Audienz für eine Abordnung der Pyrtanen von Alexandria

  • Zufällig war Nikolaos der erste, der eintrat. Er deutete eine leichte Verneigung an, als er vor dem Eparchos stand.
    "Salve, Praefecte", grüßte er auf Latein. Dann wartete er einen Augenblick und sah währenddessen den Eparchos erwartungsvoll an. Es wäre unhöflich gewesen, ohne Aufforderung des mächtigen Mannes zu sprechen, außerdem mussten die anderen Pyrtanen zunächst auch eintreten.

  • Als der Eparchos den Gruss erwidert hatte, begann Nikolaos.
    "Wir haben dir heute einiges mitzuteilen, verehrter Praefekt. Zunächst jedoch würde ich, wenn du erlaubst, einen Bericht über die heutige Ekklesia erstatten." Er sah den Eparchos fragend an und wartete auf eine Aufforderung, fortzufahren.

  • Germanicus Corvus hatte an der Ekklesia nicht teilgenommen, obwohl ihm als Ehrenbürger Alexandrias rein rechtlich eine Teilnahme erlaubt gewesen wäre. Aber er wollte sich als Statthalter der Schutzmacht Rom so wenig als möglich in die innerstädtischen Angelegenheiten einmischen. Zumindest nicht gar zu offensichtlich und direkt.


    “Sehr gerne.“, antwortete er deshalb.

  • "Das Volk von Alexandria hat beschlossen, dass in dieser Pyrtanie die römische Ehrenbürgerin Iunia Urgulania-" Er nickte in Richtung der Genannten. "-das Amt des Eutheniarchos ausführen wird, Mithridates Castor Sohn des Nikanders das des Agoranomos, " Wieder ein Nicken in die richtige Richtung. "Cleonymus das des Strategos" Auch auf ihn deutete Nikolaos höflich und mit einer eleganten Kopfbewegung. "Sowie ich das des Gymnasiarchos.", schloss er den ersten Teil seines Berichts. "Außerdem wurde entschieden, dass dem Judäer und Untertan des Herrschers von Tylus" Nikolaos hütete sich natürlich, das Wort König zu benutzen. "Iosua ben Dabid,das Bürgerrecht der Polis Alexandria zugestanden werden solll, sowie er sich in einer ausführlichen Prüfung durch die Priesterschaft der Stadt und durch das Opfern zu Ehren einer alexandrinischen und einer hellenischen Gottheit als geeignet zeigt. Sollte er allerdings weiter darauf beharren, nur seinen Judengott anzubeten, kann er natürlich kein Bürger werden. Ich werde dir, wenn die Prüfung vorüber ist, Bericht über das Ergebnis erstatten." Er sah den Eparchos einen Augenblick lang an. Dann fuhr er fort.
    "Ferner möchten wir dich, oh verehrter Stellvertreter des göttlichen Imperators und Beschützers, als Ehrengast zum Fest der Tyche und des Alexanders einladen, das am zwanzigsten Tag des Monats Phaopi, der ANTE DIEM XIII KAL AUG DCCCLVIII A.U.C.* des römischen Kalenders entspricht, stattfinden wird. Selbstverständlich kannst du dazu die Begleiter deiner Wahl mitnehmen, auch sie werden als Ehrengäste behandelt. Uns wäre es eine große Freude, wenn du, Praefekt, die Stadt mit deiner Anwesenheit beehrtest."
    Er legte eine längere Pause ein.
    "Außerdem habe ich noch ein persönliches Anliegen, doch das sei hintenan gestellt.", sagte er höflich. Dann wartete er auf Fragen und Bemerkungen des hohen Beamtens des Basileus.



    edit: Einen Namen eingefügt, den ich vorher unterschlagen habe...

    Sim-Off:

    *Rl wird das wohl eher der 25./26. Juli.

  • Germanicus Corvus hörte Nikolaos Kerykes aufmerksam zu. Als er geendet hatte erhob er sich und sagte:
    “Ich beglückwünsche euch und bin mir sicher, dass Volk von Alexandria hat in der freien Ausübung seiner demokratischen und von Rom behüteten Rechte weise und richtig gewählt.“


    Er machte eine kurze Pause und fuhr dann ein bisschen weniger feierlich fort:
    “Der ehrenwerte Iosua ben David ist mir wohl bekannt. Sollte die Stadt Alexandria sich in der Lage sehen, ihm das Bürgerrecht zu verleihen, dann würde ich es sehr begrüßen.“
    Er wollte sich nicht direkt in diese Angelegenheit einmischen, hoffte aber offensichtlich, mit seinen Worten auf eine nicht ganz so strenge Prüfung hinwirken zu können. Ben David war äußerst wohlhabend und Corvus hatte in der Vergangenheit gute Kontakte mit ihm gepflegt. Das war Grund genug, sich für ihn in dieser Sache ein klein wenig einzusetzen.


    Schließlich wandte er sich wieder lächelnd an Nikolaos:
    “Ich bedanke mich sehr für die Einladung. Es wird mir eine Ehre sein und ich werde gerne kommen.“

  • Cleonymus war wie üblich im Hintergrund geblieben und hatte dem Vortrag des Nikolaos gelauscht, während er selbst schon wieder mit anderen Dingen im Geiste beschäftigt war ...

