[Probatio] Grundausbildung Titus Decimus Vestinus

  • Ich hielt mein pilum in der Hand und war schon jetzt zufriedener, als zu Beginn. Nach einigen Würfen hatte ich den Dreh raus und schaffte es zumindest, keine anderen pila vom Himmel zu holen und den Wall immer zu durchstoßen, wenn auch noch schwach.


    Kurz bevor Licinus die nächsten Erklärungen folgen ließ, tippte mein Nebenmann an meinen Arm und meinte grinsend, aber in spöttischem Ton, dass ich noch etwas an der Kraft in meinen Armen tun sollte. Da ich wusste, dass er recht hatte und ich mich auch so mit ihm verstand, nahm ich es hin, ohne mich dabei schlecht zu fühlen. Zudem war ich sowieso gerade zufrieden, weil mir durch die Wurfübungen ordentlich warm geworden war.


    Es dauerte nicht lange, bis wir wieder in Bewegung waren. Diesmal jedoch anders, als vorher. Ich war zugegeben ehrlich überrascht davon, dass die pila einfach durchgereicht wurden, denn ich hatte nicht mit solch einem Manöver gerechnet. Jedoch gestand ich mir sofort ein, dass es sich sehr sinnvoll anhörte.
    Nur eines bereitete mir Unbehagen: Ich fürchtete, die Kälte wieder zu spüren, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass das Weitergeben der pila ebenso warm machte wie das Werfen und Bewegen selbst.


    ~~


    "He! He! Komm, Junge, gib mir das pilum!" Hastig griff mein Vordermann nach der Waffe, nahm Anlauf und warf, war so schnell wieder da wie er entschwunden war, griff nach dem nächsten, nahm wieder Anlauf .... Es waren schon einige Runden vergangen und ich nahm wahr, dass wir uns ungefähr doppelt so schnell bewegten wie zu Beginn. Ich gestand mir selbst ein, dass meine Sorgen unnütz waren. Licinus heizte uns so ein, dass keine Zeit zum Verschnaufen oder Frieren blieb. Hin und wieder fügte er seinen Befehlen Worte wie "der Feind kommt!" hinzu, was die ganze Übung etwas realistischer werden ließ.
    Ich hatte kaum das letzte pilum durchgereicht, da musste meine Reihe wieder vortreten und selbst werfen. Schnell ergriff ich mein pilum und warf, rannte zurück, warf wieder. Ich beeilte mich sehr, denn ich wollte den anderen in nichts nachstehen und war mir sicher, dass auch die anderen ihr Bestes geben wollten, dennoch entstanden immer mal wieder Lücken, weil jemand zu spät geworfen oder die pila zu langsam durchgereicht wurden.
    Ich schwitze immer mehr, so wie der Rest meiner Kameraden, doch Licinus schienen die Befehle nicht auszugehen, immer wieder rief er die bekannten Worte und trieb uns an.

  • Immer wieder musste Licinus die probati aber auch zurückhalten, wenn sie zu viel Anlauf nahmen.
    Dadurch entfernten sie sich zu weit von den eigenen Leuten, wodurch die Wege zum Nachreichen zu lang wurden und die einzelnen Wellen zu stark auseinandergezogen und unregelmäßig wurden.
    "Nicht so weit! Zwei Schritte müssen reichen!" war immer wieder aus seinem Munde zu hören.
    "Disziplin Männer. Schnell, aber ruhig!"


    Nachdem wieder alle ein paar Mal geworfen hatten ließ Licinus wieder innehalten
    "Probati! State!
    Bevor wir weitermachen werden wir jetzt erstmal ein paar Mal um den campus laufen. Damit ihr euch dran gewöhnt mit voller Ausrüstung zu laufen, ohne euch Gegenseitig zu verletzen.
    Probiert so dicht beieinander zu bleiben wie möglich."


    "Und los!"


    wobei so dicht wie möglich natürlich nicht hieß, dass die probati noch weiter zusammenrück sollten, als das in Grundstellung der Fall war. Aber Licius zweifelte ohnehin daran, dass ihnen das gelingen würde. Schließlich hatten sie noch kein Formationstraining hinter sich.

