Fröhliches Dahinspazieren einer jungen Frau

  • Prolog: Nachdem sich die junge Prudentia also dazu entschlossen hatte, wieder einmal spazieren zu gehen - auch diesmal alleine und ohne häusliche Anstandsbegleitung - führten ihre Beine sie in die Straßen Mogontiacums. Sie hatte die Stadt lieb gewonnen, in der sie sich seit nunmehr gewiss einem Jahr befand...


    Prudentia trägt lediglich eine lange, blaue Tunika mit einer Kordel um den Bauch. Sie wusste dass es nicht sehr schicklich war, die Stola wegzulassen, aber ihre alten Freunde hätten sie verspottet, wenn sie unnötig viele Stoffbahnen trug, die sie in ihrem Gehen auch noch stark hinderten. Einst war ihr Vater Händler bei den Germanen gewesen, der dort römisches Gut vertrieben hatte und, wenn auch nicht sehr häufig, diesen Handel auch anders herum betrieben hatte. Sie hatte die römische Sprache, wie auch die germanische gelernt. Und doch war ihr Vater so pflichtbewusst gewesen, sie wenigstens nach bester Mühe auch im römischen Glauben und Bewusstsein zu erziehen. Dennoch war sie ein kleiner Wildfang geworden, der sich so leicht durch keine Worte bändigen lässt. Wie auch ihre Freunde einst. Und doch, würde sie erst in Rom angekommen sein, würde sie sich wieder in dichte Stoffbahnen zwängen müssen, die ihr bei der Hitze dort noch den letzten Verstand und jegliche Beweglichkeit raubten.
    Prudentia war nie sehr stark gewesen. Sie konnte immer schon sehr schnell rennen. Schneller als viele ihrer Freunde. Aber sie hatte einen sehr filigranen Körperbau, den sie nicht allzusehr belasten durfte und der auch schnell einmal erkrankte. Dabei aß sie immer mit Appetit, wenngleich die Mengen im Nachhinein wieder sehr schmal ausfielen. Viele sahen das mit Wohlwollen und werteten es als zufriedene Zurückhaltung. Wer ihre Essgewohnheiten allerdings über einen längeren Zeitraum beobachten konnte, war in der Regel schon zur Sorge angehalten. So ihr Vater und späterhin auch Commodus. Es hatte ihr leidgetan, aber zu ändern hatte sie es nicht vermocht. Und so bekam ihrem sehr zierlichen Körper die große Hitze im Süden des Imperiums nur schwerlich. Sie war dort beinahe wie gelähmt. Selbst hier raubte ihr der Sommer schon oft das Durchhaltevermögen.
    Ihre Hände hatte sie hinter dem Rücken verschränkt, den Blick fröhlich nach vorn gerichtet. Sie musterte genau ihre Umgebung. Es machte ihr Spaß, mit anderen Menschen zu sprechen. Aber noch lieber beobachtete sie aus einer hinteren Position heraus und lernte dabei auch durchaus Mal ein paar Feinheiten der Rhetorik. Leise begann sie wieder eine Melodie vor sich herzusummen.

  • Witjon hatte sich von der Regia direkt auf den Weg zum Stadttor gemacht. Er führte Skaga am Zügel, wollte die Stadt nicht in Eile hinter sich lassen. Es war noch recht früh am Morgen, so dass in den Straßen abseits des Forums noch nicht so viele Menschen unterwegs waren. Das Klappern der Hufe seines Reittieres hallte am Mauerwerk der Casae und Insulae wider und gab einen schönen Rhythmus vor...zu dem er plötzlich eine leise Melodie vernahm. Unauffällig schaute Witjon über seine Schulter und entdeckte eine Junge Frau nicht weit von ihm entfernt. War sie schon lange hinter ihm gewesen? Oder war sie erst wenige Fuß zuvor bei der Kreuzung in die Straße eingebogen? Er wandte seinen Blick wieder nach vorn. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Bis zum Stadttor war es noch ein gutes Stück zu Fuß. Sollte er innehalten und sie ansprechen? Er spähte nach vorn und dann noch einmal über die Schulter. Außer den beiden und seinem Pferd befand sich gerade niemand in der Straße.

