Der verfluchte Gestank war heute kaum auszuhalten. Rom war ein Pestbeutel am steifen Bein eines Veteranen. Eine Stinkmorchel am schmuddeligen Tiberfluss. Titus genoss jeden Tag, den er außerhalb der Stadt verbrachte. Heute war ihm das allerdings nicht vergönnt. Heute stand er auf dem Verkaufspodest mitten in der Stadt, wo die Luft stand und der Geruch von Ausdünstungen sich mit dem Duft vom Schmodder in der Gosse vermischten. Dazu die Hitze, die jeden gar kochte, der ohne Behutung da kreuchte und fleuchte. Titus war froh, dass er einen Turban trug.
"Verehrtes Publikum, hoch geschätzte Interessenten..." fuhr er fort. Seine Handlanger schoben gerade einen verkauften Numidier von der Bühne. "Was ich euch nun zu bieten habe, ist ein Schmuckstück sondergleichen. Siebzehn Sommer hat diese Sklavin gesehen", sagte Titus und deutete auf das Mädchen, welches Maechticus soeben vor sich her gehen ließ. Sie war nur leicht gebunden, da man auf der Reise hierher hatte feststellen können, dass sie eher kooperativ als aufsässig war. Dieser Tage etwas Seltenes. "Spielt die Kithara und hat flinke Hände - nicht nur beim Schreiben, wenn ihr versteht!" Ein einstudiertes Zwinkern in die Runde. "Sie spricht fließend Latein und Germanisch, aber jetzt kommt's: Sie ist weder Römer noch Germane! Bietet, meine Freunde! Bietet, und holt euch ein Stück Mystik ins Haus. Wir steigen mit sechshundert ein."
Angebot zeitlich befristet bis zum Sonntag, 18:45:00 Uhr. Nur solange der Vorrat reicht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.