  • "Na, Vestinus. Hast du Lust auf ein kleines Wettrennen?
    Mit großen Augen glotze ich meinen Kameraden an und lachte etwas irre. "Ein Wettrennen? Hast du sie nicht mehr alle, Severus oder macht dir die Erschöpfung einfach nichts aus? Ich glaube nicht, dass ich gerade genug Energie habe, um mit dir um den campus zu sprinten. Außerdem hab ich dir doch schonmal gesagt, dass ich sowas nur in meiner Freizeit und nicht beim Training mache."
    "Jaja, ist schon gut. Dann holen wir das später nach." Er entfernte sich von mir und ließ mich verwundert stehen. Nein, auf Wettrennen hatte ich nun gar keine Lust.


    Ein paar Sekunden später trabte ich auf eigene Faust los, um die geforderte Strecke zu absolvieren. Ich befand mich etwa in der Mitte der langen Linie, die sich gebildete hatte und versuchte, mein Tempo zu halten. Ich wollte weder jemandem in die Hacken treten, noch zu sehr zurückfallen und damit jemandem den Weg versperren, der sich hinter mir befand. Ab und an blickte ich zurück, um festzustellen wie viele sich noch hinter mir befanden. Es waren einige und wie ich beobachten konnte, zog sich die Linie von Blick zu Blick etwas weiter auseinander, weil einige zurückfielen oder andere zu weit vorpreschten.

  • "Dichter beisammenbleiben! Ihr sollt üben, wie es sich mit pilum in der Hand läuft, ohne den Nebenmann zu verletzen!"
    rief Licinus während er leicht seitlich der probati lief, von wo aus er sich einen guten Überblick verschaffen konnte.
    Einige probati fielen definitv zu weit zurück und so ließ sich Licinus ebenfalls zurückfallen. Kaum hatte er die hinteren probati erreicht begann er sich mit harten Worten und nicht minder kräftigen Knüffen mit der vitis anzutreiben, damit sie schneller liefen.
    Gleichzeitig rief er den vorderen probati zu, sie sollten gefälligst das Tempo drosseln, das sei noch nicht der Schlusslauf, bei dem jeder sein Tempo selbst wählen könnne.

  • "Dichter zusammenbleiben, jaja, blabla." murmelte ich im Geiste vor mich hin.
    Ich weiß nicht, wann genau, aber irgendwann im Verlaufe des Tages hatte ich schlechte Laune bekommen und nun sehnte ich mich auch noch nach einem heißen Bad. Es war anstrengend heute, vielleicht lag es daran, aber vielleicht verstimmte mich auch das Verhalten einiger Kameraden. Ich war nicht denen sauer, die vor Erschöpfung nach hinten abfielen. Ich grollte denen, die so weit vorausliefen, denn die wollten beweisen wie fit sie noch waren und das fasste ich als egozentrisches Gehabe auf. Kondition ließ sich leicht verbessern, der Charakter nicht.


    Ein, zwei Sekunden lang dachte ich daran, mich davon nicht verstimmen zu lassen, doch fast im selben Moment wurde mir klar, dass wir alle eine Einheit waren und solches Getue andere gefährden konnte. Nicht hier, wahrscheinlich, aber auf dem Schlachtfeld und wer konnte schon wissen, wie bald wir uns vielleicht erproben müssten.


    Ich lief nicht schneller. Ich hielt mein Tempo, denn ich war noch immer gut in der Mitte. Die rasenden Spinner befanden sich weit vor mir und Licinus mit seiner vitis weit genug hinten, um mich nicht ins Visier zu nehmen. Akribisch achtete ich darauf, mein pilum weder zu verlieren, noch damit an jemanden anzuecken.

  • Nachdem sie alle den Campus einige Male umrundet hatte und sie wieder bei der Ausgangspostion angekommen waren ließ Licinus anhalten und befahl die Grundstellung einzunehmen.