  • Als Aquilia letztlich auf eine etwas breitere Straße einbog waren immer noch nicht mehr Menschen zu sehen, lediglich vor ihr war ein noch recht junger Mann mit seinem Pferd. Ihre Gedanken waren allerdings noch immer bei den Sklaven, welche ihr sicher eine nicht zu geringe Schelte zukommen lassen würden. Sie war zwar einerseits selber Schuld, dass sie sich das überhaupt gefallen ließ, denn schließlich war auch sie mittlerweile erwachsen. Aber andererseits waren Sklaven für sie nicht weniger als absolut gleichberechtigt. Ihr Vater hatte niemals Sklaven gehalten und auch wenn viele über ihre Meinung den Kopf schüttelten, so behandelte sie die Sklaven wie auch die freien Menschen, wenn sie sich solche schon 'halten' musste.
    Ihr anfangs noch fast zügiger Schritt war nun durchaus langsamer, beinahe schlendernd geworden. Sie hatte die heimatliche Casa hinter sich gelassen und näherte sich nun ihrem Ziel: Die Region außerhalb der Stadtmauern. Die freie Natur, die ihr noch immer mehr am Herzen lag, als die Mauern der römischen Städte. Das dunkelbraune, nahezu schwarze Haar, welches ein sehr weites Stück den Rücken hinunterfiel, wippte leicht in ihrer befreiten Gangart. Sie fühlte sich rundum wohl. Heute würde es sicherlich wieder sehr warm werden, weshalb sie nur umso glücklicher war, dass sie sich schon am frühen Morgen aufgerafft hatte. Da fiel sie auch schon wieder aus ihren Gedanken heraus und betrachtete Reiter und Pferd, welche, wenngleich auch nicht in ihrer üblichen Konstellation - des Ritts, vor ihr dahinschritten. Nun verstummte auch ihr leises Summen. Noch während sie sich besann, was sie wohl sagen könnte, machte sich ihr übereifriges Mundwerk gutgelaunt ans Werk:
    >>Hei... Ahm Salve! Ein schöner Morgen, nicht? Es ist schön, wenn die Straßen noch so leer sind!<< Sie lächelte fröhlich und machte ein, zwei raschere Schritte, um schneller aufzuholen, ging dann aber normal weiter. Sowohl ihre Begrüßung als auch ihre Manieren mussten noch dringend romanisiert werden, das war ihr durchaus bewusst. Aber sie hatte ein frisches Herz und eine reine, wenngleich auch sehr sture Seele und so rasch ließ sie sich dann doch nicht formen. Ihr Blick ward leicht verlegen ob ihrer Manieren, doch recht laut eine Begrüßung hinter einem fremden herzurufen.

  • Als seine Gedanken bereits wieder drohten, zu seinen zukünftigen Aufgaben und Pflichten abzuschweifen, vernahm er unvermittelt die reizende Stimme seiner "Verfolgerin". Diese Frau hatte den Mut einen völlig fremden Mann auf einer leergefegten Straße anzusprechen. Holla die Waldfee... dachte Witjon sich und verlangsamte seinen und den Schritt seines Pferdes, so dass die Dame aufholen konnte. Als sie näher gekommen war, antwortete er freundlich:
    "Salve junge Frau. Ein wahrlich schöner Morgen ist das. Was treibt eine Frau wie dich um diese Tageszeit auf die Straßen Mogontiacums?"
    Nun war auch Witjon in ein Schlendern verfallen.

