Nie hätt ich geglaubt, daß mit der Abschied von Germanien so schwer fallen könnte. Doch das war´s aber! Als wir zu den Toren von Mogontiacum hinausgeritten war´n, hatt ich schon geglaubt, mein Herz müsste mit zerspringen. Immerzu hatte ich zurückgeblickt, aber das half alles nichts. Deswegen war ich auf der ganzen Reise ziemlich mies drauf gewesen, hatte kaum was gegessen und kaum was gesagt. Mein Bruder hatte schon gekglaubt, ich sei krank, weil ich doch sonst nie mein Mundwerk still halten konnte. So´ne Art Krankheit war das ja auch, was ich hatte. Nur wusste das keiner und ich wollt´s auch keinem auf die Nase binden. Ich hätt´s mir nie verzeihen können, wenn er deswegen Ärger gekriegt hätte, nur weil ich meine Klappe nicht halten konnte.
Als wir in Rom ankamen, war ich totmüde. Die Reise war ganz schön anstrengend gewesen und ich brauchte ein paar Tage, bis mein Körper wieder richtig fit war. Meine Gedanken waren allerdings noch jenseits der Alpen. Dementsprechend war auch meine Stimmung.
In den Nächten war´s am schlimmsten. ich lag immer lange wach und im servitriciuum wurde es mir mehr als einmal zu eng. Dann schlich ich mich raus in den Garten. Da konnt ich´s einigermaßen aushalten.
Dann, ich war schon einige Tage wieder in der Villa, hatte ich die Idee, einen Brief zu schreiben. Irgendwie würd ich´s hinkriegen, ihn loszuschicken. Also stibitze ich mir aus Ursus´ officium ein Stück Papyrus, eine Schreibfeder und ein keines Tintenfäßchen.
In der darauffolgenden Nacht, bewaffnete ich mich mit dem Schreibzeug und einem Öllämpchen und lief in den Garten hinaus. Eine Marmorbank nutzte ich als Schreibunterlage. Ich gab mir richtig Mühe mit meiner Schrift!
Mein lieber Probus!
Hoffentlich wird dich dieser Brief auf irgendeinem Weg erreichen. Um dich zu beruhigen, mir geht es gut! Ich bin wieder zurück in Rom. Leider! Besonders glücklich bin ich deswegen nicht. Auch wenn ich es am Anfang in Germanien auch nicht so toll fand, wünsche ich mir, immer noch bei dir sein zu können.
Die Rückreise war beschwerlich und öde. Es verging kein einziger Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe. Ich vermiss dich so sehr! Was kann ich nur machen, um dir wieder nahe zu sein? Von uns beiden hab ich niemandem was erzählt, nicht mal Louan, meinem Bruder. Aber du kannst dir nicht vorstellen, wie gern ich es heraus schreien will. Was würde mir das aber nützen? Du kannst ja auch nicht einfach weg. Ich könnte deswegen den ganzen Tag einfach nur heulen.
Wenn du mal nach Rom kommst, musst du mich unbedingt besuchen. Bitte antworte nicht auf diesen Brief, sonst kommt alles raus und dann bekomme ich nur Ärger und du vielleicht auch.
Bitte vergiss mich nicht! Ich hab dich lieb!
Deine Caelyn
Nachdem ich fertig war, faltete ich den Brief zusammen und versteckte ihn unter meiner Tunika. Damit Ursus nix merkte, brachte ich sein Schreibzeug wieder zurück in sein Büro. Morgen musste ich mir was einfallen lassen, wie ich den Brief außer Haus bekam und wie er dann auch nach Germanien gelangen konnte.
Im Schein der mickrigen Lampe merkte ich nicht, wie er Brief unter meiner Tunika raus rutschte. Er blieb unbemerkt auf dem Boden von Ursus´ Büro liegen, während ich mich wieder schlafen legte. Seit Tagen gelang es mir erstmals, wieder gut einzuschlafen.