    "Probati! Ich bin alles andere als begeistert. Einige von euch waren zu langsam. Viel zu langsam! Ihr müsst dringend an eurer Kondition arbeiten. Geht meinetwegen auf dem Intervallum laufen, aber tut was. Sonst setz ich euch auf Strafrationen, ist das klar?" dabei ließ er seinen Blick über diejenigen schweifen, die er zuvor schon mit der vitis geknufft hatte.
    Dann wurde seine Stimme freundlicher, gefährlich viel freundlicher:
    "Aber wir haben hier ja einige, die deutlich fitter sind und es noch geschafft haben einen richtigen kleinen Spurt hinzulegen.
    IHR SEID VERDAMMT NOCHMAL EINE EINHEIT, DAS HEISST IHR GEHÖRT ZUSAMMEN. DA WIRD NICHT DAVON GERANNT! SCHON GAR NICHT, WENN EIN OFFIZIER BEFIEHLT ZUSAMMEN ZU BLEIBEN!
    MAN LÄSST SEINE KAMERADEN NICHT IM STICH!
    Aber offensichtlich habt ihr zu viel Energie, daher dürft ihr jetzt weiterlaufen, wenn es auch doch so viel Spaß macht. Volles Tempo, zwei weitere Runden und wehe ihr werdest langsam
    Abmarsch!
    Der Rest nimmt die Wurfübungen wieder auf, so wie wir sie zuletzt gemacht hatten."

    Licinus konnte es einmal nicht leiden, wenn sich Männer seiner centuria auf kosten ihrer Kameraden zur Schau stellen mussten.
    Er von seinen eigenen Ausbildern und centuriones gelernt, das eine gute Einheit immer zusammenhielt und sich niemand in den Vordergrund spielte. Und wie jeder centurio wollte er, dass seine Einheit die beste war (zumindest außerhalb der ersten cohors).

  • Mit größter Zufriedenheit lauschte ich den Worten meines centurio. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals schon so einer Meinung mit ihm gewesen zu sein. Die Strafrunden für meine Kameraden fand ich gerecht. Auch wenn es meine Kameraden waren und man im Ernstfall kollektiv gegen den centurio wetterte.
    Nachdem die Überschnellen losgelaufen waren und nun in vollem Tempo um den Platz tobten, begab ich mich zu der Linie, um meine Wurfübungen wieder aufzunehmen. Ich reihte mich gleich unter den Ersten ein, denn ich brannte darauf, weiterzuüben und meinen Umgang mit dem pilum zu verbessern.

  • Nachdem auch diejenigen wiedergekommen waren, die Strafrunden hatten drehen sollen, und ebenfalls ihr Übungen wieder aufgenommen hatten dauerte es nicht mehr lange bis zu dämmern begann.
    Das wiederum veranlasste Licinus die heutige Übungseinheit zu beenden und die probati in die Catra zurückzuschicken. Nicht ohne die üblichen Ermahnungen und die letzten zwei Runden um den campus verstand sich.

  • An einem anderen Morgen tauchte Licinus wieder auf dem campus auf. Zufrieden stellte er fest, dass der Schnee, der die Zeit des pilumtrainings über gefallen war mittlerweile wieder verschwunden war, ohne dabei jedoch den campus in einen Sumpf zu verwandeln. Das sollte die heute beginnenden Trainingseinheiten um einiges vereinfachen.
    Und da kamen sie auch schon. Die Hauptakteure der heutigen Veranstaltung. Die Probati.

  • Gut gelaunt marschierte ich auf den campus. Ich hatte letzte Nacht gut geschlafen und fühlte mich voller Energie. "Hoffentlich bleibt das auch so." dachte ich, machte mir aber keine großen Sorgen, denn bisher hatte ich noch jeden Trainingstag zumindest überlebt.


    Es war ein milder Wintertag, nicht zu kalt, nicht zu warm und auch der campus, auf dem wir nun Stellung bezogen, hatte sich wieder vom Schnee befreit.