  • Als sie bemerkte, dass er ihr zuliebe seine Schrittgeschwindigkeit etwas reduzierte, beschleunigte sie ihre Schritte abermals um zu ihm aufzuschließen, was für sie ohne jedes Problem zu schaffen war. Als sie neben ihm angekommen war, pustete sie sich knapp eine Strähne aus dem Gesicht. Kurz hatte sie noch ihre Gedanken an Sitten und Anstand verschwendet, dann hatte sie resigniert festgelegt, dass sie sich ohnehin nicht verstellen konnte. Sie war genauso wenig zu zähmen wie ihre Haarmähne.
    >>Der Zufall und die angenehmen Temperaturen! Was sollte ich um diese Uhrzeit sonst tun?<< Sie lachte leise auf. Er nannte sie immerhin schon einmal Frau, wenngleich er seine Worte auch durch das 'jung' ein wenig einschränkte. Sie wandte ihm nun ihre volle Aufmerksamkeit zu, die vermutlich durch die quirlige Art schon sehr bald wieder auf etwas anderes gelenkt würde, was gerade an solchen Tagen wie diesem schnell vorkam, wo die gute Laune sie jede Sekunde in jede Faser ihres Körpers strömte.
    >>Das Gleiche könnte ich allerdings auch dich fragen, junger Mann.<< zwinkerte sie ihm ungezügelt zu.

  • Wieso taten Frauen solche Dinge? Witjons Blick blieb für einen sekundenlangen Augenblick an ihrem Gesicht hängen, als die Fremde sich eine Strähne aus dem Gesicht pustete. Mit einem verlegenen Grinsen wandte er sich kurz ab und blickte die Straße entlang, als er ihren Worten Gehör schenkte. Dann antwortete er auf ihre Gegenfrage, während er sie wieder ansah.
    "Ich bin auf dem Weg zum Stadttor. Ich werde Mogontiacum heute verlassen."
    Er grinste, als sie ihm zuzwinkerte. Diese Frau hatte ihn sofort in ihren Bann gezogen.

  • Auch auf ihr Gesicht zauberte sich ein recht breites Grinsen, als sie das seinige bemerkte. Ihren Blick ließ sie ebenfalls die Straße entlangschweifen. Es war wirklich sehr ruhig um sie beide herum, aber das störte sie kein bisschen. So wurde das Gespräch wenigstens nicht unterbrochen, indem irgendjemand bekanntes hinzustieß oder sie durch Massen weitergedrängt wurden.
    >>Oh, ich auch. Aber ich denke nur bis zum Abend.<< Ihre Stimme klang heiter wie der wolkenlose Himmel. Sie sprach recht schnell und lebhaft und ein ebensolches Glitzern war auch in den braunen Augen zu erkennen. Sie war eindeutig nicht der Typ Mensch, der sich schnell die Laune verderben ließ.
    >>Bei dir scheint es hingegen eine längere Reise zu werden. Wohin soll's denn gehen?<< fragte sie interessiert.

  • Sie wollte den ganzen Tag außerhalb der Stadtmauern verbringen? Dazu schien sie aber nicht so recht vorbereitet zu sein. Das nächste Gasthaus war fast zwei Stunden Ritt entfernt.
    "Ich habe einen Posten in der Verwaltung von Confluentes übertragen bekommen und mache mich nun auf, diesen einzunehmen. Da der Weg dorthin zu Pferd jedoch schnell zu bewältigen ist, werde ich wohl wöchentlich in diese schöne Stadt zurückkehren und einige Stunden im Haus meiner Familie verbringen."
    Er machte eine kurze Pause, in der ihm auffiel, wie unhöflich er bis jetzt doch gewesen war.
    "Entschuldige meine schlechten Manieren, aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Numerius Duccius Marsus."
    Er nickte und versuchte seine Verlegenheit zu verbergen, was ihm nur halb gelang.