  • Nikolaos erwiderte das Lächeln des Eparchos.
    "Ich danke dir aus ganzem Herzen für deinen Glückwunsch. Die Ehre und die Freude über dein Kommen sind ganz auf meiner Seite.", sagte er, überaus freundlich im Ton. Das Verhältnis der Polis zum Eparchos schien ihm sehr entspannt zu sein, und natürlich legte er Wert darauf, dass es so blieb. Die Andeutung in Bezug auf den Judäer war Nikolaos nicht verborgen geblieben. Offenbar hatte der reiche wie fette Mann seine Finger auch schon in die Geschäfte der Rhomäer gesteckt. So hoffe Nikolaos nun, dass der Judäer sich wenigstens nicht weigern würde, unter der Anleitung des Gymnasiarchen zu opfern. Wäre diese Hürde übersprungen, stünde einem Bürgerrecht im Grunde nichts mehr im Wege. Auch der Makel seiner Herkunft würde durch den Vorteil seines Reichtums schnell getilgt sein.
    Nun hatte Nikolaos aber noch sein persönliches (und nicht uneigennütziges Anliegen).
    "Erlaubst du mir, verehrter Präfekt, im Anschluss an dieses Gespräch noch ein weiteres Anliegen an dich zu richten, jedoch nicht in meiner Funktion als Beamter der Polis sondern als Bürger der Polis Alexandria und Anbeter des göttlichen Imperators und Beschützers?"

  • ”Selbstverständlich. Nur keine falsche Zurückhaltung.”, antwortete Germanicus Corvus freundlich. Denn er schätzte Nikolaos Kerykes sehr, weil er inzwischen einer der einflussreichsten Bürger der Stadt war und sich dabei den Römern gegenüber höchst aufgeschlossen zeigte. Es gab auch andere – Corvus wusste es nur zu genau – die ganz anders dachten und das, zumindest im vertrauten Kreis, auch offen sagten und gegen die römische Anwesenheit in Aegyptus polemisierten. Zum Glück schien ihr Einfluss aber in letzter Zeit zu schwinden.

  • Nikolaos fragte sich, ob der Eparchos die anderen Pyrtanen nun entlassen würde. Sein Anliegen war überaus ununeigennützig, daher wollte er außer dem Eparchos keine weiteren Zuhörer haben, vor allem seinen Gegner Mithridates nicht.
    "Ich danke dir für dein Gehör, dass du den Anliegen der Bürger dieser Stadt entgegenbringst.", meinte Nikolaos höflich. Er wollte etwas Zeit gewinnen. "Doch ich möchte die Zeit meiner Kollegen nicht vergeuden.", sagte er freundlich. "Ihr müsst nicht auf mich warten, werte Kollegen.", gab er der Runde der Pyrtanen zu verstehen. "Ich denke, was wir als Pyrtanenschaft dem hochverehrten Eparchos mitzuteilen hatten, ist nun gesagt."




    Edit: Aus einem "uneigennützigem" ein "ununeigennütziges" Anliegen gemacht ;).

  • Natürlich war es dem Agoranomos nicht entgangen, dass der Gymnasiarchos seine Begleiter loswerden wollte. Also versuchte er mit einer etwas fadenscheinigen Behauptung das Ende der offiziellen Audienz hinauszuzögern: "Nun, der Eparchos soll aber auch nicht denken, dass wir Prytanen nicht einen angemessenen Zeitrahmen für eine Audienz beim Vertreter des Basileus zu Verfügung stellen wollten. Man soll im Zusammenhang mit den Vertetern der Stadt nicht von Unhöflichkeit und Unverfrorenheit sprechen, weil sich einige Mitglieder frühzeitig absetzen." Mithridates Blick wanderte nun zu den übrigen Teilnehmern. Wenn diese der Aufforderung des Nikolaos nachkamen und die Regia verließen, blieb natürlich auch ihm kaum etwas anderes übrig, als sich zu verabschieden.

  • Nikolaos sah unauffällig erst Cleonymus, dann Iunia Urgulania fragend an... . Die beiden schienen in eine gewisse Sprachlosigkeit gefallen zu sein und Nikolaos hoffte, dass nicht sein Wunsch, mit dem Eparchos allein zu sein, der Grund dafür wäre... .

  • Cleonymus war mit seinen Gedanken bereits woanders gewesen und bemerkte so leider erst etwas später die Frage des Eparchos ...


    "Nein Ich denke die Fragen die wir an dich richten wollten sind mehr als ausreichend beantwortet worden wehrter Eparchos! Wenn du erlaubst werde ich mich gerne zurückziehen um mich den Geschäften der Stadtwache zu widmen!"

  • Ein Blick auf den Gymnasiarchos verriet Mithridates, dass jener wohl nicht bereit war, in ihrer oder zumindest seiner Anwesenheit sein Anliegen anzusprechen. Des Spiels schließlich überdrüssig, entschloss sich der Agoranomos, es zu beenden: "Auch von meiner Seite gibt es kein weiteres öffentliches Anliegen zu besprechen", antwortete er auf die Frage des Eparchos. "Mit deiner Zustimmung und der Hoffnung eines baldigen Wiedersehens bei den anstehenden Festlichkeiten werde ich mich dann ebenfalls zurückziehen." M.C. nickte dem Statthalter noch einmal zum Abschied kurz zu, ehe er sich umwandte und in der Annahme, der Stratege und die Eutheniarchin werde sich ebenfalls zurückziehen, den Raum verließ.
    Mit der Mutmaßung, dass dieser Nikolaos wahrscheinlich nur eine sexuelle Beziehung zu dem Römer vorantreiben wollte, machte sich Mithridates besser gelaunt als zuvor auf den Rückweg.

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