  • "Probati! state!" begrüßte Licinus eben jene nach ihrem eintreffen mit schallender Stimme.
    "Heute werdet ihr das lernen, was eine römische legio von einem barbarischen Heerhaufen unterscheidet.
    Alles, was ihr bisher könnt, das kann auch jeder dreckige Wilde und jeder dekadente Parther leisten. Aber sie alle können nicht mit der Disziplin und den Formationskünsten der römischen milites mithalten."

    Licinus wusste aus eingener, schmerzvoller Erfahrung, dass das auf die Parther so nicht zu traf, zumindest beherrschten sie eine andere Art des taktischen Kampfes geradezu meisterlich. Aber hier ging es darum, den jungen Männer vor ihm klar zu machen, dass sich die Mühen der kommenden Tage im Ernstfall im großen Stil auszahlen würden.


    "Wir beginnen mit den einfachen Abbiege- und Umkehrübungen über die Formationswechsel hin zu den Spezialformationen.
    Für's erste merkt euch folgendes: Es gibt zwei Arten von Drehungen, die aus dem Stand und die aus dem Marsch.
    Im Stand ist es relativ einfach. Auf den Befehl "ad dextram" bezihungsweise "ad sinistram" hebt ihr das jeweilige Bein an, stellt es um neunzig grad gedreht wieder ab und stellt anschließend das andere Bein wieder parallel.
    Fragen?!"
    und da dies keine besonders schwere Angelegenheit war und eigentlich alles klar sein musste fing Licinus ohne übergang mit der Übung an.


    "Ad dextram"


    "Ad dextram"


    "Ad sinsitram"


    "Ad dextram"


    "Ad dextram"


    "Ad sinistram"


    "Ad sinistram"


    Sim-Off:

    Wie steht ihr, davon ausgehend, dass ihr zu anfang zu Licinus geguckt habt?
    Hatten wir acies und agmen schon besprochen?

  • Ich lauschte gespannt den Worten meines centurio und wartete ab, was er heute zu sagen hatte. Überrascht stelle ich fest, dass wir an diesem Tage mit den Formationsübungen begannen. Licinus konnte es natürlich nicht wissen, aber genau davon hatte ich in der letzten Nacht geträumt. Ich träumte von einer Schlacht und von Legionären, die wie Wilde über das Schlachtfeld rannten. Sie hatten alle Kontrolle verloren und schrien nach Ordnung. Ich sah auch mich, wie ich inmitten all der Kämpfenden stand und nicht wusste, was ich tat. Ich fragte mich nur, wo unsere Front geblieben war und ehe ich mich weiter umsehen konnte, knallte schon der Stock des optio an unsere Tür und riss mich aus meinem seltsamen Traum - und nun stand ich hier und sollte das lernen, dessen Fehlen mir des Nachts Unbehagen bereitet hatte.


    Darauf erpicht, den Traum im Status eines Traumes zu belassen, nahm ich mir vor, mich besonders anzustrengen. Denn es stimmte schon, was uns gesagt wurde. Eine Waffe allein und dessen perfekte Handhabung reichte nicht, um einen starken Feind zu besiegen.


    Ehe ich mir der Bewegungen meiner Kameraden richtig gewahr wurde, hatte ich mich schon nach rechts gedreht. "Ja." dachte ich. "Befehle schnell befolgen klappt inzwischen ganz gut." Noch ein paar Mal raschelten unsere Sandalen übern den sandigen Boden und als wir wieder zur Ruhe kamen, schauten unsere Gesichter nach links.


    Sim-Off:

    Ja, zu Beginn schauten wir auf dich.
    Soweit ich mich erinnere, hatten wir acies und agmen noch nicht.