  • >>Confluentes? Letztes Jahr war ich auch einmal dort. Aber nur sehr kurz, mir sind nicht mehr viele Dinge in Erinnerungen geblieben<< erzählte sie. Ein wenig wunderte sie sich in der letzten Zeit auch über sich, wie ihr in diesem Moment wieder bewusst wurde. Bevor sie in Rom war, war sie viel scheuer auf andere Menschen zugegangen. Sie war immer hilfsbereit und freundlich gewesen, aber den Redebedarf den sie nun hatte, den hatte es damals gar nicht gegeben.
    Leicht abwesend war ihr Bick auch eindeutig während dieser Gedanken einzustufen, als seine Stimme sie abermals aus ihren Gedanken holte. Kurz war ein verlegenes Grinsen auf ihrem Gesicht zu erkennen, dann nickte sie. Gedanklich prägte sie sich seinen Namen aufmerksam ein, aber sie wusste schon jetzt, dass sie mindestens noch einmal einen Teil des Namens würde vergessen.
    >>Ich bin Prudentia Aquilia.<< stellte sie sich dann ebenfalls, nun wieder etwas offener lächelnd, vor. Rasch fügte sie noch an:
    >>Aber als schlechte Manieren empfinde ich das gar nicht! Schlechte Manieren haben eigentlich nur Mädchen, die laut hinter noch fremden Männern herrufen.<< Ihr saß eindeutig der Schalk im Nacken. Sie grinste noch immer unverändert und wandte den Blick dann wieder nach vorn.

  • Witjon war vermutlich genauso überrascht wie Aquilia, dass sie so gesprächig war.
    "Ich bin bisher auch nur einmal dort gewesen. Viel zu sehen gibt es glaube ich auch nicht. Confluentes ist eine nette Kleinstadt aus der man mit dem richtigen Engagement allerdings noch einiges machen kann."
    Eine Prudentia. Woher kannte er diesen Nomen Gentile? Er kramte in seinem Gedächtnis, dann erinnerte er sich.
    "Ein schöner Name ist das. Du bist mit dem ehemaligen Praefectus Alae Tiberius Prudentius Balbus verwandt?"
    Und zu ihrem schelmischen Kommentar gab er selbstverständlich seinen Senf hinzu:
    "Ich glaube nicht, dass fremde Männer etwas dagegen haben, wenn junge, hübsche Damen ihnen hinterherrufen. Dann stören die schlechten Manieren nicht im geringsten."
    Wenn sie schon so anfing, konnte er auf die selbe Tour auch weitermachen. Dieser Tag schien vielversprechend zu sein.

  • Sie wog bei seinen Worten den Kopf hin und her. Stämmig war sie schließlich aus der Region der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, die größte Zeit ihres Lebens hatte sie mit ihrem Vater verbracht, mal hier, mal dort. Mal im römischen Imperium und mal im freien Germanien, denn nicht alle Stämme waren jedem Römer gegenüber feindselig eingestellt, wie viele der Römer es glaubten. Interessanterweise wussten es gerade die Bürger in den nördlichen Provinzen besser, die gegen Überfälle gewappnet sein müssen. Der Süden ist von Vorurteilen befallen. Erst als er sie auf ihren Namen ansprach, ward sie wachgerüttelt. Ein leichter Hauch von Röte legte sich auf ihre Wangen, als er nach Balbus fragte. Ihre Antwort fiel dementsprechend auch ein wenig kleinlaut aus.
    >>Ja, ja, verwandt ja.. Aber ich kenne ihn so gut wie nicht und ob er .. Praefectus... Alae ist... Ich weiß nicht.<< Sie wusste, dass der Begriff Praefectus etwas mit dem römischen Militär zu tun hatte, doch was genau, das vermochte sie nicht zu sagen. Sie hatte sich nie großartig für das alles interessiert. Sie wusste nur, dass Balbus irgendetwas mit de Paetorianern zu schaffen hatte, aber auch da, das musste sie sich beschämt einräumen, war ihr Interesse nicht allzu groß gewesen.
    >>Prudentius Commodus stand mir näher, aber zu meiner engeren Familie gehört auch er nicht. Ich ... naja ich bin Vollwaise.<< räumte sie ein, aber sie lächelte. Bemitleidet werden wollte sie deshalb schon lange nicht mehr. Es war eine Tatsache, mit der sie sich langsam abfinden konnte. Und dieses Lächeln folgte einem breiteren, lachenden Gesicht, als sie seine Entgegnung bezüglich ihrer Manieren kommentierte:
    >>Na, dann danke ich meiner schlechten Erziehung, in welche sich manchmal doch tatsächlich Manieren einmsichen wollen! Solange ich keine Purzelbäume schlage, ist ja alles in Ordnung.<<

