dachte Caius nicht einmal im Geringsten. Es hatte sicherlich auch etwas für sich, den Namen des Kaisers zu tragen und zu dessen Familie zu gehören. Aber schließlich musste er nicht darüber nachdenken. Er schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Da sah er dann auch, was Axilla meinte. Wieder musste er grinsen.


    »Komisch, hab gar nicht mitbekommen, dass ich für dich gestrippt habe?« bemerkte er, als er seine Tunika von einer umgefallenen Vase fischte und den zerknitterten Überwurf unter dem Bett hervor zog. Ein wenig umständlich zog er sich an und versuchte, sich die Falten des schräg sitzenden Überwurfs gescheit zurechtzulegen. Katander war ja nicht da, also musste er es wohl oder übel selbst hinbekommen. Allerdings sah er, als er fertig war, eher aus wie ein verpacktes Geschenk als ein stattlicher Römer. Selbst sah er das natürlich nicht. Caius bekam noch den letzten Rest des Anziehens von Axilla mit. Er pflückte eine der Spangen vom Boden und sah sie skeptisch an. Das Metall war seitlich ein wenig verformt.
    »Hmh. So schwer bin ich aber doch gar nicht«, überlegte er laut und versuchte, das Metall zurückzubiegen. Der Versuch endete mit einem leichen Kracken. Daraufhin hielt Caius die nun weziteilige Spange in Händen und sah Axilla zerknirscht an.
    »Ups...«

  • Axilla sah Archias kurz hinterher, als er lostaperte, um sich anzuziehen, und tat es ihm dann mit einem leichten aufseufzen gleich. Der Schweiß ihrer Haut war zwar getrocknet, allerdings wäre ein Bad dennoch nicht schlecht gewesen. Vor allem, wenn sie daran dachte... Archias hatte sich nicht zurückgezogen... nein, lieber nicht darüber nachdenken, nicht jetzt.
    Axilla stieg also flink aus dem Bett und suchte ihre Sachen wieder zusammen. Die örtliche Mode war zu Frauen da etwas gnädiger, denn sie schlüpfte nur schnell in ihr Kleid und machte die Spangen an den Schultern wieder fest. Oder besser gesagt, eine Spange, denn irgendwie fehlte die zweite. Axilla legte also erstmal den Gürtel an und suchte dann die zweite Silberspange, als Archias sie auch schon gefunden hatte. Mit einer Hand hielt sie also erstmal nur den Stoff auf ihrer Schulter, als der Aelier sich auch schon zerknirscht umdrehte und ihr die zerbrochene Spange präsentierte.


    Axilla versuchte, streng zu schauen, aber sie musste kichern. Er stand da vor ihr, mit zerknitterten Sachen und kaputter Fibel, und schaute drein wie ein Hundewelpe. Lachend nahm sie ihm die Spange ab und umarmte ihn einfach, drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.
    “Dann nehm ich einfach eine andere. Du willst gar nicht wissen, wie viele von den Dingern ich schon kaputt gemacht habe.“
    Sie ging leicht hüpfend zu ihrem Tischchen, streichelte wie immer im Vorbeigehen unbewusst über den Truhendeckel mit der Rüstung ihres Vaters und fand nach kurzem kramen in ihrer geheiligten Unordnung auch schon eine andere Spange, die dann kurzerhand hergenommen wurde.


    Noch immer lächelnd drehte sie sich zu ihm um und legte den Kopf leicht schief. “Du siehst irgendwie zerknautscht aus“, meinte sie frech und war auch schon wieder bei ihm, um an seinem Überwurf herumzuzupfen, damit es nach was aussah. “Das ist ja komplizierter als bei einem Kleid. Das nächste Mal ziehst du eine Rüstung an, die schnürt man einfach nur hier“ und sie fuhr frech und fast ein wenig kitzelnd über seine Seite “und ist fertig.“
    Als sie bemerkte, was sie gesagt hatte, stockte kurz ihre Bewegung, und ihre Wangen wurden wieder etwas röter. Erschrocken blickte sie kurz zu ihm herüber, und dann, als wäre nichts gewesen, wieder auf die Falten des Überwurfs. Vielleicht hatte er es ja einfach überhört oder wusste, wie sie es gemeint hatte. Auch wenn Axilla grade selber nicht sicher war, wie sie das gemeint hatte.

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