  • "Was zum Pluto, war das denn?!" polterte Licinus los kaum waren die probati zum stehen gekommen.
    "Ihr solltet genau in die andere Richtung gucken, verdammt noch mal!
    Convenite!
    ~ jetzt steht ihr wieder mit Blick zu Licinus
    10 Liegestütze jeder! Los!" Licinus überlegte, was wohl schief gelaufen sei, konnte aber zu seinem persönlichen Ärger nichts finden, das erlären hätte können, wie es kam, dass eine ganze Abteilung falsch stand. Zum Glück für die probati waren sie noch am Anfang der Übung.
    Während die probati Liegestütze machten führte Licinus das nächste Kommando ein.
    "Desweiteren gibt es den Befehl kehrt zu machen: "Retro!"
    Einfach den rechten Fuß über Kreuz hinter den linken setzen und über die rechte Schulter drehen.
    Alle fertig?! Dann amchen wir jetzt weiter!


    "Ad sinistram!"


    "Ad dextram!"


    "Ad dextram!"


    "Retro!"


    "Ad sinistram!"


    "Retro!"


    Sim-Off:

    Und? Wohin guckt ihr jetzt?

  • Ich staunte nicht schlecht, als Licinus Stimme sich wie ein Donnern über unseren Köpfen entlud. Die Tonlage war es nicht, die mich zusammenzucken ließ, sondern die Gewissheit, absolut nichts falsch gemacht zu haben. Wir hatten seine Befehle doch befolgt und außerdem standen alle falsch. Was natürlich keine Entschuldigung war, aber eine Beruhigung für mich persönlich. Fast musste ich lachen. Nun bekamen wir alle zehn Liegestütze verordnet und vermutlich war es das erste Mal in meiner gesamten Zeit als probatus, dass wir eine Strafe verrichten mussten, an der auch tatsächlich alle Schuld gewesen sind.
    Ich grinste jedoch nicht einmal, denn die Laune des centurio wollte ich lieber nicht herausfordern. Am Ende ließ er mich noch fünf Runden zusätzlich um den campus laufen, wenn er sah, dass ich lachte. So verkniff ich es mir und begab mich sogleich zu Boden, um die Liegestütze zu verrichten. Es waren ja nur zehn und deshalb machte es mir nichts aus, doch auch das wagte ich nicht zu zeigen.


    Wenig später standen wir wieder und versuchten es erneut. "Links, rechts, rechts ...." murmelte ich lautlos, während wir uns drehten und wendeten. Dann, schließlich, verharrten wir und schauten nun - direkt auf Licinus.


    Sim-Off:

    Direkt auf dich, wie beschrieben - hoffe ich. :D

  • Licinus schoss ernsthaft der Gedanke durch den Kopf, dass er hier veralbert werden sollte, denn so wie zuvor alle gemeinsam etwas falsch gemacht hatten, so lief es nun wie am Schnürchen.
    Aber da keien saturnalia waren und er nicht glaubte, dass die probati so etwas außerhalb derselben wagen würden beschränkte er sich darauf weiter böse zu gucken und knurrte nur:


    "Na, es geht doch! Und warum bitte nicht gleich so."
    In einer solchen Stimmlage konnte jedoch keiner eine anständige erklärung geben und so ging er wieder zum normalen Übungstonfall über:


    "Bevor wir jetzt mit dem Marschtraining und den darin vorkommenden Schwenks und sonstigen Kinkerlitzchen anfangen:
    Kann mir einer von euch sagen, was für Probleme uns bei dieser* Formation kommen könnten, würden wir einfach so losmarschieren?"



    Sim-Off:

    *Hinweis: Ihr steht immernoch im Block von ca. 8 x 10 Mann

  • Er knurrte, aber er knurrte mit seiner Zustimmung. Diesmal hatte es also geklappt. "Juppiter sei Dank." dachte ich. "Wer weiß, was er uns aufgehalst hatte, hätten wir schon wieder falsch gestanden." Was nun beim letzten Mal tatsächlich passiert war, wusste trotzdem niemand in Erfahrung zu bringen.


    Nun standen wir und schauten erwartungsvoll auf Licinus. Der schien seine Tonlage zu ändern und führte seine folgenden Worte deutlich wohlwollender aus. Zumindest empfanden wir das als eher wohlwollend.