  • Als Silko bei seinem ersten frühmorgendlichen Rundgang erfahren hatte, dass Witjon nach Confluentes aufgebrochen war, ohne sich zu verabschieden machte er sich sogleich schnell auf den Weg zum Stadttor. Eine Frechheit war das: Da hätte er ja heute die ganzen Gerätschaften zum Training umsonst in den Garten geräumt. Zwar war er nicht wirklich sauer, aber er wollte sich do ebenso von ihm verabschieden, wie kurz zuvor von Arbjon und Phelan.


    Mit seinen großen Schritten durchquerte er schnell die noch wie leergefegten Straßen Mogontiacums und sah Witjon auch bald mit seinem Pferd. Neben ihm ging eine hübsche junge Frau, die sich mit ihm zu unterhalten schien. Der dunkelhäutige Hüne näherte sich den Beiden auf etwa zehn Meter, sagte aber nichts, denn er wollte sie nicht bei ihrem Gespräch stören.

  • Hatte er sie etwas in Verlegenheit gebracht? Witjon nahm sich vor, nicht sofort so direkt zu sein. Das war seit jeher eine seiner Macken, die ihm auch in der Schule schon Probleme mit den Magistern eingebracht hatte.
    "Vollwaise ja? Das tut mir leid." Da sie jedoch weiter lächelte, wollte er nicht näher darauf eingehen und wechselte lieber das Thema.
    "Purzelbäume sind was schönes. Sportliche Betätigung hält den Körper fit und damit auch den Geist. Und bei einem solchen prächtigen Wetter macht man Sport doch umso lieber.
    Was hast du außerhalb der Stadtmauern vor? Du siehst nicht aus, als würdest du eine lange Wanderung auf dich nehmen."

  • Von ihrer beider neuem 'Verfolger' hatte die häufig unachtsame Aquilia nichts bemerkt. Sie war derzeit noch völlig auf ihren Gesprächspartner fixiert, der ihre unterschwellige Botschaft recht gut verstanden hatte. Die typische, aber höfliche und somit unvermeidbare Beileidsbekundung und dann zum Glück der Themenwechsel. Ihre Arme hatte sie fortwährend leicht angewinkelt an den Körper gedrückt, eine Geste von leichter Unsicherheit, aber dadurch, dass sie die Arme nicht vor dem Leib verschränkte, ebenso auch eine Geste der Fröhlichkeit.
    >>Was ich da draußen vorhabe? Oh, vielleicht ein paar Purzelbäume schlagen.<< Sie wandte ihr Gesicht, in welchem der Schalk blitzte, wieder Duccius Marsus zu, wobei ihr aus den Augenwinkeln nun die hohe Gestalt hinter ihnen auffiel. Aber sie zog daraus noch keine beunruhigende Konsequenzen. Diese dunklen Männer waren in der Regel Sklaven und demnach würde er kaum etwas von ihnen wollen.
    >>Aber um etwas ernsthafter zu sein...<<, nahm sie den Faden wieder auf, >>Ich bin gerne einfach nur draußen in der Natur. Und die kann ich außerhalb der Stadt eindeutig besser genießen, dort marschiert nicht oft jemand an einem vorbei. Manchmal träume ich den Tag, beobachte meine Umwelt... Hm, klingt vermutlich ziemlich langweilig und unglaubwürdig, nicht wahr?<< Noch immer schmunzelte sie.

