Aelius Quarto bei Valerianus

  • Für Olivenbäume war Valerianus wahrlich nicht zu begeistern, selbst wenn sein Bruder davon sprach. Alleine die Nähe zum Meer und die gewisse Entfernung von Rom war es, die Valerianus Begeisterung für Misenum verspüren ließ. Nicht zu weit weg, um nicht unnötig lange zu reisen und nicht zu nahe dabei, um zu viele verpflichtungen zu haben. Außerdem gab es die Flotte in der Nähe, für die Erinnerung an gute alte Zeiten beim Militär.


    "Geht es um Standeserhebungen? Machen wir das sofort oder machen wir irgendwann wieder so ein Consilium?"

  • “Ja richtig, darum geht es.
    Natürlich, dass Consilium Principis könntest du beizeiten wieder einmal zusammenrufen, dass wäre gewiss nicht falsch. Aber wenn es nach mir geht, so eilt es auch nicht.
    Heute habe ich nur drei Namen. Über die können wir doch bestimmt auch sofort sprechen.“


    Aelius Quarto schaute kurz zu seinem Bruder auf, um sich zu vergewissern, ob dieser Einwände hatte.
    Scheinbar glaubte er Zustimmung zu erkennen, denn unverdrossen fuhr er fort:


    “Der erste gehört einem Peregrinus: Marcus Dardanus.
    Vielleicht wunderst du dich, dass ich mit dem Vorschlag einer einzelnen Bürgerrechtsverleihung direkt an dich heran trete. Aber diese hat ein namenhafter Senator vorgeschlagen. Es war Medicus Germanicus Avarus, der Legatus Augusti cursu publico. Er ist zwar nicht der Patron des Marcus Dardanus, aber er ist sein Vorgesetzter, denn Dardanus dient als Tabellarius Dispositus beim Cursus Publicus. Senator Germanicus Avarus sagt, dass er sich im Dienst besonders ausgezeichnet hat. Er hält große Stücke auf den Mann und glaubt ihn der Ehre würdig, römischer Bürger zu werden.
    Ich denke, diese Gefälligkeit kann man dem Senator leichten Herzens erweisen, zumal ich in sein Urteil vertraue.“

  • Wie immer machte Quarto mehr Worte, als sein Bruder für nötig erachtete. Beim Mundwerk waren sie wirklich sehr unterschiedliche beschenkt worden.


    "Und ich vertraue deinem Urteil."

  • “Danke.“, sagte Quarto und lächelte.


    “Der nächste, über den ich sprechen möchte, ist ein Verwandter. Es ist Caius Aelius Archias. Er ist der Sohn Decimus Aelius Calvaster und Enkel von Sextus Aelius Tubero Nerva, also unser Vetter zweiten Grades, deiner wie meiner. Er dient als Praefectus Vehiculorum beim Cursus Publicus in Aegyptus und er ist selbst auch ein reger Briefeschreiber.
    In einem davon ließ er mir gegenüber seinen Wunsch anklingen, vielleicht einmal in den Ordo Equester erhoben zu werden. Neben seiner Tätigkeit als Praefectus Vehiculorum hat er wohl noch ein paar gut gehende Geschäfte und das nötige Geld hat er wohl auch. Aber es hapert am Landbesitz. Vielleicht könntest du ihm etwas von deinen ausgedehnten Besitztümern in Aegyptus veräußern? Es muss ja kein Grund von besonders großem Wert sein.
    Auch würde er dir und dem Reich gerne in einem anderen Amt dienen. In Aegyptus, wenn es dein Wunsch ist, aber auch hier in Rom. Für ein aegyptisches Ritteramt ist es wohl noch etwas zu früh und ebenso für sein unumwundenes Interesse am Palatin. Aber er könnte sich als Procurator Viarum für höhere Aufgaben bewähren. Was meinst du? Ich habe mich erkundigt, da wäre ein Posten frei.“


    Oh ja, der Consul redete wirklich sehr viel, wenn man ihn ließ. :)

  • Die Familie hatte für Valerianus immer einen hohen Stellenwert, auch wenn er schon lange nichts mehr von seiner Frau und seinem Sohn gehört hatte und sich für große Familienpolitik nicht begeistenr konnte. Trotzdem verdankte er eben jener sowie der familiären Situation seines Adoptivvaters die Tatsache, dass er nun an diesem Schreibtisch saß. Das würde er nie vergessen.


    "Ich werde eine entsprechende Anweisung geben lassen. Dann kann er den Ritterstand und einen Posten in Italia bekommen."