    Einer meldete sich. Er stand zwei Reihen weiter vor und rechts von mir, deshalb konnte ich erkennen, wer es war. Tacitus, der kleine Streber, der manchmal des Abends in der Therme saß und versuchte, den anderen etwas über Militärtheorie beizubringen. Auch bei mir hatte er es einmal versucht, aber ich hatte damals nach nur fünf Minuten einen Durchfall vorgetäuscht und war auf der Latrine verschwunden. Es war nicht so, dass ich ihn nicht mochte, doch Abends wollte ich manchmal einfach meine Ruhe.
    "Centurio." sagte er. "Ich glaube, würden wir jetzt loslaufen und uns drehen, wir würden uns anrempeln." Natürlich konnte ich seinen Blick nicht erkennen, doch ich glaube, nun schaute er mit verbissener Miene auf Licinus.

  • Licinus musste ein klein wenig schmunzeln: eine solche Drehung bei vollem Marsch? Da würde es wohl kaum beim Anrempeln bleiben.


    "Anrempeln? Soo, meinst du. Glaub ich nicht." sagte er gedehnt
    "Ich glaube, ihr würdet gnadenlos auf die Schnauze fallen, wenn ihr mit vollem Gepäck eine solch abrupte Wendung versuchen solltet.
    Aber das meinte ich nicht. Stellt euch mal eine normale Straße vor, nicht unbedingt die via appia, sondern eine wie ihr sie auch hier um das castellum herum findet.
    Fällt euch jetzt was auf?"

  • "Auf die Schnauze fallen, ja ...." murmelte Tacitus. Der Wind trug seine Stimme zu mir. "Centurio." er meldete sich wieder, bestimmt. "Manche Gegenden, eine Straße z.B., sind in unserer jetzigen Aufstellung zu eng für solche Manöver."


    Severus, der neben mir stand, kratze sich am Kinn. Denken war nicht unbedingt seine Stärke, dafür Kraft und absolute Treue. Doch das half ihm nun nicht weiter und so sah ich nur, wie er, verstohlen, versuchte, meinen Blick auf sich zu ziehen, um in Erfahrung zu bringen, was ich von der Antwort hielt. Ich jedoch schwieg und schaute nicht nach rechts.

  • "Richtig." bestätigte Licinus, dass der Mann jetzt den Punkt entdeckt hatte, auf den er hinauswollte.
    "Lasst euch eines gesagt sein, ein Soldat, der durch den Straßengraben marschieren muss fällt zurück, verdreckt und ist am Ende des Marschtages nur noch müder als seine Kameraden. Und das wollen wir doch alle nicht."
    Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen fügte er in Gedanken hinzu.


    "Daher gibt es neben der normalen Aufstellung noch die Marschkolonne, das agmen.
    Auf den Befehl "ad agmen" bildet ihr aus der normalen Formation das agmen. Dazu marschieren die rechten vier Reihen an vor und setzen sich vor die benachbarten vier. Die linken beiden Reihen machen kehrt und ordnen sich hinten neu ein.*
    Alles klar?!"


    "Aaaad agmen!" kommandierte er und trat dann bei Seite, damit sich die linken Reihen vor ihre Kameraden stellen konnten.
    Im Marschfall hätte er als centurio am linken Rand gestanden und die Männer selbst in die Formation geführt, diesesmal blieb er jedoch lieber Abseits um den überblick zu behalten.


    Sim-Off:

    * siehe Bild unten

  • Noch immer konnte ich nicht sehen, was Tacitus tat. Aber jetzt strahlte er, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen.
    Auch Severus hatte einen Geistesblitz, denn er zuckte mit dem Kinn leicht nach oben und ließ ein leises "Ah." verlauten.


    Ich scharrte kurz mit meiner Sandale durch den Sand, ein, zwei Sekunden lang, dann war ich wieder aufmerksam. "Ad agmen also." dachte ich und freute mich über meine Position. Die rechten vier Reihen nach vorn, die linken zwei nach hinten. Das hieß, ich konnte einfach stehenbleiben und schauen, was um mich herum geschah.
    Das dafür tat ich sehr aufmerksam.

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