  • Als sie wieder von Purzelbäumen zu reden begann schmunzelte Witjon. Die Frau hatte einen angenehmen Sinn für Humor. Als hinter ihnen ein Fensterladen geräuschvoll aufgeschlagen wurde, schaute er reflexartig kurz über die Schulter und entdeckte den schwarzen Hünen, der ihnen folgte. Einen kurzen Moment lang überlegte Witjon, ob er etwas tun sollte, dann entschied er sich dagegen. Er würde erst einmal beobachten, was der Mann vor hatte.
    Unauffällig widmete er seine ganze Aufmerksamkeit wieder seiner hübschen Begleitung.
    "Ein Naturmensch, das freut mich. Das halte ich keineswegs für langweilig oder gar unglaubwürdig. Ich bin selbst verbringe meine Zeit gerne in der Natur und meine germanischen Wurzeln verpflichten mich praktisch dazu, die Natur zu Ehren der Götter zu respektieren.
    Sollen die Römer doch in marmornen Tempelbauten beten, ich suche lieber einen geweihten Hain auf und bringe dort meine Anliegen vor."

    Auch, wenn ich diese Angewohnheit in letzter Zeit zu sehr vernachlässigt habe... dachte er bei sich.
    Witjon wollte ein wenig provozieren, hatte er doch bemerkt, dass sie keine wirkliche Römerin sein konnte. Spätestens als sie nun von der Natur sprach, hatte Witjon erkannt, dass er zumindest keine dieser dekadenten, verwöhnten Töchter Roms vor sich hatte.

  • Witjon schien ihn gesehen zu haben, denn Leute mit seiner Statur und seiner Hautfarbe gab es nur sehr wenige bis gar keine anderen in Mogontiacum. Also wollte er offensichtlich nicht gestört werden und so ging er einfach weiter hinter den Beiden her. Sie schienen sich gut zu verstehen. Armer Witjon: Gerade entdeckt er solch eine schöne Blume und schon musste er die Stadt verlassen. Da kam ihm sein eigenes Schicksal in Gedanken und auf einmal schien der Duccier doch ein gutes Los gezogen zu haben.


    So in Gedanken folgte er den Beiden weiter, ohne etwas zu sagen.

  • Sie bemerkte kurz, dass auch er nun einen Blick nach hinten warf, um ihrer beider 'Verfolger' zu mustern - so zumindest ihr Verdacht. Das leise Klappern hatte sie eher unterbewusst wahrgenommen, als ein Geräusch um sie, was da war. Aber da er ihn nicht weiter erwähnte, beschloss sie, dass er vermutlich den gleichen Gedankengang verfolgte wie sie und verwarf ihre Überlegungen sehr rasch wieder. Als er auf die Ausübung seiner Religion zu stutzen kam, zögerte sie doch einen Moment mit einer Antwort. Sie wusste dass ihre Familie sehr streng an den römischen Glauben festhielt und sie selbst hatte es eigentlich auch nicht anders gelernt. Es war vielmehr so, dass sie den germanischen Glauben schön fand, aber nicht zu dem Eigenen gemacht hatte. Nach dem Germanischen jedenfalls klangen seine Worte.
    >>Naja, ein Kind der Natur würde ich mich sogar nennen. Aber Opfergaben habe ich noch nie viele dargebracht. Immer dann, wenn es zu Feierlichkeiten sein musste, aber...<< kam ihre unsichere Antwort. Aber so Recht wollte sie auch nicht weiter sprechen. Sie wollte sich nicht in Widersprüchlichkeiten oder in Ärger verwickeln, als biss sie sich knapp auf die Lippen. Dass sie den Göttern nicht allzu oft opferte, musste nicht noch weiter ausgeweitet werden.
    >>Aber auf jeden Fall bin ich lieber dort draußen als hier, soviel ist sicher.<< beteuerte sie.