  • “Das wird ihn sehr freuen. Ich werde ihm schreiben und die gute Neuigkeit übermitteln. Er hat übrigens die Absicht zu heiraten. Die Auserwählte heißt Decima Seiana. Sie ist eine Enkelin von Quintus Decimus Mercator und eine Nichte von Marcus Decimus Livianus. Eine gute Partie, will ich meinen.“

  • Valerianus' Reaktion war eher zurückhaltend. Aber Quarto wunderte sich nicht darüber, denn er kannte seinen Bruder als Mann karger Gesten und weniger Worte. Die beiden Brüder waren wirklich sehr verschieden.


    “Dann habe ich noch einen Brief bekommen.“, fuhr er unverdrossen fort.
    “Geschrieben hat ihn niemand geringeres als Marcus Vinicius Lucianus, der Legatus Augusti pro Praetore von Germanien und Ehemann unserer Cousine Paulina. Er bittet darin um meine Fürsprache zugunsten eines seiner Klienten. Er selbst kann es nur schlecht tun, von Germanien aus.
    Ich tue es nur zu gerne, denn es handelt sich dabei um Titus Aurelius Ursus. Du wirst dich vielleicht erinnern. Er war im vergangenen Amtsjahr Quaestor Consulum, hat mit deinem Dispens erneut als Quaestor kandidiert, um gemeinsam mit mir die Bauarbeiten am Ulpianum weiter voran zu bringen, und wurde auch mit großer Zustimmung wiedergewählt. Ich habe ihn seinerzeit schon sehr gelobt und bin nach wie vor von seinen Fähigkeiten überzeugt und von ihm angetan. Vinicius Lucianus bittet darum, seine Berufung in den Senat zu erwägen und ich kann mich dieser Bitte nur anschließen. Die üblichen Voraussetzungen erfüllt Aurelius Ursus nach dem Abschluss seiner ersten Quaestur bereits und es sollte für ihn als Patrizier auch keine unüberwindliche Schwierigkeit sein, dass nötige Vermögen vorzuweisen.“

  • Erneut hatte Valerianus das eindeutige Gefühl, dass sein Bruder mehr Worte machte als nötig. Diesmal mischte sich auch noch das Gefühl hinzu, dass er es tat, um ihn zu ärgern oder zumindest zu ermüden.


    "Dann wird er am Ende seiner Amtszeit in den Senat berufen werden, wie es wahrscheinlich sowieso passiert wäre. Oder wolltest du erbitten, dass diese Berufung sofort passiert?"

  • “Darum hat weder er mich gebeten, noch sein Patron. Wenn ich ihm die Gewissheit geben kann, dass er am Ende seiner jetzigen Amtszeit in den Senat einziehen darf, dann wird ihn das bestimmt freuen und soll ihm genügen.“

  • Valerianus hatte bisher nicht darüber nachgedacht, ob dort überhaupt eine Ungewissheit bestehen könnte und dachte auch jetzt nicht weiter darüber nach. Solche Fragen waren ihm eher lästig.


    "Dann soll er sich freuen und genügsam sein."

  • Aelius Quarto nickte zufrieden.


    “Dann habe ich noch etwas anderes. Einen letzten Punkt.
    Der Senat berät zurzeit über neue Anmelde- und Veröffentlichungsfristen bei den Wahlen zum Cursus Honorum. Sollte er den von mir eingebrachten Vorschlägen zustimmen, und ich hege die Hoffnung, dass er es tut, dann muss der Wahltermin früher als bisher festgelegt und veröffentlicht werden.
    Ich habe Vorsorge getroffen und mich mit meinem Amtskollegen bereits auf einen möglichen Termin geeinigt. Wenn du ihm zustimmst, dann kann ich ihn auch bereits nach den neuen Regeln, so sie denn beschlossen werden, fristgerecht bekannt machen.
    Wir haben den ANTE DIEM XV KAL MAR und ANTE DIEM XIV KAL MAR (15. und 16.2.) ins Auge gefasst.“

  • Ohne seinen Beamten für seinen Terminkalender konnte Valerianus wie immer gar nichts zu einem Termin sagen. Da ein Wahltermin aber auch praktisch nicht von seinen eigenen Terminen abhing und er davon ausging, dass Feiertage und ähnliches berücksichtigt waren, hatte er keinen Grund für eine Ablehnung.


    "Dafür hast du meine Zustimmung."

  • “Auch dafür danke ich dir.
    Das wäre alles, mehr habe ich nicht.“


    Aelius Quarto redete noch ein wenig mit seinem Bruder – es war überwiegend belangloses – merkte aber, dass dieser schnell müder wurde und kein Interesse an leichter Konversation zu verspüren schien. Also verabschiedete er sich bald und verließ ihn dann.

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