  • "Ich habe noch niemals ein richtiges Opfer durchgeführt. Bis jetzt taten das immer die erfahreneren Familienmitglieder, wenn es zu solch einem Ereignis kam." Er schaute etwas nachdenklich drein. Religion schien Aquilia auch nicht zu behagen und so suchte Witjon in Gedanken bereits nach einem weiteren Gesprächsthema, als schon das Stadttor in Sichtweite kam. Er dachte an Silko, der sie vermutlich immer noch mit einigem Abstand verfolgte.
    "Da ist ja bereits das Tor. Hör mal, bevor ich Mogontiacum verlasse, muss ich noch meinem Freund auf wiedersehen sagen." Mit dem Daumen deutete er auf den Nubier, der hinter ihnen lief.
    "Wenn du erlaubst." Er hielt Skaga an und drehte sich um. Grinsend winkte er Silko zu ihnen heran.

  • Ein richtiges Opfer? Nein, das hatte sie bislang auch noch nie durchgeführt, nicht durchführen dürfen und vor Allem nicht durchführen wollen. Aber den Göttern würden bescheidene Opfergaben gewiss auch ausreichen, solange diese von Herzen kamen, dessen war die junge Prudentia sich gewiss. Schweigend schritt sie noch neben Duccius Marsus her, etwas beklommen wegen dem Gesprächsthema. Dachten die Götter ebenso wie sie? Und konnten sie ihre Gedanken sehen? Zürnten sie ihr vielleicht deshalb? Sie hoffte inständig, dass es nicht so war, welche Götter auch immer.
    >>Deinem.. Freund?<< Im ersten Moment wirkte sie wirklich irrtiert, dann folgte sie seinem Fingerzeig und ihr Blick fiel auf Silko. Erst sah sie zu Silko, den sie eindeutig für einen Sklaven gehalten hatte und dann sah sie beinahe aufgebracht zu Marsus.
    >>Freund? Oder hast du ihn absichtlich hinter uns hergehen lassen, damit ich dir nicht plötzlich die Kehle aufschneide?<< Aber das Grinsen in ihrem Gesicht war eindeutig nicht negativer Natur und mit einem durchaus schon freundschaftlichen Zwinkern wandte sie sich um und wandte ihre Aufmerksamkeit nun dem herannahenden Silko zu.

  • Ihr verwirrter Gesichtsausdruck ließ Witjon schmunzeln. Sekunden später dachte er, sie würde ihm das nun übel nehmen, doch dann grinste sie wieder und Witjons Herz machte einen Sprung. Verflucht Freya, warum schickst du mir diese wundervolle Frau?
    Er lachte leise und antwortete auf ihre hoffentlich ironisch gemeinte Frage.
    "Ja, er ist mein Freund. Nunja eigentlich ist er der Leibwächter meiner Familie, ich nehme an du hast ihn bereits für einen Sklaven gehalten. Aber für mich ist er ein Freund. Und nein, er ist mir gefolgt, weil ich keine Gelegenheit hatte, mich von ihm zu verabschieden. Ich bin einfach so gegangen und das hat er mir wohl übel genommen." Er grinste jetzt auch und mit einem zwinkern fügte er hinzu:
    "Und außerdem bezweifle ich, dass eine so zierliche und angenehme Junge Dame einem so netten jungen Mann wie mir einfach die Kehle durchschneiden würde."
    Sein Grinsen verbreiterte sich noch und er wartete schon auf einen strafenden Blick für diesen selbstlobenden Kommentar. Oder hatte diese Frau wirklich einen so expliziten Sinn für Humor, dass er den Bogen noch weiter spannen konnte?

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